zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen [ Seite 109 ] zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

III.

Die Schweriner Zinngießer

bis 1800.



von

Geh. Archivrat Dr. H. Grotefend = Schwerin



Vignette
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen [ Seite 110 ] zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen [ Seite 111 ] zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

W ilhelm Stieda hat im 53. Bande dieser Jahrbücher als Einleitung zu seiner Arbeit über das Amt der Zinngießer zu Rostock sich über die Entwicklung dieses Gewerbebetriebes so eingehend geäußert, daß ich hierüber völlig hinweggehen kann. Auch die Zugehörigkeit der Zinngießer der einzelnen Städte Mecklenburgs zu den Ämtern der größeren Städte ist dort (S. 151) erwähnt. Von Schwerin heißt es: "So werden die Schweriner Zinngießer ursprünglich nach Wismar, später nach Lübeck gewiesen, und noch im Jahre 1814 regelte eine herzogliche Verordnung die Zugehörigkeit der kleineren Landstädte zu den Zinngießerämtern in Güstrow, Schwerin usw."

Aber im 16. und auch noch im 17. Jahrhundert war Schwerin selber noch eine kleine Stadt, zählte sie doch 1694 in der Alt= und Vorstadt nur 166 Bürger, und selbst noch 1764 kaum 3300 Einwohner. Die großen Brände von 1531 und 1558 hatten zudem mit dem Wohlstande der Bürger sehr aufgeräumt. Kaum hatten sie sich wirtschaftlich erholt, so brachen die schweren Drangsale des 30jährigen Krieges über die Stadt herein, und was damals überblieb an irdischem Gut, das zehrte zum großen Teil der verheerende Brand von 1651 auf.

So kann es uns nicht Wunder nehmen, wenn wir erst spät von Zinngießern in Schwerin hören, und wenn die ältesten uns erhaltenen Nachrichten von Krieg und Kriegsgefahr sprechen. Am 6. März 1628 hat Berend Timmermann, Zinngießer, der Stadt Schwerin gegen einen Schuldschein 50 Mark lübisch geliehen zu "Abwendung dieser Stadt höchster Gefahr, angedrohter gewaltsamlicher Einquartierung und Ausplünderung". In einem später wegen der Rückforderung dieses Darlehns sich erhebenden Streite lernen wir, daß es sich um eine größere Summe an Kriegs=Kontribution handelte, die durch freiwillige Darlehen der wohlhabenden Bürger zusammengebracht wurde. Hierzu hatte Timmermann 50 Mark beigetragen, und ebensoviel ein Markus Polemann, wie wir später

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 112 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

sehen werden, ebenfalls ein Zinngießer. 1638 waren Berend Timmermann und seine Frau "Alters wegen" gestorben. Ihre Söhne Berend und Gerdt Timmermann klagten am 27. Dezember dieses Jahres, sie hätten der Kriegesnot wegen vor etwa Jahresfrist ihr Zinn, verarbeitet wie in Platten, nach Wismar flüchten müssen, in der Hoffnung, es von da nach Lübeck zum Verkauf zu bringen. Sie bitten um herzogliche Fürsprache nach Wismar, da man dort Schwierigkeiten mache, es ihnen auszuliefern. Auf Grund des Stapelrechtes wolle man sie zwingen dort - mit großem Schaden - das Zinn zu verkaufen. Sie seien beide noch junge Gesellen, die ihrer Zunftprivilegien verlustig gingen, wenn sie nicht bald könnten ihr Handwerk in Schwerin anrichten. Berend Timmermann der jüngere hat denn auch diese Niederlassung als Zinngießermeister bald ins Werk gesetzt. Am 28. Januar 1640 wird er als Bürger in Schwerin aufgenommen. Gerdt hat das Handwerk aufgegeben, er tritt uns 1654 als Brauer entgegen, als er die auf ihn vererbte Schuldforderung des Vaters von 1628 gegen die Stadt mit Erfolg geltend machte. Im April 1668 war der jüngere Berend Timmermann auch bereits verstorben. Es erscheinen bei einer Klage wegen ehrenrühriger Reden gegen ihren verstorbenen Vater Berend und Zacharias Gebrüder, die Timmermannen, seligen Berend Timmermanns nachgelassene Erben. Zacharias tritt uns in späteren Akten als Zinngießer in Glückstadt in Holstein entgegen, ebenso begegnet uns ein dritter Bruder Andreas als Bürger und Gewürzkrämer in Lübeck. Berend Timmermann der dritte aber läßt sich 22. Juni 1670 als Bürger in Schwerin nieder. Er erscheint im Jahre 1678 als "Gevollmächtigter" der Schweriner Zinngießer in Lübeck (Jahrb. LIII, S. 176). 1687 ist er Ältermann der Zunft. Er wohnt auf der Neustadt "bei der Grove", also nahe der Altstadt, in der jetzt Fischerstraße genannten Straße, parallel dem Stadtgraben der Altstadt. Wirtschaftlich scheint es ihm nicht zum allerbesten gegangen zu sein. Er erscheint - schon wenigstens seit 1682 - neben seinem Zinngießerhandwerk als Hake, also als Krämer, und bezieht in beiden Eigenschaften die verschiedenen Märkte der Umgegend, so weit sie ihm die Zunftbestimmungen gestalteten (Jahrb. LIII, 137 f.). Trotzdem war er schon 1687 in großer Geldklemme, und bereits im Folgejahre brach der förmliche Konkurs aus, der den Gläubigern eine große Enttäuschung bereitete, besonders, da das Hauptwertobjekt der Masse, das Wohnhaus, im Jahre 1691

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 113 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

bei einem großen Brande auf der Schelfe zu Asche wurde. Berend und seine zweite Frau, Ilsa Margarete Schumacher, die er erst am 30. August 1687 geheiratet hatte, gingen, den Akten nach, als arme Leute aus dem Verfahren hervor. Da sie keine Kinder hatten, wie in den Akten ausdrücklich hervorgehoben wird, traf sie das Unglück nicht so schwer. Ihr werden wir später noch einmal begegnen.

