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XLVIII, 4.

Quartal= und Schlussbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde.


Schwerin, Juli 1883.


D ie ordentliche Generalversammlung des 48. Vereinsjahres fand statutenmäßig am 11. Juli statt. Als Versammlungsort war das Hôtel de Paris gewählt. Anwesend waren 19 Mitglieder, unter diesen vom Präsidium Se. Excellenz Herr Staatsrath Dr. Wetzell, welcher die Sitzung um 5 Uhr eröffnete, und zwei auswärtige Mitglieder: die Herren Dr. Hofmeister aus Rostock und Archivar Dr. von Buchwald aus Neustrelitz.

Herr Geheimer Archivrath Dr. Wigger nahm zuerst das Wort zu einer Gedächtnißrede auf den hochseligen Großherzog Friedrich Franz:

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"Meine Herren!

Noch lastet die tiefe Trauer um den unerwartet schnellen Heimgang unsers hochgeliebten und allverehrten Landesvaters Friedrich Franz II. schwer auf allen Gemüthern; unser aller Gedanken sind noch immer durchflochten von Erinnerungen an den verklärten Herrscher. Dennoch können wir nicht umhin, auch an dieser Stätte heute das wichtigste, leider überaus schmerzliche Ereigniß unsers nun verflossenen Vereinsjahres hervorzuheben und, einem gewiß allgemeinen Herzens=

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bedürfnisse folgend, laut unsern tief empfundenen Dank zu bezeugen für die hervorragende Gunst und die gedeihliche Förderung, welche der hohe Entschlafene 41 Jahre lang als Allerhöchster Protector unserm Verein unablässig hat zu Theil werden lassen. Es drängt uns, in einigen Hauptzügen, soweit es eine flüchtige Stunde gestattet, noch einmal uns die Persönlichkeit und den Lebensgang des unvergeßlichen Regenten zu vergegenwärtigen.

Denn diese beiden Momente lassen sich nicht trennen, sie standen in steter Wechselwirkung. Trotz aller Sorgen, Betrübnisse und Schwierigkeiten, von denen auch sein Leben durchzogen war, hat er, dessen Wahlspruch war: Per aspera ad astra, doch stets in Demuth Gott für seine gnädige Lebensführung herzlich gedankt. Und nirgends trat diese ersichtlicher hervor als in seiner Kindheit und Jugend. - Als ihm der erste Enkel in unserm Fürstenhause geboren war, bemerkte er: "Ich habe nun die sechste Generation meines Hauses erlebt." Seine Kindheit fiel noch in die Regierungszeit seines Urgroßvaters, in eine Zeit des tiefsten Friedens. Meklenburg blieb unberührt von den politischen Gährungen, die sich schon in manchen andern deutschen Landen zeigten, es verehrte sein altangestammtes Fürstenhaus mit wärmster Anhänglichkeit und übersah gern die Schwächen seines alten Regenten in Hinblick auf seine eminenten Verdienste. In dem leichtlebigen Ludwigslust bot das Haus des Erbgroßherzogs Paul Friedrich das Bild eines christlichen Hauses, reinster Sitte und eines herzlichen Familienlebens; die Kinder wurden auf's Sorgfältigste erzogen, Erzieher und Lehrer mit Umsicht gewählt. Unter solchen Umständen seine Kindheit und Jugend verlebt zu haben, das hat der nun verklärte Fürst stets für eine große Gnadenerweisung Gottes angesehen und Allen, die an seiner Erziehung mitgewirkt hatten, lebenslänglich die treueste Ergebenheit und Dankbarkeit bewiesen. Der Grund, welcher damals in ihm gelegt ward, hat sich als fest und dauerhaft bewährt. Trotz der mannigfaltigen Versuchungen, welche eines Fürsten Leben noch zahlreicher als ein anderes umlauern, hat er sich bis an sein Ende eine kindliche Reinheit des Herzens bewahrt. Und wenn später die umfassende Wißbegier des Großherzogs sich auch auf philosophische Schriften ausdehnte, ist er in seinem Christenthum nach rein lutherischer Auffassung doch nie wankend geworden; tägliche Hausandacht und allsonntägliche Betheiligung am Gemeindegottesdienst blieben ihm Bedürfniß, er kannte keine andere ethische Richtschnur als die aus dem

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christlichen Glauben hervorgehende. Trotz seines wahrhaft idealen Sinnes, der sich in seiner Vorliebe für die Kunst so klar äußerte, lag eigentliche Speculation seinem ganzen Wesen fern, alle reine Theorie erschien ihm ungesund, er war eine positive, historisch gerichtete Natur, welcher die Grenze zwischen den Reichen der Phantasie und der Wirklichkeit stets gegenwärtig blieb. - Neben der erfreulichen intellectuellen Entwicklung des lebhaften und wißbegierigen Prinzen trat früh sein gewissenhafter Pflichteifer, eine nicht gewöhnliche Willenskraft und eine entschiedene Haltung hervor. Als sein Urgroßvater 1835 sein Regierungs=Jubiläum beging, äußerte ein welterfahrener Menschenkenner, der spätere König von Hannover Ernst August, von dem damals erst 12jährigen Friedrich Franz: er habe noch nie einen jungen Herrn gesehen, der so sehr Fürst gewesen, wie dieser Prinz.

Was daheim begonnen war, ward in Dresden fortgesetzt, wohin der nunmehrige Erbgroßherzog im Herbst 1837 übersiedelte, um unter seines Gouverneurs, des Frh. v. Sell, und seines Instructors Dr. Kliefoth Leitung durch Lehrer des Blochmannschen Instituts seine Vorbildung für die Universität zu gewinnen. Trotz der verlockenden Gelegenheiten zu Zerstreuungen in der großen Stadt und trotz des gelegentlichen sehr freundlichen Verkehrs mit dem Hofe waren die drei dort verlebten Jahre doch wesentlich eine Zeit stiller Arbeit. Aber die Hofconcerte und die große Gemäldegallerie boten dem Prinzen erwünschte Erholung und weckten und nährten den Sinn des jungen Fürsten für Musik und für Malerei.

Als er im Herbst 1840 die Universität Bonn bezogen hatte, hat auch er in harmloser Unbefangenheit die Freuden des akademischen Lebens genossen, aber mit jener bescheidenen Mäßigkeit, die ihm allzeit eigen war. Eine Ferienreise nach Italien war eine wohlverdiente Erholung nach ernster Arbeit. Seine noch vorhandenen Collegienhefte sind sauber und geradezu musterhaft geführt. Unter seinen Lehrern hat nach seinem eigenen Bekenntnisse Ernst Moritz Arndt wohl am nachhaltigsten auf ihn eingewirkt, indem dieser kräftige Patriot in ihm den Zug zum großen deutschen Vaterlande weckte.

Mitten in diese frohe akademische Zeit fuhr nun aber im Frühling 1842, noch vor der Vollendung des dritten Semesters, wie ein Donnerschlag die Botschaft von der schweren Erkrankung des sonst so jugendlich rüstigen Großherzogs Paul Friedrich. Der treue Sohn kam nur eben noch rechtzeitig in Schwerin an, um die letzten Segenswünsche und Rathschläge zu empfangen. Der am 7. März erfolgte Tod

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des Vaters legte Friedrich Franz die schwere Last der Regierung auf - und er zählte erst 19 Jahre!

Seinem gewissenhaften Pflichtgefühl entsprachen die Worte seiner Proclamation: "Wir erkennen den schweren Beruf, den Wir übernommen, und Wir werden unablässig bemüht sein, seinen hohen Anforderungen zur Beförderung der Wohlfahrt unserer geliebten Unterthanen zu entsprechen." - Das war das Programm seiner Regierung. Mit welcher Treue er dasselbe ausgeführt hat, werden wir, wenn auch nur skizzenhaft, zu zeigen haben.

Sein Vater hatte sich trotz der ihm nur kurz bemessenen, nur fünfjährigen Regierung durch seinen klaren praktischen Verstand, durch seinen graden Sinn, sein offenes und leutseliges Wesen die Verehrung seiner Unterthanen in hohem Maße erworben; und diese treue Anhänglichkeit ward auch seinem Nachfolger entgegengetragen. Aber welche Aufgabe für den Jüngling, die auf ihn gesetzten Hoffnungen zu erfüllen!

Er empfand nur zu tief, wie viel seiner wissenschaftlichen und praktischen Ausbildung noch fehlte, um seinem Regentenideal nur einigermaßen zu entsprechen; in Geschäften war er noch ohne alle Uebung; sein eigenes Land kannte er noch gar wenig, was demselben frommte, vermochte er nicht zu übersehen. Er mußte sich einstweilen der Führung des Ministers von Lützow anvertrauen, den ihm der Vater als einen durch Uneigennützigkeit, Treue und Geschäftsgewandtheit bewährten Rath hinterlassen und warm empfohlen hatte. Für sich betrachtete der junge Regent die nächsten Jahre als seine Lehr= und Wanderjahre. Wir nehmen schon jetzt den Charakterzug des Großherzogs wahr, der ihm bis an sein Lebensende verblieben ist, thunlichst Alles mit eigenen Augen zu sehen. Um Welt und Menschen kennen zu lernen, unternimmt er weite Reisen, seine Mitfürsten sucht er in ihren Residenzen auf. Aber er ist weit entfernt, darüber seinen Beruf hintanzusetzen. Meklenburg durchreist er in allen Richtungen, um von dem Felde seiner Thätigkeit aus eigener Anschauung eine richtige Vorstellung zu gewinnen und mit seinen Beamten und andern Unterthanen persönlich bekannt zu werden. Und um nach seiner Weise die Gegenwart auch geschichtlich zu begreifen, scheut er nicht die Mühe, den Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich tüchtig zu studiren und sich durch Francks weitläufiges Altes und Neues Meklenburg hindurch zu arbeiten.

