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1.

Nachträge zu den Stammtafeln des Großherzoglichen Hauses (Jahrb. L.).

Von Dr. F. Techen in Wismar.

Bei einer aus so vielen einzelnen Daten zusammengesetzten Arbeit, wie es die Wiggerschen Stammtafeln sind, können, selbst wenn ein so gewissenhafter Mann, wie Wigger, sie macht, Berichtigungen und Nachträge nicht ausbleiben. So mögen denn den Einzelnheiten, die bereits in den Jahrb. LV, S. 216 und Schlußbericht S. 5, und Jahrb. LVI, S. 224 und 227 berichtigt sind, die folgenden Kleinigkeiten sich anschließen.

1) Zu Seite 173: Aus einer Vergleichung der im Urkundenbuch XV, Nr. 9045 aufgezählten Bürgen mit der in XIV, Nr. 8775 vorliegenden Reihe ergiebt sich mit vollkommener Sicherheit, daß die Vermählung Herzog Heinrichs III. mit Ingeburg, der Tochter König

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Waldemars von Dänemark, am 10. August 1360 verabredet und damals die Mitgift verbrieft ward. Es rechtfertigt sich also das gute Zutrauen, das Wigger zu der Nachricht Slaggerts hatte, der die Vermählung zum Jahre 1361 berichtet. Ebenso ist das Mißtrauen, mit dem Wigger ersichtlich dem lateinischen Slaggert begegnet (s. a. a. O. S. 118, Anm.) wohl begründet: ist doch dieser lateinische Text nach dem eigenen Geständnisse des Uebersetzers von dem späteren lübischen Domprobste Dreyer in seinen jungen Jahren aus dem Niederdeutschen übertragen (wie die Schwerinische Chronik Hederichs aus dem Hochdeutschen. Koppe, jetztlebendes gelehrtes Mecklenburg, III, S. 52 f.).

2) Die Urkunde, die Herzog Heinrich für den Brautschatz seiner zweiten Gemahlin Mechthild, der ältesten Tochter des Herrn Bernhard von Werle, sicher stellte, ist erhalten (a. a. O. S. 173). Ein zweites, aus den Hamburger Kämmereirechnungen (herausgegeben von Koppmann, I, S. 255) für das Datum der Heirath zu gewinnendes Zeugniß hat daneben allerdings nur geringen Werth. Im Jahre 1377 verausgabten die Hamburger Kämmerer "48 ß. Stephano Leygen joculatori, de nupciis ducis Hinrici Magnopolensis."

3) Zu Wiggers Annahme, daß die Hochzeit Herzog Albrechts II. mit der Gäfin Adelheid von Hohenstein nicht lange vor den 4. März des Jahres 1378 falle (a. a. O. S. 171), stimmt der Ansatz einer Ausgabe der Hamburger Kämmerei im Jahre 1378: "Kothen hystrioni 48 ß. de nupciis domini Alberti ducis Magnopolensis" (Kämmereirechnungen, I, S. 273). Das Rechnungsjahr begann mit dem 22. Februar.

4) Für die Hochzeit Herzog Albrechts IV. mit der Gräfin Elisabeth von Holstein (a. a. O. S. 182) fehlte es bisher an einer näheren Bestimmung. Es haben aber die Hamburger Kämmerer zum Jahre 1385 gebucht: "2  8 ß fistulatoribus domini ducis Magnopolensis ex parte nupciarum celebratarum cum filia domini Nicolai comitis Holtzacie" (a. a. O., I, S. 411).

5) Die Heirath Herzog Johanns IV. mit Katharina, Tochter Herzog Erichs von Sachsen=Lauenburg, seit 1414 Wittwe Herrn Johanns VII. von Werle=Güstrow (a. a. O. S. 189), wird in der Wolfenbüttler Handschrift des Körner genauer datirt. Die betreffende Stelle lautet dort (nach Waitz, über Hermann Korner und die Lübecker Chroniken, S. 13, aus dem fünften Bande der Abhandlungen der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen): "Johannes dux Magnopolensis in consortem suam accepit sororem Erici ducis Saxonie de Lovenborch, licet attinentem ei in tertio

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gradu consaguinitatis; quorum nupcie sunt celebrate infra octavas epiphanie in castro Lovenborch". Danach ist die Hochzeit in der ersten Hälfte des Januar, wohl im Jahre 1417, begangen.

