zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 31 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

III.

Aus dem Amtszeugebuche der Wismarschen Wollenweber.

Von

Dr. F. Techen zu Wismar.

~~~~~~~~~~~~~~~

D as Wismarsche Rathsarchiv bewahrt bei den Acten des Wollenweberamtes zwei in grobes Pergament geheftete Bücher in kleinem Quart, deren eins aus achtzehn, das andere aus zwölf Lagen von meist drei Bogen besteht. Beide sind 1481 in Gebrauch genommen. Das stärkere ist bis auf wenige Seiten zumeist mit den im Anfange ausführlicheren, seit Michaelis 1489 eng zusammengezogenen vierteljährlichen Abrechnungen der Werkmeister, die bis 1582 Michaelis reichen, gefüllt. Das dünnere bietet zuerst Abrechnungen, wie sie in jenem seit 1489 Michaelis erscheinen, bis Johannis dieses Jahres reichend, sodann aber Aufzeichnungen über des Amtes Recht und Brauch, wichtigere im Amte vorgefallene Sachen, Inventare und Listen. Die letzte Einzeichnung stammt aus dem Jahre 1580, obwohl es an unbeschriebenem Papiere nicht gebrach. Im 16. Jahrhunderte wird es öfter des Amts tugebok genannt.

Aus diesem Buche sollen hier einige Stücke mitgetheilt werden, die in einer Sammlung der Amtsrollen nicht wohl einen Platz finden könnten, aber, weil sie einen selten vergönnten Einblick in das Leben und Denken der Handwerker gewähren, mich der Veröffentlichung nicht unwerth dünken.

Das Amt der Wollenweber, dem auch Nicolaus Jesup 1 ), der bekannte Führer der Handwerker gegen den Rath, angehörte, war im 15. und noch im 16. Jahrhunderte eins der bedeutendsten in Wismar.


1) Irrthümlich habe ich im Jahrb. 55, S. 62 Anm. behauptet, er käme in den erhaltenen Stadtbüchern nach 1430 nicht vor. Es begegnet ein Nicolaus Jesup im niederen Stadtbuche (Zeugebuch) p. 39 1446 und seine Wittwe Greteke ebend. p. 52 1451. Diese Schrift deutet wieder nach Poel, vergl. a. a. O., S. 30 Anm.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 32 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Es zählte 1481 dreißig Selbstherren 1 ) (Meister), die vorwiegend an der Faulen Grube (früher Vogtsgrube, jetzt Wilhelmsstraße), in der Baustraße und den angrenzenden Theilen der Lübschen Straße ansässig waren. Dem Amte standen zwei auf seine Bitte vom Rathe auf Lebenszeit eingesetzte Werkmeister vor. Diese hatten die im Amte verfertigte Arbeit auf ihre Güte zu prüfen und je nach Befunde unter Beihülfe der jährlich vor Pfingsten erwählten Siegler zu siegeln. Ihnen unterstand die Walkmühle (jetzt Papiermühle), für die das Amt dem Rathe jährlich in vier Raten 80 Mark (seit 1538 Weihnachten 60 Mark) Heuer zahlte, dergestalt daß sie Walker und Fuhrleute annahmen und bezahlten und daß sie die nothwendigen Bauten anordneten. Alle Vierteljahre hielten sie Abrechnung, bis 1489 Ostern, wie es scheint, unter einander, 2 ) und zwar abwechselnd ein Jahr - von Johannis bis Ostern - im Hause des einen, das andere im Hause des andern 3 ), und sie scheinen auch den Betrag festgesetzt zu haben, der für das Walken des Lakens zu zahlen war. In den Amtsversammlungen führten sie den Vorsitz und hatten die Leitung. Um ihre Vorschläge zu besprechen trat das Amt ab und erklärte danach durch einen Wortführer seinen Entschluß. Die kirchlichen Lehen des Amts hatten sie außer der eigentlichen Wollenweber=Vicarei, zu der auf ihren Vorschlag das Amt den Vicar präsentirte, zu vergeben, eins im Wechsel mit dem Pfarrer von St. Jürgen.

Ihnen zur Seite stand ein Ausschuß von vier Meistern, die bald die Aeltesten 4 ), bald Vorsteher, bald Mühlenherren genannt werden. Sie scheinen auf Zeit gewählt zu sein 5 ) und über ihre Befugnisse ist


1) Sie verfertigten 1481 - 90 jährlich im Durchschnitte 2320, 1491 - 1500 2192 (neunjähriger Durchschnitt), 1501 - 10 1923 (neunjähriger Durchschnitt) Laken, dann schwankt nach jähem Absturz 1511 - 70 der zehnjährige Durchschnitt zwischen 1265 und 1108 Laken, um 1571 - 80 auf 919 zu sinken. Im Anfange des 17. Jahrhunderts heißt es hier nach einer Mittheilung Herrn Dr. Crulls schon "arm wie ein Wollenweber". - Die Größe des Wismarschen Lakens ist bisher nicht ermittelt und von andern Städten aus nicht zu erschließen, da die Ellenzahl an den verschiedenen Orten und vielleicht in den verschiedenen Zeiten sehr ungleich war.
2) 1488, Joh.: item, so hebbe ik Hinrik Peters myneme kumpan Reymer Ghartmanne rekenschop dan, dat ik uthe gheuen hadde u. s. w. Zeugebuch fol. 8 v , vergl. Jahrb. 57, S. 215.
3) Seit 1546 Ostern ward mit kurzer Unterbrechung im Wollenweberkruge in der Papenstraße gerechnet.
4) Vergl Jahrb. 55, S. 55 Anm. und Jahrb. 57, S. 205, 206, 207 f., 212 u. s. w.
5) 1481 Weihn. item ok hebbe wy (die Werkmeister) ghebort V 1/2 mark vnde II. ß. van den ver vorstenderen, de des amptes ghelt hadden, Tytke Stormer Clawes Ryke Rikehoff vnde Marquart Rike Zb. fol. 4 v . - 1486 Weihn. item bebbe wy (die Werkmeister) vnfanghen (  ...  )
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 33 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

wenig bekannt. Der letzte Name deutet auf Beziehungen zur Walkmühle, wie sie auch im 16. Jahrhunderte im Verein mit den Werkmeistern Walker angenommen und abgesetzt haben. Wir werden in ihnen wohl die eigentlichen Vorsteher der Wollenweberbrüderschaft, in die auch andere als Wollenweber aufgenommen wurden, zu erblicken haben. Sicher haben sie eine Kasse verwaltet, aus der Gelder an die Werkmeister für Zwecke des Amts gegeben wurden. Ob sie auch bei der Annahme von Lehrjungen und der Aufnahme neuer Selbstherren hervorragend mitgewirkt haben? Bezeugt ist, daß sie zusammen mit den Werkmeistern in Gesellensachen zuständig waren und insbesondere mit jenen die Buße auszusprechen hatten, wo die Strafgewalt der Gesellenschaft nicht ausreichte, während allerdings bei wichtigen Sachen das Amt berufen werden mußte. Mit ihnen pflegten die Werkmeister sich ins Einvernehmen zu setzen, bevor sie ihre Vorschläge an das Amt brachten. Einer der vier war der Worthalter des Amts.

