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LVII, 2.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.

Schwerin, Januar 1892.


I. Geschäftliche Mittheilungen.

Die zweite Quartalversammlung, die statutenmäßig am ersten Montage des neuen Vierteljahrs hätte stattfinden sollen, konnte wegen eingetretener Hindernisse erst am vierten Montage, den 25. Jan., abgehalten werden.

Gegenwärtig waren alle Mitglieder des Ausschusses mit Ausnahme eines Repräsentanten (Landrentmeister v. Oertzen).

Die laufenden Vereinsgeschäfte, namentlich Druck und Herausgabe des Urkundenbuches und des Jahrbuches, bildeten den Gegenstand der Berathung.

Nach dem Berichte über die Vereinsmatrikel sind im verflossenen Ouartal

A. aus dem Vereine ausgeschieden:

1) der Geh. Hofrath Dr. Friedrich Wedemeyer, Ministerialsecretär a. D., zu Schwerin, Mitglied seit 5. April 1835, von 1851 bis 1889 Rechnungsführer des Vereins, Ehrenmitglied seit 24. April 1885, verstorben 7. November.

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2) Rittergutsbesitzer Hüniken auf Kaarz, Mitglied seit 8. November 1882, verstorben im October.

3) Amtshauptmann v. Laffert=Woldeck zu Crivitz, Mitglied seit 30. Mai 1882, verstorben 22. October.

4) Rechtsanwalt Triebsees zu Rostock, Mitglied seit 14. Juli 1886, verstorben 19. November.

5) Rechtsanwalt Bolten jun. zu Rostock, Mitglied seit 16. November 1882, verstorben zu Ende Novembers.

6) Medicinalrath Dr. Viereck; Kreisphysicus zu Ludwigslust, Mitglied seit 15. December 1882, verstorben zu Ende Novembers.

7) Vicelandmarschall v. Maltzan, Freiherr zu Wartenberg und zu Penzlin, auf Gr.=Luckow, Mitglied seit 28. Mai 1857, verstorben am 10. December.

8) Apotheker Lesenberg zu Kröpelin, Mitglied seit 4. Januar 1865, verstorben kurz vor Weihnacht.

9) Senator Weltzien zu Schwerin, Mitglied seit 12. October 1889, ausgetreten am Schlusse des Quartals.

10) Premierlieutenant a. D. v. Strantz, Mitglied seit 15. Januar 1882.

B. in den Verein aufgenommen:

1) Medicinalrath Dr. Schuchardt, dirigirender Arzt der Heilanstalt Sachsenberg bei Schwerin, 12. October.
2) A. Stichert, Gymnasiallehrer zu Rostock, 8. November.
3) G. Schröder, Referendar in Rostock, 11. November.
4) Erwin Volckmann, Buchhändler in Rostock, 11. November.
5) Dr. Beste, Arzt in Schwerin, 22. November.
6) Dr. O. Glöde, Oberlehrer in Wismar, 28. November.
7) Alfred Gräber, Gutsbesitzer, Reddershof bei Tessin, 30. November.
8) Pastor Lic. theol. Schmidt zu Sternberg, 4. December.
9) Pastor Algenstädt zu Reinshagen, 16. December.

Mitgliederstand am 31. December in Summa: 503 ordentliche Mitglieder.

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Herrn R. Wossidlo's "erster Bericht über die Sammlung mecklenburgischer Volksüberlieferungen" ist am Jahresschlusse eingereicht und 1 ) jüngst von der vaterländischen Tagespresse mit rühmenswerther Opferwilligkeit unentgeltlich zu allgemeiner Kenntniß gebracht worden 2 ). Da somit der Bericht der überwiegenden Zahl unserer Mitglieder bereits bekannt ist, so dürfen wir uns darauf beschränken, in gedrängter Kürze nur das Sachliche zu wiederholen.

Herr W. hat im Laufe des Sommerhalbjahres 150 Ortschaften Meklenburgs besucht und durchforscht. Zum Felde seiner Thätigkeit hatte er die nachfolgenden Gegenden erwählt: Ribnitz=Fischland, Röbel=Malchow=Plau, Güstrow=Bützow, Parchim=Neustadt=Ludwigslust=Eldena=Dömitz, Schwerin=Crivitz, Hagenow=Boizenburg, Rostock=Doberan, Wismar=Poel=Klütz, Neustrelitz=Wesenberg=Mirow=Neubrandenburg, Malchin=Neukalen=Dargun. Der Erfolg war den Erwartungen entsprechend: die schon früher von ihm erbeuteten 1500 Nummern sind um etwa 2000 neue vermehrt worden. Unterstützt wurde Herr W. bei seinen Nachforschungen namentlich durch die Lehrerwelt, der hierfür der wärmste Dank des Vereins gezollt sein soll.

