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LVII, 3.
des
Schwerin, April 1892.
I. Geschäftliche Mittheilungen.
Die statutenmaßige Quartalversammlung des Vereins=Ausschusses wurde am 4. April in üblicher Weise abgehalten. Gegenwärtig waren: der erste Präsident, der erste und der zweite Secretär, der Bibliothekar, der Bilderwart und zwei Repräsentanten.
Nach dem Berichte über die Vereinsmatrikel sind im abgelaufenen Quartale
A. aus dem Vereine ausgeschieden die Herren:
1) Rathssecretär Martens zu Wismar, Mitglied seit 1872, verstorben am 3. Januar;
2) Rittergutsbesitzer von Frisch=Klocksin, Mitglied seit 1872, verstorben am 6. Januar;
3) Kammerherr von der Lancken=Galenbeck, Mitglied seit 1882, gestorben im Februar;
4) Kammerherr von Arnim=Lieblingshof, Regierungsrath zu Neustrelitz, Mitglied seit 1882, verstorben am 2. November 1882.
5) Präpositus Becker zu Mirow, Mitglied seit 1882, ausgetreten am 29. Februar;
6) Pastor Hense zu Kirch=Kogel, Mitglied seit 1884, ausgetreten am 16. März.
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B. dem Vereine beigetreten die Herren:
1) Ludwig Krause, Versicherungsbeamter zu Rostock, am
14. Januar;
2) Amtsrichter Kraack zu Warin am
8. Februar;
3) W. v. Suckow, Landwirth zu
Sadelkow, am 28. Februar;
4) Geh. Kammerrath
Birckenstaedt zu Schwerin am 24. März.
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrug am Schlusse des Quartals: 501.
In Herrn Rhiza Rhangabé, Excellenz, der am 29. Januar zu Athen verstorben ist, hat der Verein ein correspondirendes Mitglied verloren.
Zur Berathung standen vornehmlich laufende Vereinsgeschäfte. Aus den Beschlüssen ist mitzutheilen:
1) daß der Verein fortan mit der Universität zu Upsala seine Schriften austauschen wird;
2) daß die vierte abendliche Versammlung der Vereinsmitglieder zu Schwerin am 30. April abgehalten werden soll.
II. Wissenschaftliche Mittheilungen.
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:
1.
Zur Buchdruckergeschichte.
Ein bereits auswärts veröffentlichtes Schreiben des herzoglichen Rathes Nicolaus Marschalk (Thurius) scheint den meklenburger Forschern entgangen zu sein, da es allerdings unter für uns gleichgültigen Briefen sich versteckt. Da es aber einen Hinweis auf den Ankauf zweier Druckerpressen im Auftrage Herzog Heinrichs enthält und zwar mit dem Bestimmungsorte Wismar und unter Hinweis auf einige bis jetzt nicht gedruckt ans Licht getretene "brief", so mag dieses Schreiben durch Abdruck an diesem Orte auch Meklenburg zugänglich gemacht werden. Veröffentlicht ist es in der Zeitschr. f. lüb. Gesch. II, 2, 1865, S. 296-347, durch Wehrmann in einer Sammlung von Briefen an den lüb. Bürger und Patrizier Matthias Mulich, [bis auf zwei] geschrieben im Jahre 1523. Als erster in der Reihe findet sich da S. 305, 306 nachstehender Brief:
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Nr. 1. Von Dr. Nicolaus Marschalk. 1521, Septbr. 7.
