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Bronzefund von Hinzenhagen.

Im Anfange des Frühlings 1875 ward auf der Feldmark des dem Herrn Grafen Hahn auf Kuchelmiß ge=

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hörenden Gutes Hinzenhagen bei Krakow ein seltener Bronzefund gemacht und für den Verein gewonnen. Es ward im Gehölze aus einem vormaligen Wasserloche Modererde als Dünger ausgegraben. Nachdem ungefähr 400 Fuder Moder ausgegraben waren, sah der die Ausgrabung leitende Guts=Inspector Schwager in einer Tiefe von ungefähr 4 Fuß neben Thierknochen und "viel Holz" auf einer Stelle beisammen viele Alterthümer liegen, welche derselbe sammelte und rettete. Unter dieser Moderschicht lag eine Schicht von "Moos", ungefähr 1 1/2 Fuß dick, und darunter weiße (wahrscheinlich mergelige) Erde, welche auch noch brauchbar war. Herr Schwager überbrachte die Alterthümer dem Gutsherrn Herrn Grafen Hahn, welcher sie jedoch dem Herrn Schwager schenkte. Im Anfange des Monats März sah der reitende Gensdarm Brinckmann II. zu Krakow auf einem Rundritt diese Alterthümer in Hinzenhagen und berichtete über den Fund eingehend an das Gensdarmerie=Commando zu Schwerin, welches mir den Bericht zur Kenntnißnahme mittheilte. In Folge dieser Vorgänge wandte ich mich an den Herrn Inspector Schwager, welcher auf meine Vorstellung und Bitte den ihm jetzt gehörenden Fund dem Vereine zum Geschenke machte.

Die Alterthümer bestehen zum größten Theil aus Bronze und gehören ohne Zweifel der jüngeren Bronzezeit an.

Die gefundenen Alterthümer sind folgende.

I. Bronzene Alterthümer, alle ohne Rost.

2 Diademe, mit schrägegestreiften Querreifen verziert, eines zerbrochen.

42 kleine Hütchen, ("tutuli"), 2 1/2 Centim. hoch, davon 36 gleich groß und verziert, 6 etwas kleiner.

30 dünne geschlossene Ringe von 3 Cent. Durchmesser und 3 Millimeter Dicke; von diesen Ringen sind 3 mal 3 Stück in einen vierten und 2 mal 2 Stück in einen dritten lose gehängt, ohne daß eine Spur von Oeffnung oder Löthung zu finden wäre, müssen daher so ineinanderhangend gegossen sein; 12 Stück sind einzeln.

2 kleine, dünne gewölbte Knöpfe von 2 1/4 Cent. Durchmesser, unten mit einer Oese.

2 dünne und schmale, halboffene Armringe, auf der Oberfläche mit Strichen und Puncten verziert, in 6 Stücke zerbrochen.

18 dünne, zusammengerollte und platt gedrückte Bronze=Bleche von 2 1/2 bis 3 1/2 Cent. Länge und 4 bis 5 Cent.

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Breite, vielleicht Bekleidung oder Beschlag von Riemen oder dgl.

II. Außerdem wurden noch einige andere Alterthümer gefunden, welche wohl einer frühern Zeit angehören:

1 Streitaxt von Hirschhorn mit einem runden Schaftloche; die Beilschneide ist abgebrochen.

1 kleiner Schmalmeißel aus Feuerstein, roh zugehauen und nur an der Schneide geschliffen, 7 1/2 Centim. lang und 2 1/2 Cent. breit.

3 Scherben von großen thönernen Töpfen, welche nach heidnischer Weise bereitet und nicht verziert sind, vielleicht der Bronzezeit angehörig.

III. Endlich wurden auch mehrere kleine zerbrochene Thierknochen, z. B. vom Schaf, gefunden, darunter auch 2 kleine Pferdezähne.


Besondere Aufmerksamkeit erregen die 96 Bronzen. Der Fund gleicht an Styl, Arbeit und Zahl den beiden merkwürdigen Funden von Holzendorf (Jahrb. XXXIV, S. 220) und von Ruthen (Jahrb. XXXIX, S. 127), welche unter gleichen Umständen gemacht wurden. Diese beiden letzteren Funde sind nach unverkennbaren Zeichen ohne Zweifel Gießstätten der jüngeren Bronzezeit. In dem vorliegenden Funde von Hinzenhagen ist aber keine Spur von Gießerarbeit zu entdecken. Jedoch gehört der Fund sicher derselben Zeit an. Wahrscheinlich bildet der Fund den Vorrath eines Händlers, der vielleicht auch ein Gießer war und an der Fundstelle in einem Pfahlbau wohnte, wie aus dem "vielen Holz" in dem Moder, auch aus den Topfscherben und den Thierknochen zu schließen sein dürfte.

G. C. F. Lisch.