Die Regierungsgeschäfte, an welchen der Großherzog persönlich immer lebhafteren Antheil nahm, bewegten sich einstweilen im hergebrachten Geleise fort; die unter den

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Ständen obwaltenden Reibungen erschwerten auch die Gesetzgebung. Es war vornehmlich das materielle Wohl des Landes, welches man durch Beförderung der landwirthschaftlichen Interessen, durch Chaussée= und Eisenbahnbauten, durch Handels= und Schifffahrtsverträge eifrig zu heben suchte. Daß aber dem jungen Regenten doch auch noch andere Ziele vorschwebten, zeigte er, indem er der von seinen Räthen gewünschten Aufhebung der längst verfallenden Universität Rostock seine Genehmigung versagte, daß er 1844 seinen Lehrer Kliefoth zu der einflußreichen Stellung eines Schweriner Superintendenten berief, und daß bald darauf eine neue Ordnung für die Prüfung der Geistlichen erfolgte, welche diese zu ernsteren Studien nöthigte.

So verflossen sechs Jahre. Dann folgten die stürmischen Jahre 1848 und 1849. - Wer mag sie berühren? Und dennoch dürfen wir diese kurze Periode im Leben des Großherzogs nicht übergehen. Nicht darum, weil sie ihm, trotzdem er der Liebling seines Volkes blieb, unendlichen Verdruß und hernach von mancher Stelle die schnödeste Verkennung eingetragen hat - denn welcher Regent hätte damals nicht dieselben schmerzlichen oder noch weit schlimmere Erfahrungen gemacht -, sondern weil jene Periode einen Wendepunkt in seiner ganzen Regierungsweise bezeichnet.

Zwei Momente waren es, welche damals unser ganzes öffentliches Leben ins Schwanken brachten. Der Einigung Deutschlands trug der Zuhörer E. M. Arndts Anfangs mit allen Patrioten warme Sympathie und frohe Hoffnungen entgegen; er sandte auf Bundesanordnung seine Truppen willig mit den preußischen nach Schleswig=Holstein; er begeisterte sich für den Gedanken, daß die protestantische Großmacht die Vormacht Deutschlands würde. Von der Nothwendigkeit einer Reform der meklenburgischen Verfassung, welche durch die Kämpfe innerhalb der Ritterschaft tief discreditirt war, hielt sich das ganze Land, selbst die Mehrzahl der Ritterschaft und die Räthe des Großherzogs überzeugt; und er selbst stimmte zu. Der Versuch seines geistvollen und von ihm hochverehrten Oheims, des Königs Friedrich Wilhelm IV., Preußen 1847 eine Verfassung auf ständischer Basis zu geben, erschien dem Großherzog immer als dessen bedeutendste That; aber die ganze Zeitströmung vereitelte dies Unternehmen. Der Constitutionalismus nach französischer Schablone mit seinen demokratischen Consequenzen beherrschte alle Kreise. So fand sich auch der Großherzog in die Rolle

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eines constitutionellen Regenten hinein und ernannte verantwortliche Landtags=Commissarien.

Gehen wir hinweg über deren Wirksamkeit! Die Zeit war eben aus den Fugen; die Demokratie verdarb die deutsche Sache und auch die meklenburgische Verfassungsfrage. Das Resultat der langen Landtagsverhandlungen war endlich ein Compromiß der Demokraten mit den Gemäßigteren, eine Verfassung, bei welcher kaum die monarchische Gewalt gerettet ward, und welche keine Partei befriedigte. Die Demokraten betrachteten sie als eine vorläufige Abschlagszahlung, die Gemäßigten und natürlich auch die Regierung hofften sie in ruhigeren Zeiten zu reformiren. Der Großherzog von Mecklenburg=Strelitz lehnte sie ganz ab; unser Großherzog wollte wenigstens versuchen, ob sie gangfertig zu machen sei, darum die nächsten Wahlen abwarten. Erst als diese für die Demokraten ausfielen, die Verfassung, wie sie war, also niemand hinter sich hatte: - da blieb dem Landesherrn, dem der Gedanke zu octroyiren fern lag, nichts weiter übrig als auf Preußens dringende Mahnungen zu hören und, um unübersehbaren Weiterungen vorzubeugen, die Gültigkeit der neuen Verfassung der Entscheidung der Centralgewalt zu unterwerfen. Der Freienwalder Schiedsspruch beseitigte sie.

Damit waren zunächst alle Verfassungs=Reformen vertagt; die wiederberufenen alten Stände hatten nach dem, was sie von den Wühlereien der Demokratie und deren socialistischen Tendenzen erlitten hatten, zu Reformen keine Neigung. Dem dringenden Wunsche des Großherzogs, auch das Domanium im Landtage vertreten zu sehen, setzten sie den Einwand entgegen, daß dieses zu wenig politisch organisirt sei. Dies ist der Punkt, an welchem später der Großherzog wieder eingesetzt hat.

Wir bezeichneten oben diese kurze Periode als einen Wendepunkt in seiner Regierungsweise. Der Minister von Lützow war bei der Katastrophe der neuen Verfassung zurückgetreten. Fortan führte der Großherzog ein durchaus persönliches Regiment. Die jüngsten Erfahrungen hatten ihn in bewundernswürdigem Grade gereift; er tritt mit einer überraschenden Sicherheit auf. Mit feinem Takt wählt er seine Räthe; er schenkt ihnen unbedingtes Vertrauen und vergönnt ihnen den nöthigen freien Spielraum in ihrem Ressort; alle wichtigeren Angelegenheiten aber werden im Staatsministerium unter seinem persönlichen Vorsitz auf's Sorgfältigste berathen. Den Gang seiner Regierung bestimmt er selbst; es ist seine eigenste Politik, die er verfolgt. Sein Blick umfaßt

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alle Gebiete des Staatslebens, und jedem wendet er seine Fürsorge zu. Man kann kaum eins nennen, das er nicht zu Zeiten besonders gepflegt hätte. Er erwägt oft lange, wo er eine Verbesserung nöthig findet, weil er noch nicht über den praktikablen Weg mit sich im Reinen ist; die Sache scheint mitunter ad acta gelegt zu sein, aber ist sie ausgereift, dann tritt sie plötzlich hervor. Bei aller treuesten und liebevollsten Erfüllung seiner hausväterlichen Pflichten gegenüber einer zahlreichen Familie ist er doch ganz Staatsmann und ein vollendeter Geschäftsmann. Mit seiner unvergleichlichen Kenntniß des Landes und der Bedürfnisse desselben wächst von Jahr zu Jahr seine Arbeitslust und seine unermüdliche Arbeitskraft. Selbst wenn er Erholungsreisen unternimmt, sehnt er sich bald zu seinen Geschäften zurück; die Acten müssen ihm nachgeschickt werden, damit nichts liegen bleibe. Mit einer Beweglichkeit ohne Gleichen überzeugt er sich im Lande überall persönlich. Kein Fest, keine Versammlung feiern seine Unterthanen, ohne ihren Landesherrn einzuladen, und er kommt gern und nimmt an Verhandlungen den lebhaftesten Antheil. Seine Reisen im Lande verfolgen selten nur einen Zweck; inspicirt er ein Bataillon, so wohnt er auch zugleich Vorlesungen an der Universität oder dem Unterricht in den Schulen bei. Alle Beamten einer Stadt erscheinen vor ihm, er nimmt die Gebäude in Augenschein, überzeugt sich von der obwaltenden Ordnung, von Mängeln, Schäden und Schwierigkeiten. Seine Beamten wissen, daß sie an ihm einen gütigen Herrn haben, dem sie offen und frei ihre Ansichten und ihre Wünsche vortragen dürfen, und der stets bereit ist zu helfen und zu bessern, der aber auch Fleiß und Pflichttreue erwartet und in dieser Beziehung selbst ein schwer erreichbares Vorbild ist. Er reist bei Tag und bei Nacht; auszuruhen ist ihm kaum ein Bedürfniß; denn sein in der Jugend durch Leibesübungen gekräftigter und später durch Anstrengungen auf der Jagd oder durch einen kühnen Ritt abgehärteter Körper verträgt Alles. Von ermüdenden Strapazen heimgekehrt, ist er sofort bereit, Stunden lang von Beamten und von Privaten sich die allerverschiedensten Angelegenheiten im buntesten Wechsel vortragen zu lassen, auf jede einzugehen und einen sachgemäßen Bescheid zu geben. Jedermann hat zu ihm Zutritt, und die Reihenfolge der Anmeldungen bestimmt ohne Ansehen der Person die Reihenfolge der Audienzen. Jeder kann offen sein Anliegen vortragen; der Landesvater freut sich mit den Fröhlichen und trauert mit den Trauernden; er giebt guten

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Rath, er verspricht Hülfe und Unterstützung oder doch Untersuchung der Sache; und selbst, wo er Abschlag ertheilen muß, geschieht es in der freundlichsten und überzeugendsten Form.

