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1.

Kriegszüge des Lazarus Voß aus Neustadt.

1563 - 1594.

Am 10. Mai 1620 wandte sich aus Crivitz, wo er mit seiner hochbetagten Frau ein kümmerliches Dasein fristete, ein alter Kriegsmann, Lazarus Voß aus Neustadt, mit einer Bittschrift um eine Unterstützung an den Herzog Adolf Friedrich I. von Meklenburg. Er war dem Herzog nicht mehr unbekannt; er hatte denselben schon früher um ein Fürschreiben wegen seines rückständigen Soldes an die Staaten von Holland ersucht. Um nun aber doch seiner Bitte mehr Nachdruck zu geben, legte er ein Verzeichniß seiner Kriegsfahrten bei. Eben dieses hat für uns darum einiges Interesse, weil ähnliche bisher nicht gedruckt worden sind, wahrscheinlich aber nicht nur viele junge Männer vom meklenburgischen Adel, von denen es zum Theil schon anderweitig bekannt ist, an den Kriegen des 16. Jahrhunderts theilgenommen haben, sondern auch andere kriegslustige Leute aus Meklenburg theils im Gefolge der Edelleute, theils auf eigene Hand nach Art der oberdeutschen Landsknechte einen Kriegsschauplatz aufsuchten, um sich für die eine oder die andere Partei anwerben zu lassen. Ich hoffe daher Nachsicht zu finden, wenn ich die an sich nicht eben wichtigen Erlebnisse des armen alten Kriegsmannes hier mittheile. Wie

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aus unsern Noten hervorgeht, erzählt Voß recht genau; wahrscheinlich beruht sein Verzeichniß auf schriftlichen Notizen, welche er während einer kriegerischen Laufbahn gemacht hat.

Vertzeichnuße,

wor ich Laseruß Voße, bortigk auß der Newenstadt, von meiner Jugent hero mich habe gebrauchen laßen vnd gedienet in Kreigesleufftenn, welches mennigen ehrlichen Kreigesman, beide vom Adel vnd Vnadel, wolbewust ist.

Anno 1563 ist Hertzogk Ehriirch von Brunseweich durch das Landt Meckelnburgk gezogen, mit Reutern und Knechten gefuret 1 ). Damalß bin ich vnder die Soldaten kommen für einen Jungen bey Hanß von Brunseweich.

Anno 1564 2 ) haben vnse Gnedige Fursten und Hern, Hern Johanneß Albrecht und Hertzogk Vlrich, gebrudere, die Hertzogen zu Meckelnburgk pp. hochloblicher s. Gedechtenuße, Rostogk eroberth vnd eingenommen. Damalß bin ich vor einen Jungen gedienet bei Heinrich Berns.

Anno 1566 bin ich mit Raben Barnekow in daß Landt Vngern geritten für einen Staljungen. Mein Oberster geheißen Johan von Asseborch, mein Ritmeister Luteke Moltzan, mein Leutenandt Gerdt Dessin, mein Fenrich Christoff Moltzan; haben in Ober=Vngern drey Festungen, Zadewar, Munckeiß, Horst, eingenommen; fur Lieblow abgedanckett.

Anno 1567 bin ich mit Marckwarth von der Jahn für einen reisigen Knecht geritten in Franckreich; mein Oberster geheißen Dize von Schonnenberge, mein Ritmeister Heinrich von Sundhußen, mein Leutenant Aßmuß Karleuitz, mein Fenrich Carll Hake. Damalß hadt vnser Herr Prentz von Kunde die Stadt Scharter 3 ) belagert und die Stadt zu Storme beschloßen. Mittelerweill kumbt der Konningk von Franckreich Post, man sol die Stadt nicht anlauffen, die Koningk wolle sich mit dem Prenzen von Kunde vertragen 4 ); vnd vor Nickelsporten abgedanckett.


1) Mit Hülfstruppen für Dänemark. W.
2) Vielmehr 1565. S. Franck X, Cap. 11. W.
3) Chartres, welches der Prinz Condé nach der Schlacht bei St. Denis (10. Nov.) belagerte. W.
4) Am 20. März 1568 schloß die Königin den sogen. kurzen Frieden, um Chartres zu retten. W.
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Anno 1568 bin ich mit Marckwarth von der Jahn in Brabant geritten fur einen reisigen Knecht, vnd haben dem Prentzen von Oranien gedinett. Mein Oberster geheißen Graffe Dost von der Schowenborch, mein Leutenandt Ewalt Kleinow, mein Fenrich Johan von Weberlinge; haben offt mit dem Docta 1 ) de Alba an einander gewest mit harden Schermutzeln, seint nach Quentin vom Paris in Franckreich wegh gefurth, nach Straßeburgk alda abgedanckett.

