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Anhang I.
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Christlieb Georg Heinrich Arresto.

Sein Leben und seine Werke. 1 )
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S o gewiß es ist, daß vererbte Neigungen und der Einfluß des Lebens und der Umgebung nicht ganz den Menschen ausmachen, so wahr ist es doch, daß sie wesentlich bedingend mit einwirken auf sein Werden und Sein, auf seine innere Entwicklung, wie auf die Gestaltung seiner äußern Lebensverhältnisse. Einen sprechenden Beweis dafür liefert die Biographie unseres Helden. Echter Sohn seines Vaters, ein unruhiger Geist wie dieser, leichtlebig bis zum Leichtsinn, schnell gereizt und aufbrausend, trat er in die Welt als geborener Feind ihrer guten Sitte und gesetzten Ordnung. Aber das Leben nimmt solche heißen Köpfe gemeiniglich in harte Schule; es rüttelt und schüttelt sie, daß ihnen schließlich keine Wahl bleibt, als trutzig unterzugehen oder sich darein zu fügen, wie andere die gebahnten Straßen zu gehen, statt eigenwillig und stürmisch über Hecken und Gräben ihren regellosen Weg zu nehmen. Ein Abweichen von der Regel verzeiht die Welt nur dem Herrn und dem Genie, und Arresto war weder das eine, noch das andere. Er hat den Kampf mit den Mächten des Lebens voll ausfechten müssen; ein abenteuerliches Wanderdasein führte ihn durch einen großen Theil von Europa, und es war noch wie ein Kompromiß, den er dem Gegner abzwang, daß er als Schauspieler Beruf und Existenz fand.

Der Vater, Karl Rudolf Arresto, 2 ) stammte aus dem Preußischen. Um 1722 geboren, war er 1747 als Husar zu dem Ziethen=Regiment gekommen und war den fünf


1) v. Recke und Napiersky, Allg. Schriftsteller= und Gelehrten=Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland. Bd. I (1827) 46/47; II 590; IV 601; Nachträge (von Th. Beise) I 14 und Nachträge zu Nachtrag I und II, S. 2. Schröder, Lexikon der Hamburg. Schriftsteller. Bd. I (1851) 99. Goedeke, Grundriß. V 370; VII 485. Dazu Akten des Großherzogl. Archivs zu Schwerin.
2) Man findet die Schreibungen: Arressto, Arresto, Aresto.
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Schwadronen des II. Bataillone, das damals in den von Preußen besetzt gehaltenen meklenburgischen Aemtern garnisonirte und in Parchim, Lübz und Plau stand, zugewiesen worden. Der Kommandeur in Parchim aber, Oberstlieutenant von Vippach, 1 ) hatte ihn zunächst nicht eingestellt, sondern ihn, wahrscheinlich seiner guten Handschrift wegen, als Sekretär bei sich behalten. In dieser Stellung war er 26 Monate lang geblieben. Als er dann doch noch in die Truppe eintreten sollte, zeigte sich, daß er brustkrank und zum Dienst untauglich geworden, und er erhielt Januar 1749 seine Entlassung mit der Versicherung, daß anderweitig für ihn gesorgt werden würde. 17 Monate wartete er auf die Erfüllung dieses Versprechens, umsonst. Da wandte er sich denn, in einem Gesuch vom 5. März 1750, an den Herzog Christian Ludwig und bat, ihn in meklenburgische Dienste zu übernehmen. Dieses Gesuch hatte bessern Erfolg; noch im März erhielt er die Antwort, daß ihm eine Anstellung als Schreiber in der Regierungskanzlei mit 5 Thalern monatlich zugewilligt sei. Er wurde dann während des Jahres 1750 Pedell, 1751 Kopist. Während des siebenjährigen Krieges theilte er mit dem Hof und der Regierung Leid und Drangsal der preußischen Okkupation; er flüchtete mit dem Herzog 1757 nach Lübeck, 1758 nach Altona, 1759 abermals mit dem ihm anvertrauten Geheimen und Regierungs=Archiv nach Lübeck und ebendahin die folgenden Jahre, sobald man erfuhr, daß feindliche Truppen im Anmarsch seien. 1762 ward er Kanzlist, 1781 Geheimer Kanzlist und starb den 21. Juni 1799 in seinem 77. Lebens= und 49. Dienstjahre. 2 ) Er war viermal verheirathet gewesen; zwei seiner Frauen trug er zu Grabe, von der dritten wurde er geschieden, die vierte begrub ihn. Aus diesen Ehen wurden ihm 6 Kinder geboren, 2 Sohne und 4 Töchter, von denen 4 ihn überlebten. 3 ) Außerdem hatte er einen Sohn aus


1) Heinrich Sigismund von Vippach und Mark=Vippach, geboren 17. März 1712, † 12. September 1755. (Mackensen, Schwarze Husaren, Bd. II (1892), Anlagen S. 20*.) Er verließ Meklenburg Ende 1748 wieder. Am 27. November 1747 zum Chef des Husarenregiments von Ruesch (Schwarze Husaren) ernannt, verabschiedete er sich in einem Schreiben vom 15. Dezember 1748 vom Herzog Christian Ludwig, um diese Stellung anzutreten.
2) Mecklenburg. Nachrichten 1799, S. 714.
3) Er war verheirathet:
1. mit einer geborenen Fenzahn oder Fenzsam, † 1762, Tochter des Jägers Eggerd Fenzahn, Banzkow.
 Sohn Sigismund Ernst Wilhelm, getauft 22. April 1748, begraben 1. Mai 1748. (  ...  )
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einem wilden Verhältnisse während seiner ersten Ehe, der später auch legitimirt wurde und nach einem stürmischen Leben in englischen Diensten endete. 1 )


(  ...  ) 2. 1763, 16. Januar, mit Eva Margarethe Elisab. Brammer, geb. 10. Januar 1739 als Tochter des Küsters Brammer an St. Georg in Parchim, einer Halbschwester seiner ersten Frau.
Tochter: Friederike Charlotte Elisabeth, geb. 8. Oktober 1763, verehl. (26. Oktober 1800) Kaufmann Westphal, Demmin.
3. 1767 mit Karoline Helena Elisab. Reusner, get. 24. November 1748 als Tochter des Amtsschreibers Stephan Heinrich Reusner († 22. Januar 1801) in Schwerin, geschieden 1771.
Kinder: a. Christlieb Georg Heinrich, get. 14. März 1768, † 22. Juli 1817;
b. Sophie Caroline Helena, get. 12. August 1769, verehel. Inspektor Anderssen, Tribsees.
4. 1772 mit Johanna Sophie Elisab. Sickel, nachgelassenen Tochter des Pastors Sickel in Nordheim, † 10. Januar 1821, 79 Jahre alt.
Kinder: a. Dorothea Maria Elisab., get. 10. Dezember 1773;
b. Christina Auguste Dorothea, get. 20. September 1774, verehel. Musikdirektor Ebers, Neustrelitz.
(Cleemann, Repertorium universale (1809) S. 72. Cleemann, Syllabus Parchimensium (1809/10) S. 46,147; Kirchenbuch der Schweriner Schloßkirche und Akten des Schweriner Archivs.)
1) Kaspar Friedrich Arresto, geb. 1761. Sein Leben ist abenteuerlich und für die Familie charakteristisch genug, um hier einen Platz zu verdienen. Als kaum 13jähriger Knabe (um 1774) entlief er dem Arbeitsmann Crumsee in Ludwigslust, zu dem er in Kost gegeben war, weil er wegen einer Schulversäumniß gestraft werden sollte. Er trieb sich eine Weile im Lande herum und kam dann nach Rostock, wo er bei dem Advokaten Walter Stein Arbeit fand. Dort blieb er 3 Jahre lang. Als er aber eines Tages auf einer Lüge ertappt und gezüchtigt wurde, entwischte er aufs Neue und nahm sein Vagabundenleben wieder auf. Nach weiteren 1 1/2 Jahren, ganz heruntergekommen, kehrte er nach Schwerin zu seinem Vater zurück (1780). Von hier aus wandte er sich in einer vom Vater Arresto selber verfaßten Supplik (10. März 1780) an den Herzog mit der Bitte, ihm durch Erhöhung des Gehalts seines Vaters eine Beihülfe zum Studium des Französischen und der Musik zu gewähren. Man weiß nicht recht, ob diese Supplik mehr im Interesse des Vaters oder des Sohnes eingereicht worden: jedenfalls ward das Gesuch abschlägig beschieden, und der Sohn ging wieder in die Weite. 1790 finden wir ihn in englischen Diensten auf St. Helena: er ist seit 8 Jahren brittischer Soldat, verheirathet mit einer Tochter des Hauptmanns Salomon St. Maurice und scheint sich nach einem Zeugniß des Gouverneurs Rob. Brooke (vom 7. April 1790) jetzt ganz gut zu machen. Auf seine Bitte wandte sich der Vater damals mit einem Gesuch (24. August 1790, wiederholt am 13. August 1791) an den Herzog, er möge sich doch bei der brittischen Majestät dafür verwenden, daß der Sohn eine Offizierstelle in der ostindischen Kompagnie erhalte. Ein Empfehlungsschreiben (vom 23. August 1791) ist daraufhin thatsächlich nach England abgegangen. Was weiter daraus geworden ist, weiß ich nicht. Auf Bitte des Vaters (20. August 1789) hatte der Herzog den Sohn schon 1789 legitimirt.
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Was für ein Charakter Vater Arresto war, darüber erfahren wir mancherlei Interessantes aus den Akten. Seine Ehe mit der dritten Frau wurde geschieden, und solche Scheidungen pflegen nicht ohne Eclat eingeleitet, nicht ohne Zank und Prozeß zu Ende geführt zu werden. Da giebt es Klagen und Gegenklagen, und die Niederschrift solcher Auseinandersetzungen rettet uns oft Bilder der Vergangenheit, die von Sitte der Zeit und Art der Menschen beredt sprechen. Wir besitzen die Scheidungsakten in Sachen Arresto's und seiner Frau Karolina Helena Elisabeth, geborenen Reusner, und was wir darin lesen, giebt nicht gerade ein erfreuliches Bild von ihm.