Die Zahl der reim= und liederkundigen Männer und Frauen verringert sich von Jahr zu Jahr. Zwar sind Kinder= und Spielreime noch allerorten mit leichter Mühe zu erbeuten, aber die werthvolleren Reste alter Ueberlieferung liegen heute nur noch hie und da in Winkeln versteckt. Waren erst die rechten Leute aufgefunden, so gelang es fast ausnahmslos, sie zur Hergabe ihres Besitzes zu bestimmen. Erneuerte, immer wieder ergänzte Fragebogen leisteten dann zur Ausschöpfung dieser Quellen wesentliche Dienste. Einen solchen Fragebogen lassen wir hier im Abdruck folgen, in der gewissen Hoffnung, dadurch unseren Vereinsmitgliedern manches in der Kinderzeit Gehörte und seitdem Halbvergessene aus dem Gebiete des folklore wieder ins Gedächtniß zurückzurufen und für Herrn W.'s


1) Die ursprüngliche Absicht war, den Bericht zuerst in unserm Quartalberichte abzudrucken und erst nachher durch die Zeitungen weiter zu verbreiten. Da jedoch die Quartalversammlung anstatt am ersten Montage des Mts. erst am letzten abgehalten werden konnte und demgemäß die Publikation des Wossidloschen Berichts sich um 3 Wochen würde verzögert haben, so haben wir auf den lebhaft kundgegebenen Wunsch des Berichterstatters seinen Bericht zuerst gleichzeitig allen meklenburgischen Zeitungen zur Veröffentlichung übergeben.
2) Soweit uns bekannt, haben die Mecklenburger Nachrichten und das Mecklenburgische Tageblatt den Bericht unverkürzt abgedruckt, während fast alle übrigen größeren Zeitungen einen längeren Auszug - freilich ohne die Personalien - gebracht haben.
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Sammlung zu retten. Auch dem kleinsten Beitrage wird dankbare Aufnahme und sorgfältige Berücksichtigung und Prüfung zugesichert.

Neben der eigenen Sammelthätigkeit ist Herr Wossidlo mit gutem Erfolge bestrebt gewesen, allerorten Interesse für das Unternehmen zu wecken und zu fleißigem Forschen und Sammeln anzuregen. Diesem Zwecke galt Herrn Wossidlos Besuch der Seminarien zu Neukloster und Mirow und ebenso seine Betheiligung an der Landes=Lehrerversammlung in Doberan. Bis zum Jahresschlusse waren nahezu 230 Beiträge von Förderern des Unternehmens eingegangen.

Als reich an eigenartiger Ueberlieferung erweist sich das Strelitzer Land, das in dem bekannten Werke von Karl Bartsch (Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg) ganz unberücksichtigt geblieben ist.

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Ausführlicher Fragebogen

zur Sammlung Mecklenburgischer Volksüberlieferungen.
(Entworfen von R. Wossidlo in Waren.)


1. Volks=Räthsel:

Ich nenne an Gegenständen: Pferd, Kuh, Ochse, Schwein und Ente, Schaf, Hund, Fuchs, Katze, Maulwurf, Biene, Floh, Schnecke, Regenwurm, Maus und Frosch, Schlange, Krebs, Storch auf der Scheune, Ente, die sieben Vögel, Krähe, Elster, Hahn, Ei; Mensch, Zähne, Zunge, Augen, Mutterbrust; Regen, Regenbogen, Irrlicht, Eiszapfen, Siebengestirn, Sternenhimmel, Blitz, Feuer, Rauch, Schnee, Wind, Sonne und Mond, Tag und Nacht, Weg, Brücke, Wagen, Fuder Heu, Pflug, Egge, Wiese und Bach, Mühle, Erbse, Kirsche, Flachs, Brennessel, Bohne, Rübe, Wallnuß, Erdbeere, Brombeere, Mohn, Zwiebel, Meerrettig, Eichel, Binse, Hagebutte, Rosenblätter; Spinnrad, Wiege, Butterfaß, Backofen, Besen, Dreifuß, Grapen, Wein, Bier, Brodbissen, Branntwein im Faß, Sodeimer, Bohrer, Thürschloß, Uhr, Talglicht, Oellampe, Spiegel, Fingerhut, Strick=

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strumpf, Scheere, Brief mit Siegel, Posenfeder, Gewehrkugel, Würfelspiel, Sarg, Schlaf, Geld, Alphabeth, einzelne Buchstaben, Jahr, Gedanke, Jonas, Moses, Lots Weib, Lüge, Wahrheit u. s. w.

Scherzräthsel z. B. wat magst am lewsten . . .? wecker sünd de drei dummsten creaturen? wat is dat best an _n . . .? u. s. w. Räthsel, die einem zum Tode Verurtheilten das Leben retten sollen. Räthsel=Märchen u. s. w.

