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XIII.

Der Goldschmied zu Grabow.

Von

Professor Dr. Wilh. Stieda zu Rostock.

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I m Frühjahr 1455 hatten die Lübecker einen übel beleumundeten Mann, Namens Eggert Brant, in dessen Händen unter Anderem falsche Gulden angetroffen worden waren, gefänglich eingezogen. Im Gewahrsam verhört, hatte dieser bekannt, daß ein Goldschmied "myd eneme steven Knaken", d. h. wohl einem steifen Bein, genannt Hans Martens, der Falschmünzer wäre. Vermuthlich hatte er dabei als Wohnsitz jenes dunklen Ehrenmannes Grabow in Meklenburg angegeben, denn sonst hätte der Rath in Lübeck kaum auf den Gedanken kommen können, sich an den Rath daselbst zu wenden mit dem Ersuchen, nach dem Angeschuldigten Umschau zu halten. In Grabow ließ man die Sache einstweilen auf sich beruhen und dachte nicht daran, die Anfrage zu beantworten. "Doch wart versumet", heißt es entschuldigend in einem diese Angelegenheit berührenden herzoglichen Schreiben nach Lübeck, "dat dar nicht wedder up geschreven is."

Durch einen Zufall oder möglicher Weise in bestimmter Veranlassung erschien am 25. Juli erwähnten Jahres Herzog Heinrich von Meklenburg in Grabow und erfuhr von der schweren Anschuldigung, die gegen einen seiner Unterthanen erhoben worden war. Sofort veranlaßte er eine Untersuchung der Angelegenheit und berichtete noch an demselben Tage das Ergebniß nach Lübeck, indem er gleichzeitig für den Unschuldigen um sicheres Geleit bat, der in der alten Hansestadt zu Recht stehen sollte. Fünf Tage später sandte auch der Rath zu Grabow ein seinen Mitbürger rechtfertigendes Schreiben, das das Mißverständniß aufklärte, dorthin. 1 )


1) Beide Schreiben sind abgedruckt in dem neuesten Bande des von Wehrmann herausgegebenen Urkundenbuchs der Stadt Lübeck. Bd. 4, Nr. 253, 255.
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Allerdings war in Grabow ein Goldschmied "myt eneme steven Knaken" ansässig. Aber dieser hieß Hans van Emeke, wohnte, aus Hildesheim gebürtig, seit 12 Jahren in Grabow und war in der Stadt wie in der Umgegend als redlicher Mann bekannt und geschätzt. Die Frauen verschiedener Adligen, z. B. die Gemahlin des Dietrich von Ouitzow, die des Hans von Quitzow und andere edle Frauen in der Priegnitz pflegten sich seit Jahren seines Rathes und seiner Kenntnisse bei jeweiligen Ankäufen von Juwelen, Geschmeide und Geräthe zu bedienen. Auch Bestellungen für die Kirche in Grabow und für mehrere Gotteshäuser in Dörfern und Städten, sowie Aufträge weltlichen Charakters, die ihm von Bürgern und Bürgerinnen geworden waren, hätte er stets zu vollkommener Zufriedenheit ausgeführt, "dar wij ny arch ane vornamen hebben, ok ny klaghe darumme vor uns kamen is", oder, wie der Herzog schreibt, daß in 14 Jahren "anders nee van em gehoret edder sehen is, dan als van eneme erliken unberuchteden manne." Seine materielle Lage sei eine durchaus behagliche, und man könnte doch nur von einem, der in großer Armuth sei, der Hunger, Durst und Frost litte, voraussetzen, daß er zu dem Verbrechen der Falschmünzerei schreiten werde.

So sprach denn Alles für die Unschuld des verfolgten Mannes und Lübeck wurde gebeten, dem Grabower seine Gnadensonne wieder leuchten zu lassen. Hoffen wir, daß der Rath überzeugt wurde, und ein Schreiben in dem Sinne, wie es der Magistrat zu Grabow wünschte, als Antwort ergehen ließ.

"Wes juwer wisheyd hirane tho synne is, beghere wy juwe fruntlike antworde, dar sik de arman na richten magh - ", so schloß die Mittheilung des Grabower Raths. Vielleicht kommt die erbetene Antwort des Lübecker Raths noch irgendwo einmal aus Grabower Acten zum Vorschein.

Ueber den Proceß, den Hans van Emeke gegen einen Rathsmann aus Grabow in Lübeck angestrengt hatte und dessentwegen der Herzog freies Geleit für ihn zu erwirken suchte, ist zur Zeit nichts Näheres bekannt.

 

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