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Inhalt:

B.

Jahrbücher

für

Alterthumskunde.


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I. Zur Alterthumskunde

im engern Sinne.


1. Vorchristliche Zeit.

a. Steinzeit


Hünengrab von Kronskamp.

Nachtrag zu Jahrb. XXXIX, S. 115.

Das Steingrab (Dolmen) zu Kronskamp bei Lage ist in Jahrb. a. a. O. nach einem mündlichen Berichte des Herrn Pächters Witt beschrieben. Herr Witt hat später folgende genauere schriftliche Mittheilungen über das Grab gemacht. Das Grab stand in der großen Wiese des Reknitzthales, 80 Fuß vom Acker entfernt, am Fuße eines ziemlich hohen Berges, den man dort den Tempelberg nennt. Das Grab war ungefähr 8 Fuß lang und 6 Fuß breit und von mächtigen, glatten Granitblöcken aufgebauet; der Deckstein, welcher leider gesprengt ward, war "von ungeheurer Größe". Die Ecken des Grabes waren mit kleinern Steinen verzwickt. Der Feuersteinkeil, ein "Streitkeil" welcher in dem Grabe Pfunden ward und jetzt vom Herrn Witt eingesandt ist, ist 15 Centimeter (6 1/4 Zoll) lang und sehr schön polirt und scharf geschliffen, ein Zeichen, daß auch in großen, alten Steingräbern polirte Feuerstein=Geräthe vorkommen.

G. C. F. Lisch.


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Hirschhorn= Streitaxt von Lüsewitz.

Der Herr Landsyndicus a. D. Groth zu Rostock schenkte, durch Vermittelung des Herrn Amtmanns Burchard, eine Streitaxt aus Hirschhorn, welche im Herbst 1874 im Torfmoor zu Lüsewitz bei Rostock gefunden ist. Die Axt, aus dem Rosen= oder Wurzelende eines starken Hirschhorns, ist 12 Centimeter lang. Das Schaftloch ist unten viereckig und oben oval, vielleicht um zur bessern Befestigung des Schaftes hölzerne Keile von unten einzutreiben.

G. C. F. Lisch.


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Feuerstein=Zapfen von Neukloster.

Nachtrag zu Jahrb. XXXIX, S. 117.

Ueber die zu Neukloster auf dem Felde gefundenen Feuerstein=Zapfen oder Spitzen, erachtet der Herr Geheime Regierungsrath und Conservator von Quast auf Radensleben bei Neu=Ruppin, unser verehrtes correspondirendes Mitglied, zur Erklärung im Januar 1875 Folgendes. "Bis in sehr neue Zeit hinein war es hier üblich, daß der hier noch jetzt wie in Meklenburg herrschende Haken (nur im Lande Ruppin und Löwenberg 1 ) an dem Unterholze, das auf der Erde streift" (in Meklenburg Hakenhöft und Resterbrett) an der Unterseite mit Löchern eingebohrt ward, in welche möglichst passende Feuersteinzapfen eingelassen wurden, die das Holz gegen das Verreiben durch die Erde schützten; erst neuerlich hat man statt dessen Eisenschienen untergelegt. Sollten die zu Neukloster gefundenen Feuersteinzapfen nicht zu diesem Zweck gedient haben, da der Meklenburgische Haken mit dem hiesigen völlig identisch ist"? - (In südöstlichen Ländern Europas sollen ähnliche Splitter und Zapfen aus Feuerstein auch zu Vorrichtungen zum Korndreschen verwandt werden).

Ornament

1) Im Havellande herrscht nur der Pflug.
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b. Bronzezeit


Kegelgrab von Gädebehn Nr. 2.

In dem Forstrevier von Gädebehn bei Crivitz stand nicht weit von dem 1873/74 aufgedeckten, in den Jahrb. XXXIX, S. 125 beschriebenen Kegelgrabe ein ähnlicher, größerer Hügel, auch ein Kegelgrab. Der runde Hügel war sehr breit und 4-5 Fuß hoch, am Rande umher auch mit größeren "Feldsteinen" eingefaßt und fast ganz mit "Feld=

Handbergen

steinen" (erratischen Geschieben) angefüllt. Der Hügel ward von vielen Arbeitern unter sorgsamer und theilnehmender Leitung und Aufsicht des Herrn Försters Kolbow zu Gädebehn im Winter 1874/75 abgetragen und erwies sich ebenfalls als ein Kegelgrab der Bronzezeit. Auf dem Boden lagen:

neben größern, also nicht verbrannten Menschenknochen, welche aber sehr morsch waren und zerbrachen,

zunächst folgende voll gegossene, schön verzierte Alterthümer aus Bronze, welche mit edlem Rost bedeckt sind, im Gesammtgewicht von 4 Pfund:

zwei gleiche sogenannte "Handbergen", Armringe mit zwei auslaufenden Spiralplatten, wie sie in Meklenburg häufig gefunden und hieneben und Frid. Franc., Taf. IV

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abgebildet sind, freilich etwas zerbrochen, aber doch in den Bruchstücken vollständig vorhanden;

zwei gleiche breite, flache Armringe, mit Schrägestrichen ganz so verziert, wie die Ringe an den Handbergen, also diesen gleich, wie Frid. Franc., Taf. XXII, Fig. 8,

zwei gleiche schmälere und dickere Armringe, von ovalem Durchschnitte, mit Querstrichen verziert, wie sie in Meklenburg in Kegelgräbern der älteren Bronzezeit häufig gefunden sind, wie Frid. Franc., Taf. XXII, Fig. 5.

Auf den Spiralplatten der Handbergen standen zwei kleine, hellbraune, thönerne Urnen:

eine ganz kleine Urne mit einem kleinen Henkel, 3 1/2 Zoll hoch, welche jedoch zerbrochen war, aber in einer senkrechten Hälfte noch erhalten ist,
   und eine großere Urne, welche jedoch ganz zerfallen war.

goldener Fingerring

Bei diesen Alterthümern lag ein spiralförmig gewundener goldener Fingerring von doppeltem Golddrath von 5 bis 6 Windungen, von der Gestalt der hieneben stehenden Abbildung, 10 Gramm schwer. Die beiden Enden sind geschlossen. An einem Ende sind einige Gruppen von kleinen, dünnen Querstrichen eingefeilt oder eingeritzt. Goldene Fingerringe dieser Art sind in Meklenburg nicht sehr selten vorgekommen. Der vorliegende Ring ist sehr enge und paßt nur auf einem dünnen Finger, kaum auf einem dünnen kleinen Finger einer kleinen Manneshand.

Der Herr Förster Kolbow hat alle diese Alterthümer zur großherzoglichen Sammlung eingereicht.

Nach Metall, Form, Arbeit, Verzierung und Rost der Alterthümer gehört dieses Grab ohne Zweifel der älteren Bronzezeit an, wie solche Gräber in Meklenburg sehr häufig beobachtet sind, namentlich noch in den letzt verflossenen Jahren in der Gegend zwischen Parchim und Sternberg. Alterthümer wie die hier beschriebenen sind in den Schweriner Sammlungen, mit Nachweisungen, zahlreich vorhanden.

Nach der Mehrzahl der Alterthümer war dieses Grab ein Frauen grab. Sollte diese Vermuthung richtig sein, so würden die bisher noch nicht sicher bestimmten bronzenen sogenannten Handbergen auch zum Frauenschmuck gehören.

G. C. F. Lisch.


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Bronze Messer von Crivitz.

Im Sommer 1874 ward im Torfmoor der Stadt Crivitz 6 bis 7 Fuß tief ein Messer von Bronze, ohne Rost,

gefunden und von dem Herrn Burgemeister Kothé zu Crivitz dem Vereine geschenkt. Das Messer, ohne Zweifel zu Handarbeiten bestimmt, ist ein sogenanntes Rasirmesser, von der bekannten Gestalt, wie solche Messer im Frid. Franc. Taf. XVIII, und in Worsaae Nord. Olds. Taf. 36 abgebildet sind. Das Ende des dünnen, drathartigen Griffes scheint in einen kleinen Thierkopf, Hunde= oder Pferdekopf, mit langem Maul und Ohr auszulaufen; diese Bildungen können aber auch die Gußzapfen sein. Beim Putzen haben die Finder den Griff leider abgebrochen.

G. C. F. Lisch.


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Bronze=Messer von Schwerin.

Der Herr Gürtler Günther zu Schwerin schenkte ein seltenes Bronze=Messer, welches er mit altem

Messing zum Einschmelzen gekauft hatte. Leider ist die Spitze abgebrochen und verloren gegangen. Die Klinge ist ungefähr 4 Zoll oder 9 Centimeter lang gewesen und sichelförmig geschweift, hat also sicher als Messer gedient. Dieses Messer ist dadurch selten, daß der dünne stangenförmige Griff am Ende gespalten und spiralförmig einwärts gerollt ist, wie die Enden mancher Schwertgriffe, welche ebenfalls selten sind; vgl. Worsaae Nordisk. Oldsager, Taf. 31, Nr. 134 bis 136. Das Messer gleicht im Griffe den in Worsaae a. a. O. Taf. 33 Nr. 154 und 155 abgebildeten "vermeintlich symbolischen Nachbildungen von Schwertern", welche auch wohl Messer sein werden. Unser vorliegendes Exemplar ist nach der Gestalt der einschneidigen und geschweiften Klinge sicher ein Messer.

G. C. F. Lisch.


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Bronzefund von Hinzenhagen.

Im Anfange des Frühlings 1875 ward auf der Feldmark des dem Herrn Grafen Hahn auf Kuchelmiß ge=

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hörenden Gutes Hinzenhagen bei Krakow ein seltener Bronzefund gemacht und für den Verein gewonnen. Es ward im Gehölze aus einem vormaligen Wasserloche Modererde als Dünger ausgegraben. Nachdem ungefähr 400 Fuder Moder ausgegraben waren, sah der die Ausgrabung leitende Guts=Inspector Schwager in einer Tiefe von ungefähr 4 Fuß neben Thierknochen und "viel Holz" auf einer Stelle beisammen viele Alterthümer liegen, welche derselbe sammelte und rettete. Unter dieser Moderschicht lag eine Schicht von "Moos", ungefähr 1 1/2 Fuß dick, und darunter weiße (wahrscheinlich mergelige) Erde, welche auch noch brauchbar war. Herr Schwager überbrachte die Alterthümer dem Gutsherrn Herrn Grafen Hahn, welcher sie jedoch dem Herrn Schwager schenkte. Im Anfange des Monats März sah der reitende Gensdarm Brinckmann II. zu Krakow auf einem Rundritt diese Alterthümer in Hinzenhagen und berichtete über den Fund eingehend an das Gensdarmerie=Commando zu Schwerin, welches mir den Bericht zur Kenntnißnahme mittheilte. In Folge dieser Vorgänge wandte ich mich an den Herrn Inspector Schwager, welcher auf meine Vorstellung und Bitte den ihm jetzt gehörenden Fund dem Vereine zum Geschenke machte.

Die Alterthümer bestehen zum größten Theil aus Bronze und gehören ohne Zweifel der jüngeren Bronzezeit an.

Die gefundenen Alterthümer sind folgende.

I. Bronzene Alterthümer, alle ohne Rost.

2 Diademe, mit schrägegestreiften Querreifen verziert, eines zerbrochen.

42 kleine Hütchen, ("tutuli"), 2 1/2 Centim. hoch, davon 36 gleich groß und verziert, 6 etwas kleiner.

30 dünne geschlossene Ringe von 3 Cent. Durchmesser und 3 Millimeter Dicke; von diesen Ringen sind 3 mal 3 Stück in einen vierten und 2 mal 2 Stück in einen dritten lose gehängt, ohne daß eine Spur von Oeffnung oder Löthung zu finden wäre, müssen daher so ineinanderhangend gegossen sein; 12 Stück sind einzeln.

2 kleine, dünne gewölbte Knöpfe von 2 1/4 Cent. Durchmesser, unten mit einer Oese.

2 dünne und schmale, halboffene Armringe, auf der Oberfläche mit Strichen und Puncten verziert, in 6 Stücke zerbrochen.

18 dünne, zusammengerollte und platt gedrückte Bronze=Bleche von 2 1/2 bis 3 1/2 Cent. Länge und 4 bis 5 Cent.

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Breite, vielleicht Bekleidung oder Beschlag von Riemen oder dgl.

II. Außerdem wurden noch einige andere Alterthümer gefunden, welche wohl einer frühern Zeit angehören:

1 Streitaxt von Hirschhorn mit einem runden Schaftloche; die Beilschneide ist abgebrochen.

1 kleiner Schmalmeißel aus Feuerstein, roh zugehauen und nur an der Schneide geschliffen, 7 1/2 Centim. lang und 2 1/2 Cent. breit.

3 Scherben von großen thönernen Töpfen, welche nach heidnischer Weise bereitet und nicht verziert sind, vielleicht der Bronzezeit angehörig.

III. Endlich wurden auch mehrere kleine zerbrochene Thierknochen, z. B. vom Schaf, gefunden, darunter auch 2 kleine Pferdezähne.


Besondere Aufmerksamkeit erregen die 96 Bronzen. Der Fund gleicht an Styl, Arbeit und Zahl den beiden merkwürdigen Funden von Holzendorf (Jahrb. XXXIV, S. 220) und von Ruthen (Jahrb. XXXIX, S. 127), welche unter gleichen Umständen gemacht wurden. Diese beiden letzteren Funde sind nach unverkennbaren Zeichen ohne Zweifel Gießstätten der jüngeren Bronzezeit. In dem vorliegenden Funde von Hinzenhagen ist aber keine Spur von Gießerarbeit zu entdecken. Jedoch gehört der Fund sicher derselben Zeit an. Wahrscheinlich bildet der Fund den Vorrath eines Händlers, der vielleicht auch ein Gießer war und an der Fundstelle in einem Pfahlbau wohnte, wie aus dem "vielen Holz" in dem Moder, auch aus den Topfscherben und den Thierknochen zu schließen sein dürfte.

G. C. F. Lisch.


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Bronzeschwert von Sukow.

Im Jahre 1865 ward zu Sukow, A. Crivitz, beim Torfstechen im Moor ein Bronzeschwer t mit Griffzunge gefunden und an die großherzogliche Alterthümersammlung abgeliefert.

G. C. F. Lisch.


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Bronzeschwert von Warbelow.

Der Herr Gutsbesitzer Otto auf Warbelow bei Gnoien hat Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge für die Großherzoglichen Sammlungen ein zu Warbelow gefundenes Bronzeschwert zum Geschenk überreicht, welches vollständig wie neu erhalten und frei von Rost, also in einem Moor gefunden ist. Das Schwert ist wie gewöhnlich die Bronzeschwerter gestaltet, zweischneidig mit erhabenem Mittelrücken; jedoch hat die Klinge keine Längslinien zur Verzierung am Mittelrücken oder sonstige Verzierungen und Spuren von Griffbefestigung, sondern ist ganz glatt. Die Klinge ist ungefähr 26 Zoll lang; die Griffzunge, welche nur die Gestalt einer dünnen viereckigen Stange von ungefähr 3/4 Zoll Breite hat, ist ungefähr 6 Zoll lang.

G. C. F. Lisch.


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Bronzeschwerter von Dörgelin.

Zu Dörgelin bei Dargun wurden in der Waldung unter einem großen Steine zwei Bronzeschwerter gefunden und von dem Finder an das großherzogliche Amt Dargun und von diesem an das großherzogliche Antiquarium eingeliefert. Die Klingen sind von lebhaft grünem edlen Rost bedeckt und tief durchdrungen, so daß sie nur noch einen schmalen Erzkern haben; daher sind die Schneiden ganz abgebrochen. Die längste Klinge, welche in der Mitte beim Herausgraben aus der Erde zerbrochen ist, ist ungefähr 22 Zoll lang und hat einen mit Linien gut verzierten Mittelrücken. Die zweite Klinge ist 17 Zoll lang und hat zwar einen erhobenen Mittelrücken, ist jedoch ganz glatt.

G. C. F. Lisch.


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Bronzeschwert von Groß=Methling.

Auf einer Erbpachthufe zu Gr.=Methling bei Dargun ward beim Aufräumen eines Grabens ein kurzes Schwert von Bronze mit Griffzunge gefunden, und von dem Erbpächter dem wailand Herrn Staatsminister a. D. v. Lützow

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Exc. auf Boddin übergeben, welcher es an die Sammlungen zu Schwerin einschickte. Die zweischneidige Klinge, welche wohl erhalten ist, hat die gewöhnliche Form und eine Länge von nur 15 Zoll. Ein "kurzer Griff", welcher daran gewesen sein soll, ist leider verloren gegangen.

G. C. F. Lisch.


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Bronzeschwert von Rosenow.

Zu Rosenow, R. A. Stavenhagen, bei Bahnhof Mölln, Ward in einer Wiese beim Ziehen eines Grabens ein Bronzeschwert mit Griffzunge gefunden, welches von dem Herrn v. Blücher auf Rosenow dem Vereine geschenkt ward. Die vollständig erhaltene, scharfe Klinge, welche 24 Zoll lang ist, ist zweischneidig und hat einen erhabenen Mittelrücken, jedoch keine Ausbauchung in den Schneiden und keine Verzierungen. Die kurze Griffzunge, welche am Ende zerbrochen ist, bildet eine viereckige Stange ohne Nietlöcher.

G. C. F. Lisch.


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Bronzeschwert von Neuhof.

Zu Neuhof bei Zehna (bei Güstrow) ward im Jahre 1872 an einem Abhange, der früher mit Eichen bestanden war, in einer Tiefe von 4 bis 5 Fuß (also in einer ehemaligen Höhlenwohnung ?) in horizontaler Lage ein wohl erhaltenes Schwert von Bronze gefunden und von dem Gutsbesitzer Herrn Gösch geschenkt. Die zweischneidige Klinge ist gearbeitet wie sonst die Klingen der Bronzezeit und hat auf beiden Seiten einen durch Linien abgegrenzten Mittelrücken. Die Klinge ist 49 Centim. (20 1/4 Zoll) lang. Sie unterscheidet sich aber dadurch von allen bisher bekannten bronzenen Schwertklingen, daß sie, ohne Verbreiterung in der Mitte, spitz ausläuft und ungewöhnlich schmal ist; sie ist im größern Theil der Mitte nur 2 1/4 Centim. (ungefähr 1 Zoll) breit und ähnelt einer modernen, kurzen Degenklinge. Sie hat oben eine viereckige Griffzunge. Der Griff, welcher unzweifelhaft aus Holz und Leder gewesen ist, fehlt.

G. C. F. Lisch.

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c. Eisenzeit.


Begräbnißplatz von Naudin.

Beim Bau der Eisenbahn von Kleinen nach Lübek ward im Herbst 1868 zu Naudin bei Kleinen in einer Sandgrube ein sogenannter "Wendenkirchhof" aufgegraben, in welchem außerordentlich viele mit zerbrannten Menschengebeinen gefüllte Urnen standen, welche jedoch alle zerbrochen waren und beim Graben zertrümmert wurden. Nur ein Bruchstück von einer braunen dickwandigen Urne ohne Verzierungen mit einigen Knochen konnte der Gutsbesitzer Herr Strömer, welcher zu spät Nachricht von dem Funde erhalten hatte, einsenden. Nach der Urne zu schließen, gehörte der Begräbnißplatz der jüngeren Eisenzeit an. Sonstige Alterthümer sind nicht bemerkt worden. Herr Strömer berichtet über die Fundstelle Folgendes. Der Begräbnißplatz war ein Kiessandhügel (eine Horst) in einem trocken gelegten, kleinen, flachen See. Die Bestattungsweise war sehr ärmlich. Die zerbrannten Gebeine lagen zum Theil in Urnen, bald mit, bald ohne Schutzsteine, zum Theil aber auch nur in kleinen Gruben, welche mit Feldsteinen ausgesetzt waren. - Auch der Herr Kammer=Secretair Meyer zu Schwerin, der in seiner Jugendzeit zu Naudin gelebt hat, berichtet, daß schon früher an der bezeichneten Stelle oft Urnenscherben gefunden seien.

