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Literaturbericht für 1905/06.

Das pommersche Urkundenbuch VI, 1 (Stettin, Niekammer, 1906). bearbeitet von Otto Heinemann, enthält die pommerschen Urkunden von 1321 bis 10. Jan. 1325. Für Mecklenburg ist die Ausbeute an neuen Urkunden nur gering: 1. 1321 März 13, Annahme einer in Wismar und Rostock gültigen Böttcherrolle für Greifswald (Nr. 3477). 2. Nach 1321, Vereinbarung zwischen den Schmiedegewerken zu Lübeck, Rostock, Wismar pp. (Nr. 3565). 3. 1322 Sept. 30, Bestellung des Dekans zu Schwerin zum Konservator des Klosters Usedom (Nr. 3636). 4. 1325 Jan. 2. Papst Johann XXII. beauftragt den Propst von Rühn, den Dekan von Bützow und den Thesaurar von Schwerin, die Städte Pasewalk und Prenzlau zur Erfüllung ihrer Pflichten gegen Heinrich II. von Mecklenburg anzuhalten (Nr. 3810). Außerdem sind zahlreiche Urkunden, die auch das Mecklb. Urkb. VI und VII hat, für das pommersche Urkb. nochmals genau mit den Originalen verglichen, wobei sich in Einzelheiten Abweichungen ergeben haben, die zu beachten sind. Im Mecklb . Urkundenbuch Nr. 4447 ist das Datum statt mit Jan. 11 unrichtig mit Mai 29 und daselbst in Nr. 4517 statt mit Jan. 28 unrichtig mit Febr. 27 aufgelöst.

Vom Urkundenbuch der Stadt Lübeck liegt der 11. Teil mit den Urkunden von 1466-1470 und einem Register über Ortschaften und Personen (Lübeck, Lübcke & Nöhring, 1905) jetzt vollständig vor; die hinzugekommene Schlußlieferung bietet kein mecklenburgisches Material.

In den ältesten Görlitzer Ratsrechnungen bis 1419 im codex dipl. Lus. sup. III, wovon das 1. Heft (Görlitz 1905)

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vorliegt, wird an einigen Stellen (S. 118, 135, 137) die Bewirtung eines ungenannten Herzogs von Mecklenburg erwähnt, der in den Jahren 1388 und 1389 die Stadt passiert hat.

Sehr wichtig ist eine von Friedrich Techen in Wismar besorgte Quellenpublikation: Die Bürgersprachen der Stadt Wismar (Hans. Gesch.=Qu. N. F. III, Leipzig 1906). Die Verordnungen des Rats, die der versammelten Bürgerschaft zuerst mehrmals. Seit 1354 einmal im Jahr zu Himmelfahrt von der Rathauslaube aus verkündet wurden, bilden den Inhalt. Es sind im ganzen 72 Bürgersprachen aus der Zeit vor 1345 (die Zweitälteste und erste datierte von 1345) bis 1610 erhalten, wovon die Mehrzahl (67) im ersten Teil der Ratsmatrikel stehen. Techen hat sich nicht damit begnügt, die Benutzung der Bürgersprachen durch sorgfältige Register zu erleichtern, sondern hat auch den ganzen Inhalt systematisch geordnet und erklärt. So erlangen wir interessante Einblicke in das öffentliche und private Leben der Bürgerschaft.