Was sind nun für Werke von diesen 3 Berend Timmermann erhalten? Schlie's Denkmälerwerk, die Hauptquelle für die uns erhaltenen Zinngießerarbeiten, gibt eine Anzahl an. Dem ältesten Berend T. wäre nur eins zuzuweisen, die bei Zapel gefundene Schale (III, 369). Schlie gibt als Meisterzeichen ein liegendes Dreieck, durch dessen Grundlinie ein Vertikalstrich geht, darum die Buchstaben DTM . Statt des D ist sicher ein B zu lesen. Als Stadtzeichen dient ein gleichschenkliges Kreuz, das Stadtzeichen Schwerins, wie wir sehen werden, in dessen unteren Winkeln je ein kleines Kreuz angebracht ist. Da kein Jahr der Anfertigung dieser Schale zu ermitteln ist, sind wir berechtigt, sie dem ältesten Berend T. zuzuweisen, da die den beiden Nachkommen zugehörigen Werke abweichende Zeichen tragen. Dem mittleren Berend T. (1640-1668) gehören an zwei Leuchter in Lübtheen von 1642 (III, 147). Sie zeigen die Stempel in hochstehenden Ovalen, das Stadtzeichen mit einem Perlenstabe als Einfassung, in den unteren Winkeln des Kreuzes die Zahlen 4-0 aufweisend. Das Meisterzeichen zeigt die Buchstaben BTM neben bezw. über einer Hausmarke Inschrift . Die zeitlich darauf folgende Arbeit ist ein Leuchter zu Kraak aus dem Jahre 1643. Er zeigt dieselben Zeichen, das BTM , die Hausmarke und die Zahlen 4-0 neben dem Kreuz, aber beide Stempel sind in kreisrunder Form. Zeitlich folgt diesem Leuchter dann der jetzt im Schweriner Museum befindliche Willkomm der Schweriner Hutmacher von 1653 (II, 628, auch abgebildet). Schlie's Wiedergabe der Stempel ist mangelhaft, er gibt nur die Hausmarke und die Buchstaben B-M , ohne das T über der Hausmarke zu berücksichtigen. Die Zahlen neben dem Kreuz scheinen auch verputzt zu sein. Schlie gibt Inschrift wieder, das jedenfalls die 40 darstellen soll. Die letzte bekannte Arbeit dieses mittleren Berend T. ist ein Leuchter in Kraak von 1655 (III, 25). Hausmarke und Buchstaben sind wie bei den Leuchtern von 1643, aber die Zahlen 4-0 neben dem Kreuze fehlen. Die Zeit der Schenkung nötigt uns aber zur Zuweisung des Leuchters zu den Arbeiten des mittleren Berend T.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 114 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Von dem jüngsten Berend T. sind uns 2 Arbeiten erhalten; zuerst ein Leuchter in Kladow, wie Schlie sagt: oben mit kelchartigem Umfang, aus dem Jahre 1673. In der Wiedergabe des Meisterzeichens hat Schlie insofern geirrt, als er das oben stehende T der Buchstaben BTM für ein Kreuz ansah, das er mit der bekannten Hausmarke in Verbindung brachte. Rechts und links vom Fuße der Hausmarke stehen die Zahlen 7-0, das Jahr der Meistergewinnung 1670 andeutend. Das Stadtzeichen ist ein einfaches gleichschenkliges Kreuz, das an den Spitzen sich leicht verdickt. Die zweite Arbeit Timmermanns ist ein Kelch zu Picher von 1683. Das Stadtzeichen ein Kreuz (freistehend), das Meisterzeichen hat keine Zahlen, sondern nur die Hausmarke und die Buchstaben. Schlie las fälschlich statt des B ein R und ließ das T ebenso wie bei dem Kladower Leuchter auf der oberen Linie der Hausmarke aufsitzen.

Die Akten über den Konkurs des jüngsten Berend T. enthalten einige Abdrücke seines Petschafts. Der Schild hat ein Schildeshaupt, in dem zwischen je einem Sterne eine Henkelkanne steht, in dem unteren Felde ist eine Hausmarke, aber etwas abweichend von dem bei Schlie und umstehend wiedergegebenen Meisterzeichen. Der Helm trägt als Zier eine Kanne, daneben stehen die Buchstaben B-T .

Wir haben bei Berend Timmermann dem Ältern bereits erwähnt, daß 1628 mit ihm auch ein Marcus Polemann der Stadt Schwerin mit 50 Mark lübisch zu Hilfe kam. Wir wissen weiter nichts von ihm, auch nicht, ob er mit dem Marx Polemann identisch ist, der am 27. August 1605 seine Frau begraben ließ (Glockenregister im Archiv), oder ob dieser etwa sein Vater war; wir müssen ihn aber für den Vater des Marcus Polemann halten, der am 12. Oktober 1649 Bürger wurde, und der 1678, wo der jüngste Berend Timmermann als Gevollmächtigter erscheint, als Ältermann der Schweriner Zunft auftrat (Jahrb. LIII, 176). 1687, als Berend T. Ältermann ist, hatte er wohl schon das Zeitliche gesegnet. Werke von ihm sind nicht bekannt.