G. C. F. Lisch.


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Begräbnißplatz von Leussow.

Zu Leussow ward in neuern Zeiten nicht tief unter der Erdoberfläche ein Begräbnißplatz entdeckt, aus welchem viele Urnenscherben ans Licht gefördert wurden. Es gelang auch,

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eine ziemlich vollständige große Urne, hellbraun von Farbe und gegen 11 Zoll hoch, zu retten, welche durch die Fürsorge des Herrn Försters Dohse in das großherzogliche Antiquarium gekommen ist.

G. C. F. Lisch.


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Gläserner Spindelstein von Dämelow.

Herr von Storch auf Dämelow, bei Brüel, nördlich von Häven, fand auf seinem Gute nahe an der Ventschower Grenze auf dem Felde einen höchst seltenen Spindelstein oder Würtel und schenkte in richtiger Würdigung des Fundes denselben dem Verein.

Der Spindelstein ist von dunkelgrünem Glase, am Rande mit gelben Zickzacklinien oder Spitzen verziert. Die Arbeit ist ohne Zweifel römisch. Dieser Spindelstein gleicht also an Masse, Verzierung und Arbeit ganz dem zu Nieder=Rövershagen bei Rostock gefundenen und in Jahrb. XXXIX, S. 137 beschriebenen Exemplar; nur ist das Exemplar von Dämelow 1 ) kleiner und an Gestalt mehr ringförmig (2 Cent. im Durchmesser), während das Exemplar von Rövershagen dünner und scheibenförmig ist.

Beide Funde sind auch dadurch merkwürdig, daß die Fundorte 9 Meilen aus einander liegen; Dämelow liegt allerdings nur ungefähr eine Stunde von Häven, dem Fundorte vieler römischen Alterthümer.

Zu Dämelow sind schon früher blaue römische Glasperlen gefunden; vgl. Jahrb. XXXVIII, S. 152.

G. C. F. Lisch.


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Glasperlen von Toitenwinkel.

Auf dem großen Burgwall zu Toitenwinkel bei Rostock an der Warnow (vgl. Jahrb. XXI, S. 53) wurden


1) Die Sammlung des Vereins besitzt schon seit den ersten Jahren der Sammlung einen ähnlichen ringförmigen gläsernen Spindelstein aus dem sogenannten "Wendenkirchhof" von Leussow. Derselbe ist auch von dunkelgrünem Glase mit gelben Blumen in hellblauen Ranken. Vgl. Jahrb. V, B, 1840, S. 82.
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3 farbige Glasperlen gefunden und von dem Herrn Dr. Wiechmann zu Rostock erworben und geschenkt, nämlich:
     eine größere Perle von dunkelblauem Glase,
     eine kleine Perle von grünlichem Glase,
     eine Stangenperle bestehend aus 3 zusammengeschmolzenen,kleinen Perlen von grünlichem, opalisirenden Glase, mit einem durch alle drei grade durchgehenden kleinen Loche.
     Wahrscheinlich sind diese Perlen römischen Ursprungs.
     Nachträglich sei hier bemerkt, daß früher auf dem Burgwalle nichts gefunden ist, auch nach dem Berichte des theilnehmenden ehemaligen Pächters Sachse bei der "Abrajolung" des Burgwalls nichts.

G. C. F. Lisch.

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d. Alterthümer anderer europäischer Völker


Steinalterthümer von Lydien.

Der Herr Dr. Hermann Stannius (aus Rostock), Kaiserlich=Deutscher Consulats=Verweser zu Smyrna, schenkte im September 1874 den Schweriner Sammlungen eine Sammlung von Steinalterthümern, welche in Lydien bei Sardes 1 ), der ehemaligen Hauptstadt des Königs Krösus, im Gygäischen See gefunden sind 2 ) und "durch Zufall" in seinen Besitz gekommen waren.

Die Sammlung besteht aus 37 kleinen steinernen Keilen (oder Beilen, oder Meißeln), welche zwischen 12 und 4 Cent. (4 1/2 und 1 1/2 Zoll) lang und zu einem großen Theile breit gestaltet sind. Alle sind sorgfältig gearbeitet und auf der ganzen Oberfläche polirt, die meisten mit regelmäßig nachgeschliffener Beilschneide. Fast alle sind unversehrt, nur wenige zeigen geringe Spuren vom Gebrauch. Die Bearbeitungsweise ist wie bei allen Völkern, welche eine Steinzeit gehabt haben, wie z. B. im Norden Mitteleuropas, in der Schweiz u. s. w.

Das Gestein aller Keile ist "schwarzer Kieselschiefer", der seit alten Zeiten sog. Lydische Stein, welcher noch jetzt unter dem Namen "Probierstein" von den Goldarbeitern zum probiren des Goldes gebraucht wird. Die Farbe ist vor=


1) Auf der Stelle von Sardes stehen nach zuverlässigen Reiseberichten nur noch zwei Häuser.
2) Auch die Münchener Anthropologische Gesellschaft erhielt "Steinbeile" aus dem "Gygäischen See bei Sardes" von dem Schwedischen Viceconsul Spiegelthal zum Geschenke. Vgl. Correspondenz=Blatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 1874, August, Nr. 8, S. 57.
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herrschend schwarz, nur wenige Stücke sind dunkelbraun. - Wahrscheinlich sind zu den Geräthen passende Geschiebe oder Gebirgstrümmer benutzt, sie sind also durch die Natur vorgearbeitet, wie hin und wieder Schichtungs= oder Spaltungsfurchen anzeigen, welche durch das Poliren nicht ergriffen sind.

Diese Alterthümer geben wohl den unzweifelhaften Beweis, daß die Steinzeit vor langen Zeiträumen auch in Klein=Asien geherrscht hat, bevor sich das bekannte reiche und üppige Leben in Lydien entfaltete.

Die Auffindung dieser steinernen Alterthümer in einem See dürfte auch die Vermuthung berechtigen, daß diese Alterthümer Reste eines uralten Pfahlbaues sind.

G. C. F. Lisch.

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2. Christliches Mittelalter.


Bronzene Leuchter=Figur von Schwerin.

Der Verein ist vor Kurzem in den Besitz einer von jenen oft besprochenen Figuren von Messing gekommen, welche in Deutschland weit verbreitet sind. Es stellt eine 14 Centim. hohe männliche Figur mit ausgebreiteten Armen, in bloßen Haaren, mit kurzem Bart und mit einem kurzen Wams bekleidet dar. Der verstorbene Minister Freiherr v. Hammerstein hat in Jahrb. XXXVII, S. 173 flgd., mit 2 Tafeln Abbildungen, diese Figuren für "echte wendische Götzen" erklärt, wogegen sie in Jahrb. XXXIII, S. 238 flgd. als nicht seltene mittelalterliche Leuchter bestimmt sind. Unsere Figur gleicht am meisten den in Jahrb. XXXVII, Taf. II, Fig. 4, und Taf. I, Fig. 3 a und b abgebildeten Figuren. Unsere Figur ward vor ungefähr 40 Jahren in Schwerin beim Bau der Frankeschen Apotheke am altstädtischen Markte, Nr. 8, an der Ecke des Marktes und der Königsstraße, 16 Fuß tief unter der Oberfläche von dem verstorbenen Maurerparlier Pamperin zu Schwerin gefunden und 1875 aus dessen Nachlaß von dem Sohne desselben, Maurer Johann Pamperin, erworben. Die Figur ist ziemlich gut erhalten; nur der rechte Arm ist beim Finden von den Arbeitern zur Prüfung des Metalls abgeschlagen. Auf der linken Hand sitzt noch ein Niet, wahrscheinlich zur Befestigung einer nicht mehr vorhandenen Schale. Die Bestimmung der Figur kann wohl nicht zweifelhaft sein, namentlich wenn man die in Jahrb. XXXVII, Taf. II, Fig. 4 abgebildete, auf einem Dreifuß stehende Figur damit vergleicht. Auch unsere Figur hat unter dem linken Fuße einen hohen Absatz oder Zapfen zum Einlassen in ein Untergestell; der rechte Fuß ist beschädigt.

G. C. F. Lisch.


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Bronzene Leuchter=Figur von Rostock.

Vor mehr als zehn Jahren hörte ich wiederholt, oft als Geheimnis, daß auf dem Hofe der Haack'schen Gießerei in

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Rostock sehr tief eine sonderbare Figur von Metall aufgefunden sei, welche hin und wieder auch wohl für ein Götzenbild ausgegeben ward. Auf genauere Erkundigung ergab sich auch die Richtigkeit des Fundes und durch die Vermittelung des Herrn J. Tiedemann zu Rostock ward mir die Gelegenheit verschafft, den Fund selbst genau zu sehen, dessen Anblick zwar meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, aber die Hoffnung auf ein Götzenbild wieder zerstörte. Die Figur ist in Rostock auf dem sogenannten Beguinenberge auf dem Glockengießerhofe, der zu der Eisen= und Glockengießerei des Herrn Kaufmanns Kühl (Firma C. Haack u. Sohn) gehört, vor mehreren Jahren beim Graben eines Brunnens 30 Fuß tief gefunden. Die Figur, welche aus mittelalterlicher Bronze gegossen ist, stammt ohne Zweifel aus dem norddeutschen Mittelalter und stellt nach meiner Ansicht einen Leuchter oder einen Lichthalter dar. Auf einem gegen 2" hohen und 3 1/2" breiten Untersatze in Form eines mittelalterlichen Dreipasses auf drei Beinen, steht eine etwa 7" hohe Figur in Gestalt eines Ritters, welcher beide Arme gekrümmt vor sich hält; die Hände sind in Gestalt eines Oehres geschlossen und durchbohrt, so daß von oben herab eine Stange durchgesteckt werden kann. Die rechte Hand reicht über den Untersatz hinaus, die linke Hand aber steht über dem Untersatze, welcher grade unter der Hand auch durchbohrt ist, so daß der Ritter mit der linken Hand eine jetzt fehlende Stange gehalten hat, welche wahrscheinlich einen Leuchter getragen hat. Die Figur des Ritters ist nach alter Weise dargestellt. Sie ist mit einem eng anschließenden Wappenrock gekleidet, welcher bis über die Hüften geht; tief um die Hüften trägt er einen Rittergürtel; der Kopf ist mit einer eng anschließenden Helmkappe bedeckt, welche über Schultern, Brust und Rücken herabfällt; von der Spitze der Kappe fällt ein Riemen auf den Rücken hinab; die Füße sind mit langen, seitwärts gebogenen Schnabelschuhen bekleidet. Nach dieser Bekleidung kann es nicht zweifelhaft sein, daß diese Figur einen Ritter vorstellen soll und aus dem Mittelalter stammt.

Herr J. Tiedemann hat die große Freundlichkeit gehabt, in seiner lithographischen Anstalt von der ganzen Figur zwei Zeichnungen, von der Vorderseite und von der Hinterseite, nehmen zu lassen und dieselben dem Vereine zu schenken.

G. C. F. Lisch.

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II. Zur Baukunde.

Christliches Mittelalter

Kirchliche Bauwerke.


Die Kirche zu Lohmen.

Die Kirche zu Lohmen bei Dobbertin, zwischen Dobbertin und Güstrow, welche schon im Jahrb. XXI, S. 268 kurz geschildert ist, ist seit dem Jahre 1872 im Innern restauriert und hat dabei durch die Entdeckung eines reichen Schmuckes die Aufmerksamkeit im hohen Grade auf sich gezogen. Am Ende August 1872, nachdem die junge Kalktünche schon abgenommen war, habe auch ich die Freude gehabt, die Kirche genauer untersuchen zu können.

Die ganze Kirche, bestehend aus Chor, Schiff und Turm, bildet ein verhältnismäßig großes Rechteck von guten Verhältnissen und ist ganz aus Feldsteinen mit behauenen Sockeln aufgeführt; nur die Pforten und Fenster sind von Formziegeln eingesetzt.

Der Chor, mit rechtwinklig angesetzter, grader Ostwand, ein Gewölbe groß, ist im Uebergangsstyle ausgeführt, wohl noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Kirche des Dorfes, welches schon seit 1227 dem Kloster Dobbertin gehörte, jedoch wohl erst der Chor, stand schon im J. 1238,

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da in diesem Jahre der Schweriner Bischof Brunward dem Kloster Dobbertin das Archidiakonat über die Kirchen ("ecclesias") zu Goldberg, Lohmen, Ruchow, Karcheez und Woserin verlieh (vgl. Meklenb. Urk.=Buch I, Nr. 425); im J. 1263 nahm Papst Urban IV. das Kloster Dobbertin und dessen Güterbesitz und Rechte, darunter auch das Patronat ("jus patronatus") von Lohmen in seinen Schutz und Schirm (das. II, Nr. 983). Das Chorgewölbe hat Gewölberippen von quadratischem Durchschnitt, wie die ähnliche alte Kirche von Gägelow (vgl. Jahrb. XXIV, S. 336). In der Ostwand des Chores stehen neben einander 3 Fenster, in der Südwand 2, in der Nordwand 1 Fenster (das zweite fehlt wegen des Anbaues der Sakristei), alle schmal, schräge eingehend im Uebergangsstyl und außen durch einen Rundbogen gekuppelt. Der Chor ist im Innern durch einen breiten Gurtbogen (den "Triumphbogen") vom Schiffe getrennt.

Das Schiff, etwas jünger, im altgoethischen Style, ungefähr aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts, ist zwei Gewölbe lang und hat unter jedem Gewölbe an jeder Seite ein größeres dreitheiliges Fenster im gothischen Styl.

Die ganze Kirche ist im Innern mit festem, grauem Kalk geputzt, wie gewöhnlich die Meklenburgischen Feldsteinkirchen im Uebergangsstyl, und war in jüngeren Zeiten wiederholt "ausgeweißt", d. h. mit Kalk übertüncht.

Die Kirche hat also an den Wänden neben den Fenstern, die Thurmwand mitgerechnet, 15 größere Wandflächen.

Als zur festeren Restauration im Innern die dicke, jüngere Kalktünche abgenommen ward, entdeckte man zur großen Ueberraschung, daß ursprünglich die ganze Kirche mit farbigen Malereien geschmückt war, von denen noch viele Ueberreste vorhanden waren. Aber nicht allein die Gewölbe, Bogen und Rippen waren durch Malereien verziert, sondern auch alle größern Wandflächen mit figürlichen Gruppen in fast Lebensgröße bemalt. Der Raum unter den Fenstern ist nicht bemalt. Freilich stand es schon lange fest, daß die meisten der zahlreichen Kirchen im Uebergangsstyl im Lande mit Wandgemälden geschmückt waren. Aber die Bemalung der Kirche zu Lohmen ist wohl die reichste im ganzen Lande. Aehnlich bemalt war die ähnliche Kirche zu Lüssow (vgl. Jahrb. XXXV, S. 201 flgd.), jedoch bestanden die Bilder zumeist nur aus einzelnen großen Figuren.

Die Dobbertiner Klosterverwaltung beschloß, in richtiger Würdigung des seltenen Schatzes, die Malereien zu conser=

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viren und restauriren zu lassen, und übertrug die Restauration der Malereien dem Historienmaler Carl Andrea aus Dresden, welcher dieselbe auch im Jahre 1873 ausgeführt hat.

Andreä hat nach Vollendung der Arbeit die Malereien und Restaurationen im "Christlichen Kunstblatt für Kirche, Schule und Haus", 1874, Nr. 2, S. 18 flgd. beschrieben. Ich werde Gelegenheit haben, diese Beschreibung im Folgenden zu berücksichtigen. - Auch Herr Pastor Lierow zu Lohmen beabsichtigte im J. 1874 eine Geschichte der Restauration und eine Beschreibung seiner Kirche zum Besten einer Thurmuhr auszuarbeiten und herauszugeben. Aber leider ist am 3. Novbr. 1874 Abends das Pfarrgehöft mit dem Pfarrhause zu Lohmen völlig abgebrannt.

Im Folgenden liefere ich eine Beschreibung der Malereien. Ich werde dabei meine eigenen Anschauungen zum Grunde legen und die erwähnten Beschreibungen des Herrn Andreä dabei berücksichtigen, wobei ich bemerken muß, daß Herr Andreä manches, wo das Alte nicht mehr ganz klar war, verändert und auch Neues nach seinen Anschauungen gegeben hat, wie ich bei den einzelnen Bildern bemerken werde.

Die Malereien sind folgende.
Zunächst die Malereien des Chors.

Die quadratischen Rippen des Chorgewölbes waren geputzt und im Grunde roth und darauf mit weißen Ornamenten bemalt, welche alle verschieden sind, wie die gleichen Gewölberippen der Kirche zu Gägelow (vgl. Jahrb. XXIV, S. 339). Diese Bemalung ist also sicher sehr alt.

Die Gewölbekappen des Chores waren mit figürlichen Darstellungen bemalt und außerdem mit sehr schönen romanisirenden Arabesken, welche vielleicht aus der Zeit des Baues stammen.

In der östlichen Gewölbekappe über dem Altar war Christus als Weltenrichter in reicher Gruppirung erkennbar. Auch Andreä beschreibt dieses Bild des jüngsten Gerichts eben so. Andreä beschreibt dieses Gemälde nach dessen Restauration folgendermaßen. "Christus als Weltenrichter in lichtrothem Mantel auf doppeltem Regenbogen thronend, die Erde zum Schemel seiner Füße, rechts die Jungfrau Maria, links Johannes der Täufer, hinter Maria die Himmelsthür, der heilige Petrus und eine Schaar seliger unbekleidet eingehend, dieses Bild der Himmelsthür uralt; hinter dem Täufer der Höllenrachen, ein Gewimmel

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Unseliger von Teufeln in den flammensprühenden, mit langen Zähnen bewaffneten Schlund gezerrt; dieses Bild nicht primitiv. Reizend sind zwei Engel, welche aus dem rothen Linienbouquet des Schlußsteins ihre Posaunen herab erschallen lassen."

Die Gewölbe des Schiffes und die Wölbung des Triumphbogens sind nur mit Arabesken bemalt, welche jedoch von geringerm Werth und viel jünger sind, als die des Chorgewölbes.

Auf den Wänden war die Passionsgeschichte Christi in einer geschichtlichen Reihenfolge in lebendigen, fast lebensgroßen Gruppen dargestellt. Ein gedankenreicher Zusammenhang im geschichtlichen Fortschritte war nicht zu verkennen. Andreä meint, daß "Passionsspiele den Maler zu den sehr dramatischen Bildern lebhaft angeregt haben."

Nach meinen Anschauungen begannen die Passionsbilder auf der Nordwand des Chores am Triumphbogen, der Chorpforte gegenüber, gingen dann immer rechts fortschreitend über die Ostwand hinter dem Altare, setzten sich über die ganze Südwand fort und endigten an der Thurmwand im Westen; die nördliche Wand des Schiffes vom Thurm bis zum Triumphbogen zeigte einzelne Figuren.

Ich habe auf der Südwand erkennen können: Christus vor Pilatus, die Kreuztragung, die Kreuzerhöhung, die Kreuzigung (das Crucifix). Auf der Thurmwand ist die Kreuzabnahme dargestellt. Andreä nimmt eine andere Reihenfolge an, wobei auch wohl die von ihm geschaffenen neuen Bilder von Einfluß gewesen sein mögen. Er nimmt an, daß der Cyclus der biblischen Darstellungen auf der Ostwand hinter dem Altar beginnt und von hier zuerst nach links, dann nach rechts bis zur Thurmwand fortgeht. Er zählt dann folgende Bilder nach Nummern auf.