Er hatte sich bei der Heirath verpflichten müssen, mit seiner jungen Frau zu seinem Schwiegervater, der verwittwet war und nur diese Tochter besaß, ins Haus zu ziehen, um ihm die Wirtschaft zu erleichtern. Das erste Jahr ging es mit dem Zusammenleben auch ganz gut. Dann aber, um Ostern 1768, kam Unfriede ins Haus. Sei es, daß er sich von Vater Reusner zu sehr beaufsichtigt fühlte, sei es, daß Einflüsterungen von Seiten seiner Verwandten erster Ehe, die ihn für sich zu gewinnen hofften, auf ihn einwirkten, Arresto erklärte plötzlich, ausziehen zu wollen. Die Frau und der Schwiegervater widersetzten sich dem, und es kam zu erregten Auseinandersetzungen. Die herzogliche Regierung legte sich schließlich ins Mittel und brachte noch einen Vergleich zu Stande (8. Juni 1768), nach dem Arresto einwilligte, zu bleiben, und sich verpflichtete, bei weitern Streitigkeiten sich dem Schiedsspruch der Schweriner Justizkanzlei zu unterwerfen. Die Freude dauerte jedoch nur kurze Zeit. Bald kam er auf seine alte Forderung zurück und fand denselben Widerstand wie zuvor. Die Leidenschaften erhitzten sich, und wüste Szenen folgten. Arresto kam häufiger betrunken nach Haus und suchte dann Händel mit Jedermann. Er ohrfeigte seine Frau auf der Straße; er schlug sie, als sie eines Abends Gegenworte auf sein Gezänk hatte, mit dem Pfeifenrohr, daß die Stücke davonflogen und die Mägde aus der Küche herbeieilen mußten, sie von dem Wüthenden zu befreien. Es kam zum Prozeß. Nach Bescheid der Justizkanzlei (31. Oktober 1769) ward Arresto freigegeben, ausziehen zu dürfen, und der Frau befohlen, ihrem Gatten zu folgen. Sie aber weigerte sich, den Spruch zu erfüllen; sie blieb mit ihren beiden Kindern beim Vater und klagte auf Scheidung.

Was die Akten nun an gegenseitigen Beschuldigungen aufführen, ist arg. Arresto klagt, daß man ihm seinen Sohn ent=

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fremde, ihn allerlei Zoten lehre, unter andern das schöne Lied "Die Juden haben ein Schwein geschlachtet", daß die Mutter weder Bibel noch Gesangbuch in die Hand nehme. "Und dies Kind", schreibt er (31. März 1770), "welchem Gott Munterkeit und Verstand geschenkt, soll ich in dem Reusner'schen Hause lassen?" Man erfährt von der andern Seite, daß Arresto von seinem Schwiegervater im ersten Jahr 300 Thaler zur Zahlung seiner Schulden erhalten, daß er Spiel= und Trink=Gesellschaften liebe und dazu auch seine Frau ziehe, daß er unordentlich lebe, unerlaubten Umgang mit andern Weibern pflege, das Seine verprasse und verschwende. Mit seiner Frau zanke er dann wieder, wenn sie mit dem Wenigen, was er ihr zur Wirtschaft gebe, nicht auskomme. Er behandle sie auch sonst niederträchtig, und seine Härte allein habe den Tod der beiden ersten Frauen verschuldet. Eine Blüthenlese angenehmer Eigenschaften! Man wäre geneigt, diese Charakteristik für übertrieben und vom Haß diktirt anzusehen, so maßlos erscheint sie. Der Beschuldigte war jedenfalls dieser Ansicht; er wandte sich darob Beschwerde führend an den Herzog. Aber wenn man dann in der Rückantwort auf diese Beschwerde (2. Januar 1770) liest, daß ihm nach seiner von Lübeck her sattsam bekannten Aufführung das alles zuzutrauen sei, so muß man doch wohl glauben, daß er ein recht loser Vogel gewesen. Stellt man sich ihn nun in der Pose sittlicher Würde vor, die er gelegentlich bewußt oder unbewußt spekulirend anzunehmen liebte, man denke an seine Entrüstung über die Vorgänge im Reusner'schen Hause, an seinen Appell mit Bibel und Gesangbuch an das fromme Gemüth des Herzogs Friedrich, 1 ) so ist das Bild vollständig. Es ist etwas Theatralisches in dem Manne.

Daß er dabei auch schätzbare Eigenschaften besessen, wird nicht geleugnet werden dürfen. Er erinnert selber einmal an die treuen Dienste, die er in Kriegszeiten zu Lande und zu Wasser geleistet, wie er das ihm anvertraute Archiv und 10000 Thaler gerettet. Er war ein fleißiger und hurtiger Arbeiter, der bis an sein Ende über kleine Verstimmungen hinweg sich der Wohlgeneigtheit seiner Vorgesetzten und des Herzogs zu erfreuen


1) Charakteristisch ist auch ein Passus in der von ihm wenigstens beeinflußten Supplik seines Sohnes Kaspar Friedrich vom 10. März 1780 (siehe vorhergehende Anmerkung); es heißt da: "Mein Vater, der jederzeit die edelsten Gesinnungen und Denkungs=Art gegen seine Kinder heget, und Bosheiten auch Laster auf das ernstlichste bestraft, damit seine Kinder heute oder Morgen Gott und dem Publico in der Welt was nützen werden." Man wird sehen, was hiervon zu halten.
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hatte. Auch poet war er, und so kündigte sich das dichterische Talent des Sohnes schon im Vater an. Zeugniß dessen sind zwei Briefe Arresto's an Foeldner, den Kammerdiener der Prinzeß Friedrich. In dem einen (6. Januar 1780) erkundigt er sich nach dem Schicksal des Gedichts, das er bei Gelegenheit der Entbindung der Prinzeß am 19. November 1779 an den Kabinetssekretär Ludwig zur Ueberreichung an den Erbprinzen adressirt; in dem andern (9. März 1780) dankt er für Nachricht "in Absicht der geschehenen Uebergabe meiner derzeitigen Gedichte" an den Prinzen. Gesehen und gelesen habe ich von diesen Poesieen nichts, kann also nicht über ihren Werth urteilen.

Am 25. Januar 1771 ward durch herzogliches Edikt an die Justizkanzlei in Schwerin die Trennung der Ehe Arresto's und seiner Frau, geborenen Reusner, kraft landesherrlicher Gewalt ausgesprochen. Der Sohn fiel dem Vater, die Tochter der Mutter zu; doch erklärte sich Arresto geneigt, einen gewissen Einfluß der Reusner's auf seines Sohns Erziehung zuzulassen.

Dieser Sohn war Christlieb Georg Heinrich oder, wie das Taufregister des Kirchenbuchs für die Hofgemeinde ausweist, Gottlieb Georg Heinrich Arresto, getauft den 14. März 1768. 1 ) Er war ein zartes Kind, als der Konflikt im elterlichen Hause ausbrach, und die ersten Anfänge erlebte er, als er noch in jenem Zustand schuldlosen Unbewußtseins war, in dem einem jungen Weltbürger alles andere gleichgültig ist, wenn er nur seine Nahrung bekommt. Aber, er wuchs heran, und je älter und einsichtiger er wurde, um so mehr mußte das Zerwürfniß zwischen seinen Eltern auch auf ihn wirken. Das Traurige in solchen Konflikten ist ja immer, daß eine Scheidung nicht reinen Tisch macht. Es bleiben Berührungspunkte, an denen der Hader stets neu wieder erflammt, und die Leidenden sind jene armen Wesen, denen Vater und Mutter in gemeinsamer treuer Arbeit Leiter und Berather auf den ersten Schritten ins Leben sein sollten. Der Eltern Unfriede verkümmert nicht nur der Kinder Herz; wer als Knabe zwischen zwei widerstreitenden Willen hin und her geworfen wird, geräth in die Gefahr, auch als Mann


1) Taufzeugen waren: 1. der Großvater, Amtsschreiber Stephan Heinrich Reusner, 2. der Amtmann Andreas Christlieb Streubel, 3. der Ingenieur Georg Friedrich Reusner, Sohn des Amtsschreibers, 4. der Amtsregistrator Heinrich Hugo Schröder. Der Täufling dürfte nach dem zweiten Pathen den Namen "Christlieb" erhalten haben. Die Eintragung "Gottlieb" wird auf einem Irrthum des Eintragenden beruhen.
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sich einer sonderlichen Verantwortlichkeit für sein Thun und Treiben nicht bewußt zu werden.