Der mittlere Timmermann und der jüngere Polemann führen nun in den Akten des Archivs einen erbitterten Nahrungskampf gegen Hans Oldenburg. Dieser, gelernter Zinngießer und 1651 Musketier in Dömitz, dann Zinngießer in Dannenberg, war in die Heimat nach Schwerin zurückgekehrt und wohnte 1654 auf der Schelfe (der Neustadt Schwerin), wo er

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 115 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

schon seit wenigstens 1653 sein Handwerk unter fürstlichem Schutze ausübte, während er zugleich - wenn auch erst etwas später - in der Altstadt Schwerin das Amt eines Domküsters innehatte. Die Beschwerde der Amtsmeister gipfelte darin, daß Oldenburg "einen eigenen Stempel" gebrauche, "welchen er wider alle ehrliche Handwerker=Gewohnheit abwechselt, denn er bald Euer Fürstl. Durchlaucht Zeichen und Wappen (als caput Bucephali), bald eines hiesigen Raths Zeichen (als signum crucis) nebenst seinem Namen auf sein Machwerk schlägt." Der abgezeichnete Werkstempel zeigt H O B um eine Hausmarke Inschrift gruppiert. Haus Oldenburg behauptete, es habe vor Zeiten auf der Schelfe ein fürstlicherseits privilegierter Freikannengießer gewohnt, Heinrich Sültemann, der "schon vor Jahren diesen Ort verlassen". Auch machte er geltend, daß kurz vor 1650 erst ein Adam Moller gestorben sei, der lange Jahre hindurch Zinnlöffel und dergleichen angefertigt habe. Es gelang ihm, ein fürstliches Privileg als Freimeister vom 9. Oktober 1654 zu erwirken. Aber 1667 und 1668 entbrennt der Streit aufs neue. Da erklärt Oldenburg, daß er den Büffelskopf nicht mehr gebrauche, läge daran, daß er seine Wohnung von der Schelfe nach der Stadt verlegt habe. Oldenburg wird zwar bei seinem Privileg belassen, ihm aber aufgegeben, fortan auf alle Arbeiten die Jahreszahl mitzustempeln. Weiteres über Oldenburg ist nicht bekannt. Arbeiten haben sich nicht erhalten.

Inzwischen hatten sich die Schweriner Zunftmeister um einen vermehrt: Rupert Simerling, in Abkürzung des Vornamens meist Röpke Simerling, ja auch Zimmerling genannt. Er stammte aus Bremen und gewann am 9. November 1655 als Zinngießergesell das Bürgerrecht, worauf er am 27. November 1655 Anna Maria Timmermann, wohl eine Tochter des ältesten Berend T. heiratete. 1 ) 1678 tritt er uns als Gevollmächtigter der Schweriner Zunft entgegen (Jahrb. LIII, 176). Seine letzte sicher zu datierende Arbeit ist von 1681.

Schlie gibt zwei Zeichen von ihm wieder, das ältere eine Zusammenschiebung der Buchstaben S L , das jüngere, seit 1672 gebraucht, die Hinzufügung des R oder wenigstens des unteren


1) Daß das Heiraten von Meisterswitwen und Meisterstöchtern, das wir öfter beobachten können, auf Zunftbestimmungen beruht, ist schon im Jahrb. LIII, S. 138, 147 und 161 gezeigt. S. 177 sagt es § 2 in Nr. 9 mit klaren Worten: "Er soll aber nach altem löblichen Gebrauch, so anno 1500 geschlossen, eine Witwe oder Meisterstochter freien, damit nicht die Witwen und Amtskinder verstoßen werden."
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 116 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Schwanzes dieses Buchstabens verkehrt an der Vorderseite. Dann erscheint 1687 das ältere Zeichen einmal wieder. Wenn ich eine Erklärung dieses Wechsels versuchen darf, so ist es die, daß bis zur Geburt des Sohnes Friedrich Lorenz, von dem noch die Rede sein wird, dem Meister das SL (Simerling) genügte, daß er dann der Genauigkeit wegen den Vornamen R(upert) hinzusetzte, während die Witwe, die nach dem Tode das Geschäft fortsetzte, wieder auf das einfache SL zurückgriff. Dann wäre er vor 1687 gestorben, wogegen nichts spricht.

Das ältere Zeichen S L ineinandergeschoben erscheint zuerst 1657 an der im Museum zu Schwerin aufbewahrten Kanne der Schweriner Hutmacherzunft (II, 628, auch abgebildet). Schlie las S I , aber entschieden irrig. Die Zeichen stehen hier in einem verzierten Doppelkreise.

Anders bei der zeitlich darauf folgenden Arbeit, einem Kelch in Neustadt von 1658 (III, 285). Hier erscheint das Kreuz des Stadtzeichens in der Art der Weihekreuze stark geschweift. Das S L ist ganz zweifellos. Nach langer Pause erscheint die nächste Arbeit erst aus dem Jahre 1672. Hier ist der Schwanz des R bereits vorn an den S =Bogen herangetreten, so daß nunmehr das Monogramm ganz deutlich als R S L zu lesen ist. Es sind zwei Leuchter in Goldenstädt, der eine von 1672, der andere von 1677 (II, 671), die dieses Monogramm aufweisen, und ebenso ein Leuchter in dem benachbarten Sülte ohne Jahresangabe (II, 672), sowie ein Kelch zu Wamckow ohne Jahr (IV, 181). Als letztes Werk schließt sich diesem noch an ein Kelch zu Parum bei Wittenburg aus dem Jahre 1681 (III, 78), an dem allerdings Schlie das Monogramm A S L las. Bei dem Sülter Leuchter hatte er das Monogramm L S R aufgelöst.

