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XLI. 2.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde.


Schwerin, im Januar 1876.


I. Wissenschaftliche Thätigkeit.

Dieselbe hat sich in dem abgelaufenen Quartale, soweit mir Mittheilungen darüber zugegangen sind, wesentlich auf die Fortführung der Herausgabe des Urkundenbuches beschränkt. Nach Versendung des 9. Bandes im October vorigen Jahres sind uns nicht nur von vielen Seiten anerkennende Dankschreiben zugegangen, sondern es haben auch bereits einige kritische Blätter den Herren Herausgebern das Zeugniß erteilt, daß auch dieser jüngste Band den frühern vollkommen ebenbürtig zur Seite stehe. Zugleich hat der Druck des folgenden 10. Bandes, welcher das Werk bis zum Jahre 1350, also bis zum Schlusse der 2. Abtheilung desselben, fortführen wird, sofort begonnen und ist bis zum 12. Bogen vorgeschritten. Auch sind wiederum die Kosten zu vier neuen Holzschnitten für diesen Band geschenkt worden, nämlich von der Stadt Friedland zu dem ältesten Stadtsiegel, und von dem Kloster Ribnitz zu den drei ältesten Klostersiegeln, welche in dieser Periode zuerst vorkommen. Andere sind auf Kosten unserer Kasse gezeichnet und geschnitten. Ebenso sind die sehr umfänglichen Register zu dieser 2. Abtheilung in voller Arbeit, die aber bis zu ihrer Vollendung noch viel Zeit und Mühe kosten wird.

Zu dem nächsten Bande der Jahrbücher ist zur Zeit nur eine Abhandlung von dem Geh. Archivrath Dr. Lisch eingegangen: Ausführliche Beschreibung der uralten Kirche

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zu Vellahn und Untersuchungen über das alte Kirchspiel derselben.

II. Die Sammlungen des Vereins.

Auch die Vergrößerung unserer Sammlungen ist mit Ausnahme der Bibliothek in dem betreffenden Quartale nur sehr unbedeutend gewesen. Es sind namentlich

A. Die Alterthümersammlung:

nur folgende Gegenstände erworben, und zwar sämmtlich durch Geschenk:

1) Aus der Steinzeit.

1 Streitart aus Diorit, 4 1/2 Zoll lang, gefunden zu Below bei Goldberg, und 1 Lanzenspitze, 7 Zoll lang, gefunden auf der Insel im Ziddericher See, beide nebst einigen Petrefacten geschenkt von dem Bauern Herrn Cords zu Below.

2) Aus der Bronzezeit

wurden durch das großherzogliche Amt zu Neu=Bukow für die großherzogliche Sammlung die in einem flachen Kegelgrabe auf der Feldmark des Dorfes Jörnstorf gefundenen Alterthümer eingesandt, nämlich eine Urne mit Asche und zerbrannten Knochenresten, zwischen welchen ein dünnes Messer und eine Lanzenspitze von Bronze lag.

3) Aus dem christlichen Mittelalter und der neuern Zeit.

Ein Confectteller aus Zinn von dunkelgrauer Farbe mit flachen Reliefs der 12 ersten deutschen Kaiser aus dem Hause Habsburg, wahrscheinlich aus der Zeit der Regierung Wallensteins in Meklenburg, gefunden auf dem Felde des Forsthofes Kluß bei Güstrow und geschenkt von dem Herrn Premier=Lieutenant Schmarsow in Schwerin.

Ein kleines eisernes Futteral, einer Nadelbüchse ähnlich, 3 1/2 Zoll lang, mit ciselirten Renaissance=Ornamenten, und am untern Ende zu einem kleinen Siegel gestaltet, in welches ein römischer Imperatorenkopf mit der Inschrift: CAES. TIBERIVS in kleinen lateinischen Unzialen gravirt ist; wohl aus dem Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts. Gefunden in einem Garten bei dem Jägerhofe am Ostorfer See vor Schwerin, und geschenkt von dem Herrn Ober=Zahlmeister Schmarsow in Schwerin.


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Am 22. und 23. October 1875 war der Herr Professor Virchow aus Berlin zum Zwecke wiederholter Forschungen in unseren Sammlungen und zum Besuche des Herrn Geh. Archivraths Dr. Lisch in Schwerin anwesend.

