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XLIX, 4.

Quartal= und Schlussbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte
und Alterthumskunde.


Schwerin, Juli 1884.


N achdem am 4. Juli die 4. Quartal=Versammlung des 49. Vereinsjahres im Großherzoglichen Museum abgehalten war, fand am 11. Juli die ordentliche General=Versammlung im Hôtel de Paris statt. Anwesend waren außer den beiden Präsidenten, den Beamten und den Repräsentanten 15 ordentliche Mitglieder des Vereins, so daß die Zahl sämmtlicher Theilnehmer 27 betrug.

Nach der Eröffnung um 4 1/4 Uhr erhielt der Unterzeichnete das Wort zur Verlesung des folgenden Jahres= berichts:

"M. H.! Das soeben verflossene 49. Vereinsjahr hat sich in keiner Weise besonders hervorgethan, es gehört wie so viele andre zu den stillen, die freilich für unsere Zwecke meistens die günstigsten sind. Da Sie nun ohnehin schon durch die regelmäßigen Quartalberichte auf dem Laufenden erhalten sind, so habe ich nicht viel Neues mehr mitzutheilen.

In der letzten Quartal=Versammlung am 4. d. Mts. wurde in die Zahl der correspondirenden Vereine der "Nord=

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böhmische Excursions=Club" zu Böhmisch=Leipa aufgenommen und außerdem der Abgang zweier ordentlicher Mitglieder:

1) des Herrn Landbaumeisters Stern zu Dargun, Mitglied seit 1882, gest. 8. Juni,

2) des Herrn Ober=Medicinalraths Dr. Tigges, früher zu Sachsenberg, Mitglied seit 1882, ausgetreten 18. Juni, und der Zugang ebenfalls zweier Mitglieder:

1) des Herrn Pastors Hense zu Kirch=Kogel bei Dobbertin,

2) des Herrn Referendars Freiherrn v. Maltzan zu Schwerin,

gemeldet.

Das bedeutungsvollste Ereigniß des ganzen Jahres in Betreff unserer Personalverhältnisse ist die Uebernahme des Protectorats durch Se. Königliche Hoheit den Großherzog Friedrich Franz III. Im Uebrigen sind die Veränderungen gering. Die hohen Beförderer sind dieselben geblieben; von den Ehrenmitgliedern haben wir, wie bereits bekannt, den Stifter und langjährigen ersten Secretair unsers Vereins durch den Tod verloren. Correspondirende Vereine wurden 2 neu aufgenommen, und für den Verlust von 2 correspondirenden Mitgliedern gewannen wir nur eins wieder. Der Verlust von 17 ordentlichen Mitgliedern wurde durch die Aufnahme von 36 mehr als gedeckt, so daß wir auch in diesem Jahre wieder eine Steigerung, und zwar um 19 Mitglieder, zu verzeichnen haben. Deren Gesammtzahl beträgt gegenwärtig 526.

Die Förderung der wissenschaftlichen Zwecke ist zwar eine stetige gewesen; doch ist die Zahl derjenigen, welche hierfür ihre Zeit und Kraft dem Vereine widmen, keine große. Wenn nun auch nicht jeder, der die Fähigkeit und Lust zu arbeiten hat, sich aus den verschiedensten Zeitabschnitten das nöthige Quellenmaterial leicht verschaffen kann, so steht doch wenigstens unser reiches Urkundenbuch sehr vielen zu Forschungen zu Gebote, da es überall im Lande vertheilt und daher doch wohl leihweise zu haben ist. Vielleicht bedarf es hier nur der Erinnerung, daß das Urkundenwerk an alle Domänen= und ritterschaftlichen Aemter, an die Magistrate, Superintendenturen, Präposituren, hohem Schulen, Klöster und an die Militairbibliotheken beider Meklenburg versandt ist, um geschickte Federn in Bewegung zu setzen. Es fehlt zwar keineswegs an druckfertigem Material, da die wenigen activen Vereinsmitglieder um so emsiger gearbeitet haben

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und noch arbeiten; doch dürfte eine größere Anzahl von selbstständigen Forschern sicher deswegen erwünscht sein, weil sie unsern Publicationen eine größere Mannigfaltigkeit geben und in den ganzen Verein mehr Leben bringen würde.

