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           LX, 1.                                                                 October 1894.

Quartalbericht

des

Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.


Inhalt:   I. Geschäftliche Mittheilungen. II. Wissenschaftliche Mittheilungen: 1) Wappen Wismarscher Geschlechter. 2) Der Buchdrucker Moritz Sachs. 3) Eine Lesefrucht 4) Wendische Brandgruben bei Niendorf, Amts Schwaan. 5) Der Sterbeort der Prinzessin Maria Sophia von Strelitz, Aebtissin von Rühn († 21. Februar 1728). 6) Die "große" Glocke von Alt - Strelitz.

I. Geschäftliche Mitteilungen.

Die erste Quartalsitzung des 60. Rechnungsjahres hat am Montag, den 8. October stattgefunden. Sie wurde um 5 1/4 Uhr Nachmittags im Lesesaale der Großherzoglichen Regierungsbibliothek durch den Herrn zweiten Präsidenten in Gegenwart der beiden Sekretäre und der Herren: Geh. Finanzrath Balck, Oberst v. Weltzien, Regierungsrath Dr. Schröder und Kustos Dr. Voß eröffnet.

Nach dem Berichte des zweiten Sekretärs über den Mitgliederstand sind im ersten Quartal 12 Mitglieder ausgeschieden, davon die folgenden 8 durch den Tod:

1) Hofkanzlist Karl Teske zu Schwerin, Mitglied seit 1883, verstorben am 2. Juli;

2) Amtsverwalter Seyberlich zu Feldberg, Mitglied seit 1883, gestorben im Juli;

3) General der Infanterie z. D. von Bilguer, Exc., zu Schwerin, Mitglied seit 1862, gestorben 29. Juli;

4) Dr. Ernst Burmeister zu Berlin, Mitglied seit 1871, gestorben am 31. Juli;

5) Rechtsanwalt Dr. Georg Maas zu Rostock, Mitglied seit 1882, gestorben den 10. August;

6) Gutsbesitzer v. Blücher auf Wasdow, Mitglied seit 1871, verstorben am 5. September;

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7) Consistorialrath Professor Dr. Dieckhof zu Rostock, Mitglied seit 1882, gestorben am 11. September;

8) Generalmajor a. D. Köhler zu Dresden, Mitglied seit 1860, gestorben am 12. September.

Ausgetreten sind die nachbenannten 4 Herren:

1) von Gorrissen, vormals auf Buchenhof, jetzt zu Hamburg, Mitglied seit 1882;

2) Forstmeister von Amsberg in Rehna, Mitglied seit 1887;

3) Rittmeister a. D. von Clewe auf Karow, Mitglied seit 1882;

4) Geh. Medicinalrath Professor Dr. Madelung, bisher in Rostock, Mitglied seit 1886.

Aufgenommen in den Verein wurden 22 neue Mitglieder und zwar die Herren:

1) Gymnasiallehrer Professor Dr. Schaumberg,

2) Oberlehrer Dr. Lüth,

3) Oberlehrer Flander,

4) Oberlehrer Scheven,

5) Bürgermeister Peeck,

6) Rittmeister von Sittmann,

7) Premier=Lieutenant von Schuckmann,

8) Second=Lieutenant von Lowtzow,

9) Second=Lieutenant von Bodecker,

10) Kaufmann Albert Heucke,

11) Lehrer J. Boesch,

12) Baumeister Genzke,

13) Buchhändler Beyer,

14) Dr. med. Weil,

15) Professor Dr. Gerlach,

   - sämmtlich in Parchim - , ferner:

16) Dr. jur. Brümmer, Gerichts=Assessor in Rostock;

17) Hillmann jun. zu Lübzin bei Warnow

18) Oberlehrer Dr. Oertzen zu Schwerin;

19) Hauptmann a. D. v. Bülow=Trummer auf Wamekow;

20) Sanitätsrath Dr. Stephan zu Dargun;

21) Senator Kosdow zu Neukalen und

22) der Kandidat der Theologie Friedrich Jung in Schackenburg bei Mögeltondern.

Die Zahl der ordentlichen Mitglieder ist während des ersten Quartals von 493 auf 503 gestiegen.

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Unter unseren hohen Beförderern, Ehren= und correspondirenden Mitgliedern sind Veränderungen nicht eingetreten.

An Stelle des verstorbenen Revisionsraths Wunderlich ist Dr. Oertzen zu Schwerin zur Verwaltung der Großherzoglichen Münzsammlung, der bekanntlich unsere Vereinssammlung angeschlossen ist, berufen worden.

Für den kommenden Winter wurden 4 Vereins=Abende der Schweriner Mitglieder in Aussicht genommen; der erste ist auf Sonnabend, den 17. November festgesetzt worden.

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II. Wissenschaftliche Mittheilungen

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1.

Wappen Wismarscher Geschlechter

(Mit Abbildung.)