1489 Johannis erlangte das Amt außerdem zwei Beisitzer, die die Vierteljahresrechnung der Werkmeister entgegennehmen sollten. Von diesen sollte, wie es bei den Rathsämtern üblich war, jährlich einer zurücktreten, der bleibende aufrücken und ein neuer eintreten. In der That aber blieben der Regel nach die einmal erwählten Beisitzer in ihrem Amte, bis sie zu Werkmeistern berufen wurden oder starben. Häufig scheinen übrigens die Beisitzer zugleich auch Mühlenherren oder Aelterleute gewesen zu sein. Hatte das Amt zeitweilig nur Einen Werkmeister, so begegnen wohl drei Beisitzer, oder es wurden sonst noch ein oder zwei Meister zur Rechnungsablage zugezogen. Nicht ersichtlich ist der Grund, weshalb dasselbe 1531 Johannis bis 1533 Weihnachten geschehen sein mag.

Der Ort, wo das Amt sich zu den Morgensprachen und andern wichtigen Verhandlungen vereinigte, war seine Kapelle in S. Jürgens=Kirche auf der Südseite neben dem Thurme. 1448 hatte das Amt sie käuflich erworben (S. P. M. S. 2049) und wohl selbst ausschmücken lassen. Erneuert sehen wir noch jetzt an der Thurmwand Maria mit dem Christkinde zwischen den Heiligen Barbara und Dorothea. Die Flächen der breiten Pfeiler am Eingange aber bedeckt ein weitverzweigtes, von zwei Männern mit gewöhnlichen Zügen getragenes Rankenwerk, das links vom Eintretenden durch Bischof Sever, den Schutzheiligen des Amtes, mit dem Wollbogen, rechts durch Christophorus abgeschlossen wird. 1492 veranstalteten die Werkmeister zu ihrem Altare eine


(  ...  ) van Glawe[s] Ryke, Clawes Damelow, Hans Bolte vnde Tytke Brun VII marck myn I ß., de des amptes ghelt hadden. Zb. fol. 7 r . Vergl. den unten folgenden Bericht S. 42, Zeile 22 f.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 34 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

neue Tafel 1 ), worauf die Passion des St. Sever gemalt ward; sie ist verloren, ebenso wie das Gestühl 2 ), das man 1482 beschaffte. Dagegen hat sich ein vom Amte unter den Werkmeistern Jürgen (Georg) Peters und Jochim Gammelkern (das bedeuten die Buchstaben G. P., J. G. K.) 1581 gestifteter Arm erhalten, ist aber jetzt hinter dem Chore befestigt. 3 ) Alle Sonn= und Festtage war der Vicar des Amts verpflichtet, dort eine Messe zu halten, und jeden Mittwoch ward eine Messe zu Ehren der heiligen Jungfrau gesungen. Daß damit der in dieser Kapelle regelmäßig gefeierte Gottesdienst sich nicht erschöpfte, ist zwar sicher, doch ist Genaueres nicht bekannt 4 ) Von der kirchlichen Feier des Festes des heiligen Sever wird nachher zu reden sein. Den ausgiebigen durch Reimar Gartman in Rom von sechs Kardinälen erlangten Ablaß kennen wir leider nur durch eine dürftige Nachricht. 5 ) In der schönen Kapelle Marien zur Weiden auf dem Marienkirchhofe unterhielt das Amt nach mehrfachen Zeugnissen in seinem Rechnungsbuche jedesfalls ein Licht.

Mit jeder Rechnungsablage verband sich ein Schmaus, hauptsächlich für die Werkmeister und diejenigen, mit denen sie abrechneten; für die Amtsbrüder waren nur die Reste, und diese setzten 1489 eine


1) item leten desse suluen werkmester maken I tafele in er kappelle in der norder siide, dar geuen se vor XXXVI mark vnde deden em wedder de olden tafele vnde den olden vot. item geuen se em noch IIII rynsche gulden vor sunte Seruers! passenal to malende bauen de vordingynge. dat was to sammende XLII mark. item dyt gelt nemen se nicht vvt des amptes lade, men se sammelden dat vt dem ampte, de dar wat to geuen wolde myt willen. Ok hadden se welke ander hulpe, dat dar to geuen was etc. XCII iar. Zb. fol. 15 v .
2) 1481 Weihn. item I ß. Thomas vnde Beckere gadesghelde den kunto[r] makeren. Rechnungsbuch fol. 2 v . 1482 Mich. item Dickmanne (er war Fuhrmann) II ß. brede tho voren tho den docken in [der] kappellen. ebd. fol. 4 r . Möglicher Weise stammt die Docke in St. Jürgen (Stuhl Nr. 63, Ostseite) mit dem Wollenweberwappen - über rechts gelehntem unten geschweiftem Schilde mit Wollbogen zwischen 3 Karden ? ein Helm, dessen Zimir zwei gekreuzte Wollbogen zwischen 3 Lilienstäben ausmachen - hierher.
3) Er kostete dem Amte 10 M. 8 ß. und war vor dem Altare der Gesellen angebracht. Rechnungsbuch fol. 193 r . 1492 stand im Hause Reimar Gartmans eine jährliche Rente von 2 1/2M. für Lichte "vp dem bekken vor dem altar", Zb. fol. 10 r . Hierauf wird die Notiz in der Uebersicht der geistlichen Lehen zu St. Jürgen gehen: candelabrum in cap. lan. 50 M. Reimar Gartman . . . 1489 visit. Marie. 1504 Viti ward für 100 M. eine Rente zu Lichten im Hause des Werkmeisters Hans Iserberner gekauft.
4) Die Messe vom Leiden Christi, deren Patrone die Wollenweber waren, scheint am Frühmessenaltar mitten in der Kirche gesungen zu sein.
5) I bref . . to dem aflate in der kappelle, alle verdendel iars alse VI c yar affelates dat Reymer Gartman vorworven hadde to Rome van darüber steht was) VI kardenale. Zb. fol. 9 r .
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 35 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

starke Einschränkung durch. Größere Festlichkeiten fielen am Tage des heiligen Sever, zu Fastnacht und Pfingsten vor. Der Schwerpunkt des ersten Festes lag, nach Ausweis eines Protokolls im Zeugebuche, in der Kirche 1 ); vom andern wissen wir nur, daß das Amt regelmäßig vorher zusammenkam, um zu berathen, wie man es mit Fastnacht halten wollte, über das dritte gibt ein, sagen wir Denkzettel von 1492, im Zeugebuche fol. 21 einige Auskunft:

Item des pynxste dages, wen dar in dem gilde sint vrowen vnde man, so plegen de werkmester af to seggende, dat sik ieder man war vor broke.