Das 49. Jahrbuch wird sehr rechtzeitig erscheinen, da heute schon der Versammlung 18 Bogen fertig vorgelegt werden können. Für den nächsten Band stehen mehrere Arbeiten des ersten Vereins=Secretairs, der Schluß der Balckschen Schrift: Die meklenburgischen Studenten auf auswärtigen Universitäten bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, die urkundliche Geschichte der Universität Bützow vom Oberlehrer Dr. Hölscher, und der Burgwall von Lage vom Pastor Beyer daselbst zur Verfügung. Irgend eine prähistorische Abhandlung unsers Antiquars ist wohl mit Sicherheit zu erwarten, vielleicht liefert auch noch der schon genannte Pastor Beyer die Geschichte der Stadt und Gemeinde Lage.

Von dem 13. Bande des Urkundenbuchs sind bis jetzt 60 Bogen, die Zeit von 1351 bis 10. Mai 1354 umfassend, gedruckt, der ganze Band, bis zu Ende des Jahres 1355 reichend, wird im nächsten Herbste fertig sein. Unmittelbar nach dem Drucke werden von den einzelnen Bogen Auszüge für die Register gemacht, und zwar wird das Ortsregister von dem Referenten, das Personenregister von dem Archivsecretair Dr. Saß hierselbst und das Sachregister von dem Archivar Dr. von Buchwald zu Neuftrelitz bearbeitet. Daneben ist unser verdienstvolles Ehrenmitglied Herr Rector Römer zu Grabow wiederum mit der Anfertigung von Registern zu der neuen Folge des Urkundenbuchs beschäftigt. Er wird zum Vergleiche und zur Ergänzung werthvolles Material liefern.

Die Litteratur, welche ohne Einfluß unsers Vereins, zum Theil freilich dessen Urkundenwerk als Quelle nachweisend, im letztverflossenen Jahre erschien, ist der Zahl nach nicht unbedeutend. An erster Stelle mögen zwei kleine Biographien unsers hochseligen Großherzogs genannt werden.

A. Rische: Friedrich Franz II., weiland Großherzog von Meklenburg= Schwerin. Lebensbild eines christlichen Fürsten. (Erweiterter Abdruck aus dem christlichen Volkskalender für Minden=Ravensberg.) 1. und 2. Auflage. Wismar, Hinstorffs Verlag. 64 S. kl. 8°. Preis 40 Pfg. Die kleine Schrift, welche mehrere Abbildungen bringt, hat den Zweck, vielen die Anschaffung eines Lebensabrisses von unserm heimgegangenen Landesherrn zu ermöglichen und allen verständlich zu werden. Wie schon der Titel andeutet, berücksichtigt sie

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vorzugsweise die religiöse Seite von dem Charakter des abgeschiedenen Fürsten und wird deshalb, allerdings wohl bewußt, bis zu einem gewissen Grade einseitig. Verhältnißmäßig sehr groß sind die Abschnitte, welche über die Großherzogin Auguste, als die erste Gemahlin Friedrich Franz II., berichten.

B. Schlotterbeck: Friedrich Franz II., Großherzog von Meklenburg=Schwerin. Gedenkbüchlein für Meklenburgs Volk und Jugend. Schwerin, bei Hildebrand. 56 S. kl. 8°. Preis 60 Pfg. Das Büchlein ist aus derselben pietätvollen Gesinnung hervorgegangen, mit welcher die übrigen Biographien unsers verewigten Landesfürsten geschrieben sind. Als Lehrer behandelt Sch. die Sorge des Großherzogs für die Schulen viel ausführlicher, als alles Uebrige. Er kann sich auch nicht versagen, den Trinkspruch desselben bei der Säcularfeier des Schullehrer=Seminars zu Neukloster 1882 auf dies Seminar und die Volksschullehrer wörtlich aufzunehmen. Natürlich wird die Arbeit dadurch nach dieser Richtung hin einseitig, wie die Rischesche es nach der theologischen hin ist. Recht gewagt ist die Behauptung Sch's. (S. 10 und 11), daß die Kirchen Meklenburgs um die Mitte unsers Jahrhunderts fast überall noch in dem Zustande waren, wie sie aus der Reformation hervorgingen, und der 30jährige Krieg sie hinterlassen hatte. Wenn der Verfasser gewußt hätte, wie unsre Gotteshäuser um 1650 aussahen, dann hätte er diese Behauptung sicher nicht aufgestellt.

