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Die Kirche zu Uelitz.

Uelitz bei Schwerin war seit alter Zeit ein meklenburgischer Haupthof der holsteinschen Cistercienser=Mönchs=Abtei Reinfeld bei Lübek. Schon am 25. Juli 1218 verliehen die Grafen von Schwerin dem Kloster die Dörfer Uelitz und Lübesse (vgl. Meklenb. Urk.=Buch I, Nr. 245 und 246), südlich von Schwerin, neben der Johanniter=Comthurei Kraak, und 1270 das Patronat und das Pfarrgut der Kirche, welche von der Mutterkirche zu Mirow getrennt ward (vgl. Meklenb. Urk.=Buch I, Nr. 1187 und 1188). Später kamen noch kleinere Güter und mehrere Mühlen zu diesem Besitze.

Es ließ sich in Uelitz also eine alte Kirche von kunstgeschichtlichem Werth erwarten. Die Hoffnung, eine solche zu entdecken, ist gänzlich getäuscht worden. Die jetzige Kirche ist ein kleines, kunstloses, junges, oblonges Gebäude, wie ein bürgerliches Stadtgebäude, ohne Thurm und sonstigen Schmuck, welches im Dorfe auf einem Gemeindeplatze steht und fast nur an dem hölzernen Glockenstuhl zu erkennen ist. Es geht in der Gemeinde hin und wieder die Sage, die alte Kirche sei in der Mitte des 18. Jahrh. "abgebrannt" und an deren Stelle die jetzige Kirche erbauet. Dies kann aber nicht richtig sein.

Es giebt eine Beschreibung der alten Kirche vom J. 1705 in dem Visitations=Protocolle von diesem Jahre. Hier heißt es folgendermaßen: "Die Kirche ist von grund auff halb mit Feldsteinen und Mauersteinen, halb mit Mauersteinen aufgeführet; Alles in zimblichen stande"

"Der Kirchen=Fluhr ist mit Feldsteinen, daß Cohr aber mit Mauersteinen außgelegt.

In der Kirchen sind überall 9 kleine Fensterluchten mit guten Fenstern. Ueber der kleinen tühr nach Norden ist das Königl. Dänische und fürstl. Mecklenb. wapen in stein außgehauen, mit der Jahrzahl 1583.

Dichte an der Kirchen stehet ein Klockenstuhl, der nur schlecht und baufällig sein soll.

In diesem stuhl hänget eine feine große Klocke und eine kleine Kling=Klocke."

Wahrscheinlich ist also die Kirche im J. 1583 unter dem Herzoge Ulrich und dessen Gemahlin Elisabeth restaurirt.

Die alte Kirche ist aber nicht abgebrannt, sondern wegen Baufälligkeit abgebrochen, und an ihrer Stelle eine

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neue Kirche erbauet, welche jedoch ganz das kümmerliche Gepräge ihrer Zeit trägt.

In den Archiv=Acten finden sich folgende Nachrichten:

"Am 2. Mai 1746 war nach dem Berichte des Pastors und der Juraten die Kirche ihres großen alters wegen in einem dermaßen baufälligen Stande, daß nicht allein Balken und Gesparre vermodert, sondern auch die Mauer an einer Seite sich an der Südseite an unterschiedlichen Oehrtern von einander gegeben, so daß keine geringe Reparation stattfinden wollen."

Am 22. Junii 1746, berichtete der Superintendent Polchow zu Parchim eben so. Am 28. Junii 1746, ward die höchstnöthige Reparation beschlossen und bei der Armuth der Kirche dazu eine allgemeine Collecte im Lande bewilligt.

Am 1. Mai 1747 mußte im Frühjahr die Reparation unumgänglich vorgenommen werden und waren die Materialien dazu angeschafft; auch ward die Auszahlung der Collectengelder angeordnet.