Der Knabe blieb nach der Scheidung seiner Eltern zunächst beim Vater. Aber ein Unglück für ihn war, daß er damit nicht zugleich dem Einfluß seiner Mutter - und seiner mütterlichen Verwandten entzogen wurde. Das Zugeständniß Arresto's an die Reusner's, bei der Erziehung des Sohns auch ein Wort mitreden zu dürfen, begünstigte geradezu diesen Einfluß und ward von ihnen voll ausgenutzt. Bei der beiderseitig weiter herrschenden Animosität führte das natürlich bald zu ärgerlichen Differenzen. Die Justizkanzlei mußte wieder einschreiten, und Ostern 1778 wurde der Bursche unter beiderseitiger Zustimmung zu dem Rektor Clemann 1 ) in Schwerin in Pflege und Unterricht gegeben; die Kosten sollten die Parteien je zur Hälfte tragen. Er blieb dort ein Jahr, bis Ostern 1779. Dann wollte der Vater ihn wieder wegnehmen, aus welchen Gründen, ist nicht recht ersichtlich; will man jedoch eine Erklärung, so mag man annehmen, daß er ihn gern aus Schwerin und dem Bereich der lieben mütterlichen Verwandtschaft forthaben wollte. Er bot ihn zunächst seinem Schwager, dem Rektor Sickel in Sternberg, an, und als dieser refüsirte, beschloß er, ihn nach Halle ins Waisenhaus zu schicken. Kaum aber war seine Absicht bekannt geworden, so erhob sich der lebhafteste Protest von Seite der Reusner's; sie gaben vor, befürchten zu müssen, daß Arresto nur nach einer Gelegenheit suche, auf unauffällige Weise sich des Kindes zu entledigen, und darum, schlossen sie, sei es jetzt mehr als je ihre Pflicht, über dasselbe zu wachen. Clemann weigerte sich darauf hin, den Knaben herauszugeben, und wandte sich an die Justizkanzlei mit der Frage, wie er sich verhalten solle. Arresto klagte beim Herzog. Die Justizkanzlei, zum Bericht aufgefordert, stellte sich auf die Reusner'sche Seite, und ihr Zeugniß (vom 19. März 1779) ist wieder nicht gerade ein Ehrenzeugniß für den Vater. Sie beschuldigt ihn, daß er den Haß gegen die Mutter auf den Sohn übertragen habe. Harmlose Streiche lege er ihm als Bosheiten aus und züchtige ihn dafür über Gebühr. Der Armschaden, den das Kind sich zugezogen, sei so nachlässig behandelt worden, daß er fast schon zum Krüppel geworden sei. Darum habe die Obrigkeit vollauf


1) Johann Christian Clemann, Rektor zu Schwerin, geb. 1715 zu Wittstock, † 1. Dezember 1793. (Cleemann, Archiv=Lexikon (1819), S. 133; Wex, Gesch. d. Schweriner Gelehrtenschule (1853) S. 58.)
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Ursache, ein Auge auf diese Erziehung zu haben, und die Befürchtung, daß dem Knaben auf der Reise nach Halle ein Leid geschehen könne, sei doch nicht so ganz von der Hand zu weisen. Man streiche hier von ab, so viel man will, es wird immer ein Rest bleiben: auch das Arresto'sche Haus war nicht eine Stätte, wo ein Kind Weisheit lernen und sein Urtheil über Recht und Unrecht schärfen konnte. Die herzogliche Regierung meinte aber doch in diesem Falle dem Vater beistimmen zu müssen. EinReskript vom 20. März ordnete trotz aller Einreden an, daß Arresto in seiner Verfügung über seinen Sohn nicht zu hindern sei; man solle ihm nur für den Fall, daß dem Jungen unterwegs etwas zustoße, exemplarische Strafe androhen, und wolle man ein Uebriges an Vorsicht thun, so könne man den Knaben ja den nach Leipzig zur Ostermesse reisenden Kaufleuten mitgeben.

Dieser höchsten Entscheidung gegenüber mußte natürlich jeder weitere Einwand schweigen. Der Vater setzte seinen Willen durch; der junge Arresto kam Ostern 1779 nach Halle auf die lateinische Schule des Waisenhauses. 1 ) Von seinen Leistungen dort, seinem Leben und seiner Aufführung erfahren wir leider nichts. Wir hören von ihm erst wieder, daß er nach Absolvirung der Schule Ostern 1786 die Universität Rostock bezog, um Jura zu studiren 2 ) und daß er Michaelis 1787 von da nach Bützow 3 ) übersiedelte, hier seine Studien fortzusetzen und zu vollenden. Ueber die Zeit dieses Bützower Aufenthalts sind wir etwas genauer unterrichtet. Eine Klage wegen unbeglichen gebliebener Schulden bei seinem Abgange, die zuerst bei seinem Vater und, als dieser sich zu zahlen weigerte, beim Herzog anhängig gemacht wurde, enthüllt eine Reihe von Einzelheiten, die interessiren mögen. Wir entnehmen der Klage, daß der Vater


1) Er ist im Album scholae latinae Orphanotrophei 1779 eingetragen als Nr. 11595. (Nach Mittheilung des Direktoriums der Francke'schen Stiftungen, Halle.)
2) Joachimus Henricus Pries, Theol. prof. . . . . Academiae Rector civium academicorum numero adscripsit . . . . . 1786 d. 2. Aprilis. Dn. Christlieb Georgium Henricum Arresto Suerinensem. (Nach einer gütigen Mittheilung des Herrn Dr. Hofmeister, Rostock.) Man vergleiche auch Eschenbach Annalen I (1790) 192.
3) Anno 1787 d. 1. Oct. tertium Rector Academiae constitutus Petrus Joannes Hecker. Mathes. P. P. O., in numerum civium academiae recepit . . . 8, Christlieb Georgium Henricum Arresto Suerinensem, Juris Studiosum, Rostochii jam inscriptum, d. XVII. Octbr. (Nach Mittheilung des Dr. Hofmeister.) - Nach v. Recke und Papiersky: Nachtrg. S. 14 soll er auch in Göttingen studirt haben; eine Anfrage dort ergab aber ein negatives Resultat.
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Arresto seinen Sohn an den Konsistorialrath Doederlein empfohlen hatte und durch diesen alle Kaufleute und Weinschenken hatte warnen lassen, ihm zur Zeit mehr als je einen Gulden zu kreditiren, daß der Rathsweinkellerpächter Drümpelmann sich aber trotzdem bereit finden lassen, ihn in die Assemblee, eine "Gesellschaft von Honoratioren und Literaten", die täglich zu gemeinsamem Abendessen (2 Gerichte zu 6 ßl. und 1/2 Flasche Wein) in seinem Lokal sich zusammenfand, aufzunehmen, und daß sich da nun für die Zeit von Michaelis 1787 bis Januar 1788 eine Rechnung von 12 Thlr. 4 1/2 ßl. aufgesummt hatte, die nicht bezahlt worden war. Der Vater nannte das Ausnützung des Leichtsinns seines Sohns, und nach der Sorgfalt zu urtheilen, mit der er seinem Sohn den Kredit einzuengen suchte, scheint er doch eine gewisse Ursache gehabt zu haben, nicht all zu viel Vertrauen zu der Einsicht und Solidität des jungen Studenten zu hegen. 1 )

Michaelis 1788 kehrte Arresto von der Universität nach Hause zurück, und sogleich sehen wir seinen Vater bemüht, ihm eine Stellung bei der Regierung zu verschaffen. In einem Gesuch vom 27. Oktober 1788 bat er, seinen Sohn als "supernumerairen Canzlisten" ihm selbst zur Hülfe im Regierungscollegio anzustellen, 2 ) und wäre es zur Genehmigung gekommen, so wäre unser Held vielleicht in eine friedliche Beamtenkarriere hineingeführt worden, deren heilsamer, sanfter Zwang mit der Zeit alle die trutzigen kleinen Eigenheiten seines Charakters hätte verkümmern lassen, die das Leben so unsagbar schwer, aber auch so unsagbar lebenswerth machen. Es sollte nicht so kommen; eine böse Geschichte, die dem Herrn Kandidaten passirte, machte alle Hoffnungen und Zukunftspläne seines Vaters zu Schanden.