Item in dat erste, we olt hat myt dem anderen heft, de schal dat nicht reppen, it sy vrowe edder man; de dat deyt, wer[t] dar hadder af, dat schal de dat reppet heft wedden myt I tunt bers. Item dat ander. Dar schal numment nene poke edder ander wer in den gylde dregen by I tunt bers. Item dat III stukke. Dar schal numment dem anderen to drinken mer wen he mach by I tunt bers. Item schal hiir numment nene geste in dessen gilde bringen, he hebbe orlof van den schafferen.

Item queme dar wol, dede werf hadde to eme, deme mach me wol ens schenken; men let he ene sitte[n] gan, so schal he var em betalen vor I dach.

Item ok schal numment nene beruchte personen hiir inbringen by enre tunnt bers.

Item ok schal malk den sinen sturen, dat dem werde nen vngevoch sche in sime krude oft in sime glasewerke oft glese oft in anderen kannen edder wat dat were by I tunnt bers.

Item vortmer bede wy, dat gy sin horsam vnsen schafferen, it sy noch vrowe edder man, by enre tunnt bers.

Item dar mede maket iw guden hagen, vnde wat hiir na mal mer to seggend[e] wert, dat werdet iwe schaffer wol seggende.


1) Item sunte Seuerys fest kostet in dat erste dem kappelane I ß., dat he dar af preddeke sin passenal. Item noch I ß. den klokken - luderen, II  to lychten. Item XX presteren vnde de koster mede gerekent, XX personen X ß. vnde IIII  des auendes tor vilge. Item ok so vele des anderen dages tor selemisse: X ß. vnde IIII  . Item dem groten koster IIII ß. Item dem scholemester IIII ß., dat he de missen singen let myt den scholren. Item noch II ß. vor 1/2 punt wassen! myt dem makelone. Item VI  der selemanreschen, VI  vor brot vnde II kanne bers, II wytte dem kerkheren. Summa II mark vnde II 1/2 ß. Item noch I tunt bers in der Hege, de kostede vryg XXIII ß. XCII iar. Summa III 1/2 mark vnde XVIII  , item noch IIII ß. dem orgelistken. Item noch IIII ß. dem kerkheren: IIII mark vnde XVIII  . Zb. fol. 16 r .
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 36 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

1491 ward dies Fest in des Werkmeisters Hause gefeiert, und geräumig genug wird bei den Wollenwebern Haus und Hofplatz 1 ) gewesen sein. 1480 besaß das Amt übrigens ein Haus in der Lübschen Straße auf der Nordseite zwischen der Faulen Grube und der Neustadt, das, nachdem viel Geld darin verbaut war, 1482 verkauft ward 2 ); und ob der Krug in der Hege, der in den achtziger Jahren desselben Säculums mehrfach erwähnt wird, nicht vielleicht auch zu den Amtsfestlichkeiten benutzt ist, läßt sich nicht sagen. Im folgenden Jahrhunderte hatte das Amt seinen Krug erst in der Lübschen Straße (1543), dann sicher seit 1546, wie vorher schon erwähnt ist, in der Papenstraße.

Daß die Gesellen (Knappen, Knechte) Pfingsten bis 1489 zusammen mit den Selbstherren feierten, ist bezeugt. Sonst wissen wir wenig von ihnen. Auch sie hatten ihren Verband, an dessen Spitze die mesterknapen standen, die die Gesellschaft zu berufen und ihr Anliegen beim Amte anzubringen und zu vertreten hatten. Das eigene Strafrecht der Gesellenschaft scheint bis zu 1 ß. Buße sich erstreckt zu haben. Der Altar der Gesellen befand sich an der Südseite von St. Jürgens=Kirche, aber nicht in oder neben der Kapelle des Amtes.


Unzufriedenheit herrschte gegen das Ende der achtziger Jahre des funfzehnten Jahrhunderts im Amte gegen die Werkmeister, deren Rechnungen man beargwöhnte und über die man sich beklagte, weil der Satz des Walkgeldes immer höher, die Kosten der Rechnungsablage immer größer und der Antheil des Amts an den Rechnungskösten immer geringer ward. Mißgestimmt war man daneben, weil die Gesellen manchem feiner empfindenden Meister die Pfingstfreude durch unanständiges Betragen verderbten. Beides löste ein Vorfall aus, der an sich unbedeutender als unbebeutend war. Zwei Gesellen beschuldigen einen Kumpan, er habe Bier übergeschüttet. Das ist verpönt, aber sie können ihre Behauptung micht erweisen: so werden sie selbst straffällig, und die Gesellenschaft verhängt über beide eine Strafe von 3 Schillingen. Sie weigern sich zu zahlen - doch wozu das im Einzelnen erzählen? Man lese den gleichzeitigen niederdeutschen Bericht. Es kommt zu einem allgemeinen Zwiste zwischen Meistern und Gesellen, und als diese zum Nachgeben sich genöthigt sehen, wollen jene, voran der Werkmeister Reimar Gartman, die Gelegenheit benutzen, die Gesellen von ihrer Pfingstfeier auszuschließen. Da die


1) Dat dem werde nen vngevoch sche in sime krude! Vergl. Hansische Geschichtsbl. 18, Seite 68.
2) Zb. fol. 57 r .
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 37 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Gesellen dagegen sich sträuben, ändert Reimar Gartman seine Meinung und gibt sich dabei eine Blöße, die geschickt benutzt wird. Man weiß den Bürgermeistern die Nothwendigkeit einer besseren Rechnungsablage einleuchtend zu machen und erlangt die Einsetzung von Beisitzern. Der zweite, ältere Werkmeister tritt zurück und Reimar Gartman vollendet nach zwei Jahren seinen Sturz bei dem Versuche, die Beisitzer abzuschütteln.

Wer diesen Bericht, der im Zeugebuche fol. 23 r - 28 r füllt, verfaßt und geschrieben hat, ist unbekannt. Man vermuthet natürlich des Amtes Vicar, Herr Hinrik Hurße. Doch bleibt die Sache aus dem Grunde äußerst zweifelhaft, weil offenbar gleichzeitig zwei Hände in des Amtes Büchern damals thätig waren.

Durch einige Anmerkungen bemühe ich mich, Einzelnheiten zu erklären und das Verständniß zu erleichtern. Die übrigen Stücke, weit unbedeutender dem Inhalte nach, erheischen keine weiteren einleitenden Bemerkungen. Ich bemerke schließlich, daß ich nur Ein den hier gebotenen gleichartiges Protokoll zurückhalte, einmal weil es gar zu langweilig abgefaßt ist, dann aber, weil das Wesentliche daraus bei einer Zusammenstellung der Amtsrollen und Statuten seinen Platz finden muß. Zwei Stücke sind endlich in den Anmerkungen S. 45 verarbeitet.