Von Dr. F. Crull

Im Großherzoglichen Geheimen und Haupt=Archive zu Schwerin hat sich ein Bogen Papier erhalten, dessen vier Seiten durch Linien in je sechs Felder zerlegt sind, also insgesammt 24. Diese sind numerirt, wobei aber die Zahl 11 überschlagen und daher das letzte Feld mit 25 bezeichnet ist. Jedes Feld enthält einen Schild, das als 13. bezeichnete und das 22. aber zeigen vollständige Wappen, Schild und Helm. Unter jedem Schilde steht der Name des Eigners.

Von den sechs Schilden der ersten Seite sind die neben einander gesetzten einander zugeneigt, die auf den drei anderen Seiten dargestellten aber sämmtlich nach einer und derselben Seite und zwar nicht wie üblich rechts, sondern links gelehnt; die Schilde der vollständigen Wappen, 13 und 22, sowie der unter Nummer 24 sind stehend. Bis auf diese letztgenannten, von denen jene sogenannte halbrunde sind und dieser beiderseits einfach und dabei häßlich geschweift ist, sind alle übrigen an der gelehnten Seite mehrfach unschön, an der anderen einfach geschweift, der obere Rand convex, der Fuß gespitzt. Die Tincturen sind mit Buchstaben, Silben, Wörtern eingeschrieben: w, with, wyth, vyt = weiß, geel, gel = gelb, rot, roth = roth, bla = blau, suart, swart = schwarz, gro, grone = grün, gra = grau, Nummern, Namen und Tincturen, alle von einer Hand, jedoch anscheinend nicht gleichzeitig oder mit derselben Feder.

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Wappen Wismarscher Geschlechter
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Seite A.

1) Feld=Unterschrift: Der Stadt Wismar Wapent. Oberhalb des Schildes: Helm vnd Schylt bauen. Gespaltener Schild. Vorne (!) viermal von w und r quergestreift, hinten (!) an der Theilung ein halber sch gekrönter Stierkopf mit kragenartigem Halsfelle, Nasenring, aus dem aufgerissenen Maule vorgestreckter Zunge. Die Krone ist g bezeichnet, die Zunge r, die Tinctur der Hörner und des Ringes nicht angegeben.

2) Gleiche Beischriften wie zu 1). Viermal von w und r quergestreift. Dies ist das Wismarsche "Raths= oder Flaggenwappen", jenes das "Stadtwappen".

3) Her Cord Niebur. Gespaltener Schild. Vorne unter einer bl Wolke und über einem gr Boden ein g Stern in r, hinten drei schrägerechts aufsteigende r Flammen in w. Ebenso findet sich der Schild der Niebur an einer Kirchenstuhldocke in St. Jürgen. 1 )

4) Her Jurgen Grelle. Ein Stern und sieben Lilien in drei Reihen, 3, 3, 2, geordnet, die durch zwei Querbalken getrennt sind. Darüber steht: wyt altemal. Vgl. dagegen Jahrb. XL, S. 131 f.

5) Her Jurgen Swartekop. Ein ausschauender bärtiger Kopf mit g und w Halskragen, sch in w. Jüngere Darstellungen geben nur Haar und Bart sch, den Kragen w und das Feld r.

6) Her Jochim Vingher. In einem von bl und r gespaltenen Schilde ein aus einer am oberen linken Schildwinkel befindlichen bl Wolke hervorgehender, mit einem w Puffärmel bekleideter Arm, welcher einen gr Zweig hält, auf den ein g Siegelring gestreift ist.

Seite B und C. 2 )

7) Her Otte Tancke. In einem gespaltenen Schilde vorne in w eine aufgerichtete, links gewandte sch Bärentatze, hinten in bl ein halber, an die Theilung geschlossener r Thurm. Nach Zeugniß des 17. Jahrhunderts war die Tatze auf r Felde und der Thurm w.

8) Her Hermen vom Haue. Getheilter Schild. Oben in bl ein an die Theilung geschlossenes halbes r Pflugrad, perspectivisch, unten in w auf einem gr Boden drei Paar Bäume. Der Bürgermeister Franz v. Have nach verschiedenen Denkmälern sicher, und wahrscheinlich auch dessen Vater Olrick, gestorben 1523, führten ein anderes Wappen, nämlich einen Hund. Ob und welche verwandtschaftliche Beziehungen zwischen diesen und jenem bestanden, vermag ich nicht anzugeben.


1) Vgl. wie überhaupt zu den folgenden Hansische Geschichtsquellen, B. II.
2) Die Nummern laufen über beide Seiten quer durch.
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9) Her Heine Brabanth. Gespaltener Schild. Vorne (in w?) an die Theilung geschlossen ein halber gr Busch mit zwei Zweigen (oder r Rosen) und hinten ebenso eine halbe w Lilie in bl.

10) Her Hinrick Durjar. In bl ein g Stern.

12) (!) Her Johan Goltbarch. Ueber einem (gr?) Boden ein ausschauender g Löwenkopf in bl. Jüngere Siegel geben ein differentes Bild. S. Hanf. Geschichtsquellen II, Nr. 379.