So steht er als ein rechter Landesvater im allerpersönlichsten Verhältniß zu seinem Volk. Unterstützt von einem seltenen Gedächtniß für Personen und Sachen, hält er Jeden, mit dem er in irgend eine Beziehung getreten ist, in seiner Erinnerung fest, er kennt seine Lage, seine Tüchtigkeit. Kein noch so geringes Verdienst entgeht ihm oder unterschätzt er, er ist auf allen Gebieten orientirt; er ist voll Anerkennung des Lobenswerthen, und übersieht gern Schwächen. Dankbarkeit gehört zu seinen schönsten Tugenden; großmüthig verzeiht er denen, die ihm wehe gethan haben; auf ein offenes reuiges Bekenntniß ertheilt er, so weit es sich mit den Forderungen der sittlichen und staatlichen Ordnung verträgt, gern Gnade, nur nicht der Lüge. Seiner bezaubernden Persönlichkeit kann niemand widerstehen. Wer wäre von ihm gegangen, ohne sich für einen besonders Bevorzugten zu halten? - Ist es da ein Wunder, wenn seine Unterthanen ihm unbegrenzte Liebe und Vertrauen schenkten? ihn überall zu Rathe zogen? nichts unternehmen mochten, ohne erst seiner Zustimmung gewiß zu sein? und seiner persönlichen Theilnahme?

Das ist das allgemeine Bild des Herrschers, wie es klar in unser aller Erinnerung steht. Aber wenn wir unsere Zeitgeschichte schnell an unserm Auge vorüberziehen lassen treten in den verschiedenen Abschnitten doch noch einzelne besondere Züge hervor. In den ersten Jahren nach 1849 da galt es, die Spuren der Aufregung zu verwischen, Zucht und Ordnung wiederherzustellen, die finanziellen Schäden welche durch die Feldzüge nach Holstein und nach Baden und durch andere Anforderungen des Reichs und die innern Verhältnisse hervorgerufen waren, zu heilen. Aber die traurigen Erfahrungen, welche dem Großherzog die letzten Jahre gebracht hatten, waren doch keineswegs im Stande ihn zu entmuthigen oder in ihm eine gewisse Unlust an der Gesetzgebung hervorzurufen. In diese Zeit fällt die Einführung des mündlichen Schlußverfahrens vor dem Criminal=Collegium, eine Niedergerichts=, Executions= und Subhastationsordnung, Verbesserungen im Hypothekenwesen u. s. w. Der Großherzog war weit entfernt von der Einseitigkeit, Etwas darum bei Seite zu setzen, weil es den Jahren 1848 oder 1849 seine Entstehung verdankte. Wie mißtrauisch die Stände dazu sehen mochten, er behielt den Oberkirchenrath bei, und die segensreiche Thätigkeit dieser Behörde hat sich auch die

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ständische Anerkennung erzwungen. Den kirchlichen Dingen wendet der Landesherr unausgesetzt seine Vorliebe zu neben Allem, was ihn sonst lebhaft beschäftigt; er hat nicht nur zahlreiche Gotteshäuser erbauet und im Innern geschmückt, sondern, was mehr ist, die meklenburgische Kirche bei der Reinheit der Lehre erhalten. - Aus dem Jahre 1819 stammte die längst wünschenswerthe Organisation des Ministeriums, die doch so getroffen ward, daß in der Competenz des Gesammt=Ministerii die collegialische Behandlung wichtiger Gegenstände erhalten blieb. Das Gleiche gilt von der Obersten Verwaltungsbehörde des Großherzoglichen Haushalts.

Daneben aber gab es noch eine Seite des Staatsgebäudes, welche schon damals dringend eine besondere Pflege erheischte. Bei dem Zuge nach Holstein und Schleswig im Jahre 1848 hatten sich im heimischen Militairwesen mancherlei Mängel herausgestellt. In der richtigen Erkenntniß, daß eine kleinere Truppe, um der Fortschritte einer großen Armee theilhaftig zu werden, von einer solchen ihre Impulse empfangen muß, hatte der Großherzog 1849 einen preußischen Stabsofficier an die Spitze seiner Truppen gestellt, er ließ sie an den preußischen Manövern theilnehmen, und er hatte die Freude sie bald als eine Mustertruppe rühmen zu hören. An dieser ganzen neuen Organisation nahm er den lebhaftesten persönlichen Antheil; er machte die eifrigsten militairischen Studien; eben in jener Zeit erwarb er die Vorbildung zum Feldherrn. Denn auch das rechnete er zu seinem Fürstenberuf, in Kriegszeiten nach Art der alten deutschen Stammesherzoge persönlich sein Volk zu führen.

Man darf den 1857 erfolgten Einzug in das Schloß, in welchem sich der Großherzog ein so herrliches Denkmal seines Kunstsinnes gesetzt hat, als einen Höhepunkt in seiner Regierungszeit bezeichnen. Die Spuren der unruhigen Jahre waren verwischt, die Verstimmungen, welche diese hervorgerufen, ausgeglichen; das Fürstenhaus blühete, noch fast ungetrübt durch herbe Schicksalsschläge. Der Großherzog fühlte sich aufgelegt zu neuem Schaffen auf verschiedenen Gebieten. Der Wohlstand des Bauern= und des Arbeiterstandes lag ihm allzeit sehr am Herzen; er begann damals seine Vorbereitungen zur umfassenden Organisation des Domaniums; die neue Orts=Armenordnung von 1859 war die erste Frucht auf diesem Boden. Er erkannte, daß zur Hebung des Ackerbaues, der Industrie und des Handels eine neue Verkehrsader für sein Land nothwendig sei. Und wie groß sich später auch die Opfer herausstellten, welche die Friedrich=Franz=Bahn er=

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heischte: wer hätte jetzt nicht längst den Segen derselben erkannt? - Die Verlegung des Seminars nach Neukloster im Jahre 1862 hat sich bewährt; in dem Blinden=Institut, welches sich 1864 demselben anschloß, hat der Landesherr sich eins der schönsten Denkmäler gesetzt.

Aber während alle diese Pläne nach und nach ihrer Verwirklichung entgegenreiften, traf den Großherzog der erschütternde Verlust seiner Gemahlin, der Großherzogin Auguste, welche das Land fast als eine Heilige verehrte; und sein zweites eheliches Glück zerrann schnell fast wie ein schöner Traum. Doch eben hier bewährte sich aufs Herrlichste die Kraft des Glaubens, die wir als den Grundzug seines Wesens bezeichnet haben; sie half ihm das Schwerste, was Gott ihm auferlegte, in Demuth tragen und kräftigte ihn, seinem Herrscherberuf in alter Treue obzuliegen.

Große Aufgaben traten damals an ihn hinan! Aber unvorbereitet fanden sie ihn nicht. Denn daß die sogen. Deutsche Frage wieder aufleben würde, zweifelte er nicht. Schon 1848 stand, wie bemerkt, bei ihm die Ueberzeugung fest, daß die Führung Deutschlands nur der protestantischen Großmacht, Preußen, zufallen dürfe; dahin äußerte er sich damals, in diesem Sinne pflegte er die allerfreundlichsten Beziehungen zu seinen Oheimen Friedrich Wilhelm und Wilhelm. Er war es, der 1863 auf dem Fürstentage zu Frankfurt zuerst das Wort für Preußen nahm. Es erregte Aufsehen, daß er für seine Person 1864 beim preußischen Heere im Schleswigschen erschien. - Wie hätte er beim Ausbruche des vorausgesehenen Conflictes zwischen den deutschen Großmächten ungewiß darüber sein können, auf welche Seite er sich stelle? Es war ihm nicht unbekannt, wie warmer Sympathien sich Oesterreich auch in Meklenburgs conservativen Kreisen vielfach erfreute, denn die Töne derselben schlugen hinauf bis an sein Ohr; aber sie konnten seine auf langjährigen Erwägungen beruhende Ueberzeugung nicht irre machen. Es war ihm unverborgen, welche Opfer eine festere Einigung Deutschlands unter Preußens Führung gerade den deutschen Fürsten auferlegen würde; aber er verstand die Zeit und schloß mit Preußen jenen Vertrag, der die Einleitung zum Norddeutschen Bunde bildete.

Damals, 1866, gab der Großherzog die erste Probe von seiner Befähigung zur Heerführung. Vom Schlachtfelde bei Königingrätz eilte er zurück, um seine Meklenburger als preußische Reserve nach Baiern zu führen. Glücklicher Weise kam es nicht zu einem Kampfe zwischen den Deutschen,

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Schlachten und Länder gab es nicht zu gewinnen; aber der Großherzog eroberte durch seine Milde und Liebenswürdigkeit die Herzen der Gegner.