~~~~~~~~~~~~~

Die Zerwürfnisse des Jahres 1489.

fol. 23.

Item. En(en) ghes[c]hechte dat schach in den iaren vnses [heren] MCCCCLXXXIX. Do weren de wullenweuer twedrachtich. Dat quam tho van knapen, sunderghen van den mesterknapen. Also weren dar II knapen de wolden tughen, dat dar en knape wesen hadde, de dar hadde enen pot bers 5
gheghaten. Dat konden se nicht vullenbringhen. Do mosten se darvor boten. So worden dar IIII vmme ue tghesant. De makeden, dat se scholden gheuen III ß. Dat wolden se nicht don, se wolden bliuen by des amptes ghesette. Dat ampt hadde ghesettet, dat de knapen nicht richten scholden hogher wen 10
I ß. eneme iewelken, dede gote I p oe t bers vnvorwa[re]ndes vnde ock dede spigede, wen dar nen tunnenber 1 ) wer. Weret dat

1) tunnenber. In Wismar hatte man Mumme, Bier, Tafelbier, Convent. Tonnenbier ist im 17. Jahrhundert hier gleichbedeutend mit Bier. Ich verstehe den Satz übrigens nicht. Eine rasche Durchsicht der Rollen verwandter Städte gab nur folgende vergleichbare Stellen: Riemenschneider in Lüneburg 1411, Pantoffelmacher ebd. 1525, Tischler ebd. 1609 (Bodemann, (  ...  )
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 38 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
dar hogher brake ville, dat scholden de mesterknapen soken vor den warckmesteren vnde vor den oldesten in deme ampte, de scholden dat vinden also, dat it reddeliken thoghinghe.
Do dyt schach, dat se de III ß. nicht ue tgheuen wolden, do vordrunken de mesterknapen der beyden knapen hoyken 1 )
5
vor VI ß. Do ghinghen │ de mester der beyden knapen tho 23 v
vnde klagheden dat den werckmesteren vnde den oldesten in deme ampte. Do worden de mesterknapen vorbadet, vnde de werckmester vnde de molenheren makeden, dat de twe knapen scholden ue tlegghen de III ß., de em de IIII knapen hadden 10
thodeghedinghet. Dat wolden de mesterknapen nicht don. 2 )
Do quam dat ampt dar vmme thohope vnde worden des ens, dat de mesterknapen nicht arbeyden scholden so langhe, wente se wedder horsam weren den werckmesteren, den molenheren vnde deme gansen ampte. Done ghinghen de mester-
15
knapen tho vnde vorbadeden thohope de gantsen selschop vnde vorbunden dat vnder sick thohope ieghen dat ampt, dat dar numment scholde arbeyden in deme ampte, men scholden tho ber ghan myt den mesterknapen. Dat warde man I dach, do hadde de hupe nen ghelt mer vnde de mester wolden en nicht 15
don. 3 ) Do ghinghen de knapen wedder tho arbeyde, vnde de mesterknapen de ghinghen noch leddich. So sunnen 4 ) se gnade.
Do quam dat ampt darvmme thohope. Er dat ampt darvmme sprack, do nam Gartman 5 ) │ de oldesten des amptes in de
24 r
cappelle vnde gaf em dat vor, dat se de knapen nicht wolden 25
manck sick hebben in deme pinxsten. Des worden de IIII oldesten des amptes ens. Dar vochaftich 6 ) dat ampt in de

11 de: ursprünglich den.


(  ...  ) Zunfturkunden, S. 183, 171, 246), Schwertfeger in den wendischen Städten 1555 (Rüdiger, Handwerksgesellendocumente, S. 60). Vergl. unten S. 40, Zeile 31 f. und Jahrb. 57, S. 236.
1) hoike=Mantel.
2) Sie hatten nach der Weigerung der Gesellen die Buße verdoppelt und den Mantel als Pfand genommen. Nun waren sie es nicht mehr zufrieden, daß ihr erster Ausspruch bestätigt ward.
3) don ist noch jetzt im Sinne von leihen üblich. Häufig waren die Gesellen ihren Meistern verschuldet.
4) sinnen=begehren.
5) Werkmeister waren damals Hinrik Peters, sicher seit 1465 Nachfolger des Hans Hildebrant, und Reimer Gartman, dessen Vorgänger Hans Warendorp noch 1477 bezeugt ist.
6) vochaftich=wie es Fug war, wie es sich gehörte ? Oder soll man volchaftich lesen im Sinne von demgemäß? oder noghaftich?
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 39 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
cappellen esket wart, do gaf Gartman deme ampte dyt vor, dat he vnde syn kumpen des ens weren myt den oldesten vnde wisede done dat ampt af, dat se darvmme spreken scholden. Do worden dat gantse ampt ens myt den warckmesteren. Do leten se de mesterknapen in de cappellen kamen vnde makeden 5
ene soninghe, vnde Gartman sede em dat af, dat de knapen scholden bliuen in ereme ghilde vnde de amptbroder wolden bliuen in ereme ghilde. Des weren de mesterknapen wol thovreden vnde seden, se wolden dat der selschop segghen des neghesten sondaghes darna. Des weren de mesterknapen ens 10
myt Gartmanne vnde myt syneme kumpen vnde myt deme gantzen ampte.
Item. Do wart dat vmmedreget 1 ) myt Grartmanne, dat syne eghenen knapen des sundaghes quemen myt den mesterknapen vnde beden wedder. Do ginck Gartman tho vnde sede
15
em dat wedder tho myt syneme kumpen, dat se scholden kamen wedder in der mester ghilde na also vor, synen willen scholden │ se hebben vnde sines kumpens vnde hee wolde em 24v
der oldesten 2 ) thoentbeden in eren kroch. Do wolden de oldesten dat nicht ghunnen sunder des amptes willen. 20
Do dat ampt wedder thohope quam, do spreken se alle, se wolden dat holden, also it afghespraken was, vnde ghinghen vt de[r] kappellen vnde leten dar Gartmanne vnde sinen kumpen thohope allene stan. Done ghinck Gartman tho vnde reysede 3 ) de mesterknapen dartho, dat se de oldesten scholden 25
vor den borghermesteren vorclaghen.
Done de oldesten dat vorvoren, dat se vor den bormesteren vorklaghet weren, do ghinghen de oldesten tho den bormesteren in er hus, getselick 4 ) by sick, vnde leten em de saken vorstan, wo Gartman hadde ghedan, wo hee de oldesten darby hadde
30
ghebracht vnde dat ampt so hadde bedraghen. Done de bormester thohope quemen, do makeden se, dat de knapen scholden gan in den pinxsten in der mester ghilde noch in deme iar,

11 syneme: Handschrift synene │ 29 vor dem er ist dat getilgt .