Zum Schluß ist noch der Kraaker Leuchter von 1687 mit dem Monogramm S L anzuführen. Zum Unterschied von den älteren Arbeiten Simerlings, die Meisterzeichen und Stadtzeichen im Kreise wiedergeben, stehen beide in einem hochstehenden Oval mit einem Rande von Punkten umgeben. Ich möchte, wie schon gesagt, das Zeichen der Witwe Anna Maria Simerling, geb. Timmermann, darin erblicken, die zugunsten ihres heranwachsenden Sohnes Friedrich Lorenz Simerling, geb. 31. Juli 1672, das Geschäft des verstorbenen Mannes weiterführte. 2 )


2) ) Das gestattete schon die Rostocker Zinngießerrolle von 1482 bei dem Vorhandensein eines Sohnes. Vgl. Jahrb. LIII, S. 165, § 8.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 117 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Im Jahre 1697 erscheint die Witwe noch als erste bei einer Bittschrift der Schweriner Amtsmeister. Am 29. August 1699 wurde ihr Sohn Friedrich Lorenz Simerling Bürger, am 19. September 1699 verheiratete er sich mit Margarete Elisabeth Schultz, die noch 1741 in der Königstraße als Witwe wohnte.

Die diesem Simerling zuzuweisenden Arbeiten teilen sich in 3 Gruppen, wenn man den Schlie'schen Angaben genügend trauen kann. Die größte Gruppe zeigt die Stempel im Kreise, den Meisterstempel mit den Buchstaben F L S über, und den Zahlen 99 unter einem in der Mitte stehenden Stern. Den Stern gibt Schlie meist als SechsstrahIig, doch auch als fünfstrahlig wieder, er hat offenbar bei der Besichtigung diesem Umstande keine Wichtigkeit beigemessen.

Dieser Gruppe sind nun zuzuzählen: Leuchter von Sülte (II, 672); von Sukow (III, 339); von Goldenstädt (von 1705; II, 671); 3 Leuchter von Ruest (von 1702, 1703 und 1725; IV, 378); 2 Leuchter von Marsow (wo Schlie 1663 las; III, 93); 2 Leuchter von Hohen=Viecheln (gestiftet 1841, also wohl alt gekauft, von Schlie als C.L.S. gelesen; II, 294); ein Krankenkelch von Demen (III, 347). Eine zweite Gruppe hat die Zeichen wie die erste, aber rechts und links neben dem Stern finden sich Zutaten, einmal Punkte bei zwei Leuchtern in Kirch Jesar (in, 19), einmal Sterne bei zwei Leuchtern von Wessin (III, 362), einmal Blümchen bei zwei Leuchtern von Dabel (IV, 174). Leider sind alle diese 6 Stücke nicht zu datieren. Ob die Zutaten ähnlichen Ursachen ihr Dasein verdanken, wie die im Jahrbuch LIII, S. 162 geschilderten Stempelveränderungen Rostocker Zinngießer, also Rügen seitens der Zunft? Möglich wäre es ja auch, daß sie der Zeit entstammten, da die Witwe das Geschäft des Mannes weiterführte. Wie es sich endlich mit der nur aus einem Stück bestehenden dritten Gruppe verhält, ist ebenso unklar. Es ist das ein Leuchter aus Lübtheen vom Jahre 1703. Er zeigt (nach Schlie) hochstehende ovale Stempel, das Kreuz mit einem Perlenrande umgeben, unter den Buchstaben F L S und dem Sechsstrahligen Stern die Zahlen 96. Das letztere ist jedenfalls irrige Lesung (III, 147).

Das Aktenstück vom Jahre 1697, das Anna Maria Simerling als erste Meisterswitwe nannte, führte als dritten Amtsmeister Caspar Mewes auf. Er war nicht in Schwerin, sondern in Parchim ansässig, wo er 1696 und 1701 aktenmäßig zu belegen ist.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 118 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Im gleichen Jahre mit dem jüngeren Simerling, einige Monate früher, hatte sich ein Paul Pletzky aus Oldenburg (wohl in Holstein) gebürtig, als Zinngießermeister in Schwerin niedergelassen, 27 Jahre alt. Am 28. April 1699 wurde er als Bürger aufgenommen und am 16. Mai 1699 heiratete er Ilse Margarete geborene Schumacher, die Witwe des jüngsten Berend Timmermann, die ihm zur Meisterschaft verhalf. Pletzkys Werkzeichen ist von Schlie (IV, 147) wiedergegeben. In der Mitte ist ein mit einer Hausmarke verbundenes großes P, neben dem rechts und links die Buchstaben P - I stehen, darunter die Zahl 1699. Es sind zwei Leuchter in der St. Jürgen=Kapelle zu Sternberg, beide aus dem Jahre von Pletzkys Meisterschaftsgewinnung, die dieses Zeichen tragen. Dieses sind anscheinend die einzigen Arbeiten Pletzkys, die sich erhalten haben, er ist schon früh - aber erst nach 1714 - von dem Zinngießerhandwerk zur Kaufmannschaft übergegangen und starb als Kaufmann im Jahre 1752. Sein Name hat sich noch lange in dem Namen eines alten Befestigungsturmes, des Plötzenturmes in der Engen Straße erhalten, der einst zu seinem Besitztume gehörte. (Vergl. Fromm, Chronik von Schwerin, S. 278, 281).

