zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 127 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen
Kegelgrab von Karow (bei Plau).
(Katalog=Nummer Br. 175-182.)

Auf dem ausgedehnten Felde von Karow lagen früher mehrere Kegelgräber, die schon seit langem Ausbeute ergeben haben. In der Großherzoglichen Sammlung finden sich die Reste der hölzernen Scheide eines Bronzeschwertes mit dem Vermerk: Carow 1805. Vom Schwerte selbst ist nichts erhalten. Der am meisten in die Augen fallende Hügel führte den Namen "Blocksberg" (schon Jahrb. 9, S. 355 kurz beschrieben). Es war ein mächtiger Hügel von annähernd 6 m Achsenhöhe, bestehend aus Erde und beträchtlichen Steinmassen. Nachdem diese für Chausseebauten und sonst im Bedürfnißfalle ausgebeutet sind, ohne daß sich etwas Bemerkenswerthes zeigte, ist der größte Theil des Hügels im Winter 1884/85 zwecks Moorkultur abgetragen, und hierbei ist man auf Grabstellen gestoßen. Ich habe im Februar 1885 unter Führung des damaligen Besitzers, des Herrn Rittmeister von Clewe den Ort besucht, fand das Grab aber schon zerstört; die gefundenen Alterthümer, mit Ausnahme der Goldringe, hat mir Herr von Clewe für die Großherzogliche Alterthümersammlung übergeben. Nach Mittheilungen des genannten Herrn und einem Verhör der Arbeiter ergiebt sich Folgendes über die Grabanlage:

In der Mitte des aus lockerer Erde aufgetragenen Hügels fand sich eine starke Steinhäufung 4 m unter der Spitze; sie war ganz überzogen mit einer sehr festen Lehmschicht, die sich deutlich von der Erde des aufgetragenen Hügels unterschied. Zwischen den Steinen fand sich (über die Lagerung ist leider nichts Genaueres beobachtet):

1. Ein Schwert, an dem Griffe etwas beschädigt, sonst vollständig; in sechs Stücke zerbrochen, von der üblichen Form

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 128 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

des Griffzungenschwertes: vier Nietlöcher in der Griffzunge, je zwei am Klingenansatz, flacher Mittelgrat, nur leicht ausbiegende Klinge. Ganze Länge 62 cm, Länge des Griffs 9 cm, größte Breite der Klinge 3,5 cm.

2. Ein Doppelknopf; die Oberseite flach und mit vier von dem Mittelpunkte ausgehenden vertieften Linien verziert. Höhe etwas über 1 cm, Durchmesser der Scheiben 2 cm.

3. Ein goldener Handring, gewunden, mit übereinander greifenden Enden; 6 cm Durchmesser; fast ganz gleich dem Ringe von Friedrichsruhe (Jahrb. 47, S. 263).

Im Mantel des Hügels sind noch mehrere andere Steinsetzungen angetroffen und zwischen diesen folgende Gegenstände (die Zahl der Grabbauten und Vertheilung der Fundstücke auf die einzelnen ließ sich nicht mehr feststellen):

4. Der Rest einer bronzenen Axt, die im Schaftloch zerbrachen ist; erhalten nur das Bahnende, spitz zugehend; Länge des Stückes 4 cm, Durchmesser des Schaftloches 2 cm, Höhe 1,2 cm. Das Stück hatte sehr wahrscheinlich eine ähnliche Form

Axt

wie das nebenbei abgebildete Stück aus dem Depotfund von Wiek, doch ist dieses schlanker. Ueber diese Aexte, die besonders in Ostpreußen häufig sind und von denen wir in Schwerin außer den beiden Stücken noch eins von Basedow haben, vgl. S. Müller 95, Splieth 83, besonders Tischler, Sitzungsberichte der physik.=ökonomischen Gesellsch. in Königsberg 28 S. 13, auch Lissauer, Alterthümer der Bronzezeit in Westpreußen II, 21.

Daß die Form der nordischen Bronzezeit angehört, ist wohl unbestritten, ebenso klar aber, daß sie dort aus südlichen Formen sich entwickelt hat, wie sie besonders in der ungarischen Bronzezeit sehr häufig sind. Dieser Umstand ebenso wie die Fundumstände, unter denen diese Axtform erscheint, z. B. in unserem Grabe, machen für sie M. III wahrscheinlicher als II.