1) gedreht. Es liegt nahe, auf das üblichere vmmedreuen zu vermuthen; doch hat der Verfasser vielleicht dies Wort, das einen etwas anderen Sinn hat, mit Absicht vermieden.
2) Man kann willen vielleicht, ohne es in den Text aufnehmen zu müssen, ergänzen.
3) reysede=reizte, veranlaßte.
4) getselik=islik, jeder.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 40 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
vnde wen de pinxsten vorby wer, so scholden de oldesten wedderkamen vor de bormester myt deme ampte, so wolden se dat en segghen, wo it des anderen iares stan scholde. Do blef de sake stande.
Item. Myt den knapen des anderen iares │ XC iar. Do 25r
  5
quemen dat ampt thohope, done se de schaffer karen, vnde worden des ens, dat se de knapen wolden van sick hebben. Dat quam sus tho. Hans Yserberner was done Gartmans kumpen worden. 1 ) Deme was dyt mede, dat wusten de ampt - broder wol, dat de knapen van en bliuen scholden in deme 10
pinxsten. Do spreken de warckmester tho deme ampte, wer 2 ) se den ghilde ock holden wolden, also dat oldinghes wesen hadde, dar scholden se vmme spreken. Do vraghede Clawes Rike, de helt des amptes wort, wer den werckmesteren dar ock wat anders ane schade. 3 ) Do sede Gartman: nen, se wusten nicht 15
sunderghes. Dat [was] en teken, dat Gartman echter wolde schiuelen. Do sprack dai ampt darvmme. Do weren dar welke in deme ampte, de ock schiuelden. Do sprack Clawes Rike: Gy 4 ) weten wol, wo de sake myt den knapen stande blef. Wy willen myt den werckmesteren spreken vmme de 20
sake van den knapen, Do sprack Clawes Rike tho den werckmesteren: Gy weten wol, wo it stande blef myt den knapen, dat vns de bormester wolden afsegghen, wo it iarlinck stan scholde myt den knapen. So wil dat ampt, dat de knapen scholen │ van vns bliuen, edder se willen den ghilde dalelegghen. 25v
25
So begheren se van iw, wo iw darvmme is, war gy dat ock willen holden myt deme ampte, efte wat iw got dunket, nademe dat gy sunt vnse warckmester, vnde ghelt iw so vele alse vns vnde vns so uele alse iw, dat wy auer en kamen vnde vns nicht enttwegeren. So wil wy wol mede vortkamen. Wente 30
dar grote vele sunde kamen. Se gat van vns vnde spigen, dat vnschickkelick ys, vnde kamet wedder vor vns tho stande vnde drinket wedder an vnde don vele ander quat, dat daraf kumpt.

18 de: ursprünglich der. │ 28 so vele: Handschrift so wele. ( 29 alse: Handschrift asse. │ 33 don: Handschrift den.


1) Hinrik Peters erscheint 1489 Ostern zuletzt als Werkmeister, von Johannis des Jahres bis Ostern 1492 als Beisitzer. Der Bericht kommt nachher darauf zurück.
2) wer, war, wor=ob.
3) schade] schinde? hagede? Nach der Antwort und ihrer Auslegung muß das Wort den Sinn von gefiele gehabt haben.
4) Hier werden nur die Amtsbrüder angeredet.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 41 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
Do worden de werckmester des ens myt deme ampte myt endracht vnde seden dat den mesterknapen vnde de[n] schafferen, dat dat ampt des ens gheworden were[n), se scholden bliuen in ereme ghilde, vnde de mester wolden bliuen in ereme ghilde. 5
Des weren se nicht thovreden, men se scholden spreken myt den oldesten knapen vnde myt der gansen selschop. Des wart en ghegunt, men dat moste nicht schen. Tho den lesten beden [se], dat se mochten vor dat gantse ampt kamen. Dat wart en gheghunt. Done beden se noch, dat se mochten by 10
erer olden rechticheit bliuen. Do wart em ghevraghet, oft se dar ock schrift │ up hadden. Tho deme lesten beden se, dat 26 r
me se io so nicht van sick wisen scholde, me moste em io ene vruntschop don. Done sprack dat ampt darvmme myt den werckmesteren vnde worden des ens, dat se en II. tunne 15
bers wolden gheuen dyt iar, men nycht tho eneme pleghe alle iar; we tho deme anderen iar leuede, de mochte denne raden. Des weren de mesterknapen vnde de schaffer wol thovreden. Dar wart dat mede sleten tho eneme gantsen ende.
Jar LXXXIX. 1 ) Item. Do sick dyt vorlep, dat do de
5
oldesten des amptes vor de bormester quemen van desser sake weghen, also hir vorgheschreuen steit, do nemen se dat ghemene beste des amptes vor, dat langhe wraket 2 ) hadde in deme ampte, also dat de beyden warckmester nene rekenschop pleghen tho dunde deme ampte van al deme ghelde, dat se van deme ampt 25
upnemen, vnde vorhogheden dat upnement van iaren tho iaren. Se pleghen van deme lakene tho nemende X  , do wart it I ß. Do des paskens also dit schach, nemen se IIII witte van deme lakene. 3 ) Vnde ock makeden de warckmester de rekenschop alle verdendel │ [iares] swarer. Des sundaghes rekenden 26 v
30

14 vor myt ursprünglich dat. │ 23 vor des ursprünglich dat.


1) Die Erzählung von S. 39, Zeile 27 ff. wird wieder aufgenommen und nachgeholt, was dort übergangen ist.
2) wraken bisher, wie es scheint, in der hier erforderlichen intransitiven Bedeutung "ein Schade sein" nicht belegt.
3) Der Satz von 10  ist aus den Amtsbüchern nur für 1482 Johannis nachweisbar; sonst war von Ostern 1481 bis Weihnachten 1511 1 ß. das übliche; 4 witte 1481 Michaelis, 1489 Ostern; 18  1481 Johannis, 1486 Ostern, 1497 Ostern, Johannis, 1506 Ostern bis 1508 Weihnachten; 15  1496, 1498 Ostern, Johannis, 1499; später bildeten lange 15  und 18  die Regel, bis seit 1548 2 ß., 2 gr., 2 1/2 ß. der ständige Satz wurden und nur selten weniger gegeben ward.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 42 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
se myt deme ampte, so drunken se I tunne bers vnde so eten de oldesten myt den werkmesteren. Dat darauer lep, dat setteden de werckmester in er beholt, dar krech de mene hupe nicht af. Item so kakeden se des mandaghes wedder tho vnde hadden denne tho gaste de II welker, den vorman vnde den 5
timmerman vnde den smyt 1 ) den dach ue t. Wat darauer lep, dat brochten se in den kroch 2 ), braden vnde saden. Dat eten de menen amptbroder up. Dar gheuen se em tho I ß. vor ber. Item do worden se de bouerye an, de werckmester, vnde bohelden de spise tho hus vnde quemen des dinxstedaghes wedder 10
thohope vnde eten de koste up vnde enttoghen dat deme ampte. Dat deden ere vorvarden nicht. Al sulke vnkoste leden se up, de vnwanlick weren. Dat vordr oe t den oldesten vnde deme gantsen ampte, men se konden myt boschedenheit nicht bykamen. Sunder done dyt vorghescheghen schechte schach myt 15
den knapen, do klagheden de oldesten des amptes den bormesteren vnde beden darvmme, dat se em dar wolden ane bystendich wesen vmme des ghemenen bestes! willen des amptes. Dat was in deme iarmarkede 3 ) vnde warde │ III wekene na sunte Johannese, vnde deden dar grot arbeyt vmme - dat 237 r
20
louet numment - er se dat dahenne bringhen konden, dat it richteghen tho stande quam. Dat was Clawes Rike, Hans Yserberner, Hans Bolte vnde Clawes Domelow.
Item do brochten se it so verne myt der bormester willen, men it wart en sur noch, dat se kreghen I nigen werckmester
25
vnde hete Hans Yserberne[r] 4 ) vnde kreghen II by de rekenschop vnde scholden mede insegghen 5 ) laten, dat de koste ock schickeliken tho stande quemen. Do wart dat so ghemaket, dat de[s] mandaghes kost vnde des dinxstedaghes kost worden reyne afghelecht, vnde des sundaghes wen se rekenschop myt 32
deme ampte holden, de spise de darauer lopt, de van der

8 vor de ursprünglich dat. │ 15 vorghescheghen: vorgheschreuen ?