E. Duge: Urkundliche Nachrichten über Goldberg und Umgegend. Gadebusch, bei Schäffer. In Heften zu 50 Pfg. erschienen. Der Verfasser hat die Vollendung seines Werkes nicht erlebt. Bis zu seinem Tode sind 6 Hefte erschienen, angekündigt waren etwa 10. Die Absicht, die Geschichte einer Stadt mit ihrer Umgegend schreiben zu wollen, scheint schon aus dem Grunde keine glückliche zu sein, da mit dem Begriff Umgegend kein bestimmt abgegrenztes Gebiet bezeichnet wird. Hier ist sie aber doppelt bedenklich, da in der Nähe der Stadt Goldberg das bedeutende Kloster Dobbertin liegt, das historisch wichtiger ist, als die kleine Landstadt. Duge hat keine weitere Anordnung des Stoffes als eine chronologische versucht. Ueberhaupt ist der Verfasser seiner Aufgabe keineswegs gewachsen. Er schreibt zuweilen recht unlogisch, und sein Stil ist derartig, daß es Ueberwindung kostet, mehrere Seiten nach einander zu lesen. Unter diesen Umständen berührt es um so unangenehmer, wenn D. mehrmals die Forschungen von Lisch anzweifelt.

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Der Arbeit ist eine Karte von der Goldberger Gegend, ein Plan von der Stadt aus dem Jahre 1727 und Abbildungen von dem Amtsgebäude daselbst, von dem ältesten Siegel der Stadt, abgedruckt zu Nr. 3291 unsers Urkundenbuchs, und von dem Siegel des Fürsten Pribislav I. beigegeben. Das letztgenannte Siegel findet sich übrigens nicht, wie D. sagt, im 11. Bande der Jahrbücher, sondern im 1. Bande des Urkundenbuchs.

Ludwig Schaper: Die 17. Division im Feldzug 1870/71. Guben, im Selbstverlag des Verfassers. 88 S. 8°. Pr. 1,50Mk. Das Buch ist "dem Andenken Sr. Königl. Hoheit Friedrich Franz II., Großherzogs von Meklenburg=Schwerin" gewidmet. Es bietet auf kleinem Raum viel Inhalt und ist übersichtlich und recht lesbar geschrieben. Doch fehlen Karten und Pläne ganz, und ohne diese ist eine klare Vorstellung von den Ortsverhältnissen, die bei den Schilderungen von Märschen und Gefechten unerläßlich ist, sehr schwierig, selbst für diejenigen, welche als Soldaten einmal den Schauplatz der Handlungen gesehen haben. Leider enthält das Buch viele Druckfehler, einer der schlimmsten steht S. 18: 10. December statt 10. October.

Das diesjährige Programm des Ludwigsluster Realgymnasiums hat als wissenschaftliche Beilage:

A. Rische: Der Unterricht an den höheren Schulen Meklenburgs im 16. und 17. Jahrhundert. 28 S. 4°. Nach einer kurzen Einleitung, welche über die Schulen vor dem 16. Jahrhundert handelt, folgt die eigentliche Abhandlung in drei Abschnitten: 1) das Jahrhundert der Reformation, 2) die erste Hälfte und 3) die letzte Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der Verfasser entwirft uns ein Bild von dem früheren Schulwesen, vorzugsweise auf Grund von Lectionsplänen und Schulbüchern (letztere sind nicht alle genannt, wie schon Hofmeister in den "M. A." Nr. 91 bemerkt). Die ganze Ausführung ist gut geordnet, und durchaus nicht oberflächlich. Das Urtheil des aufmerksamen Forschers ist verständig, die Charakteristik der einzelnen Zeiträume scharf und klar. Wir vermissen übrigens eine Schilderung der äußeren Einrichtungen: der Schulhäuser, Schulstuben, Utensilien, und ferner den ausreichenden Nachweis, wie die Lehrer wirkten, und was sie unter den gegebenen Verhältnissen erreichten. Material darüber ist in den Protocollen über Schulvisitationen im Großh. Geh. und Haupt=Archiv vorhanden. Was von der Gründung der Stiftsschule zu Schwerin (S. 3) gesagt wird, ist nicht richtig, denn diese Schule wurde