Es war an einem Montag, den 23. Februar 1789, da besuchten Arresto und ein Freund von ihm, der Baron von Ramin, preußischer Offizier, Abends die Komödie. Sie tranken gleich im Anfang und in den Zwischenakten im Punschzimmer unten viel Punsch und waren schon ziemlich berauscht, als sie nach dem ersten oder zweiten Aufzug über den alten Garten hinüber in die Theatergarderobe gingen. Dort fanden sie Gesellschaft, unter andern den Musikdirektor Roy und den Schauspieler Hostovsky, und


1) Für den, den die Preise jener Zeit interessiren, gebe ich folgende Details: 1/2 Bouteille sehr alten Franzwein 16 ßl., 4 Butterbröte 4 ßl., 1 Schnaps 1 ßl., Semmel und Käse 1 ßl., 4 Parthie Carambol, à 2 ßl., 8 ßl.
2) Dorsualbemerkung auf dem Gesuch, datirt 29. Dezember 1788, "Gehet wohl inter deliberanda."
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Arresto forderte den gleichfalls anwesenden Theaterfriseur Paetow auf, ihnen zwei Gläser Punsch zu holen. Auf die Antwort, daß das nicht seines Amtes sei, gab es grobe Worte. Den Worten folgten Thätlichkeiten. Arresto ohrfeigte Paeton), und Paetow ergriff einen herumliegenden Theaterdegen und hieb damit auf seinen Gegner ein. Auf den Lärm hin kamen der Intendant, Graf Bassewitz, der Direktor Fischer u. a. herbei und rissen beide auseinander. Arresto wurde hinausgedrängt, auf das Theater unter heftigem Widerstreben hinaufgezogen und hinter den Koulissen über dasselbe weg die Treppe nach dem alten Garten hinunter an die Luft gebracht. Er versuchte noch einmal wieder in die Garderobe zu kommen, und als ihm das mißlang, rannte er ohne Hut und wie wahnsinnig zu der Weinstube von Tränker 1 ) in der Königstraße, wo er und Ramin vor dem Theater gewesen, zurück und kam da hineingestürzt, schreiend "ein Degen, ein Degen!" Auch hier fortgewiesen, ging er zu dem Sattler Henn, ließ sich von dem Dienstmädchen das Zimmer des Schauspielers Hagemann, mit dem er befreundet war, aufschließen, nahm von der Wand einen Hirschfänger, riß ihn aus der Scheide, und nachdem er noch eine Kopfbedeckung gesucht, aber keine gefunden, eilte er wieder auf die Straße. Vor dem Tränkerschen Hause trieb ihm das Unglück den Barbiergesellen Greßmann (oder Kreßmann) in den Weg. Sei es nun, daß dieser ihn durch Necken reizte, sei es, daß er ihn für einen andern hielt, mit den Worten "Du Hund!" hieb Arresto auf den Menschen ein. Der wehrte sich, so gut es ging, mit seinem Stock, wurde aber doch schließlich ziemlich erheblich an der rechten Hand verwundet. Herbeieilende traten dazwischen, entwanden Arresto seine Waffe und führten beide ins Tränkersche Haus, wo sie verbunden wurden. Arresto ward dort zu Bett gebracht. Als dann aber das Volk auf der Straße eine drohende Haltung anzunehmen begann, und die Handwerksgesellen, die ihren Kollegen rächen wollten, gegen die Thür drängten, fand man es doch rathsam, ihn unter dem Schutz der Wache über den Hof und durch den Thorweg weiter zu bringen. Er erwachte am nächsten Morgen im Hause seines Großvaters (Reusner), nach seiner Aussage ohne Erinnerung dessen, was den Tag vorher gewesen, und erstaunt über die Grenadiere, die schon da waren, ihn zu verhaften.


1) In den Akten steht Trenck und Trencker; die Schreibung Tränker fand ich in der Todesanzeige vom 22. Juli 1798, Meckl. Nachrichten 1798. S. 680.
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Da haben wir ein Bild von der Art und dem Charakter des jungen Arresto. Genußfreudig und leichtherzig, Habitué des Theaters und der Weinschenken, vornehme Bekanntschaften suchend und sich selber Kavalier dünkend, dabei temperamentvoll, aufbrausend und selbst gewaltthätig, sobald ihm jemand in den Weg tritt, so steht er vor uns. Den Vater kostete dieser Spaß 60 Thaler Gold, den Louisdor zu 5 Thaler gerechnet, die er nach langem Sperren am 12. Januar 1791 endlich als Entschädigung an Greßmann zu zahlen sich verpflichten mußte. Dem Sohn brachte das Urteil (vom 24. März 1789) 6 Wochen Haft in Dömitz wegen Berauschung und Störung der öffentlichen Sicherheit, außerdem Verwarnung und Tragung aller Kosten des Verfahrens. Auch mit der Karriere war es aus. Ein zweiter Dorsualvermerk auf dem Gesuch seines Vaters, datirt vom 24. Februar 1789 und von des Ministers von Dewitz eigener Hand, wies an, das Gesuch zu den Akten zu legen, "da die Aufführung des jungen Arresto aller Empfehlung entgegen sei." Und er hatte gerade, um sich besser zu insinuiren, zum bevorstehenden Geburtstag der regierenden Herzogin, zum 9. März, einen Prolog, "Das ländliche Fest," verfaßt und drucken lassen!

Dem Brausekopf war es natürlich höchst unsympathisch, sich auf 6 Wochen in Dömitz festsetzen zu lassen. Er empfand überdies die Blamage, die sein Benehmen ihm und seinen Angehörigen gebracht hatte, und hatte das begreifliche Bedürfniß, die Situation zu wechseln. Darum wandte er sich, kaum daß er verurtheilt war, mit einer Supplik (26. März 1789) an den Herzog und bat um gnädige Aufhebung des ihm zudiktirten Festungsarrestes und zugleich um die Erlaubniß, als Soldat im Leibregiment eintreten zu dürfen, wie das schon längst sein Wunsch sei; er gelobe für die Zukunft auch alle Besserung. Die Genehmigung erfolgte umgehend. Aber er kam nicht ins Leibregiment. Meklenburg hatte damals 3 Bataillone, nämlich das von Glüer'sche, später von Pressentin'sche Regiment und 1 Bataillon Grenadiere des von Both'schen Regiments im Solde der Generalstaaten in Holland stehen, und dorthin wurde der Missethäter abgeschoben: er wurde der von Lowtzow'schen Kompagnie des Grenadierbataillons zugetheilt und kam nach Herzogenbusch in Garnison. Man war wohl froh, in Rücksicht auf den Vater auf diese Weise die Sache aus der Welt schaffen zu können. 1 )


1) Dorsualvermerk auf Arrestos Gesuch, datirt 31. März 1789: "Supplicant geht nach Holland und wird als Grenadier angestellet." Man (  ...  )
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Der Vater blieb auch jetzt um die Karriere seines Sohns bemüht. Er richtete am 23. Oktober 1790 an den Herzog das Gesuch, den inzwischen Unteroffizier gewordenen Arresto zum Offizier zu ernennen, und als ihm das abgeschlagen wurde, kam er am 6. Dezember 1790 mit der neuen Bitte, ihm doch wenigstens die Junkerqualität zu verleihen, um ihm das Offizierwerden zu erleichtern. Aber auch damit hatte er keinen Erfolg. Besonders rühmenswerth scheint sich der junge Thunichtgut in Holland nicht geführt zu haben, und als er am 21. August 1791 ohne Wissen seines Vorgesetzten mit einem Grafen von Wittgenstein, der als Lieutenant in der holländischen Garde stand, und noch zwei andern holländischen Offizieren, um sich, wie man sagte, mit dem Grafen zu duelliren, nach Bokhoven ritt und nicht wieder kam, befürwortete der Berichterstatter über diesen Fall, der Oberstlieutenant von Crivitz, ihn ruhig laufen zu lassen, da nichts an ihm gelegen sei. 1 )

Bis 1794 hören wir nun nichts von ihm. Am 24. Februar dieses Jahres aber debütirte am Stuttgarter Hoftheater, bei Eröffnung der Bühne, ein Schauspieler Namens Burchardi als Montalban in "Lanassa" (von H. M. Plümicke). Er gefiel, nach der Kritik, einem großen Theil des Publikums; man rühmte ihm nach, daß er ein angenehmes Aeußere habe und mit viel Anstand und Feuer spiele, "nur wohl mit etwas zu vielem, und oft in der sogenannten großen Manier". 2 ) Er wurde engagirt und figurirt im Württembergischen Adreßbuch für 1795 und auch noch 1796 im Personalverzeichniß der Herzoglichen Hofbühne als Burkhardi. Im Adreßbuch für 1797 ist er verschwunden; aber statt seiner erscheint ein Arestov. Ich habe guten Grund, anzunehmen,


(  ...  ) vergleiche dazu die Kostenliquidation des Hauptmanns von Creutzburg vom 30. März 1789, wonach die Wachtkosten für Arresto in Schwerin bis zu seinem Engagement unter dem von Both'schen Grenadierbataillon 7 Thaler 32 ßl. betrugen.
1) Promemoria des Oberstlieutenant Carl Christian von Crivitz, Herzogenbusch, 26. Auaust 1791. Es heißt darin: "Da indeß nach seiner bekannten Denkungsart, und daraus fließendem Betragen zu urtheilen, von eben diesem Arresto sich wohl wenig Beßerung erwarten ließ, er auch manchen in der Ausschweifung zum Vorbilde gedienet, so möchte man es für ein Glück halten, daß auf gemeldete Weise das Corps vielmehr seiner entledigt ist." - Bokhoven liegt nördlich von Herzogenbusch nahe der Maas. - Der Graf Wittgenstein mag Victor Friedr. Carl Ferdin., aus der Linie Saun=Wittgenstein=Sayn, sein, der geb. 12. Septbr. 1768, als Lieutenant beim 3. Holländ. Waldeck=Reg. stand (Neues Genealog. Reichs= u. Staats=Handb" Frankf. 1791, I 219; 1792, I 232).
2) Annalen des Theaters, Berlin. 13. Heft (1794), S. 91.
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daß beide eine und dieselbe Person sind, und daß wir in diesem Burchardi=Arresto unsern desertirten jungen Helden Christlieb Georg Heinrich Arresto wieder haben. 1 ) Schauspieler ist er geworden und zwar ein glücklicher, sagt man, mit viel verheißender Begabung und getragen von der Gunst des Publikums. Er hat den Beruf gefunden, in dem wir ihn von nun an bis zu seinem Ende begleiten werden.