13) Her Niclaus Heine. In einem r Schilde ein w Querbalken belegt mit drei r Trauben, auf dem Gitter=Helme eine w und eine r Straußenfeder. An der rechten Seite des Schildes ein Löwe als Schildhalter und dazu die Notiz: ij louuen schalen den schylt holden.

14) Her Jurgen Grotecordt. Drei Lachse über einander, von denen der mittlere einen kleinen Zweig im Maule hat, w in w (!).

15) Her Johan Kroger. In w ein sch Merk.

[Abbildung]

16) Her Johan Tancke. Wie 7, der Thurm auf grünem Boden.

17) Her Niclaus Lasten. In bl ein wellig gezogener Querbalken, der als vater bezeichnet ist, belegt mit einem Fische, lasse, ohne Angabe von Tinctur, und über und unter letzterem ein w Stein, sten.

18) Her Gotke Kron. In w ein Kranich, kron, ohne Angabe von Tinctur auf einem (gr) Boden.

19) Her Hinrick von Exen. In bl ein r mit drei gr Eicheln belegter Querbalken.

Seite D.

20) Her Jochim Smit. In bl eine von w und r gespaltene Rose mit w Fruchtboden.

21) Her Peter Sasße. In sch drei aufwärts steigende w Flammen.

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22) Her Bartold Zandow. Hier ist zuerst wie in den übrigen Feldern bloß ein gelehnter Schild gezeichnet, dann aber darüber ein halbrunder Schild mit Rosthelm und Helmdecken. Der w Schild zeigt drei eselkoppe und ein solcher bildet auch den Helmschmuck. 1 )

23) Her Marten Schepel. In bl ein g Scheffel, perspectivisch.

24) M. Dionysius Sagher. Eine Fortuna mit der von oben nach unten laufenden Beischrift: γυώδι καιρωυ. (!) In seinem Siegel führte derselbe wie in seinem Notariatszeichen eine aufgerichtete Zimmermannssäge beseitet von zwei Sternen.

25) Nicolaus Eggebrecht. In bl eine r Rose, gegen welche drei von den Seiten des Schildes herkommende graue Vogelköpfe picken.

Die Wappen repräsentiren also außer der Stadt Wismar selbst Mitglieder des dortigen Raths und zwei Sekretäre - 24, 25 - und zwar genau in der Reihenfolge, in welcher die vier Bürgermeister - 3, 4, 5, 6 - zu diesem Amte gewählt und in welcher die Rathmannen zu Rath gerufen wurden. Da nun die fünf letzten Rathmannen am 19. März 1549 eingetreten sind und von den sämmtlichen genannten Mitgliedern des Raths Herr Heine Brabant zuerst und zwar 1552 gestorben ist, so kann es nicht zweifelhaft sein, daß die Zeichnungen zwischen 1549 und 1552 angefertigt sind. Sehr mißlich aber sind die Fragen nach dem Urheber derselben und dem Zwecke, dem sie dienen sollten, zu beantworten. In Bezug auf die erste Frage könnte man aus der Schrift der Namen und der griechischen Devise im Schilde des Stadtsekretärs M. Dionysius Sager schließen, daß auch die Zeichnungen von diesem herrührten, aber abgesehen davon, daß die Tinte, mit der die Namen geschrieben sind, doch von derjenigen durch tiefere Schwärze sich unterscheidet, welche der Zeichner verwendete, ist auch kaum anzunehmen, daß M. Sager so viel Zeichentalent sollte besessen haben, um die, wenn auch skizzenhaften, so doch von einer gewandten Hand entworfenen Zeichnungen zu machen, wie auch die Umstellung der Felder des Stadtwappens gegen seine Urheberschaft spricht. Den Zweck aber anlangend, so haben die Zeichnungen ohne Zweifel als Vorlagen gedient, und zwar wohl einem Maler, da etwa die Hälfte der Wappen gemerkt ist, theils mit Rothstift, theils mit einer dunkeln Farbe und zwar anscheinend mit Oelfarbe, da dieselbe durchgeschlagen ist. Möglich wäre es schon, daß mit den Wappen ein Raum im Rathhause geschmückt werden sollte, doch läßt sich darüber nichts fest=


1) Die zu Hans. Geschichtsquellen II, Nr. 396 in Frage gestellte Identität des Wismarschen Rathmanns mit dem gleichnamigen Sekretär Herzog Heinrichs ist sicher.
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stellen, da die Kämmerei= und Baurechnungen aus jener Zeit nicht mehr vorhanden sind. Unerklärt muß ich auch lassen, was eine Führungslinie auf Seite A bedeutet, welche an der rechten Seite des Stadtwappens hinunter unter den Schilden 3 und 4 herum und zwischen letzterem und dem Rathswappen an dessen rechter Seite wieder nach oben gezogen ist, weshalb ferner Nicolaus Heine und Berthold Sandow statt bloßer Schilde vollständige Wappen erhalten haben, Sagers Schild eine abweichende Form, und wie es kommen konnte, daß der Grelle'sche Schild als ganz weiß angegeben ist.