1) "War nicht mehr erkennbar, ich mußte neu schaffend vorgehen und malte: Christus wäscht dem Petrus die Füße."

2) "Das Abendmahl, theilweise vorhanden."
"Diese beiden ersten Bilder im Chorraum deuten auf den eben dort aufgestellten Altar und Taufstein."

3) "Christus im Gebetskampf am Oelberg, die drei schlafenden Jünger, der tröstende Engel, Alles leidlich erkennbar."

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4) "Der Kuß des Verräthers, der eifernde Petrus fast durchweg neu geschaffen."

5) "Christus vor Caiphas."

6) "Christus vor Herodes."

7) "Christus vor Pilatus (ecce homo)."

8) "Pilatus wäscht sich die Hände. Christus wird weggeschleift."
"Alle diese Bilder fast erloschen."

9) "Der Dorngekrönte im Purpurmantel mit dem Rohrscepter."

10) "An der Südwand des Schiffes die Kreuztragung; dieses Bild war am besten erhalten von allen."

11) "Die Kreuzannagelung, nur theilweise vorhanden."

12) "Das Crucifix. Maria und Johannes, rechts unter dem Kreuze Kriegsknechte, welche um den heiligen Rock würfeln."

"Hiemit schließen die biblischen Darstellungen. Die große Darstellung auf der Thurmwand, die Kreuzabnahme blieb unrestaurirt."

Auf der Nordwand des Schiffes, vom Thurm bis zum Triumphbogen waren einzelne Figuren dargestellt. Ich erkannte den H. Christoph (Nothhelfer), die H. Katharina (Nothhelferin) und die H. Maria Magdalene. Katharina und Magdalene sind auch auf dem alten geschnitzten Altar dargestellt und gehören ohne Zweifel zu den Local=Heiligen der Kirche. Der H. Christoph war in colossaler Größe bekanntlich in den meisten Kirchen am Eingange angebracht. .- Andreä fand hier "Spuren des Sündenfalls, des S. Christophorus und einer H. Magdalene, ganz unbekleidet von Engeln gehoben", und sagt: "nur den großen Christoph restaurirte ich; er mißt eine ganze Menge von Ellen."

Auf der großen Westwand des Triumphbogens war der H. Georg (Nothhelfer) zu Pferde dargestellt, wie er den Drachen tödtet, in colossaler Auffassung. Andreä sagt: "Den Zenith des Triumphbogens nahm ein heil. Georg ein: das lebensgroße Pferd und der riesige Drache grade mitten im Kirchenraum störten gewaltig; ich malte ihn tiefer seitwärts mehr nach unten, wo mir nur 2 Figuren gänzlich verlöscht waren, und an seiner Stelle componirte ich das Lamm mit der Siegesfahne, umgeben von den vier Evangelisten=Sym=

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bolen. Rechts und links abwärts folgen sich, hineingestellt in die rothe Ranke, Maria mit dem Christkind in einer Strahlenglorie, S. Barbara und der H. Georg, auf der andern Seite S. Catharina und zwei Bischöfe, welche der Pastor von Lohmen S. Augustin und Ansgar genannt hat." "Im Ganzen "restaurirte" Andreä 111 Figuren." Aus dem Voraufgehenden ergiebt sich jedoch, daß viele Figuren neu geschaffen" sind.

Ueber die Zeit und Art der Malerei äußert sich Andreä also. "Die Lohmener Bemalung datirt etwa aus dem Jahre 1450. Renaissance=Elemente kommen gar keine vor, sondern durchweg ältere Anklänge, sogar einige mit Pietät conservirte Stücke einer ältern Bemalung. Die ältere Bemalung scheint die sorgfältigere Technik des al fresco auf dem nassen Mörtel gewesen zu sein." - Ich möchte aber die Malereien für etwas älter halten.

Die Räume des westlichsten Gewölbes hatten mehrere Eigenthümlichkeiten, welche wohl einer besondern Aufmerksamkeit werth sind.

In der westlichsten Gewölbekappe stand ein ziemlich großes rothes Kreuz, in der Gestalt wie es auf dem Schilde des H. Georg gemalt zu sein pflegt, in den Ecken etwas ausgebogen. Das Kreuz Christi ist es nicht; es ist ein Ordenskreuz, steht jedoch auf einem kleinen Fuße. An ein Tempelherrenkreuz wird nicht zu denken sein, da dieses achtspitzig war und ein Zusammenhang mit dem Templerorden hier ganz ferne liegt. Möglich ist es, daß es auf irgend eine Weise mit dem Kloster Dobbertin zusammenhängt, welchem das Dorf Lohmen und das Kirchen=Patronat bis heute immer gehört hat. Bezug auf den Bau wird das Kreuz jedenfalls haben, da es das westlichste Bild in der Kirche ist. - Ueber dem Kreuze ist eine menschliche Büste mit einer Kappe oder einem Helm gemalt. - Vielleicht soll das Ganze hier wieder den H. Georg vorstellen.

Auf der westlichen Nordwand des Schiffes neben dem Thurme, also zum Theil unter dem rothen Kreuze, stehen mehrere Zeichen, welche ebenfalls Aufmerksamkeit verdienen. Zunächst dem Fenster steht ein Wappenschild in schwarzen Linien: auf einem Schilde zwei gekreuzte Lilienstäbe, ungefähr wie das Wappen in der Neu=Röbelschen Kirche, abgebildet in Jahrb. XXXIII, S. 155; nur haben die Stäbe in der Lohmenschen Kirche an allen Enden Lilien. Daneben scheint eine Inschrift gestanden zu haben; es ist jedoch davon nichts

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mehr zu erkennen. Unter diesem Wappenschilde steht ein Meklenburgischer Stierkopf mit sehr zottigem Halsfell. Daneben steht eines der bischöflichen Weihkreuze.

Dies ist der ungewöhnliche und großartige Schmuck der Kirche, welchen die Klosterverwaltung möglichst im alten Geiste wieder herzustellen bemüht gewesen ist, ein Unternehmen, welches ebenso schwierig, als verdienstlich war. In einem so großen Umfange ist bis jetzt noch keine Restauration im Lande ausgeführt.

Der alte Altar ist ein kleiner Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert. Die Mitteltafel enthält geschnitzte Figuren; die Flügel sind bemalt, jedoch in jungem Zeiten schlecht übermalt. Die Mitteltafel enthält folgende Figuren in der Ansicht:

Johannes d. T. Maria Bischof 
 mit dem ( S. Erasmus?)
S. Katharina. Christkinde. Maria Magdalena.

Johannes d. T. mit dem Lamm, S. Katharina mit Rad und Schwert, Maria Magdalena mit der Salbenbüchse; dem bischöflichen Bilde fehlen Hände und Attribute. - Andreä berichtet: "Anstatt des verstümmelten und verzopften alten Altarschreines, welchen wir als Antiquität an einer Seitenwand aufstellten, ward ein ganz neuer Altar hergestellt, ohne hohe Rückwand, mit würdigem Leuchter= und Crucifix=Schmuck."

Vor dem Altartische lag eine alte, sehr abgetretene Fußdecke mit leisen Spuren alter Kunstarbeit. Nachdem dieselbe umgekehrt war, zeigte es sich, daß die nach unten gekehrte Seite noch ziemlich gut erhalten und die Decke der Rest eines guten, alten Hautelisse=Teppichs etwa aus der ersten Hälfte des 16. Jahrh. war; es ist das untere abgeschnittene Ende eines großen Teppichs, welcher lebensgroße Figuren enthalten hatte. In der Ansicht rechts sind die Beine von zwei Männern mit sehr breiten Schuhspitzen, links der untere Theil des faltigen und schleppenden Kleides einer Frau zu sehen; dazwischen stehen zwei Kinder, deren Gestalten noch ganz erhalten sind. Unter den Kindern stehen 2 Wappen in Farben, Schilde und Helme: nach der Frau hin das Wappen der von Blücher, nach den Männern hin das Wappen der von Penz.

G. C. F. Lisch.


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Beilage.

Beraubung der Kirchen zu Lohmen und Upahl und des Pfarrers zu Seedorf in Sachsen=Lauenburg.
1518.

Irluchtige, hochgebarne furste, g. h. J. ff. g. hadde gescreuen vmme enen knecht geheten Peter, den sulften hebbe wy gekregen vnnd heft vngepyniget bekant, dat he vnnd Jacop Berckhane vnnd andersz nemant de kercke to Lome gebraken vnd bestalen hebben, vnd desz hebbe wy guth bewysz in syner wasschen, dar van dem suluer krutz vnd angnusz dei vnd olt gelt vnd suluer knope, schalen inne ysz. Item heft forder bekant, dat Berckhane de kercke to Vpaell allene gebraken. Item heft noch in der wasschen IIII sulue lepel, vnd IIII lepel heft Berckhane vnd vertich gulden, dat hebben se gestelen de kercheren to Szedorpe in dem lanto Sasszen. Van den vertich gulden heft de knecht XII gulden gekregen vnd de IIII lepel.

Auf der Rückseite steht die Registratur:
         vnfolter petter bokantnis
              1518.

Nach dem Original auf einem halben Bogen Papier im Staats=Archive zu Schwerin.


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Der Dom zu Schwerin.

Nachtrag zu Jahrb. XXXVI, S. 148 und 172 flgd.

Von

Dr. G. C. F. Lisch.


Wandmalereien im Kapitelhause.

Einleitung.

Nach Vollendung der Restauration des Domes zu Schwerin, 1866-1869 (vgl. Jahrb. XXXVI, S. 148) ward im Frühling 1875 noch eine Entdeckung gemacht, welche für die Geschichte der alten Kunst und des Schweriner Domes von großer Bedeutung ist. An der Südseite des Chores, dem Altmarkt gegenüber, ist von der südlichen Chorpforte bis an das südliche Kreuzschiff eine schmale, zweistöckige Kapelle angebauet, welche bis heute das "Kapitelhaus" genannt wird. Diese Kapelle ist nach Archivnachrichten unter dem Bischofe Friedrich II. v. Bülow (1365-1375) bei dem Bau des polygonen Chorschlusses, also während der Vollendung des Domes in seiner jetzigen Gestalt, angebauet und von dem Bischofe vorzüglich zum Dom=Archive bestimmt (vgl. Jahrb. a. a. O. S. 149), daher noch jetzt der Name "Kapitelhaus".

Die Kapelle ist ein schmales Gebäude im gothischen Baustyl von zwei Gewölben Länge und in beiden Stockwerken gewölbt. Das obere Stockwerk ist bis heute zum Aufbewahrungsort der Domschriften (Archiv) bestimmt gewesen. Das untere Stockwerk war aber eine gottesdienstliche Kapelle, für deren Bestimmung der noch stehende kleine Altar mit einer dicken Granitplatte zeugt.

Die Kapelle hat in der langen südlichen Außenwand zwei Fenster und in der schmalen östlichen Wand ein kleineres

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Fenster, unter welchem der Altar steht. Die westliche Wand stößt an das südliche Kreuzschiff. Die Eingangspforte im Norden von der Kirche her ist unter dem östlichen Gewölbe durch die sehr dicke Kirchenmauer durchgebrochen und im Spitzbogen gewölbt.

Diese untere Kapelle war mit Kalk leicht geputzt und übertüncht, jedoch an vielen Stellen, auch an den Gewölben etwas schadhaft geworden. Als die Kapelle im Jahre 1875 zu einer zweiten "Sakristei" bestimmt und deren Restauration beschlossen war, ward mit der Abnahme des schadhaften Putzes und der Tünche im April 1875 begonnen. Dabei entdeckte man nach vereinzelten Spuren, daß die ganze Kapelle nicht nur mit Ranken, sondern auch mit Figuren bemalt war. Es ward daher, wo der Putz noch fest war, nur die Tünche behutsam abgenommen und dadurch ein großer Theil der Malereien frei gelegt 1 ).

Die Wandmalereien.

Es zeigte sich nun, daß die ganze Kapelle bemalt war. Die Wände waren mit lebensgroßen Figuren und mit Rankenwerk bemalt, auch die Gewölbe waren angemessen und stylgemäß bemalt. Leider war schon sehr viel abgefallen und verblichen, auch bei der Abnahme des Kalkputzes zerstört, da man von den Malereien unter der Tünche keine Ahnung hatte.

Was aber noch erhalten war, ist ungewöhnlich schön und giebt Zeugniß von einer hohen Kunstausbildung. Die Gemälde, welche ohne Zweifel der Zeit der Vollendung der großartigen Kirche, also der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts angehören, sind sehr schön, und die schönsten alten Gemälde in Meklenburg und vielleicht in Norddeutschland. Jedenfalls sind sie schöner und edler, als die etwas Jüngern, wenn auch reichen Gemälde in der Kirche zu Lohmen (vgl. oben S. 161 flgd.)

Die figürlichen Darstellungen.

Das Hauptgemälde steht in dem gothischen Bogenfelde über der Eingangsthür und stellt dar:

1) Die Anbetung der Jungfrau Maria, der Schutzpatronin und Localheiligen des Domes, durch die Dona=


1) Die Entdeckung der Wandmalereien und die Leitung der Erhaltung und Wiederherstellung gebührt dem Herrn Domkirchenvorsteher Georg Voß zu Schwerin.
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loren, d. i. die Gründer und Wohlthäter der Kapelle. Die gekrönte heilige Jungfrau in blauem Untergewande und rothem Obergewande sitzt auf einem Throne von mittelalterlichen Formen und hält im linken Arme das auf ihrem Schoße stehende, mit einem rothen Rock bekleidete Christuskind und in der rechten Hand einen Lilienstengel. Zur linken Hand der Maria knieet anbetend ein Bischof mit Bischofsmütze und Bischofsstab, zur rechten Hand eine weibliche Figur in langem, rothem Mantel. - Die Prüfung und Bestimmung dieses Bildes wird mit der Zeitbestimmung unten folgen.

2) In dem breiten Mauerbogen über der Thür sind in grünem Rankenwerk auf großen kreisrunden Scheiben, die lebensgroßen Brustbilder von 6 Propheten mit Spruchbändern in den Händen, auf denen aber keine Schriftzüge mehr zu erkennen waren.

Die Wände sind alle mit Heiligenfiguren in Lebensgroße und mit Rankenwerk bemalt gewesen. Von dem Rankenwerk waren nur noch einzelne geringe Spuren zu bemerken, so daß sich mit Sicherheit nichts herstellen ließ.

Die vorzüglichsten Gemälde standen an der südlichen Hauptwand, an jeder Seite der beiden Fenster eines, der Eingangsthür gegenüber. Es sind noch folgende Gemälde vorhanden.

3) An der westlichen Seite des östlichen Fensters steht die Heilige Katharina, eine sehr schöne, meisterhafte Figur, ein mit Messern besetztes kleines Richtrad in der erhobenen rechten Hand tragend und ein gesenktes großes Schwert von altmittelalterlichen Formen mit der linken Hand haltend.

4) Daneben an der östlichen Seite des westlichen Fensters steht der Evangelist Johannes, im grünen Obergewande, in der linken Hand den Kelch haltend, mit der rechten Hand denselben segnend oder auf denselben zeigend. Aus dem Kelche ragt eine Hostie hervor.

An jeder der beiden andern Seiten der Fenster hat nach geringen Spuren auch noch eine Figur gestanden. Es war aber durchaus nichts mit Gewißheit zu erkennen.

Die beiden schmalen Wände im Osten und Westen der Kapelle waren auch mit Figuren geschmückt gewesen, welche jedoch auch gänzlich verfallen waren.

Die nördliche Längswand war ebenso bemalt gewesen, wie die südliche Wand. Jedoch ist die Wand durch Türen, nämlich durch die Eingangsthür und durch die Seitenthür zur Capitelstube und eine andere Thür durchbrochen, so daß die Wandflächen nur unbedeutend sind. Dennoch ist unter

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dem westlichen Gewölbe, der Figur des Evangelisten Johannes gegenüber, noch eine Figur erhalten, nämlich

5) die Figur des Apostels Paulus mit der rechten Hand ein Schwert in die Höhe haltend.

Alle diese Gemälde sind im Frühling 1875 mit der größten Schonung des noch Vorhandenen und Erkennbaren restaurirt 1 ) oder vielmehr ausgebessert, so daß ohne Uebermalungen nur die durch die Putzabnehmung schadhaft gewordenen Stellen durch einzelne Linien und kleine Flächen ergänzt sind. Namentlich sind alle Conturen, also die Composition, bei der Restauration strenge geschont und nur einzelne Gewandflächen theilweise übermalt. Die Malereien geben also noch jetzt ein treues Bild der ursprünglichen Darstellung.

Die Gewölbe

waren nach einigen leisen Spuren auch bemalt gewesen. Da die Gewölbe im Bau und im Kalkputz ausgebessert werden mußten, so ist allerdings eine neue Gewölbeverzierung auf dem weißen Kalk nach Maßgabe der noch vorhandenen Farbenreste ausgeführt. Zu Hülfe genommen sind dabei die reichen Gewölbemalereien der leider zum Abbruch bestimmten Schwarzen=Mönchs= oder Dominikaner=Kloster= Kirche zu Wismar, welche aus gleicher Zeit stammt und in gleichen Farben bemalt ist. Die Rippen sind, wie dort, grün und dunkelgrau oder schwarz bemalt und von rothem Blattwerk begleitet; um die Schlußsteine sind in den Gewölbekappen größere rothe Lilien=Ornamente gemalt. - Der Sockel der Wände ist allerdings nach Art eines Teppichs neu bemalt, um die Figuren nicht zu sehr in der Luft schweben zu lassen.

Bedeutung und Zeitbestimmung.

Die Malereien haben einen großen geschichtlichen und künstlerischen Werth, vorzüglich durch die noch mögliche Bestimmung des 1. Hauptgemäldes mit der Anbetung der Jungfrau Maria durch die Donatoren, welche sich noch bestimmen lassen.

Den anbetenden Bischof kann man mit Sicherheit als den Bischof Friedrich II. von Bülow (1365 † 1375)


1) Die Restauration der Gemälde hat Herr Maler Michaelsen aus Wismar mit großem Geschick und strenger Achtung und Enthaltsamkeit unter des Herrn Domkirchenvorstehers Voß und meiner Leitung und Aufsicht ausgeführt. - G. C. F. Lisch.
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erkennen, unter welchem die Domkirche in ihrer jetzigen Gestalt (1374) vollendet und die Kapelle gebauet ward, und welcher unter der in der Kirche vorhandenen, jetzt an der Nordwand aufgerichteten großen und prachtvollen Messingplatte 1 ) in Messingschnitt 2 ) vor dem Hochaltare, ungefähr vor der Eingangsthür der Kapelle, begraben ward, wie noch vor vielen Jahren zu sehen war.

Die anbetende Figur in dem rothen Mantel soll klar eine weibliche Figur darstellen, sowohl nach dem Gesichtsausdruck, als nach den Locken an den Schläfen, dem Kopfschleier und dem Diadem um die Stirne. Die Figur ist ohne Zweifel die Königin Richardis von Schweden. Richardis war die erste Gemahlin, 1359 † 1377, des Herzogs Albrecht III. von Meklenburg, welcher 1363 bis 1389 auch König von Schweden war. Als Königin von Schweden ist sie erkennbar an dem rothen Königsmantel, in welchem auch ihr Gemahl auf mehreren alten Bildern dargestellt ist. Richardis war der letzte Sproß des Hauses der Grafen von Schwerin und ihre Vorfahren lagen alle im Dome zu Schwerin, in der Heiligen=Bluts=Kapelle, begraben. Die Königin hat sich daher noch kurz vor ihrem Tode der Kirche dankbar bezeigen und sich ein Familien=Denkmal stiften wollen. Aus gleicher Veranlassung war auch in der Heiligen=Bluts=Kapelle das lebensgroße Bild ihres Gemahls, des Königs, neben den Bildern der Grafen von Schwerin, gemalt. (Vgl. Jahrb. XIII, S. 161 flgd.) Das Bild der Königin ist wohl das älteste Portraitbild in Meklenburg und vielleicht in Nord= Deutschland. Die Königin ist freilich nicht in Meklenburg, sondern in Schweden begraben.