Stuttgart verließ er noch vor Ablauf des Jahres 1797 und wir treffen ihn 1798 in Hannover bei der Großmann'schen Gesellschaft, die gerade damals eine schwere Krisis durchzumachen


1) Er erscheint später in Hannover als "Aresto (ehemals Burchardy)". Die Sache ist übrigens nicht ganz so einfach, wie sie aussieht. Zu dieser selben Zeit gab es nämlich noch einen Schauspieler Burchardi, Karl Eduard, der nach Reichard's Theaterkalender von 1788 (S. 135) 1746 in Königsberg geboren war und 1766 (oder nach der veränderten Angabe in den Jahrgängen von 1792 an: 1769) debütirte, und von diesem Burchardi heißt es, zuerst im Jahrgang 1799 des Theaterkalenders (S. 99), gleichfalls "jetzt genannt Aresto". Wer von den auftauchenden Burchardi=Aresto's ist nun der Christlieb Georg Heinrich und wer der Karl Eduard? In unserem Falle könnten die jugendlichen Rollen, die der betreffende Schauspieler spielte, zu Gunsten des ersteren angeführt werden. Aber entscheidend ist das nicht. Man lese nur, was die Hamburgisch= und Altonaische Theater=Zeitung, I (1798) S. 159/60 gerade über diesen Punkt sagt: "Durchwandern Sie das sogenannte Vaterland von einer Ecke zur andern, Sie werden fast überall die unbegreifliche Eitelkeit an der Tages=Ordnung finden, daß abgelebte Matronen und völlig verblühte Schönheiten junge naive Mädchen, unschuldige Liebhaberinnen und Natur=Kinder spielen, und daß die grau gewordenen Amorosos der Vorzeit keinem Jünglinge von Talent und Liebe zur Kunst eine Liebhaberrolle von Bedeutung überlassen." Ich möchte die Frage von einer andern Seite anschneiden. Hat Karl Eduard Burchardi sich thatsächlich je Aresto genannt? Von unserm Helden wissen wir, daß er sich im Beginn seiner Laufbahn unter dem Pseudonym Burchardi verbarg, wozu er ja hinreichenden Grund hatte, und daß er später wieder mit seinem wirklichen Namen hervortrat. Denn daß er mit dem Hannoverschen Aresto identisch ist, möchte nicht zu bezweifeln sein: der Verfasser von "Frohe Laune" ist auch der Verfasser von "Vergehen und Größe", "Der Indienfahrer", "Die Soldaten" ("Hamburg und Altona". Eine Zeitschr., 1804, I 99).' Es war der Aresto, genannt Burchardi. Aber der Burchardi, genannt Aresto? Merkwürdig ist, daß Burchardi gerade 1798 (Theaterkal., für 1799) diesen Beinamen zu führen anfängt, kaum zwei Jahre, nachdem Arresto den Namen Burchardi abgelegt. Es wäre nicht unmöglich, daß hier ein Versehen der Redaktion des Theaterkalenders vorläge. Man führte in der Schauspielerliste den alten Burchardi. Da tauchte plötzlich 1797/98 ein Burchardi auf, der sich Aresto nannte: man kannte nur den einen, Karl Eduard, und, als könne nur dieser gemeint sein, gab man ihm den neuen Beinamen. Unser Arresto steht nicht in dem Schauspielerverzeichniß des Reichard'schen Kalenders; sein Rival hat ihn einfach todt gemacht.
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hatte, wieder. Er ist in deren Mitgliederliste aufgeführt als "Herr Aresto (ehemals Burchardy)"; seine Rollen sind "junge Helden und Liebhaber im Lust= und Trauerspiele, Bonvivants, singt". Die Kritik lobt ihn auch hier, wie sie es schon in Stuttgart gethan, und spricht sich über die Art und Grenzen seiner Befähigung ganz ähnlich aus. "Ein geschickter Schauspieler", schreibt sie, "in Bonvivants, Conversations=Männer und Raisonneurs. Er hat eine glückliche Bildung und zeichnet seinen Caracter, so lange er in den humoristischen Grenzen bleibt, glücklich. Im höhern Schauspiel liebt er Pathos und hochfahrende Rede. Sein Bariton ist nicht unangenehm." Auch einen artigen literarischen Triumph brachte ihm sein Hannöversches Engagement. Die Großmann'sche Truppe spielte das Jahr über außer in Hannover noch in Bremen und während der Brunnenzeit in Pyrmont. An diesem letztgenannten Orte erlebte im August 1798 Arresto's Lustspiel "Frohe Laune" die erste Aufführung; es wurde mit Beifall vom Publikum aufgenommen, und er selber gab den Werbeoffizier darin mit großem Erfolg. 1 )

1799 löste er dieses Engagement. Er gastirte in Hamburg und ging von da nach Stuttgart zurück. Aber lange hielt er es auch dort nicht aus; im Juni 1800 finden wir ihn schon wieder auf der Wanderschaft. Am 10., 17. und 20. dieses Monats spielte er in Leipzig bei der Franz Seconda'schen Truppe den August in "Leichtsinn und gutes Herz" (von Fr. G. Hagemann), den Baron Wiburg in "Stille Wasser sind tief" (von Fr. L. Schröder), den Wallenfeld in "Der Spieler" (von Iffland) und den Baron Ruf in "Die Schachmaschine" (von H. Beck), einem der beliebtesten unter den Stücken der damaligen Zeit, am 2. Juli mit großem Beifall in Hannover den Philip Brook in "Die Mündel" (von Iffland), den Salbader im "Sonntagskind" (Oper von Wenz. Müller, Text von Vulpius) und den Wilibald in "Heirath durch ein Wochenblatt" (von Schröder). Er ging dann nach Altona und blieb hier bis kurz vor Schluß des Jahres. 2 )

Der Schauspieldirektor Krickeberg hatte damals mit der Herzoglich Meklenburgischen Theaterintendanz einen Kontrakt abgeschlossen, der ihn verpflichtete, gegen einen jährlichen Zuschuß


1) Reichard's Theaterkalender (Gotha) 1798, S. 237; 1799, S. 231; 1800, S. 277. Hamburgisch= und Altonaische Theater=Zeitung, I (1798), 288, 336, 367; II (1798), 193.
2) Wollrabe, Chronologie sämmtl. Hamburg. Bühnen (1847), S. 102. - Herzogl. Wirtemberg. Adreß=Buch für 1800, S. 31. - Taschenbuch fürs Theater (Hamburg 1801), S. 231, 240, 269, 271.
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des Hofes im Betrage von 2600 Thlr. und eine Reihe weiterer Erleichterungen und Vergütungen, für drei Jahre (vom 1. Januar 1801 bis 1. Januar 1804) vom Januar bis Ende März in Schwerin und vom 1. Juli bis Ende August in Doberan zu spielen, während es ihm freiblieb, die übrige Zeit in Rostock, Güstrow und sonst Vorstellungen zu geben. In die Truppe, die Krickeberg auf diesen Kontrakt hin zusammensetzte, trat auch Arresto. Nach 11jähriger Abwesenheit kam er so in seine Heimath zurück. Ich sehe nicht, daß man ihm wegen seines einstigen Desertirens Schwierigkeiten gemacht hätte; es scheint, daß man stillschweigend über das Vergangene hinwegsah. Jedenfalls sah man ihn in seiner neuen Rolle lieber als in der alten; er spielte am 7. Januar mit Beifall den Baron Ruf in "Die Schachmaschine", brachte am 20. März seinen "Indienfahrer" heraus und hatte am 25. ein Benefiz mit dem ansehnlichen Ertrag von 111 Thlr. Ende März aber nahm er auch hier wieder Abschied und ging ein Engagement am Deutschen Theater in Hamburg, dieser von Schröder so lange glanzvoll geleiteten Bühne, ein. 1 )

Am 8. April trat er seine Stellung in Hamburg an, und die Zeit seiner Wirksamkeit hier, bis in den Sommer des Jahres 1804, kann man wohl als den Höhepunkt seiner schauspielerischen und schriftstellerischen Thätigkeit betrachten. Das war die Zeit, wo seine "Soldaten" (Sept. 1803) und deren Fortsetzung "Der feindliche Sohn" (Januar 1804) herauskamen und zwischen Publikum und Kritik einen heißen Kampf entfachten. Das eine entzückt, hingerissen, bereitete ihnen volle Häuser, so daß im Herbst und Winter 1803 auf 1804 Arresto's "Soldaten" neben Lessings "Nathan der Weise" die größten Einnahmen bringen konnten; die andere, die beiden Stücken einen höhern Werth nicht zuerkennen wollte, hielt darum um so strenger Gericht über den Schauspieler=Dichter. Die Arroganz Arresto's, der, den Erfolg auf seiner Seite, sich hochmüthig über die Kritik glaubte hinwegsetzen zu können, nahm den Gegensätzen auch nicht gerade ihre Schärfe. Vom Gebiet des Sachlichen fing die Fehde an, hinüber ins Persönliche zu spielen. Man hatte ihm noch nicht verziehen, was er in der Vorrede zu der gedruckten Ausgabe seines "Indienfahrer" 1803 geschrieben 2 )