Der Eintritt in den Norddeutschen Bund führte mehrfache Veränderungen herbei: den Uebergang der Post und der Telegraphen an die Bundesverwaltung, die neue Stellung des Militairs, den Eintritt in den Zollverein u. s. w. Die legislatorische Arbeit des Norddeutschen Bundes wie später des Reichstages durchzieht fortan die meklenburgische Gesetzgebung. Aber die wenigen Friedensjahre von 1866-70 zeigen doch auch andere wichtige Acte in der Regierung des Großherzogs auf. Ich nenne nur die neuen Gemeinde= und Armenordnungen für das Domanium, verbunden mit der Vererbpachtung der Bauergüter und der weisen Bestimmung des Domanial=Capitalfonds, deren Bedeutung für die Erhaltung und Kräftigung des Bauernstandes ich hier nicht hervorzuheben brauche. Ich erinnere nur an den Bau des Universitätsgebäudes, der Paulskirche und des Gymnasiums zu Schwerin; an die Gründung der Realschule zu Ludwigslust u. s. w.

Der Großherzog schloß 1868 unter freudigster Theilnahme seiner Unterthanen ein drittes Ehebündniß mit der Prinzessin Marie von Schwarzburg und gewann dadurch aufs Neue einen Mittelpunkt für das Familienleben, welches sich abermals aufs Glücklichste gestaltete. Allein nicht lange sollte er vorläufig der Ruhe und des Friedens sich erfreuen. Als kriegerische Gelüste seines Volkes und selbstgeschaffene Verlegenheiten den Kaiser Napoleon III. verführten Deutschland den Krieg zu erklären, stellte sich der Großherzog sofort dem König Wilhelm zur Verfügung. Wiederum an der Spitze seiner Landeskinder, übernimmt er zunächst die Küstenwache an der Ostsee. Dann wird er nach Frankreich gerufen. Die Eroberung von Toul und Soissons trägt ihm das eiserne Kreuz I. Klasse und den russischen Georgenorden ein. Von der Verwaltung der occupirten Gebiete zu Rheims wird er in das Belagerungscorps von Paris berufen, bald aber an die Spitze der Armee gestellt, welche dem an der Loire sich bildenden, zum Entsatze von Paris bestimmten feindlichen Heere entgegenziehen soll. Seine Schaar ist diesem an Zahl entfernt nicht gleich, und noch kann niemand absehen, ob der Prinz Friedrich Karl rechtzeitig herankommen wird. Das Aufsuchen des Feindes in der Winterzeit ist mit den schwersten Strapazen verbunden; der Feldherr muß von seinen Truppen die größten Anstrengungen verlangen, aber er theilt sie. Die

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Armee von Metz trifft vor Orléans ein, der Großherzog gewinnt Fühlung mit derselben; aber der wuchtige Ansturm einer siegsgewissen französischen Armee trifft den Großherzog. Es gelingt ihm durch den Sieg bei Loigny am 2. December den Elan der Franzosen zu brechen, sein braver Gegner Chanzy, der dies offen anerkennt, denkt nicht mehr daran, Paris zu entsetzen. Orléans muß sich ergeben; bei der Verfolgung des Feindes erntet der Großherzog in den heißen Kämpfen bei Meung und Beaugency neue Lorbeeren. Er war außer Kaiser Wilhelm der einzige deutsche Regent, welcher in diesem glorreichen Kriege ein Commando führte; er hatte einen wesentlichen Antheil an dem Gelingen und somit auch an der Frucht des Krieges, der Constituirung des deutschen Kaiserthums.

Der Krieg von 1870/71 ist gleichsam ein neues Band, welches den Großherzog nur um so enger wie einerseits mit dem gemeinsamen deutschen Vaterlande, so andererseits mit seinen Unterthanen verbindet. Noch in Versailles hat er eine Invalidenstiftung vollzogen; den Gräbern seiner gefallenen Kameraden widmet er die treueste Fürsorge; heimgekehrt aus dem Orient, wo er Erholung von den Kriegsstrapazen gesucht und gefunden hat, setzt er den in Frankreich Gebliebenen bei seinem Schlosse ein schönes Denkmal, welches die Namen aller verewigt; den Kriegervereinen spendet er besondere Huld. Die vom Kaiser ihm übertragene Inspection zweier Armeecorps lehnt er trotz aller seiner sonstigen Geschäfte nicht ab; dem Reichsarmeewesen widmet er sich mit besonderer Vorliebe. "Mein ganzes Herz," so drückte er sich im vorigen Jahre öffentlich aus, "schlägt seit 40 Jahren Meinem Mir anvertraueten Lande und unserm großen deutschen Vaterlande, und so wird es bis zum letzten Athemzuge bleiben." Und Kaiser Wilhelm rief jüngst seinem Neffen das schöne Wort nach: "Ich habe den treuesten Verwandten und Anhänger meines Landes und meiner Regierung verloren." Ja in der That gab es keinen reichstreueren Fürsten als Friedrich Franz II. Er war darum keineswegs geneigt, unberechtigte Gelüste zu Einmischungen, die im Reichstag laut wurden, hinzunehmen; man erinnert sich seines geflügelten Wortes: "Wir wollen unsern Rock uns selbst zuschneiden." Aber was reichsverfassungsmäßig einmal zu Stande gebracht war, die Zustimmung des Bundesraths und die Sanction des Kaisers gefunden hatte, das ward gewissenhaft in Meklenburg eingeführt, wie schwer auch Manches den bestehenden Verhältnissen dieses Landes sich anfügte. Es wird dem Großherzog

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und seinen Räthen zu dauerndem Ruhm gereichen, die Reichsgesetzgebung mit zartester Schonung der heimischen Verhältnisse durchgeführt zu haben. Gewiß war es ein hochherziger Entschluß des Landesherrn und der Stände, daß ein bedeutender Theil der Kriegsentschädigung zur Abwendung nachtheiliger Folgen des Civilstandsgesetzes verwandt ward. So wenig Meklenburg dazu vorbereitet schien, wie glatt und leicht sind die großen Reformen auf dem Gebiete der Rechtspflege bei uns ins Leben getreten! -

In einem Stück hat der Großherzog einen lebhaften Wunsch nicht erfüllt gesehen. Als er das Domanium neu organisirt hatte, nahm er seine Thätigkeit zur Fortbildung unserer ständischen Verfassung freilich wieder auf; aber verschiedene Versuche haben noch zu keiner Einigung geführt. Sonst aber konnte er im vorigen Jahre auf eine wahrhaft gesegnete und erfolgreiche 40jährige Regierung zurückblicken. Seinem Beispiel und seinem Einflusse ist es zu danken, daß in der ganzen Verwaltung die strengste Ordnung herrscht, daß der kategorische Imperativ, der seiner eigenen Thätigkeit das Gepräge gab, auch seine Beamten belebt. Um den Stand unserer Finanzen beneiden uns andere Staaten. Des Großherzogs Weisheit und seiner unermüdlichen Energie verdanken wir es, wer wollte dies in Abrede nehmen, daß Meklenburg mit den andern deutschen Landen gleichen Schritt gehalten hat auf dem Gebiete des materiellen Staatswohls. Aber der Großherzog wußte wohl, daß doch die geistige Hebung seines Volkes die allgemeine Wohlfahrt bedingt; immer und immer sehen wir ihn bestrebt jene zu befördern. Die von seinen Vorfahren begründete Pflanzstätte der Wissenschaft, die Universität Rostock, erhält er nicht nur, er stattet sie nicht allein mit schönen Gebäuden und Instituten aus, er vermehrt auch die Lehrkräfte, so daß sie würdig in der Reihe der deutschen Akademien erscheinen kann; und er hat die Freude, die Zahl der Studenten von 100 auf 240 steigen zu sehen. Er hebt die Gymnasien und Realschulen, er vermehrt sie; er hat die Freude, daß auch die Städte, seinem Beispiel und seiner directen Einwirkung folgend, höhere Stadtschulen anlegen; er giebt nicht nur seinem Seminar zu Neukloster und seinen Volksschulen einen neuen Aufschwung, sondern er ruht auch nicht, bis die ritterschaftlichen Schulen ein Seminar erhalten, und die Lehrer eine sichere und ausreichende materielle Existenz erlangen. Gewerbeschulen werden unterstützt, die Navigationsschule zu Wustrow wird eine Musteranstalt in ihrer Art.

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Kein Fürst hat sein oberbischöfliches Amt ernster verwaltet als er, und er giebt mit seinem Hause den Unterthanen das schönste Beispiel christlichen Lebens und Sterbens. Die Landeskirche erfreut sich einer gläubigen, treuen Geistlichkeit; rationalistische Richtungen haben hier keinen Boden gefunden. Der Landesherr ist als protestantischer Fürst eingedenk der Pflichten gegen seine auswärtigen Glaubensgenossen und die Heiden, und in seinem Volke wächst der Sinn für äußere und innere Mission. Sein Herz schlägt warm für die Noth seiner Unterthanen. In der Stille reicht er unzählige Unterstützungen, er gründet für die Blinden und die Blöden Schulen, das Taubstummen=Institut und die Heilanstalt Sachsenberg empfangen durch ihn großartige Erweiterungen; das Stift Bethlehem unterstützt er, der sich bei der Cholera=Epidemie zu Goldberg 1859 als echter Johanniterritter erwiesen, mit beträchtlichen Summen; in dem Augustenstift und dem Annenstift setzt er einer seiner Gemahlinnen und einer Tochter die schönsten Denkmäler. In Jerusalem hinterläßt das Fürstenpaar in dem Marienstift eine bleibende Spur seiner Anwesenheit. Von des Großherzogs Liebe zur Kunst zeugen zahlreiche Gebäude im ganzen Lande und insonderheit das von ihm gegründete reiche Museum zu Schwerin. Er bewies nicht nur dem Theater große Fürsorge, sondern neben der weltlichen pflegte er auch die geistliche Musik, er schmückte den Gottesdienst in seiner Schloßkirche mit dem Schloßchor. Wo er Gelegenheit fand, unterstützte er jede wissenschaftliche Bestrebung, zumal wenn sich solche auf sein liebes Meklenburg bezog. Darum wandte er auch unserm Verein seine Huld zu, nahm Kenntniß von unsern Arbeiten und verfolgte sie mit liebevollem Interesse, nahm vor 40 Jahren unsern Verein in sein Antiquarium auf und bereitete seinen und unsern Sammlungen neuerdings eine dauernde, schöne Stätte im neuen Museum. Ihm verdanken wir es, daß das Meklenburgische Urkundenbuch ins Leben treten konnte; durch seine großartige Unterstützung bewog er die Stände zu einer gleichen.