Das ganze Gemälde soll also die "Donatoren", d.h. die Erbauer und Wohlthäter, der Kapelle darstellen. Man konnte das Gemälde auch ein Denkmal auf die Vollendung des Domes nennen.

Hiernach und nach der Baugeschichte des Domes läßt sich auch die Zeit der Gemälde feststellen. Das Hauptgemälde, so wie auch die andern Bilder, werden um das Jahr 1375, zur Zeit der Vollendung der Kirche und der Kapelle, also grade vor 500 Jahren, gemalt sein, als beide Personen noch lebten. Und hiezu stimmt auch der ganze,


1) Vgl. Jahrb. XXXVI. S. 196 flgd.
2) Die gemalte Bischofsfigur in der Kapelle stimmt selbst in Einzelnheiten mit der Figur des Bischofs Friedrich II. auf der Grabplatte überein, z. B. in der kreisrunden Stickerei auf der obern Fläche des linken Handschuhes.
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edle Styl der Gemälde, welche zu den bedeutendsten alten Denkmälern im Lande gehören.

Die kirchliche Bestimmung der Kapelle läßt sich wohl schwer mit Sicherheit nachweisen. In dem Verzeichniß der 42 Altäre des Domes vom J. 1553 (vgl. Jahrb. XXXVI, S. 167 flgd.) wird auch ein Altar in der "geschlossenen Kapelle des Blutes Christi" ("in sacello clauso Sanguinis Christi") als der 39. aufgeführt. Dies mag die Kapelle im "Capitelhause" sein, da im Dome keine andere geschlossene Kapelle ist. Die berühmte "Heiligen=Bluts=Kapelle" hinter dem Hochaltare kann nicht gemeint sein, da diese in dem Altarverzeichniß an erster Stelle als "des "heiligen Bluts = Kapelle" ("capella cruoris Christi") aufgeführt wird. Vielleicht war in der Kapelle im Kapitelhause das ältere Heilige Blut, welches der Graf Gunzelin I. von Schwerin schon im 12. Jahrhundert aus dem Gelobten Lande heimgebracht haben soll (vgl. Jahrb. XX, S. 234) oder überhaupt das "Sacrament" aufbewahrt. Zur Bestimmung eines andern Altars für die Kapelle giebt das Altarverzeichniß keine Veranlassung.

Die Restauration der Kapelle ist, bis auf das Fenster in der schmalen Ostwand, Ende Mai 1875 vollendet.


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Kirche und Reliquien=Urne von Stöbelow.

Nicht weit von Doberan steht in dem Dorfe Stöbelow eine kleine alte Kirche, welche seit langen Zeiten ein Filial der Pfarrkirche zu Parkentin ist. Zur katholischen Zeit war zu Stöbelow eine eigene Pfarre. Jm J. 1718 war nach Archivnachrichten noch eine "Wedeme" (Pfarrhof) daselbst. Seit dem Ende des 16. Jahrh., wahrscheinlich seit der Reformation, erscheint aber Stöbelow als Filial von Parkentin So weit die Archiv=Acten zurückreichen, ist in denselben, von 1597 bis 1703, nur von der Baufälligkeit der "kleinen" Kirche, namentlich an Dächern, Fenstern, Thüren und Stühlen, die Rede.

Herr Baumeister Müschen giebt nach eingehender Untersuchung folgende Nachrichten über das Kirchengebäude. Die Kirche mit dem Thurm ist von Ziegeln im größten Format im gothischen Baustyl; die Fenster, Thüren und Nischen sind in sehr guten Verhältnissen im Spitzbogen geschlossen. Die Kirche ist nur klein und besteht aus zwei fast quadratischen Gewölbejochen, welche mit gut erhaltenen, schlanken spitzbogigen Kreuzgewölben bedeckt sind. Die spitzbogigen Fenster

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haben gemauerte Pfosten und sind in der Nord= und Südwand zweitheilig, in der Ostwand dreitheilig. Der gut erhaltene Bau zeigt in Kirche und Thurm in verkleinertem Maaßstabe manche Anklänge an die nahe Mutterkirche zu Parkentin. Der Thurm hat 4 Giebel mit Blendnischen, über denen sich der Thurmhelm als kräftige achtseitige Pyramide erhebt. Altes Mobiliar besitzt die Kirche nicht mehr.

Im J. 1874 ist eine überraschende Entdeckung gemacht, welche einige Blicke in die Vergangenheit dieser Kirche thun läßt.

Im Herbste 1874 untersuchte Herr Amtmann Burchard zu Rostock, vom Domanialamte Toitenwinkel, bei der Jahresbesichtigung die Kirche. Er entdeckte dabei in der Kirche hinter dem Altare unter dem großen Fenster etwa in Manneshöhe ein Rüstloch, das mit Spinnweben dicht verklebt war und in das wohl seit langer Zeit keine menschliche Hand hineingelangt hatte. Er griff hinein und holte aus einem Wust von Staub und Kalk, Spinnen und Motten eine hölzerne runde Büchse heraus, welche ohne Zweifel der Reliquienbehälter des ehemaligen alten Altars war, wie dergleichen hölzerne Reliquiarien schon öfter in alten Altären in Meklenburg gefunden sind. Die Büchse, 5 1/2 Centim. (2 1/4 Zoll) hoch und 8 Centim. (3 1/4 Zoll) im Durchmesser, ist aus rohem Holz gedrechselt und hin und wieder unregelmäßig mit senkrechten blutrothen Streifen bemalt. In der Büchse lag ein kleiner menschlicher Knochen, ein Stück von dem 3. oder 4. Halswirbel, in dünnes dunkelblaues Seidenzeug gewickelt, ein Stückchen dunkelgelbes Zeug und ein Stückchen Weihrauch. Dies Alles war in einen Lappen von schwerem dunkelrothem Seidenzeug mit eingewirkten goldenen Verzierungen (Thieren, wie es scheint), von hohem Alter, vielleicht aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, gewickelt.

Oben darauf lag in der Büchse ein kleines rundes Siegel mit eingelegter rother Wachsplatte in einer ungefärbten, außen braunroth bemalten Wachsschale. Das runde Siegel, gegen 3 Centim. im Durchmesser, zeigt den den Kelch segnenden Bischof im Brustbilde, unter demselben einen rechts gelehnten Schild mit einem rechts gekehrten halben Widder über einem links gekehrten Bischofsstabe; die Umschrift lautet (mit Ergänzungen):

Umschrift

Dies ist also ohne Zweifel das Secretsiegel des Bischofs Conrad Loste von Schwerin (1482-1503). Vgl. Jahrb. VIII, S. 26-27.

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Oben auf der Büchse lag ein kleiner Papierzettel, welcher von Gewürm stark zerfressen und abgenagt war; es ist noch zu lesen:

auf der einen Seite:

- - - - - - - - - - - - - - - - -
- - unden so wurden die - - - -
- - wieder - herrein - - - - -
- - setz aber - - - - - - - -

auf der andern Seite:

Kirchen vor - - - - - - - -
Pinngel, Da - - - - - - - -

Die Handschrift scheint der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts anzugehören. Ohne Zweifel ist dies eine Nachricht der damaligen Kirchenvorsteher. Der Name Pingel ist nach des Herrn Amtmanns Burchard Bericht in Stöbelow noch jetzt sehr häufig. Im J. 1703 waren nach den "Beichtkinder=Specificationen" unter den Bauern: "Hans Pingel" und "der alte Hans Pingel".

Aus diesen Funden ergiebt sich Folgendes.

Die Reliquien, vielleicht auch die Büchse, sind nach den offenbar sehr alten Umhüllungen alt, aus dem frühen Mittelalter.

Am Ende des 15. Jahrhunderts (zwischen 1490 und 1500) besorgte, nach dem Bischofssiegel, der thätige Bischof Conrad Loste von Schwerin, welcher mehrere Altäre im Lande besorgt hat, z. B. die großen Altäre zu Schwerin und Bützow, einen neuen Altarschrein 1 ), ohne Zweifel noch im mittelalterlichen Geschmack, und weihete den neuen Altar.

Wahrscheinlich am Ende des 18. Jahrhunderts ward dieser Altar des Bischofs Conrad, vielleicht wegen Baufälligkeit, abgebrochen und dabei die Reliquienbüchse gefunden, welche von den Kirchenvorstehern zum Andenken in das Rüstloch "hereingesetzt", hier aber vergessen ward, bis sie in unsern Tagen wieder ans Licht gekommen ist. Aus den Gewölben und im Thurme liegen noch zerbrochene Schnitzwerke und Reste von verstümmelten Figuren, ohne Zweifel von diesem alten Altar.

Der jetzige Altar im modernen Styl, mit einer Kanzel über dem Altartische statt einer Bildtafel, ist vor ungefähr 40 Jahren errichtet.

G. C. F. Lisch.



1) Um das Jahr 1500 scheinen in Mecklenburg noch sehr viele geschnitzte Flügelaltäre in Meklenburg verfertigt zu sein. (Vgl. auch die folgende Abhandlung über den Altar zu Leussow.)     G. C. F. Lisch.
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Kirche und Reliquien=Urne von Leussow.

Nachtrag zu Jahrb. XXXIX, S. 193 flgd.

Die alte, kleine Kirche zu Leussow wird, nach der Einweihung der neu erbaueten Kirche im Herbst 1874, im J. 1875 abgebrochen 1 ). Die Hoffnung, beim Abbruch irgend ein geschichtliches Zeugniß im Mauerwerk zu finden, wird aber nicht in Erfüllung gehen, da das Vermuthete schon längst gefunden ist. Als im Jahre 1839 der moderne Altar aufgerichtet und der "schon alte, vermalte und vergüldete Altar von altem Schnitzwerk" entfernt ward, fand man, nach dem Berichte eines Sohnes des frühern Pastors Studemund, als Augenzeugen, in dem gemauerten Altartische unter einer Steinplatte in einem hölzernen Gefäße ein mit einer Wachsplatte zugedecktes gläsernes Reliquiengefäß, welches sogleich an mich für die großherzogliche Alterthümer=Sammlung eingesandt und hier verzeichnet und bis jetzt aufgestellt, von mir aber bis jetzt in Hinsicht auf den Fundort vergessen gewesen ist.

Das Gefäß ist von ungefärbtem Glas mit aufgesetzten Glasknöpfen, cylindrisch von Gestalt, 4 /2 Zoll hoch und 2 Zoll im Durchmesser. In dem Glasgefäße lagen kleine Reliquien=Knochenreste und das von einer vermoderten Urkunde übrig gebliebene erste Secret=Siegel des Ratzeburger Bischofs Johann von Parkentin, 1479-1511 (vgl. Masch Gesch. des Bisth. Ratzeburg S. 385) mit der Umschrift:

Umschrift

Um das Jahr 1500 ist also ein neuer Altar errichtet, welcher im J. 1706 schon wieder alt war, und das Kirchengebäude sonst an Pforten und Fenstern umgebauet und nach damaligem Style modernisirt. Hiedurch läßt sich die etwas undeutliche Inschrift

Inschrift

auf einem braunrothen Steine erklären, welcher in der Außenwand oben neben der Südpforte eingemauert war und jetzt wohl mit Sicherheit

Inschrift

gelesen werden kann. Man kann also als gewiß annehmen, daß die Kirche im Jahre 1500 umgebauet und


1) Vom Amte Grabow ward auf den 30. Jan. 1875 ein Termin zum Verkauf der alten Kirche zu Leussow auf Abbruch angesetzt.
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ein neuer Altar 1 ) errichtet ward, welcher im Jahre 1839 verschwunden ist.

Schwerin im Januar 1875.

G. C. F. Lisch.

Nachtrag. Nach Vollendung dieser Zeilen ist die Kirche abgebrochen und im Anfange des Frühlings 1875 der erwähnte braunrothe Inschriftstein in die Schweriner Sammlungen geliefert. Bei schärferer Beleuchtung liest man auf demselben mit Sicherheit:

Umschrift

Der Umbau des Aeußern der Kirche ist also im J. 1520 vollendet. Der Altar kann aber schon einige Jahre vorher fertig und aufgestellt worden sein.

G. C. F. Lisch.


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Die Kirche zu Picher.

Nachtrag zu Jahrb. XXXIX, S. 195.

Auch die alte Kirche zu Picher ist im Frühling 1875 abgebrochen, um einer neuen auf derselben Stelle Platz zu machen. Gefunden ward beim Abbruch nichts, obgleich der Herr Präpositus Köhler die Arbeit sorgsam überwachte. Es bestätigte sich aber dabei die von mir geäußerte Ansicht, daß der östliche Theil ein Anbau aus jüngerer Zeit sei. Dies veranlaßte den Herrn Präpositus Köhler zu weitern Nachforschungen. Derselbe fand denn auch im Pfarr=Archiv die Nachricht,

"daß 1635 unter Herzog Adolf Friedrich die Kirche verlängert sei."

Dies bezeugen auch die Acten des Staats=Archivs.

Am 22. Sept. 1633 bittet der Pastor M. Joachim Rönckendorf den Herzog "um Steine zum Bau und um einen neuen Altar". Am 19. Nov. 1634 berichtet derselbe dem Herzoge, daß "die Kirche zu Picher zu klein im Gebäu gewesen sei und deshalb habe erweitert und größer gebauet werden müssen."

Hiezu stimmen auch die der Zeit nach bestimmten und von mir a. a. O. S. 196 ausgezählten und beschriebenen,


1) Vgl. auch die voraufgehende Abhandlung über den Altar zu Stöbelow.
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auf Glas gemalten Wappen 1 ), welche alle zwischen 1620 und 1640 fallen. Auch der Herzog wird sein Wappen in einem Fenster gehabt haben, indem der Pastor M. Joachim Rönckendorf am 19. Nov. 1634 den Herzog zu den Fenstern für sich "um eine Lufft (Lucht) mit Waffen und Fenster zum Geschenk" bittet. Von diesem Fenster war aber keine Spur mehr vorhanden.

Hieraus ergiebt sich, daß der östliche Theil der Kirche nicht, wie ich a. a. O. S. 196 angenommen habe, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. angebauet ist, daß man aber noch 1635 den junggothischen Baustyl herzustellen sich bemühte, was wohl selten vorkommt.

G. C. F. Lisch.


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Die Kirche zu Warnemünde.

Von

Dr. G. C. F. Lisch.



Nachtrag zu Jahrb. XXXIX, S. 177.

In den Jahrbüchern a. a. O. ist die alte, jetzt abgebrochene Kirche zu Warnemünde beschrieben, deren Geschichte in den drei letzten Jahrhunderten eng mit der Geschichte des Fleckens zusammenhängt.

Von besonderer Wichtigkeit waren dabei die Kirchenstühle aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, deren gut geschnitzte Wangen zum Andenken in die neue Kirche versetzt sind.

Ueber den Schnitzker dieser Stühle ist aus einer bei der Kirche noch aufbewahrten Schrift auf einem Bogen Papier in Folio eine kurze Nachricht des Pastors Joachim Mancelins (1588 † 1628), a. a. O. S. 181, mitgeteilt, aus welcher hervorgeht, daß das Gestühl der Kirche im Jahre 1598 vollendet war. Da diese Schrift in Folge neuerer Entdeckungen wichtig ward, so habe ich mir dieselbe von


1) Die Glaswappen sind beim Abbruch wegen großer Schadhaftigkeit größtentheils zerfallen, nur das Wappen des Hofjunkers v. Rabenstein ist ziemlich erhalten und gerettet und ins Antiquarium versetzt worden.
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dem Herrn Pastor Gundlach zur Abschrift erbeten, um sie hier in der

Anlage Nr. 1

vollständig mitzutheilen. Aus dieser Schrift geht nun hervor, daß dieselbe von dem Pastor Joachim Mancelius verfaßt und von demselben im J. 1598 zum Andenken in die damals fertig gewordene Taufe gelegt ist, wo sie in jüngern Zeiten gelegentlich gefunden sein wird. Mancelius hat also nach ungefähr 300 Jahren seinen Zweck erreicht.

Diese Schrift hat in den neuesten Zeiten ein merkwürdiges Seitenstück erhalten. Im J. 1874 ward bei dem Abbruch der Kirchenstühle in der äußern Brüstung des Diedrichshäger Stuhles am westlichen Ende der Kirche eine gleiche Schrift, wie Nr. 1, auf einem Bogen Papier in Folio von derselben Umschrift gefunden und mir von dem Herrn Amtmann Burchard zu Rostock mitgetheilt. Die Schrift war in ein Stück Papier gewickelt, welches fast gänzlich vergangen war. Die Schrift selbst ist von Gewürm ungewöhnlich stark zerfressen und abgeschabt und hat daher sehr viele Lücken.

Durch Hülfe der ersten in der Taufe gefundenen Schrift und scharfes Studium ist es aber gelungen, den Inhalt so herzustellen, wie er hier in der

Anlage Nr. 2

mitgetheilt wird, freilich mit vielen Ergänzungen in [ ], welche aber wohl richtig sein werden.

Aus dieser Schrift geht nun hervor, daß sie von dem Pastor Joachim Mancelius im J. 1598 zum Andenken an die Vollendung der Stühle an den Ort, wo sie gefunden ist, gelegt ward. An derselben Stelle hatte früher, also ohne Zweifel seit der katholischen Zeit, eine Orgel gestanden, welche in den letzten Jahrhunderten der abgebrochenen Kirche fehlte, aber die Stelle hatte schon 1598 eine geraume Zeit "wüste gestanden".


Es folgen hier die beiden Schriftstücke, welche zugleich auch ausführliche Nachrichten über das Verwaltungs=Personal in der Stadt Rostock und dem Flecken Warnemünde im J. 1598 geben.


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Anlage Nr. 1.

Der Pastors Joachim Mancelius Nachricht über die Verfertigung der Taufe in der alten Kirche zu Warnemünde.
1598, März 29.

Im Jar nach der gnadenreichen geburt vnsers Herrn Jesu Christi 1598 ist im namen der heiligen Dreyfaltigkeit diese gegenvertige Tauffe dieser Kirchen zu Wernamunde zum zierath gemacht, vorfertiget vnd an diesen ort gesetzet worden, als Rudolphus Secundus, der in diesem jare noch mit dem Torkischen Keyser im Königreich Vngern heftig gekrieget, Römischer Keyser gewesen ist.

In diesem Fürstenthumb Meckelnburg hat der hoch[gebor]ner Furst vnd Herr Hertzog Vlrich, der fast 70 jare [an] alter erreicht vnd welchem der liebe Gott noch lange [die]sem lande zum besten fristen vnd erhalten wolle, das regiment loblich vorwaltet.

Daneben sind auch die Durchlauchtigsten Fursten vnd Herrn Hertzog Carolus, Hertzog Sigismundus Augustus, Hertzog Adolphus Fridericus vnd Hertzog Johannes Albertus Herrn im Lande Meckelnburg gewesen.

Die Burgermeister vnd Rathsvorwanten der Statt Rostock sind zu diesem male gewesen: Herr Jacob Lemchen, Herr M. Henricus Runge, Herr D.
Fridericus Heine vnd Herr Johan Kellerman, Burgermeister,
Herr Andreas Maes vnd Herr Nicolaus Herman Kemm[erherrn]
Herr Michael Breide, Herr Herman Nettelnblad
vnd Herr M. Johannes Korff, wetteherrn,
Herr Michael Geismer vnd Herr M. Petrus
Voth, weinherrn,
Herr Bartelt Schmidt, Herr Zacharias Beneken
vnd Herr Hermannus Schilling, Richteherrn,
Herr Vith von Heruern, Herr Leuin Rike, Herr
Steffen Dobbin, Herr Hinrich Guseber vnd Joachim Wedige.