Anno 1569 bin ich wieder mit Marckwarth von der Jahn in Franckreich geritten vnd dem Konningk von Franckreich gedienet. Mein Oberster geheißen Marckgraf Philip von Baden, mein Rittmeister Christoff Zeijeser, mein Leutenant Tomas Jungeman, mein Fenrich Fritze Vder. Damals haben unsere vorige Reuter vnd Knechte dem Prenzen von Konde vor Kastelen neuntausent Mahn abgeschlagen. Des Sontages Oculi 2 ) da bleb der Prinz selber off der Walstette 3 ). Damals hatt sich der Ammeral 4 ), der junge Her von Kunde, wieder der Konningk angenommen, vnd haben den Freitagk für Michaels 5 ) an einander getroffen vnd einen harden schermussel gehalten, dar ezliche hundert Man gebleiben. In den viertten tagk darnach, des Mantages nach Michaelis 6 ), haben wir dem Ammeral achtzehen taussent Man abgeschlagen. Von Munckentor dar bleiben von vnseren Obersten zwey lantgraffen von Hessen vnd der Marckgraf Philip von Baden. Domalß wirth mein Junckher von der Jahn gefangen, vnd seine Pferde werden verkaufft. Auff demselbigen Zoge bin ich vnder einen Obersten gezogen, bei Christoff Reinstorff, fur einen Einspender mit 2 Pferden; mein Oberster geheißen Otto Edler van Platte, mein Ritmeister Christoff Ruchow, mein Leutenante Alaxander von Osten, mein Fenrich Bartholdt van Weberlinge. Damalß seint wir wieder mit dem Ammeral zu Felde gezogen vnnd haben zum dritten mahl schlan wollen, vnd mundtlich vertragen 7 ). Vor Ferdun abgedanckett.

Anno 1570 bin ich bei dem Bischoff zu Ferden an dem Hoffe anderthalb Jahr geritten, zu Rodenberch bei dem Hoffmarschalck gedienet, bei Freiderich von Balmar. 8 )


1) Für Duc oder Duca. W.
2) 1569, 13. März. Gemeint ist die Schlacht von Jarnac. W.
3) Er ward, nachdem er gefangen genommen war, von Montesquiou erschossen. W.
4) Coligny W.
5) 23. Sept. muß daher wohl nach der folgenden Anmerkung der Freitag nach Michaelis sein, der 30. Sept. W.
6) Der Montag nach Michaelis war der 3. Octbr. Am 3. Octbr. verlor Conligny gegen die königlichen Truppen die Schlacht bei Moncontour. W.
7) Friede von St. Germain 8. Aug. 1570. W.
8) Wohl v. Bothme"
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Anno 1573 bin ich in daß Niederlanth geritten vor einen Einspendigen mit 2 Pferden vff die spandische Halbe. Mein Oberster geheißen Graff Otto von Schowenburgh, mein Rittmeister Johan von Holle, mein Leutenant Deiterich von Sarnhaußen, mein Fenrich Friderich von Boetmar. Damalß seint wir vor die Stadt Sidtfelde 1 ) gezogen, zu Storm geschossen vnd mit stormer Handt eingenommen. Dar etzliche taußend Man vmbkommen. Vnd fur dem Herzog vom Busch 2 ) abgedanckett.

Anno 1574 bin ich mit meinem Oheimb Peter Pist nach Hollanth geritten in das spanische Lager vor Herlem, welche Stadt hart belagert worden. Mein Ritmeister Christoff Schencke Freyher zu Tutenborch, mein Leutenant Vicke von Ortzen, mein Fenrich Franz Luzow. Vmb Johanni warth die Stadt zu Storm geschossen. Aber Gottes Wetter vnd Windt kam so starck, daß sie nicht vor Windt konnen zu Storm lauffenn. Darnach kumbt der Prenz mit der Statten Hauffen antrecken mit ezliche hundert Wagen mit Prouiant, Krauth vnd Lodt. Wurden entlich geschlagen vnd schlagen in die acht taußent Man, musten die Stadt vffgeben von Hungers halben vff Margrethen Tagk. Da warth die Stadt mit spannischen Soldaten bestellet.

Nach der Oberung der Stadt Herlem sint wir in Northollandt gefuert vnd die Stadt Alckmor belagert vnd zu Storm geschoßen vnd auch zu Storm gelauffen; wor umb Martini [a]ußen 3 ). Aber Gottes Weder vnd Windt entsettete die Stadt, daß wir musten abziehen nach dem Winterlager.