Aber nicht allein, weil er es für seine Fürstenpflicht hielt, wandte er der Wissenschaft und der Kunst seine Huld zu, sondern weil er persönlich für dieselben begeistert war, weil er, materiellen Genüssen abgeneigt, bei jenen seine wohlverdiente Erholung suchte nach den Geschäften des Tages. Nur einem Manne, der wie er es verstand seine Zeit auszukaufen, war es möglich, so rastlos an seiner eigenen Weiterbildung zu arbeiten. Wohl gab er sich von Zeit zu Zeit

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Wir gewannen also im ganzen Jahr 208 neue Mitglieder. Nach Abzug des Verlustes von 20 haben wir daher eine Vermehrung des Personalbestandes um 188 Mitglieder zu verzeichnen. Die Gesammtzahl stellt sich heute auf 507; die bisher größte Zahl ist dadurch um 105 überholt. Von den Mitgliedern wohnen 429 in Meklenburg=Schwerin, 47 in Meklenburg=Strelitz und 31 außerhalb Meklenburgs. M. H.! Diese außerordentliche Theilnahme, welche wir in neuester Zeit gefunden haben, darf uns wohl zu der Hoffnung berechtigen, daß dem Verein, wenn er auf der betretenen Bahn weiter wandelt, noch eine lange Dauer beschieden ist.

Von den correspondirenden Mitgliedern starben laut Quartalberichte 3; gemeldet ist dagegen bisher erst die Ernennung eines einzigen neuen Mitgliedes, in der letzten Quartalversammlung am 2. d. Mts. wurde noch die Aufnahme

1) des Herrn Professors Dr. Frhrn. von der Ropp zu Gießen und
2) des Herrn Professors Dr. Schäfer zu Jena

beschlossen. Beide Herren haben das Anerbieten bereits angenommen. Wir gewinnen mit denselben zwei Gelehrte, die durch Herausgabe der Hanserecesse nicht wenig auch zur Erforschung unserer meklenburgischen Geschichte beitragen. Hier deckt sich nun gerade der Zuwachs mit dem Verlust, und die Gesammtzahl bleibt, wie beim Schluß des vorigen Jahres, 50.

Die Veränderungen in Bezug auf die correspondirenden Vereine und Institute sind bereits bekannt. Gegen einen einzigen Verlust haben wir 3 neue Erwerbungen gemacht und kommen dadurch auf die Zahl 140.

Die Ehrenmitglieder und hohen Beförderer sind im letztverflossenen Jahre dieselben geblieben.

Die wissenschaftlichen Arbeiten des Vereins sind wiederum mit angestrengter Thätigkeit gefördert worden. Wenn trotzdem der Druck der neuen Reihenfolge unseres Urkundenbuches heute noch nicht begonnen hat, so ist das wohl erklärlich, denn die Revision des umfangreichen Materials erforderte viel mehr Zeit, als man Anfangs glauben konnte. Das Resultat dieser Arbeiten ist dafür auch über Erwarten groß. In diesen Tagen wird nun das Concept in die Druckerei wandern, und ist dann die Druckmaschine erst in Bewegung, so kommt sie so bald nicht wieder zum Stillstand, da nach ungefährer Abschätzung die neue Serie von Urkunden ohne die Register etwa 8 starke Quartbände füllen wird. Damit aber unmittelbar nach dem Druck des urkundlichen Materials der der Register folgen kann, sind

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schon jetzt Vorbereitungen getroffen. Sowie nur ein Bogen von Urkunden die Druckerei verläßt, werden sofort aus demselben Auszüge für die Register gemacht. Diese Arbeit wird nach der dreifachen Art der Register (Orts=, Personen= und Sachregister) auf 3 Mitarbeiter vertheilt. Ist auf diese Weise die Arbeit im Gange, dann können wir wieder daran denken, eine neue Zeit, welche die Jahre 1401 bis 1450 umfassen wird, in Angriff zu nehmen.

Das neue Jahrbuch ist bis zum 11. Bogen gedruckt, und wenn nicht unerwartet Störung eintritt, so wird dasselbe zur gewohnten Zeit, im Herbst, in die Hände der Mitglieder gegeben.

Wenn wir somit behaupten dürfen, daß das letzte Vereinsjahr für die Erforschung der meklenburgischen Geschichte nicht nutzlos vorüber ging, so haben wir auch die Freude, mittheilen zu können, daß außerhalb unseres Vereins mehrere, zum Theil recht werthvolle Beiträge zu unserer Landesgeschichte geliefert wurden.

Zum 28. Februar d. J., an welchem Tage der nunmehr hochselige Großherzog sein 60. Lebensjahr vollendete, erschien von G. Graßmann "Friedrich Franz II. Ein Gedenkblatt. Mit einem Portrait Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs." Das Buch bringt chronologisch geordnete Daten aus dem Leben des Großherzogs, die größtentheils den Annalen des Staatskalenders entnommen sind. Am meisten Anerkennung dürfte die treue Verehrung für den Landesherrn verdienen, welcher das Buch seinen Ursprung verdankt. Eine bald nach der ersten erschienene neue Auflage führt die Daten weiter bis zum Tode des Großherzogs.

Eine erste Erinnerungsschrift zu liefern nach dem Tode unseres hochseligen Großherzogs, unternahmen zwei anonyme Verfasser. Das erste im Verlag der "Meklenburgischen Landesnachrichten" herausgegebene Büchlein "Friedrich Franz II. Ein Gedenkblatt." bringt nach einer kurzen Darstellung der Verdienste des Heimgegangenen als eines Regenten, eines Feldherrn und eines Christen, die A. M. unterzeichnet ist, die Berichte der Landesnachrichten über die letzte Krankheit, den Tod und die feierliche Beisetzung des Großherzogs vollständig und im Zusammenhang.

In ähnlicher Weise behandelt die zweite anonyme Schrift: "Leben, Wirken und Heimgang des Großherzogs Friedrich Franz II." auf beinahe 9 Bogen die Geschichte unseres unvergeßlichen Landesherrn. Sie schildert ihn als Prinzen, als Fürsten und Regenten, als Fürsten und Feldherrn und

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berichtet dann ausführlicher über das Sterbelager und die Beisetzung. Jeder der beiden zuletzt genannten Schriften ist ein Portrait des Großherzogs beigegeben. Wenn auch diese außerordentlich rasch gearbeiteten Bücher nicht eine für immer genügende Darstellung des edlen und thatenreichen Fürstenlebens geben können, so kommen sie doch einem ersten Bedürfniß entgegen, das gern so bald wie möglich genauere, zusammenhängende Nachrichten über den theuren Dahingeschiedenen haben will. Und daß sie viel gelesen werden, beweist das Erscheinen der zweiten Auflagen nach wenigen Wochen.

Gleichfalls von einem anonymen, aber trotzdem selbst durch Zeitungsberichte allgemein bekannt gewordenen Verfasser erschien in diesem Jahr in 2. Auflage: "Joh. Heinrich von Thünen. Ein Forscherleben." Diese Auflage, welche als Festgabe zum 100. Geburtstage von Thünen's bestimmt ist, wurde dem Andenken des hochseligen Großherzogs gewidmet, von Thünen ist von Geburt kein Meklenburger, aber wir dürfen ihn doch unbedenklich zu den Unsrigen zählen, da er 40 Jahre lang, von 1810-1850, in unserm Lande gewohnt und in hervorragender Weise gewirkt hat. Am meisten Anerkennung in weiteren Kreisen erwarb ihm sein 1826 gedrucktes Werk: "Der isolirte Staat."

Es ist selbstverständlich, daß die Prinzessin Anna, welche im vorigen Jahre in ihrem 17. Lebensjahre leider zu bald verstarb, nicht von großer geschichtlicher Bedeutung für unser Vaterland hat werden können; aber dennoch dürfen wir den kurzen Lebensabriß erwähnen, den ihr ihre Hofmeisterin Fräulein L. von Kummer schrieb, da auch in diesem Abriß ein Zeugniß gegeben ist von den herrlichen Tugenden, die unser Fürstenhaus und nicht am wenigsten die Prinzessin Anna schmücken.