Zu dieser Zeit hat ein Reichsthaler gegolten 33 schilling lubisch vnd ist eine schware theuerung gewesen, das ein scheffel Roggen 36 schilling lubisch vnd ein scheffel gersten 20 lubische schillinge gegolten hat.

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Vber dieser vnd den andern benachbarten Kirchen des Rostkerschen Kreises, die außerhalb der Statt Rostock gelegen sind, ist zu diesem mal von vnserm itztregierenden Herrn Hertzog Vlrich zum Superintendenten deputiret vnd vorordnet, der wolgelehrter Johannes Frederus der Heiligen schrifft Doctor vnd Professor in der Vniuersitet Rostock.

Dieser Kirchenpastor vnd Prediger ist zu diesem mal gewesen Herr Joachimus Mancelius Rigensis, der nicht allein die reine Euangelische lehre, wie sie Ao. 1530 auff dem Reichstage zu Augsburg dem Keyser Carolo 5 vnd den damals Reichsstenden ist vbergeantwortet worden, in dieser Kirchen nach den gaben, die ihm Gott gegeben, rein vnd lauter gelehret vnd die hochwirdigen Sacramenten nach der Einsetzung des Herrn Christi administriret vnd verreichet hat, sondern auch mit fleisse befoddert, das diese Kirche mochte ordentlich gezieret vnd reinlich gehalten werden, wie denn auch zu seinen Zeiten der Predigstul sampt allen Mans= vnd Frawenstuelen, desgleichen alle fenstern in der Kirchen, daneben auch die Wedem oder das Pfarhaus nebenst der Schulen ist gebawet vnd verfertiget worden.

Der Vogt in diesem Flecken Wernamunde der von einem Erbarn Rath der Statt Rostock alhie eingesetzet ist, hat geheissen Heinrich Boddeker, der ein feiner, alter, betageter Man fast von seinen 70 Jaren gewesen und in die 34 Jaren diesem Flecken vorgestanden hat.

Die Vorsteher dieser Kirchen, die diese Tauffe haben bawen vnd sonst in der Kirchen alles mit fleisse haben vorfertigen vnd vorthsetzen helffen, sind gewesen: Jacob Rikentroch, Simon Hagemeister, Hinrick Kale vnd Hans Langehinricks.

Der Schulmeister hat geheissen Jodocus Jungling.

Vnd der Schnitzcher, der diese Tauffe vnd auch den Predigstuel sampt allen Mans= vnd Frawenstulen für die gebuer gemachet, hat in diesem Flecken gewohnet vnd hat geheissen Hans Wegener.

Dies ist zur gedechtnis geschrieben vnd hirin geleget Ao. 1598 den 29. Martii.

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Anlage Nr. 2.

Des Pastors Joachim Mancelius Nachricht über die Erbauung der Stühle in der alten Kirche zu Warnemünde.
1598, Junii 14.

Nachdem noch bey Menschengedencken . . . . . . . Orgelwerck, welchs von vnsern lieben Vorfaren mi[t] g[roßen] vnkosten die[ser] Kirchen [z]u[m zie]rath erbawet, an diesem orte gestanden . . . . . . noch zu . . . . . . . noch heutiges tages alhie sehen . . . . . . . . je . . . . . . . . ff Herrn Jacobi . . . . . ern . . . . . . . . da . . . . . . . . . . [bew]illigung dieses kirchspiels . . . . . . . . er . . . . [v]erwustet worden, diese stete . . . . . . e raume Zeit wuste gestanden, als haben die itzigen vorsteher dieser kirchen nemlich Jacob Rikentroch, Simon Hagemeister vnd Hans Langehinricks im namen der heiligen Dreyfaltigkeit aus reiffem vnd zuuor wolbedachtem Rath, auch mit vorwissen der Erbarn . . . . . Herren de[putirten der Statt Rost]ock als Herrn Herman Nettelnblat vnd Herrn M. J[ohannis] Korff vnd mit consens vnd volbort Ihres Pastorn Herrn Joachimi Mancelii dieso Stuele der Kirchen zum zierath vnd den [le]uten, die zu jeder Zeit mit vorwilligung der vorsteher darauff stehen werden, zum besten . . . . bawen vnd vorzeitigen lassen i[m jar]e nach der geburt vnsers Herrn Jesu Christi 1598, als Rudolphus S[ecundus in diesem jare mit dem Torkischen] Keyser [im Königreich Vngern heftig gekrieget Romischer Keyser] gewesen ist.

[In diesem Furstenthumb Meckelnburg hat der] hochgeborner F[urst] vnd [Herr H]ertzog [Vlrich, der fast 70 jar] im alter er[reicht] vnd welchen der liebe [Gott noch lange diesem] lande zum best[en fri]sten [w]olle, das regiment vor sich vorwaltet.

Die Burgemeister vnd Rathsuorwandten der Statt Rostock seind zu diesem mal gewesen: Herr Jacob Lem[cke], Herr M. Henricus Runge, Herr D. Fridericus Heine vnd Herr Johan Kellerman, Burgermeister, Herr Andreas Maes vnd Herr Nicolaus Herman, Kemmerherrn, Herr Michael Geismer vnd Herr M. [Petr]us [Vo]th, [Wei]nherrn, Herr Michael Breide, Herr Herm[an Nettelnb]la[t] vnd Herr M. [Johan]nes Korff [we]tteherrn, Herr Bertelt Schmid, Herr Zacharias Ben[ecke] vnd [Herr] [Her]mannus S[chi]lling, Richtherrn,
Die vnbeämpten Rathsherrn seind [gewesen Herr Vi]th von Heruern, Herr Leuin Rike, Herr S[teffen Dobbin, Herr Hinri]ck Gusebier vnd Herr Joach[im Wedige].

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[Vber diesen vnd den] andern benachbarten K[irchen] des [Rostker]schen [Kreises, die] außerhalb der Statt Rostock gelegen sind, ist zu diesem [mal] [von v]nserm itztregierenden Landsfursten [Hertzo]g Vlrich zum [Super]intendenten deputiret vnd vorordnet D[octor Johan]nes Frederus der Heiligen Schrifft Doctor vnd Professor in [der Vniuersitet] Rostock.

Dieser K[irchen Pastor vnd Pre]diger ist [zu diesem male gewesen] Herr Joachimus Mancelius Rigensis, [der nicht allein die reine] Euangelilehre, wie sie Ao. 1530 auff dem Reichstage zu Augsburg dem Keyser Carolo 5 vnd den damals Reichsstenden ist vberantwortet worden, in dieser Kirchen, nach den gaben, die ihm Gott gegeben, rein vnd lauter gelehret vnd die hochwirdigen Sacramenten nach der einsetzung des Herrn C[hristi i]n beider [gesta]lt administriret vnd vorreicht hat, sonde[rn auch fl]eissig bef[oddert hat, das] diese Kirche [moch]te gezieret vnd reinlich gehalten werden, wie denn zu seinen Zeiten nicht allein diese Stuele vnd der Predigstuel sampt allen Mans= vnd Frawenstulen, desgleichen die Tauffe vnd alle Fenstern in der Kirchen, [so a]uch die Wede[m oder] das Pfar[aus nebenst der Schulen v]on g[run]d auff seind gebawet [vnd vo]rfertiget worden.

[Der Vogt in diesem Flecken Wer]namu[nde der von einem Erbarn] Raht [der Statt Rostock alhie ein]gesetz[et ist, hat geheissen Heinrich] Bo[ddeker, der ein seiner, alter, be]tag[eter Man fast von seinen 70] [Jaren gewesen] vnd [auch] in d[ie 34 Jaren] diesem Flecken vo[rgestanden] hat.

Der [Schulmeister] der der g . . . . en . . .er Schulen vorgest[anden], hat geheissen Jodocus J[ung]ling.

Vnd der Schnitzcher, der diese Stuele, wie dan auch den Predigstuel sampt allen Mans= vnd Frawenstuelen, daneben auch die Tauffe für die gebur gemacht, hat in diesem Flecken gewohnet vnd geheissen Hans Wegener.

[Dis] ist zum gedechtnis geschrieben vnd hirin gel[eget] [Ao. 15]98 den Mittwochen . . dem Pfi[ngst]marckt, welcher war der 14 [ta]g Junii.


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Die Kirche zu Frauenmark.

Nachtrag zu Jahrb. XXV, S. 282.

Die Kirche zu Frauenmark bei Crivitz ist in den Jahrb. XXV, S. 282 flgd., ausführlich und eingehend beschrieben. Diese seltene romanische Felsenkirche war sowohl im Mauerwerk, als in der innern Ausrüstung vernachlässigt und verfallen, so daß eine Restauration geboten erschien, welche denn auch im J. 1872 ausgeführt ist.

Bei dieser Restauration sind die Rundbogenfenster der Apsis und die Chorfenster in ihrer Beschaffenheit erhalten; das zugemauerte Rosenfenster hinter dem Altare ist wieder geöffnet. Da aber die Fenster des Schiffes gelitten hatten und neben den südlichen Fenstern ein großes, viereckiges Loch durchgebrochen war, um mehr Licht in die allerdings dunkle und niedrige Kirche und für den Prediger zu schaffen, so sind im J. 1872 in jeder Wand des Schiffes zwei größere Fenster im Uebergangsstyle mit Ziegeleinfassungen aufgeführt, so daß das viereckige Loch hat wieder geschlossen werden können. Sonst sind im Bau keine Veränderungen vorgenommen.

Alte Malereien auf den Wänden sind bei der Restauration nicht entdeckt.

Von dem Mobiliar hat nur der Altar erhalten werden können.

Der Altar der Kirche zu Frauenmark.

Der Altar der Kirche zu Frauenmark bei Crivitz ist ein gothischer Doppelaltar mit 2 Flügeln aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Die Verhältnisse sind hoch und gut construirt, die Schnitzereien an Form und Arbeit lobenswerth. Der ganze Altar ist 6 Fuß hoch und 12 Fuß breit, also jeder Flügel 3 Fuß breit.

Die Mitteltafel enthält in der Mitte:

die Jungfrau Maria in großer Figur, mit dem Christkinde auf dem Arme, in der Sonne, auf dem Halbmonde gehend, umgeben von einem Rosenkranze in Wolken, in welchen 6 Engel in halber Figur mit musikalischen Instrumenten lobpreisen. In den 4 Ecken sind 4 größere Engel in ganzer Figur, von denen die 2 oberen fliegend eine schwebende Krone über dem Haupte der Maria halten, die beiden unteren knieend anbeten.

Zu beiden Seiten der Maria stehen noch auf der Mitteltafel an jeder Seite 2 kleine Figuren über einander:

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        zur Rechten:
      oben:

S. Anna, mit Maria und dem Christkinde ("selbdritte"),

      unten:

S. Georg, mit dem Drachen;

        zur Linken:
      oben:

[Lambertus], ein Bischof; das Attribut (ein Wurf spieß) in der linken Hand fehlt;

      unten:

S. Johannes d. E v., mit dem Kelche.

Die Flügel sind quer getheilt. Jeder enthält in jeder Reihe 3 Heiligen=Figuren, und zwar in der Mitte immer eine weibliche Heilige und zu jeder Seite derselben einen männlichen Heiligen. Die Flügel enthalten folgende Figuren in folgender Reihe, und zwar immer von der Mitteltafel anfangend:

        zur Rechten:
      oben

S. Paulus, mit Schwert;
S. Katharina, gekrönte Jungfrau, mit Schwert und Rad;
S. Petrus, mit 2 Schlüsseln an einem Riemen über dem Arme hangend und Buch;

      unten:

S. Antonius, mit dem Antoniuskreuz und dem Schwein neben den Füßen;
S. [Margarethe], gekrönte Jungfrau; in der linken Hand fehlt das Schwert;
S. Jacobus d. ä., Apostel, mit Pilgerstab und Buch;

        zur Linken:
      oben:

S. Johannes d. T., mit dem Lamm auf einem Buche auf dem Arme;
S. Maria Magdalena in der linken Hand mit der geöffneten Salbenbüchse, deren Deckel sie mit der rechten Hand hält;
S. Christoph, mit dem Christkinde auf der Schulter, auf Wellen;

      unten:

S. [Nestor], ein Bischof, mit einem langen Kreuze in der Hand;
S. Barbara, gekrönte Jungfrau mit dem Thurme auf der linken Hand;

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S. [Laurentius], ein Diakon, die Attribute, ein Rost in der linken Hand und ein Palmzweig in der rechten Hand, fehlen.

Die Malereien auf den Rückseiten der Flügel sind spurlos abgefallen und die Tafeln schon längst übertüncht.

Der Altar ist im J. 1872 nach altem Styl restaurirt und in den Attributen und sonst ergänzt.

G. C. F. Lisch.


Sonst waren nur noch einige Wappen vorhanden, welche noch vor der Restauration, wie folgt, haben beschrieben werden können.

Wappen.

In den beiden östlichen Fenstern der Seitenwände des Chors sind noch zwei ganz gut in Farben gemalte Allianzwappen, beide ursprünglich gleich, jetzt aber lückenhaft, jedoch so, daß sie sich beide noch ergänzen. Das Wappen des Mannes rechts hat einen Querbalken mit 3 Sternen im Schilde, das Wappen links einen quadrirten Schild, beide mit den dazu gehörenden Helmen; die Unterschriften lauten:

CORDT GRABOVW MARGRETA WACKERBARDES
1625. 1617.

 

Die ganzen Fenster werden zu diesen Wappen gemalt gewesen sein. In dem nördlichen Fenster ist eine Rautenscheibe mit alter Verbleiung vorhanden, in welcher noch 1 kleine Rauten, jede von ungefähr 1 Zoll Höhe, neben einander, jede mit einem v. Grabowschen Wappen in Farben fein bemalt sind. Dieser ganz eigenthümliche, bisher noch nicht beobachtete Schmuck, welcher von unten gar nicht in die Augen fällt, macht sich sehr gut und angenehm. Die großen Wappen sind viel kräftiger gemalt. Diese Glasmalereien sind bei der Restauration zerfallen und verloren gegangen.

Diese Wappen sind von Cord v. Grabow, auf dem zu Frauenmark eingepfarrten ehemaligen alten Ritterlehn Gömtow, jetzt Friedrichsruhe, gesetzt worden. Gömtow war in der ältesten Zeit ein Lehn der rittermäßigen Familie v. Mallin. Im 16. und 17. Jahrh. war das Gut ein Lehn der Familie v. Grabow. Vgl. Jahrb. XVIII, S. 275 flgd. Dieser Cord v. Grabow war Cordt der jüngere; im J. 1614 erscheinen in den Acten "Churdt Grabow und Churdt Grabow der jünger." Damals saß noch Franz v. Grabow, welcher

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1623-24 starb, auf Gömtow; mit ihm und seinen Söhnen starb die Gömtowsche Linie aus. Nach ihm erscheint Cord v. Grabow, nach v. Gamm aus dem Hause Sukwitz, als auf Gömtow gesessen. Sein Schwiegersohn war ein Barner, dessen Wappen noch auf einem Kirchenstuhl steht. Seit den trüben Jahren des dreißigjährigen Krieges verschuldete aber die Familie und das Gut kam auf längere Zeit in die Hände der v. Koppelow. Im J 1631 verpfändete Cord v. Grabow das Gut an seinen "Schwager" Jürgen Christoph v. Koppelow auf Siggelkow, welcher seine "Schwestertochter" zur Frau hatte, für 3000 Gulden; 1641 ward diese Verpfändung an denselben für 4000 Gulden erneuert; 1653 cedirten Cord v. Grabow's Gläubiger das Gut an denselben v. Koppelow für 16,000 Gulden. Daher steht auch das v. Koppelowsche Wappen an einem Kirchenstuhle. 1659 war Hardenack v. Grabow, Cord's Sohn, der nächste Agnat. Dieser Cord v. Grabow ist bisher nur dem Namen nach, seine Frau gar nicht bekannt gewesen. Margarethe Wackerbart stammte ohne Zweifel aus dem Hause Katelbogen, da Jürgen v. Wackerbart auf Katelbogen wiederholt für Cord v. Grabow bürgt; 1632 war Jürgen v. Wackerbart als Klosterprovisor von Rühn gestorben. Auch diese Wappen an den Kirchenstühlen sind bei der Restauration zerfallen und verworfen.

G. C. F. Lisch.


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Die Kirche zu Severin,

zur Pfarre Frauenmark, A. Crivitz gehörend, war ein sehr baufälliger Feldsteinbau mit Ziegeleinfassungen an Thüren und Fenstern, in der letzten Gestalt aus dem 15. Jahrhundert und ohne Kunstwerth. In Severin stand schon im J. 1295 eine Kirche (vgl. Frauenmark); diese Kirche kann aber die jetzt stehende nicht sein, wenigstens nicht in ihrer letzten Gestalt, namentlich an Thüren und Fenstern.

Der Altar ist jedoch gut geschnitzt und nicht ganz ohne Werth. Es ist ein ganz kleiner Flügelaltar, mit kleinen, guten, vergoldeten und bemalten Figuren, wie es scheint, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Auf der Mitteltafel steht das Bild der Maria mit dem Christkinde in Glorie und Rosenkranz. Die beiden Flügel sind quer getheilt und haben in jeder Abtheilung 2 Heiligenbilder, im Ganzen also

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8 kleine Figuren, welche fein geschnitzt sind. Die Anordnung des Altars ist in der Ansicht folgende:

H. Johannes EV.     H. Katharina H. Barbara. H.      Johannes d. T.
Maria.
H. Gertrud?       H. Georg. H. Margarethe?     H. Christoph.

 

Die Kanzel war vom J. 1698 und ohne Werth.

Der Eisenbeschlag der Hauptpforte ist eine gute Arbeit mit Lilienverzierungen, das Schloßblech in Form eines Büffelskopfes.

Von den Glocken ist die kleinere vom J. 1527, die größere vom J. 1597, beide mit Inschriften.

Da die Kirche im hohen Grade baufällig war, so ward der Abbruch derselben und die Erbauung einer neuen Kirche beschlossen. Nach Vollendung der neuen Kirche im J. 1871 ist die alte Kirche im J. 1872 abgebrochen.

Der alte Altar und der Türbeschlag sind im J. 1871 zum Antiquarium abgegeben.

G. C. F. Lisch.


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Die Kirche (Kapelle) zu Schlieven,

zur Pfarre Frauenmark im A. Crivitz gehörend, war ein kleines, schlechtes, baufälliges Oblongum=Gebäude aus rohen, nicht einmal gespaltenen Feldsteinen mit Ziegeleinfassungen an Thüren und Fenstern, aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, äußerst kunstlos und roh, ohne irgend etwas Bemerkenswerthes. Eben so war das ganze Mobiliar ohne allen Werth. Drei geschnitzte Heiligenfiguren: Gott Vater mit dem Leichnam des Sohnes im Schooße, S. Petrus und eine weibliche Heilige, welche zum Altarschreine auf einer rohen Bretterwand angebracht waren, sind ins Antiquarium genommen. Da die Kapelle sehr baufällig und auch wohl überflüssig war, so ist sie im J. 1872 abgebrochen, um nicht wieder aufgebauet zu werden.

Von den beiden Glocken war die eine ungefähr so alt, wie die Kirche. Beide Glocken sind zum Besten der Mutterkirche verwerthet.

