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VI.

Rostocker Drucke zu Halberstadt.

Mitgetheilt

von

Gymnasial=Director Dr. G. Schmidt
zu Halberstadt.


E in gut erhaltener Lederband in Klein=Quart (17,3 cm hoch und 12,3 cm breit) mit Schließen - der Einband gehört wohl noch ans Ende des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts - auf unserer Gymnasialbibliothek (unter Theologie in 4. O. VI, 523) 1 ) enthält außer dem Aureum opus de veritate contritionis des Johannes Ludovicus Vivaldus de Monte Regali, vom Prediger=Orden, gedruckt Lyon bei Johann de Vingle, expensis Stephani Gueynard 1509 Juni 12 (Panzer VII, 291, 124), zwei Rostocker Drucke des Ludwig Dietz, die beide so verschollen sind, daß selbst Wiechmann bei seinen sorgfältigen Forschungen (Jahrbuch XXII und Altniedersächsische Literatur) kein Exemplar davon zu Gesicht gekommen ist, vielleicht sind sie beide sogar Unica.

Der erste Druck ist betitelt: Psalterium gloriosissime virginis Marie, 10 Blätter. Das Titelblatt zeigt unter dem zweizeiligen Titel Maria mit dem Jesuskinde in Strahlen auf dem Halbmond stehend, in guter Zeichnung, auf der Rückseite des Titelblattes nimmt die größere Hälfte ein Holzschnitt mit der Darstellung der Verkündigung Mariä ein. Unten 12 Zeilen, beginnend § In hoc psalterio deuotus beatam │ virginem mariam alloquitur. │ § Prologus. │ Pfalterium filie potentissime tres speciosissi │ mas habet coronas. u. s. w. Auf Blatt A beginnt das Gedicht:


1) Auf dem Titelblatt steht: Gregorii Richteri liber est. Dieser Gregor Richter war der letzte katholische Dompleban (vor 1591).
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Prima quinquagena │ siue corona virginis pulcherrime. │ § Pater noster. Aue maria amantissima. jesus christus │ QUi hominem lapsum miserans non ultra passus est errare. │ Sed spe incarnationis animans predestinavit revocare │ Aue maria amplectendissima. Jesus christus u. s. w. - Die prima quinquagena sive corona enthält 50 gereimte Doppelzeilen, die alle mit qui oder quem beginnen und als Refrain das Ave Maria mit jedesmal anderem Adjectivum haben, und dahinter Jesus Christus. - Die 2. und 3. Quinquagene haben in gleicher Weise je 50 Verse.

Dahinter steht ein prosaischer Zusatz resp. Erläuterung des Zweckes des Psalteriums, ferner ein hexastichon elegiacum, ein tetrastichon ad lectorem und in detractorem dystichon (Hoc opus ingratum tibi sit scio Zoile gratum, Sed quibus ad superos sunt pia pota venit). - Dann steht: § Impressum Rostochij opera atque industria │ Ludouici Dyetz. Anno Christiane Salutis │ Millesimo quingentesimo decimo quinto. Darunter steht das Druckerzeichen, wie es bei Wiechmann S. IX beschrieben und von Lisch in Jahrbuch IV, Taf. IV, Nr. 1 b abgebildet ist. - Endlich ist auf der Rückseite des Schlußblattes in der Mitte ein Holzschnitt befindlich, den gekreuzigten Heiland darstellend, auf der einen Seite Maria und Johannes, auf der anderen Seite ein Knieender mit Rosenkranz, das Schwert an der Seite. - Von den 10 Blättern ist nur das zweite mit A, das fünfte mit B, das siebente mit B iij bezeichnet, die anderen sind nicht signirt. Es ist dieses Psalterium Marie somit einer der frühesten Drucke der Dietzschen Officin. Nur der sele rychtestych (Jahrbuch IV, 143) war bisher aus dem Jahre 1515 als Dietzsches Druckerzeugniß bekannt.

Sachlich bei weitem interessanter ist aber der andere Druck, ein deutscher aus Ludwig Dietzens Officin, vom Ursprung des Klosters zum Heiligen Grabe, vom Jahre 1521.