1) Der Fuhrmann hatte die Laken zur Walkmühle hinaus und Sonnabends hereinzufahren. Für Zimmermann und Schmied war dauernd Arbeit an der Mühle.
2) Damals in der Hege. Vergl. Jahrb. 55, S. 33, Anm. 1.
3) In der Woche vor Pfingsten, 1489, Mai 31. bis Juni 6.
4) Hans Iserberner war Werkmeister bis 1504, Michaelis.
5) inseggen=hineinsprechen. Jahrb. 55, S. 125, Z. 26 ist wider meinen Willen und trotz zweimaliger Correctur meinerseits innesecht getrennt; dort bedeutet es Einspruch erheben.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 43 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
warckmester tafelen, de settet me up de tafele up der dele 1 ) vnde let it den menen broderen upeten, vnde lont vort af den welkeren vnde deme vormanne. Des mandaghes kamen de bysitter dar wedder vnde tellen dat ghelt af, dat de r ae t hebben schal, XX mark, vnde alle vnghelt dat dar ghegheuen is 5
nemen de warckmester wedder des ver[d]endel iares vnde drinken nicht mer wen IIII kanne bers vnde gheuen den knapen ock I ß. in dat hus tho dranckghelde vnde gan │ in de 27 v
Heghe, de warckmester vnde de bisitter. Dar kamen [de] timmerlude vnde de smyt, den wart dar aflont, hebben se arbeydet. Dar wart kaket vor I ß. viske vnde wart anders nene vnkost tho dan, men IIII edder V  . tholaghe. Dar ys alle rekenschop mede tho ende.
Item dit st oe t so wol, dat it deme ampte wol haghede. Men Gartman dorch syne olde nuckke, do is sus st oe t hadde in
15
dat ander iar, do nam he dat wedder vor vnde wolde de bisitter wedder afhebben vnde dat sl oe t van der laden, dar de bisitter den slatel tho hadden, vnde ghinck vor de bormester vnde berde 2 ) vor deme ampte, alse gift 3 ) he afwolde van der werckmesterschop. Do he vor de bormester quam, do vorklaghede 20
he synen kumpen Hans Yserberner vnde sede den bormesteren, he hadde nene macht, dat sl oe t wer vor de laden ghekamen ane synen danck. Do sede Hans Yserberner wedder, dat dat were schen myt willen Gartmans vnde sines! willen vnde des gantsen amptes, vnde se hadden nicht myn macht, wen se tho 25
varen hadden; dar wer numment, de em enieghen weren in deme gantzen ampte. Item do villen de bormester wat by Gartmanne vnde spreken, dat scholde stan wente │ na deme 28 r
pinxsten - wente Gartman scholde den ghilde hebben in sin hus - wen de pinxsten vorby were, so scholden se wedder 30
vor en kamen de beyden warckmester, so wolden em de bormester segghen, wo it stan scholde.
Item do de pinxsten vorby was, do ghinck Gartman wedder vor de bormester vnde let nicht af van siner vorrederye (vnde let) vnde wolde noch afhebben dat sl oe t van der laden, edder
35
he wolde nen werckmester wesen. Do dat de oldesten in deme

14 it: Handschrift ick.