Die ältere Glocke ist im J. 1872 in Wismar umgegossen. In Minuskelschrift stand auf derselben, nach der Lesung des Hrn. Dr. Crull zu Wismar:

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Inschrift

Die Inschrift lief oben um die Glocke in einer Reihe herum. Das Wort bequeme an welches sich eine Reihe von Münzabgüssen schloß, stand auf der Fläche der Glocke. Das Gepräge der Münzen war, wie gewöhnlich, meist zu unklar, um dieselben zu erkennen, jedoch entsprach die dritte in Bild und Umschrift deutlich dem Avers des halben Reichsorts der Herzoge Magnus und Balthasar (Evers II, S. 42), die drittletzte kennzeichnete sich durch den Greifen und den Namen BVCSLAVS als Pommersch, während aus der letzten der Wismarsche Schild erkennbar war.

Eine Gießermarke hatte die Glocke nicht.

G. C. F. Lisch.


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Die Kirchen
zu
Karchow, Zielow, Damwolde, Melz, Wendisch=Priborn, Lärz, Krümmel,

in der Gegend von Wredenhagen und Röbel, sind oder waren nach den Mittheilungen des Herrn Pastors Behm, früher zu Melz, und des Herrn Archivars Hänselmann zu Braunschweig, früher zu Ludorf, Fachwerkgebäude aus Holz und Ziegeln, also ohne kunstgeschichtlichen Werth. Die Holzfachwerkkirchen scheinen am meisten, vielleicht allein, im südlichen Meklenburg verbreitet zu sein.

Die Kirche zu Melz war 1572 erbauet und ist 1816 abgebrochen und durch eine steinerne ersetzt; sie war nach Ueberlieferungen auch von Fachwerk.

Die Kirche zu Wendisch=Priborn war auch von Fachwerk. Im Visitations=Protocolle vom J. 1705 heißt es: "Die Kirche ist von 6 Fach in Holtz mit Maurensteinen die wände außgesetzet, in zimblichem stande. Die Kirche hat überall 22 Fensterluchten." Sie ist im J. 1868 abgebrochen, um durch eine steinerne ersetzt zu werden. In der alten Kirche waren mehrere kleine Glasmalereien aus neueren Zeiten, namentlich ein herzoglich meklenburgisches Wappen vom J. 1591, welches in die Fenster der neuen

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Kirche wieder eingesetzt werden soll. Das Jahr 1591 ist wahrscheinlich das Jahr der Erbauung der Kirche. Ein anderes Wappen, welches in das Antiquarium zu Schwerin gekommen ist, war ein Wappen der hochverdienten Herzogin Elisabeth, ersten Gemahlin des Herzogs Ulrich von Güstrow, Tochter des Königs Friedrich I. von Dänemark, welche 15. Octbr. 1586 starb; das Wappen ist auch vom J. 1591 datirt, also der Fürstin, welche wohl noch Antheil an der Erbauung der Kirche hatte, zu Ehren nachgesetzt. Das Wappen hat unter einer Krone einen fünfschildigen Hauptschild, durch ein weißes (Danebrog) Kreuz durchschnitten:

Dänemark. Norwegen.
(Im goldenen Schilde drei  (Im rothen Felde ein goldener 
blaue Leoparden.) Löwe mit einer Hellebarde.)
Schweden. Gothen.
(Im blauen Felde drei goldene (Im rothen Felde ein blauer
 Kronen.) Löwe.)
Wenden
(Im rothen Felde ein goldener Lindwurm.)

Dieser Hauptschild hat einen kleinen vierfach getheilten Herzschild:

Schleswig. Holstein
(Im goldenen Felde zwei blaue (Im rothen Felde ein silbernes 
Löwen.) Nesselblatt.) 
Stormarn. Oldenburg.
 (Im rothen Felde ein silberner (Im goldenen Felde zwei rothe
Schwan.) Querbalken.)

Dieser Herzschild hat wieder einen ganz kleinen Herzschild:

Meklenburg
(Im goldenen Felde ein schwarzer Stierkopf.)

 

Eine Unterschrift lautet:

Unterschrift

Ein zweites Wappen, welches ebenfalls ins Antiquarium gekommen ist, ist ein (schlechter gemaltes) herzoglich

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meklenburgisches Wappen mit sieben Schilden und fünf Helmen, also aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Da das Kreuz für Ratzeburg nicht mit einer Krone bedeckt ist, so gehört das Wappen ohne Zweifel dem Herzoge Gustav Adolph von Güstrow († 1695), unter welchem die Kirche nach den Stürmen des dreißigjährigen Krieges wahrscheinlich restaurirt, jedoch wohl nicht neu gebauet ist, da sich die alten Wappen erhalten haben. Daneben fanden sich z. B. noch 4 kleine ovale Glasbilder, einen Hirten mit Schafen darstellend, aus dem Jahre 1680, und 2 ähnliche mit bürgerlichen Wappen und andere, ohne Jahreszahl. Die Restauration wird also wohl im Jahre 1680 geschehen sein. Schriftliche Nachrichten darüber fehlen.

Nach des Herrn Pastors Behm Besichtigung und meinen eigenen Untersuchungen, welche theilweise schon in den Jahrbüchern mitgetheilt sind, sind dagegen folgende Kirchen der genannten Gegend aus Stein gebauet: Minzow, Nätebow, Ludorf, Leizen, Finken, Kambs, Wredenhagen, Kiewe, Vipperow, Buchholz, Rechlin.

G. C. F. Lisch.


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Die Kirche zu Kittendorf

ist, nach den Mittheilungen des Herrn Superintendenten Schmidt zu Malchin eine zweischiffige Kirche mit einem viereckigen Schiff und einem kleinen Altarchor. Die Gewölbe des Schiffes werden durch einen einzigen Pfeiler in der Mitte getragen, grade wie in der Kirche zu Ankershagen. Die große Glocke hat die Inschrift:

Inschrift

Die mir mitgetheilte Lesung Inschrift kann nicht richtig sein. Diese Glocke ist also der großen Glocke gleich, welche in der Nicolai= oder Schelfkirche zu Schwerin hängt; vgl. Jahresber. III, S. 193.

Die dritte Glocke hat die Inschrift:

Inschrift

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Die Kirche zu Mollenstorf.

Die Kirche zu Mollenstorf bei Penzlin ist ein einfaches Oblongum mit grader Altarwand. Sie ist in ihrem untern Theile von Granit erbauet, hat in der Altarwand 2 Fenster, in der Südwand 3 und in der Nordwand jetzt nur 2 Fenster. Die Kirche hat eine Balkendecke. Nord= und Südwand sind außen überkalkt. Die Fenster der Altarwand lassen noch den alten Charakter erkennen. Sie sind nur schmal, im Spitzbogen gewölbt und ohne Einfassung grade eingehend. Die Pforte im Westen, welche jetzt vermauert ist, hat eine rechtwinklig eingehende Schmiege, deren Gliederung durch einen vollkantigen Stein gebildet wird; überwölbt wird sie ebenfalls im Spitzbogen. Die Südpforte ist modernisirt. Im Innern der Kirche ist in der Nordwand ein altes Schnitzwerk eingemauert, aber leider überkalkt; es stellt die Maria dar, welche den Leichnam des Herrn im Schooße hält.

Von den drei Glocken im Glockenstuhl hat die eine die interessante Inschrift:

Inschrift

Nach Archiv für Landeskunde Jahrg. XVI, H. 7 und 8, S. 340, soll in der Inschrift stehen: Inschrift ; allein dies steht nicht da; vielmehr ist ganz klar zu lesen:

Umschrift 1 ).

Nach demselben Archiv a. a. O. soll bis 1590 eine eigne Pfarre zu Mollenstorf bestanden haben. Urkundlich kommt ein Priester (sacerdos) von Mollenstorf ("Molmerstorp") zuerst 1335, Septbr. 30, als Zeuge zu Penzlin vor. Vgl. Meklb. Urk.=Buch VIII, Nr. 5619.

Rumpshagen.

H. Rönnberg, Cand.



1) Diese Inschrift hat auch eine kleine Glocke zu Banzkow bei Schwerin vom J. 1509. Vgl. Jahrb. XXVII, S. 203. - D. Red.
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Die Kirche zu Kirchdorf auf Pöl.


Nachtrag zu Jahrb. XV, S. 308.

Die a. a. O. erwähnte große Glocke ist im Jahre 1864 umgegossen, so daß günstige Gelegenheit war, die Inschrift auf derselben zu lesen. Sie lautete:

Inschrift (Marienbildchen).

Ein Gießerzeichen fand sich auf der Glocke nicht vor.

Ein Irrthum wird es sein, wenn dort S. 307 der H. Nicolaus als Hauptpatron der Kirche angesehen ist, da sich inzwischen ein aus dem J. 1624 stammender Abdruck des alten Kirchensiegels gefunden hat, welcher vielmehr die Mutter Gottes unter einem Baldachin zeigt, so daß man die Kirche als eine Marienkirche anzusehen hat. Die Umschrift des parabolischen Siegels von 2 Zoll Hamb. Höhe lautet:

Umschrift

Im Anfange der Glockeninschrift stand auch ein kleines Marienbild.

Wismar.

C. D. W.


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Glocken.

Die Glocken der Kirche zu Dobbertin.

Die oberste Verwaltung des Klosters Dobbertin hat im J. 1872 die drei großen Glocken der Kirche veräußert, weil sie nicht musicalisch zu einander stimmten, und dafür neue Glocken mit harmonirenden Tönen angeschafft. Von diesen alten Glocken ist nun die größte von besonderer Wichtigkeit für die alte Glockenkunde.

1) Die größte Glocke, in der Form die schönste, 972 Kilogramm schwer, ist die älteste und wird aus der ersten Hälfte des 14. Jahrh. stammen. Sie hat 3 Reihen Inschriften unter einander. Die oberste Reihe um den Helm hat eine Inschrift in sehr großer Majuskelschrift, welche im Ganzen zwar schön, strenge und klar, jedoch in einigen Buchstaben etwas geziert ist:

Inschrift

Ein Anhaltspunct für den Anfang ist nicht gegeben. Ich habe als Anfang das Wort AVE genommen, da dieses ja bekanntlich der Anfang des englischen Grußes ist. Wenn nun auch die einzelnen Worte verständlich sind, so ist doch die Construction nicht klar und rein; das Wort NOS (als Accusativ) bleibt immer ein Stein des Anstoßes. Ich bin daher auf den Gedanken gekommen, daß BANIGRA der Imperativ von einem grade nicht classischen Verbum benignare (= begnade, segne uns) sein könne. Einen andern Ausweg kann ich nicht finden. - Herr Archivar Dr. Wigger vermuthet, daß NOS eine Abkürzung von NOSTRA sein könne; aber es steht kein Abkürzungszeichen da, das sonst in diesen Umschriften nicht fehlt.

Unter dieser ersten Reihe steht eine zweite, ebenfalls rund herum, ohne Lücke. Diese Reihe ist im allgemeinen in langer, schmaler enger Minuskelschrift gehalten, welche jedoch noch mit Majuskelschrift gemischt ist:

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Inschrift

Diese Anrufung: O rex gloriae etc. ist auf alten Glocken, besonders des 15. Jahrhunderts, bekanntlich sehr gewöhnlich wenn auch ohne den Zusatz: visitare nos.

Ganz besonders auffallend ist der Ausdruck Inschrift in Majuskelschrift am Anfange oder Ende der zweiten Reihe unter dem Kreuz und Inschrift . Die Buchstaben sollen 2 Worte bilden, denn es steht ein Stern zwischen Inschrift und Inschrift Das Inschrift steht verkehrt, d. h. ist recht modellirt und verkehrt gegossen. Der vorletzte Buchstabe des letzten Wortes ist aber schwer zu deuten. Es ist ein ungewöhnlich gezierter und geschnörkelter Buchstabe, wie ähnliche in der ersten Reihe vorkommen, und ist einem Inschrift sehr ähnlich, jedoch in allen Zügen mehr gerundet. Ich kann nichts anders finden, als daß dieser Buchstabe ein mißverstandenes, verunglücktes Inschrift = M, und die ganze Redensart Inschrift der Name der Glocke ("Laß mich"? oder "Ohne mich"?) sein soll, den ich freilich nicht erklären kann. Auch bewährte Theologen haben auf Befragen den Sinn nicht deuten können.

In der dritten Reihe stehen die Namen der 4 Evangelisten auf 4 Seiten der Glocke:

Inschrift

in Minuskelschrift mit Anfangsbuchstaben in Majuskel. Unter Inschrift steht Inschrift .

Was das Alter der Glocke betrifft, so möchte ich den Guß in die Zeit kurz vor der Mitte des 14. Jahrh. setzen, etwa 1340-1350. Für diese Annahme reden die Form der Glocke und der Inschrift=Buchstaben. Die Inschriften sind noch theils in alter Majuskel, theils in alterthümlicher Minuskel gehalten; die seltenen Inschriften werden also in die kurze Zeit des Ueberganges von der Majuskel in die Minuskel fallen.

Für diese Ansicht scheint auch eine gewisse Zeitbestimmung aus der Glocke zu sprechen. Zwar trägt die Glocke keine Jahreszahl, aber doch Zeichen, welche annähernd eine Zeitbestimmung geben. An den stellen der zweiten und dritten Inschriftreihe, wo hier ein kleiner Kreis ° abgedruckt ist, sind die zur Zeit des Glockengusses in Umlauf gewesenen Münzen eingedrückt und mit abgegossen. Diese 7 Münzen

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sind nun freilich keine redende Münzen, sondern kleine, starkblechige Bracteaten mit einem einfachen Stierkopfe und mit glattem Rande. Münzen dieser Art werden nach mehrern Anzeichen und Forschungen in die Zeit um die Mitte des 14. Jahrh. fallen, wenn sich auch die Jahrzehende nicht sicher angeben lassen. So hat diese Glocke auch Werth für die vaterländische Münzkunde.

2) Die zweite Glocke, welche nach der Domina Hedwig v. Quitzow den Namen Hedwig trug, ist im J. 1863 von Hausbrand in Wismar gegossen.

3) Die dritte Glocke hat am Ende die Inschrift:

MICHEL BEGUN HATT MICH GEGOSSEN ANNO 1719.

Von demselben bis dahin nicht bekannt gewesenen Glockengießer Michael Begun waren auch zwei in den neuesten Zeiten in Wismar umgegossene Glocken der Kirche zu Krakow vom J. 1717 und der Kirche zu Dobbin bei Krakow, vom J. 1728; vgl. unten.

Schwerin.

G. C. F. Lisch.


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Glocken der Kirche zu Bützow.

1.

Im Jahre 1873 wurde die große Glocke der S. Elisabeth =Collegiat= Kirche zu Bützow in Wismar umgegossen. Die Krone derselben war tauförmig gearbeitet und endigte jeder der acht Henkel in einem Löwenkopfe von übrigens ziemlich roher Arbeit. Auf dem Halse der Glocke waren zwei Zeilen Schrift in gothischer Minuskel - nur der Anfangsbuchstabe in Majuskel - zwischen glatten Reifen angebracht. Das obere Band mit größeren Lettern war 4 Zoll breit, das untere 2 1/2 Zoll.

In der oberen Reihe las man:

Inschrift

d. i.

O rex glorie criste veni cum pace. Ave, Maria, gracia plena, dominus tecum, benedicta tu in mulieribus.

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In der unteren Reihe stand:

Inschrift (Gießermarke) (Figur).

d. i.

Anno domini mccccxii mensis Decembris hoc opus in honorem dei et virgmis Marie et sancti Johannis ewangeliste, Elizabeth et Katherine est completum Rodolpho episcopo pie presidente.

Die eingeschalteten Figürchen, welche ziemlich roh modellirt waren, boten keinen Anhalt, sie als Darstellungen bestimmter Persönlichkeiten zu erkennen. Das Gießerzeichen bestand aus zwei durch einander gelegten Winkeln, von denen einer nach unten, der andere nach oben offen ist; an den Enden des letzteren sind nach außen und unten gerichtet noch je ein kleiner Haken angebracht.

Dasselbe Zeichen findet sich auf Glocken zu Rostock, Malchin, Lichtenhagen und Warnemünde aus den Jahren 1379 bis 1440.

Auf der Fläche der Glocke war in Umrissen mit Minuskelbuchstaben von 1 1/2 Zoll Höhe, von dem untersten Reifen 2 Zoll entfernt, folgende Inschrift angebracht:

Inschrift .

d. i.

Provisores ecclesie erant Wolterus Liver et Nicolaus Went.

Die Wörter waren durch einfache oder Doppelrauten getrennt. Die Verzierung glich einem gleicharmigen Kreuze, dessen hinterer Arm in eine Art Lilie, die übrigen in kleine Rauten ausliefen.

In Mangels Bützowschen Ruhestunden, XXIII, S. 9. ist die obige Inschrift wesentlich richtig bereits mitgetheilt, nur der Name Liver ist irrtümlich Siver gelesen.

2.

In demselben Jahre verkaufte die Kirchenverwaltung zu Bützow eine unbenutzte, auch von Mantzel a. a. O. nicht erwähnte Glocke.

Die Inschrift zwischen zwei glatten Reifen, an deren unteren sich ein Kranz von Kleeblattbogen schloß, lautete:

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Inschrift

d. i.

Anno domini mccccxciiii. o rex glorie, criste, veni cum pace.

Ein Kreuz zur Bezeichnung des Anfanges war nicht vorhanden.

Auf der Fläche war das Zeichen des Gießers angebracht. Wismar.

Dr. Crull.


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Glocke von Walkendorf.

Eine im J. 1860 zu Wismar umgegossene Glocke der Kirche zu Walkendorf bei Tessin hatte die Inschrift:

Inschrift

Darunter 4 Male Inschrift mit Kreuz.

Wismar.

Dr. Crull.


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Glocke von Gr. Tessin.

Die im Jahrb. XX VII. 1862, S. 218 beschriebene zweite Glocke zu Gr. Tessin bei Neukloster ist seitdem gesprungen und im Jahre 1872 in Wismar umgegossen. Herr Dr. Crull zu Wismar hat die sehr große und schöne Inschrift in Majuskelschrift vor dem Guß abgerieben und durchgezeichnet und die Zeichnung dem Vereine zum Geschenke gemacht.


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Glocken der Kirche zu Steffenshagen.

Im Thurme der merkwürdigen Kirche zu Steffenshagen bei Kröpelin, welche im Jahrb. XIX, S. 395 flgd. beschrieben ist, hangen 2 große Glocken.

Die ältere Glocke hat in doppelter Reihe um den Helm folgende Inschrift in gothischer Majuskel:

1)
      Inschrift

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2)
      Inschrift

Gießerzeichen.

Die zweite Glocke stammt aus dem Jahre 1750.

Beckentin.

H. Rönnberg, Cand.


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Glocke von Lehsten.

Am 13. Julii 1326 bestätigte der Bischof Johann von Schwerin die Bewidmung und Einrichtung der neu gegründeten und erbaueten S. Nicolaikirche zu Lehsten, bei Stavenhagen, (Mecklb. Urk.=Buch VII, Nr. 4749.) Von dieser Kirche ist jetzt nichts mehr übrig; Sie soll im dreißigjährigen Kriege zerstört sein. Auch der Kirchhof ist schon seit längerer Zeit geebnet und zum Theil mit Häusern bebauet. Die einzige Erinnerung ist nur noch ein kleiner, schlechter Glockenstuhl, in welchem eine kleine, hell tönende Glocke hängt mit der Inschrift:

Inschrift

Die Trennungszeichen sind heraldische Lilien. Der Buchstabe hinter Inschrift und das nachfolgende Wort sind nicht ganz sicher zu lesen. Von den beiden anderen Glocken soll eine nach Güstrow verkauft, die andere nach Gr. Varchow gekommen sein.

Rumpshagen.

H. Rönnberg, Cand.


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Glocke von Qualitz.

