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d. Alterthümer anderer europäischer Völker


Steinalterthümer von Lydien.

Der Herr Dr. Hermann Stannius (aus Rostock), Kaiserlich=Deutscher Consulats=Verweser zu Smyrna, schenkte im September 1874 den Schweriner Sammlungen eine Sammlung von Steinalterthümern, welche in Lydien bei Sardes 1 ), der ehemaligen Hauptstadt des Königs Krösus, im Gygäischen See gefunden sind 2 ) und "durch Zufall" in seinen Besitz gekommen waren.

Die Sammlung besteht aus 37 kleinen steinernen Keilen (oder Beilen, oder Meißeln), welche zwischen 12 und 4 Cent. (4 1/2 und 1 1/2 Zoll) lang und zu einem großen Theile breit gestaltet sind. Alle sind sorgfältig gearbeitet und auf der ganzen Oberfläche polirt, die meisten mit regelmäßig nachgeschliffener Beilschneide. Fast alle sind unversehrt, nur wenige zeigen geringe Spuren vom Gebrauch. Die Bearbeitungsweise ist wie bei allen Völkern, welche eine Steinzeit gehabt haben, wie z. B. im Norden Mitteleuropas, in der Schweiz u. s. w.

Das Gestein aller Keile ist "schwarzer Kieselschiefer", der seit alten Zeiten sog. Lydische Stein, welcher noch jetzt unter dem Namen "Probierstein" von den Goldarbeitern zum probiren des Goldes gebraucht wird. Die Farbe ist vor=


1) Auf der Stelle von Sardes stehen nach zuverlässigen Reiseberichten nur noch zwei Häuser.
2) Auch die Münchener Anthropologische Gesellschaft erhielt "Steinbeile" aus dem "Gygäischen See bei Sardes" von dem Schwedischen Viceconsul Spiegelthal zum Geschenke. Vgl. Correspondenz=Blatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 1874, August, Nr. 8, S. 57.
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herrschend schwarz, nur wenige Stücke sind dunkelbraun. - Wahrscheinlich sind zu den Geräthen passende Geschiebe oder Gebirgstrümmer benutzt, sie sind also durch die Natur vorgearbeitet, wie hin und wieder Schichtungs= oder Spaltungsfurchen anzeigen, welche durch das Poliren nicht ergriffen sind.

Diese Alterthümer geben wohl den unzweifelhaften Beweis, daß die Steinzeit vor langen Zeiträumen auch in Klein=Asien geherrscht hat, bevor sich das bekannte reiche und üppige Leben in Lydien entfaltete.

Die Auffindung dieser steinernen Alterthümer in einem See dürfte auch die Vermuthung berechtigen, daß diese Alterthümer Reste eines uralten Pfahlbaues sind.

G. C. F. Lisch.

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