Die Arbeiten zur Rethraforschung sind von Oesten im Gebiet des Tollense=Sees systematisch fortgesetzt worden (Zeitschr. für Ethnol. 1905, Heft 6). In und bei der Ortschaft Prillwitz haben sich wendische Ansiedelungsspuren nicht gefunden, wohl aber Reste einer Wegebefestigung vom festen Land durch Wiesenterrain nach Prillwitz hinüber, die der Anfang eines Übergangs zum Nonnenhof gewesen sein mag. Zwischen Kietzwerder und Bacherswall kann eine Verbindung durch Damm oder Pfahlbrücke nicht bestanden haben, doch ist eine Fährenverbindung nicht völlig abzuweisen. Auf dem Kietzwerder und am Bacherswall lagerten zahlreiche wendische Kulturreste, aber keine Fundstücke, die auf eine Tempelstätte hindeuten. Vom Wustrower Gebiet weisen Reste einer alten Pfahlbrücke über die Insel Heidensruh nach dem Nonnenhof hinüber, vom Hof Wustrow aus führt eine alte Eichenbrücke in der Richtung auf die Südseite der ehemals größeren Fischerinsel in den See hinein und trägt an ihrem Ende eine verbreiterte Pfahlstellung. Oesten neigt der Ansicht zu, daß hier ein Tor des Rethratempels gestanden hat und der Tempel selbst auf der Fischerinsel zu suchen ist, wo bisher eine ausgedehnte künstliche Holzbefestigung des Bodens und viele wendische Scherben festgestellt wurden. Und auch Professor Beltz meint, daß in topographischer und archäologischer Hinsicht wohl kein Ort so gut zu dem Bericht Thietmars über das wendische Heiligtum paßt als die Fischerinsel. ES ist aber höchst fraglich, ob sich dem Boden noch bessere Beweisstücke für die Lage des

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Rethratempels abringen lassen. Eine Übersetzung des Thietmarschen Berichts, eine Übersicht über den bisherigen Stand der Forschung, einen Plan und Ansichten von der jetzigen Fischerinsel veröffentlicht Beltz (Zeitschr. des Heimatbundes Mecklenburg 1, 2).

Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg betitelt sich ein neuer Aufsatz von Hans Witte, der in den Forschungen zur deutschen Landes= und Volkskunde, Band 16, 1 (Stuttgart, Engelhorn, 1905) erschienen ist. Es handelt sich um die Frage, ob größere wendische Bevölkerungsreste die deutsche Einwanderung zwischen 1160 und Mitte des 13. Jahrhunderts überdauert haben oder nicht. Eine zuverlässige Antwort ist allein möglich, wenn man den wendischen Bevölkerungsresten im einzelnen nachspürt und auch die Flureinteilung berücksichtigt. Das Ratzeburger Zehntenregister von 1230 läßt uns über die Nationalität der Einwohner in den Orten, wo deutsches Recht herrschte, ganz im Unklaren. Witte stellt in zwei eingehenden Kapiteln zusammen, welche Anzeichen slawischer Bevölkerungsreste im mecklenburgischen Teil des Ratzeburger Sprengels und welche Anzeichen längerer Dauer des Slawentums im östlichen Mecklenburg, allerdings unter Beschränkung auf das platte Land, aus den Urkunden und besonders den Bede= und Kontributionsregistern bis 1600 zu gewinnen sind. Auf einer beigegebenen Karte ist die größere oder geringere Dichtigkeit der wendischen Bevölkerung durch verschiedene Signaturen verdeutlicht. Die zahlreichen wendischen Zu= und Familiennamen, die nur im Lande entstanden sein können, erweisen, daß um 1375 (wo die Bildung der Familiennamen im allgemeinen abgeschlossen ist) die Wenden noch einen ziemlich großen Teil der Gesamtbevölkerung ausmachten und sich in Resten bis ins 16. Jahrhundert gehalten haben.

Zur Geschichte des Fürstenhauses verdient ein Aufsatz von Richard Wagner über Herzog Christian Louis I. hervorgehoben zu werben, der als Heft IX der Einzeldarstellungen zur Mecklb . Geschichte (Berlin, Süsserott, 1906) veröffentlicht ist. Wir erhalten damit endlich eine auf archivalischen Forschungen beruhende Schilderung von der Persönlichkeit, dem Charakter und der Regierung eines Fürsten, der für die große Menge bislang nur in schattenhaften Umrissen aus dem geschichtlichen Dunkel heraustrat. Sehr erfreulich ist das Bild nicht, welches von ihm entworfen wird. Eigenwillig, unbeständig und rücksichtslos, gehört Christian Louis zu den weniger anziehenden Mitgliedern des Fürstenhauses, doch hat er für das Land manches Gute durch seine Ordnungsliebe und Sparsamkeit getan. Hoffent=

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lich findet der Verfasser Gelegenheit, manche Fragen der äußeren und inneren Politik, die im Rahmen des Süsserottschen Unternehmens nur gestreift werden konnten, an anderer Stelle eingehender zu behandeln.