Minen freundlichen dienst zuvor. Erbarer gunstiger freund vnnd forderer. Ich hab vf heute vigilia nativitatis Marie zu Gustrouw euwern boden mit euwrer suplication vnd des raths schriffte, von stunt als er komen, an minen gnedigen herren, herzog Heinrich gefordert, auch vmb euwer willen ylend gnedig antwort erlanget vnd vorschrifft 1 ), dermassen das yr von eurem kegenteyle Jochim Buchwold vor gewaltsam vngeborlichem furnehmen wol beschutzet vnnd sicher seyt. Ich hab auch mit seiner furstlichen gnaden vnterteniclich angehalten vnnd erlangt, das sein f. g. in dessem euwerm anligen vnnd auch sust euwer gnediger her sein will, auch ob yr des begeret, euch mit geleyte 2 ) gnediclichen versorgen vnnd sust was euch weiter anligendes gnediclich zu beschirmen angenohmen. Vnnd so euch an geleyte oder sust etwas weiter mangelt, muget yr mich als einen, der ytzo by seiner f. g. stetes wessens 3 ), lassen antogen 4 ), solt yr schleunige trost vnd hulfe bekomen. Weiter, lieber Mattes, hat sein furstlich gnaden zu Lubec bey einem, gnant meister Hans, Buchbinder oder presse mecher, wonend hinder vnser lieben frouwen kirchen oder dem rathause in der wame strate bestellen lassen zwu spinnell 5 ) mit zweyen heubtern 6 ), die wolte sein f. g. gerne auf das ylendeste haben, mir befolen, euch derhalb zu schryben, das yr die selbige woltet mit euwer darlegung auf das neheste dingend erlosen 7 ) vnnd wol verwaret auf dem furwagen gegen der Wismar in des kirchherren haus zu Sanct Georgii, her Jochim Gysman genennet, ylend schicken, dar siner gnaden daran etlicher brief halb lassen zu drucken mergelich gelegen 8 ). Vnnd was yr derhalb vmb die zwu spinneln myt yren houbten ausgebet, sol euch vff Sanct Michelstag zur Wismer von dem forstlichen tage vnvertzuglich vnd gutlich entrichtet werden vnd zugeschicket. Sin gnad werdt auch das mit gnaden vnnd ich in aller
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freundschafft vergleichen vnnd verdinen. Datum Gustro am afent nativitatis Marie anno etc. xxj.
Doctor Nicolaus Marschalk.
Nachtrag. Dr. Hofmeister macht mich darauf aufmerksam, daß er zwar nicht in seinen Beiträgen in den Jahrbüchern, aber in Wiechmann, niedersächs. Lit. III, 189 auf dies Schreiben hingewiesen; da dieser Brief aber auch dort (bei den Nachträgen zu einem niederdeutschen Drucke, Theil I) den Lesern der Jahrbücher kaum vor Augen kommen dürfte, so mag er als Beitrag zur Personalgeschichte des Marschalk dennoch hier am Platze sein.
Friedrich Bachmann.
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:
2.
Bruchstück des Rolandsliedes.
Mitgetheilt von Dr. Grotefend.
Im ersten Bande der Meklenb. Jahrb. S. 152 ff. veröffentlichte G. C. F. Lisch Bruchstücke des Rolandsliedes, der bekannten Dichtung des Pfaffen Konrad aus dem 12. Jahrhundert, aus einer der Entstehungszeit sehr nahestehenden Handschrift, deren Bruchstücke sich, als Einbände verwendet, im Großherzoglichen Geheimen und Haupt=Archive fanden.
Der Werth der bei beiden Ausgaben des Rolandsliedes auf den Text dieser fragmentarischen Handschrift gelegt wurde, veranlaßt mich, ein Lisch entgangenes Blatt derselben, das ich neuerdings in gleicher Verwendung auffand, nachträglich zu veröffentlichen, indem ich wegen der Beschreibung der Handschrift auf Lischs Angaben in Jahrbuch I, S. 153 verweise.
Ich habe die Abkürzungen des Originales für unde und ī für in beibehalten. In eckige Klammern [ ] schloß ich, was aus der anderen Handschrift ergänzt ist, auf Stellen, wo die Abnutzung nichts zu lesen erlaubte, in runde ( ) eine wegzulassende aus Versehen des Schreibers doppelt gesetzte Silbe.
In der Grimm'schen Ausgabe beginnt die Stelle auf S. 293, Zeile 20 in Cap. CXVI b.
[Brehmunda di kunīcgin
uil weinte uber in
si sprah maht ih dih ge]reinen
da ware umbe ueile
Seite 5 |
al daz ih ie gesah
uil leit ist mir din ungemah
nu nemah dih nieman wider gewinnen
in der helle mostu brinnen
si weinte so harte
si stůnt an einer warte.