1) Bärensprung. Geschichte des Theaters in Mecklenburg=Schwerin (1837), S. 182 ff.
2) "Wenn Dir . . . ein Mann begegnet, der Dir freundlich und bescheiden Deine Fehler und Mängel zeigt: so mache es, wie es Dein (  ...  )
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und fand jetzt doppelten Grund, ihm die Nichtachtung und Schmähung heimzuzahlen. Die Rücksichtslosigkeit der Polemik gegen ihn ging so weit, daß man vergaß, was sonst zwischen anständigen Menschen Regel und Satzung zu bleiben pflegt; man scheute sich nicht, auch den Menschen Arresto mit in die Erörterung zu ziehen und mit dessen moralischen Qualitäten den Schriftsteller zu messen. Wie ein wilder Kampfruf aus diesem Streite klingt es nach, wenn er 1804 dem Druck seiner "Soldaten" das Begleitwort mitgab: "Soldaten!. Der bescheidene, belehrende Kritiker ist gleich einem alten, gedienten Officier; ihm erzeiget diejenige Hochachtung, die ihm gebührt. Die gemeinen, hämischen Tadler sind Banditen in Hohlwegen; diese - schießt todt! wo ihr sie findet." 1 )

Während noch die Erregung hoch ihre Wellen schlug, verließ Arresto Hamburg, um einem Ruf nach St. Petersburg zu folgen. Dort waren für das Schauspiel gute Tage angebrochen. Im Frühjahr 1804 hatte eine gründliche Umgestaltung des Theaterwesens stattgefunden, die den vorhandenen Bühnen eine gesundere finanzielle Basis und damit eine bessere Bürgschaft für ihr Gedeihen geben sollte. Es gab damals in Petersburg 4 Bühnen, 3 sogenannte Krontheater, das französische, das russische und das italienische, die der kaiserlichen Intendanz direkt unterstellt waren, und das deutsche Theater, das unter der Leitung eines Privatunternehmers, damals eines Herrn Miré, stand. Alle vier wurden vom Hof unterstützt; doch waren die Zuschüsse bisher so wenig ausreichend gewesen, daß sie insgesammt in schwere Schulden gerathen waren. Dem sollte nun gründlich abgeholfen werden. Der Kaiser übernahm alle Schulden auf seine Kasse und erhöhte das jährlich von ihm zu zahlende Fixum um eine ganz beträchtliche Summe. Für das deutsche Theater bedeutete das einen


(  ...  ) Vater im gewöhnlichen Leben macht; drücke ihm dankbar die Hand! Begegnet Dir aber ein gemeiner Tadler, oder einer aus dem Geschmeiß anonymer, hämischer Rezensenten, . . .: folge auch hierin seinem Beispiel: zeige ihnen verächtlich den Rücken!"
1) Die "Soldaten" wurden zuerst am 9. September 1803 aufgeführt und machten in 13 Wiederholungen volle Häuser. "Der feindliche Sohn" kam am 20. Januar 1804 heraus und brachte es auf 7 Wiederholungen. Arresto erhielt für das erste Stück 300 M. Banko (24 Louisd'or) Honorar von der Direktion, für das zweite 200 M. Man vergleiche: Hamburg. unpart. Correspond. 1803, Nr. 147; 1804, Nr. 13. "Hamburg und Altona", 1803, IV 91, 232; 1804, I 98 ff., 242, 252; II 95, 97, 98 ff., 238 ff. "Der Freimüthige" (herausgegeb. von Kotzebue) 1803, S. 648, 679, 687. Wollrabe, Chronologie, S. 104, 115. - Nach dem Hamburger Adreßbuch wohnte Arresto dort (1803 und 1804): Valentinskamp Nr. 302.
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Schuldenerlaß von 56 000 Rubel und einen Jahreszuschuß von 25 000 gegen früher 5000 Rubel. 1 ) Miré reiste nun nach Deutschland, um sein Personal zu vervollständigen, kam im April nach Hamburg und engagirte unter andern auch Arresto für das Fach der ersten Liebhaber und Helden. Die Engagements=Bedingungen scheinen recht günstige gewesen zu sein; man erzählte sich, daß Arresto 2500 Rubel festes Gehalt zugesichert erhalten habe und außerdem das Vorrecht, Gelegenheitsstücke zu liefern, mit dem Anspruch auf Honorar und je eine Benefizvorstellung für jedes von ihm neu gelieferte Stück. Im August trat er zuerst in Petersburg auf. "Der Ruf, der ihm voranging," heißt es in einer Kritik, "hatte die Erwartung des Publikums sehr gespannt. Er hat sie befriedigt, und das Publikum hat ihn mit Enthusiasmus aufgenommen." Seine ersten Rollen waren Rolla in "Die Sonnenjungfrau" und in "Die Spanier in Peru" (beide von Kotzebue). 2 )

Trotz des größeren Zuschusses aber kam Mire bald wieder in Zahlungsschwierigkeiten. Er trat darum 1805 ab, und statt seiner übernahm nun Arresto die Leitung des Theaters. Die Jahressumme wurde ihm auf 30 000 Rubel erhöht und man rühmte seiner Leitung Fleiß, Ordnungsliebe und bessere Oekonomie nach; trotzdem wollte das Unternehmen nicht gedeihen, und als das Theatergebäude nach einer Aufführung von "Fanchon" (Oper von Himmel, Text von Kotzebue) 1806 in der Nacht vom 31. Januar auf 1. Februar a. St. abbrannte, beschloß der Kaiser auch das deutsche Theater zum Krontheater zu erheben und es wie die andern der Oberleitung des Intendanten aller Schauspiele, Herrn von Narischkin, zu unterstellen. Arresto blieb noch bis 1808. Dann schied er aus dem Verbande aus und verließ Petersburg. 3 ) Er soll darauf eine Zeit lang (um 1808) an der Reval'schen Bühne engagirt gewesen sein; aber 1810 sehen wir ihn wieder an der Spitze einer eigenen Truppe, mit der er in Mitau und Libau Vorstellungen gab. Freilich dauerte das nicht lange. Im Frühjahr 1811 schon brach in Mitau die Gesellschaft zusammen; Arresto mußte seine Truppe auflösen und kehrte nach Deutschland


1) Storch, Rußland unter Alexander I. Lief. 2 (1803), S. 253; Lief. 7 (1804), S. 166. Intelligenzblatt der allg. (Hallischen) Literaturzeitung, 1804, Sp. 36.
2) "Hamburg und Altona", 1804, I 344. Zeitung für die elegante Welt, 1804, S. 582, 912. "Der Freimüthige" 1804, II, S. 228, 396.
3) Zeitung für die elegante Welt, 1806, S. 47, 240, 268, 392, 944. Jffland, Almanach fürs Theater, 1809, S. 157: "Entlassen: Herr Arresto."
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zurück. Im Winter 1812 finden wir ihn in Königsberg; er gab dort einige Gastrollen, ohne jedoch sonderlich zu gefallen. Der Fremde müde und nach bewegtem Leben der Ruhe bedürftig, wandte er dann die Schritte wieder der alten Heimath zu. 1 )

Im Februar 1813 spielte die Breede'sche Truppe, die von Rostock gekommen war, in Güstrow. Sie gab dort am 18. ein kleines Lustspiel, "Die Theaterunternehmung oder Der Schauspieler auf Probe" (von ?), und hierin, in der Rolle des Schauspielers Fröhlich, gastirte der "vormalige Direktor des Kaiserlichen Theaters zu St. Petersburg", Arresto. Das war sein erstes Wiederauftreten in Meklenburg. Er veranstaltete 2 Tage darauf, am 20., ebendort noch eine Musikalische Akademie, aing dann aber weiter nach Schwerin. Von hier aus that er einen Schritt, den er vielleicht schon längere Zeit erwogen hatte; er wandte sich, im März, an den Herzog mit der Bitte, ihn in den Staatsdienst zu übernehmen und als Kanzlist im Regierungskollegium oder in einer der anderen Kanzleien anzustellen. Des Schauspielens satt, mit 45 Jahren an Enttäuschungen reich und keine Hoffnungen vor sich, sehnte auch er sich nach einer sicheren, wenn auch bescheidenen Stellung für den Rest seines Lebens. Der Herzog war nicht abgeneigt, den Wunsch zu erfüllen, theils aus Rücksicht auf die Verdienste des Vaters, theils, weil er meinte, daß man Supplikanten werde brauchen können, da er studirt habe. Aber zur Zeit war keine Vakanz vorhanden; man mußte ihn auf die Zukunft vertrösten und wies ihn an, sich vorkommenden Falls wieder zu melden. 2 ) Das war für ihn einem Abschlag gleich. Er sollte, schien es, nicht zu Ruhe kommen; der alte Beruf hielt ihn fest und ließ ihn nicht mehr los. Er gab noch zwei Vorstellungen in Schwerin, am 20. und 23. April; dann hören wir Monate lang nichts von ihm. Aber noch einmal lächelte ihm das Glück. Der Schauspieldirektor Becker, der damals die Konzession für Doberan hatte, wurde wegen vorgefallener Differenzen im Juli des Jahres 1813 plötzlich seines Kontrakts entlassen; die Stelle war frei, und Arresto gelang es, für sich die Konzession zu erhalten. Er verpflichtete sich für die Dauer von 6 Jahren; der Hof bewilligte ihm die gleichen Zuschüsse, wie sie seinem Vorgänger gezahlt waren, nämlich 300 Thaler jährlich an Reisegeldern und 100 Thaler wöchentlich


1) v. Recke und Napiersky, Nachträge zu Nachtrag I, S. 2. Chr. Müller, St. Petersburg (1813), S. 436/37. Zeitung f. d. eleg. W., 1812, S. 2088.
2) Herzogl. Schreiben d. d. Ludwigslust, 18. April 1813.
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für die Zeit, daß er in Doberan spielte, außerdem aber das Recht, die Erfrischungsanstalten zu verpachten und die Redouten für seine Rechnung zu veranstalten.