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nicht erst 1565 gegründet, sondern nur reorganisirt. Natürlich bestanden auch in Wismar und Friedland schon lange vor 1541 Schulen, sie wurden also damals nicht erst eingerichtet, wie R. behauptet.

Wenn wir schließlich den Wunsch aussprechen, es möge der Verfasser in seinen Forschungen über das heimathliche Schulwesen früherer Zeiten bald fortfahren, so glauben wir damit am besten ausgedrückt zu haben, was wir von seiner Arbeit halten.

Bertold Litzmann: Christian Ludwig Liscow in seiner litterarischen Laufbahn. Hamburg und Leipzig, bei Leopold Voß. 155 S. gr. 8°. Pr. 4,50 Mk.

Außer andern hat auch Lisch das Leben Liscows, geb. zu Wittenburg in Meklenburg, im 10. Jahrbuch unsers Vereins behandelt. B. L. verbreitet sich, wie schon im Titel angedeutet wird, fast ausschließlich über des Dichters Schriften und alles, was mit ihnen in Beziehung steht. Der Ausspruch in der Vorrede: "Wie ein gewaltiger Orkan, der die Luft reinigt und morsche Stämme zersplittert, ist Lessing durch die deutsche Litteratur gefahren, und wie ein Wirbelwind, der mit dem Staub der Heerstraße, welken Blättern und andern Nichtigkeiten sein Spiel treibt, geht Liscow vor ihm auf" bezeichnet den Standpunkt, von dem aus L. den Satiriker in umständlicher, oft ermüdender Weise behandelt.

Pastor Wollenberg zu Güstrow redete im vorigen Jahre bei Gelegenheit des 350jährigen Gedenktages der ersten in der Pfarrkirche zu Güstrow gehaltenen lutherischen Predigt über das Thema: "Wie Güstrow eine lutherische Stadt geworden und geblieben ist". Diese Rede ist bei Opitz & Comp. zu Güstrow im Druck erschienen. Die kleine Schrift (15 S. 8°; Pr. 35 Pfg.) ist besonders in dem Abschnitt von Interesse, in welchem der Widerstand geschildert wird, den die Stadt den Bestrebungen des Herzogs Johann Albrecht II., die reformirte Lehre in Güstrow einzuführen, mit Erfolg leistete.

Von Pastor Cuno zu Spanbeck in Hannover erschien im vorigen Jahre eine Lieferung von dem "Gedächtnißbuch deutscher Fürsten und Fürstinnen reformirten Bekenntnisses," welche auf den Seiten 40-46 einen Lebensabriß des Herzogs Johann Albrecht II. von Meklenburg=Güstrow (1611-1636) bringt. Der Verfasser dieser kurzen, historisch nicht bedeutenden Abhandlung ist der Dr. theol. Zahn zu Stuttgart.

Von dem Premierlieutenant Hans v. Schack zu Berlin erschienen: Beiträge zur Geschichte der Grafen und Herren von Schack. I. 300 Schack=Estorffsche Urkunden aus der Zeit

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von 1162-1303. Berlin, bei Wilh. Bänsch. 1884. 193 S. gr. 8°. Pr. 10 Mk. Das Buch hat manche Vorzüge. Das verhältnißmäßig reiche Material ist für den Gebrauch geschickt bearbeitet. Auf den Abdruck der Urkunden folgen Verzeichnisse der Familienmitglieder, der Familienbesitzungen und der Familiensiegel, welche nach Art von Registern eingerichtet sind. Die zum Schluß stehenden "Noten" geben Aufschluß über manche Dinge, die an sich nicht leicht klar sind. Angehängt sind photographisch gut hergestellte Urkunden= und Siegelabbildungen und eine Stammtafel. Die Ausführlichkeit und Genauigkeit, mit welchen auf der Stammtafel die verwandtschaftlichen Verhältnisse dargestellt werden, ist aber sicher nicht unbedenklich. Es beruht manches auf bloßer Annahme, was dort als Thatsache erscheint.