Der keiser di sine helde
schiften uber die Seibere
si wrden wol beraten
al daz di heiden uz brahten
daz kam in allez ze guten staten
so tot ie unser rehter uater
so in sine rehten kint sokent
al ir not er wol beroket
mit uf gerihten uan
kerten si gegen dem burhgraben
di kunīcgin Precmunda
uiel ilente sa
si hiez di burhtor entsluzen
den keiser si dar uf liezen
dem keiser uiel si ze uozen
ih wil sprah si rihten bozen
swa ih mih versumet han
ih han iz unwizzen getan
di tiuel hant mih lange betrogen
du bist mir ze troste komen
ih erkenne wol dine warheit
hilf du mir zo der kristenheit
ih gelovbe an minen trehtin
swi du gebiutest so wil ich sin.
(Platz für ein Bild)
Daz liut sih tovfte bekerte
also si got lerte
ir biscoftom si stiften
ze gote si sih rihten
der keiser sine man
Prehmunda uorten si dan
gote si lop sungen
* p. 2
si hetten gewo*keret gewnnen
uil manige heilige sele
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si sci(ne)nent sam der sunne
in dem gotes rike iemer mere.
Der keiser nahte note
sinen uil lieben toten
di im belegen waren
si huben ir iameren
daz ersah die kunīcgin
daz uerbiete herre min trehtin
sprah der ur we
daz ist der min gel be
wande si durh daz reht sint gelegen
daz si uor gote iemer leben.
nu horte ih dih herre sagen
di rehten sule men niht clagen
ir tot ist geware
sunter offen suntere
di totliken ersterben
dise heiligen sulen uns gotes hulde erweruen.
Der keiser wnderot harte
ir wisliken worte
er ne clagete niemer mere
also grimmicliken sere
so er da uor hete
mit salmen mit gebete
ir toten si begroben
ir wnden sih uf huben
si besazten di marke
si uorten dri sarke
zo dem guten sente Romane
da soket man ze ware
ir uil heiligez gebeine
an dem iungesten urteile
sulen si unser niht uergezzen
wante si habent daz himelrike besezzen.
Diu b[ůh] urkundent inoh
der keiser gebot einen hof
mit micheleme vlize
kamen di uursten algemeinliche
dar kamen ahte kunīcge
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inoh dar ubere
biscofe herzogen
der ne mahte nieman an daz ende komen
ze Ake wolde er den hof 1 ) hauen
da was manih wortspaer man
dar kamen h die Karlinge
der hof wart uil grimme
Dar kam ein scone alde
wol entphienc si da
der keiser selbe
alle sine helde
si sprah: Karl, gesegenneter keiser
uoget witewen weisen
war hastu Rolanten getan
gip mir widere minen man
dem du mih zu wibe gabe
wi gerne ih in ersahe.
Her antwort ir sa
liebe liebe alda
ih entarn dir niht liegen
leider du ne gesehest in niemer
du ne maht sin niht haben
er liget leider toter begraben
clage du niht sere
* p. 3.
ich ! ergetze dih sin* gerne
ih gibe dih ze wibe
dem guten Ludewige
ich ! mache dih ze kunīcginne
uber alle Karlinge.
war sal ih arme denne
Lvdewigen du mir niemer uor genenne
noh niemer deheinen anderen man
sal ih Rolantes niht haben
so wil ih ersterben gerne
si uiel grimme an di erde
aller dinge scheffere
do du mir in ze wine gabe
war umbe hastu mir in genomen
war sal ih arme nu komen
Seite 8 |
ih bite dih reiner magede barn
daz ih umbewollen moze uaren
dar di magede alle sint geladet
mine sele beuelhe ih an dine gewalt
aller engele kunīcginne
daz ih niemer kome hinnen
si begunde harte bleiken
der keiser wolte ir helfen
er uienc si mit der hant
also tote er si uant
da zeicte got sine tovgen
men begrop si zo anderen heiligen ur wen.
Der keiser an daz gerihte gesaz
o wi waz uursten [uor] im was
er hiez Genelunen bringen
do wolten im di K[ar]linge
den lip gerne uristen
si spraken daz si in nine westen
an nihte uberwnden
doh er ware gebunden
sin reht ware uil groz
er were aller uursten genoz.