Pletzkys Niederlassung hatte in kurzer Frist eine weitere Meisterschaft zur Folge. Am 7. April 1705 wurde der 29 Jahre alte Joachim Lemff aus Lübeck Bürger und heiratete am 1. Mai 1705 die Schwester Pletzkys, Maria Magdalena Pletzky. Lemffs Werkzeichen, die kursiven Buchstaben J L über einem fliegenden Adler und der Jahreszahl 1705 findet sich bei Schlie II, 671 an einem Leuchter von 1715 zu Goldenstädt und III, 337 an einer Patene zur Krankenkommunion zu Pinnow. Wenn es richtig ist, daß - wie Schlie es angibt - das Stadtzeichen dieser Patene in den Kreuzeswinkeln die Jahreszahl 1765 enthält, ebenso wie der dazugehörige Kelch aus dem Jahre 1777, so kann das nur auf eine nochmalige Überarbeitung nach 1765, oder auf einen Erwerb nach dieser Zeit aus dritter - Zinngießers - Hand schließen lassen. Diese Angabe der Jahreszahl 1765 auf dem Stadtzeichen läßt voraussetzen, daß man damals Bestimmungen über den Feingehalt des Zinns traf, die den Zusatz dieses Stempels bei den der Neuordnung gemäßen Arbeiten verlangten.

Im Domkirchenbuch erscheint Lemff zuletzt im Jahre 1721. Im Jahre 1725 heiratete, wie wir sehen werden, seine Witwe wieder.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 119 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

In das Jahr 1721 fällt die nächste Meistergewinnung. Jacob Heinrich Schumacher, von der Schelfe gebürtig, gewann am l. Dezember 1721 das Bürgerrecht, nachdem er bereits am 20. November 1721 Katharine Elisabeth Klatt geheiratet hatte, die am 24. Februar 1750 starb. Er war bei der Bürgergewinnung 24 Jahre alt, es kann uns also nicht wunder nehmen, wenn das Häuserverzeichnis von 1768 ihn noch als "vor der Schelfe" (also auf Domkapitelgebiet) wohnend aufführt, und wenn wir aus dem Domkirchenbuch lernen, daß er am 17. Mai 1777, 79 1/2 Jahre alt, verstarb.

Schlie gibt einige Werke von ihm an, das älteste, gezeichnet mit I H S über einer Sechsblättrigen Rose, darunter 1721, die übrigen mit I H S und der Marke des englischen Zinns. Das älteste Werk Schumachers sind zwei Leuchter von 1736 in Tramm (Schlie III, 374). Die übrigen sind: zwei große Leuchter in Klink von 1739 (V, 390); 2 Leuchter in Melz von 1747 (V, 565): eine Kanne in Alt Karin von 1752 (III, 539) und Kelch und Patene in Demen von 1761 (III, 347). Daß Schlie bei diesen Stücken die Meisterbuchstaben mit J H S statt I H S , wie sonst, wiedergibt, ist wohl nur eine Ungenauigkeit. Drei Söhne Schumachers folgten ihm im Handwerk nach: Joachim Georg Heinrich Schumacher, getauft am 24. Oktober 1724, Conrad Baltasar Schumacher, getauft am 4. Juli 1734, und Christian Andreas Schumacher, geboren am 29. Mai 1744, der es aber nur zum Gesellen bringen konnte. Ersterer heiratete, noch als Gesell, 6. Mai 1765 zu Uelitz Dorothea Charlotte Elisabeth Clasen und wohnte mit ihr auf der Schelfe. Wie lange, das war nicht festzustellen. Conrad Baltasar war zweimal verheiratet (beide Male anscheinend auswärts getraut, da der Familienname der beiden Frauen, die Schwestern waren, Paplowitz, hier gänzlich unbekannt ist). Er wohnte in des Vaters Hause in der Altstadt, ließ aber 1768 am 13. August einen Sohn in der Schelfkirche taufen, da die Domprediger ihn wegen seiner zweiten Heirat vom Abendmahle zurückgewiesen hatten. 1774 war aber der Frieden mit der Domgeistlichkeit wiederhergestellt und Schumacher ließ wieder in der Altstadt taufen. Am 2. Mai 1779, nur zwei Jahre nach dem bejahrten Vater, wurde Conrad Baltasar Schumacher beerdigt. Seine Witwe, Sophia Hedwig, geb. Paplowitz, heiratete am 16. Juni 1780 Johann Christian Kiepke von hier, der, 1750 am 8. März in der Domkirche getauft, noch im Jahre 1819 in der 3. Wasserstraße

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 120 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

(jetzt Lützowstraße) auf der Schelfe wohnt, wo er schon am 26. Mai 1780 das Bürgerrecht erworben hatte. Er hatte sich inzwischen, nachdem seine Frau 1784 im Februar gestorben war, am 3. August 1785 in zweiter Ehe mit der 1766 am 2. April im Dom getauften Christine Marie Sophie Ridder vermählt. Kiepke starb am 27. Oktober 1820. Die Witwe hat anscheinend nur kurze Zeit das Geschäft fortgeführt.

Weder von den beiden jüngeren Schumachers noch von Kiepke sind Werke nachzuweisen.