Die Sammlung berücksichtigt die beiden Familien v. Schack und v. Estorff, weil dieselben das gleiche Wappen führen und stammverwandt sind.

Das kleine genealogische Taschenbuch der adligen und gräflichen Familie von Bassewitz hat eine 2. Auflage erhalten, welche die Familienmitglieder bis zur Gegenwart aufführt.

Ebenfalls erschien in 2. Auflage: Peters: Das Land Swante=Wustrow. Rostock, bei Karl Hinstorff. 126 S. 8°. Mit einer Karte. Pr. 2,50 Mk. Der historische Theil des Buches ist auf Grundlage von Acten und Urkunden des hiesigen Geh. und Haupt=Archivs, welche für die erste Auflage dem Verfasser mitgetheilt wurden, mit Sorgfalt und Geschick bearbeitet, auch im Uebrigen der Werth desselben längst anerkannt. Die 2. Auflage ist wenig verändert.

In Zeitschriften und Tageblättern stehen mehrere Artikel, welche einzelne Kapitel aus der meklenburgischen Geschichte behandeln. Von denen, die dem Referenten bekannt geworden sind, mögen hier aufgezählt werden:

E. Breest: Lebensbeschreibung des Dr. Heinrich Toke, Professors der Theologie zu Rostock 1419-1426, veröffentlicht in den "Geschichtsblättern für Stadt und Land Magdeburg," 18. Jahrg. (1883). Heft 1 und 2.

L. Dollberg: Die heil. Blutskapelle der Cistercienser=Abtei Doberan. Im "Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit" (1883).

E. v. Voß: Die Abstammung des meklenburgischen Adels. Im deutschen Adelsblatt. Wieder abgedruckt in den "Meckl. Landesnachrichten" 1884, Nr. 109 und 110. Bemerkt muß hier werden, daß ganze Stellen wörtlich aus Wigger's Familie v. Blücher und Boll's Geschichte Meklenburgs entlehnt sind.

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In der "Deutschen Rundschau" von Rodenberg (1884, Heft 9 und 10) steht ein Artikel von dem schon verstorbenen hannoverschen Obersten v. Scriba, betitelt: "Der Zug Schill's nach Stralsund." v. S. diente 1809 als Lieutenant im 2ten Bataillon des Mekl.=Schwerinschen Rheinbunds=Contingents und konnte daher eine so ausführliche, lebhafte Schilderung des Gefechts bei Damgarten und des Schicksals der Meklenburger nach demselben geben.

Ein längerer Feuilleton=Artikel in den "Mekl. Anzeigen" (1884, Nr. 121-144): "Aus der Franzosenzeit", unterzeichnet B., schildert die Zeit von dem Rückzug Blüchers nach der Schlacht bei Jena durch Meklenburg im Jahre 1806 bis zum Jahre 1815. Während die Thaten der Schweriner Truppen Ziemlich ausführlich behandelt werden, erhält das Strelitzer Husaren=Regiment für seinen ruhmvollen Antheil an dem Befreiungskrieg zum Schluß nur ein paar Worte. Besser und ausführlicher berichtet über jene Zeit "Meklenburgs Noth und Kampf" von Heinr. Francke.