Im Archiv für Lauenburgische Geschichte Bd. 8, 1 (Mölln, Alwart, 1905) schließt J. Jöns seinen Aufsatz über Stintenburg ab. Er kommt dabei auch auf die Streitigkeiten zwischen Christian Louis und seiner ersten Gemahlin Christine Margarete zu sprechen, die 1658 die Auslieferung des Gutes auf Grund der Ehepakten verlangte, aber erst Ende 1664 mit Hülfe einer kaiserlichen Exekutionskommission erreichte. Nach ihrem Tode 1666 ist Stintenburg dann an ihre Schwester Sophie (Elisabeth von Braunschweig=Lüneburg gefallen.

1590 holte Herzog Heinrich Julius von Braunschweig seine junge Gemahlin Elisabeth von Dänemark, eine Enkelin des Herzogs Ulrich von Mecklenburg, dessen Tochter Sophie den König Friedrich von Dänemark geehelicht hatte, ein. Karl Koppmann veröffentlicht dazu (Jahrb. des Gesch.=Ver. f. d. Hzt. Braunschw., 3) aus den Rostocker Ratsprotokollen die Berichte über die Durchreise der Herzöge Ulrich und Heinrich Julius durch Rostock und Warnemünde zum Hochzeitsfest, über deren Rückkehr und über den Einzug der Königin Sophie mit ihrer Tochter in Rostock am 6. Juni. Die Empfangsfeierlichkeiten, die überreichten Geschenke sind kulturhistorisch interessant.

Zum Abschluß des Erbvergleichs von 1788 kam Herzog Friedrich Franz mit Gemahlin und Gefolge nach Rostock, wo ihm zu Ehren während mehrerer Tage große Festlichkeiten veranstaltet wurden. Diese hat der Kammerjunker v. Stein, ein Sohn der durch ihre Beziehung zu Goethe bekannt gewordenen Charlotte v. Stein, in Briefen an seine Eltern beschrieben (Rost. Anz. 1906, Nr. 29, 4. Beiblatt).

Ein reich ausgestattetes Werk ist der von Stephan Kekule v. Stradonitz bearbeitete Ahnentafelatlas (Berlin, Stargardt, 1898-1904), dessen Widmung S. H. der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg angenommen hat. Es werden darin 81 Ahnentafeln zu je 32 Ahnen für die Regenten Europas und ihre Gemahlinnen geboten, von denen für uns hauptsächlich die Tafeln 14, 15, 32-36, 39 und 39 a in Betracht kommen. Über genealogische Fragen allgemeinerer Art, wie Ahnenverlust, Vermischung der Stände usw., ist manches aus dem Werk zu ersehen.

Für Heraldiker möge darauf hingewiesen werden, daß die Wappen des Kronprinzenpaares in zwei Kunstbeilagen zum

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deutschen Herold (36. Jahrg., Nr. 1) wiedergegeben sind. Es sind flotte Entwürfe von Georg Otto. Recht nett ist auch der Entwurf für ein Alliancewappen des Kronprinzenpaares, umgeben von modernen Ornamenten (ebd. Nr. 2). Der mecklenburgische Stierkopf ist jedoch grausam verzeichnet; statt des Halsfelles ringeln sich Fellfetzen schlangenartig um den Kopf herum.