1) Die Diele, natürlich in des Werkmeisters Hause, in dem gerechnet ward.
2) berde=gebärdete sich.
3) gift=ob.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 44 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
ampte vornemen vnde syn kumpen, do ghinghen se ock vor de bormester vnde deden dar vele vmme des ghemenen besten willen des amptes vnde brochten dat so verne, dat Gartman afghesettet wart vnde Clawes Rike wedder tho wart ghesettet in syne stede. 1 ) Do krech dat gantse ampt vrede. Do weren 5
Hans Yserberner vnde Clawes Rike erlike vrame lude vnde helden dat, dat [dat] gantse ampt en danket, vnde dat sl oe t blef vor der lade, de II bysittere bleuen vnde setteden alle iar I af vnde enen wedder tho vnde reyerden 2 ) also erlike vrame lude. Biddet got vor de beyden vnde vor al de anderen, de 10
dartho hulpen, vor dat mene beste des amptes. Et sic est finis.

~~~~~~~~~~~~~~~

Die Gewaltthätigkeiten Jaspar Gammelkerns des Jüngeren.

Nachdem der 1543 zu Fastnacht gefaßte Amtsbeschluß berichtet worden, daß Jaspar Gammelkern 3 ), weil er im Amtskruge in der Lübschen Straße den Wollenweber Jochim Frame 4 ) gluplings vnder 15
der tauelen willen ersteken hebben vnd blotwundede, nicht mehr bei den Zusammenkünften des Amts mit den übrigen zu Biere sitzen solle, heißt es im Zeugebuche fol. 37 r - 39 r weiter:
Item nochmal vann dem suluen Jasper Gammelkern ist ein vnwil geschen in dem kramerschuttinkg 5 ). Dar hefft hee
20
tho ber geseten, szo sint er twe van synen amptbrodern dar ock henneghan vnd hebben vor sick willen ock drincken, sint sitten gan in ein sundrich lach nomiliken! Jurgen Petersen 6 )

4 wart: Handschrift vart, davor wedder getilgt. │ 20 ein: andschrift : er.


1) Reimar Gartman begegnet 1491 Johannis zuletzt als Werkmeister.
2) reyerden=regierten.
3) Der ältere Jaspar Gammelkern ward 1499, der jüngere als Meisterssohn 1533 in das Amt aufgenommen. Der ältere war Beisitzer 1515 Johannis bis 1528 Ostern, Werkmeister 1528 Johannis bis 1536 Johannis.
4) Jochim Frame ist 1536 Meister geworden.
5) Nach diesem Schuttinge heißt die früher Riemenschneiderstraße genannte Gasse Schüttingstraße.
6) Jürgen Petersen, Meistersohn, Meister seit 1534, Beisitzer 1546 Michaelis und Weihnachten, 1547 Weihnachten, 1548 Michaelis 1553 Ostern bis 1558 Johannis, Werkmeister seit 1558 Michaelis, sicher bis 1582 Michaelis.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 45 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
vnd Pawl Prawst 1 ), hefft dusse Jasper Gammelkern sick by en genalt 2 ) vnd willen hebben se ock doth steken in dem schuttinge. Dusse sulueste vnwil is geschen darumme, dat Hans Ratke 3 ) Jasper Gammelkerne hedde gesecht, wat dat ampt in der kapellen boslaten hedden vnder sick thohope. 5
Darvth hefft sick bogeuen, dat dat ampt thohope geeschet offt vorbadet [wart] in der capellen vnd hebben disse beiden tho sick vorbaden [laten], nomeliken Jasper Gammelkerne vnd Hans Ratke. Hebben dat ampt Jasper Gammelkern gefraget, wol ehm dat gesecht hedde. Hefft Jasper Gammelkerne wedder 10
geantwardet: dat hefft my Hans Ratke gesecht. Dar hefft dusse Hans Ratke vp geantwordt: dat huchstu Gammelkern alls ein erloszer deff, alsze du bisst. Dar swech Jasper Gammelkern stil tho. Darvp hefft ein ampt den beiden van sick gewiset, dat se scholen van en beiden eynen man maken. 4 ) 15
Item noch heft de suluige Jasper Gammelkern syn vnnutte munth gebruket vp der frigen straten auer dem boscheden Marten Jurden 5 ) vnd syne kynder, hefft de wordt gesecht, de he edder de synen nummer kan warmaken. Szo is de suluige Jasper Gammelkern nha syneme husze gan vnd hefft gebaldert 20

1) Paul Prawst, Meistersohn, Meister seit 1534, Beisitzer 1558 Michaelis bis 1559 Ostern, Werkmeister 1559 Johannis bis 1563 Ostern.
2) nalen=nähern.
3) Hans Ratke wird wohl nicht der 1513, sondern der 1536 als Meistersohn ins Amt getretene sein, derselbe, der durch sein Geschwätz, daß die Ehefrau des Titke Wulf (Meister seit 1526, Beisitzer 1542 Michaelis und 1546 Weihnachten. Werkmeister 1547 Ostern bis 1558 Johannis) Dorothea seinem Vater "eyne kussenbuyr full gulden vnde dalere" zur Aufbewahrung gegeben hätte, Unfrieden in der Ehe veranlaßt und sie verläumderisch "eine monnekes hoer" gescholten hatte. Zeugebuch fol. 40. 1541.
4) eynen man maken, soll einer austreten?
5) Martin Jurden, Meister seit 1518, Beisitzer 1531 Johannis bis 1536 Michaelis, 1537 Ostern bis 1542 Johannis, 1542 Weihnachten bis 1546 Johannis, 1546 Weihnachten bis 1547 Michaelis 1548 Ostern und Johannis, Weihnachten bis 1552 Weihnachten. Im Zeugebuche ist fol. 35 v - 36r 1542, März, 1. (Mittwoch nach Invocavit), ein zwischen Jürgen Gornow (Meister seit 1533) und Martin Jörden, die beide, weil jener diesen einen Ehebrecher gescholten, das Amt hatten niederlegen müssen, unter sich und mit dem Amte vereinbarter Vertrag eingetragen, wonach Martin Jörden, wiewohl er nicht zugestehen will, "wo he vormals vor etliken amptbroderen einen wilckar schulde gedan hebben, szo he ieniges ebrokes schuldich ersporth wurde, sines ampts nicht werth wesen wulde", dieser Willkür wegen dem Amte 6 Tonnen Bier geben und derjenige, der künftig die Sache regen werde, in eine Strafe von 3 Tonnen Bier verfallen sein soll.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 46 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
vnd geflocket vnd hefft gedrowet tho barnen. 1 ) So is syn naber Laurens Gronewynkel 2 ) boangest geworden, wuste nicht, weme idt gelden scholde dat barnent vnd dat drowent, wer idt syneme husz scholde gelden, offt wer idt vp de walckmole scholde, gelden. Szo is auer Jasper Gammelkern noch thogegan vnd 5
hefft hupen stene thohope gesammelt vnd is vp synen ramen gestegen vnd hefft dussen synen naber Laurens Gronewinckel vp gelouen vthegeeschet. Szo heft disse Laurens Gronewinckel nicht doren 3 ) louen vnd hefft syne frowe vthgeschunt vnd hefft gesecht: hor to, wat will Jasper Gamelkern? Szo is se in 10
den hoff gegan. Szo is Jasper Gamelkern vp synem ramen stan (vnd) vnd hefft Gronewynckels syne frow gefraget: wor is iw werdt? lat ene hir in den hoff kamen, ick wil ehm wat seggen. Als nu Laurens Gronewynckel is in synen hoff getreden, hefft dusse Jasper Gammelkern van bauen heraff 15
gesmeten, wat he vth synem lyue smyten konde, dat Gronewynckel gade danckede, dat he wedder in syne hofdor qwam. Szo is Gronewynckel thogegan tho synen werckmestern 4 ) vnd hefft ehm dat geclaget, szo hebben de werckmestern! tho demsuluen Jasper Gammelkern twe bosetene borger gesant alse eyn 20
olderman der schomaker Hinrick Burmester vnd ein kleinsmyt Sander Wulff vnd hebben ehn gefragen laten, wat he mit dem barnen vnd ander vndogede mende? Szo hefft Gammelkern geantwardet, he wer van Marten Jordens wegen vth dem ampt gewiset, dat doch nicht war sy. Ock hefft Jasper Gammelkern 25
gesecht, dat vor ehme de poth ber vorauer gedan is in dem kroge. Noch hefft Jasper Gammelkern gesecht tho den twen bosetenen borgeren, he hefft noch nicht qwat gedan, men he dachte noch qwath tho donde. Duth synt de antworde, de he den beiden bose[te]nen borgern hefft gesecht, vnd scholdent den 30
werckmestern der wullenweuern wedder seggen.

5 thogegen in der Handschrift. │ 26 gedan ist ebensowohl möglich wie gegan, an das man leicht denkt.

~~~~~~~~~~~~~~


1) barnen=brennen.
2) Meister seit 1539, Beisitzer 1559 Michaelis bis 1561 Weihnachten.
3) doren=wagen.
4) Jochim Eggebrecht 1536 Michaelis bis 1546 Michaelis, im Amte seit 1512, Beisitzer 1530 Ostern bis 1536 Johannis. Clawes Heine 1536 Michaelis bis 1558 Weihnachten, im Amte seit 1517.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 47 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Kleinere Stücke.

1567 Weihnachten muß der 1543 Meister gewordene Jochim Gammelkern, der, nachdem er schon 1559 Ostern der Rechnungsablage zugeordnet gewesen war, seit 1562 Ostern das Amt eines Beisitzers bekleidete, seinen Bruch zahlen, um Verzeihung bitten imd eine Ehrenerklärung ausstellen, weil er bei der Rechnungsablage die Aelterleute Jürgen Peters ) und Joachim Jeetze 2 ) Diebe gescholten hatte. Er blieb Beisitzer, bis er 1579 Johannis Aeltermann ward. Ob er späterhin, wie er es damals forderte, von jedem Pfenninge Rechnung abgelegt hat, wird nicht berichtet.

Zeugebuch fol. 42 v - 44 r .

1568 Johannis weigerte sich der jüngste Amtsbruder Clawes Rosendahl 3 ), altem Gebrauche gemäß dem versammelten Amte das Bier einzuschenken und redete von Niederlegen des Amts. Nachher erklärte er auf die Frage, ob er das Amt noch haben wollte oder nicht: neyn, were he neyn droch [h]4) 4 ), so wurde he noch woll eyn droch, so he dat lenger gebruchede, adjungirte sich einigen Landsknechten und ging mit ihnen vp de garde. Nicht lange so kam er zurück und begann sich mit seiner Frau durch Spinnen zu ernähren und erlangte endlich, nachdem Jochim Tidemann [h]5) 5 ) ihn durch Rückzahlung des halben Thalers Handgeld von seinem Hauptmanne frei gemacht hatte, nach wiederholter Fürbitte, namentlich in Rücksicht auf seine Frau, das Amt wieder. Die angebotene Strafe ward nicht angenommen, dagegen mußte er sich verpflichten, allen Amtsbrauch und Amtsgerechtigkeit nach alter, wohl hergebrachter Gewohnheit zu thun, widrigenfalls ihn das Amt ausstoßen wollte.