2. Deutungen von Thierstimmen u. s. w.

Was sagen: Pferd, Ochse, Bolle, Schaf, Hund, Katze, Maus, Ziege, Schwein und Ferkel, Frosch, Unke, Schlangen, Mücke, Bremse, Krähe, Huhn und Hahn, Ente und Enterich, Gans und Gössel, Taube, Schwalbe, Schwalbe und Kiebitz, Lerche, Sperling, Vogel Bülow, Gelbgans, Zeisig, Buchfink, Rohrdommel, Wiedehopf, Rohrsperling, Elster u. s. w.

Thiergespräche z. B. während einer Bauernhochzeit. Besonders wichtig ist ein Gespräch, beginnend goden abend fru abendblank, in welchem die Kröte (schorfpogg) sich beklagt über den scharnbullen (oder Maulwurf, Fuchs u. s. w.); eine Mittheilung dieses Reimes würde mich sehr verpflichten.

Thiermärchen, Thiere auf Reisen, Erzählungen von Thieren, warum die Schweine in der Erde wühlen, wie der Fuchs das Fliegen lernte, Kiebitz und Bauer, Rohrdommel und Wiedehopf, warum dem Krebs die Gliedmaßen nachwachsen u. s. w.

Anrufe der Kinder an: den Bollen, Storch, Krähe, Weihe, Schnecke, Sonnenkäfer, Maikäfer, Schmetterling, Wildgans, Kranich, Kukuk, Kiebitz, Klashahn, Heuspringer, Fledermaus; an den Regenbogen, an die Sonne, an den Mond, Reime beim Regen, Gewitter, Sturm u. s. w.

Pflanzen=Legenden, z. B. vom Teichrohr, von der Zitterpappel, warum die Weide geborsten ist u. s. w. Sprache der Bäume und Sträucher.

3. Leberreime,

wie sie früher bei ländlichen Hochzeiten üblich waren und z. T. noch jetzt beim Flachs=Braken bei der brakelköst üblich sind, sind besonders willkommen. de lewer is von 'n häkt (hohn) un nich von . . ., die leber ist braun und lieblich . . ., lewer is lewer . . . u. s. w. u. s. w. Ebenso Mittheilungen, wann und warum die Sitte ausstarb u. s. w.

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4. Reime bei Gebräuchen.

Reime auf Hochzeiten, z. B. beim Bringen des Brauthahns, Bettellieder: Ostern, Pfingsten, Fastnacht, Erntekranzsprüche, Hochzeitbitter=Reime, rummelpott=Lieder (Sank Matten), Reim der Sternträger am Dreikönigstag, Neujahrswünsche der Hirten, Nachtwächter, Reime der Dienstboten, Anrede der Kinder an den Weihnachtsmann ruklas . ., hele Christ . ., Reime beim stüpen am Ostermorgen, Darstellungen des Kampfes zwischen Winter und Sommer, Reime aus der Spinnstube, spinn döchting spinn, Sprichwörter über das Spinnen, Neckreime auf faule und schlechte Spinnerinnen, Fru Gosen.., u. s. w. Maschenreime, wie sie früher beim Klöppeln üblich waren, z. B. in Wismar, Reime beim Pfahl=Rammen u. s. w.

Deutungen von allerhand Lauten: z. B. des Klapperns der Mühle, des Sausens des Windes u. s. w. Ich nenne noch: Schiebkarre beim Holzstehlen, Hofglocke, Dreschflegel, Zapfenstreich, Reveille, Geige, Eisenbahn, Schlitten, Branntweinfaß, Art des Zimmermanns bei Akkord=Arbeiten, Spinnrad u. s. w.

5. Stand und Gewerk.

Scherznamen der einzelnen Gewerke u. s. w., Neckreime auf Schneider, Schuster, Böttcher, Weber, Schmied, Schornsteinfeger, Müller u. s. w. Handwerksgrüße, z. B. Webergruß, Advokaten=Morgensegen, Handwerksbrauch, Schuster=Woche, Wahlspruch der Maurer u. s. w.

Alles auf den Schäferstand bezügliche ist besonders reich an volksthümlichem Gehalt, z. B. Schäfergrüße, goden dag broder .. Neckreime auf die Schäferknechte, scheper du weper . . ., scheperdirn . . . Gespräche zwischen dem Schäfer und dem Herrn, Text des Schäfertanzes, Aufgebot eines Schäfers, piep scheper piep . . . u. s. w.

Matrosenlieder beim Anker=Aufholen u. s. w. Fischerlieder, Trinklieder.

Necknamen einzelner Dörfer, Reime mehrerer Dörfer, Reime über die Bauern einzelner Dörfer, Redensarten, in denen Dörfer vorkommen, Teterower Stückchen, Namen einzelner Gehöfte, Krug=Namen u. s. w.