5. Ein Halskragen ("Diadem") mit Spiralreihen von der im Verlauf unserer Darstellung noch mehrmals zu besprechenden

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 129 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

eigenthümlichen meklenburgischen Form; eine Seite abgebrochen. Höhe 5,5 cm. Die beistehende Abbildung ist nach unserem schönsten Exemplar, dem von Alt=Sammit, genommen (vgl. Jahrbuch 12, S. 408).

Halskragen

Unsere Sammlung besitzt aus Grabfunden 13 Halskragen dieses Typus, die sich in der Form und Verzierung nur sehr wenig von einander unterscheiden und stets in derselben Zusammensetzung, besonders häufig mit Handbergen und großen Scheibennadeln auftreten. Alle diese Funde gehören in die dritte Periode, die Form ist jünger als die, wo die Fläche, ohne Spiralen, mit Parallelstreifen besetzt ist.

Zu der Auffassung dieser diademartigen Bleche als Halsschmuck berechtigt nicht nur der Umstand, daß sie sehr wahrscheinlich einer Garnitur übereinander gelegter Halsringe ihre Entstehung verdanken (vgl. Montelius, Chronologie S. 34), sondern auch, daß sie wirklich mehrfach in dänischen Gräbern und auch bei uns in dem Grabe von Stülow am Halse beerdigter Leichen gefunden sind, und zwar in Frauengräbern. Ihre Entwickelung ist deutlich erkennbar: die älteste Form sind sichtlich die mit parallelen Längsrippen, wie sie weit verbreitet und auch in Mecklenburg zahlreich (vgl. unten Hallalit) vorhanden sind (M II). Dann kommen einige mit parallelen Streifen und Strichornamenten, wie unsere von Friedrichsruhe und Pisede (Jahrb. 47, S. 266), sodann die mit Spiralreihen (beide M. III); diese scheinen eine meklenburgische Spezialität zu sein, wenigstens giebt es nirgends so viele und sich gleichende Stücke wie bei uns. Dagegen fehlen umgekehrt bei uns Varianten, wie sie in Dänemark, Schleswig=Holstein und sonst vorkommen (z. B. Splieth a. a. O. 104), mit falschen Spiralen, Kreisen u. s. w. Eine andere interessante Variation hat das nordwestliche Deutschland, eine Verzierung mit Buckeln, die aber nicht getrieben, sondern mitgegossen sind, z. B. ein Stück aus Gandersheim (Museum in Braunschweig), andere im Museum zu Hildesheim, auch bei von Estorff, Alterthümer von Uelzen XI, 7. Wir werden der

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 130 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Form weiter unten noch bei Turloff, Dabel, Schlemmin, Boldebuck, Kargow, Stülow, Kl.= Grenz, überall in derselben Umgebung begegnen.

6. Ein Handring; glatt abschneidende, eng an einander schließende Enden, Querschnitt spitzoval, verziert mit senkrechten Strichen, die an vier Stellen durch senkrechte Doppelstreifen mit Schrägstricheln unterbrochen werden, gleich dem unten S. 132 abgebildeten Ringe von Turloff. Durchmesser 6 und 5 cm, Höhe 0,75 cm, also eine kleine Form.

7. Reste einer Fibel; leider nur erhalten eine Spiralscheibe (3 cm Durchmesser) und Theile der Nadel. Nach der Größe dieser Stücke wird das Ganze eine jener großen Fibeln mit breitem geraden Bandbügel gewesen sein, wie sie von Friedrichsruhe, Alt=Sammit u. s. w. aus dieser Periode bekannt sind (vgl. oben S. 119).

8. Ein goldener Spiralring von 6 Windungen und 2 cm Durchmesser.

9. Ein kleine Henkelgefäß; einfach gearbeitet, rothbraun, der Hals gleich nach der größten Ausbauchung eingezogen, Rand leicht ausbiegend, Henkel vom Rande bis zum Ansatz des Halses. Höhe 9 cm, Durchmesser oben 6,5, unten 5 cm, größter Umfang 33 cm (4,5 cm von unten).

10. Einige unbestimmbare Scherben ähnlicher Art.

(Ein zugleich mit eingeliefertes eisernes Messer gehört offenbar neuerer Zeit an.)

Die Ausstattung des Hauptgrabes stimt sehr mit der des Grabes von Blengow überein; die anderen Gegenstände gehören in ihrer Mehrzahl sicher weiblichen Nebengräbern an, wie z. B. bei Ruchow. Bebrannte Stücke sind nicht dabei, doch beweist das nichts gegen Leichenbrand. Die Nebengräber können ebenso gut verbrannte wie unverbrannte Leichen enthalten haben. Die zeitliche Stellung ist unbedenklich M. III.