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Feuersteinmanufaktur von Garvsmühlen (bei Neubukow).
(Kat.=Nr. St. 109. 110.)

In der Nähe des Jahrb. 64, S. 119 besprochenen Hünengrabes von Garvsmühlen befindet sich eine kiesige Erhöhung, auf der Abfälle von Feuersteingeräthen, Splitter, Messer u. s. w. in Masse gefunden sind. Bei der Schenkung der Sammlung des Herrn Beste auf Blengow an das Großherzogliche Museum sind auch folgende von dort stammende Stücke hierher gelangt:

1. Sechs "prismatische Messer" von der bekannten Form (untere Seite glatt, leicht konkav, obere Seite mit einer, oder häufiger, zwei scharfen Kanten), charakteristische Stücke aus weißgrauem, schwarzgrauem oder gelbbraunem Stein; 9-4 cm lang.

2. Zwei "löffelförmige Schaber"; der eine aus dunklem Feuerstein ist auf der oberen Seite nur an den Rändern bearbeitet und zeigt sonst die ursprüngliche, kreidige Oberfläche, die untere Seite ist ganz glatt (ohne sekundäre Bearbeitung) und an der Schneide löffelartig konkav; auf der oberen Seite zeigt der Griff eine hohe Kante, alle Ränder sind scharf zugeschlagen; Länge 11 cm. Das zweite Stück (beistehend abgebildet) unterscheidet sich durch die Farbe (grauweiß), eine stärkere Biegung der Schabfläche und einen stärkeren Mittelgrat; Länge 9,5 cm.

Schaber

Es ist das erste Mal, daß derartige Geräthe in unsere Sammlung kommen; auch sonst scheinen sie in Deutschland selten zu sein; eines aus Schleswig=Holstein bildet Virchow in der Zeitschrift für Ethnologie 1894, Verhandlg. S. 356, ab. Etwas häufiger sind sie in den skandinavischen Ländern; vgl. S. Müller,vOrdning I, 148, Montelius, Antiquités suédoises 70, aus einem Moorfunde in Uppland, wo acht solche Geräthe zusammen gefunden sind und Rygh, Norske Oldsager 48, ebenfalls aus einem Moorfunde (bei Drontheim); über einzelne in England gefundene Exemplare dieser "spoon-shapeds scrapers" s. Evans, The ancient stone implements, 2. Aufl., S. 308 und 310. In Frankreich, wo die Schaber (grattoirs) ungemein häufig sind, finden sich einzelne recht ähnliche Formen. Dort gehören sie zu einer Gruppe von Altsachen, die man als den Anfang der neolithischen Periode oder auch als die Uebergangszeit zwischen

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paläolithischer und neolithischer Periode bezeichnet, das Campignien Salmons. Es ist im wesentlichen dieselbe Stufe, der in Dänemark die Kjökkenmöddingindustrie in ihrer späteren Entwickelung entspricht. 1 ) (Montelius' 2. Periode des älteren Steinalters.) S. Müller behandelt Aarbøger 1896, S. 343, einige Geräthe, die unserm "Löffel" durch Biegung und dreiteiligen Querschnitt ähnlich werden und in denen er Formen aus dem Ende der Kjökkenmöddingzeit oder Anfang der Dolmenzeit sieht. Auch unsere Schaber werden also in einen sehr frühen Abschnitt der nordischen Steinzeit zu setzen sein.


1) In dem neuen großen Werke über die "Kjökkenmöddings" Madsen, Müller u. s. w. Affaldsdynger fra Stenalderen i Danmark 1900 sind Tafel V eine Anzahl ähnliche, aber typologisch ältere Stücke angeführt.