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6. Volkslieder in hoch= und plattdeutscher Sprache, sowie Reime und Sprüche jeglicher Art: Ich nenne einige Anfänge besonders alter oder wichtiger Lieder und Reime.

o wie grün sind unsere tannen . . .,
dor kem mal ens 'n scheper her, ach jungfer, wenn du
meine wärst, o ne o ne . . .
hürst du nich, Hans Hildebrand . . .
de bur wull to feld gahn . . .
oll mann wull riden un harr ken pird.
engel bengel trabant, min vader schickt mi na Engelland.
ik wull mi'n hüschen bugen ut luter Peterzill.
ik kem, ens vör de Kopmannsdör.

Hausstandreim:

ik güng to mark un köfft mi 'n hohn,
alle lüd wullen weiten,
wo dat hohn süll heiten.

Verwunderungslied:

. . . de fledermus de fegt dat hus u. s. w.
nahwersch, wisst mit na 't truerhus kamen? min mann is dod . . .
ik güng up 'n barg sitten un wull min schoh flicken . . .
ik güng wol na den bullenbrok, un hür den bullen brummen . . .
Hanne von häuden, kann fideln, kann fläuten.
de kukuk up den tune satt.
de kiwitt up den bülten satt.
de kukuk un de kiwitt de danzten beid up den butendik.
de kukuk un de Nachtigal . . .
de katt de seet in 'n nettelbusch.
katt un kater bi 'n nätplücken.
miskätting lep öwer'n barg.
abends güng ik vör de dör, min händ un föt de wiren vör . . .
stinte löwe stinte, min vadder gew stint in dit land in dat land . . .
Hänschen sass im schornstein . . .
goden abend junge brut . . .
un as de brut na de kirchen güng . . .
de mand de schient, de stein de grient.
adebor ne, dre weigen up 'n see . . .
klipper klapper adebor . . .

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Hans Jogen wull mit Fiken gahn von Holland na Bolland . . .
Hans Hinnerk wull to hochtid gahn un wüsst den weg nich hen.
ik sitt un denk un tapp un schenk.
wo geiht denn nu de mand up?
ik hef gistern abend brunsilgensaat seigt.
moder, will se ehr koh verköpen?
Hans bist du nicht mein getreuer knecht?
ik wull mi 'ne bunte mütz maken laten, hahn wat gifst du mi dorto?
rusedibuse de Winter will kamen . . .
lütt mann seet in 't botterfatt.
min varer heit Hans Vagelnest.
piep Dän piep . . .
dor fölen dre stirns von 'n himmel heraf.
es wollt ein mädchen zum tanze gehn.
min mann is to hus . . . u. s. w. u. s. w.

7. Aberglaube,

soweit er nicht bei Bartsch verzeichnet ist, namentlich über Thiere, Pflanzen und Naturerscheinungen.

Stillformeln sind sehr erwünscht. Namen von Schreckgespenstern u. s. w.

Hervorragende Beachtung verdient das Vorkommen des Wodan in alten Reimen: Wod, Wauld, Fru Gosen, Fru Waus u. s. w. Wod, Wod, Wod hahl dinen rosse un foder . . .; Wod de häbenries weit wat geschüht . . ., Fru Gosen, Fru Grosen het kohl äten . . ., u. s. w. Darstellungen des Wodan in den Zwölften u. s. w.

Volksthümliche Erzählungen von buer Kiwitt, vom Teufel u. s. w., Schnurren; volksthümliche Erklärungen von allerhand Erscheinungen und Thatsachen, worüm de arbeitsklass in stroh slöppt, warüm de frugenslüd so väl flöh hebben u. s. w. Märchen von dumm Hans, isern Hinnerk, prinz Ferdinand u. s. w. u. s. w.

8. Kinderreime.

Wiegenlieder, z. B. slap kinning slap . . ., Buköken . . ., eija pelleija . . ., huse brumsuse . . ., ru ru rierning . . ., hüsche büsche . . ., hurre burree . . ., eija profoss . . ., susu=seiken . . . u. s. w.

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Reiterliedchen auf Knie und Schoß: zuck zuck zuck hawermann . . ., horo horo hoppenkor . . ., hona int holt . . ., hopp marjäneken . . ., so reiten die herren . . . u. s. w.

Scherze aus der Kinderstube: wenn man das Kind kitzelt, kneift, streichelt, tanzen läßt, es zum Lachen bringen will; ik-ok sagen; Wettpusten; ins Haar zupfen, Scherze beim Waschen, Anziehen u. s. w. Fingerreime, Besprechungen des Schluckauf u. s. w.

Kinderreime auf einen Angeber, Stotterer, auf Hinkende, auf Langschläfer; Kinderreime beim Königschuß u. s. w., bei Polterabenden etc. ., Schulreime, Kinderpredigten, Erzählungen für Kinder, Lügen=Märchen, ik will di wat vertellen u. s. w. Einstellungen von Gesangbuch=Versen u. s. w. in allen meinen thaten . . ., vaterunser der du bist . . . Kalender=Reime, Reime auf die Wochentage, auf die Tage der Osterwoche u. s. w.

Glockenreime bim bam below . . ., schad is bad is . . ., u. s. w.