B. Für die Büchersammlung.

I. Italien.

  1. Le monete ossidionali di Brescia (estratto dal periodico Numismatica e Sfragistica Anno VI, tasc. II.) Geschenk des Verf., Herrn Staatsraths Baron v. Köhne zu St. Petersburg, an den Verein.

II. Niederlande.

  1. Overijsselsche Stad-, Dijk- en Markeregten. III. Deel. Stuk 5-8. Zwolle 1875.
  2. Verslag van de handelingen der 34 vergadering, gehouden te Deventer den. 1. Junij 1875. Zwolle 1875. (Nr. 2 und 3 Tauschex. des Overysselschen Vereins.)
  3. De Vrije Fries. 13. Deel. Leeuwarden 1875.
  4. Friesche Oudheden. Lieferung 4. Fol. Leeuwarden 1875. (Nr. 4 und 5 Tauschex. der friesischen Gesellschaft zu Leeuwarden.)

III. Schweiz.

  1. Der Geschichtsfreund. Mittheilungen des historischen Vereins der fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug. Bd. 30. Einsiedeln, New=York und Cincinnati 1875. (Tauschex. des genannten Vereins.)

IV. Oesterreich=Ungarn.

  1. Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd. V. Nr. 10. (Tauschex. der genannten Gesellschaft.)
  2. Fünfter Jahresbericht der akademischen Lesehalle an der k. k. Universität zu Wien. Wien 1875. (Tauschex. des genannten akademischen Vereins.)
  3. Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich. Jahrg. VIII. Wien 1874.
  4. Topographie von Niederösterreich. Heft 8. Wien 1875. 4°. (Nr. 9 und 10 Tauschex. des unter 8 genannten Vereins.)
  5. Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen. Jahrg. 12. Graz 1875.
  6. Mittheilungen des historischen Vereins für Steiermark. Heft 23. Graz 1875.
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  1. Bischoff, Ferdin. Steiermärkisches Landrecht des Mittelalters. Graz 1875.
  2. Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark. Bearbeitet von J. Zahn. Bd. I. 798-1192. Graz 1875. (Nr. 11-14 Tauschex. des histor. Vereins zu Graz.)
  3. Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. Heft 19. Innsbruck 1875. (Tauschexemplar des Landes=Museums zu Innsbruck.)

V. Allgemeine deutsche Geschichts= und Alterthumskunde.

  1. Schiller, K., und Lübben, A. Mittelniederdeutsches Wörterbuch. Bd. 2, Heft 5. Bremen 1875. (angekauft).
  2. Ulrich, Alb. Die Völker am Ostseebecken bis zu Anfang des 12. Jahrhunderts. Eine historisch=geographische Abhandlung. Inaug.=Dissert. Halle 1875. 8° (Geschenk des Herrn Dr. med. Crull zu Wismar.)
  3. Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine. Jahrg. 23. 1875. (Nr. 8 und 9.) Zwei Exemplare.
  4. Literarischer Handweiser zunächst für das katholische Deutschland. Nr. 174 und 175. Münster. 1875. Nr. 10 und 11. (Tauschex. der Redaction.)

VI. Baiern.

  1. Sitzungsberichte der philosophisch=philologischen und historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München. 1875. Bd. II. Heft 1.
  2. Die Wartburg. Organ des Münchener Alterthumsvereins. Jahrg. III. 1875. Heft 4 und 5.
  3. VII. Preußen.

    Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. Heft LII-LVI. Bonn 1875. (Tauschex. des genannten Vereins.)
  4. Fest=Gruß der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur an die 47. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Breslau 1874.
  5. Jahresbericht 52 der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. Breslau 1875. (Nr. 23 und 24 Tauschex. der genannten Gesellschaft.)
  6. Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg. Magdeburg 1875. 10. Jahrg. Heft 3 (Tauschex. des betr. Vereins.)
  7. Altpreußische Monatsschrift. Bd. 12. Heft 5 und 6. Königsberg 1875. (Tauschex. der Gesellschaft Prussia.)
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  1. Schriften der Königl. physikalisch=ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. Jahrg. 12. 13. 14. 15. Königsberg 1871-1874 4°. (Tauschex. der genannten Gesellschaft.)
  2. Handelmann, H. Die prähistorische Archäologie in Schleswig=Holstein. Kiel 1875. (Geschenk des Herrn Verfassers.)