6) Die Vermählung Herzog Albrechts VI. mit der Gräfin Katharina von Lindow=Ruppin (a. a. O. S. 196) wird 1467 im Januar oder Februar gefeiert sein. Die Hamburger Kämmereirechnungen geben zum Jahre 1466 (wegen des Rechnungsjahres s. zu 3) "18 ß Hermanno Schroder, misso cum amphora argentea propinata domino duci Alberto Magnopolensi in nupciis suis," zum Jahre 1467 aber "44  pro una amphora argentea habente in pondere 4 marcas 1 loth cum factura et deauracione, propinata domino Alberto duci Magnopolensi in nupciis suis. 1  Johanni Schroder aurifabro pro 2 clippeis argenteis ad 2 amphoras, quarum una fuit propinata prefato domino Alberto duci, reliqua vero domino episcopo Lubicensi" (a. a. O., II, S. 292, 339).

7) Zur Taufe Herzog Heinrichs V., der 1479, Mai 3, geboren war (a. a. O. S. 278), spendete die Stadt Hamburg 16 Tonnen Bier. Wir finden nämlich zum Jahre 1479 angeschrieben "14  16 ß pro 16 tunnis cervisie Hamburgensis propinatis domino Magno duci Magnopolensi in baptisatione sui primogeniti" (a. a. O., III, S. 361) und "4  11 ß 9  Nicolao Angermunde portanti domino Magno duci Magnopolensi 16 tunnas cervisie Hamburgensis eidem propinat(a)s" (S. 363). Auf ein Geschenk zu seiner Hochzeit (a. a. O. S. 198) dagegen beziehen sich wahrscheinlich die 1478 gebuchten Ausgaben "26 ß Timmoni Greven portanti amphoram argenteam domino Magno duci Magnopolensi" und "69  14 ß 6  pro una amphora argentea, habente in pondere 5 marcas 5 1/2 loth, propinata domino Magno duci Magnopolensi" (a. a. O., III, S. 312, 323).

8) Die Angabe Marschalcks, daß Balthasar von Wenden 1421, April 5, gestorben sei (a. a. O. S. 250), wird einigermaßen dadurch bestätigt, daß seine Wittwe in den Hamburger Kämmereirechnungen schon 1423 Gräfin von Oldenburg genannt wird. Es heißt dort II, S. 39: "24  pro 2 dimidiis pannis propinatis relicte domini de Wenden, jam vocate domine de Oldenborch."

9) Professor G. Lindström liefert im zweiten Theile seiner anteckningar om Gotlands medeltid (Stockholm, Norstedt och söners förlag 1895) S. 141 - 144 folgende Beschreibung der Grabstelle Herzog Erichs (Wigger, a. a. O. S. 184) zu Wisby, die, da das schwedische Buch nur wenigen Meklenburgern zugänglich sein dürfte, in deutscher Uebersetzung nicht unwillkommen sein wird.

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"Zwei aufrechte Steine auf dem Kirchhofe der Stadt Wisby südlich der Kirche." So schreibt Mag. Broocman, der 1753 Langebek auf seiner Reise nach Gotland begleitete und einen Theil von Abilgaards Zeichnungen abzeichnete.