Reime und Erzählungen zum Schnellsprechen zink=zankzinobria bibriabinka u. s. w., ein hahn zwei hühner etc. .

Neckreime auf Vornamen z. B. Corl, Jochen, Johann, Hans, Luten, Krischan, Martin, Peter, Eduard, Hinnrik, Emil u. s. w.; Mariken, Trin Tran . . ., Elisabeth, Gust, Line, Lowisch, Emmsch, Len, Anna Susanna, Durik u. s. w.

Abzählreime z. B. ene men mink mank . . ., hicke hacke hei . . ., en twe dre vier fiw . . ., u. s. w.

Spielreime. Ich nenne: Blindekuh, kulsaeg, Nußrathen, Ballspiel, Wagenwolf, gälgäuschen kamt to hus, wo wahnt Fru Ros, wippwapp . . ., Schaukeln u. s. w.

Reime beim Tragen der Papierleuchten, beim Pfeifen=Abklopfen.

Tanzlieder z. B. Lott is dod . . ., Herr Schmidt . . ., mudder Wittsch . . ., freut euch des Lebens, hahl mi den salhund, gos uppe däl . . . Siebensprung, Kehraus, Figaro, Kegel etc. .

Beiträge gewinnen wesentlich an Werth, wenn jeder einzelnen Nummer eine Angabe über die Quelle beigefügt ist (Ortschaft, Stand, und bei selteneren Sachen Alter der betr. Person, oder ob aus eigener Erinnerung).


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II. Wissenschaftliche Mittheilungen,

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1.

Joh. Friedr. Schönemanns Andachtsbuch.

In den verschiedenen Berichten über das Leben des berühmten Theaterdirektors spielt ein diesem zugeschriebenes Andachtsbuch eine gewisse Rolle. Selbst der sonst trefflich unterrichtete H. W. Bärensprung ist (Jahrb. I, S. 116. - Versuch einer Gesch. des Theaters in M.=Schw., S. 64) nicht im Stande, mehr darüber zu sagen, als daß "ein Communionbuch von ihm erschienen sein soll". Die zur Charakterisierung Schönemanns nicht unwichtige Nachricht ist vollkommen begründet, freilich nicht in dem Sinne, als wenn er ein solches Buch selbständig verfaßt hätte. Er hat vielmehr nur, wie auch schon im Lexikon der hamburgischen Schriftsteller, Bd. 6 (1873), S. 639 an sehr versteckter Stelle, als Anmerkung zu einem ganz anderen Schönemann, bemerkt worden ist, eine neue vermehrte Auflage eines zuerst 1704 bei Helwing in Hannover erschienenen Andachtsbuches des Hannöverschen Rechtsgelehrten Conrad Christian Leopoldi besorgt und im Selbstverlag erscheinen lassen, von der sich Exemplare u. a. in der Hamburgischen Stadtbibliothek und in der Universitäts=Bibliothek zu Rostock befinden. Der volle Titel des 30 und 488 Seiten starken Oktavbandes lautet:

Der Bußfertigen gläubigen Seelen Heiliges Gnaden=Paradis und Ehren=Tag. Auf der Seelen stets währenden geistlichen Wandel und heiligen Lebens=Schmuck gerichtet. Nebst einem vollständigen Buß= Beicht= und Communionschatz, In einer besonders erbaulichen Art und Ordnung aus dem Kern göttlicher heiliger Schrift verfasset und mit angenehmen biblischen Kupfer=Sinnbildern gezieret, ehedem zum Druck gelassen von Conrad Christian Leopoldi. Jetzo aufs neue mit großen FIeiß nachgesehen, verbessert und mit einer Nachsammlung, auch allerley sich hierher schickenden geistlichen Liedern vermehret und itzo zum vierten Male dem Druck übergeben von Johann Friedrich Schönemann. - Hamburg, gedruckt mit Stromerischen Schriften. 1756.