VIII. Meklenburg.

  1. Programm der großen Stadtschule zu Wismar. (Inhalt: O. Köhler. Die religiösen Dichtungen Walther's von der Vogelweide. Nölting. Schulnachrichten.) Wismar 1875. 4. (Geschenk des Herrn Directors Dr. Nölting.
  2. Tageblatt der 30. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner. Rostock. Nr. 1-4. Den 27. bis 30. Septbr. 1875. Nebst Anlagen: Statuten. Theaterzettel der Festvorstellung. Classische Weinetiketten, z. B. Adsum vitifera patrii de fluminis ora.
  3. Vier Festschriften zur Rostocker Philologen=Versammlung von Fritzsche, Krause=Lindner, Latendorf und Schliemann (Troja und seine Ruinen. Vortrag in Rostock, 17. Aug. 1875). Nr. 30 und 3l Geschenk des Herrn Gymnasial=Directors Krause zu Rostock.

III. Die Matrikel des Vereins

Zu den correspondirenden Vereinen und Gesellschaften sind hinzugekommen:
1) die physikalisch=ökonomische Gesellschaft zu Königsberg in Preußen, welche auch archäologische und anthropologische Sectionen hat;
2) der Verein für Hennebergische Geschichte und Landeskunde zu Schmalkalden;
3) der Verein für Geschichte und Alterthumskunde für das Herzogthum Sachsen=Altenburg zu Kahla.

Von den correspondirenden Mitgliedern ist dagegen der Geschichts= und Glasmaler Karl Julius Milde zu Lübek nach mehrjährigen schweren Leiden am 19. November 1875 gestorben, nachdem er seit dem 7. April 1856 in ununterbrochenem wissenschaftlichen und künstlerischen Verkehre mit unserem Vereine und dessen ihm eng befreundeten ersten Secretair gestanden hatte, bis seine zunehmende Schwäche ihn vor etwa einem Jahre denselben abzubrechen zwang. Der Verstorbene war als Künstler auch in weiteren Kreisen außerhalb seiner Vaterstadt hochgeschätzt und hat sich als Glasmaler besonders durch Anfertigung

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eines im Jahre 1870 vollendeten großen Fensters für den Kölner Dom ein ehrenvolles Andenken erworben. Er war aber zugleich ein sehr vielseitig gebildeter Mann, der z. B. nicht nur in der seiner Kunst verwandten Sphragistik, sondern auch in den Naturwissenschaften gründliche Studien gemacht hatte. Als Conservator der Sammlungen der Gesellschaft gemeinnütziger Thätigkeit in Lübek erwarb er sich besonders durch seine uneigennützige Thätigkeit für die Erhaltung und Wiederherstellung der Kunst= und Alterthums=Denkmäler, woran die alte Hauptstadt der Hansa so reich ist, große Verdienste, welche die genannte Gesellschaft durch Verleihung ihrer goldenen Medaille dankbar anerkannte.

Für unsern Verein und Meklenburg überhaupt ist er nach dem Tode des Hofmalers Schumacher hieselbst vorzüglich als vieljähriger Zeichner von Alterthümern und mittelalterlichen Siegeln, namentlich für das Meklenburgische Urkundenbuch, thätig gewesen, sowie als Bearbeiter und Herausgeber der Meklenburgischen Städtesiegel (ein besonderer Abdruck des Heftes 2 und 4 seines größeren Werkes: Siegel des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübek), endlich als Zeichner von Cartons zu Wappen und anderer Ornamente für das großherzogliche Schloß zu Schwerin, die Universität Rostock und mehrer Privat=Bauwerke.

Rücksichtlich unserer ordentlichen Mitglieder habe ich leider den Tod des Bürgermeisters und Stadtrichters Friedrich Genzcken zu Stargard, Mitglied des Vereins seit dem 5. Mai 1856, gestorben am 3. November 1875 im 59. Lebensjahre, und des Bürgermeisters Hofraths Prätorius, früher zu Hagenow, dann zu Friedland, beigetreten am 24. April 1855, gestorben am 29. December 1875, zu verzeichnen, sowie den Austritt des Herrn Pastors a. D. Dolberg an der Kloster=Kirche zu Ribnitz, dann zu Rövershagen, früher Lehrer der Kadetten=Anstalt zu Schwerin und Bibliothekar unseres Vereins.

W. G. Beyer, Dr. jur., Archivrath,
als zweiter Secretair des Vereins.      

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