Wir können ihn nun für die nächsten Jahre ziemlich genau Monat für Monat in seiner Thätigkeit im Lande verfolgen. Wir finden ihn von Anfang Oktober 1813 bis gegen Mitte Februar 1814 in Rostock, wo er sich vom Rathe auch die Spielerlaubniß erwirkt hatte, 1 ) vom 13. Februar bis 1. April in Güstrow, vom 8. Juli bis zum Herbst in Doberan, dann wieder bis Ende Januar 1815 in Rostock, vom 29. Januar bis zum 9. Mai in Schwerin, von da bis zum 6. Juli in Rostock, während der Saison in Doberan, vom 3. Dezember 1815 bis 5. April 1816 in Schwerin, darauf in Rostock, vom 10. Juli bis zum Ende der Saison in Doberan, den Herbst und Winter über bis Weihnachten in Stralsund, von Ende Dezember bis Anfang Februar 1817 in Rostock, vom 9. Februar bis 13. Mai in Schwerin, zum Pfingstmarkt wieder in Rostock, am 23. Juni endlich in Doberan, wohin er seiner Gesellschaft vorangegangen war, die ihm am 6. Juli nachfolgte. Hier ereilte ihn der Tod. 2 )

Vom Schauspieler Arresto erfahren wir aus dieser letzten Periode seiner Laufbahn nicht mehr viel. Er trat noch auf, gewiß; aber bei der Durchsicht der Reihe uns erhaltener Schweriner Theaterzettel fand ich seinen Namen nicht allzu häufig. Er ist vom Fach der Helden und jungen Liebhaber übergegangen ins Fach der Charakterdarsteller; wenn er noch spielte, spielte er Rollen wie den alten Klingsberg in Kotzebue's "Die beiden Klingsberg", Marinelli in "Emilia Galotti", Humphry Bohun in Körner's "Rosamunde", Tartüffe in Molière's "Tartüffe", Talbot in der "Jungfrau von Orleans". Seine Hauptsorge aber verwandte er auf seine Direktionsthätigkeit. Und eine sorgenreiche Aufgabe war es, das Unternehmen durch all die Schwierigkeiten und Hemmnisse, die allüberall sich ihm entgegenstellten, sicher hindurch zu führen. Wir besitzen aus diesen letzten Jahren, 1815-17, eine Reihe von Briefen Arresto's an den Kabinetssekretär Joh. Friedr. Hoese in Ludwigslust; sie geben, wenn auch nicht ein volles Bild, so doch Andeutungen genug von dem, was er zu kämpfen und was er zu leiden hatte. So klagt er in einem


1) Zunächst bis Ostern 1814, er kam dann aber ziemlich regelmäßig im Frühjahr und Herbst jeden Jahres wieder nach Rostock. (Bärensprung a. a. O" S. 241, 243.)
2) Bärensprung a. a. O., S. 241 ff.
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Schreiben, Schwerin, den 30. März 1815, daß Graf Hahn und Ruhland ihm Konkurrenz machten; sie hätten von dem Magistrat in Rostock, wo er leider nicht die ausschließliche Konzession habe, die Erlaubniß erhalten, dort auch spielen zu dürfen, wenngleich mit der Bedingung, zu gehen, sobald er komme. 1 ) Ein Theater aber sei für Meklenburg genug; er habe schon Mühe, sich zu halten. "Ist es denn," ruft er aus, "keine Möglichkeit, solchen Fremdlingen das Handwerk zu legen?" Er wisse nicht, wie das werden solle. Zum Pfingstmarkt solle er noch 500 Thlr. Schulden zahlen. Schwerin habe er unterschätzt; da sei es noch immer gut gegangen, aber länger dürfe er auch nicht bleiben. Am 8. April 1816 (Schwerin) dankt er für übersandte 80 Thlr. Er habe, fügt er hinzu, mit Brandenstein 2 ) gesprochen; der meine ebenfalls, der Großherzog könne etwas mehr für das Theater thun denn die Dekorationen kämen in Verfall. Zum "Titus" habe er zwei neue malen lassen; wovon sie aber bezahlt werden sollten, möchten die Götter wissen. Am 12. Mai 1816 (Rostock) neue Klagen über die Kompagnie Ruhland=Graf Hahn. Sie hatten sich mit dem Ballettänzer Buschenheyer assoziirt und die Erlaubniß erwirkt, unter dem Titel "pantomimische Vorstellungen" während des Pfingstmarktes in Rostock ein Theater zu etabliren. Wenn es dazu komme, sei er geschlagen; denn seine Hoffnung sei der Pfingstmarkt, um manche Scharte auszuwetzen. Darauf sei auch der "Titus" berechnet gewesen, für den Dekorationen und Garderobe ihn 200 Thlr. gekostet. Ob es nicht möglich sei, den Großherzog zu einem Erlaß zu bewegen, daß die Verordnung, 3 ) wonach ohne Regierungskonzession sich keine Schauspiel=Gesellschaften im Lande aufhalten und Vorstellungen geben dürften, sich auch auf Pantomimen und dergleichen mehr erstrecken solle.

Um das Theater all den elenden, bedrängenden Verhältnissen zu entreißen, machte Arresto schon damals den Vorschlag, es unter Zahlung einer genügenden jährlichen Subvention zum Hoftheater zu erheben. Wir wissen darüber nichts Näheres mehr, können die Thatsache aber aus einem Briefe an Hoese, Schwerin, den 4. April 1816, erhärten. Er bittet darin, ein beiliegendes Schreiben an "S. Erzellenz", doch jedenfalls einen der Minister, 4 )


1) Bärensprung a. a. O., S. 247.
2) Wohl der Minister August Georg von Brandenstein.
3) Verordnung vom 31. August 1810.
4) Wohl der Minister Leopold Hartwig von Plessen, dem, nach dem Staatskalender, das Kabinet damals unterstellt war.
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zu übergeben und sein Gesuch zu unterstützen. Er habe seinen Ueberschlag gemacht; mit einem Zuschuß von 400 Thlr. komme er aus. "Ich für mich selbst," fährt er dann fort, "will auf Ehre und Gewissen nichts lukriren, denn ich bin allein, wenn ich nur anständig, wie es meine Lage fordert, auskomme. Mit diesem Zuschuß kann der Großherzog es zum Hoftheater machen und ernennen. Dann gewinnt noch das Ganze ein besseres Ansehen, besonders bei den Rostockern und Doberaner Gästen." Arresto's Idee fand noch keine Verwirklichung, erst 20 Jahre später, 1836, gelangte zur Ausführung, was er damals so warm befürwortet. 1 )

Im Jahre 1817 begann er zu kränkeln. Am 16. Mai schrieb er seinem Freund Hoese, daß er noch einige Tage in Schwerin bleibe, um so viel wie möglich das angefangene Werk seiner Gesundheit zu vollenden, wozu Ruhe und Beseitigung alles dessen, was unangenehm sein könnte, gehöre. Er reiste dann seiner Truppe nach Rostock nach. Aber sein Befinden besserte sich nicht; es wurde eher schlimmer. Er konnte schließlich nur noch Zwieback in Kaffee getaucht und Flüssiges zu sich nehmen. Jedoch hören wir nicht, daß er wegen seines Zustandes schon ernstliche Bedenken gehabt habe; er meinte nur einmal, in einem Brief vom 8. Juni, die Schweriner Aerzte hätten sich geirrt und auf den Magen kurirt, indeß die Krankheit im Schlunde liege, rheumatisch und krampfhaft sei. Der Druck der äußeren Verhältnisse kam dazu, ihm den Lebensmuth herabzustimmen; auch in diesem Jahre verdarben Seiltänzer und Kunstreiter ihm das Pfingstmarktgeschäft in Rostock gründlich. Krank und müde reiste er am 23. Juni nach Doberan, um die Saison dort vorzubereiten, und hier verschied er, 49 Jahre alt, am 22. Juli 1817. 2 )

Er hinterließ Angehörige, die an seinem Sarge trauern konnten, eine Stiefmutter und Schwestern. Aber das Tragische in seinem Schicksal war, daß er Weib und Kind sein eigen genannt, die noch lebten, und daß er es entbehren mußte, von