Mecklenburgische Hofordnungen des 16. und 17. Jahrhunderts sind nach den Vorlagen im Schweriner Hauptarchiv von Arthur Kern in die Sammlung Deutscher Hofordnungen, I. Bd. (Berlin, Weidmann, 1905), aufgenommen worden. Es sind im ganzen 12 Ordnungen, die älteste von Herzog Albrecht 1524, die jüngste undatierte von Herzog Friedrich Wilhelm, abgedruckt. Sie regeln die Amtspflichten und Einkünfte der Hofbediensteten, enthalten auch hier und da Anstandsregeln. Ihr erheblicher Wert für Verfassungs= und Kulturgeschichte ist erst in der Neuzeit erkannt.

Für die Familienforschung ist auf ein neues Unternehmen des Verlages von Justus Perthes in Gotha aufmerksam zu machen. Derselbe beabsichtigt zur Vervollständigung seiner Sammlung genealogischer Taschenbücher künftig auch ein Taschenbuch des Deutschen Briefadels herauszugeben. Aufnahmeberechtigt sind alle Familien, die 1. von einem Kaiser des alten Deutschen Reichs in den Reichsadelsstand erhoben sind, 2. deren Adel von einem Reichsvikar oder Hofpfalzgrafen verliehen und später bestätigt ist, 3. die von einem souveränen deutschen Fürsten geadelt oder als adelig anerkannt sind. Ausgeschlossen ist der österreichische Adel, dessen Interessen ein besonderes genealogisches Taschenbuch) dient. Der erste Band des neuen Taschenbuches wird im Dezember dieses Jahres ausgegeben werden.

Die bisherigen gothaischen Taschenbücher (Uradelige, Freiherren, Grafen) sind für 1906 pünktlich erschienen. Wesentlich erweitert sind die Artikel über v. Moltke, Freiherren v. Maltzan und Maltzahn, Freiherren v. Vittinghoff (Vietinghoff), neu aufgenommen sind die Familien v. Gamm, v. Pentz, Freiherren v. Bülow und Grafen Schack. Danmarks Adels Aarbog 1906 ist gleichfalls zu berücksichtigen.

Unter den Einzeldarstellungen zur mecklenburgischen Adelsgeschichte ragt ein Buch des Dänen Aage Friis "Die Bernstorffs" hervor, das schon Ende 1903 erschienen, aber erst jetzt ins Deutsche übersetzt ist (Leipzig, Weicher, 1905). Es ist eine vorbereitende Arbeit des Verfassers, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat, die Bedeutung der Familie v. Bernstorff für Dänemark in der Zeit

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von ca. 1750-1835 und die damaligen Wechselbeziehungen zwischen Dänemark und Deutschland auf politischem und kulturellem Gebiet darzulegen. Er Schildert zunächst die Lehr= und Wanderjahre des Johann Hartwig Ernst v. Bernstorff (1712-1772) und seines Neffen Andreas Peter (1735-1797) bis zu ihrem Übertritt in dänische Dienste.

Der Familienverband des Geschlechts v. d. Lancken, das auch nach Mecklenburg mannigfache Beziehungen unterhalten hat, läßt zur Zeit die Familienurkunden von Otto Heinemann bearbeiten. Die erste Abt. des 1. Bandes mit 336 Urkunden und Regesten von 1285-1524 ist erschienen.

Das Leben des Jaspar v. Oertzen (1833-93), eines Sohnes des späteren Ministerpräsidenten von Oertzen (vergl. Jahresb. 70, S. 11), der sich nach kurzer Offizierslaufbahn der Innern Mission zugewandt und am Rauhen Hause zu Horn bei Hamburg, in der Hamburger Stadtmission und in der Pflege des christlichen Gemeinschaftslebens in Schleswig=Holstein nutbringend gewirkt hat, ist von seinem Bruder Dietrich liebevoll dargestellt worden (Hagen, Rippel, [1904]).

Für die Geschichte der Familie v. Schuckmann ist Major a. D. Julius v. Schuckmann seit Jahren tätig. Seinen 1888 veröffentlichten Nachrichten über die Familie ist 1898 ein erster, und jetzt (Dresden, Meinhold, 1906) ein zweiter Nachtrag gefolgt. Alle drei Arbeiten sind als Manuskript gedruckt.