Der nächstfolgende Meister nach dem älteren Schumacher heiratete wieder eine Meisterswitwe. 1725 am 10. April wird Conrad Friedrich Beusmann, aus Verden an der Aller gebürtig, im 23. Lebensjahre Bürger und am 17. April 1725 heiratete er die sicher bedeutend ältere Witwe Joachim Lemffs, Maria Magdalena Pletzky. Sein Werkzeichen ist 17 C F B 25 oben im HaIbkreise verteilt und darunter ein Pelikan, der sich Brustfedern ausrupft. So ist es auf einem kleineren Zinnteller in Tramm (Schlie III, 374), und auf zwei Altarleuchtern in Toddin (III, 8). Die Marke des Englischen Zinns und die Buchstaben C F B und 1725 zeigen zwei Leuchter in Schlön von 1729 (V, 361). Beusmann wohnte am Markte bis etwa 1745. Er war zuletzt sehr verarmt und dem Schwager und Amtsgenossen Pletzky verschuldet, was noch seine Witwe, die erst 1757 starb, und seinen Sohn in Prozesse verwickelte. Bis zur selbständigen Niederlassung des Sohnes (1749) hatte die Witwe das Geschäft des Mannes weitergeführt, dann hatte der Sohn sie zu sich genommen.

Fünf Jahre nach Beusmaun ließ sich Christian Gottlieb Pohlmann als Meister nieder. Er war aus Wismar gebürtig und wurde am 15. April 1730 Bürger der Altstadt und heiratete am 14. November 1730 Anna Dorothea Viereck, die im Jahre 1749 wieder verstarb.

Am 20. April 1751 heiratete er zum zweiten Male, und zwar eine Witwe Marie Elisabeth Krasemann, geb. Geller. Es war die Witwe des Buchbinders Balthasar Daniel Krasemann, der im November 1748 gestorben war.

Pohlmanns Werkzeichen war ein Ritter mit gezücktem Schwerte, daneben die Jahreszahl 17-30, darüber im Halbkreise die Buchstaben C G P M . So findet es sich bei Schlie (II, 681) auf drei hohen Altarleuchtern in Stralendorf von 1756, und ebenso auf einem Altarleuchter in Sukow (bei Crivitz) von 1766, wo das Stadtzeichen wieder mit den Jahreszahlen 1765 in den

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 121 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Winkeln erscheint. Daß Schlie (II, 594) einen Zinnteller in der Schloßkirche mit den Buchstaben C G D N , der Jahreszahl 1730 und dem Ritter gezeichnet sein läßt, ist wohl auf eine flüchtige Lesung zurückzuführen.

Pohlmann, der 1741 zur Miete in einem Hause auf Kapitelsgebiet wohnte, besaß 1749 ein Haus in der Mühlenstraße (jetzt Schloßstraße), und 1763 ein Haus in der Schmiedestraße. Im Juli 1766 ist er gestorben. Seit 1773 erscheint eine Zinngießerwitwe Pohlmann unter den Bittstellerinnen bei Herzog Friedrich. 1778 wird ihr Aufenthalt in Krasemanns Hause auf dem kleinen Moor angegeben. Erst am 4. Januar 1779 wurde sie beerdigt. Ihr Sohn erster Ehe Joachim Friedrich Krasemann, getauft 17. April 1746, heiratete am 22. Oktober 1771 Magdalene Dorothea Becker und machte sich hier als Zinngießer ansässig. 1780 erhielt er das Hofprädikat. Nach dem Tode seiner Frau heiratete er am 20. Oktober 1783 eine Stralsunderin, Dorothea Steumann, die jedoch am 28. August 1791 wieder verstarb. Er selber starb am 9. November 1802.

Im Jahre 1781 hatte seine Heirat eine weitere nach sich gezogen. Joachim Friedrich Gottlieb Pohlmann, der schon 1780 im Oktober bei einem Sohne Krasemanns Taufzeuge gewesen war, heiratete (als Zinngießer in Wismar, woher er auch wohl stammte) am 20. Februar 1781 in der Domkirche eine Anna Magdalene Dorothea Becker, Tochter des Tischlers Christoph Becker, jedenfalls eine Verwandte (Nichte) der beinahe gleichnamigen Frau Krasemanns. Schon 1786 muß Pohlmann von Wismar nach Schwerin übergesiedelt sein. Doch hat er es nicht zu hohem Alter gebracht, bereits am 30. Mai 1791 erlag er im 37. Jahre der Auszehrung. Seine Witwe heiratete bereits am 29. November 1791 wieder den aus Mirow im Strelitzschen stammenden Zinngießer Johann Heinrich Christoph Drebing, der, zuerst in der Altstadt wohnend, dann 1804 auf die Schelfe (Spieltorstraße) übersiedelnd, der Stammvater der ausgebreiteten Zinngießer=Familie Drebing wurde, von der noch heute Nachkommen in Schwerin ansässig sind.

Im Jahre 1737 machte der Sohn des Joachim Lemff, namens Johann Friedrich Lemff (geboren 22. September 1711) sein Meisterstück. Sein Werkzeichen, I F L 1737 und dazwischen einen fliegenden Vogel (Taube) enthaltend, gibt das Jahr 1737 als Jahr der Meistergewinnung an. Bürger wurde Lemff erst am 13. Mai 1738, nachdem er bereits am 21. Februar 1738 Anna Christine Beusmann geheiratet hatte,

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 122 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

wohl die Schwester seines Stiefvaters C. F. Beusmann. Werke von ihm sind bei Schlie II, 665 (3 Altarleuchter zu Consrade von 1744), III, 344 (zwei Leuchter zu Vorbeck von 1741) verzeichnet. An erstgenannter Stelle hat Schlie fälschlich L . F . L gelesen. Über seinen Namen konnte man in Schwerin nicht recht ins Klare kommen, trotzdem schon sein Vater hier ansässig gewesen war. Im Bürgerbuche war er ursprünglich als Lemme eingetragen, dieses ist aber in Lemcke verschlimmbessert und so blieb sein Name von Bestand. Während er im Domkirchenbuch bei seiner Trauung als Lemff verzeichnet war, starb er nach den Registern der gleichen Gemeinde als Zinngießer Lemcke und wurde als solcher am 27. Juni 1755 beerdigt. Zum Besitze eines eigenen Hauses hatte er es nicht gebracht.