Riedel hat im Codex diplom., Brandenburg I, 1, S. 463 bis 466, eine Abschrift aus dem Jahre 1679, die sich auf der Universitäts=Bibliothek zu Breslau befindet, abgedruckt, da er kein gedrucktes Exemplar hat auffinden können. Derselbe giebt an, es sei die Schrift anno 1516 in lateinischer Sprache bei Dietz gedruckt worden. Wiechmann wiederholt die Angaben Riedels, ist aber auch nicht im Stande gewesen, von der deutschen wie von der lateinischen Ausgabe einen Abdruck aufzufinden.

Das Schriftchen ist sprachlich wie typographisch bemerkenswerth, nicht zum wenigsten durch die Holzschnitte, die es bringt, die bei Riedel resp. in der Breslauer Abschrift nicht berücksichtigt sind. Die Notiz bei Riedel S. 466: "Soweit geht das alte Druckwerk:

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dann folgen, die Erzählung anschaulicher zu machen, in demselben die Abbildungen einzelner Scenen dieser Legende, wie sie am Chor der heiligen Grabes=Kapelle zu ersehen sind," ist unklar gehalten, man muß danach annehmen, die Bilder ständen hinter dem Text, während sie eingedruckt sind.

Ich wiederhole zunächst den Text, den die Breslauer Abschrift zwar besser, als sonstige Abschriften aus dieser Zeit es zu thun pflegen, bietet; aber es fehlen die Ueberschriften der einzelnen Abschnitte, anderes ist verlesen oder dialectisch geändert. Ich habe nur die Abkürzungen aufgelöst, die sich auf den Strich über dem Buchstaben statt des n oder m, einige male auch statt e, und auf einige d' für der beschränken, sonst habe ich selbst u für v, die großen Buchstaben und die Interpunktion unberührt gelassen. Im Texte gebe ich nur den Ort der Holzschnitte mit Nummer an und beschreibe dieselben am Ende.

Im ganzen sind es acht Blätter in Klein=Quart. Das erste Blatt, mit Titel, ist nicht signirt, das zweite mit A ij, das dritte mit A iij, das vierte nicht, das fünfte mit B j, das sechste nicht, das siebente mit B ij, das achte, dessen Rückseite leer ist, ist ebenfalls nicht bezeichnet. Der Beginn der neuen Seite ist von mir mit einem kräftigen Strich bezeichnet und am Rande angegeben.

Die Lettern sind die bei Wiechmann unter Nr. 1 facsimilirten, daneben findet sich eine größere Schrift in den Capitel=Ueberschriften und eine noch größere in der ersten Zeile des Titelblattes.

Uan dem │ ortsprunghe des │ klosters tome hilligen gra │ ue jn der marke bele │ gen, vnde deme hil │ ligen Sacramente │ dar suluest.

(Holzschnitt 1.)

p. 2.     

│ § 1 ) Wo de jode dat hillige Sacramente stelt.

(Holzschnitt 2.)

p. 3.     

│ De 2 ) cristlike geloue, so dicke vnde vaken de van den

vngel oe uigen bek oe rt wert, so wert he dennoch nicht dar dorch (wo se vorhopen) vorringert edder vorsweket, sunder vil meer


1) Das Zeichen wie zu Anfang des Facsimile 1 bei Wiechmann, aber etwas größer.
2) Dieses D ist die einzige vorkommende Initiate mit Verzierung, eine Art Schmetterling im D, das ganze im Viereck. Hinter dem ersten jedesmal besonders großen Buchstaben, womit das Capitel nach der Ueberschrift beginnt, ist jedesmal der zweite Buchstabe auch dem großen Alphabet entnommen, aber kleiner als der erste Buchstabe.
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vnde alle tyt myt groter hillicheyt vorluchtet, dat mannigerleye wys befunden, vnde sunderlich, dorch eynen j oe den van Friborgh vth deme lande to Myssen, Welker alder sn oe destte(!) j oe de, alse de geherberget waert in eineme dorpe Techow genant, belegen jn deme Stichte to hauelberge, vnder der herschopp des dorchluchtigesten hoch geborn forsten vnde heren, hern Jochims des hilligen Romeschen rikes Ertzkamerers, K oe rforsten, Marggrauen to Brandenborg. etc. . an eynem Frydage na der hilligen hymmeluart Cristi vnses heren, in deme jare dusent twehundert vnde souenundeachtentich, jn der nacht dessulfften frydages, alse he sik vormodende was guder tyt to synem b oe sen vornemende, so oe pende he de kerken dar sulues, vnde stal deeffliken dar vth dat werdighe hillige sacramente, myt dem kresem, vnde gedachte ylendes dar myt to Prißwalgk (by eyner mile weghes van dar belegen) to lopende, to etlyken synes gelouen darsulues wonhafftich . Vignette

