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V.

Ueber

die Johanniter-Comthureien Mirow und Nemerow

und

die Priorei Braunschweig.

Nachträge.

Von
Dr. G. F. C. Lisch.

Mit zwei Holzschnitten.

In den Jahrbüchern sind wiederholt, namentlich in Jahrgang II. und IX., die im Lande Stargard, dem jetzigen Großherzogthum Meklenburg=Strelitz, gelegenen Johanniter=Comthureien Mirow, Nemerow und Gardow (Comthurei) behandelt, von denen Gardow wohl eine alte Stiftung war, aber bald mit Nemerow verbunden ward. Außerdem wird die Johanniter=Priorei zu Braunschweig oft in nähere Verbindung mit den meklenburgischen Johanniter=Stiftungen gesetzt. So war im J. 1302 der Stifter der Comthurei Nemerow, verbunden mit Gardow, Ulrich Swave zugleich Comthur von Braunschweig, Nemerow und Gardow (vgl. Jahrb. IX, S. 32 und flgd.). Aber wenn auch die Güter der verschiedenen Stiftungen immer getrennt verwaltet wurden, so scheint doch die Regierung der Ordenshäuser oft willkürlich verschiedenen Personen ohne Rücksicht auf die Comthureien anvertraut gewesen zu sein. Ulrich Swave war z. B. 1298 Comthur zu Nemerow und Braunschweig; während aber 1322 Georg v. Kerkow nur Comthur zu Nemerow war (vgl. Jahrb. IX, S. 264), war 1313 der bisher unbekannte Heinrich Korff Comthur zu Mirow und wahrscheinlich zu Braunschweig. Dies geht aus folgender von dem Herrn Archivrath v. Mülverstedt zu Magdeburg im herzoglich=

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sächsischen Archive entdeckten Urkunde 1 ) hervor. Am 13. Decbr. 1313 schloß nämlich Heinrich Korff, Johanniter=Comthur zu Mirow, mit dem S. Antonius=Hause Lichtenburg (in Sachsen) einen Vergleich, durch welchen er die zwischen ihnen streitig gewordene Kirche der Stadt Prettin (in Sachsen) dem genannten Antoniter=Hause abtrat. Diese Kirche liegt nun sehr weit von Mirow. Vielleicht erklärt sich diese Abtretung aber dadurch, daß die Kirche zu Prettin zu dem näher gelegenen Ordenshause Braunschweig gehört hatte; denn Heinrich Korff datirt die Unkunde auf seinem Hofe Braunschweig ("datum in curia nostra Bruneswich"). Es scheint hieraus hervorzugehen, daß Korff auch Comthur zu Braunschweig war. Dieses engere Verhältniß zwischen den Ordenshäusern Mirow und Braunschweig läßt sich noch in jungem Zeiten verfolgen; so z. B. verlieh am 17. April 1553 der Johanniter=Ordensmeister dem Joachim v. Holstein die Comthurei Nemerow und die Priorei Braunschweig, so wie die Anwartschaft auf die Priorei Goslar.

Es wird bei dieser Gelegenheit jetzt willkommen sein, die im Staats=Archive zu Schwerin in neuern Zeiten entdeckten Siegel, die ältesten bildlichen Denkmäler, der

                   Comthurei Mirow.     Comthurei Nemerow
                       1359. Juli 13.             1347. Septbr. 29.


1) Vgl. den Abdruck in der Anlage.
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Comthureien Mirow und Nemerow, in den hierbei stehenden Abbildungen kennen lernen zu können.

Anlage.

Die Johanniter=Comthurei Mirow tritt dem Antoniter=Ordens=Hause Lichtenburg (in der preußischen Provinz Sachsen) die zwischen ihnen streitig gewordene Kirche zu Prettin (in derselben Provinz) durch Vertrag ab.
D. d. Braunschweig. 1313. Decbr. 13.

Nos frater Henricus dictus Korf commendator domus in Mirowe totusque conuentus ibidem, ordinis hospitalis sancti Johannis Jerosolimitani, tenore presentium recognoscimus publice profitentes, quod omnis dissentionis et discordie materia, que inter nos et fratres ordinis nostri, ex vna, et religiosos viros et fratres ordinis sancti Anthonii, parte ex altera, vertebatur super ecclesia in Prethin et iure ipsius, prout subiungitur per compositionem amicabilem finita est totaliter et sopita, ita videlicet quod nos et fratres nostri antedicti, nostro et ordinis nostri nomine, omni iuri et actioni, que nobis auf ordini nostro in ipsa ecclesia in Prethin aut prouentibus seu iuribus ipsius vndecumque seu qualitercumque conpetebant, voluntarie ac beniuole renunciauimus: immo sine omni exceptione iuris uel facti, legum uel canonuni, eadem ecclesia omni iure presenti et futuro, si quod habuimus, in fratres et ordinem sancti Anthonii predictos per nos et ordinem nostrum plenarie est translata. Ne etiam renunciatio et translatio huiusmodi a quoquam calumpniari in posterum poterit vel infringi, nos Henricus dictus Korf commendator et conventus predicte domus bona fide promittimus ac nos presentibus obligamus, quod si medio tempere in curia Romana in causa dicte ecclesie, que ibidem ventilatur, seruatis quibuscumque processibus, pro ordine seu fratribus nostris aut contra ipsos sententia tuerit promulgata, nichilominus tamen ea, que premissa et ordinata sunt, ordo et fratres nostri iam dicti omnia et singula nullo quesito colore inuiolabiliter obseruabunt. Super quibus etiam magister ordinis nostri suas patentes litteras eins sigillo sigillatas ordini et fratribus sancti Anthonii supradictis ad maiorem premissorum euidenciam erogabit atque laudabit, approbabit, ratincabit et ex certa scientia confirmabit. In

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quorum omnium euidens testimonium sigillum nostre domus in Mirowe predicte seu conuentus presentibus est appensum. Actum et datum in curia nostra Bruneswich, anno domini millesimo CCC° vicesimo tercio, idus Decembris.

Nach dem Originale mit fehlendem Siegel aus dem Antoniter=Ordens=Hause zu Lichtenburg im Sachsen=Ernestinischen Commun=Archiv zu Weimar s. R. Reg. Or pag. 748. B. No. 9. mitgetheilt durch den Herrn Archivrath v. Mülverstedt zu Magdeburg.



In dem Stadt=Zeugebuche von Wismar, 1518-1530, wird 1528, sonnavendes Marci euangeliste, "Jurgen Rauen compter thor Mirow" als fürstlicher Commissar in einem Streite zu Wismar genannt. Dieser bisher unbekannte Comthur wird also zwischen Melchior Barffus (1514-1527) und Liborius von Bredow (1528-1541) einzuschieben sein. Vgl. Jahrb. II, S. 84, flgd. - Dr. Crull.

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