Schließlich sei noch darauf hingewiesen, wie durch diese Wappen, besonders die der homines novi, hinsichtlich der Wahl sowohl der Wappenbilder wie der Tincturen wiederum der seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts eintretende Verfall des heraldischen Stils documentirt wird.


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2.

Der Buchdrucker Moritz Sachs.

Mitgetheilt von Dr. Schröder.

Ueber die Schicksale des Moritz Sachs (Mauritius Saxo) hat Stieda in seinen "Studien zur Geschichte des Buchdrucks und Buchhandels in Mecklenburg" (Separat=Abdruck aus dem Archiv zur Geschichte des Deutschen Buchhandels, Bd. XVII, S. 74 und 102 f.) eingehend gehandelt. Als Zeitpunkt der Uebersiedelung Sachsens nach Güstrow ist dort irrig das Jahr 1618 angegeben: seine Bestallung als "Buchtrucker vndt Untertheniger auffwarter" datirt vielmehr vom 28. März 1617, wie auch Hofmeister in dem Jahrb. LIV, S. 223 angiebt. In zwei Eingaben vom 15. October und 5. November 1621 bewarb Sachs sich beim Herzoge Adolph Friedrich um die Erlaubniß, nach Rostock zurückzukehren und auf dem Doberaner Hofe daselbst eine Druckerei anlegen zu dürfen (Stieda, S. 102). Von da an bis zum Jahre 1624, wo er in Rostock die Briefe des Superintendenten Schlüsselburg und die Poemata des Dr. Gryphius druckte (Stieda, S. 74), sowie, wie wir hinzufügen können, die von Andreas Cracovius gehaltene Leichenpredigt über Herzog Ulrich, hatte man bisher keine Nachrichten über Sachs. Indessen gestatten die im Großherzoglichen Geheimen und Haupt=Archiv aufbewahrten Rentereirechnungen den Zeitpunkt seines Domicilwechsels etwas genauer zu bestimmen: er fand statt zwischen dem 24. Juni und dem 27. November 1622. Die auf diese Periode im Leben Sachsens - der übrigens nicht mit Namen genannt ist - bezüglichen Eintragungen mögen hier mitgetheilt werden:

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1621, November 15: "Dem Buchdrucker zu Güstrow für die Müntz=Edicta zudrucken 135 fl."

1622, April: "Dem Buchdrucker daselbst (d. h. in Güstrow) 19 fl. 18 Schillinge." (Wofür, ist nicht gesagt.)

1622. Den 24. Junij dem Buchdrucker zu Gustrow für die letzte Müntzordnung 15 f1."

1622. "Den 27. Novemb. dem Buchdrucker zu Rostock für Müntz=Edicta laut seiner Quitung 4 fl. 16 ß."

Daß Sachs 1623 in Rostock als Drucker thätig war, beweist des Johannes Colerus Schrift: Christo Jesu Sacrum Das ist: Nothwendige Entdeckung, daß vngegründeten und in 46 Puncten vnwarhafftigen Berichts, so Anno 1619 zu Güstrow gedruckt, Worin eigentlich die Sache zwischen den Lutheranern vnd Calvinisten hange . . . Gedruckt zu Rostock, bey Moritzen Sachsen, In vorlegung Johan Hallervordes Buchhändlern, Anno 1623."

Beiläufig sei hier auf die Eintragung in der Rentereirechnung aufmerksam gemacht, welche auf die vom 27. November 1622 unmittelbar und unter demselben Datum folgt:

"Mehr demselben wegen der stücke so J. F. G. Organist componiret 4 fl. 12 ß."

Wer der Organist war und welche Stücke gemeint sind, weiß ich nicht.


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3.

Eine Lesefrucht.

Mitgetheilt von Dr. Schröder.

Es ist bekannt, daß im Jahre 1715 Herzog Carl Leopold gegen den Rath und die Hundertmänner von Rostock, um sie zum Verzicht auf die Appellation an den Kaiser zu nöthigen, ein eigenartiges Verfahren in Anwendung brachte: sie wurden in die sogenannte blaue Stube gesperrt "und mit starkem Einhitzen unaufhörlich gequält, also daß auch die Ofens davon borsten"; ganz ähnlich wurden diejenigen, die noch nicht "mürbe gemacht" waren, in Schwerin im Gewächshause behandelt. (S. Franck, Altes und neues Meklenburg XVII, S. 34 ff.) Dieses drastische Mittel, Nachgiebigkeit zu erzwingen, ist nicht vom Herzog oder seinen Räthen ersonnen worden, vielmehr haben wir hier nur das letzte Zeugniß für eine, wie es scheint, alte Landes=Sitte oder =Unsitte vor uns. Denn Johann Fischart spricht in seiner "Geschichtklitterung" (1590) S. 95 von den "Bauren inn Mechelburg, denen ihre Jungkherrn kein grösser straff anthun können,

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als wann sie dieselbigen ein Tag hinder den glüenden Ofen spannen, vnd jhnen nichts dann rostig (d. h. geräucherte) versaltzen Häringsnasen zufressen geben, aber gar nichts zu trincken."