§ Wo de iode dorch gotlike schickinge vnde gewalt nicht uortghaen konde. Vignette

p. 4.

│ (Holzschnitt 3.) Ouers deme alweldygen behaghede nycht alßo syn b oe slik vornement, Wente alß he gar geringes weges, vnde doch mit groter swarheit van deme dorpe gekamen was do wart he dorch gotlike straffe so harde mit eyner swaren borde beladen, dat he nyche forder kamen konde, sunder moste vnder eyner eyken ( 1 ) noch hutedages yn deme 2 ) weghe stande) rouwen.

Wo de iode dat hillige sacrament
under de galgen groeff.

Wo de iode dat hillige sacrament under de galgen groeff.

(Holzschnitt 4.)

p. 5.

│ Alse ouers darna, de sulffte J oe de was to sik sulues gekamen, vnde gar nouwe eynen steynworp weges vort geghan was, so quam he an eynen see, by welkerem eyne galghe stunt, dar an eyn man gehangen, vnde dar bouen eyn rath, dar vp eyn gestoth vnde gelecht was, In welkeren der beyden middele, de j oe de eyne kule makde, dar jn he dat hillige sacrament (so he touorne in kleyne stucke wreeff) lede, vnde berakede dat dar sulues, Unde leepe dar van myt groten forchten na Prißwalgk, sik vaken vmme seende, vnde qwam also, gen Priswalgk, Doch also, dat syne boeslike daet, dorch


1) Verkehrte Klammer)
2) de m mit Querstrich e hat der Druck.
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den gotliken willen, vormiddelst synen henden (de gantz vnde myt alle blodich weren) betekent wart. Vignette

§ Wo de iode flucht myt blodigen henden.

(Holzschnitt 5.) So nu de bůerslude offte burvolk yn deme 1 ) dorpe des morgens vp den kerkhoff komende, de kerken vpgebroken seghen, ock teken, dat dat hyllige Sacrament gestolen was, Do worden se alle sere vorschrecket vnde bedr oe uet, vnde so se ouers eruoren, dat jn der vorgangen nacht eyn j oe de jn deme kro │ ge geherberget hadde, de myt blodigen

p. 6      

henden, na Prißwalgk gelopen was, Do sumeden se mcht lange, sunder lepen vnde volgeden ylendes yn grotem thorne so lange, dat se ene funden tho Prißwalgk myt anderen jo oe den (!) syttende vnde sprake holende. 2 )

§ Wo de buren den J oe den anspreken. 3 )

(Holzschnitt 6.) De buren frageden den j oe den, vnde beden ene vmme de geschicht to bekennen. vormochten ouers nicht, ene jenygherley wijs dar hen to bryghen, dat he ene wolde de warheyt seggen, offt he de ihenne were, de sodane oueldaet begangen hadde.

§ Wo sik eyn borger, dorch de buren leeth torichten alse eynen preester.

Se gynggen to rade vnde weren alle eynes syns den misdeder myt flite tho voruorschen, So was dar eyn borger andechtiges guden leuendes, de louede ene, dat he sik wolde laten eyne platthen │ (Holzschnitt 7.) scheren vnde gantz to be-

p. 7.     

reden alße eyn preester, vnde ok preester kledere antheen. Welker den j oe den myt soten reden ann qwam, vnde bat ene dorch den ouersten god, de loeff vnde gras geschapen 4 ) hadde, ok dorch leue der oltuedere des j oe deschen volkes, dat he ome doch mochte de warheyt seggen, dan he mochte dat ane allen frochten don, He seghe yo wol, dat he eyn preester were, de jummers dat ihenne wes yn bicht gesecht, by straffe lyues vnde gudes, vormoghe der geystlik rechte, nicht melden moste.