Genelun bat einer stille
er sprah: herre iz was min wille
ih enl gen s dir [niht]
der zwelue tot ist mir liep
iz ist gewisse der min rat
ih hete in[e] widersaget
ze diner antworte offenliken
daz erziuge ih mit dem rike.
waz bedurue wer nu rede mere
sprah des rikes herre
wante er es offenliken hat veriehen
daz er di kristen hat gegeben
in di gewalt der heiden
ih frage urteile
alse di phahte tihten
so wil ih uber in rihten.
do was Genelunes geslehte
kreftih mehtih
Seite 9 |
ein uil uorderlikez kunne
si heten im gerne gewnnen
des keiseres hulde
si spraken uil groz sint sine sculde
uns ist harte misseschen
di tiuristen sin gelegen
nu ne mah si nieman wider gewinnen
geere dine kunlinge
gestille herre dinen zorn
* p. 4.
laz in zo dinen genaden komen*
durh diner swester ere
des bite wir dih herre
Genelun dienet dem riche
imer mere uortliken.
Der keiser erzurnte harte
mit ufgeuangeme barte
er sprah din rede ist mir sware
der mir al daz golt gabe
uz uon arabisken riken
iz ensi daz mir di uursten geswiken
daz ih es nine name
wider disem verratere
man sal iz iemer ze mare sagen
daz wirz an im geroken haben
uz an der werlt ende
di kristenheit ist harte geschendet
des gat uns michel not
ia ne gescah nie sogetan mort.
Dar uor dranc Binabel
er was michel snel
starh kone
redehaft genoge
er sprah: getarn uor dinen hulden
so wil ih gerne geunsculden
Genelunen minen oheim
daz er untriwe nehein
an den hat begangen
darumbe er stat geuangen
gebunden uor dem rike
er widersaget in offenlike
Seite 10 |
ih wil mit minem swerte
sine triwe im erherten
uzen laz ih minen herren einen
so rast hi manne neheiner
der es in sculdigen welle
der versuke sin ellen
trete gegen mir in den kreiz
mit kamphe bered ih in goteweiz
ih erledige in hute ob [ih mac
oder iz ist min iungister tac].
|
:
3.
Ein historisches Volkslied aus dem
Jahre 1657.
(Mitgetheilt von v. Meyenn.)
Lobspruch des Denen vnd deßelben tapffere kriegesthaten in der Melodei: Alß ich einmahl luft bekahm.
1. | 4. |
Was die Dehnen lobe vnd zier
Wil ich [zu] gefallen dir Ein fein liedtlin singen: Wie er ist qualificret Vnd was er für Kriege füret, Sol von ihm erklingen. |
Ich vorließ das Pohlen ganz
Vnd so manche feste schanz, That in Norden ziehen; Aber seit ich kommen bin, Ist der Dene lengst dahin Durch das felt gefliehen. |
2. | 5. |
Er wird z[w]ahr ein helt
genant,
Sint dir aber nicht bekannt Seine heldenthaten; Er mag sein ein praffel helt In der schantz vnd nicht im feld, Da er viel kan prahlen. |
Weil kein feindt vorhanden
wahr,
Durfft er frei vnd offenbar Durch Holstein marchiren, Plag[e]t den armen paurßman, Der sich zwar nicht weren kan, That sein gudt spoliren. |
3. | 6. |
Ich kunte keine ruhe han,
Er botte mir die Krige an, Er wolte mit mir krigen; Ich alß ein hoch [h]erzter lew, Muhtig, frech vnd ohne schew That mich zu ihm fugen. |
Ach, wie manchem armen man
That er schlege hengen an, Drob er so geschreiet: Dehne, wie tractirest du mich, Ach wehe, ach wehe, das klage ich, Laß mich doch befreyet. |
Seite 11 |
7. | 12. |
Ihnen auch das wol gefiehl,
Wen man sie must in dem kiel "Monsieur" tituliren; O, wie mechtig pralen sie, Hetten spielleute spat vnb frue, Thaten auch spendiren. |