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4.

Wendische Brandgruben bei Niendorf, Amts Schwaan.

Mitgetheilt von Ludwig Krause in Rostock.

Auf einer Fußtour von Schwaan nach Laage entdeckten mein jüngerer Bruder und ich im Juni 1891 gleich jenseits Niendorf in der an der linken Seite des Sprenzer Weges belegenen Niendorfer Gemeinde=Lehmgrube zwei Brandgruben mit Gefäßscherben, Kohlenerde und im Feuer gewesenen Steinen. Die eine Stelle war schon so weit abgegraben, daß sie nur noch an der etwas dunkleren Färbung der Lehmwand und den davor herumliegenden Gefäßscherben erkennbar war, während die andere noch zum größten Theile (wohl etwa 3/4) in der Wand saß, so daß ihre Größe festgestellt werden konnte. Sie war muldenförmig in den dort anstehenden festen Lehm hineingegraben, hatte an der Oberfläche einen Horizontaldurchmesser von 1,83 m und war an den beiden Seiten 0,61 m und an der tiefsten Stelle, in der Mitte, 0,86 m tief.

Etwa vierzehn Tage später nahmen wir eine eingehende Untersuchung dieser Brandgrube vor. Ihren Boden bildete eine Pflasterung aus einer Menge im Feuer gewesener und in Folge dessen stark in Verwitterung begriffener kleiner Feldsteine, deren Zwischenräume ebenso, wie die ganze übrige Grube, mit schwarzer, mit Holzkohlenresten vermischter Branderde ausgefüllt waren. Bei dem Aufgraben fanden wir einige kleine gebrannte Lehmstücke ohne Stroheindrücke, eine Anzahl kleiner Stückchen Holzkohle, zwei zerbrochene Thierzähne, zwei kleine Stücke von Thierknochen, sowie Scherben von mindestens 12 Gefäßen (11 verschiedene Randformen) von ganz offenbar wendischem Typus. Aus der ganzen Lage der Scherben in der Grube ging hervor, daß die Gefäße überhaupt nicht heil in dieselbe hinein gekommen sind, sondern daß mit der Branderde offenbar nur die Scherben in das Grab geworfen wurden. Denn die Rand= und Bodenstücke lagen derartig zerstreut durcheinander (die Bodenstücke zum Theil oben und die Randstücke zum Theil ganz unten), daß sie durch späteres Zerdrücktwerden der heil in die Grube gesetzten Gefäße niemals in diese Lage hätten kommen können. Durch das Beackern des Feldes aber konnten sie in diese Lage auch nicht gebracht sein, da sie meistens tiefer lagen, als die von den Ackergeräthen durchgearbeitete Schicht. Der beim

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Aufgraben zuschauende Niendorfer Schulze erklärte, die schwarze Stelle sei ihm in der Lehmwand auch schon aufgefallen. Er habe schon die Absicht gehabt, sie abgraben zu lassen, damit wieder ordentlich an den Lehm zu kommen sei. Er habe sonst noch nicht auf derartige Stellen geachtet. Daß dort bisher schon Alterthümer gefunden seien, davon habe er nie gehört.

Die gefundenen Gefäßscherben sind alle mit Steingrus durchsetzt, bald stärker, bald geringer, bald mit feinerem, bald mit gröberem. Sie haben sämmtlich eine röthliche oder bräunliche Färbung, nur wenige sind einseitig durch Feuer geschwärzt, theils an der Innen=, theils an der Außenseite. Fast sämmtliche Scherben bestehen aus einem grauen Thonkern, der außen und innen meist mit fein geschlemmtem Thon überzogen ist. Alle Scherben stammen von Gefäßen, die mittelst der Töpferscheibe gearbeitet sind. Alle sind gut gebrannt. Die Verzierung ist zum Theil sorgfältig, zum Theil ziemlich nachlässig gemacht. Ein Topf muß nach den von ihm vorhandenen zwei aneinander passenden Randstücken jedenfalls eine ziemliche Weite gehabt haben. Die 4 - 9 mm dicken Scherben sind ihrem ganzen Charakter nach, wie bereits bemerkt, offenbar wendischen Ursprungs. Von einigen ganz kleinen Stücken abgesehen sind ohne die unten besonders noch auszuführenden Rand= und Bodenstücke vorhanden: 11 unverzierte, 24 mit einfachen Horizontalrillen verzierte, 5 mit Horizontalrillen und Kerben, 1 mit Horizontalrillen und einem gekerbten horizontalen Wulst, 4 kleine Scherben mit Wellenlinien, 1 kleines Stück mit Horizontalrillen und einem Rest von Kerben oder einer Wellenlinie sowie 1 kleine Scherbe mit Horizontalrillen und scheinbar zwei unmittelbar über einander stehenden horizontalen Kerbenreihen, deren Kerben bei der einen Reihe von links oben nach rechts unten und bei der anderen entgegengesetzt von rechts oben nach links unten gerichtet sind. Zusammen 47 Stücke, zu denen dann noch 18 Rand= und 11 Bodenstücke hinzukommen.