1) de m mit Querstrich e hat der Druck.
2) Statt holdende.
3) Druck ansprken.
4) Aus der alten Formel des Judeneids, siehe Frensdorf, Dortmunder Statuten S. 39, Anm.
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§ Wo de iode bedrogen wart, vnde wisede deme preester de stede, dar he dat hyllige 1 ) sacrament begrauen hadde.

(Holzschnitt 8.)

p. 8.

│ De j oe de wort dorch de soten worde des falschen preesters beweget, 2 ) vnde gyugh myt eme an den ort, dar he dat hillige Sacramente begrauen hadde, Doch wolde he eme dat nycht myt synen vyngheren edder houede wysen, edder sust erliker mathe ant oe gen, sunder myt syneme luchteren vote stotte he dar vpp, vnde sprak, hyr lycht juwe god.

§ Wo de iode geuangen wart.

(Holzschnitt 9.) De jode wuste nicht de behendicheyt des valschen preesters vnde wart also dorch syne lyst bedrogen, vnde tho stunt van den buren (de sik jn den busschen vorborgen hadden) angegrepen, vnde vort yn gefenknisse geuort, dar he syne missedaet bekennen moste Vignette

§ Wo de iode geradebraket wart.

p. 9.

│(Holzschnitt 10.) An deme dage do he scholde vorordelt werden, do qwam dar vele grotes tholopens, De richtere spreken eyn byllych ordel, dat de j oe de scholde pynliken geradebraket werden, to eyneme byspil effte exempel der groten vmmyldicheyt de he beganggen hadde Vignette

§ Wo dat hillige Sacrament jn eyne vedderen wort upgenamen, vnde dar na van deme kerkheren to Priswalk geweldichlik wart wegh genamen.

Alse nu de j oe de den smeliken d oe t geleden hadde, so wort dat hillige Sacrament yn der mathen, alse dat was yn kleyne stucke thowreuen, van den preesteren yn groter vorsammelynge des ynnigen volkes vpgehauen, vnde de grotesten dele r oe tuar van blode yn eynem vedder kel 3 ) bewart, also dat de kleynsten dele jn eynen roden syden d oe k gewunen, Doch nicht so ghar eygenlik, dat de gotheyt dar van affgesunderget, alßdenn dat sulues van eyner fruwen, van deme bosen geyste beseten, dorch etlike hillige zegeninge 4 ) eruaren vnde oe penbare


1) Druck: hyllge.
2) Druck: boweget.
3) kel, kil in der Bedeutung von Federkiel fehlt im Mnd. Wörterb.
4) Statt segeninge.
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tuchnusse gehort wort, Dat welke ghar │ (Holzschnitt 11.) kleyne

p. 10 (Bj).     

affrijß 1 ) dar gebleuen, so men gar nouwe hedde erkennen moghen, jn welkeren doch nycht weynygher der gotheyt dan jn deme anderen were, vnde ock nicht weniger in den brockesken dan yn deme gantzen. vnde ane allen twyvel vnde bedroch de ware god, van den hilligen engelen gheeret vnde gelauet alle tyt dar were, Unde dat ys de erste ortsprungk des klosters vnde ordens, Welkeren ok to stunt hebben erluchtet de manichuoldicheit der mirakel, dat men de alle mit der korte nicht vortellen mach.

§ Ouers de kerkhere to Prißwalgk to der sulfften tyt (her Werner genant) de dat hillige Sacrament also jn der blodigen gestalt wo dat gefunden 2 ) geweldichliken wech genamen hadde, behelt dat eyn jar langh yn vorhopeninge, dat yd dar sulues ok teken don scholde, Dar myt he dorch besokinge der pelgrymen rike werden mochte, ouerß dar geschegen neynerleye myrakel, sunder allene an der vorighen stede, dar dat gefunden was, dar de wunderteken nicht affleten. Vignette

│ § Wo de Bischopp to hauelberge in syner kranckheyt geloffte dede, de stede to besoken vnde gesunt wart.

p. 11.     