Im Jahre 1873 wurden zwei Glocken der Kirche zu Qualitz in Wismar umgegossen. Beide kamen dort bereits zerschlagen an. Die größere, von etwa 1800 Pfd. Gewicht, hatte glatte Bügel, ziemlich flaches Stabwerk oben um die Krone und unten eine alterthümlich geformte Weinranke. Zwischen dem Stabwerk las man:

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Inschrift

d. i.       Anno domini m cccc lxvi (= 1466) feria secunda
       ante Galli (= October 11). O rex glorie, Jesu
      Criste, veni cum pace. Jaspar, Melchior, Balthasar.

Darunter aus dem Mantel, umgeben von einer eingerissenen Linie, stand

Inschrift

d. i.      Clawes Duncker.

Unter dem Namen bemerkte man durch Einritzung in das Modell hervorgebracht das Gießerzeichen und daneben mit vorzüglich fester Hand gezeichnet die H. Katharina mit Rad und Schwert.

Die Zeichnung der Figur, das Gießerzeichen und die Weinlaubverzierung stimmen durchaus zu der schönen Glocke zu Zurow (Jahrb. XXIX, S. 205), welche auch das mit dieser gemein hat, daß die Namen der H. Drei Könige, der "Wetterherren", darauf angebracht sind. Die Wirksamkeit des Gießers, als welchen wir hier Claus Dunker kennen lernen, begreift also sicher die Zeit von 1452 (Thürkow) bis 1466.

Wismar.

Dr. Crull.


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Glocken der Kirche zu Vellahn.

Nach dem Bericht des Herrn Baumeisters Daniel zu Hagenow, jetzigen Bauraths zu Neu=Strelitz, hat die zum Abbruch bestimmte Kirche zu Vellahn bei Hagenow (Brahlstorf) folgende Glocken mit folgenden Inschriften:

1) Große Festglocke (Osanna):

Inschrift 1494.

2) Mittelglocke (Vesperglocke):

Inschrift (Ohne Datum).

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3) Kleine Glocke:

Inschrift


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Glocke von Klinken.

Eine im Jahre 1873 in Wismar umgegossene Glocke der Kirche zu Klinken bei Crivitz hatte, nach der Forschung des Herrn Dr. Crull zu Wismar, folgende Inschrift in gedrängter, undeutlicher gothischer Minuskel, welche recht modellirt gewesen, also verkehrt gegossen, und daher noch schwerer zu entziffern war:

Inschrift

An den durch Kreise ? bezeichneten Stellen waren Bracteaten abgedrückt und abgegossen, wie häufig, leider aber sehr undeutlich. Unter der Inschrift stand ein Gießerzeichen: zwei gekreuzte Zainhaken.


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Die Glocke zu Consrade.

Die im Jahre 1874 von dem Glockengießer Albrecht Hausbrand zu Wismar umgegossene ältere Glocke der Filialkirche zu Consrade war nach Mittheilung des Herrn Dr. Crull zu Wismar ganz glatt, nur mit einigen Reifen verziert und ohne Inschrift und Gießerzeichen.


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Glocke von Gr. Vielen.

Nach des Herrn Pastors Köhler Nachrichten über das Kirchspiel Gr. Vielen, im Archiv für Landeskunde 1866, S. 377, hat zu Gr. Vielen eine Glocke die Inschrift:

Inschrift


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Glocke von Gr. Godems

Eine kleine Glocke von Gr. Godems, Pfarre Slate bei Parchim, ward im Jahre 1872 in Wismar umgegossen. Die Glocke hatte die Inschrift:

Inschrift

Darunter ein noch nicht beobachtetes Gießerzeichen.

Wismar.

Dr. Crull.


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Glocke von Peccatel bei Schwerin.

Inschrift

(O rex glorie, Criste, veni cum pace, anno domini mdix.)

Das Gießerzeichen sah einem aufgerichteten Pfeile gleich, an dessen unterem Ende sich schräge links ein Dolch mit der Spitze anschloß.

Im Jahre 1872 in Wismar umgegossen.

Wismar.

Dr. Crull.


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Glocke von Krakow.

Die im J. 1871 von dem Glockengießer Albrecht Hausbrand zu Wismar umgegossene größere Glocke der Kirche zu Krakow hatte auf dem Mantel die Inschrift:

MICHAEL BEGUN GOS MICH ANNO 1717 IN WELCHEN JAHR DIE EVANGELISCHE KIRCHE IHR ZWEITES JUBILÄUM GOTTLOB GEFEIERT HAT.

Die Glocken von Dobbertin und von Krakow, sowie von Dobbin, waren von demselben Glockengießer.

Wismar.

Dr. Crull.


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Glocke von Dobbin.

Eine im J. 1872 in Wismar umgegossene Glocke der Kirche zu Dobbin bei Krakow hatte auf dem Mantel folgende Inschrift in lateinischen Unzialen, kleineren und größeren:

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Inschrift

Darunter das Wappen der Barold. Sodann:

Inschrift

Das in der Inschrift enthaltene Datum ist DDDCLLVVVVVIII, also 1728. Christoph August v. Barold war 1726-1746 Besitzer des Gutes Dobbin. Vgl. die Glocken von Dobbertin oben und die Glocke von Krakow von demselben Glockengießer.

Wismar.

Dr. Crull.


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Die Kirchen zu Spornitz, Dütschow, Blievensdors, Herzfeld und Karenzin

(Präpositur Neustadt.).

Die Kirche zu Karenzin ist von Fachwerk, die übrigen in der Ueberschrift genannten Kirchen sind Feldsteingebäude mit dreiseitiger Altarwand, welche wohl alle in gleichem Style erbauet, in neuerer Zeit aber auch alle in gleichem Style restaurirt worden sind, so daß sich der alte Styl gar nicht mehr erkennen läßt. Erwähnenswerth ist nur, daß die äußere Altarwand der Kirche zu Blievensdorf eine kleine Nische hat, in welcher vielleicht eine Reliquie oder ein Heiligenbild gestanden hat, doch erscheint sie für ein letzteres etwas zu klein.

An Alterthümern hat nur die Kirche zu Dütschow zwei restaurirte geschnitzte Heiligenbilder an der modernen Kanzel: die Jungfrau Maria, gekrönt, mit dem Christkinde auf dem linken Arm, in der rechten Hand eine Lilie, und einen Heiligen mit Schwert in der Linken und Buch im rechten Arm (Apostel Paulus).

Glocken hangen im hohen Thurm zu Spornitz drei, von denen eine alt ist; die Inschrift um den Helm lautet:

Inschrift

Auf dem Mantel ist zweimal im Relief Christus mit der Erdkugel dargestellt.

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Im hölzernen Thurm zu Dütschow hangen zwei Glocken, beide mit einem Gießerzeichen, welches sich auch auf der Glocke von Steffenshagen vom J. 1378 findet. Die kleinere der beiden Glocken hat keine Inschrift und auch weiter keine Verzierungen, die andere hat um den Helm eine Reihe kleiner interessanter Reliefs (Münzabdrücke?) Im Anfange stehen zwei kleine Figuren mit spitzen Schuhen, von denen die eine der anderen einen runden Gegenstand, scheinbar einen Ring, entgegenhält, darauf folgen 6 Medaillons, von denen 4 das Symbol eines Evangelisten tragen; eins zeigt den gekreuzigten Christus, mit Maria und Johannes neben dem Kreuz und eines hat die Brustbilder von drei gekrönten Heiligen, jedenfalls den heiligen drei Königen, deren Namen auch auf der Glocke zu Zurow stehen (Jahrb. XXIX, 205).

Zu Blievenstorf sind 2 Glocken, die eine von 1826, die andere von 1576 mit folgender Inschrift um den Helm:

ANNO DOMINI MDLXXVI HEFT MI DAVID SOUCHET(?) IN GADES NAMEN GATEN. WER GOT VERTRUWET HEFT WOL GEBUWET. HINRIK HUET PASTOR HANS . . . . .

Beckentin.

H. Rönnberg, Cand.


Die Kirchen
zu Paarsch, Lutheran, Bergrade und Benzin

bei Parchim und Lübz, sind oder waren ebenfalls Fachwerkgebäude, deren immer mehr in Meklenburg bekannt werden.


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Die Kirche zu Paarsch

bei Parchim, eine Filialkirche der St. Georgen=Kirche zu Parchim, war ein kleines Holzfachwerkgebäude mit "Lehmschlag" und baufällig; sie ist daher 1868-1869 abgebrochen und an ihrer Stelle eine neue Kirche gebauet. Das Dorf wird immer nur eine Fachwerkkirche gehabt haben. Denn im Visitations=Protocolle von 1649 heißt es: "Paarsch, Das Kirchlein ist von achzehen gebindt mit dem vmblauffe, vnten mit Eichenen höltzern versohlet vnd in lehmen=

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wenden, so auß= vnd inwendig geweißet sein, gesetzet, davon aber etwas mangel ist vndt nothwendig muß gebeßert werden Inwendich stehet ein kleines vergüldetes Altar mit zwenen Flügeln." Dieser alte Altar ist beim Neubau der Kirche entfernt und zurückgesetzt.

Der alte Altar, welcher nicht wieder zur Anwendung gekommen ist, ist ein alter Flügelaltar, ähnlich dem Altar der Kapelle zu Bergrade (vgl. Jahrb. XXXIII, S. 167. Die Mitteltafel ist aus Eichenholz geschnitzt und enthält aus Einem Stück die Anbetung der Jungfrau Maria durch die 12 Apostel in großen Figuren. Die Vorderseiten der beiden Flügel enthalten 4 kleine Gemälde. Auf den Rückseiten der beiden Flügel ist auf jedem Flügel eine große Heiligenfigur, welche sicher die Localheiligen darstellen.

Die kleine Glocke, welche 1874 von dem Glockengießer Albrecht Hausbrand zu Wismar umgegossen ist, hatte nach Mittheilung des Herrn Dr. Crull zu Wismar die Inschrift:

Inschrift

G. C. F. Lisch.


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Die Kirche zu Lutheran

bei der Stadt Lübz, eine kleine Filialkirche der Pfarrkirche zu Lübz, war auch eine Fachwerkkirche aus Holzwerk mit eingemauerten Ziegelsteintafeln Die Kirche ist im Frühling 1870 wegen Baufälligkeit abgebrochen und sogleich eine neue Kirche in massivem Ziegelbau an der Stelle der alten auf geführt worden. Die alten Ziegel waren noch sehr groß und mögen noch von einer noch altern Kirche stammen. Beim Ausgraben der Erde zu den neuen Fundamenten ward ein mittelalterlicher, kugeliger, blaugrauer Topf in der Erde gefunden, jedoch zerbrochen.

Eine große, alte, heidnische, halbmuldenförmige Quetschmühle aus Granit war als Weihwasserbecken in die Wand gemauert.

Der Altarschrein ist ein alter Doppelflügelaltar, 4 Fuß hoch, 9 Fuß breit.

Die Vorderseite enthält aus Eichenholz geschnitzte und vergoldete und bemalte Figuren. In der Mitte steht die Jungfrau Maria mit dem Christkinde auf dem Arme, in einem Wolkenkranze, auf welchem 2 Füße und 2 Hände mit

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den Nägelmalen befestigt sind, umgeben von 6 fliegenden, anbetenden Engeln. Die Flügel sind quer getheilt und enthalten in jeder Abtheilung 2 stehende Heilige. Die Darstellung ist in der Ansicht folgende:

S. Nicolaus (?).    S. Margaretha.      S. Katharina.   S. Andreas.
                                      S. Maria
S. Petrus.       S. Barbara.       S. Gertrud.       S. Erasmus (?).

1) Die erste Figur ist ein segnender Bischof, ohne Attribut, wahrscheinlich der H. Nicolaus, da derselbe nach den Gemälden auf den Rückwänden gewiß einer der Localheiligen der Kirche war.

2) S. Petrus ist nach der Gestalt sicher zu erkennen; die rechte Hand, in welcher er wohl einen Schlüssel hielt, ist abgebrochen.

3) S. Margaretha mit einem Drachen zu den Füßen und

4) S. Barbara mit einem Thurm neben sich, beide als gekrönte Jungfrauen dargestellt und Nothhelferinnen, sind sicher zu erkennen.

5) S. Katharina, gekrönte Jungfrau, mit einem Schwert in der Hand, auch Nothhelferin und Braut Christi, ist auch wohl sicher.

6) S. Andreas mit einem Schrägekreuz.

7) S. Gertrud, im Schleier und mit einem Hospitalmodell im Arme.

8) S. Erasmus(?), Bischof, einer der Nothhelfer, mit einem Kreuzesstab in der Hand, ist wahrscheinlich, jedoch nicht sicher zu bestimmen.

Die ersten Flügel, wenn die Vorderwand durch die Flügel zugedeckt ist, zeigen in Malerei 4 stehende Heilige, von denen wenigstens einige die Localheiligen der Kirche sind. Die Darstellung ist in der Ansicht folgende:

S. Katha= S. Martin, S.Nicolaus, S.Dorothea,
 rina, mit dem Bischof mit Rosenkorb
mit Schwert Schwerte mit 3 Broten in der Linken
und Rad. den Mantel  auf einem Buche und einem 
theilend und  im Arme. Rosenzweig
mit einem in der Rechten.
Krüppel.

Die Malerei ist ziemlich gut ausgeführt und erhalten. sehr hübsch ist, daß die gemalten Baldachine über den 4 gemalten Figuren durch je 2 abgeschnittene Weinranken mit Blättern und Trauben gebildet sind.

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Die Rückwände der zweiten Flügel haben keine Spur von Malerei mehr, sondern sind röthlich übertüncht.

Nach dem Style des Schnitzwerkes und der Malerei stammt dieser Altar aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.

In dem Altartische fand sich beim Abbruche desselben noch der Reliquienbehälter, also stammt auch der Altartisch noch aus der katholischen Zeit. Dieser Reliquienbehälter bestand aus einem kleinen zusammengekneteten Wachskuchen von länglich=viereckiger Gestalt, einem Buche von alter Darstellungsform ähnlich, 2 1/2 Zoll Hamburg. Maaß lang, 1 5/8 Zoll breit und 1 Zoll dick (= 5 1/2, 4 und 2 1/4 Centim.) Im Innern sitzt eine ganz kleine, flache bleierne Kapsel, ungefähr 3/4 Zoll (= 1 1/2 Centim.) im Quadrat, in welcher einige kleine Knochensplitter liegen. In die obere Fläche waren an den 4 Ecken und in der Mitte 1 Bruchstück von einer harten, braunen Masse, von der Größe einer Erbse eingedrückt, welche am Licht mit Flamme brannte und einen Geruch etwa wie Birkentheer und Bernstein, ähnlich dem Räucherpulver, von sich gaben, also ohne Zweifel Weihrauchharz waren; die 5 Stücke deuten auf die 5 Wunden Jesu und sind in der Stellung den bekannten 5 Weihkreuzen auf den Altarplatten gleich.

Die Kirche besitzt auch noch eine alte Glocke, welche in einem Glockenstuhl neben dem Kirchengebäude hängt. Die Glocke hat die Inschrift:

Inschrift

Auf dem Mantel stehen 4 Weihkreuze.

Wahrscheinlich stammen Glocke und Altar aus einer und derselben Zeit.

Ob aber das abgebrochene Kirchengebäude auch so alt war, läßt sich schwerlich bestimmen, ist auch wohl nicht glaublich. Nach einer geschnitzten Inschrift auf einer Stuhlbrüstung:

Inschrift

hat aber die Holzkirche die Stürme des dreißigjährigen Krieges überdauert. Möglich ist es, daß die jetzt abgebrochene Kirche aus dem Jahre 1621 stammte und daß Glocke und Altar aus einer ältern, auch abgebrochenen Kirche herüber kamen, der Altartisch muß dann unberührt stehen geblieben sein.

G. C. F Lisch.


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Die Kapelle zu Bergrade

bei Parchim, Filialkirche von Garwitz, war ebenfalls, wie Paarsch, ein gleiches, verfallenes Gebäude aus Holz und Lehm; vgl. Jahrb. XXXIII, S. 167.

G. C. F Lisch.


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Die Kapelle zu Benzin,

ebenfalls ein Filial der Kirche zu Lübz, ist gleichfalls ein Fachwerkgebäude, nach dem Visitations=Protocoll vom J. 1706: "Die Kapelle zu Bentzin ist gantz von Holz aufgebauet."

G. C. F. Lisch.


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Die Kirche zu Friedrichshagen.

Wahrscheinlich nicht lange vor dem Jahre 1265 wurde von dem Kirchspiele Gressow das Kirchspiel Friedrichshagen oder, wie das Volk spricht, Frebbershagen (Fredeberni indago) abgezweigt (Meklb. Urk.=B. 1028). Da ein Komthur des Deutschen Ordens, dem auch Friedrichshagen zum Theil gehörte, in dem hieher eingepfarrten Kl. Krankow damals residirte, so sollte man hier einen Bau erwarten, welcher von einer gewissen Bedeutung wäre. Dies ist aber nicht der Fall und die übrigens sehr hübsch gelegene Kirche ist ein allerdings nicht kleiner, aber roher Bau, welcher der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts angehören dürfte, als die Komthurei bereits veräußert war. Sie bildet eine Halle mit dreiseitigem Chorschlusse, deren Wölbung beabsichtigt, aber nicht ausgeführt worden ist. Dienste und Kragsteine sind nicht vorhanden. Die Fenster, deren an jeder Seite drei sind, sind einpföstig und mit Flachecken eingeschrägt. Ihre Wölbung ist wenig spitzbogig. Bis auf ein ärmliches Dachgesims sind keine Gesimse vorhanden. Der im Westen vorgelegte Thurm hat im untersten Stockwerke auch gewölbt werden sollen.

Das Mobiliar der Kirche stammt aus dem vorigen Jahrhundert und sie enthält nichts aus alter Zeit als ein rohes Temperabild aus dem Jahre 1570 zum Andenken eines

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v. Bülow und seiner Gattin, geb. v. Plessen. (S. v. Bülow, Beschr. d. G. v. B., Tab. X, 6).

Wismar.

Dr. Crull.


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Die Kirche zu Pinnow in der West=Priegnitz.

Die alte Feldsteinkirche zu Pinnow in der West=Priegnitz, an der Meklenburgischen Grenze, mit schmalen, leise gespitzten Fenstern im Uebergangsstyl und Pforten im Rundbogenstyl, bewahrt noch einzelne Erinnerungen an die alte Familie von Pinnow und die mit derselben stammverwandte Familie Wagel. Gleich links beim Eintritt durch die südliche Chorpforte steht der Stuhl der Familie von Pinnow, vom Jahre 1565. An der Rücklehne sind, erhaben geschnitten 5 Wappenschilde und daneben, gleichfalls erhaben geschnitten, die entsprechenden Namen und zwar

1) ein rother Schild mit einem weißen Schildzeichen (ähnlich einem Ledermesser) und der Name Clawes Pinnow;

2) ein schwarz und weißer Schild mit rothem Schrägestreifen und der Name Beata Wardenberges;

3) der Pinnow'sche Schild und der Name Achatius Pinnow;

4) ein rother Schild mit weißem Schildzeichen (wie 2 Spitzen) und der Name Wolborch Hentzken;

5) der Pinnow'sche Schild und der Name Arent Achacius Pinnow.

Der letzte Stuhl auf der Nordseite des Schiffs ist der Stuhl der alten Familie Wagel, gleichfalls erhaben geschnitten:

1) ein rother Schild mit dem weißen Pinnowschen Schildzeichen und der Name Jürgen Wagel;

2) derselbe Schild und der Name Hans Wagel;

3) ein schwarz und weißer Schild mit rothem Schrägestreifen und der Name Ursula Wardenberges.