Gewiß ist die Lebensgeschichte einzelner Personen auch von allgemeinem Interesse, denn in jedem Einzelnen spiegelt sich bis zu einem gewissen Grade sein Zeitalter wieder. Daher können wir dem Herausgeber des Buches: "Einige gute meklenburgische Männer", dem bekannten Schriftsteller Julius Frhrn. v. Maltzan, nur Dank wissen. Die 34 Lebensbilder dieser Sammlung aus dem vorigen und dem Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts sind zum Theil vom Herausgeber selbst entworfen; zu zweien hat er einen größeren Beitrag geliefert, einige der entlehnten sind hier und da ein wenig von ihm geändert. Die Auswahl trifft Frhr. von Maltzan, wie er selbst gesteht, nach seinem individuellen Ge=

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schmack, und da er den sicher haben darf, so kann auch die Auswahl mit Recht nicht getadelt werden. Gern hätten wir übrigens gesehen, daß einige dieser Lebensbilder ausführlicher geworden wären; die Ausbeute, besonders für unsere Kulturgeschichte, würde dann eine noch größere sein.

Dr. Ludwig Schulze's "Friedrich Adolf Philippi. Ein Lebensbild aus der lutherischen Kirche der Gegenwart." hat insofern auch für unsere allgemeine vaterländische Geschichte eine Bedeutung, als Philippi, 30 Jahre lang Professor der Theologie in Rostock, einer der ersten Vorkämpfer der rein lutherischen Lehre war und als solcher und als hervorragender Lehrer an unserer Hochschule den größten Einfluß auf das kirchliche Leben Meklenburgs ausübte.

Dr. A. Blanck's Schrift: "Angelus Sala, sein Leben und seine Werke. Mit einer Photographie." erschien als Festgabe zum Jubiläum des Gymnasial=Directors Dr. Raspe in Güstrow, ist aber nicht im Buchhandel zu haben. Ich habe das Buch deshalb nicht zu Gesicht bekommen und kann nur mittheilen, daß dasselbe in öffentlichen Recensionen viel Anerkennung gefunden hat. Sala war Leibarzt der Herzoge Johann Albrecht II. und Gustav Adolf in den Jahren 1625 bis 1637.

Ebenfalls das Leben eines Mediciners, des "Dr. Joachim Jungius aus Lübek" schildert Dr. Avé=Lallement. Diese Biographie hat darum für uns Interesse, weil Jungius, ein namhafter Gelehrter seiner Zeit, in Rostock studirte, dort kurze Zeit als practischer Arzt lebte und später 1623-1628 als Professor der Mathematik wirkte. Die Behauptung Avé=Lallement's, daß die meklenburgische Universität seit 1487 mehrere Jahre in voller Thätigkeit in Lübek blühte, ist schon längst als irrthümlich bekannt.

Nur ganz nebenbei berührt unsere meklenburgische Geschichte eine Dissertation von Ernst Brohm: "Johann von Aldringer." Aldringer war als kaiserlicher Commissar neben dem Grafen Walmerode 1628 beim Huldigungseid der meklenburgischen Stände zu Güstrow und gleichfalls 1629 bei der definitiven Uebergabe Meklenburgs an Wallenstein zugegen.

Im Verlage von Gundlach zu Neustrelitz erschien ein Abdruck von einem im hiesigen Archiv befindlichen Manuscript: "von Pritzbuer, Index concisus; 1705, nunmehr aber mit neuen Zusätzen vermehrt bis auf das Jahr 1780 von dem Meklenburg=Strelitzischen Minister Christof von Gamm". Nachrichten über meklenburgische Adelsfamilien bilden den

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Inhalt des Buches. Das Manuscript hat aber nur einen sehr zweifelhaften historischen Werth, und deshalb scheint uns der Abdruck nicht gerade nöthig gewesen zu sein.

M. Schmidt: "Beschreibung und Chronik der Stadt Ratzeburg. Mit einer Stadtansicht in Lichtdruck nach einem Bilde vom Jahr 1588." bleibt durchweg jenseits unserer Landesgrenze. Nur gelegentlich werden einige Andeutungen über die frühere, auch jetzige meklenburgische Landestheile umfassende Grafschaft Ratzeburg gemacht und nur ganz nebensächlich Nachrichten über den Dom und das Gebiet des Bisthums Ratzeburg gegeben. Auf dem beigelegten Bilde ist der Dom, als ziemlich im Hintergrunde stehend, nur stiefmütterlich behandelt, doch ist nicht versäumt, uns eine Darstellung von dem Fährboot zu geben, das gerade mit vollen Segeln vom Domplatz aus zur Bek hinüberfährt.

Professor Dr. Paasche sucht in seiner Abhandlung über die städtische Bevölkerung früherer Jahrhunderte nach urkundlichen Materialien aus dem Rathsarchiv der Stadt Rostock (Conrad's Jahrbuch für National=Oekonomie und Statistik. Neue Folge, Bd. 5) mit großer Sorgfalt uns eine Vorstellung zu geben von der Größe der Stadt Rostock im 15. und 16. Jahrhundert. Die Schrift ist sicher sehr beachtenswerth, wenn auch Prof. Schönberg in Tübingen und wohl noch andere nicht ganz mit der Art der mühsamen Untersuchungen einverstanden sind.

Von der Schrift E. Duge's "Urkundliche Nachrichten über Goldberg und Umgegend ist bis jetzt erst ein kleines Heft erschienen; es mag daher vorläufig genügen, daß hier bloß darauf hingewiesen wird.

Professor Dr. Reinhold Bechstein schrieb zur Feier des 25jährigen Bestehens des deutsch=philologischen Seminars an der Universität Rostock eine Denkschrift, die uns in geschickter Anordnung die Entstehung, die Entwickelung und die Thätigkeit dieses wissenschaftlichen Instituts schildert, welches nebenbei das älteste seiner Art in Deutschland ist und für andere, später eingerichtete zum Vorbild genommen wurde.

Zum 50jährigen Dienstjubiläum des Geh. Oberkirchenraths Dr. Kliefoth veröffentlichte das hiesige Geheime und Hauptarchiv das "Protocollum wegen des Güstrowschen und Rostocker Districts gehaltenen General=Synodi vom 14. bis den 18. Junii Ao. 1659, durch Johann Christof Tielen mit Fleiße gehalten," das besonders für unsere Geistlichen von Interesse sein dürfte.

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In der Dissertation von Karl Raßfeld: "Zwei Monate Wallensteinischer Kriegsführung, September und October 1627." haben wir mehr für die meklenburgische Geschichte erwartet, als gefunden.

Gymnasiallehrer Kühnel zu Neubrandenburg schrieb als wissenschaftliche Beilage zum Neubrandenburger Schulprogramm: "Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg=Strelitz. II. Theil." Der Verfasser ist uns schon durch seine Arbeit in unserm Jahrbuch von 1881 vortheilhaft bekannt. Da in diesem Jahrbuch die slavischen Ortsnamen von beiden Meklenburg eine Erklärung fanden, so scheint nach dem Titel die diesjährige Schrift Kühnel's überflüssig. Das ist sie aber deshalb nicht, weil sie mehr giebt, als der Titel besagt. Neben den Ortsnamen finden wir nämlich Flurnamen in großer Zahl verzeichnet, und zwar jedesmal hinter den einzelnen Oertern die zu denselben gehörenden Flurnamen. Diese Anordnung ist entschieden keine glückliche, da hierbei zu viele Wiederholungen vorkommen. Besser wäre sicher, wenn alle Flurnamen alphabetisch geordnet, so weit nöthig und möglich erklärt, und darauf kurz ihre Verbreitung nachgewiesen würde. Sehr interessant ist die durch eine Karte illustrirte Zusammenstellung der Namen für die Fischzüge auf dem Tollense=See.

Zwei sehr beachtenswerthe Abhandlungen: "Meklenburgische Burgreste von Dr. Otto Piper" finden sich als Feuilletonartikel in den "Meklenburgischen Anzeigen" (Nr. 13 und Nr. 69) von diesem Jahre. Mit offenbarer Sachkenntniß sind auf Grund scharfsinniger Beobachtungen die Burgreste 1) von Stuer und Plau, 2) von Penzlin behandelt. So verdienstvoll nun diese historisch=archäologischen Studien sind, so ist es doch zu bedauern, daß sie den Spalten eines Tageblattes anvertraut wurden, da bekanntlich dergleichen Blätter heute erscheinen und morgen größtentheils vernichtet werden. Für diese Arbeiten ist der einzig richtige Platz unbedingt unser Jahrbuch, und die Redaction desselben macht bei der Aufnahme sicher keine Schwierigkeiten.

Dr. R. Beltz veröffentlicht ebenfalls in den "Meklenburgischen Anzeigen" (1883, Nr. 103) seine "Untersuchungen zur meklenburgischen Vorgeschichte", Mittheilungen über die Aufdeckung und Inspection von Gräbern in der Nähe Doberans. Da der Verfasser beabsichtigt, diese "Untersuchungen" wissenschaftlich erweitert noch in unserm Jahrbuch zum Abdruck kommen zu lassen, so genügt hier gewiß diese kurze Andeutung von der Existenz derselben, wie wir auch die Ent=

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gegnung in derselben Zeitung von Dr. Hofmeister hier bloß notiren wollen.

In den Abhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, Jahrgang 1882, findet sich ein Bericht über eine im vorigen Jahr zu Pfingsten von der genannten Gesellschaft unternommene Excursion nach Feldberg. Bei dieser Gelegenheit erhalten wir eine Skizze von dem Burgwall von Quadenschönfeld.