Für bürgerliche Geschlechter kommt zunächst das von Bernhard Koerner herausgegebene Handbuch in Betracht. Nach mehrjähriger Pause ist ein 12. Band (Görlitz, Starke, 1906) erschienen. Derselbe enthält Nachrichten über die aus Neustadt stammende Kaufmannsfamilie Betcke, die bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgt werden kann und vermutlich mit der aus Waren stammenden Hamburger Familie Baetcke zusammenhängt. Die Familie Eggers, die in Mecklenburg mit einem Zweige ansässig ist, veröffentlicht Nachträge.

Briefe des Ulrich Becker, Direktors der Domschule zu Ratzeburg, aus seiner Studenten= und Lehrerzeit 1809-1818 hat sein Sohn pietätvoll gesammelt und (Riga, Hacker, 1904) veröffentlicht. Die Briefe spiegeln die Anschauungen eines Mannes wieder, der die großen Ereignisse jener Zeit klugen Sinnes beobachtet und mit Ernst an seiner eigenen geistigen Fortbildung gearbeitet hat.

Die Familie Brückner, deren Stammtafel gedruckt vorliegt, geht auf den Leibmedikus beim Großen Kurfürsten, Kaspar

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Brückner, zurück und ist mit dessen Sohn Gustav Ernst, Bürgenmeister zu Wittenburg, ins Land gekommen.

Erst jetzt bekannt geworden ist mir die bereits 1893 veröffentlichte Stammtafel der pommerschen Familie Illies. Ein Zweig siedelte Anfang des 18. Jahrhunderts nach Waren über und ist dort mehrere Generationen im Tuchmachergewerbe tätig gewesen. Ihm gehört der bekannte Glockengießer Illies an, der für viele Kirchen des Landes im 19. Jahrhundert Glocken gegossen hat.

Eine Stammtafel der Familie Karsten, bearbeitet von Dr. Karsten=Bremen, läßt erkennen, daß ihr Ahnherr der Apotheker Johann Christoffer Karsten in Neubrandenburg war, der sich 1741 nach Güstrow wandte. Die Familie ist noch heute mit vielen Angehörigen im Lande vertreten.

Die Mitteilungen über die verschiedenen Familien Rosenow hat Ludwig Rosenow unermüdlich fortgesetzt. Nach Abschluß des 1. Bandes sind vier neue Nummern der Zeitschrift ausgegeben. Die Sternberger Linie feierte am 25. Jan. 1906 ihr Sechshundertjähriges Bestehen, da sie ihre Herkunft von dem 1306 vorkommenden Sternberger Ratmann Burchard von Rosenow ableiten zu können meint. Doch sind das nur Vermutungen. Zwischen 1395 und 1587 klafft in den Nachrichten eine weite Lücke.

Neuerdings macht sich auch unter den israelitischen Familien mehr Sinn für die Erforschung ihrer Abstammung geltend. Der Bankier Otto Neumann=Rostock hat die Nachkommen des Polen Juda Levin, dessen Sohn Jakob sich 1769 in Crivitz niederließ, zusammengestellt. Es gehören dazu Mitglieder der mecklenburgischen Familien Jacobson, Neumann, Ahrens, Sußmann, Nickelsburg, Ascher und Marcus. 1813 mußten die Juden im Lande besondere Familiennamen annehmen. Weit über diese Zeit zurück läßt sich in der Regel ihre Geschichte nicht verfolgen. Auf der Rückseite der Stammtafel sind die Daten chronologisch und kalendermäßig geordnet, was das Nachschlagen in mancher Hinficht erleichtern wird.

Zur topographischen Geschichte des mecklenburgischen Elbtals hat Baudirektor Hübbe seit Jahren sorgfältige Untersuchungen angestellt, zu denen er als Wafferbaukundiger besonders befähigt war. Seine Ergebnisse, die das Elbtal in physikalischer und politischer Beziehung beleuchten und weiter von der Eindeichung und Besiedelung desselben handeln, sind in der Mecklb . Ztg. (1905, Sonntagsbeil. 34 und 35) niedergelegt. Karten veranschaulichen das Gesagte.