Hett' (es) Friederichorth
2
) es nicht
gethan,
Hettet ihr woll mussen stahn Vndt euch tapffer wehren, Dar ihr itzo ewer landt Vndt wie es darumb bewandt Mußet selbst vorzehren. |
8. | 13. |
Aber alß er mich vernam,
Balt er seine zuflucht nam In das lange Norden, Funen must sie nemen auf In so schneller flucht vnd lauf Vnd mehr andere orten. |
Ey, daß heist ein praffer heldt
Hinter dem ofen vndt nicht im feldt, Pfuy, ihr hunde vndt cujohen, Daß ihr lauffet alß wehret ihr toll, Ey, daß euch der henker hohl' Vndt euch selbsten lohne. |
9. | 14. |
Ich meint', Andreaß
1
) solte stehen
Vndt mir unter augen gehen Frisch alß ein soldate, Aber mit erschrockenen sin Lieff er nach der Ecke hin Vndt umb friede bahte. |
Darumb seit ihr bis dato noch
Vnter unserm schwedischen joch, Weil ih[r] meine(n) waffen Furchtet, scheuet vndt euch stell(e)t, Alß wehn ihr außen der welt Nun wollt (n)immer schlaffen. |
10. | 15. |
Auff, ihr denschen eselleut(e),
Die ihr alle zeit fruchtsamb seitt, Wenn ihr sollet kriege führen, Stehet im Felde wie ein hase, Wen er jaget in dem grase, Höret die trumlen rühren. |
Billig jeder menniglich
Kan nicht genugsam verwundern sich Itz zu diesen zeiten, Daß der Dene in der thatt So viel dausendt volcker hatt Vndt wil doch nicht streiten. |
11. | 16. |
Alß da ihr von mir gehöret,
Wurdet ihr also bethöret, Finget d[a]rauff an zu lauffen, Wustet weder auß noch ein, Alß wolt man die härelein Auß dem kopfe rauffen. |
Zwahr, wie es darumb bewandt,
Ist ja jederman bekandt, Daß sie nicht durfen fechten, Den die da saßen im gericht Die rahtgeber wolten nicht, Daß man solte fechten. |
Seite 12 |
17. | 21. |
Waß macht nun der herr Andreeß,
Daß ich seiner nicht vohrgeß, Er hatt ein hasenhertz, Daß ist jetzo seine ahrt; Er hält es mit dem schwedischen part, Gleubt mich ohne schertz. |
Du, Hochdeutscher, wirst es
auch,
Wie's sonsten dein gebrauch, In die kroncke 3 ) schreiben, Daes moge auff kindes kindt Vndt so lange menschen sindt Zum gedechtnuß bleiben. |
18. | 22. |
Waß der ambtman Ahlefelt
1
) gethan
Flensburg, daß weiß jedermann, - Geldt fon sie zu treiben; Aber itzo dancket er Gott, Daß er von der schwedischen rott' Nur möge sicher bleiben. |
Drumb ihr Dähnen seit bereit
Nur zum lauffen auß dem streit, O, ihr armen krieger, Bleibet zu hause vndt rühret grütz, Last den Schweden das geschütz Folgen als obsieger. |
19. | 23. |
Weil es euch also gefelt,
So wirt der Dehne auch der welt Spotten in die zehne, Vndt so jemant eilet fortt, Wirt man sagen zum sprichwordt: Du laufst wie ein Dähne. |
Nun ihr schwedischen cavalier,
Die ihr ewig lob vndt zier Werdet von kriege bringen, Nehmet den Dehnen ihre pracht Vndt laßet der carthaunen macht Fri(e)sch vndt frolich klingen. |
20. | 24. |
Fama wirdt auch jederman
Ewer thaten zeigen an, Euch zu hohn und spotte, Ja, zum schimp von hauß zu hauß Wirdt euch endtlich lachen auß Vnser freundt, der Schotte(n) 2 ). |
Streitet, fechtet für vndt für,
Gebet den feindt auch kein quartier Jaget den dänschen hasen Vndt laßet zu frolichkeit, Weil ihr tapffer[e] siger seitt, Die trompetten blasen. |
Gedruckt nach einer gleichzeitigen Abschrift im Haupt=Archiv zu Schwerin.
