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Dr. G. C. F. Lisch.
Zu den ungewöhnlich großen Aufwandskosten 1 ), welche man in früheren Zeiten machen zu müssen glaubte, gehören die Begräbnißkosten, namentlich in den adeligen Familien, welche unsere Begriffe ganz übersteigen. Die Ursache des großen Aufwandes lag wohl darin, daß man, wenn die Zeiten einigermaßen günstig waren, alle Familienglieder, selbst die entferntesten, für die Begleitung der Leiche zur "standesgemäßen" und feierlichen Bestattung beisammen haben wollte und diese dann mit einem großen Leichenmahl aufgenommen und bewirthet werden mußten. Ein solches Leichenmahl war immer eine große, wenn auch ernste Familienfeierlichkeit. Da nun bei Einzelnen häufig Hindernisse an der Theilnahme eintraten und Kinder und Schwiegerkinder in fernen Landen abwesend waren, so geschah es in der Regel, daß die Leiche sehr lange, oft ein halbes Jahr lang, im Hause über der Erde stehen blieb, bis alle Familienglieder ihr Erscheinen zusagen konnten.
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Die Geld=Kosten, selbst auf den Landgütern, waren sehr bedeutend und müssen noch viel höher angeschlagen werden, wenn man bedenkt, daß auf dem Lande in der Wirthschaft vieles vorräthig war, was gar nicht zur Berechnung kam, und daß die Preise mancher Lebensmittel außerordentlich niedrig waren.
Es ist uns ein Verzeichniß der baaren Kosten erhalten, die zum Begräbniß des Vicke von der Lühe aufgewandt wurden, welches in der Beilage unten mitgetheilt wird.
Vicke von der Lühe war Besitzer der Güter Buschmühlen und Thelkow gewesen und hatte als solcher den ganzen dreißigjährigen Krieg erlitten und überlebt. Nach Beendigung des Krieges war er an Mitteln so erschöpft, daß er Concurs machen mußte. Von seinen Söhnen kaufte der Ober=Präsident Dietrich v. d. Lühe zu Güstrow aus dem Concurse das Gut Thelkow und gab hier seinem Vater 10 Jahre lang den Unterhalt, da dieser nichts übrig behalten hatte. Hier starb Vicke v. d. Lühe ungefähr im November 1671 in einem Alter von 83 Jahren und ward in Thelkow bestattet. Er ward aber noch lange nicht begraben, denn im April 1672 war seine Leiche noch nicht zur Erde bestätigt. Im September 1672 war aber die "Leichbestätigung albereits längsthin beschafft."
Das Verzeichniß der baaren Bestattungskosten, welche 801 Fl. 6 ßl. betrugen, folgt unten in der Beilage. Fast unglaublich groß sind die Massen von Fleisch und Getränken, welche bei der Feier verzehrt wurden:
1 Ochse,
10 Hammel,
8 fette Schweine,
6 Kälber,
6 Lämmer,
16 Gänse,
16 Truthähne,
16 paar Tauben,
92 Hühner,
3 Hasen,
53 Karpfen,
große Massen von geringern Speisefischen,
1 Ohm Rheinwein,
1 Oxhoft Franzwein,
4 Tonnen Schwansches Bier,
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2 Faß Wismarsche Mumme,
10 Tonnen eigen gebrauetes Bier.
Auch "Taback und Pfeifen" fehlten schon vor 200 Jahren nicht.
Noch viel größer war der Aufwand bei der allerdings sehr vornehmen Hochzeit des Obersten und Hauptmanns zu Ivenack Claus v. Peccatel (geb. 1548, † 1615) mit Elisabeth v. Sperling auf dem Schlosse zu Ivenack, wozu auch sehr viele fürstliche Personen geladen waren, am 1. December 1605. Hier gestalten sich die entsprechenden Ansätze folgendermaßen:
Dazu: Wein=Kapern, eingemachte Limonien, Oliven u. s.w.
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Zur trauer und Begrebnuß ist verwand und aufgeborget.
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Aus dem großherzoglich Meklenburgischen Geheimen und Haupt=Archive zu Schwerin.