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Auf kulturgeschichtlichem Gebiet verdient Karl Beyers dreiaktiges Schauspiel Ut de Preußentid (Schwerin, Bahn, 1904) besondere Beachtung. Das Stück versetzt uns bekanntlich in die Jahre 1758 und 1762, wo Mecklenburg unter den Rekrutenaushebungen der Preußen schwer zu leiden hatte. Das treuherzig biedere Wesen unseres Landvolkes, seine Lebensgewohnheiten und sein Verhältnis zur Obrigkeit sind meisterhaft gezeichnet, wie der andauernde Erfolg der Aufführungen immer wieder beweist. Es ist zu wünschen, daß Beyers "Preußentid" und der schon früher angezeigte "Winterabend" von Wossidlo nicht die einzigen Arbeiten bleiben, die aus dem reichen Quell der Volksüberlieferungen schöpfen und das Verständnis für unsere heimatliche Eigenart weitertragen.

Das Rostocker Studentenleben vom 15.-19. Jahrhundert tritt uns in der Schilderung des † Adolf Hofmeister im Archiv für Kulturgeschichte IV, Heft 1-3 (Berlin, Duncker, 1906) außerordentlich anschaulich entgegen. Betont ist die ökonomische und gesellige Seite. Im 15. Jahrhundert war das Leben der Studenten noch halb klösterlich; sie lebten in Regentien unter einem magister regens zusammen, trugen eine Art geistlicher Tracht und unterlagen dem Gebot der Ehelosigkeit. Die Humanisten brachten frisches Leben hinein, sodaß die Universität Mitte des 16. Jahrhunderts eine Blütezeit hatte. Im 17. Jahrhundert traten zuerst organisierte Vereinigungen auf, Nationen, später Landsmannschaften genannt. Wegen Ausbeutung und Mißhandlung der jüngeren Studenten wurden sie 1662 und nochmals 1750 verboten. Die Mehrheit der Rostocker Studenten vereinigte sich nun unter einem selbstgewählten Senior, während die Minderheit sich in sogen. Orden gruppierte. Später bildete sich auch in Rostock eine fest organisierte Burschenschaft die das Schicksal der übrigen Burschenschaften teilte und nach der Tat Sands 1819 unterdrückt wurde. Mit 1850 etwa schließt die Arbeit ab; ihr Schwerpunkt liegt in der Schilderung des 15. Jahrhunderts.

Eine akademische Ferienreise, die der Rostocker Professor Johann Gottlieb Möller zusammen mit 6 Studenten im Jahre 1694 von Rostock nach Königsberg unternahm, ist von einem Teilnehmer beschrieben und die Niederschrift jetzt von Gustav Kohfeldt in den Baltischen Studien N. F. IX (Stettin, Saunier, 1905) veröffentlicht worden. Es erhellt daraus die damalige Art zu reisen und zu beobachten; auch manche Bemerkungen über Personen und Ortschaften, so über Ribnitz, wo die Reisegesellschaft am 21. Juli weilte, werden interessieren.

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Zur Beantwortung der Frage, welche deutschen Staaten und Städte, ihre Söhne auf unsere Landesuniversität geschickt haben, trägt eine Zusammenstellung von Viktor Hantzsch über Dresdener auf Universitäten vom 14.-17. Jahrhundert (Mitt. d. Ver. für Dresd. Gesch. 19, Dresden 1906) einiges bei. Er hat in den Hofmeisterschen Matrikeln von 1419 (dem Gründungsjahr der Universität) bis 1700 nur 12 aus Dresden stammende Studenten gefunden.