Am 12. Mai 1747 ward auf Vorschlag angeordnet, da die Südmauer wegen Baufälligkeit abgebrochen werden müsse und die Kirche zu schmal und klein sei, daß auch die Nordwand abzubrechen und beide neue Seitenmauern weiter hinauszubauen seien. Hiemit schließen die Archiv=Acten. Es wird also, da von der Kirche fast nichts mehr übrig blieb, auch der Rest abgebrochen und die Kirche unter dem Herzoge Carl Leopold im J. 1747 neu erbauet sein.

Hiezu stimmt auch folgende Bau=Inschrift über der Eingangspforte:

V. G. G. C. L.
H. Z. M.
1747.

Die falsche Sage von dem Brande der Kirche ist eine Verwechselung mit dem Brande der Pfarre, indem im J. 1786 nicht allein mehrere Bauergehöfte, sondern auch die ganze Pfarre und der Glockenstuhl der Kirche vom Feuer verzehrt wurden.

Am 6. Oct. 1786 berichtet der Pastor Klotz, daß alle Pfarr=Schriften, welche bei der Pfarre zu Uelitz gewesen, aufgebrannt seien, und bittet um Abschrift des Visitations=Protocolls.

Am 12. Dec. 1788 zeigt derselbe an, daß bei dem "schnellen Abbrande" der Uelitzer Pfarrgebäude eine

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der Kirche gehörende Obligation der Reluitions=Casse verbrannt sei, und bittet um Erneuerung.

Die neue Kirche besitzt aber noch einige Denkmäler aus der alten Kirche und zu diesen gehört der Altar, welcher in den neuesten Zeiten zur Frage gekommen ist. Es geht freilich auch die Sage daß der alte Altar mit der Kirche verbrannt sei. Dies ist aber jedenfalls unrichtig. Der Altar stammt sicher aus der alten Kirche. Im Visitations=Protocolle vom J. 1705 heißt es: "Der altar ist alt, von vermahltem Schnitzwerk, die beydem Flügell sind vergüldet und vermahlet." Dies ist ohne Zweifel der noch stehende Altar, welcher in der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit Predelle, Krönung und Seitenrahmen, alle grundschlecht bemalt, eingefaßt ist.

Der in einer solchen Umhüllung steckende Altar ist ein alter, schmaler, ziemlich hoher Flügelaltar aus dem Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts, von ziemlich guter Arbeit.. Das Mittelstück enthält ein großes Marienbild und 4 kleine Heiligenfiguren. Jeder Flügel enthält in der Vorderseite vier kleine Heiligenfiguren. Diese Figuren sind alle legendenmäßige Persönlichkeiten, z. B. Katharina, Barbara, Gertrud, Martin u. s. w.; es ist kein einziger biblischer Name vertreten. Die Rückseiten der Flügel sind mit großen Heiligenfiguren bemalt, wie es scheint in guter Arbeit, welche jedoch nicht zu erkennen ist.

Die ganze Rückseite des Altares ist nämlich mit starken, breiten Leisten vernagelt, welche mit derben, aber guten mittelalterlichen Schnitzereien verziert sind, vielleicht von Chorstühlen. Außerdem sind hier auch noch einige gute kleine Heiligenfiguren aufgestellt, welche nicht zu dem Altar gehören.

Sonst besitzt die Kirche nur eine gute, große Glocke von hohem Alter mit alter Inschrift, mit sehr großer, jedoch schmuckloser Majuskelinschrift, ungefähr aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts. Mehrere Buchstaben, welche hier auf den Kopf gestellt sind, sind verkehrt gegossen (also richtig modellirt):

Inschrift
(= Ave Maria gracia plena dominus tecum).

Unter dem Mündungsrande sind viele kleine Reliefbilder von Heiligen u. s. w. eingegossen.

Die jetzt fehlende "Mittel=Glocke" war 1667 vor Jahren "lehensweise" auf eine Zeit lang nach Picher gebracht und

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hatte dort Schaden gelitten, so daß sie nicht mehr gebraucht werden konnte.

Die kleine Glocke ist jung.

G. C. F. Lisch.