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In dem "Schwerin den 1. Januar 1756" datierten Vorbericht verwahrt sich Schönemann dagegen, wegen dieses in den Augen der Welt mit seinem Berufe in Widerspruch stehenden Unternehmens für ruhmredig, gleißnerisch, heuchlerisch, gewinnsüchtig oder wohl gar für einen Spötter gehalten zu werden ("es sind auch öfters meine Umstände boshaft verlästert, und mein Stand von manchem Heuchler mit empfindlichen und allen Christenpflichten entgegenlaufenden Ausdrücken beleget worden, ohne daß man so billig zu seyn sichs im Sinne kommen lassen, mein Herz zu erforschen, zu prüfen und zu erkennen oder an das: Richtet nicht, und verdammet nicht, zu gedenken. Dahero ich nicht ohne Grund besorge, daß sich einige finden sollten, welche da heimlich, wo nicht öffentlich sagen dürften: Wie, sollt uns dieser weisen, was gut ist?") und erklärt, er habe diesen Vorsatz schon vor einigen Jahren gefaßt, da ihm durch dies Buch, das er vor 27 Jahren von einer nahen, durch Krankheit und Dürftigkeit aufs schwerste heimgesuchten Verwandten geerbt habe, in den Stunden der Anfechtung viel Trost und Beruhigung geworden sei. Ueber sich selbst schreibt er, daß er für seine eigene Person von Kindheit an sehr vieles Ungemach habe ausstehen müssen, weil erstlich seine Eltern im zweiten Jahre seines Alters durch eine unvermuthete und harte Feuersbrunst, welche in wenigen Stunden seine ganze Geburtsstadt [Crossen an der Oder, nicht Hannover, wie z. B. bei Heitmüller, Hamburgische Dramatiker zur Zeit Gottscheds, Wandsbek 1890, S. 65 steht] in einen Aschehaufen verwandelte, alles Ihrige verloren, zweitens er in wenig Jahren darauf zu einer vater= und mutterlosen Waise wurde, und drittens Mißgunst, Undank und Bosheit ihn von Jugend auf verfolgten, wozu sich noch manch vergälltes und liebloses Vorurtheil gesellt habe.

Die ziemlich zahlreichen eigenen Zuthaten des Herausgebers, meist in eingeschobenen geistlichen Liedern und Liederversen bestehend, sind durch besondere Zeichen kenntlich gemacht. Dem Buche sind 15 allegorische Kupfer in ziemlich handwerksmäßiger Ausführung beigegeben. Da sie sich eng dem Texte anschließen, sind sie offenbar nur Nachstiche der Kupfer der Originalausgabe (die mir nicht vorgelegen hat), der Stecher also wenigstens für die Wahl des Gegenstandes nicht verantwortlich zu machen. Als Stecher nennt sich auf dem zweiten Titelkupfer F. Schönemann sc. Hamb. 1756, und man könnte sich wohl versucht fühlen, dem Herausgeber und Verleger auch den Stich der Kupfer zuzuschreiben, was bei dessen sonstiger Vielseitigkeit und bei der Beliebtheit, deren sich Radirnadel und Grabstichel in damaliger Zeit auch bei Dilettanten erfreuten, durchaus nicht unmöglich wäre, allein in Naglers Künstler=Lexikon

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Bd. 15, S. 468 steht ein Friedrich Schönemann als "Kupferstecher von Leipzig, arbeitete um 1745-1760; in der letzteren Zeit seines Lebens in Hamburg. Er gehört zu den ganz mittelmäßigen Arbeitern" verzeichnet, und so dürfte es doch gewagt sein, auf die bloße Namensübereinstimmung und daraufhin, daß auch J. F. Schönemann sich um 1740 in Leipzig aufhielt, beide für eine Person zu halten. - Das Exemplar der Rostocker Universitäts=Bibliothek giebt sich durch das eingeklebte Ex-libris als frühern Besitz der Herzogin Louise Friederike, der Gönnerin Schönemanns, zu erkennen und ist demnach wohl Widmungsexemplar.

Dr. Hofmeister=Rostock.     


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2.

Das Erlöschen der Familie v. Bellin.

1449. Ivenack.

Heinrich d. Ae. und Heinrich d. J., Herzoge von Meklenburg, verleihen an Gerd v. Linstow alles Gut in Bellin, das ihm von seiner Ehefrau, Bernd Bellins nachgelassener Tochter, zugebracht worden ist, und weiter geben sie ihm zu erblichem Lehn Alles was ihnen an Höfen und Hufen von den Bellinen schon angestorben ist oder noch heimfallen möchte.

Van godes gnaden wii Hinrik vnde Hinrik, hertoghen tho Meklenborgh, forsten tho Wenden, Stargarde vnde Roztok der lande heren, bekennen vnde betughen openbare in desseme vnseme breue vor alsweme, dat wii na rade vnser truwen redere myd wolbedachtem mode vmme zundergher gunst vnde vordenste willen hebben ghegheuen vnd leghen, gheuen vnde lygen jeghenwardighen in craft desses breues deme duchtighen vnseme ghetruwen Gherd Linstowen vnde zynen rechten eruen alsodane gud vnde eghendum, alze hee myd Bernd Bellyns nalatene dochter medenamen heft tho Bellyn, vnde alzodane gud, dar de Bellyne in god affuorstoruen zin, vnde allent, dat vns, vnsen eruen vnde nakomelinghen van der Bellyne weghen anstoruen ys, ansteruen, eruen vnde anvallen mochte

