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XLIV, 2.
des
Schwerin, im Januar 1879.
I. Wissenschaftliche Tätigkeit.
Ueber die wissenschaftliche Thätigkeit unsers Vereins sind die Mitglieder desselben bereits durch die Versendung des 43. Jahrganges unserer Jahrbücher und des XI. Bandes vom Meklenburgischen Urkundenbuche, welche in die beiden letzten Monate des verflossenen Jahres fielen, unterrichtet.
Daß der XI. Band des Urkundenbuches sich auf das Orts=Register des Herrn Dr. Crull und das Personen=Register des Herrn Rectors Römer beschränken würde, hatten wir den Subscribenten schon früher mitgetheilt. Der XI. Band hat auch so schon die Stärke von 700 Quartseiten erreicht, und der in demselben enthaltene unerschöpfliche Reichthum von Namen, deren Sammlung wir dem unermüdlichen Fleiße unserer beiden genannten Mitarbeiter verdanken, wird einstweilen den Forschern hinlängliche Beschäftigung und Befriedigung gewähren. Doch können wir zu unserer Freude die Mittheilung hinzufügen, daß Herr Rector Römer auch für das Sachregister über die erste Hälfte des 14. Jahrh. den sehr umfänglichen Stoff schon vollständig gesammelt hat und die Schlußredaction des Sachregisters bis Michaelis d. J. so weit zu fördern hofft, um dann den Druck beginnen zu können. - Ueber die in Angriff genommene Bear=
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beitung der dritten, die Jahre 1351-1400 umfassenden Abtheilung des Meklenburgischen Urkundenbuches gedenken wir im nächsten Quartalbericht weitere Mittheilungen zu machen.
Seitdem wir zuletzt über die Fortschritte des Mittelniederdeutschen Wörterbuches berichteten, welches unser verewigtes Vorstandsmitglied Oberlehrer Dr. Karl Schiller in Gemeinschaft mit Dr. August Lübben zu Oldenburg unternahm, sind wiederum mehrere Hefte erschienen. Der vierte Band ward schon im vorigen Jahre vollendet; er enthält aber noch nicht den Schluß des Werkes, sondern reicht nur bis zum Buchstaben T. Wir freuen uns aufrichtig, daß Herr Dr. Lübben sich durch die ursprüngliche Ankündigung des Werkes auf vier Bände nicht hat bestimmen lassen, diese Grenze einzuhalten und darum die einzelnen Artikel abzukürzen; denn gerade in der reichen Sammlung von Beispielen sehen wir ein großes Verdienst dieses in seiner Art grundlegenden Werkes. Welche Fülle der Belehrung es giebt, mag man daraus ersehen, daß der vierte Band auf 649 Seiten allein die Buchstaben S und T enthält. Neuerdings sind nun aber vom fünften Bande auch bereits wieder drei Hefte ausgegeben, welche von U bis vorderlik reichen, so daß die Hoffnung auf die Vollendung dieses für jeden Sprachforscher unentbehrlichen und für alle Freunde des niedersächsischen Dialekts höchst interessanten Werkes Dank der unermüdlichen Ausdauer des Herrn Dr. Lübben ihrer Erfüllung sehr nahe gerückt ist. Wir können daher auch diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne unsern Vereins=Mitgliedern die Anschaffung dieses Nationalwerkes aufs Wärmste zu empfehlen und dürfen einen reichen Genuß aus dem Studium desselben verheißen.
II. Die Sammlungen des Vereins.
Die Vermehrungen unserer Vereinssammlungen in dem verflossenen Quartal sind - von der Bibliothek abgesehen - bedauerlichst sehr wenig zahlreich; sie beschränken sich auf folgende:
A. Alterthümer= Sammlung.
1. Vorgeschichtliche Alterthümer.
1) Eine halbe Streitaxt aus Diorit, quer durch das Schaftloch durchgebrochen, gefunden auf der Stadt=
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feldmark Waren, schenkte uns Herr Gymnasiallehrer Struck zu Waren.
2) Demselben thätigen Sammler verdanken wir acht verschiedene unfertige oder verunglückte Steinsachen, welche er im Jahre 1878 auf der oft erwähnten Werkstätte für Steingeräth zu Eldenburg bei Waren gefunden hat.
3) Einen Keil aus hellgrauem Feuerstein, im Jahre 1826 zu Naudin bei Wismar (Bobitz) auf dem Bauerberge gefunden, schenkte uns Herr F. Max Meyer zu Hamburg.
2. Aus dem 16. Jahrhundert
Eine aus Wismar stammende grün glasirte Ofenkachel mit dem Brustbilde der Herzogin Anna Sophie, Gemahlin des Herzogs Johann Albrecht I., schenkte Herr Dr. Crull zu Wismar.
B. Die Bildersammlung
unsers Vereins bereicherte Frau Doctorin Klockow hieselbst um ein Portrait des Herrn Geh. Medicinalraths Dr. Flemming.
C. Die Bibliothek
des Vereins erhielt folgenden Zuwachs:
I. Russische Ostseeprovinzen.
II. Niederlande, Luxemburg und Limburg.
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III. Schweiz.
IV. Oesterreich=Ungarn.
V. Allgemeine deutsche Sprache Geschichts= und Alterthumskunde.
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VI. Bayern.
VII. Königreich Sachsen.
VIII. Sachsen=Meiningen.
IX. Anhalt.
X. Preußen.
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XI. Hamburg.
XII. Meklenburg.
Nachtrag.
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tissimis adjectis indicibus opus absolvendum curaverunt legati Hjelmstjerne-Rosencroniani curatores. Tom. IX. Hauniae 1878. Gr. Fol., 225 Bogen.
III. Die Matrikel des Vereins.
Die Zahl unserer Mitglieder hat sich im verflossenen Quartal in erfreulicher Weise vermehrt. Es sind dem Verein nämlich sieben neue Mitglieder beigetreten, die Herren: Dr. med. E. Karsten zu Teterow, Hauptmann v. Hanstein zu Schwerin, Major a. D. Graf v. Schlieffen auf Schwandt, Amtsauditor Schönherr zu Schwerin, Rechtscandidat Masius hieselbst, Pastor Sellin zu Dassow und Realschullehrer Saubert zu Ludwigslust. Dagegen erklärte Herr Advocat Dr. jur. Mantius hieselbst seinen Austritt aus dem Verein, und durch den Tod verloren wir eins unserer ältesten Mitglieder, den Herrn Pastor Walter, welcher am 29. Januar 1836 als Pfarrer zu Bülow bei Malchin dem Verein für meklenburgische Geschichte beigetreten war und am 13. Nov. 1878 als Pastor emeritus zu Gadebusch in hohem Alter seine Tage beschloß. - In Bezug auf unsere correspondirenden Mitglieder und die mit uns correspondirenden Vereine und Gesellschaften sind uns keine Veränderungen angezeigt.
Archivrath Dr.
F. Wigger
als zweiter Secretair des Vereins.