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Bronzene Leuchter=Figur von Rostock.

Vor mehr als zehn Jahren hörte ich wiederholt, oft als Geheimnis, daß auf dem Hofe der Haack'schen Gießerei in

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Rostock sehr tief eine sonderbare Figur von Metall aufgefunden sei, welche hin und wieder auch wohl für ein Götzenbild ausgegeben ward. Auf genauere Erkundigung ergab sich auch die Richtigkeit des Fundes und durch die Vermittelung des Herrn J. Tiedemann zu Rostock ward mir die Gelegenheit verschafft, den Fund selbst genau zu sehen, dessen Anblick zwar meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, aber die Hoffnung auf ein Götzenbild wieder zerstörte. Die Figur ist in Rostock auf dem sogenannten Beguinenberge auf dem Glockengießerhofe, der zu der Eisen= und Glockengießerei des Herrn Kaufmanns Kühl (Firma C. Haack u. Sohn) gehört, vor mehreren Jahren beim Graben eines Brunnens 30 Fuß tief gefunden. Die Figur, welche aus mittelalterlicher Bronze gegossen ist, stammt ohne Zweifel aus dem norddeutschen Mittelalter und stellt nach meiner Ansicht einen Leuchter oder einen Lichthalter dar. Auf einem gegen 2" hohen und 3 1/2" breiten Untersatze in Form eines mittelalterlichen Dreipasses auf drei Beinen, steht eine etwa 7" hohe Figur in Gestalt eines Ritters, welcher beide Arme gekrümmt vor sich hält; die Hände sind in Gestalt eines Oehres geschlossen und durchbohrt, so daß von oben herab eine Stange durchgesteckt werden kann. Die rechte Hand reicht über den Untersatz hinaus, die linke Hand aber steht über dem Untersatze, welcher grade unter der Hand auch durchbohrt ist, so daß der Ritter mit der linken Hand eine jetzt fehlende Stange gehalten hat, welche wahrscheinlich einen Leuchter getragen hat. Die Figur des Ritters ist nach alter Weise dargestellt. Sie ist mit einem eng anschließenden Wappenrock gekleidet, welcher bis über die Hüften geht; tief um die Hüften trägt er einen Rittergürtel; der Kopf ist mit einer eng anschließenden Helmkappe bedeckt, welche über Schultern, Brust und Rücken herabfällt; von der Spitze der Kappe fällt ein Riemen auf den Rücken hinab; die Füße sind mit langen, seitwärts gebogenen Schnabelschuhen bekleidet. Nach dieser Bekleidung kann es nicht zweifelhaft sein, daß diese Figur einen Ritter vorstellen soll und aus dem Mittelalter stammt.

Herr J. Tiedemann hat die große Freundlichkeit gehabt, in seiner lithographischen Anstalt von der ganzen Figur zwei Zeichnungen, von der Vorderseite und von der Hinterseite, nehmen zu lassen und dieselben dem Vereine zu schenken.

G. C. F. Lisch.

Ornament