Die Steine standen zu beiden Enden desselben Grabes. Der östliche dieser Steine, oben abgerundet und mit breitem Fuße, hatte auf der innern Seite Meklenburgs Wappenbild, den gekrönten Stierkopf mit dem für den regierenden Zweig des Geschlechtes charakteristischen Halsfelle, das man auf meklenburgischen Münzen und Siegeln sieht. Der Stein hat 1,34 m in der Höhe, 1,64 m am Fuße, 0,64 m am Fuße des oberen Rundtheils (in der Einhalsung) und 0,12 m in der Dicke und ist noch vorhanden. Der andere an der Westseite des Grabes stehende Stein ist verschwunden. Er hatte nach Broocmans Zeichnung die Gestalt eines oben und unten zugespitzten Schildes und auf ihm erschien der wendische Greif, wie man ihn im Rostocker Wappen vorfindet. Alles zielt darauf, daß ein Mitglied des meklenburgischen Fürstenhauses zwischen diesen Steinen begraben war, und man greift sicher nicht fehl, wenn man annimmt, daß das Herzog Erich von Meklenburg war, König Albrechts 1397 auf Gotland verstorbener Sohn. Das diarium fratrum minorum sagt darüber: anno domini m ccc xcvij feria quinta post Marie Magdalene dux Ericus filius Alberti obiit in Gutlandia in Clyntæ in castro suo, quod edificauit, dicto Landeskronæ et sepultus Wisby apud beatam Virginem. Es wird also ausdrücklich gesagt, daß er bei der Marienkirche begraben ward. Aber es kann verwundern, daß ein so vornehmer Mann nicht den Ehrenplatz im hohen Chore der Kirche erhielt, der seinem Stande zukam. Eine Erklärung dürften wir darin finden, daß der wohlunterrichtete Nicolaus Marschalk in seinem commentariolus annalium Herulorum siue Megapolensium, Rostock 1521, Blatt LII sagt: tumulatus (nämlich König Albrecht) in Gadebuso, anno millesimo trecentesimo nonagesimo quarto, Erico rege ex conjugio primo peste absumpto in Albiburgio 1 ) Gutorum tumulato. Daß er an der Pest starb, gegen die man Vorsichtsmaßregeln ergreifen mußte, hat wahrscheinlich verursacht, daß sein Grab draußen vor der Kirche blieb. Lange hat man den sehr großen Stein, der vor dem Portale zur Kapelle liegt, als Herzog Erichs Grabstein angesehen, aber es findet sich dafür kein Beweis. Der Stein, der ohne Zweifel zwischen den beiden aufrechten Wappensteinen gelegen hat, ist seit lange fort.


1) Soll eine Uebersetzung von Wisborg sein.
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Weder Langebek noch Broocman lieferte über den Stein eine Erklärung noch ahnten sie seine Bedeutung. In den vierziger Jahren habe ich ihn oft betrachtet. Er stand damals sehr hoch über der Erde auf St. Marien=Kirchhofe, und die Erinnerung daran erwachte, als ich 1890 Broocmans Zeichnung sah. Ich sah da ein, daß er zu Herzog Erichs Grabmal gehören mußte und theilte dem Reichsantiquar, der vorher nicht Bescheid darum wußte, meine Ansicht mit, die er guthieß. Er ließ 1892 den tief eingesunkenen Stein aufgraben und ihn nach der unbenutzten St. Nicolai=Kirche schaffen, wo er nun in gutem Schutze steht. Meklenburgische Historiker sehen es für ganz zweifellos an, daß es einer der Denksteine für Herzog Erich ist. In seinem Werke Wisby S. 68 hat H. Hildebrand eine Abbildung davon geliefert.

In seinen Aufzeichnungen sagt Wallin: "in dieser St. Marien=Kapelle liegt Herzog Erich begraben, ich meine in dem schönen, erhöhten Grabe mit dem Pferde und dem Ritter darauf, der entweder sein kann effigies hujus principis oder auch Ritter St. Georg in Lebensgröße. Dies Grab hat neulich, nämlich 1740, Herr Zollverwalter Camitz gekauft". Man kann hieraus nicht deutlich abnehmen, ob es eine Reiterstatue frei auf dem Steine oder ein eingehauenes Bild war. Eine Verwechslung mit dem seither in der Kapelle verwahrten St. Georg aus Wisborg ist ausgeschlossen.