Die 18 Randstücke stammen nach den verschiedenen Formen und Verzierungen von mindestens 12 Gefäßen. Mit einer oder zwei Ausnahmen sind sämmtliche Ränder mehr oder weniger nach außen hin umgebogen. Mit Horizontalrillen verziert sind 10 Randstücke, die in 6 verschiedene Randformen zerfallen. Von der einen Form sind 3 Scherben gefunden, darunter 2 an einander passende, von der zweiten Form 3, zu denen als vierte noch eine unverzierte hinzukommt, die augenscheinlich zu diesem Gefäße gehört, aber nur die obere Kante des Randes darstellt und nicht bis zum Beginn der Verzierung herunterreicht. Von der dritten bis sechsten Form fand sich je eine Scherbe.

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Mit gewöhnlichen Horizontalrillen und horizontalen Wellenlinien wurde nur eine Scherbe gefunden (Gefäß Nr. 7), mit den ersteren und je einer horizontalen Kerbenreihe dagegen drei Randformen und zwar von jeder Form eine Scheibe, wozu dann noch eine unverzierte, nicht bis zur Verzierung herunterreichende Scherbe von der oberen Randkante kommt, die mit der einen dieser Randformen übereinstimmt und also wohl von demselben Gefäße stammt (Gefäß Nr. 8 - 10). Bei zwei dieser Scherben gehen die einzelnen Kerben von links oben nach rechts unten, bei der dritten dagegen umgekehrt von rechts oben nach links unten.

Ein Randstück ist mit drei durcheinander laufenden horizontalen Wellenlinien (Gitterwerk) unmittelbar unter der etwas nach außen gebogenen Randkante, einem dann folgenden horizontalen Kerbenbande (Kerben von links oben nach rechts unten) und darunter sich anschließenden Horizontalrillen verziert (Gefäß Nr. 11). Endlich fand sich noch eine kleine Scherbe oben aus dem Gefäßrande ohne Verzierung (offenbar auch nur, weil die Scherbe nicht bis zum Beginn der Verzierung herunterreicht), deren Form mit keinem der übrigen Randstücke völlig übereinstimmt, und die daher wohl von einem anderen Gefäße (Gefäß Nr. 12) stammt.

Von Bodenstücken wurden, wie erwähnt, elf gefunden, und zwar zwei Scherben aus dem Boden selbst und neun von der Bodenkante, also mit dem Uebergange von der Seitenwand des Gefäßes zum Boden. Bei neun Scherben ist der Boden außen platt, während er bei zwei am Außenrande einen etwas erhöhten Rand gehabt zu haben scheint. Die beiden aus dem Boden selbst stammenden Scherben sind innen in der Mitte etwas gewölbt, hergestellt dadurch, daß der Boden hier dicker ist, als an der Peripherie. Bei neun Stücken geht die Gefäßwand innen allmählich in den Boden über, so daß die Scherben hier am stärksten sind. Nur bei einem der beiden außen mit einem etwas erhöhten Rande versehenen Bodenstücke setzt die Seitenwand innen ziemlich scharf gegen den Boden ab, und ist daher an der Uebergangsstelle nur unmerklich verdickt. Das elfte Bodenstück hat nichts von der Kante an sich, so daß sich die Art des Ueberganges von der Wand zum Boden hierbei nicht feststellen läßt. Außen setzt bei allen übrigen zehn Scherben die Gefäßwand scharf gegen den Boden ab. Das dickste Bodenstück ist an der Bodenperipherie 12 mm und an der Uebergangsstelle zur Seitenwand 2 cm dick. Die beiden Scherben aus dem Boden selbst haben eine Stärke von 5 - 7 resp. 10 - 13 mm. Erstere Scherbe ist schwarz und mit vielem feinen Steingrus durchsetzt, letztere bräunlich und enthält außen im Boden eine Menge grober Quarzstücke.

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Die aus der zweiten fast völlig abgegrabenen Brandgrube stammenden Scherben stimmen ihrem Charakter nach mit den bisher beschriebenen aus der ersten Brandstelle vollkommen überein und brauchen daher hier nicht genauer aufgeführt zu werden. Es sind im Ganzen fünf, sämmtlich mit den gewöhnlichen Horizontalrillen verzierte Stücke.


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5.

Der Sterbeort der Prinzessin Maria Sophia von Strelitz,
Aebtissin von Rühn (gest. 21. Februar 1728).

Mitgetheilt von Dr. Fr. Stuhr.