Angekündigt wurde dieser Tage das Erscheinen von: "Das Altarwerk der beiden Brüsseler Meister Jan Borman und Bernaert van Orley in der Pfarrkirche zu Güstrow. 9 Folio=Photographien in eleganter Mappe mit Erläuterungen von Hofrath Dr. Schlie." Der Name des Verfassers der Erläuterungen bürgt dafür, daß dieselben gediegen sind. Vielleicht ist es aber nicht vortheilhaft, daß für die Vervielfältigung Photographien gewählt wurden, da solche nach den bisherigen Erfahrungen nicht gerade von langer Dauer sind.

Von den Hanserecessen von 1477-1530, bearbeitet von Dietrich Schäfer, erschien vor Kurzem der 2. Band, die Jahre 1485-1491 umfassend. Die Vortrefflichkeit dieses Werkes braucht hier nicht erst gerühmt zu werden; ebenso ist es kaum nöthig mitzutheilen, daß wiederum in diesem neuen Bande der Hanserecesse vielfach die Geschichte der meklenburgischen Hansestädte Wismar und Rostock aufgeklärt wird. Mehrere Urkundennummern sind den Archiven der beiden genannten Städte entnommen.

Zum Schluß mag hier noch dankend erwähnt werden, daß ein früherer Repräsentant des Vereins, der im letzten Winter verstorbene Herr von Kamptz, testamentarisch einen Preis von 3000 Mark für eine Geschichte der Stadt und des Landes Waren ausgesetzt hat.

Ueber unsere Vereinssammlungen giebt es wenig zu berichten. Dieselben sind in gewohnter Weise stetig angewachsen, und ihre Anordnung nach dem Umzug im vorigen Jahr ist zum Theil vollendet, zum Theil noch im Werden begriffen. Die Bilder und Acten des Vereins haben bis jetzt noch einen interimistischen Lagerungsplatz im Geheimen und Hauptarchiv."

Es ist hier zunächst ein Nachtrag zu machen, da versehentlich bei der Auszählung der meklenburgischen Geschichtslitteratur ein größeres wissenschaftliches Werk: "Bischofs= und Fürsten=Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts. Mit 6 Schrifttafeln. Von Dr. G. von Buchwald." überschlagen

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ist. von Buchwald's Schrift beschränkt sich natürlich, wie schon aus dem Titel zu ersehen ist, nicht auf meklenburgische Urkunden; aber doch ist ein verhältnißmäßig sehr großer Raum zur Beleuchtung derselben benutzt. Besonders sind die Abschnitte, welche über meklenburgische Notare handeln, für uns wichtig.

Dem Jahresbericht folgten die Mittheilungen über die Kassenverhältnisse und über die Vereinssammlungen, wie sie in den Anlagen A-E enthalten sind.

Damit erklärte nun der Vorsitzende das 48. Vereinsjahr für abgeschlossen.

Für das neue Vereinsjahr wurden sämmtliche Beamte durch Zuruf wiedergewählt, dagegen erfolgte die Wahl der Repräsentanten statutengemäß durch Stimmzettel. Nach dem Ergebniß der Wahlen bilden den Vereinsausschuß die Mitglieder:

Präsident: Herr Minister=Präsident Graf von Bassewitz, Excellenz,
Vice=Präsident: Herr Staatsrath Dr. Wetzell, Excellenz,
Erster Secretair: Herr Geheimer Archivrath Dr. Wigger,
Zweiter Secretair: der Unterzeichnete,
Antiquar: Herr Geheimer Archivrath Dr. Lisch,
Bibliothekar: Herr Rechnungsrath Wunderlich,
Kassenführer: Herr Hofrath Dr. Wedemeier,
Aufseher der Münzsammlung: Herr Ministerialrath Burchard,
Aufseher der Bildersammlung: Herr Landgerichtsrath Schlettwein,

Repräsentanten: Herr Revisionsrath Balck,
Herr Ministerialrath Burchard,
Herr Major von Weltzien,
Herr Amtsverwalter von Oertzen.

In Folge des Beitritts vieler neuer Mitglieder im verflossenen Jahre wurde der Rest der noch vorräthigen Exemplare von Vereinsstatuten vergeben; es konnten selbst die zuletzt aufgenommenen Mitglieder keine Statuten mehr bekommen. Ein schleuniger Neudruck, der diesem Uebelstande abgeholfen hätte, schien aber deshalb nicht gerathen, weil von vielen Seiten eine durchgreifende redactionelle Veränderung der Statuten gewünscht wurde. Da eine solche aber nur mit Zustimmung der Generalversammlung beschafft werden kann, so stellte man zunächst auf der diesjährigen Versammlung den Antrag auf Statutenveränderung in dem angedeuteten Sinne. Beschlossen wurde, daß die Herren

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Ministerialrath Burchard, Revisionsrath Balck und der Unterzeichnete der nächsten Jahresversammlung einen neuen Statutenentwurf vorlegen möchten, wozu dieselben sich auch bereit erklärten.

Die Abstimmung über den laut vorjährigen Berichts für die diesjährige Versammlung intimirten Antrag des Herrn Dr. Hölscher zu Bützow auf Verlegung der Jahresversammlung wurde bis zur Fertigstellung der neuen Statuten, also auf ein Jahr, vertagt, da der Antrag zugleich bei der Statutenveränderung berücksichtigt werden soll.

Herr Dr. Hofmeister empfahl, die Hauptversammlungen alle zwei Jahre außerhalb Schwerins in einer andern größeren Stadt unseres Landes zu halten. Im Allgemeinen fand dieser Vorschlag Billigung, doch glaubte man, nicht sofort einen Beschluß fassen zu können, und bat deshalb Herrn Dr. Hofmeister, eine entsprechende Vorlage für die Statuten zu machen. Ebenfalls fand der Vorschlag des Herrn Dr. Wigger, im nächsten Herbst eine Excursion nach Neubrandenburg zu unternehmen, vielseitige Zustimmung. Man wird versuchen, ob sich eine genügende Betheiligung findet.

Damit war die Tagesordnung erledigt, und der Herr Vice=Präsident schloß die Versammlung gegen 7 Uhr. Einige der anwesenden Mitglieder blieben nach dem Schluß noch eine Zeit lang im Garten des Hôtel de Paris in geselliger Vereinigung beisammen.

Archivar Dr. Schildt,        
als zweiter Secretair des Vereins.         

 

Vignette
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Anlage A.
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Auszug

aus der Berechnung der Vereinskasse vom 1. Juli 1882 bis Juni 30. Juni 1883.


Auszug aus der Berechnung der Vereinskasse

 

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Auszug aus der Berechnung der Vereinskasse

 

Schwerin, den 30. Juni 1883.

Hofrath Dr. Wedemeier.          

 

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Anlage B.
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Erwerbungen der Vereins-Bibliothek

in dem Quartal vom 1. April bis 1. Juli 1883.

I. Dänemark.

1) Aarbøger for nordisk oldkyndighed og historie. 1883. Heft 1 und 4. Kiøbenhavn 1883.

II. Luxemburg.

2) Publications de la section historique de l'institut r. q. d. de Luxembourg. Année 1883. XXXVI (XIV). Luxembourg 1883.

III. Amerika.

3) First annual report of the bureau of ethnology to the secretary of the Smithsonian Institution. 1879-80. By J. W. Powell. Washington 1881.

IV. Russische Ostseeprovinzen.

4) Sitzungsberichte der gelehrten ehstnischen Gesellschaft zu Dorpat. Jahrgang 1882. Dorpat 1883.

V. Schweden.

5) Antiquarisk tidskrift for Sverige. D. VII. Heft 3. Stockholm 1880-1882.

VI. Niederlande.

6) Bijdragen en mededeelingen van het historisch genootschap te Utrecht. Deel 6. Utrecht 1883.

7) Werken van het historisch genootschap te Utrecht. Nieuwe Serie No. 27 b, 34 und 35. Utrecht 1882 und 1883.

8) Verslag van de commissie voor de geschiedkundig-overijsselsche tentoonstelling, gehouden te Zwolle in 1882.

9) De vrije Vries. R. III, deel 3, afl. 2. Leeuwarden 1882.

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10) 54. verslag der handelingen van het friesch genootschap over het jaar 1881-1882.

VII. Oesterreich=Ungarn.

11) Viestnik hrvatskoga arkeologičkoga družtva. God. V, br. 2. Agram 1883.

12) Mittheilungen der k. k. Central=Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst= und historischen Denkmale. Bd. IX, Heft 1. Wien 1883.

13) Ungarische Revue. Jahrgang 1881, Heft 5-12. Jahrgang 1882, Heft 1-10. Jahrgang 1883, Heft 1-3.

14) Archaeologiai értesitö. Kötet I, rěsz. 1 u. 2. Kötet II, rěsz. 1 u. 2. Budapest 1881 u. 1882.

15) Nyáry: Aggteleki barlany. Budapest 1881.

16) Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd. 13, Heft 1. Wien 1883.

17) Jahresberichte der kgl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften für 1881 und 1882.

18) Sitzungsberichte der kgl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. Jahrgang 1881.

19) Abhandlungen der kgl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. VI. Folge. 11. Band.

20) Regesta diplomatica Bohemiae et Moraviae. Pars II, vol. 8 u. 9. Prag 1880 u. 1882.