Im Jahre 1744, am 20. Oktober, heiratete der Zinngießer Georg Andreas Schütt die Jungfrau Leonore Dorothea Kohlhase. Damit tritt uns der Zinngießer entgegen, dem der Leuchter von 1751 in Tramm zuzuschreiben ist, den Schlie III, 374 erwähnt. Das Wertzeichen ist ein Schütz mit den Buchstaben darüber: G A S . Am 24. Juni 1753 wurde dem Ehepaare ein Sohn, Georg Gottlieb Schutt, geboren, der im 24. Jahre, am 18. April 1777, sich mit Maria Dorothea Klocksien aus Lübeck vermählte und als Meister in Schwerin niederließ. Sein Werkzeichen findet sich bei Schlie III, 337 (Krankenkelch in Pinnow): Ein Anker, neben dem oben die die Jahreszahl 17-77, unter dem die Buchstaben G G S stehen. Schlie las G C S , doch einen so benannten Meister gab es nicht in Schwerin. Auch die zwei Kelche und das Taufbecken zu Pampow mit der Marke des Englischen Zinns und G S 1777 (Schlie II, 678) dürften von ihm herstammen. Der Klocksien folgte nach ihrem 1783 im Kindbett erfolgten Tode als zweite Frau Maria Magdalena Wolff, deren drei Kinder aber nicht am Leben blieben. Schütt wohnte noch 1791 in der Schmiedestraße.

Im Jahre 1749 erwarb der am 13. Juni 1726 getaufte älteste Sohn C. F. Beusmanns, Johann Carl Beusmann, das Bürgerrecht, wenigstens heiratete er am 25. November dieses Jahres Maria Elisabeth Schütz. Wie sein Vater führt auch er den Pelikan im Werkzeichen, darüber die Buchstaben und Zahlen 17 I C B 49 . So müssen wir den bei Schlie III, 369 vorkommenden Stempel zweier Leuchter in Ruthenbeck wohl lesen, nicht 40, wie Schlie es tat. Daß wir auch den bei Schlie III, 19 aufgeführten Leuchter von 1757 zu Kirch=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 123 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Jesar mit der Englisch=Zinn=Marke und " C I B " ihm zuschreiben müssen, und wohl I C B vermuten, wird der auf dem Meisterzeichen vorkommende Pelikan genügend rechtfertigen. Der jüngere Beusmann wohnte 1768 und noch 1785 an der Ecke der Schusterstraße und Engen Straße. Er wurde am 12. Februar 1786 beerdigt. 1788 starb seine Witwe.

Am 17. Januar 1787 heiratete sein am 26. Februar 1754 geborener Sohn Joachim Heinrich Wilhelm Beusmann eine Gadebuscherin, Barbara Maria Elisabeth Holz. Von den mit ihr erzielten drei Söhnen Beusmanns wird 1819 noch Friedrich Johann Samuel Beusmann genannt, damals 30 Jahre und unvermählt bei der Mutter und dem Stiefvater lebend. Seit 1830 selbständig, hatte Friedrich Beusmaun bis zu seinem am 15. Juni 1843 erfolgenden Tode ein eigenes Geschäft in der Engen Straße. Seine Witwe führte es bis 1850 fort. Seit 1858 erscheint der Name H. C. F. Beusmann wieder unter den Schweriner Zinngießern bis zum Jahre 1878. Dem älteren Heinrich Beusmann († 1794) können die bei Schlie IV, 163 angegebenen Werke angehören, oder seinem Enkel, dem H. C. F. Beusmann. Die IV, 551 genannten Leuchter in Granzin von 1864 entstammen sicher dem Geschäfte des letztgenannten.

Heinrich Beusmann starb am 17. Juli 1794 und seine Witwe heiratete am 2. September 1795 Christian Friedrich Capheim aus Neubrandenburg, einen sechs Jahre jüngeren Mann, mit dem sie noch drei weitere Söhne hatte. 1819 lebte von diesen der älteste, Johann Heinrich Gottfried Capheim, geboren 17. Dezember 1795, im Vaterhause in der Schusterstraße, selbst seit kurzer Zeit mit einer Henriette Hasse aus Polzin in Pommern verheiratet. Der Vater Capheim war 1802 nach Krasemanns Tode zum Hofzinngießer ernannt. Der Sohn erbte dann auch dieses Hofprädikat. Der Name Capheim erscheint unter den Zinngießern in Schwerin bis zum Jahre 1848 einschließlich. Damals wird der jüngere Capheim gestorben sein. Seine Witwe erscheint noch im Jahre 1850 im Adreßbuch, 1852 aber schon nicht mehr. Werke eines der beiden Capheims sind nicht bekannt.

Auf den Johann Carl Beusmann, der 1749 sich hier niederließ, folgte 1750 Carl Friedrich Burmeister von hier, der am 23. November 1751 Hochzeit mit Regina Dorothea Kaven machte. Von seinen zahlreichen Söhnen scheint nur der dem

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 124 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Vater gleichnamige, am 6. Dezember 1767 geborene Carl Friedrich Burmeister am Leben geblieben zu sein. Ihn finden wir noch 1819 als unvermählt im elterlichen Hause in der Mühlenstraße (jetzigen Schloßstraße) mit einer Schwester zusammen als Zinngießer wohnhaft. Er starb nach dem Domkirchenbuch am 25. August 1835.

