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Glasurte Ofenkachel von Wismar.

In Wismar ward vor längerer Zeit eine hohe Kachelform von Thon mit dem Reliefbilde (Knieestück) der Herzogin Anna Sophia, Gemahlin des Herzogs Johann Albrecht von Meklenburg, gefunden und dem städtischen Museum, sowie 1876 von dem Herrn Dr. Crull dem Verein ein Gypsabguß davon übergeben. Bei der Untersuchung dieses seltenen Stückes zeigte es sich, daß quer durch die Mitte der Figur, durch den Gürtel, eine haarfeine Fuge geht, woraus sich schließen läßt, daß die Urform aus mehreren Stücken zusammengesetzt gewesen ist, so daß die einzelnen Stücke auch zu verschiedenen andern Kacheln benutzt werden konnten. Vgl. Jahrb. XLII, 1877, S. 176 flgd.

Im Jahre 1877 ward in Güstrow beim Schlosse in einem großen Haufen von Bauschutt neben vielen grünen und schwarzen Kachelbruchstücken eine grüne glasurte, hohe Kachel mit dem Bilde derselben Herzogin gefunden, welche ohne Zweifel aus der Wismarschen Form genommen ist und genau dieselben Eigenthümlichkeiten zeigt, wie die Kachelform. Vgl. oben S. 89.

Diese Wahrnehmungen werden durch einen neuen Fund glänzend bestätigt. Im Jahre 1878 schenkte Herr Dr. Crull dem Verein eine in Wismar gefundene kleine, grüne glasurte Ofenkachel mit dem Bilde der Herzogin Anna Sophia. Diese Ofenkachel ist quadratisch, wie gewöhnlich die grün glasurten Ofenkacheln, 7 Zoll hoch und 6 Zoll breit. Sie Zeigt das Brustbild der Herzogin bis zum Gürtel (oder der Fuge), welches genau dasselbe Bild ist, welches die Wismarsche Kachelform und die Güstrowsche Kachel darstellt. Zu dem Bilde ist also die obere Hälfte der Wismarschen Form benutzt. Die Umrahmung dieser Wismarschen Ofenkachel ist aber eine einfachere und ganz andere, als die der Form, und gleicht den Einfassungen anderer Wismarscher Ofenkacheln.

Es geht aus diesen Wahrnehmungen und Beweisstücken hervor, daß zur Herstellung dieser grünen Bildkacheln verschiedene Formstücke durch verschiedene Zusammensetzungen benutzt wurden.

Der Verein besitzt jetzt in diesen drei Stücken neben einander sehr wichtige Werthstücke zur Erkenntniß und Geschichte des Kunstgewerbes der Renaissance=Zeit.

Dr. G. C. F. Lisch.