VIII. Polen.

21) Rozprawy i sprawozdania z posiedzen. Tom. XV. Krackowie 1882.

22) Starodawne prawa polskiego pomniki. Tom. VI u. VII, 1. Krackowie 1881 u. 1882.

IX. Allgemeine deutsche Sprach=, Geschichts= und Alterthumskunde.

23) Literarischer Handweiser. Zunächst für das katholische Deutschland. Jahrg. 22, Nr. 5, 6, 7, 9, 10, 11. 1883.

24) Das Ausland. Wochenschrift für Länder= und Völkerkunde. Jahrg. 56, Nr. 2. München 1883.

25) 10. Bericht des Museums für Völkerkunde in Leipzig. 1882.

26) Correspondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Jahrg. VII, Nr. 8. Hamburg.

27) Monumenta Germaniae historica. Epistolae saec. XIII e regestis pontificum romanorum selectae. Tom. I. (Aus dem hohen Großherzogl. Ministerium des Innern)

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28) Sonntagsblatt für katholische Christen. Jahrg. 42, Nr. 18. Münster 1883.

29) Verhandlungen der Berliner anthropologischen Gesellschaft. Sitzung am 20. Januar 1883.

X. Bayern.

30) Mittheilungen des historischen Vereins der Pfalz. XI. Speier 1883.

31) Sitzungsberichte der phil.=philol. und historischen Klasse der kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. 1882, Bd. II, Heft 3 und 1883, Heft I.

32) Jahresbericht des historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg für 1881. Würzburg 1882.

33) Archiv desselben Vereins. Bd. 26, Heft 1 u. 2. Würzburg 1882.

34) L. Fries: Die Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken. Bd. II, Lief. 2. Würzburg 1881.

35) Die Wartburg. Jahrg. X, Nr. 4.

XI. Anhalt.

36) Mittheilungen des Vereins für anhaltische Geschichte und Alterthumskunde. Bd. 3, Heft 7. Dessau 1883.

XII. Sachsen.

37) Mittheilungen der deutschen Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Sprache und Alterthümer in Leipzig. Bd. VIII, Heft 1. Leipzig 1883.

XIII. Württemberg.

38) Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde. Jahrg. 1882, Bd. I und II und Supplementband. Stuttgart 1882/83.

XIV. Hamburg.

39) Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte. Neue Folge, Bd. IV, Heft 4. Hamburg 1883.

XV. Preußen.

40) Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Jahrg. XIV, Heft 1-6. Berlin 1882. (Geschenk des Herrn Geh. Legationsraths v. Prollius.)

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41) Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde. Herausgegeben von dem Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens. Bd. 31 bis 40. Münster 1873-1882.

42) Berlinische Chronik und Urkundenbuch nebst Beilagen. Jahrg. 1883, Lief. 21.

43) 16ter Jahresbericht des Vereins für die Geschichte Berlins. 1883.

44) Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. Heft 1-4. 1882.

45) Der deutsche Herold. Jahrgang XIII, Heft 1-12. Berlin 1882.

46) Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg. Jahrg. 18, Heft 1. Magdeburg 1883.

47) Monumenta historiae Warmiensis. Bd. VII, Abth. III. Literaturgeschichte des Bisthums Ermland. Braunsberg 1883.

48) Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge, Bd. V, Heft 4. Danzig 1883.

49) Der Fremdenführer im Schleswig=Holsteinschen Museum vaterländischer Alterthümer in Kiel. Kiel 1883.

XVI. Meklenburg.

50) Protocollum wegen des Güstrowschen und Rostocker Districts gehaltenen General-Synodi vom 14. bis den 18. Junii Ao. 1659, durch Johann Christoph Tielen, Fürstl. Visitationis-Notarium und der Thumbkirchen Vorsteher, mit Fleiße gehalten. Nach dem Original im Großherzoglichen Geheimen und Haupt=Archiv zu Schwerin. Dem Herrn Oberkirchenrath Dr. theol. Theodor Kliefoth zur Feier fünfzigjähriger segensreicher Amtsführung am 1. Mai 1883 ehrerbietigst dargebracht vom Großherzoglichen Geheimen und Haupt=Archiv zu Schwerin. Schwerin 1883. (Geschenk des Großherzogl. Geheimen und Haupt=Archivs.)

51) Archiv des Vereins für Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg. Jahrg. 36. Neubrandenburg 1883.

52) Dr. Fr. Latendorf: Hundert Sprüche Luthers zum alten Testament etc . Festschrift des Schweriner Gymnasiums zum Jubiläum des Directors Raspe in Güstrow am 11. April 1883. (Geschenk des Herrn Verfassers.)

Rechnungsrath Wunderlich.         

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Anlage C.
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Zuwachs der Münzsammlung

im 4. Quartal des 48. Vereinsjahres.

I. Geschenk des Herrn Lieutenants Floerke in Kiel:

1) Römische Kaisermünze, Sesterz.

Av.: Kopf (des Antoninus Pius?) mit Umschrift, undeutlich.
Rev.: Stehende weibliche Figur mit S-C, Umschrift undeutlich.

II. Geschenk des Gymnasiasten M. Giseke hieselbst:

2) Kleine italienische Kupfermünze mit Doppelschlag, unbestimmt.

Av.: Im Perlenrande Brustbild mit Harnisch, daneben A-R.
Rev.: Wappenschild in doppeltem Perlenrande, in demselben . . . ARCINO . . .

III. Geschenk des Herrn Kaufmanns A. S. Bauch hieselbst:

3) Messing=Medaille v. J. 1729.

Av.: HORT DOCH EIN WUNDER │ IN IAHR SIEBZEHNUNDER │ UND ACHTUNDZWANZIG DABEY │ GLAUBT MANN NICHT │ DAS ICH MUNDIG SEV 
Rev.: Amor stehend mit Köcher, Bogen und Pfeil unter einem Regenbogen, daneben D 2 IAN 1729. Im Abschnitt: NUN BIN ICHS

IV. Geschenk des Herrn Geh. Oberzollraths Beetz hieselbst:

4) Zinn=Medaille auf den Lüneviller Frieden, 1801.

Av.: VON GALLIENS U : DEUTSCHLANDS FRIEDENSSCHLUSZ
Allegorische Darstellung, im Abschnitt: LUNEVILLE D : 9 : │ FEBR : 1801 .
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Rev.: HOFT KUNST U : HANLUNG GLÜCK U : ÜBERFLS :
Allegorische Darstellung, im Abschnitt: REICH F .

V. Geschenk des Herrn Oberauditeurs Kundt hieselbst:

5) Kupferne Medaille auf die Säcular=Feier der Aufnahme Friedrichs des Großen in den Freimaurer=Orden, 1838.

Av.: Kopf Friedrichs des Großen im Profil nach links, am Halsabschnitt: C. PFEUFFER FEC., darunter G. LOOS DIR.
Inschriftskreuz FRIDERICVS u. s. w.

S. im Uebrigen den Quartalbericht vom 8. April 1879, p. 5, sub 12.

6) Bronze=Medaille auf den Prinzen Friedrich Wilhelm Ludwig von Preußen. (Kaiser Wilhelm als Protector des Freimaurer=Ordens, 1840.)

S. den angeführten Quartalbericht sub 13.

7) Hannoverscher Schützenthaler v. J. 1872.

Av.: Germania sitzend, einen Lorbeerkranz übergebend, darunter: HANNOVER 1872.
VIERTES DEUTSCHES - BUNDESSCHIESSEN
Rev.: RESIDENZSTADT HANNOVER
Wappen der Stadt, von 2 Löwen gehalten.

VI. Geschenk des Herrn Pastors emerit. Hartmann in Sternberg:

8) Messing=Jeton auf die Salbung Ludwigs XV., 1723.

Av.: Kopf des Königs nach rechts.
LUD XV D G FR - ET . NAV . REX
Rev.: REX COELESTI OLEO UNCTUS.
Die Salbung des Königs durch den Erzbischof, darunter in Abschnitt: REMIS 23. OCT │ 1723

VII. Geschenk des Herrn Archiv=Registrators Jahr:

9) Türkische Silbermünze (Piaster?) mit durchgeschlagenem Loch.

Schwerin, den 30. Juni 1883.

Ministerialrath Burchard.      

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Anlage D.
horizontale Klammer

Zuwachs der Alterthümersammlung

vom 1. April bis 1. Juli 1883.

1) Ein Keil aus gelbem Feuerstein, 19 1/2 cm lang.

2) Ein Keil aus gelbbraunem Feuerstein, 12 /2 cm lang.
Beide aus dem Hornstorfer Moor bei Wismar.

3) Ein Schmalkeil aus grauem Feuerstein, 12 cm lang, aus dem Pfahlbau bei Wismar.
Geschenke des Herrn Rentiers Mann zu Wismar.

Dr. Beltz.         

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Anlage E.
horizontale Klammer

Erwerbungen der Bildersammlung

im 4. Quartal des 48. Vereinsjahres.

1) Portrait des frühern Archiv=Registrators Glöckler, gest. 1861. Geschenk des Primaners Daniel hierselbst.

2) Apotheker=Lehrbrief von 1737. Mit einer Federzeichnung: Ansicht von der Stadt Güstrow. Angekauft durch Vermittelung des Herrn Dr. Crull zu Wismar.

Landgerichtsrath Schlettwein.        

 

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