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an hauen, houen vnde katen, an allen zinen enden vnde scheden, an ackere buwet vnde unbebuwet, an watere, wisschen vnde weyden, an toruen, můren, holten vnde busschen, myd aller thobehoringhe benomelik efte vmbenomelik, myd alleme eghendume, vryheyden vnde herlicheyden, rychte vnde denste, hogheste vnde zydeste an hand vnde hals, uns, unsen eruen vnde nakamelinghen dar nicht an tho beholdende zunder den mandeenst. Weret ok dat desse irgenante Gherd Lynstowe edder zyne eruen dut gud edder gudere vorkopen wolden, zo scholen wii, vnse eruen edder nakamelinghe vnde willen deme genen, deme hee edder zyne eruen dat vorkopen, lygen vnde gheuen zo vry also wii yd eem gheuen vnde leghen hebben vnde lygent ieghenwardich in craft desses breues. Hiir an vnde ouer synd ghewesen vnse leuen ghetruwen redere Henningh Warborgh, Otto Veeregghe, Reymer van Plesse tho Priluitze, Ludeke Hane vaghet tome Stauenhaghen, Joachim Plote to Wesenberghe, Merten van Dorne tho Arnesberghe, Hans Pyckatel tho Priluitze wanaftich vnde meer guder lude de louen vnde tuchnisse werdigh zynd. Gheuen tho Iuenacke na deer bord Cristi verteynhundert iar dar na in deme neghen vnde vertighesten iare, vnder vnsen inghezeghelen.

Die vorstehend mitgetheilte Urkunde ist nach dem im Besitze der Kirche zu Gr.=Poserin bei Goldberg befindlichen und uns von dem dortigen Pfarrer, Herrn Pastor Fichtner, zur Benutzung bereitwillig anvertrauten Original abgedruckt worden.

Die Poseriner Urkunde zeigt auf Pergament die gewöhnliche Minuskelschrift des 15. Jahrhunderts in etwas verblaßtem Zustande. Die eingehängt gewesenen beiden herzoglichen Siegel und die Siegelbänder sind nicht mehr vorhanden.

Die erste Bekanntschaft mit dem Inhalte dieser Urkunde verdanken wir dem Herrn Pastor Beyer in Lage, der schon öfters in meklenburgischen Pfarrarchiven versteckte Urkunden ans Licht gezogen und dem Großherzoglichen Archive abschriftlich mitgetheilt hat. Möchten doch alle Herren Geistlichen, welche ältere, noch ungedruckte Urkunden in Verwahrung haben, diesem löblichen Beispiele nachfolgen. Solche aber, die in der Entzifferung alterthümlicher Schriftzeichen nicht hinlänglich bewandert sind, bitten wir dringend, ihre urkundlichen Schätze für wenige Tage dem Großherzoglichen Archiv anzuvertrauen, damit dort eine richtige Abschrift angefertigt werden könne. Die Unkosten für Her= und Rücksendung wird der Verein für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde gern erstatten.

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Die Belliner Gutsurkunden im Großherzoglichen Archiv weisen für den Zeitraum von 1430 bis 1470 eine Lücke auf, die durch die Poseriner Urkunde von 1449 sehr glücklich ergänzt wird. War es auch nicht mehr unbekannt, daß Gerd v. Linstow durch Ehebündniß mit einer Erbtochter aus dem Geschlechte v. Bellin in den Besitz der v. Bellinschen Lehngüter gekommen ist, so darf es doch erst jetzt als authentisch gelten.

Da Genaueres über die meklenburgische Familie v. Bellin nur Wenigen bekannt sein wird, so lassen wir zunächst folgen, was Bernhard Latomus s. Z. über sie aufgezeichnet hat:

"Die von Bellin."

"Diesz ist ein der eltesten Geschlechtern dieses Fürstenthumbs vnd für vierdehalb hundert iahren in groszem flohr gewesen, welche die herrn von Werle für ihre Räthe vnd Zeugen in vielen den Städten gegebenen privilegiis gebraucht haben. Ihre Erbsitze sind gewesen Sukevitz, welchs ietzt die Grabowen haben, vnd Bellin, welchs Gert Linstow, so eines Bellins Tochter geheuratet, bey sein geschlecht gebracht vnd fürstlichen consens vnd gnedige belehnung drauff erlanget hat, vnd ist diesz geschlecht ohngefehr für 180 iahren ausgestorben. Ihr wapen ist ein gehörneter Widerskopff."

Diesen Angaben haben wir nur wenig hinzuzufügen.

Die Familie v. Bellin, die mit dem Bernd Bellin unserer Urkunde zwischen 1430 und 1449 im Mannesstamme erloschen ist, gehört zum Uradel des Fürstenthums Wenden. Nach ihrem Stammgute, dem nordwestlich von Krakow belegenen Dorfe Bellin, hat die Familie ihren Namen geführt. Neben Bellin sind noch Kirch= und Rumkogel - vormals "Kowalke" geheißen - und Suckwitz als Bellinsche Familiengüter zu nennen. Das Geschlecht hat sich über die Grenzen des Fürstenthums Wenden hinaus nicht verbreitet. Ueberhaupt tritt es wenig hervor. Der erste urkundlich erwähnte Bellin ist der Ritter Johannes, der schon 1273 als Zeuge des Fürsten Nicolaus von Werle genannt wird. Sein Bruder, der Knappe Bernhard, erscheint im nächstfolgenden Jahre zuerst und zwar ebenfalls im Gefolge des Fürsten von Werle. Der Name Bernhard (Bernd) kehrt in allen Generationen wieder.

