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Steinerne Schiene von Valluhn.

Herr Lehrer Wildhagen zu Friedrichsruhe bei Crivitz schenkte dem Verein, durch Vermittelung des Fräuleins Amalie Buchheim, Custodin der Vereinssammlungen, eine seltene steinerne Schiene, welche vor ungefähr elf Jahren zu Valluhn bei Zarrentin in einer Mergelgrube (Höhlenwohnung?) gefunden ist. Die Schiene ist eine gewölbte, oblonge Platte von braunrothem feinkörnigen Stein (alten rothen Sandstein oder Kieselschiefer?), 3 1/2 Zoll lang, 2 Zoll breit und 1/8 Zoll dick. Die untere, concave Seite ist ausgehöhlt und geglättet,

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die obere convexe Seite ist geglättet und polirt. In den vier Ecken sind vier runde Löcher, welche von der unteren Seite kegelförmig durchgebohrt sind, zum Durchziehen von Schnüren zum Festbinden auf einer gewölbten Unterlage.

Zu Dänemark sind solche Schienen öfter in Gräbern der Steinzeit gefunden. So z. B. ward in einer Steinkammer bei Assens auf Fühnen neben Menschengebeinen und Feuersteingeräthen eine solche Schiene von rothem Stein mit vier Löchern ("finkornet röd sten") gefunden, mit einem anderen Exemplar abgebildet in Aarboger for Nordisk Oldkyndighed, 1868, Heft 2, S. 100, welche der Valluhner an Steinart, Gestalt, Größe und Bearbeitungsweise ganz gleich ist. Auch ähnliche knöcherne Schienen mit zwei Bindlöchern sind in dänischen Gräbern der Steinzeit, mit Feuersteingeräthen und Bernsteinperlen, öfter gefunden und abgebildet in Worsaae Nordiske Oldsager, Taf. 17, Fig. 85, und in Madsen Afbildninger af Danske Oldsager, Steenalderen, Taf. 25, Fig. 16.

Nach den dänischen Funden gehört die Valluhner Schiene ohne Zweifel der Steinzeit an.

Es sieht nun zur Frage, wozu dieses Geräth gedient hat. In den dänischen Jahrbüchern (Aarböger a. a. O.) wird es ein unbestimmliches Stück ("ubestemmeligt Stykke") genannt, während Madsen a. a. O. es ein schönes Stück ("smukke Stykke") nennt. Ich glaube aber, daß es ein Schmuckstück ist zum Schmuck eines weiblichen Unterarms, zum Aufbinden obenauf mit den vier Schnüren, da es grade auf den Unterarm paßt, also das, was man jetzt ein Armband 1 ) nennt. Wegen der rothen Farbe des zur Steinzeit beliebten rothen Sandsteins und der überaus großen und schwierigen Arbeit wird in der Steinzeit, beim Mangel an Metall, das Stück ein seltener, weiblicher Schmuck und von hohem Werthe gewesen sein. - Daß das Stück eine Schutzplatte zum Unterbinden unter den linken Unterarm, für den Schutz des Pulses beim Bogen=Spannen und = Schießen, gewesen sei, wie wohl Einige gemeint haben, scheint mir eine zu weit hergeholte Vermuthung zu sein.

Dr. G. C. F. Lisch.



1) Auch ein kenntnißreicher, scharfsinniger Kaufmann erklärte das Stück gleich beim ersten Anblick für ein "Armband".