Paftor Bartholdi zu Zarrentin veröffentlicht in den "M. A.", 1884, Nr. 25 und 26: "Aus alten Testamenten früherer Besitzer des Ritterguts Pritzier". Diese Testamente, nämlich 1) des Hans v. Scharffenberg vom Jahre 1667, 2) des Heinr. Hermann v. Peterswaldt von 1715 und 3) des Karl Friedr. v. Peterswaldt von 1752 sind im Zarrentiner Pfarr=Archiv aufbewahrt. Die Angabe ihres Hauptinhalts ist um so mehr von Interesse, als derselbe von erläuternden Bemerkungen begleitet ist.

In demselben Blatt finden sich noch mehrere kleinere Artikel, von denen die "Bilder aus der Wallensteinschen Zeit" (1884, Nr. 75-83), "Aus Neubrandenburg", unterzeichnet M. (1884, Nr. 113), "Aus der Rostocker Heide" von J. Trojan (1884, Nr. 4-6; abgedruckt aus der National=Zeitung) und "Aus einer ritterschaftlichen Dorfschule in Meklenburg=Schwerin von 1834-1841" (1884, Nr. 41) wenigstens dem Titel nach hier mögen verzeichnet werden.

Eine ganze Reihe kurzer Biographien hervorragender Meklenburger steht wiederum in den neuesten Bänden der "Allgemeinen deutschen Biographie" und der "Allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften und Künste" von Ersch und Gruber.

Als dem Gebiete, welches unser Verein bearbeitet, nahe stehend, können ausgeführt werden die Publicationen:

C. W. A. Balck: Verwaltungsnormen in Meklenburg=Schwerin. Schwerin, beim Verfasser. 788 und XXXIV S. 8°. Pr. 10 Mk.

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Otto Büsing: Das Staatsrecht der Großherzogthümer Meklenburg=Schwerin und Meklenburg=Strelitz. (S. 1-72 in Markquardsens Handbuch des öffentlichen Rechts. III. Bd. II, 1. Abth.) Eine lange Recension dieser Schrift steht in den diesjährigen "M. A." Nr. 151 ff.

J. Albrecht: Die Lage des Central=Bahnhofs in Rostock an der projectirten Linie Berlin=Kopenhagen. Mit einer Situationsskizze. Rostock, bei E. Kahl. 32 S. gr. 8°, Pr. 80 Pfg.

C. Mettenheimer: Ueber die hygienische Bedeutung der Ostsee mit besonderer Berücksichtigung der Kinderheilstätten an den Seeküsten. Berlin, bei A. Hirschwald. 64 S. kl. 8°, Pr. 60 Pfg.

M. Baumgarten: Der dunkle Fleck in der Lutherfeier zu Rostock. Rostock und Ludwigslust, bei Hinstorff. 31 S. 8°.

W. Schwetzky: Kurze Darstellung der Dienstverhältnisse der Zoll= und Steuer=Beamten in den Großherzogthümern Meklenburg=Schwerin und Meklenburg=Strelitz. Schwerin, bei Bärensprung. 152 S. 8°.

Von großem Interesse ist wieder für uns der vom Prof. Frhrn. v. d. Ropp in Gießen herausgegebene neue (4.) Band der 2. Abtheilung der Hanserecesse, da derselbe wieder, wie die frühern Bände dieses Werkes, eine größere Zahl von Urkunden aus den Raths=Archiven der Städte Rostock und Wismar bringt.

Endlich soll nicht unbeachtet bleiben:

Prof. Hasse zu Kiel: Die Quellen des Ripener Stadtrechts, da der Verfasser nicht nur für seine Zwecke unser Urkundenbuch vielfach zu Rathe zieht, sondern sich auch eingehend über das Schweriner Stadtrecht verbreitet.

In dem Programm der Liegnitzer Ritteracademie von Ostern d. J. steht eine Abhandlung über die Germanisirung der norddeutschen Slavenländer, welche der Referent indessen bisher noch nicht kennen gelernt hat."

Nach Verlesung des Jahresberichts machte der Herr Rechnungsführer Mittheilungen über den Stand der Vereinskasse, die in der Anlage A. abgedruckt sind.

Darauf wurden auf den Vorschlag des Herr Präsidenten Grafen von Bassewitz, Excellenz, die bisherigen Beamten für das nächste Jahr durch Zuruf wiedergewählt. Auch auf die bisherigen Repräsentanten fielen in der statutenmäßig durch Stimmzettel ausgeführten Wahl die Stimmen der Anwesenden mit sehr großer Majorität wieder.