Zeugebuch fol. 44 r - 46 v .



) S. S. 44, Anm. 6.
2) Er hat sich, wenn er nicht der Sohn des 1519 ins Amt getretenen Tönnies Jesken war, 1540 ins Amt geheirathet, Beisitzer 1563 Michaelis bis 1565 Michaelis, Aeltermann 1565 Weihnachten bis 1578 Michaelis. Gehörte der Kirchenstuhl in St. Jürgen, dessen erhaltene Docke neben zwei gekreuzten Wollbogen die Buchstaben J. J. zeigt, ihm oder dem 1573 unter der Vergünstigung eines Meistersohnes ins Amt getretenen Johann Jetze?
3) Meister seit 1566.
4) Betrüger, Bankerottirer, Bettler.
5) Wohl ein Sohn des 1518 ins Amt eingetretenen Jochim Tydeman, selbst Meister seit 1556, Beisitzer 1565 Weihnachten, 1569 Johannis, 1570 Ostern, Weihnachten bis 1571 Michaelis 1572 Ostern, Johannis, Weihnachten bis 1574 Michaelis, dann seit 1575 Ostern gewiß bis 1582 Michaelis.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 48 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

1569 leistete Joachim Warneke 1 ), nachdem er "deß ampts vnnd der mollenherschup" entsetzt war, weil er im Kruge sechs Wollenweber "villers" (Schinder) gescholten hatte, dem Amte Genugthuung (affdracht) und verwillkürte für jeden Fall der Wiederholung solcher unnützer Worte sich in die Strafe von einer Tonne Bier, obwohl ihm nur eine halbe angedroht ward. Eine neue Verunwilligung mit dem Aeltermann Joachim Jeetße 2 ) ward vom Amte verglichen, und diesmal that der Aeltermann affdracht.

Zeugebuch fol. 46 v - 48 r .


Ein schlimmes Versehen kam 1572 bei Jürgen Wessel 3 ) vor, indem er ein Laken des Joachim Hardenacke 4 ), das seine Leute ihm anstatt seines eigenen von der Walkmühle geholt hatten, anschlug, ausnahm, bereitete (towen), versiegelte und nach Schwerin verkaufte. Als nun des Sonnabends der Fuhrmann ihm sein eigenes brachte, muß er wohl geglaubt haben, daß durch eine besondere Gnade seine Arbeit sich verdoppelt habe, denn er nahm es ruhig an und rührte sich nicht und hielt, da der Geschädigte Lärm schlug, es erst noch für nöthig, nach Schwerin zu gehn, um das Zeichen zu besehen. Da mußte er freilich seine "misshandelinge" zugeben und bekennen. Trotz "geluerns" und Bittens und des angebotenen Eides, "dat he solcks nicht mit weten vnd willen gedan hedde", ward er ausgestoßen. Erst durch viele Fürbitte anderer Bürger sindt de werckmester alse Jurgen Peterss 5 ) vnd Jochim Jetze 6 ) vororsakett mit den amptbroedern in de kapelle tho gande vnd darsuluest disse dath vor de handt genamen vnde also gentzlick vordragen dorch fromder luede vorbede, he scholde arbeiden vnd sin ampt bruken vnd vor solck dondt sick mer waren vnde scholde bliuen de he were, ein ampt begerde nicht van eme heller edder penninck 7 ), ia he scholde ock affgesneden sin dess ampts empter, alse dath he nicht scholde gekaren werden to einen segelhern, moelenhern edder werckmester, vnd so Jurgen Wessel worde mit vnstumicheit vthfarn iegen einem amptbroeder vnd de


1) Im Amte seit 1541, Beisitzer 1566 Ostern bis 1569 Ostern, 1569 Michaelis bis Weihnachten.
2) S. S. 47, Anm. 2.
3) scheint sich 1571 ins Amt geheirathet zu haben.
4) Meister seit 1564, scheint gleichfalls ins Amt geheirathet zu haben, Beisitzer 1580 Weihnachten bis zum Schlusse bes Rechnungsbuches.
5) S. S. 44, Anm. 6.
6) S. S. 47, Anm. 2.
7) Vergl. S. 47 unten.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 49 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

suluige eme solcks! eine dath vorlede, dar schal Jurgen mede thofreden sin, vnd de amtbroeder schal dar nicht vor geuen.

Zeugebuch 48 v - 50 r .

1579 mußte Jochim Wulf 1 ) auf Klage der Witwe des Aeltermanns Jochim Jetze 2 ), den er trunkener Weise einen Schelm gescholten hatte, eine Ehrenerklärung abgeben und dem Amte genugthun (affdracht don).

Zeugebuch fol. 50 v - 51 r .


Int iar 1580 den mandach vor fastelauendt hefft ein ampt tosamende gewesen in der kerken vnde van dem fastelauendt geredet, effte se wolden fastelauendt holden edder nicht, vnd ock dem welcker sinen fastelauendess ß. to geuen edder nicht. Na solck einem affgenamen beschede iss Hermen Koepke 3 ) vnser amptbroeder ein thogegan vnd den olderlueden geklagett ouer Jochim Tideman 4 ), wo he eme noch I laken tho doende schuldig were. De wile den Jochim Tideman wat drunken wass, hefft idt eme sere vordraten vnd iss do fort gegan tho em in den kroch ock angespraken vnd gedrowet to slande. Do iss eme Hermen entweken. Do iss Jochim Tideman togefarn vnd gesecht: ick wil noch II laken tho deme wagen vnd, so din frow ein touererske were, darinne bernen laten. Dar den Hermen Koepke vnd sin frow ouel mede thofreden weren vnd vorklageden dit vor dem ampte, dar idt den ock gentzliken vordragen wardt, dat Jochim Tidemann dem ampte moste affdracht daruor doen vnd wolde Hermen Koepken vnd siner frowen dit schriuen laten in dess ampts tuegebock, dath he van ehr nicht wuste alse ehr vnd godt vnd wath thon eren hort, vnd so faken alse he dit suluige disser frowen worde auerseggen, so schal he dem ampte II daler thor straffe geuen. Ock so schal sick vorbedachte Koepsche entholden vnd hir nicht van seggen bi dem suluigen broeke. Dit hefft em ein ampt vnd werckmester thogefunden. Actum vt supra.

Zeugebuch fol. 51 v - 52 r .

Vignette

1) Als der vierte seit 1480 im Amte nachweisbare Wulf mit der Vergünstigung eines Meistersohns 1574 Meister geworden.
2) S. S. 47, Anm. 2.
3) Als der fünfte seit 1480 im Amtsbuche nachweisbare Koepke unter den Vergünstigungen eines Meistersohnes 1564 ins Amt eingetreten.
4) S. S. 47, Anm. 5.