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Burgstelle von Mistorf bei Schwan.

Bei der Entdeckung und Untersuchung der alten Fürstenburg Werle, bei Wiek in der Nähe von Schwan, ist auch die Vermuthung ausgesprochen, daß die an diese Burg grenzenden Dörfer in den frühesten Zeiten des Christenthums eben der Burg wegen eine höhere Bedeutung gehabt haben, als in den spätern Jahrhunderten (vgl. Jahrb. VI, S. 96 flgd.) Es ist wahrscheinlich, daß die Burg Werle noch einige Zeit nach der Vernichtung des Heidenthums bewohnt war und daß die angrenzenden Dörfer Burglehen bildeten und vielleicht Rittersitze hatten. Es lebte noch im Jahre 1287 ein Ritter Gerhard von Rukit (bei Werle) auf Niendorf (vgl. Jahrb. VIII, S. 220), und die Fürsten von Werle waren bis zu ihrem Aussterben um die kleine Kirche des an Werle grenzenden Dorfes Mistorf bemüht (vgl. Jahrb. VI, S. 96). Zwar haben die Urkunden bis jetzt noch keine Nachricht über Ritterlehen in diesen Dörfern gegeben; die Dörfer erscheinen, soweit die Nachrichten reichen, immer als Bauergut; aber es liegt doch die Wahrscheinlichkeit nahe, daß in den ersten Zeiten des Christenthums auf den Feldern des ehemaligen Fürstengutes zur Burg Werle Ritterhöfe errichtet wurden.

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Von dieser Ansicht geleitet, hat der frühere Herr Amtsverwalter Balck zu Schwan, jetzt Revisionsrath zu Schwerin, ein scharfes Augenmerk auf diese Dörfer gehabt und ist auch so glücklich gewesen, diese Ansicht bestätigt zu finden. "In jetzt trocken gelegten Seebecken östlich bei Mistorf liegen zwei kleine Erdhügel, etwa 30 Ruthen von einander entfernt, mit Fundamentfelsen gefüllt, welche theils noch regelrecht gestreckt lagen, theils durch einander geworfen und rings umher von Bruchstücken großer mittelalterlicher Mauersteine umgeben waren. In dem einen Hügel, dessen Steine schon früher vielfach zu Bauten benutzt sind, hat sich nie etwas Bemerkenswerthes gefunden. In dem andern Hügel wurden aber im Herbst 1863 beim Ausgraben von Steinen in einer Tiefe von 5 Fuß unter Bauschutt viele mittelalterliche Geräthe" gefunden, welche der Herr Amtsverwalter Balck an sich nahm und mit dem vorstehenden Berichte an den Verein einsandte.

Die gefundenen eisernen Alterthümer sind folgende:
ein starker Bolzen mit Nagel;
ein Riegel mit Schloßblech;
ein Sporn;
ein kleines Hufeisen;
eine große Spange;
ein Beschlag mit Gelenk;
eine Stange;
ein starkes Stämmeisen.

Alle diese eisernen Alterthümer deuten sowohl durch ihre Form, als durch den Rost auf das christliche Mittelalter früherer Zeit.

Außerdem ward noch
ein Gewürzfaß von Sandstein,
oder wie wir sagen würden: ein Pfeffer= und Salzfaß, gefunden, welches durch seine Form sehr beachtenswerth und bisher wohl noch nicht beobachtet ist. Es sind sehr regelmäßig und sauber drei runde, mit einander verbundene Gefäße  , welche auf einem dreieckigen Fuße stehen; das Ganze ist aus einem Stein gehauen und sinnreich angeordnet. Das Ganze ist 5 3/4 Zoll hoch und 7 Zoll breit und die drei Gefäße sind jedes 2 1/2 Zoll tief und ebenso weit. Das Ganze ist freilich schwer und derbe, aber wohl zu altmittelalterlichem Geräthe passend, und es dürfte sich kaum ein anderer Zweck als der angegebene ermitteln lassen.

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Es leidet also wohl keinen Zweifel, daß diese Stätte eine alte mittelalterliche Burgstätte gewesen ist.

G. C. F. Lisch.