(Holzschnitt 12.) Also beghaff yd syk, dath Bischop Hinrik tho Havelberge, wolde yn priswalk riden. de ok nicht alto vele gelouede der nien geschicht Unde dewil he vntruwelik darvan gedachte, so beuel he myt swarer vnde groter krankheyt, dat men ene moste van deme perde boren vnde vp de erde legghen, Don reep he dat hillige Sacramente an, vnde lauede dat to besokende, vnde to stunt so wart he wedder gesunt. Alß he ouers dat nicht alleyne besochte, sunder ok deme volke dat vngeuerlik dar was, de mirakel van deme predikstole vorkundigen wolde, so wart eme van deme hemmele get oe get de hillicheyt der stede wente he bouen deme graue vp der sulfften stede den 3 ) hemmel open sach, dar dorch he myt ßo ve │ len jnnighen tranen begoten wort,

p. 12.     

dat he eyn wort nicht spreken konde, sunder beuoel syneme capellane allent wes eme beiegent was, deme volke to openbarende.


1) Fehlt im Mnd. Wörterb.
2) Druck: gfunden.
3) Druck: denn.
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§ Wo dat hillige Sacrament van Pritzwalgk wedder vmme erliken an de ersten stede gebracht wort.

(Holzschnitt 13.) Uan der tyt an, so was de Bischop der hilligen stede togedaen, vnde geboet ernstlyken deme kerkheren tho Prißwalgk, dat he dat hillige sacrament in der gestalt wo he dat wechghenamen hadde, scholde wedder ouergeuen. Dath he denne (wo wol myt unduldicheyt) dede, vnde myt groter ere, vnde bernenden kersßen, de dorch neyne vnstymmicheyt 1 ) des wedders mochten uthgelosschet werden, an dat ende dar dat eerst gehalt, wedder hen gebracht wort.

§ Wo herre Otte marggraue yn der vkermarke de stede wolde vorstoren vnde eyn slot dar hen buwen vnde sik doch dorch de gotlike gnade anders begaff.

p. 13 (B ij).

│ (Holzschnitt 14.) Id begaff syk, Dat de dorchluchtighe hochgeborne fforste, Herre Otte, Marggraue tho der tyt yn der Ukermarke dorch syne redere vnde houedeners angeherdet, vnde eme dar to geraden wort, dath yd beter were vnde sere nutte syn scholde, dar sulues an den ort eyn sloth to leggende, dat deme gantzen lande dar sulues nut syn mochte. Dorch welkeren raet vnde anherdinge der synen, he beweget vnde gantz geneget wort, dat he de stede to eyneme slote wolde breken laten, Dat ok also gescheen were, wo eme de gotlike wille nicht wedderstaen hedde, So begaff yd syk, dat he dar vmmelanges reet, de stede to beseende, vnde so he denne auermals van synen rederen vnde deneren angher oe get 2 ) wart, dat nicht nutte syn scholde eyne geystlike stede an deme sulfften oert to legende Don beu oe l he etliken synen deenren, de synen disch plegen to besorgende, vnde ok anderen den dat mede beleuede, Dat se alle dat offer dat se

p. 14.

dar funden, │ nemen vnde darvan eyne gude maeltyt dereyden scholden, yn eynem dorpe dar beneuen beleghen Manckmuß genomet, wenner 3 ) he na qweme, dat alßdenne ok genoch dar were, deme denne also geschach, Ouers so he myt den synen to dische sat, vnde angerichtet was, so wart alle de spise (beyde gesoden vnde gebraden) to blode, vnde so men dat tome andern mael besochte, vnde vp dat nye anrichtede, so geschach yd auermals also, Derhaluen de frame Forste gar


1) vnnstymmicheyt im Druck, heißt sonst unstummicheit.
2) Im Mnd. Wörterb. nur das Nomen anr oe ginge.
3) Druck : wennner.
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sere vorschrak, vnde vel myt den synen vp ere kne, vnde beden den almechtigen god vmme gnade, De here lauede by synen truwen, so eme de alweldige god gesunt van dar hulpe, so wolde he de stede sulues myt ynnicheyt besoken, vnde dar sulues eyn kloster buwen. Vignette ]

Wo dat kloster ghebuwet wart, In de ere des hilligen lichammes unses heren Jesu cristi.
(Holzschnitt 15.)