Am 23. Februar 1728 theilte der Herzog Adolph Friedrich dem damals in Danzig weilenden Herzog Carl Leopold von Strelitz aus mit, daß seine Tochter Marie Sophie, Aebtissin von Rühn, "an einem hitzigen Fieber, wobey sich eine starke Inflammation am Halße verspüren lassen, nach ausgestandener 9 tägiger Krankheit den 21. dieses des Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr" gestorben sei. Ueber den Sterbeort geben weder dieser Brief noch die im Archive befindlichen Rühnschen Klosterakten irgend welche Auskunft. Auch das Rühnsche Sterberegister enthält nach Wigger, Stammtafeln des Großherzoglichen Hauses von Meklenburg (Jahrb. L, S. 321), eine darauf bezügliche Notiz nicht. Von Wichtigkeit ist daher ein neuerdings im Archiv aufgefundener Brief, den der Landmesser Lenthe 8 Tage nach dem Tode der Prinzessin schrieb und worin er um seine Bestellung zum Küchenmeister oder Beamten zu Rühn bittet. Weicht dieser Brief auch von dem obigen Briefe des Herzogs in Angabe der Krankheitsdauer ab, so wird man doch die Richtigkeit des Sterbeortes nicht bezweifeln können, weil Lenthe noch unter dem frischen Eindruck des eben Geschehenen schrieb. In seinem Briefe heißt es: "Weil die Rühnsche Prinzeß= und Regentin zu Strelitz d. 21 dieses nach einer 3 tägigen Kranckheit Abends zwischen 4 und 5 Uhr dieses zeitliche mit dem Ewigen verwechßelt (ich hette solches gerne eher notificiret, krichte aber solches nur den 25. nach Abgangk der Post erst zu wißen) alß wird es vieleicht mit den Ambtmann zu Rühn (welcher solches Ambt jetzo in Berechnung hat) eine Veränderung geben, so will gehorsahmbst ersuchet haben . . . bei Seren. zu sollicitiren . . ., daß ich alß Küchmeister oder Beambter zu Rühn gnädigst möchte bestellet werden." Die Sterberegister der Pfarre von Alt=Strelitz reichen nicht bis 1728 zurück.


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6.

Die "große" Glocke von Alt=Strelitz.

Von F. v. Meyenn.

Am 22. Juni d. J. wurde in Strelitz die "große" Glocke, die in Folge eines Sprunges klanglos geworden war, vom Kirchthurm herabgenommen, um in Wismar vom Glockengießer Oberg umgegossen zu werden. Nach einer gütigen Mittheilung des Herrn Dr. F. Crull trägt die über 1 Meter hohe und 20 Centner schwere Glocke in drei umlaufenden Zeilen die nachfolgende Inschrift:

1) Soli deo gloria. V. G. G. Adolph Friderich H Z Mecklenb Etc

2) Sam Behr Hvch Behr F Rahte Lvt Han Joch Semit F Ampil M Nic Borch P Chris Cassvb D Avg Zimer R P Frid C . lec B Sam

3) Lanck R Casp Sweimer Adam Koppe Vors Anno Domini 1619 IV Avg

Hinter dem C am Ende der zweiten Zeile ist ein Buchstabe ausgefallen. Die Inschrift ist mit zierlichen, aber kleinlichen Ornamenten ausgefüllt und eingefaßt und aus eben denselben dicht über dem Schlag ein lateinisches Kreuz mit einem Fuße angebracht.

Die Glocke ist demnach unter der Regierung des Herzogs Adolf Friedrich I. am 4. August 1619 gegossen worden.

Zeile 2 der Inschrift enthält die Namen von:

1) 2) Samuel und Hugold, Gebrüder Behr, auf Hugelsdorf in Pommern erbgesessen; beide waren Räthe des Herzogs Adolf Friedrich, dem sie besonders nahe gestanden haben. Samuel bekleidete daneben die Würde eines fürstlichen Hofmeisters. Er ist am 21. Februar 1621 gestorben und liegt begraben in der Kirche zu Doberan, wo ihm ein Reiterdenkmal errichtet wurde. Sein Bruder Hugold ist schon 1620 verstorben.

3) 4) Lvt Han Joch Scmit F Ampil ist aufzulösen in: Lütke Hahn [und] Jochim Schmidt, fürstliche Amtleute. Jener war Hauptmann, dieser Küchenmeister des Amts. Das i in Ampil steht falsch für t.

5) M Nie Borch P. ist: Magister Nicolaus Burchardi, Pastor in Strelitz.

6) Chris Cassvb D = Christian Cassube, Diaconus in Strelitz.

7) Avg Zimer R = Augustin Zimer, Stadtvogt (Richter) in Strelitz seit 1613.

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8) 9) P Frid C. lec B ist vermuthlich aufzulösen: Paul Friedrich [und] Caspar Leckin, Bürgermeister. Aus den hiesigen Archivacten ist der erste sicher als Bürgermeister nachzuweisen.

10) Mit dem letzten Wort der zweiten und den beiden ersten der dritten Zeile: Sam Lanck R kann ein Rathmann Samuel Lanckhals gemeint sein.