Das vorstehend mitgetheilte, übermüthige Spottlied, das den ersten Abschnitt von Karls X. von Schweden glänzendem Feldzuge
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wider die Dänen verherrlicht, wird vor der Erstürmung der Festung Friedericia (24. October 1657), wobei Andreas Bille verwundet in schwedische Gefangenschaft gerieth, entstanden sein.
|
:
4.
Hegung des hochnothpeinlichen Halsgerichts beim Amte Schwerin in Inquisitions=Sachen des Pferdediebes Jochim Krusen.
1738.
(Mitgetheilt von v. Meyenn.)
Excerpta
aus den Actis inquisitionalibus des beim Amte Schwerin ehedeßen justificirten Pferdediebes Nahmens Jochim Krusen.
Ao. 1738 den 10. Februarii wird Inquisitus auf die Amtsstube gefodert und ihm eröffnet, daß er die Todes=Strafe leiden solle, nachdem die Zimmer=Zunft sich zuvor erkläret, daß sie den Galgen=Bau morgenden Tages anfangen wolle.
Den 14. ejusdem wird Inquisito durch den Amts=Notarium Runge der Tag seiner Abthuung kund gemacht, da dann schon die Hrn. Prediger seit dem 10. Februar ihn bereitet.
Hegung des hochnothpeinlichen
Halßgerichts, actum
Schwerin den 17.
Februar 1738.
Vormittags um 10 Uhr wurde zum hochnothpeinlichen Halsgericht geschritten, da denn die Gerichtsbäncke unter der Amts=Stube unter freiem Himmel aufgerichtet worden, und der Herr Amtmann aufstehend also anhub:
"Im Nahmen der heyl. und hochgelobten Dreyfaltigkeit soll jetzo ein hochnothpeinliches Halsgericht geheget werden einem jeden zu seinem Rechte."
Hierauf setzte sich judicium wieder nieder und fing der Hr. Amtmann zu dem ersten Assessori also an:
"Herr Beisizzer dieses Gerichts, Ich frage ihn, ob es an der Zeit sei, daß man ein hochnothpeinliches Hals=Gericht hegen möchte einem jeden zu seinem Recht"?
Resp. der Hr. Kuchmeister Plate: "Herr Amtmann, dieweil ihm als Richter hieselbst das Richter=Amt anbefohlen und anjezzo eine
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Persohn vorhanden, worüber ein hochnoth= und peinlich Hals=Gericht geheget werden mus, so ist es an der Zeit, daß er des hochfurstlichen Amts Schwerinischen hochnothpeinliches Hals=Gericht hegen möge, einem jeden zu seinem Rechte."
Hiernechst redete der Hr. Amtmann den zweiten Assessorem, Herrn Amtschreiber Barner, folgendergestalt an: "Herr Gerichts=Assessor, ich frage ihn, wie ich dieses hochfurstlichen Amts Schwerin "hochnothpeinliches Hals=Gericht hegen solle einem jeden zu seinem Rechte"?
Resp.: "Herr Richter, er gebiete Recht und verbiete Unrecht, und daß Niemand vor dieser Gerichtsbanck sein selbst oder eines andern Wort vorbringe, er thue es dann mit Erlaubnis dieses Gerichts".
Judicium stunde auf und spricht der Herr Amtmann: "So hege ich dann im Nahmen des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Carl Leopold regierenden Herzoges p. p. cum toto titulo, das gegenwartige hochnothpeinliche Hals=Gericht zum ersten mahl. Ich hege es zum andern mahl. Ich hege es zum dritten mahl mit Urthel und Recht. Ich gebiete Recht und verbiete Unrecht, und dass Niemand von dieser gehegten Gerichtsbanck herzutrete, sein selbst oder eines andern Wort vorbringe, er thue es dann mit Erlaubnis dieses Gerichts".
Assidendo hebt der Hr. Amtmann zum dritten Assessori, Hrn. Amtschreiber Streubel, an: "Herr Gerichts=Assessor, ich frage ihn, ob des hochfurstlichen Amts Schwerin hochnothpeinliches Hals=Gericht ich genugsahm geheget habe einem jeden zu seinem Rechte"?"
Respond.: "Herr Amtmann, er hat des hochfürstlichen Amts Schwerin hochnothpeinlich Hals=Gericht genugsahm geheget einem jeden zu seinem Rechte".