Alße he nu myt groteme anxte in eyner nacht betrachthede, wath mathe he dat kloester │ buwen wolde, So

p. 15.     

qwam eme eyne stemme van deme hemmele, dat he sik men vnnutte bekummerde, dan jd were van ambegynne der werlt geordent vnde vthgeseen, Dat eyn junkfruwen kloester an deme orde staen scholde, Cistercier ordens myt grawen kappen gekledet, alse sunte Bernhardus gedregen hadde, vnder der regulen sunte Benedicti, Alse nu de fforste dorch sulke vorkundinge des kloesters stichtinge erynnert wart, so bat he de ebbdissen te Nyendorp, dat se eme twolff junkfruwen uth erem kloester schicken wolde, vnde wo wol se dat sulffte deme Forsten nicht weygeren wolde edder mochte, so gedacht se eme doch xij. de alder vnnuttesten to schickende, 1 ) der haluen se yn volgender nacht gar swarliken dorch gotlike geschichte gestraffet wart, Dar dorch se denne beweget wart, dat se sulues myt xj anderen junkfruwen an den ort t oe ch, vnde deme alweldigen gode 2 ) dar sulues myt eren ynnigen gebeden vnde werken, de dage eres leuendes denede, An welkerem orde dat sulffte kloester gebuwet wart, dar men noch dat sulffte hillige Sacrament so blodich yn eyner cristallen 3 ) yn syden doke hillichliken toget. Welkere stede ok to dusser tyt, vnde by regemente, des dorchluchtigsten vnde hochgeborn fforsten vnde hern, hern Joachyms marggraven to Brandenborg, Korfforsten etc. . Dorch groten tolop veler pelgrimen vth orsaken der mirakel myt ynnicheyt heymgesocht wert. Vignette


§ Gedrucket to Rozstock dorch Ludouicum │ Dyetz. Nach vnses heren Cristi │gebort. Dusent. ccccc. dar │na jn deme. xxj. jare.



1) Druck: schicende.
2) Druck: gade.
3) Im Mnd. Wörterb. nur kristallenkiker.
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Was nun die 15 Holzschnitte betrifft, die das Büchlein enthält, so gehören sie zwar nicht zu den Meisterwerken der Zeit, aber sie sind charakteristisch und originell, zum Theil naiv. Die Stöcke sind ziemlich von gleicher Höhe, im Durchschnitt beinahe 7 Centimeter, etwas mehr variirt die Breite, zwischen 5 u. 4,3 Centimeter. Sie stehen sämmtlich auf der linken (vom Leser) Seite der Blätter, nur die beiden ersten in der Mitte. Die erste und zweite Seite haben auch Randleisten, die auf der linken Seite besteht aus einem Stück (Blumengewinde), die auf der rechten aus 2 (von denen die eine 3 Blumen unter einander, die andere ein Blumengewinde zeigt), die auf der 2. Seite in umgekehrter Stellung abgedruckt sind (oben das Gewinde, unten die Blumen). Außerdem hat die erste Seite oben und unten eine gleiche, von den beschriebenen aber verschiedene, schmälere und kürzere Randleiste, die auch auf der 2. Seite als obere und untere Einfassung der Ueberschrift von Cap. 1 wiederkehrt. Außerdem findet sich unten auf der 2. Seite noch eine kleine Randleiste, die doppelt so hoch ist als die zuletzt erwähnten. Die übrigen Seiten und Bilder haben keine Randleisten.

Von den Holzschnitten stellt der erste die Auferstehung des Herrn dar, in dem Steingrabe steht Christus, fast in ganzer Figur sichtbar, in der rechten die Fahne, die Linke erhoben, mit viereckigem Heiligenschein, im Vordergrunde sieht man einen Krieger in voller Rüstung und einen größeren Mann unbewaffnet an der Erde hocken, hinter dem Grabe Kopf und Brust einer liegenden (weiblichen?) Gestalt.