11) 12) Casper Schweimer und Adam Köppen, die in den Acten von 1619 mehrfach als Bürger von Strelitz vorkommen, sind Kirchenvorsteher (» Vors« ) gewesen.

Den Anlaß zur Stiftung dieser Glocke hat eine verderbliche Feuersbrunst gegeben, von der Strelitz in der Nacht vom 27. zum 28. Mai 1619 fast vernichtet wurde. In einem Aufrufe des Herzogs an die öffentliche Mildthätigkeit um Beisteuern zu Linderung der Noth (vom 23. Juni 1619) heißt es:

» - - - in der nacht um 11 Uhr [sei] in gedachtem städlein eine mechtige große vnd fast vnerhörte fewersbrunst, vnwißend ob es von bösen leuten eingelegt worden, aufgangen, welche auch in eil, weil es mitten in der nacht vud die leute im ersten schlaf gewesen, also zugenommen, das inner einer stunden nit allein das ganze städlein von 150 wohnheusern nebens den scheuren vnd ställen, auch allem darin vorhandenen hausgerath vud was dem mehr anhengig, etlichen hundert heubtern viehe, klein vud groß, vud neun menschen, sondern auch sambt der kirchen, kirchturmb, glocken, scholen vnd rathauß leider auf den grund vud zu aschen verzehret, - - -, also daß jhnen [d. h. den Bürgern] bei dieser ohne das beschwerlichen zeit ohne frommer christen steur, hulff vnd handreichung gedachte kirche, thurmb, Glogken, scholen vnd andere nothwendige zubehörungen hinwieder zu erbawen vnd in vorigen stand zu setzen, vnmuglich were. «

In der That war nicht allein das ganze Städtchen abgebrannt, sondern auch noch der vor der Stadt belegene fürstliche Bauhof. Zum Wiederaufbau der Stadt gewährte der Herzog den Abgebrannten das erforderliche Bauholz. Auch entsendete er seinen bekannten holländischen Baumeister, Kapitän Gerhard Evert Piloot, nach Strelitz, um einen Plan für den Wiederaufbau festzustellen und die Bauten zu leiten. Zunächst vermaß und kartirte Piloot die Stadt und den fürstlichen Bauhof. Der von Piloot gezeichnete Situationsplan, der neben dem Vermessungsregister noch im Original vorhanden ist, enthält sämmtliche Erben - Häuser, Buden und wüste Stätten - und die Namen ihrer Eigenthümer.

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Der Wiederaufbau der Wohnhäuser ging schnell von statten, die Kirche aber lag zwei Jahre nach dem Brande noch in Trümmern. Unterm 17. Juni 1621 richten die beiden Ortsgeistlichen, Magister Nicolaus Burchardi und Christian Cassube, die Bitte an den Herzog Adolf Friedrich, daß » nunmehr der Anfangk zu Wiedererbawung des Hauses Gottes gemacht werden muge, vud solches am selbigen Orth, da es vorhin gestanden, weils aldar wegen des vorhandenen fundamenti mit desto geringern Vnkosten geschehen konte. « Der Herzog antwortete, daß im nächsten Frühling der Bau begonnen werden könne, » nachdem die eingepfarrten Leute mehrentheils wieder aufgebawet. « So geschah es denn auch. Der Bau wurde jedoch so mangelhaft ausgeführt, daß schon 1720 eine neue Kirche errichtet werden mußte.

Der Glockenthurm der Kirche wurde erst 20 Jahre nach dem westfälischen Frieden vollendet. Bürgermeister und Rath von Strelitz berichten unterm 20. October 1670 an Herzog Gustav Adolf, daß sie zwar » nunmehr ihren geringen klockenthurm aufgeführet vnd bis auf die Bekleidung fertig hätten, leider aber nur bloß mit einer klocke versehen seien. « Der Kirche sowohl, als der Einwohnerschaft fehle es an Mitteln zur Beschaffung einer zweiten Glocke. » Wan es dan« - so heißt es weiter - » zumahlen schlecht vndt elende leßet, mitt einer Klocken in einer Stadt zu leuten , absonderlich, welches der höchste Gott in Gnaden verhueten vndt abwenden wolle, da solten nach Gottes Willen etwa fürstliche Todesfäll entstehen, vndt wir vnser Schuldigkeitt nach daß klockengeleutte solten vndt musten nachgehen lassen, sehr vbel lauten wurde, - so gelanget an J. Hochf. Durchl. vnser vnterthenigstes Suchen vnndt Bitten, weil in dem Dorffe Möllen annoch zwey klocken vorhanden, welche alda fast nichtes nutze sein, noch gebrauchet werden, Ihr Hochfürstl. Durchl. vnß so gnedigst zu geruhen vndt auß Hochfurstl. Mildigkeit vnser kirchen eine von denen in gnaden zu verehren. « Diesem seltsam begründeten Begehren ist jedoch nicht stattgegeben worden.

Schwerin, im October 1894.

Der zweite Secretär:     
F. v. Meyenn .