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Den Vereinsausschuß bilden daher für das neue Vereinsjahr wieder:

Präsident: Herr Minister=Präsident Graf von Bassewitz, Excellenz,
Vice=Präsident: Herr Staatsrath Dr. Wetzell, Exc.,
Erster Secretair: Herr Geh. Archivrath Dr. Wigger,
Zweiter Secretair: der Unterzeichnete,
Antiquar: Herr Gymnasiallehrer Dr. Beltz,
Bibliothekar: Herr Rechnunasrath Wunderlich,
Kassenführer: Herr Hofrath Dr. Wedemeier,
Aufseher der Münzsammlung: Herr Ministerialrath Burchard,
Aufseher der Bildersammlung: Herr Landgerichtsrath Schlettwein.
Repräsentanten: Herr Geheimer Finanzrath Balck,
                            " Ministerialrath Burchard,
                            " Major von Weltzien,
                            " Amtsverwalter von Oertzen.

Demnächst folgte der wichtigste Gegenstand der Tagesordnung: die Berathung und Beschlußfassung über die von einer Commission entworfenen neuen Statuten. Dieselben wurden mit ganz geringen Veränderungen angenommen. Von den drei zu den Statuten gemachten Anträgen acceptirte die Versammlung nur den des Herrn Dr. Hofmeister zu Rostock, welcher wünschte, daß die Generalversammlung alle zwei Jahre nicht in Schwerin, sondern in einer andern geeigneten Stadt Meklenburgs abgehalten werden möchte. Dieser Antrag soll vom Vorstand den Vereinsstatuten eingefügt, und dann dieselben, nach erwirkter Bestätigung durch das hohe Großherzogliche Ministerium, gedruckt und den Mitgliedern eingehändigt werden.

Endlich berieth man über die Feier des 50jährigen Bestehens des Vereins im nächsten Jahre. Es wurde beschlossen, daß das Jubiläum in Verbindung mit der ordentlichen Generalversammlung, wie die Feier vor 25 Jahren, am 24. April soll begangen werden, und der Vorstand beauftragt, in ähnlicher Weise wie damals das Fest vorzubereiten. Die Kosten wurden im Voraus bewilligt. Eine besondere Festschrift wird nicht erscheinen, dahingegen soll das Jahrbuch, dem eine vollständige Vereinsmatrikel beigefügt wird, zum Jubiläum fertig gestellt werden.

Archivar Dr. Schildt,         
als zweiter Secretair des Vereins.   

 


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Anlage A.     
horizontale Klammer     

Auszug

aus der Berechnung der Vereinskasse vom 1. Juli 1883 bis zum 30. Juni 1884.

Auszug aus der Berechnung der Vereinskasse

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Auszug aus der Berechnung der Vereinskasse

Schwerin, den 30. Juni 1884.

Hofrath Dr. Wedemeier .     


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Anlage B.     
horizontale Klammer     

Erwerbungen des Vereinsantiquariums

im 4. Quartal des 49. Vereinsjahres.

1. Eine großmuschelig zugeschlagene Lanzenspitze aus gelbgrauem Feuerstein, 21 1/2 Centimeter lang, gefunden bei Manderow. Geschenk des Herrn Dr. Crull in Wismar. (Katalog=Nummer 4675.)

2. Ein Keil aus Grünstein, 15 Centimeter lana, gefunden auf Alexandrinenhöhe bei Schwerin. Geschenk des Herrn Oekonomen Putzky zu Alexandrinenhöhe. (Kat.=Num. 4676.)

3. Der Inhalt einer bei Gelegenheit des Baues der Wismar=Rostocker Bahn aufgedeckten Steinsetzung aus dem "Butterberge", einem Hügel nordöstlich von Wismar. Von Herrn Hofrath Witt unter Vermittlung des Herrn Dr. Crull der Vereinssammlung zugewiesen und von letzterem übersandt.