Vff daß Vorjar, in der Fasten [1574], kumbt der Palzgraffe Christoff, Graffe Ludewich, Graue Johan die von Naßaw mit ezlichen taußent Mennern von Reutern vnd Knechten vor Maßtriek. Dornach wurden wir auß Hollandt gefuert nach Arrnim vber den Rein, zu Nimwegen vber die Wahl. Dar sint wir vff der Mukerheide 4 ) des Mittwochens in den Ostern an einander getroffen vnd schlogen achttaußent Man ab. Da bleib Paltzgraue Christoffer, Graue Ludewich, Graue Johan 5 ) von Neßow. Nach dem Treffen vnd Schlacht vff der Mukerheide haben mich meine Oheimb Hans, Peter Gebruder die Pisten zwolff Reige=Pferde vnd 4 Wagen=Pferde für dem Rustwagen in Beuehlich gethan, zwolff Monat, darvnter ich zwey Pferde gehabt, vnd vor Acken abgedanckett.


1) Zutphen (?).
2) Herzogenbusch.
3) Vorlage: mußen.
4) Mooker Heide, 2 Meilen südlich von Nymwegen.
5) Johann (IV.) war garnicht gegenwärtig; er ist am 8. Oct, 1606 verstorben.
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Anno 1576 bin ich vnder die Hochdutzschen Knechte gezogen vnder Carell Fuggert sein Regement; mein Hauptman Hanß Gawdenß von Ratenow, auß Schwabenlanth burtig, vnd fur Taußborch 1 ) abgedancket.

Anno 1577 bin ich wieder in Franckreich geritten, dem Konning gedienet, der auß Pollen entflagen. Mein Oberster geheißen Christoff Freiher zu Petzstein, ein Lutringer, mein Ritmeister Christoff Schwantener, mein Leutenant Christoff Reinstorff, mein Fenrich Caspar Löbe. Damalß hobe ich vff den Ritmeister gewartet vor einen Einspendigen vf seinen Leib mit zwei Pferden und für Dolle abgedanckett.

Anno 1578 seint wir wieder bestallet wegen des Konings von Hißspanien in das Lanth zu Luzelburch; mein Oberster geheißen Christoff Freiher zu Petzstein, Christoff Schwantener mein Ritmeister, Christoff Reinstorff mein Leutenant, Caspar Löbe mein Fenrich. Damalß habe ich wieder vf meinen Ritmeister gewartet vff seinen Leib fur einen Einspendigen vnd fur Echternach abgedanckett.

Anno 1579 bin ich auß Niederlanth geritten in Brabanth mit 2 Pferden. Mein Oberster geheißen Christoff Schencke Freiher zu Tutenborch 2 ), Pfandther vf der Schulenborch, mein Ritmeister Vicke von Orzen, mein Leutenant Jurgen Wagel, mein Fenrich Jurgen Raben. Damalß haben wir die Stadt Binst 3 ) zu Storme beschloßen, in Brabanth, vnd entlich vfgegeben. Damals mit vf den Ritmeister gewartet fur einen Einspendigen vnd fur Winterßwich abgedanckt.

Anno 1580 bin ich bey Hanß Peccatel mit 2 Pferden vf der Rege gehalten vor einen Einspendigen im Niederlande. Mein Oberster geheißen der Her von Katzbach, welcher sich noch mit Pulffer zusprengt, mein Ritmeister Her Vlrich Kluuer, ein Domherr zu Bremen vnd Ferden, mein Leutenant Fritze von Bulow, mein Fenrich Heinrich Hobe. Damalß haben wir Duttikow 4 ) ingenommen, vor Oldensehel 5 ) abgedancket.

Anno 1594 bin ich vnder Hertzogh Franz von Sachsen vnder die Soldaten gelauffen in das Landt zu Hadelen, wie spandische Bestallunge, wurden zwey Meihle vnder Bremen vber die Weser gefuert mit der Vnderwehre; darnach so mennige Man, so mennige Wegh.

Zum Ersten hadt m[ein] G[nädiger] F[ürst] vnd H[err] Hertzogh Vlrich hochloblicher christmilder Gedechtenuße eine gnadige Vorschrifft


1) Duisburg?
2) Tautenburg.
3) Binche, Provinz Hennegau, südöstlich von Mons (?).
4) Deutichem, Provinz Geldern, östlich von Arnheim.
5) Oldenzaal, Provinz Over=Yssel.
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mitgetheillet an die Statten in Hollandt; meiner nachstendigen Besoldung nichts dauon bekommen, nhur allein die Zehrung.

Zum Andern hadt mir M. G. F vnd H. Hertzogh Johanneß hochloblicher gedechtnuß ein gnedige Vorschrift mitgetheillet an Graff Moritz von Naßaw wegen meiner nachstendigen Besoldung; nichts dauon bekommen, den allen die Zehrung.

Zum Dritten hadt M. G. F. vnd H. Hertzog Adolph Friderich eine Vorschrifft auß Gnaden mitgetheillet an die Statten von Hollandt; meiner nachstendigen Besoldung, aber nichts bekommen, allein die Zehrung.