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Wendische Begräbnißstätte von Granzow.

Im Frühling des Jahres 1871 ward ich darauf aufmerksam gemacht, daß auf dem westlich von der Gnoien=Teterower Chaussee gelegenen Theile der Granzow er Feldmark (bei Gnoien), aus dem sogenannten "Strietfelde", beim Ziehen neuer Gräben alte Urnen bloßgelegt worden seien. Unter freundlicher Unterstützung der Gutsherrschaft ließ ich weitere Nachgrabungen anstellen und fand in sandigem Terrain auf einer Fläche von etwa 50 □R. noch 6 Urnen in verschiedenen Abständen von einander. Diese Urnen, schwarzbraun von Farbe und ohne alle Verzierungen, waren aus einer mit Granitgrus durchmengten Masse gebildet und mit Asche und verbrannten Knochensplittern gefüllt. Sie standen sämmtlich etwa einen Fuß tief unter der Erdoberfläche, und zwar jede auf einer von kleinen, abgeplatteten Steinen hergestellten Unterlage. Da diese Urnen in so geringer Tiefe unter der Bodenfläche standen und sich hier und da auf jenem Ackerstücke noch zerstreute Urnenscherben fanden, so ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß manche von den Urnen dieser Begräbnißstätte im Laufe der Zeit von der Pflugschar erfaßt und zerstört worden sind. Im Norden wird dieses Ackerstück von der Feldmark des Gutes Dölitz begrenzt, und auf diesem Theile derselben, ganz in der Nähe jener Begräbnißstätte, soll nach der Volkstradition in alten Zeiten das Dorf Dölitz gestanden haben. Das nun in alten Zeiten Dölitz nicht an der jetzigen Stelle, sondern weit mehr südwestlich nach der aufgefundenen Begräbnißstätte zu gelegen hat, steht historisch fest, wie denn z. B. auch die im dreißigjährigen Kriege zerstörte Dölitzer Kapelle nachweislich südwestlich von der jetzigen Dorfstätte lag. Da nun Granzow zu weit entfernt liegt, als daß an diese Ortschaft gedacht werden konnte, so ist nicht unwahrscheinlich, daß jene Begräbnißstätte den alten wendischen Bewohnern von Dölitz zur Bestattung ihrer Todten gedient hat.

Boddin.

Dr. Krüger, Pastor.