Die folgenden Holzschnitte schließen sich an den Inhalt der betreffenden Abschnitte an. Nr. 2. Der Jude (der immer mit dem spitzen Hute dargestellt ist) nimmt, sich scheu umblickend, mit hochgehobenen Händen aus der Oeffnung (Fenster?) einer Capelle eine Monstranz heraus. Die Darstellung ist etwas unklar: ein Gebäude mit 2 Giebeln, die nicht viel höher sind, als der Jude selber, der vor dem vordern Giebel steht.

Nr. 3. Der Jude, mit dem einen Beine knieend, das andere vor sich her streckend, hinter ihm 3 Eichstämme mit Zweigen.

Nr. 4. Der Jude, das Sacrament vergrabend, hinter ihm links auf einem Pfahle das Rad mit aufgeflochtenem Körper, rechts der Galgen mit 2 Gehenkten und 2 Stricken.

Nr. 5. Der Jude nach rechts gehend, hinter ihm ein Gebäude mit hoher Thür, auf der andern Seite ganz nahe hinter ihm Bauern mit Spießen, Stangen, Beilen und Kraueln,

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Nr. 6. Der Jude, auf einem Stuhle sitzend, andere sitzen im Hintergrunde, vor ihm einer auf einem niedrigen Schemel: zur Thür dringen die Bauern herein, mit denselben Waffen, wie auf Nr. 5. Der Jude sieht sich nach ihnen um.

Nr. 7. In der Mitte wird einem Bauern von einem Barbier, der einen Hut oder Mütze mit langem Anhang trägt, die Platte geschoren, zu beiden Seiten stehen die Bauern und sehen zu.

Nr. 8. Der Pseudopriester mit dem Juden, der ihm die Stelle zeigt, wo er das Sacrament vergraben hat, zur Seite Bauern mit Stangen und Spießen, im Hintergrunde Rad und Galgen.

Nr. 9. Der Jude wird von 2 Bauern rechts und links untergefaßt und gefangen fortgeführt, andere Bauern mit Waffen wie vorher hinter ihm.

Nr. 10. Der Jude liegt nackt mit verbundenen Augen und zerbrochenen Armen am Boden, ein Henkersknecht steht rechts, der eigentliche Henker links mit Schwert an der Seite und dem Rade in den Händen, mit dem der Jude gemartert ist. Im Hintergrunde auf der rechten Seite Gerichtspersonen, von denen eine durch die Kleidung hervorgehoben ist, auf der linken eine Schaar Bauern.

Nr. 11. Zwei Schaaren Geistlicher, an der Tracht und der Platte kenntlich, von den beiden vordersten hält der links stehende etwas in der Hand, wahrscheinlich die Feder, am Boden vor ihnen das Sacrament (ein schwarzes Oval mit Zacken).

Nr. 12. Der Bischof, den 2 bewaffnete Diener auf den Boden niederlegen, im Hintergrunde ein dritter Diener, der zwei schön geschirrte Pferde am Zügel hält.

Nr. 13. Prozession: ein Geistlicher, die Monstranz mit beiden Händen tragend, und 4 Bauern mit Lichtern.

Nr. 14 stellt einen Bau dar, auf der Mauer, die aus großen gehauenen Steinen aufgeführt wird, drei Maurer, zwei an einer Winde, mit der ein Korb hinaufgezogen wird, und einer, dem ein untenstehender Material zureicht. Vier andere sind unten beschäftigt. Luken in der Mauer deuten an, daß es sich um die Steinwand eines Hauses handelt.

Nr. 15 endlich zeigt das Innere einer Kirche und zwar den hohen Chor mit Altar und Stufen, rechts und links je 2 Säulen,

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vorn rechts und links Nonnen, zwischen ihnen am Boden das Modell einer Kirche.


Sonst besitzt die Bibliothek von niederdeutschen Drucken aus Rostock die Polizeiordnung des Herzogs Heinrich von 1542 (Wiechmann XCVIII) und die Leichenpredigt des Güstrow'schen Domprobstes Gerhard Oemeke auf Lüdeke von Ouitzow von 1551 Wiechmann (CXV).

 

Vignette