1) Wedemeier, Beiträge zur Geschichte des Großherzoglichen Hoftheaters in Schwerin (1861), S. 3/4. Wedemeiers Arbeit erschien zur 25jährigen Jubelfeier des Hoftheaters.
2) Seine Todesanzeige s. Mecklenb.=Schwerinsche Anzeigen 1817, S. 1143; sie ist unterzeichnet "Mutter, Geschwister und Geschwisterkinder" (Schwerin, Tribsees und Demmin). Die Anzeige nennt ihn Hof=Schauspiel=Direktor. Doch figurirt er nicht im Staatskalender. Der erste ossizielle Hofschauspieldirektor war Johann Christian Krampe, Verleihung vom 16. Dezember 1833. (Wedemeier a. a. O., S. 3 Anm.)
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ihrer Liebe getröstet, hinüberzuschlummern. Er war verheirathet gewesen, wenn man dem äußeren Anschein glauben darf. In den Jahren 1798 und 1799 finden wir neben ihm in Hannover eine Madame Aresto engagirt, eine unbedeutende Schauspielerin, die nur in untergeordneten Rollen spielte; 1 ) sie muß seine Frau gewesen sein. Ich weiß aber nicht, wie ihr Mädchenname gewesen, noch wie sich beide zusammengefunden, noch wo und wann sie getraut worden. Nach 1800, also nach Arresto's Abgang aus Hannover, entschwindet sie den Augen; wir treffen ihn fürderhin ohne sie engagirt, allein, in Stuttgart, Schwerin, Hamburg. Hatte eine Scheidung oder Trennung stattgehabt? Aus des Schauspielers Ludwig Wollrabe Erinnerungen erhellt, daß beide eine Tochter, Emilie, gehabt und daß die Mutter später den Komiker Otto Bachmann, der lange ein beliebtes Mitglied des Hamburger Thalia=Theaters war, geheirathet und das Kind mit in diese Ehe genommen. Wollrabe lernte Mutter und Tochter Ende der 20er Jahre in einem elenden Engagement in Ostrowo kennen, und diese Emilie Bachmann geb. Arresto wurde seine Frau. 2 ) Eine Enkelin Arresto's, Wollrabe's zweite Tochter Amalie, geboren den 4. März 1837, verheirathete sich am 4. Februar 1861 in unebenbürtiger Ehe mit dem Prinzen Leopold von Löwenstein=Wertheim=Freudenberg. Sie wurde von König Ludwig II. von Bayern durch Patent vom 1. Dezember 1869 zur Freiin Wollrabe von Wallrab, am 15. Januar 1875 für sich und ihre Nachkommen zur Gräfin von Löwenstein=Scharffeneck erhoben. Ihrer Ehe entsprossen 5 Kinder, 2 Knaben und 3 Mädchen.

Der Großen einer, deren Name nach dem leiblichen Tode fortlebt und im Gedächtniß der Nachwelt erhalten bleibt, war Arresto nicht. Er war ein tüchtiger Schauspieler, der auch einmal seine Glanzzeit hatte, wo er, von der Gunst des Publikums getragen, sich um Haupteshöhe über das gewöhnliche Niveau erhaben dünken mochte. Aber bessere als er sind vergessen. Mit dem Nachruhm des Mimen ist es überhaupt ein eigen Ding. Die Heroen des Lebens und der Geisteswelt haben vor ihm voraus, daß sie ihren Thaten den Stempel einer starken Persönlichkeit aufdrücken können, der diesen anhaften bleibt, an dem man sie immer wieder fassen, begreifen, bewundern kann. Des Schauspielers Kunst müht sich um die Interpretation eines Dichtwerks, die persönlich sein kann, die aber mit dem Eindruck, den sie gemacht,


1) Reichard's Theaterkalender 1799, S. 231; 1800, S. 277.
2) L. Wollrabe, Memoiren (1870), S. 57.
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schwindet und kaum je wieder ganz zu rekonstruiren ist. Arresto war auch Dichter. Aber sein Dichterruhm sank kaum weniger schnell zu Grabe, als sein Ruf als Schauspieler. Wer führt heute noch seine Stücke auf, und wer liest sie? Am längsten haben sich seine "Soldaten" gehalten, das erfolgreichste seiner Werke, das seiner Zeit die Runde über fast alle Bühnen Deutschlands machte; aber auch dieses, wenn man selbst zugeben will, daß es an wirksamen Szenen nicht arm ist, verdient schwerlich, der Vergessenheit wieder entrissen zu werden. Die Kritik hat Recht behalten gegen das Publikum, das sich von der Augenblicksstimmung fortreißen ließ. 1 )

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Werke Arresto's.

(Die mit * bezeichneten bei Goedeke, Bd. V 370 und VII 485.)
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1. Das Ländliche Fest, ein Prolog mit Gesang. Zur Feyer des Hohen Geburths=Tages der regierenden Frau Herzogin Louise Durchl. zu Meckl.=Schwerin und Güstrow. Schwerin 1789. 8°. 24 S.

2. Am Hohen Geburts=Tage des Durchl. Herzogs und Herrn, Herrn Friederich Franz, regierenden Herzogs zu Mecklenburg=Schwerin und Güstrow. Den 10. December 1789. o. O. 4°. 4 Bl.


1) Ich gebe im Folgenden eine Zusammenstellung von Kritiken über Werke Arresto's, die aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt; sie soll nur dem Leser dienen, den es interessirt, das Urtheil der Mitwelt über Arresto kennen zu lernen. Die Mehrzahl dieser Urtheile ist absprechend:
"Das Ländliche Fest," in Eschenbach's Annalen der Rostocker Academie, I 192.
"Vergehen und Größe," in Neue allgemeine deutsche Bibliothek: Bd. 90, S. 350.
"Frohe Laune," in Neue allgem. d. Bibl., Bd. 67, S. 30. Hamburgisch= und Altonaische Theater=Zeitung (1798), II 193.
"Die Landesfreude," in Eschenbach's Annalen, X 112.
"Der Plan," in "Der Freimüthige", 1804, II, S. 5.
"Der Indienfahrer," in "Der Freimüthige", 1803, S. 700.
"Die Soldaten," in "Hamburg, unpart. Corresp.", 1803, Nr. 147; "Hamburg und Altona", 1804, I 98. Eine sehr scharfe Kritik brachte "Der Freimüthige" 1803, S. 648.
"Der feindliche Sohn," in "Hamburg, unpart. Corresp.", 1804, Nr. 13. "Hamburg und Altona", 1804, II 98, 238. "Der Freimüthige", 1804, I, S. 91.
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*3. Vergehen und Größe. Schauspiel in 5 A. Frankfurt 1796. 8°. Grätz 1796. 8°. Leipzig 1803. 8°. (N. A. Stuttgart 1803. 8°.)

*4. Frohe Laune. Lustspiel in 5 A. Hamburg 1800. 8°. (1798 zuerst in Pyrmont aufgeführt.)

*5. Die Landes=Freude. Epilog zu der theatralischen Vorstellung Achmet und Zenide auf die höchste Geburtsfeier der Durchl. Fürstin und Frau, Frau Louise, regierenden Herzogin von Mecklenburg=Schwerin. Schwerin 1801. 4°. 18 S.

*6. Graf Retorini. Schauspiel.

*7. Der Plan. Lustspiel in 1 A. Hamburg. Holländisch: Leeuwarden 1804. 8°.

*8. Der Indienfahrer. Schauspiel in 4 A. Hamburg 1803. 8°. N. A. 1806. Holländisch: (De Oost=Indienvaarer.) 1804. Derde Druk. Amsterdam 1826. 8°. (20. März 1801 in Schwerin aufgeführt.)

*9. Die Soldaten. Schauspiel in 5 A. Hamburg 1804. 8°. o. O. 1805. 8°. Bearbeitung von Karl Dielitz, am 4. August 1825 in Berlin aufgeführt. Holländisch: De Militaire Stand. Leeuwarden 1805. 8°. (24. Februar 1806 in Schwerin aufgeführt.)

*10. Der feindliche Sohn. Schauspiel in 5 A. Hamburg 1805. 8°. Holländisch: Leeuwarden 1805. 8°.

*11. Schreiben an den Herausgeber: Schröder's St. Petersb. Monatsschr. 1806. 2, 135-143.

*12. Poscharsky und Minin oder: Die Befreiung Moskaus. Histor. Original=Schauspiel in 6 A. Reval 1809. 8°. (18. Februar 1814 in Güstrow, 5. April 1815 in Schwerin aufgeführt. 1 )

13. Die Todtenfeier oder Die Wette. (22. März 1814 in Güstrow aufgeführt.)

14. Der 10. August. Prolog zur Gedächtniß=Feier dieses glücklichen Tages. Dobberan 1814. 4°. 4 Bl.

15. Empfindungen am 10. December 1814. Vorgetragen im Schauspielhause zu Rostock. Rostock. 4°. 2 Bl.

16. Gefahr und Rettung. Ein Gemälde der Wirklichkeit. (Die Szene ist in Doberan am Tage der Affaire bei Retschow, den 28. August 1813.) (15. März 1815 in Schwerin aufgeführt.)


1) Bei Goedeke, VII 485, steht "1819". Den Herausgebern ist entgangen, daß es zu den Beise'schen Nachträgen zu v. Recke und Napiersky's Lexikon noch wieder einen Nachtrag giebt und dort S. 2 die Jahreszahl in "1809" verbessert ist.
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17. Thaliens Abschied. Epilog mit Gesang von A[rresto?]. Musik von Dehlsen. (9. Mai 1815 in Schwerin aufgeführt.)

18. Das Fest der Freude. Vorspiel zur Feyer der Großherzogl. Würde des Großherzogs Friedrich Franz. Rostock 1815. 8°.

*19. Die Zeiten. Prolog zur Feier des 10. August in Dobberan. Rostock 1815. 8°. 8 Bl.

20. Die Feier des 10. December 1815. (Großer musikalischer Prolog. Musik von Dehlsen.) 8°. 4 Bl.

21. Mecklenburg. Allegorisches Gemälde nach dem Leben aufgestellt bey Höchster Anwesenheit des Durchl. Fürsten Blücher von Wahlstadt zu Doberan im Schauspielhause. Rostock [1816]. 4°. 4 Bl.