Wie nun der arme Sünder wärend der Zeit aus der Frohnerey herben gebracht worden war, so wurde selbiger ganz frey vors - - - - - Gericht gestellet und hies der Hr. Amtmann mir, dem Armen Sünder über beigelegte aus der Uhrgigt extrahirte Articuln - (Delinquent hätte 5 Pferde gestohlen) - zu befragen, hisce formalibus:
"Hastu nicht bekant und mustu nicht noch bekennen, daß du zu Maslow pp. ein Pferd gestohlen und solches vor 12 Rthr. verkauffet"? quodlibet factum articulo separato comprehensum erat; und wie solches geschehn und gedachte Beilage sub N. zeigt, wurde das Urtel sub N. von mir dem Inquisito vorgelesen und publiciret.
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Urtheil.
Dieweil Inquisit, Joachim Kruse, vor diesem hochnothpeinlichen Hals=Gericht auf die ihm jetzo vorgelegte Articuln nochmahlen bekennet, daß er seit vergangenen Johannis 5 Pferde gestohlen, wovon er zwey um 30 Thlr. verkaufft, so erkennet der durchlauchtigste Furst und Herr Carl Leopold, regierender Herzog zu Mecklenburg, Furst zu Wenden, Schwerin und Razeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herr, unser gnädigster Fürst und Herr, daß Inquisitus als ein verleumdeter Pferdedieb mit dem Strange vom Leben zum Tode zu bringen sey. V. R. W.
Wornechst der Herr Amtmann zum Scharfrichter anhob: "Euch "wird hiermit befohlen, die verlesene Urthel an dem gegenwärtigen armen Sünder zu vollenziehen, damit das Böse andern zum Exempel abgestraffet werde"; und zerbrach den in der Hand habenden weißen Stock; und fing darauf zum Schluß an:
"So will ich dann im Rahmen meines gnädigsten Fürsten und Herrn das gegenwärtige hochnothpeinliche Hals=Gericht wieder aufheben".
Im Aufstehen stoßete ein jeder seinen Stuhl um und fuhr Judicium nach dem Gerichte hinaus, woselbsten der arme Sünder von dem Herrn Pastor Starcken nochmahlen die Absolution empfing und darauf, nachdem er vorhero noch ein wenig Brandwein zu sich genommen, in Gegenwart vieler Zuschauer in die Höhe gezogen und aufgehangen wurde.
[in] fidem
Hinrich
Hugo Runge,
Amts=Notarius.
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5.
Zu dem Ortsbeinamen
"mitten in der Welt"
(Quartalbericht LVII, 2, S. 16 sub 4)
haben sich zwei Mitglieder unsers Vereins, die Herren R. Wossidlo=Waren und Pastor Radloff=Wattmannshagen, geäußert.
Nach Herrn Wossidlos Mittheilung heißt es heute vom Dorfe Ramm bei Hagenow im Volksmunde: "Ramm liggt midden in
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de Welt"; auf einem freien, im Tannenwalde belegenen Platze in der Nähe von Ramm "is de Ird=Aß" - die Erdachse =, so hörte Herr Wossidlo öfter in Redefin und Umgegend. Auch von Pausa im Vogtlande wird gesagt, es liege im Mittelpunkte der Welt. (Grässe, Sagen des Königreichs Sachsen, S. 415.)
Herr Pastor Radloff schreibt mir: - - - - "Im nördlichen "Mecklenburg=Strelitz geboren, habe ich als Kind von den Leuten gelegentlich eines den Spott oder die Verwunderung herausfordernden Ereignisses in der Umgegend mehrfach die spöttische Redensart brauchen hören: Ja, N. N. (von wo das betreffende Ereigniß mitgetheilt war), dat liggt jo ok midden in de Welt! Es ist mir nicht erinnerlich, daß diese Redensart sich an einen besondern Dorfnamen knüpfte, sie wird vielmehr nach Bedarf den verschiedenen Ortschaften angehängt sein. Dennoch wäre aber nicht ausgeschlossen, daß Tulendorf in alten Zeiten auf demselben Wege zu einem stehenden Spottnamen gekommen sein mag."
F. v. Meyenn,
zweiter Secretär.