Dem älteren Carl Friedrich Burmeister gehört wohl der Stempel der drei Becher in Stralendorf an, den Schlie II, 681 wiedergibt mit C F B A    SVEN 1750 . Das war ja das Jahr seiner Niederlassung als Meister. Dem jüngeren Carl Friedrich Burmeister müssen dann wohl die Zeichen Inschrift 1815 bei Schlie III, 331 (Taufbecken in Crivitz) und Inschrift mit dem Kreuz und 1814 (Schlie III, 17, Leuchter in Warsow) zugeteilt werden. 3 )

Näher auf die Zinngießer des 19. Jahrhunderts einzugehen, als oben im Zusammenhange mit der älteren Zeit geschehen ist, scheint den erhaltenen Arbeiten gegenüber nicht erforderlich zu sein. Das Zinngießergewerbe des neunzehnten Jahrhunderts trug schon den Keim des Todes in sich, den die veränderten Kulturverhältnisse, vor allem die so ungemein gesteigerte Porzellan= und Fayence=Industrie ihm eingeimpft hatten. Klagt doch schon im Jahre 1820 ein Gnoiener Zinngießer: "Ich widmete mich im Jahre 1795 unglücklicher Weise meinem Gewerbe als Zinngießer. So blühend es in damaligen Zeiten war, so sehr kam es in Verfall durch Einführung der so allgemein beliebten Fayence; denn in keiner Haushaltung bedient man sich anjetzt der Zinnarbeiten, und die Arbeiten, die dem Landmanne noch unentbehrlich sind, kauft er gewöhnlich da, wo er seine Produkte hinbringt, und zwar aus hiesiger Gegend in Rostock. Wie unbedeutend der Absatz von Zinnwaren aber auch dort sein müsse, beweist dies hinreichend, daß seit vielen Jahren nur zwei Zinngießer sich dort befinden, die ebensowenig Gesellen als Lehrlinge halten."


3) Den Stempel mit dem Monogramm C T B (so Schlie III, 339) auf dem Sukower Leuchter von 1764 ihm zuzuschreiben, könnte das Stadtzeichen (gekröntes Kreuz) verleiten. Indessen ist auch der bei (Schlie II, 504 erwähnte Stempel auf Mühleneichsener Leuchtern mit dem gekrönten Kreuz und den Buchstaben I M K von 1755 in Schwerin nicht unterzubringen. Ein Stenogramm C F B mit der Zahl 1787 und dem Stadtstempel von Neustadt findet sich übrigens bei Schlie II, 669 (Leuchter in Mirow bei Schwerin).
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 125 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Wie fast überall, so hat auch in Schwerin das Zinngießergewerbe als Zunft die Mitte des 19. Jahrhunderts kaum überdauert. Im Jahre 1852 löste die Schweriner Zinngießerzunft als solche sich auf. Und wenn auch die Zinngießer sich mit verwandten Gewerbetreibenden: Gelbgießern, Gürtlern, Nadlern, Kupferschmieden zu einer Innung zusammentaten, den Verfall des Handwerks konnte das nicht aufhalten. Auch diese Innung von 1852 ist bereits dahin. Ihre Papiere werden bei der Mecklenburgischen Handwerkskammer aufbewahrt. Dagegen scheinen die Papiere der alten Zunft bei ihrer Auflösung verloren gegangen zu sein, so daß ich ausschließlich auf das Archiv und die vorhandenen Werke bei dieser Ausarbeitung angewiesen war.




Verzeichnis der besprochenen Zinngießer-Meisterstempel.
A S L
B M
B T M
C F B
C F B A
C G D N
C G P M
C I B
C L S
116.
113.
113. 114.
120. 124.
124.
121.
120.
123.
117.

D T M
F L S
G A S
G C S
G G S
G S
H O B
I C B
I F L
113.
117.
122.
122.
122.
122.
115.
122.
121.

I H S
I L
L F L
L R S
P P I
R S L
S I
S L
119.
118.
122.
116.
118.
115. 116.
116.
115. 116.




Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen [ Seite 126 ] zur ersten Seite zur vorherigen Seite
Namen der Zinngießer.
Beusmann, Conrad Friedrich 120.
   -, Friedrich Johann Samuel 123.
   -, Heinrich Conrad Friedrich 123.
   -, Joachim Heinrich Wilhelm 123.
   -, Johann Carl 122.
Burmeister, Carl Friedrich I, 123.
   -, Karl Friedrich II, 124.
Capheim, Christian Friedrich, 123.
    -, Johann Heinrich Gottfried, 123.
Drebing, Johann Heinrich Christoph, 121.
Kiepke, Johann Christian, 119.
Krasemann, Joachim Friedrich, 121.
Lemff, Joachim, 118.
   -, Johann Friedrich (Lemcke), 121.
Mewes, Caspar, 117.
Moller, Adam, 115.
Oldenburg, Hans, 114.
Pletzky, Paul, 118.
Pohlmann, Christian Gottlieb, 120.
   -, Joachim Friedrich Gottlieb, 121.
Polemann, Markus I, 111, 114.
   -, Markus II, 114.
Schumacher, Christin Andreas, 119.
   -, Conrad Baltasar, 119.
   -, Jakob Heinrich, 119.
   -, Joachim Georg Heinrich, 119.
Schütt, Georg Andreas, 122.
   -, Georg Gottlieb, 122.
Simerling, Anna Maria, 116.
   -, Friedrich Lorenz, 117.
   -, Rupert (Röpke), 115.
Sültemann, Heinrich, 115.
Timmermann, Berend I , 111, 113.
   -, Berend II, 112, 113.
   -, Berend III, 112, 114.
   -, Gerdt, 112.
   -, Zacharias, 112.