In der 1 Meter im Durchmesser haltenden Steinsetzung standen 9 Urnen, deren Reste mit Inhalt eingesandt sind. Es sind das:

a. acht bronzene Fibeln mit oberer Sehne, z. Th. nur noch in Resten erhalten,
b. zwei bronzene Schnallen,
c-e. ein Ring, ein Riemenbehang und eine "Pincette" aus Bronze,
f. vier eiserne Messer,
g. Gürtelhaken und Schnalle aus Eisen,
h. eine Urne von 12 Cm. Höhe und 16 Cm. oberem Durchmesser,
i. eine desgleichen von 11 Cm. Höhe und 13 1/2 Cm. oberem Durchmesser, beide verziert mit charakteristischem Strich= und Punktornament,
k. Reste von mehreren zerbrochenen Urnen.

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Die Urnen, sowie die Fibeln gehören dem jüngsten Typus der ältern Eisenzeit an und lassen sich durch analoge Funde als etwa dem vierten nachchristlichen Jahrhundert angehörende bestimmen. Bei der Seltenheit von Funden dieser in Meklenburg noch wenig beobachteten Zeit sind die eingesandten Sachen eine sehr werthvolle Bereicherung der Sammlung. (Katalog=Nummer 4677-4701.)

Dr. Beltz .     

 


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Anlage C.     
horizontale Klammer     

Erwerbungen der Bildersammlung.

  1. Portrait des Gymnasial=Directors Prof. Dr. Hermann Schmidt in Wittenberg, geb. zu Stavenhagen am 15. Februar 1801, gest. zu Wittenberg am 21. October 1883. (Geschenk des Herrn Oberlehrers a. D. Schmidt in Parchim.)
  2. Photographische Nachbildung zweier in Nazareth ausgegrabener und im Vorhofe des griechischen Metropoliten Niphon daselbst aufgestellter Steinköpfe, zwei Könige der Kananäer aus Abimelechs Zeit darstellend. (Geschenk des Herrn Geh. Justiz=Raths Mencke in Schwerin.)
  3. Prospect des Großherzoglichen Stahlbades in Doberan mit verschiedenen Ansichten von Doberan in Steindruck. (Geschenk des Herrn Dr. Crull in Wismar.)
  4. Eine Anzahl Photographien vom Seebad Boltenhagen, von Wismar und Schwerin. (Geschenk des Herrn Cand. theol. Bachmann in Rostock.)

Zu dem Bericht über die Bildersammlung aus dem vorigen Quartal ist rectificirend zu bemerken, daß das Portrait des weil. Geh. Hofraths Tolzien hierselbst von dessen Wittwe dem Verein geschenkt worden ist (nicht von Fräulein Buchheim, wie im 3. Quartalbericht in Folge Irrthums auf meiner Seite bemerkt wurde).

Landgerichtsrath Schlettwein.      

 


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Anlage D.     
horizontale Klammer     

Münzsammlung.

I. Geschenk des Herrn Friedrich Zettler in Hamburg:

1) Bisthum Osnabrück, Mariengroschen von 1683.

Av.: Symbol Stern ERNEST : AUG : D . G . E . O . D . B . & L.
Im Kreise: Symbol Stern 1 Symbol Stern MARIE │ GROS: │ HB.
Rev.: Maria mit dem Christuskinde in einer Strahlenglorie, darüber 16-83.

2) Schwedisches 5=Öre=Stück von 1704.

Av.: DOMINVS . PROTECTOR . MEVS.
Gekröntes doppeltes C, darunter 1704.
Rev.: 3 Kronen, daneben 5. — Ö. │ S.—M. │ HZ.

II. Geschenk des Herrn Gymnasiallehrers Dr. Meyer zu Doberan:

3) Wittepfenning der Stadt Wismar, s. a.

Av.: Symbol Stern MO N e T A : WYSM A R
Ein Stern im Cirkel auf einem Lilienkreuz.
Rev.: Symbol Stern c IVIT A S : M A S N OP
Meklenburgischer Büffelskopf.
     (Evers II, pag. 475.)

Ministerialrath Burchard.      

 

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