Einen weiteren Abschnitt aus der Denkschrift des † M. Pistorius über das Ritter= und Landschaftliche Schulwesen veröffentlicht Heinrich Schnell (Mitt. d. Ges. f. deutsche Erz. u. Schulgesch., Beiheft 9) Nach den Napoleonischen Wirren und gleichzeitig mit der Aufhebung der Leibeigenschaft erstrebte man eine gründliche Reform des Landschulwesens. Eine landesherrlich=ständische Kommission arbeitete Vorschläge aus, die vorzüglich waren, aber von den Ständen als Gesamtheit nicht angenommen wurden. So brachte die Patentverordnung vom 21. Juli 1821 keine wesentliche Besserung; und die dürftigen gesetzlichen Normen, die künftig von der Gutsherrschaft zu befolgen waren, wurden, wie die Entwickelung bis 1838 zeigt, vielfach noch nicht einmal befolgt. Eine Drucklegung des letzten Abschnittes der Denkschrift über die Zeit von 1839-1879 ist vorläufig nicht geplant.

Das Schulwesen der Stadt Waren, bearbeitet von Heinrich Schnell (ebenda), unterscheidet sich wenig von dem anderer Landstädte, wird aber dadurch interessant gemacht, daß der Verfasser an der Hand der Schulordnungen, Schulberichte und Lehrpläne in die Einzelheiten des Unterrichts besonders im 18. Jahrhundert einführt.

Die diesjährigen Rostocker Beiträge (IV, 3), die ersten, die Ernst Dragendorff herausgibt, sind dem Gedächtnis Koppmanns und Hofmeisters gewidmet. Der Herausgeber schildert eingehend das Leben und Streben der beiden Verstorbenen und findet warme Worte des Dankes für das, was sie dem Rostocker Verein gewesen sind. Dann druckt er einige kleinere Aufsätze Koppmanns, die in den Tageszeitungen schon erschienen sind, aber dort baldiger Vergessenheit anheimfallen, nochmals ab, was allen Freunden Koppmanns willkommen sein wird: 1. Das Ratssilberzeug und alte Präsente. Es wird Herkunft, Bestand und Verbleib des Silbers erörtert und von den alten Präsenten gesprochen, die den Ratsherren ehemals dargebracht wurden, woraus sich die Ratsgehalte wohl entwickelt haben. 2. Predigerwahlen in Rostock im 17. Jahrhundert, erzählt nach dem Diarium des

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Ratsherrn Pristav 1667-91, denen Koppmann noch Nachrichten über eine dort fortgelassene Wahl von 1676 anfügt. 3. Rostocker Geschützwesen. Die Besetzung der Festungswerke im 17. Jahrhundert mit Geschützen erhellt aus verschiedenen Inventaren; über Gattungen, Entstehungszeit und Inschriften der Geschütze und über die Gießer wird gehandelt. 4. Die Rostocker Schützengesellschaften. Das mittelalterliche Papageienschießen mit Armbrüsten hat sich bis 1624 gehalten. Daneben kam wenigstens seit Ende des 16. Jahrhunderts das Scheibenschießen mit Büchsen auf. Daraus entwickelte sich das heute noch blühende Königschießen der Schützenkompagnie der Kaufleute und der Gewerker. 5. Unter dem Titel "Zur Geschichte der Landesuniversität" hat Koppmann selbst noch einige Untersuchungen Hofmeisters zusammengefaßt. Sie handeln von den fürstlichen Rektoren, dem Kanzleramt und den Doktorpromotionen, dem Studentenleben in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts und der Restauration der Universität 1789. 6. Das Heft Schließt mit einigen Mitteilungen H. O. Langes über neue Drucke der Michaelisbrüder in Rostod ab.

Über das Baggerwesen zu Wismar im 17. und 18. Jahrhundert veröffentlicht Friedrich Techen drei Aktenstücke (Hans. Gesch.=Qu. 1904/05).

Eine kurze Geschichte des Augustenstifts zu Schwerin, das als Pflegehaus für arme und alte Männer und Frauen und als Siechenhaus dient, hat zur Feier seines fünfzigjährigen Bestehens am 26. Mai 1905 Friedrich Petersen verfaßt.

Der zweite Vereinssekretär:     
Dr. Stuhr.