Bernd Bellin zu "Kowalke", der Letzte seines Stammes, und Alheit, seine Hausfrau, verschreiben am Sonnabend nach Lichtmeß (5. Febr.) 1430 ihrer Tochter Benedicta, Klosterfrau zu Stepenitz, gewisse jährliche Hebungen an Geld und Naturalien aus zwei Höfen und einem Kathen in dem Dorfe Kowalke, jedoch mit der Bestimmung,

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daß nach Benedictens Ableben Heinrich Dotenbergs drei Kinder in den Genuß der Hebungen treten sollen. 1 ) Ein genealogischer Zusammenhang Bernd Bellins mit Heinrich Dotenbergs Kindern darf hiernach zwar vermuthet werden, hat sich jedoch bisher nicht näher nachweisen lassen. Sicher ist nur, daß Bernd Bellin außer der Nonne Benedicta noch eine Tochter, Ermengard mit Namen, gehabt hat, die mit Gerd v. Linstow verheirathet gewesen ist. Das Ehepaar kommt in einer Urkunde vom Himmelfahrtstage 1470 noch lebend vor.

Ueber das Wappen der v. Bellin ist zu bemerken, daß alle uns überkommenen Siegel Schildsiegel sind, die einen herausschauenden Widderkopf zeigen. Die Helmzier ist nicht bekannt.


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3.

Fürstliche Stammbuch=Inschriften.

(Nach einer Mittheilung des mailand Pastors B. Ragotzky zu Potsdam.)

I. In dem, der Museumsbibliothek zu Stralsund gehörenden Stammbuche des Nicolaus v. Vicken, "Equ. Livonus et Polonus", Truchseß und Rath der Kaiser Rudolf II. und Matthias, findet sich folgende Inschrift:

1 . 6 . 0 . 5.
G. S. M. T. Æ. E.
[d. h. Gott sei mein Trost auf Erden!]

Karll Hertzogk zu Mecklenburgh.     

Wappen.

[Das Wappen ist quadrirt mit einem Mittelschilde, in welchem der quergetheilte Schild der Grafschaft Schwerin. Feld 1: Meklenburg; Feld 2: Herrschaft Rostock; Feld 3: Herrschaft Stargard; Feld 4: Fürstenthum Wenden. Ueber dem Wappenschilde 3 Helme und zwar: in der Mitte Meklenburg; rechts Grafschaft Schwerin; links Rostock (NB. hier der rechte Flügel schwarz, der linke blau). - Keine Schildhalter. Helmdecken rechts golden, roth, schwarz; links golden, blau, schwarz.]


1) Nach dem besiegelten Original auf Pergament im Haupt=Archive zu Schwerin.
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II. Die herzogliche Bibliothek zu Dessau bewahrt das Stammbuch eines Geistlichen aus der Zeit von 1728 bis 1740, in welchem sich die folgende Inschrift findet:

Esaia c. 40, v. 31.

Aber die auff den Herrn harren, kriegen neue Krafft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie lauffen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden.

Augusta, H. z. M.     

Darguhn den 19. October 1736.


4.

Ein räthselhafter Spottname.

In einem 1649 angefertigten Extracte aus dem Kirchenvisitations=Protocolle von 1648 heißt es unter "Kirchen des Ambts Ribbenitz":

"Tulendorf alias mitten in der Welt".

Ist ein oder das andere Mitglied unseres Vereins im Stande, Ursprung und Bedeutung des sonderbaren Spottnamens zu erklaren?

v. Meyenn.     


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5.

Sunte Hulpe, dat God sulven is.

In Masch, Beiträge zur Geschichte merkwürdiger Bücher, zweytes Stück (1769) S. 76 findet sich in einem Verzeichnisse der kirchlichen Beneficien von Grevesmühlen aus dem Jahre 1518 die Stelle: eine [capelle] vor dem Lůbschen dor, hett s. Hůlpe an dem stendamme, alse sick schedet de Lůpsche wech vnd Questiner wech mit ener starken mur umringet. Es ist dies ein Beweis der Verehrung eines bekleideten Crucifixus mit der Königskrone, wie sie über ganz Deutschland als Nachahmungen des wunderthätigen Christusbildes in Lucca verbreitet waren. Das Schweriner Museum besitzt solche aus Tempzin und Severin, in Rostock steht noch eine in der Nicolaikirche. Zum Zwecke einer zusammenfassenden Arbeit bitte ich um Nachrichten über anderweitige Spuren dieser Verehrung in Meklenburg.

Grotefend.     

Vignette

Der zweite Vereinssecretair:     
F. v. Meyenn.