Die alte, aus Eichenholz in Form eines sechsseitigen Kelches gearbeitete Taufe hat auf der einen Seite das volle Pinnow'sche Wappen, flach geschnitzt. Als Helmzier sind 5 Blumen (Pfauenaugen?) an langem Schaft da. Unter dem Wappen steht: JOH. V. PINN. Neben diesem Wappen befindet sich ein Schild mit 3 nach rechts gekehrten Spitzen und als Helmzier eine menschliche Figur, welche in der Rechten einen Stengel mit 3 Blumen (Rosen?) hält. Unter dem Wappen steht ANNA V. KON (v. Königsmark?), neben dem Namen die Jahreszahl 1602. Leider ist die ganze Taufe in

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neuerer Zeit mit blauer Farbe überstrichen. Das messingene Taufbecken hat auf dem Rande des Bodens eine Inschrift in folgender Anordnung:

ACCHATZ CHRISTIAN VON PINNOW AGNIES GEBORENE VON RATENOW 1667.

Vor dem Altar deckt ein Leichenstein das Grab des Henning von Rathenow, Erbherrn auf Pinnow und Mellen, welcher geboren wurde 7. Januar 1637 und gestorben ist 15. Mai 1699.

Beckentin. 1873.

H. Rönnberg, Cand.


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Die Kirche zu Gr. Varchow.

Die Kirche zu Gr. Varchow bei Penzlin bildet ein Oblongum mit dreiseitiger Altarnische. Sie hat ein Granitfundament, ist sonst aber ganz von Ziegeln erbauet. Die Kirche hat eine Balkendecke. Nord= und Südwand haben je 2, die Altarnische hat 3 Fenster. Alle sind im Spitzbogenstyl construirt, sie sind einpfostig, die Zwickel über den Bogen des Pfostenwerks nicht ausgefüllt, die Einfassung wird durch einen Stein mit abgeschrägter Kante gebildet. Die beiden Pforten im Westen und Süden sind ebenfalls spitzbogig und werden durch einen Rundstab eingefaßt. Unter dem Dachsims läuft ein Fries von dunkelgrün glasirten Ziegeln in Form eines Vierpasses. Dieser Fries, sammt dem Pfostenwerk der Fenster, ist bei der jüngsten Restauration allerdings erst eingesetzt, scheint aber an Stelle eines früher schon vorhandenen getreten und vielleicht nach dem Muster eines solchen gefertigt zu sein. Der Thurm im Westen ist später angebauet, jedoch wohl nicht viel später. Der untere Theil ist gewölbt und jetzt zu einer kleinen Taufkapelle eingerichtet. Die Schmiege der Pforte ist ebenfalls restaurirt, ihre Gliederung wird aus Flachecken gebildet. Sämmtliches Mobiliar der Kirche ist neu. Alt scheint nur die messingene Schüssel in der modernen Taufe zu sein, auf deren Boden der Sündenfall dargestellt ist. Von den beiden Glocken im Thurm ist die eine ohne Inschrift, die andere hat eine Inschrift auf Helm und Mantel; es ließ sich wegen der Dunkelheit aber nur herausbringen die Jahreszahl 1568 und der Name Kruse.

Rumpshagen. 1874.

H. Rönnberg, Cand.


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Die Kirche zu Kieth.

Die Kirche zu Kieth bei Krakow ist sehr verfallen und erwartet eine gründliche Restauration.

Die Kirche ist ein Ziegelbau mit Strebepfeilern und bildet ein Oblongum von 3 Gewölben Länge. Sie ist in der Hauptanlage im altgothischen Style aufgeführt und stammt wohl aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts. Die Ostwand und die Südwand haben große, altgothische Fensteröffnungen mit Schräge eingehenden, glatten Laibungen; in jeder dieser großen Fensteröffnungen stehen 3 schmale Fenster, von denen das mittlere höher ist als die beiden andern, durch Mauerpfeiler von einander getrennt. Merkwürdig ist, daß die Nordwand in den Fensterlaibungen junggothisch ist.

Im Innern ist die Kirche auf Wölbung angelegt; jedoch hat sie jetzt statt der Gewölbe eine Balkendecke.

Der Altar ist ein kleiner einfacher Flügelaltar im junggothischen Style, wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der Altar ist aber sehr verfallen und verschmiert: Sämmtliche Pfeiler und Baldachine, sowie die Krönung fehlen ganz; die Rückwand ist gerissen und schwarz übermalt. Die Figuren sind in der Gewandung ziemlich gut, aber auch übermalt.

In der Mitteltafel steht die Jungfrau Maria auf dem Halbmonde, von 6 kleinen Engeln angebetet; die Sonne fehlt. Zu beiden Seiten stehen an jeder Seite 2 Heiligen Figuren über einander in folgender Ordnung in der Ansicht

S. Georg. S. Katharina.
S. Maria.
S. Anna. S. Cornelius.

Die beiden Flügel sind quer getheilt: in jeder Abtheilung stehen 3 Apostel. - (Der H. Cornelius ist dargestellt als Papst mit einem Horn in der Rechten und einem offenen Buche in der Linken.)

Ein Crucifix ist ziemlich gut.

Die Kanzel ist Rococo und ohne Werth.

Außerdem besitzt die Kirche nur noch ein messingenes Becken mit der Darstellung des Englischen Grußes (Ave Maria), wie sich dergleichen im Lande noch häufig finden.

Die Glocken haben keine Inschriften.

Schwerin. 1869.

G. C. F. Lisch.


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Die Kirche zu Grambow

bei Rehna ist, nach einem frühem Berichte des Herrn Baumeisters Daniel zu Schwerin, welcher dieselbe im J. 1865 restaurirt hat, ein gewöhnlicher, schmuckloser, junggothischer Bau (aus dem 15. Jahrb.), mit Strebepfeilern, ohne bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten.

G. C. F. Lisch.


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Die Kirche zu Karow,

A. Lübz, welche im Chor aus einem schlechten junggothischen Ziegelbau, im Schiffe aus einem Fachwerkbau bestand, ist im J. 1872 wegen Baufälligkeit und Werthlosigkeit abgebrochen, um einen neuen Bau Platz zu machen.


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Die Kanzel der Kirche zu Zarrentin

ist schon in den Jahrb. IV, 1839, B, S. 84 als ein beachtcnswerthes Werk, mit altem Schnitzwerk und niederdeutschen Bibelsprüchen, hervorgehoben. Der Herr Pastor Bartholdi zu Zarrentin berichtet jetzt, daß diese Kanzel aus der Marienkirche zu Lübek stammt, und liefert folgenden Beweis. In dem Zarrentiner Visitations=Protocoll vom J. 1707 heißt es nämlich:

"Die Kanzel hat vor diesem in Lübeck in der S. Marien=Kirchen gestanden und ist vor etwa 6 Jahren erst hierher verkauft vor 100 Mk., ist von feinem Schnitzwerk."

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entäußerten sich die Kirchen Lübeks mancher alten Werke, wie z. B. der in den Jahrbüchern gewürdigten großen Altäre von Neustadt und Grabow.

G. C. F. Lisch.

Ornament
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III. Zur Siegel= und Wappenkunde.


Das Siegel des Klosters Ivenack.

Zu den wohlthätigsten und wirksamsten alten Stiftungen in Meklenburg gehören die Feldklöster von angesehenen geistlichen Orden. Meklenburg hatte 4 Mönchs=Feldklöster: Doberan und Dargun, beide Cistercienser, Tempzin, Antoniter, und Marienehe, Carthäuser, alle reich und wirksam. Daneben hatte Meklenburg 11 Nonnenklöster welche alle reichen Landbesitz hatten und eine große Thätigkeit entfalteten, meist dem Benedictiner= und Cistercienser=Orden angehörend: Neukloster, Dobbertin, Rühn, Rehna, Zarrentin, Eldena, Ivenack, Malchow, Wanzka, Rostock, Ribnitz, davon 6 im Bisthum Schwerin, 3 im Bisthum Ratzeburg, 1 im Bisthum Camin und 1 im Bisthum Havelberg. Von diesen hatten 2 (Rostock, Cistercienser=Ordens, und Ribnitz, Clarissen=Ordens) ihre Klostergebäude in Städten; die übrigen waren Feldklöster. Die Nonnenklöster übten eine reiche Wirksamkeit im ununterbrochenen lebhaften Verkehr mit den Familien der Landesherren und des alten Landadels, auch mit den Patricierfamilien der Hansestädte, welche alle oft ihre Töchter in die ihnen angemessenen Klöster gaben.

Zu den beliebten Nonnen=Feldklöstern gehörte das Kloster Ivenack bei Stavenhagen, welches zwar nicht sehr groß aber doch ziemlich reich ausgestattet und durch Jungfrauen und Vorsteher vom Adel gesucht war. Das Kloster Ivenack ward am 15. Mai 1252 von dem Ritter Reimbern von Stove, Burgmann auf der Burg Stavenhagen, welche wohl von ihm den Namen trug, gestiftet (vgl. Meklenb. Urk.=Buch II, Nr. 691) und von dem Herzoge Wartislav von Pommern, zu dessen Herrschaft damals noch das Land Stavenhagen gehörte, im J. 1256 bestätigt (vgl. Meklenb. Urk.=Buch II,

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Nr. 762). Aufgehoben ward das Kloster im J. 1555 nach vierhundertjährigem Bestehen 1 ).

Ueber die Gründung und den Untergang des Klosters geben folgende zwei in den Jahrbüchern II, B., S. 103 mitgetheilte neu entdeckte Inschriften auf der großen Glocke der Kirche zu Ivenack genauere Auskunft:

Inschrift
Inschrift

Die letzte Aebtissin war also Anna von Kamptz (1544 † nach 1562), welche jedoch schon 1555 zwei fürstliche Beamten und einen lutherischen Prediger zur Seite hatte.

Zu den wichtigsten Denkmälern der mittelalterlichen Vorzeit gehören die alten Siegel, welche nicht allein über die alte Kunstgeschichte und Schriftkunde, sondern auch über damalige innere Verhältnisse vielfachen Aufschluß geben.

Das alte Siegel des Klosters Ivenack war bisher ganz unbekannt. Im Staats=Archive zu Schwerin, wo seit der Säcularisirung des Klosters dessen Urkunden aufbewahrt werden, sind nur 2 Abdrücke aus dem 15. Jahrhundert von einem Stempel vorhanden, welcher ohne Zweifel aus der Zeit der Stiftung des Klosters stammt: an einer Urkunde vom 17. Septbr. (die Lamberti) 1404, für die Aebtissin Margaretha Rostock ausgestellt von Propst Gerhard von Bertekow, Priorissin Wendel Wilden und dem Convent, und vom 21. Febr. (die Mathie apostoli) 1411, ausgestellt von Propst Gerhard von Bertekow, Aebtissin Margaretha Rostock, Prio=


1) Nach den herzoglichen Renterei=Rechnungen lebten noch im J. 1557 Jungfrauen im Kloster. Es heißt:
"18 golt fl. den Junckfrawen zu Juenack ins Closter geben, da mein gnedige fraw vnd freulein bei ihnen gelegen. Brandenburg am 23. Julii 1557."
"2 thaler noch eodem die daselbst."
Die fürstlichen Frauen sind wohl die Herzogin Anna, des Herzogs Albrecht des schönen Wittwe, und ihre Tochter Anna, spätere Herzogin von Kurland.
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rissin Margaretha Gützkow und dem Convent; in beiden Urkunden wird gesagt, daß das angehängte Siegel das Siegel des Convents, also das Klostersiegel, sei.

Klostersiegel

Das hieneben abgebildete runde Siegel zeigt folgende Darstellung: Auf einem Throne sitzt zwischen zwei Lilienstengeln die gekrönte Jungfrau Maria, welche das halb liegende Christkind im linken Arme hält. Die Umschrift lautet:

Umschrift

Das Kloster war also ein Marien=Kloster.

Der Herr C. G. J. von Kamptz zu Schwerin hat aus wissenschaftlicher Theilnahme und im sinne der Geschichte seiner Familie, welcher die letzte Aebtissin Anna von Kamptz angehörte und welche mit dem Kloster vielfach in Verbindung stand 1 ), die Zeichnung und den Holzschnitt des Siegels für die Jahrbücher und das Urkunden=Buch geschenkt.

G. C. F. Lisch.


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Ueber das Siegel des Nicolaus von Oertzen

in Jahrb. XXXIX, S. 223,

äußert Herr Archivrath, Pastor Dr. Masch zu Demern brieflich die Vermuthung, ob dasselbe nicht ein Siegel eines von Oelsen sein und Umschrift statt Umschrift gelesen werden könne, da die von Oelsen Einen Arm mit einem Ringe im Schilde führen (vgl. Kneschke Ad. Lex. VI, 573, und v. Ledebur Ad. Lex. II, 160.)

Bei wiederholter scharfer Untersuchung lese ich aber in der Umschrift deutlich:

Umschrift

1) Vgl. C. G. J. von Kamptz: Die Familie von Kamptz, als Manuscript gedruckt, Schwerin, 1871, S. 69 flgd., wo das Leben der Aebtissin Anna von Kamptz beschrieben ist.
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namentlich den Buchstaben r ganz deutlich. Ich muß daher meine Ansicht festhalten, daß dieses Siegel ein bisher unbekannt gewesenes Siegel des Knappen Nicolaus IV. v. Oertzen (1411- 1434) von der Stargardischen Familie von Oertzen ist.

G. C. F. Lisch.


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Ein Siegel
des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm
von Brandenburg.

Zu Dorf Woosmer bei Dömitz ward in der Dorfstraße ein großer messingener Siegelstempel des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg gefunden, von dem Herrn Schullehrer Hildebrand erworben und von diesem durch den Herrn Amtmann Schlettwein zu Dömitz, Mitglied des Vereins, auf dessen Bitte dem Vereine geschenkt.

Das Siegel ist rund und hat 5 1/2 Centimeter im Durchmesser. Es enthält unter dem Kurhut einen Wappenschild mit acht Feldern, welcher an beiden Seiten von einer Einfassung im Rococostyl gehalten wird.

Die 8 Wappen sind folgende:

obere Reihe: Brandenburg. Preußen. Jülich.
mittlere Reihe: Cleve. Kurscepter. Berg.
untere Reihe: Burggr. Nürnberg. Hohenzollern.

Die lateinische Umschrift in 2 Zeilen lautet folgendermaßen:

Umschrift

(Carn. heißt Carnovia, der alte Name für Jägerndorf).

Von diesem Siegel ist bisher kein Abdruck bekannt geworden. In großen, vollständigen Sammlungen, wie die des bewährten Heraldikers Herrn Pastors Ragotzky zu Triglitz bei Pritzwalk in der Mark Brandenburg, findet es sich nicht unter 37 verschiedenen Stempeln des Kurfürsten, auch im Schweriner Haupt=Archive nicht, obgleich dieses eine große Menge von Siegeln des Kurfürsten aus dem 17. Jahrhundert in den zahlreichen Acten bewahrt. Jedoch besitzt Herr Pastor Ragotzky als einziges Stück einen Original=

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Abdruck eines Siegels vom J. 1643, welches in der Wappenanordnung dem Siegel von Woosmer gleich ist. Dieses Siegel ist aber kleiner und hat eine Umschrift in nur einer Zeile in deutscher Sprache.

Dieses Original=Siegel von 1643 mit denselben Seiteneinfassungen wird dem Woosmerschen Siegel zum Vorbilde gedient haben, aber nicht recht verstanden sein. Die Wappen des Woosmerschen Siegels sind schlechter gezeichnet und geschnitten, die Einfassung des mittlern Scepterschildes ist gradezu mißverstanden und räthselhaft und die Seiteneinfassungen sind, wenn auch entfernt ähnlich, doch gänzlich styllos und verdreht. Der Siegelstempel von Woosmer ist also sicher kein Originalsiegel des Kurfürsten.

Wahrscheinlich ist das bei Woosmer gefundene Siegel ein interimistisches oder Nothsiegel für irgend eine Behörde, vielleicht nie im Gebrauch gewesen, wenn es überhaupt nicht falsch ist. Vielleicht ist es um die Mitte des 17. Jahrhunderts auf den Zügen des großen Kurfürsten in der Nähe des Ueberganges über die Elbe bei Dömitz verloren gegangen.

Mit diesen Ansichten und Bedenken stimmen auch Herr Pastor Ragotzky zu Triglitz und Herr Pastor, Archivrath Dr. Masch zu Demern, zwei gewiegte Heraldiker und Sammler, überein.

G. C. F. Lisch.


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Das Siegel der Universität Rostock.

Das große, schöne und sinnreiche Siegel der Universität Rostock, welches in Jahrb. XXXIV, S. 249, beschrieben und erläutert ist, ist sonst noch auf bemerkenswerthe Weise zur Anwendung gekommen.

1) Eine alte Matrikel der Universität, ein mächtiger, 7 Zoll dicker Klein=Folioband Pergament, welche den Zeitraum vom 12. Nov. 1719 bis 1760 umfaßt, ist in Schweinsleder gebunden und auf den Außenseiten mit eingepreßten Verzierungen bedeckt. Dieser Einband stammt nach dem Styl der Verzierungen aus dem 16. Jahrhundert. Auf der Rückseite ist zwar eingepreßt:

MATRICULA
ACADEMIAE
ROSTOCHIENSIS
RENOVATA Anno. MDCCXIII.
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Diese "Renovation" wird aber wohl nur eine äußerliche "Reparatur" gewesen sein. - Auf der Vorderseite des Deckels ist das große Siegel der Universität eingepreßt, wie es a. a. O. beschrieben ist.

2) Dasselbe große Siegel ist zum Schmuck des Neubaues der Universität im J. 1869 zu einem etwa 2 Fuß hohen Relief in Holzschnitzerei benutzt, welches in der Aula in der Rückwand hinter der Rednerbühne aufgerichtet ist.

G. C. F. Lisch.

Ornament
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IV. Nachtrag.
Römergräber in Meklenburg.

Von

Dr. G. C. F. Lisch.

Fortsetzung von Jahrb. XXXV, S. 99, und XXXVII, S. 209.

 

Römische Alterthümer von Häven.

E. Vierte Ausgrabung.

Im Frühling des Jahres 1875 wurden auf dem Domanial=Pachthofe Häven bei Brüel nahe vor dem Hofe in demselben Sandhügel, in welchem seit 8 Jahren viele römische Gräber gefunden sind, beim Sandgraben zur Dämmung des Hofes wieder römische Alterthümer entdeckt. Dies veranlaßte den jetzigen (Gutspächter Herrn Bastian, die Grabungen mit Vorsicht und Ruhe zu betreiben, und so entdeckte derselbe 5 Fuß tief im Sande und ungefähr 10 Fuß von einander zwei Gräber mit Skeleten, deren Schädel im Norden, die Füße im Süden lagen, so daß die Leichen nach Süden schauend begraben waren, wie auch in den früher entdeckten Gräbern beobachtet war. (Vgl. Jahrb. XXXV, S. 123-124, und XXXVII, S. 208. Neben den Skeleten wurden die im Folgenden beschriebenen römischen Alterthümer gefunden, welche Herr Bastian mit großer Sorgfalt so gut es möglich war, sammelte und hob und unter Beförderung des zuständigen großherzoglichen Amtes Warin an die großherzoglichen Sammlungen einsandte.

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Grab Nr. 8.

Im Mai 1875 fand Herr Bastian ein Grab, welches von dem menschlichen Skelet nur noch einen zerbrochenen Schädel und einige Alterthümer enthielt. Die übrigen Knochen und vielleicht auch Alterthümer sind wahrscheinlich schon in früheren Jahren beim Sandgraben ausgegraben und verloren gegangen.

Der Schädel ist ein gut erhaltenes Bruchstück, welches das volle Stirnbein mit den Augenhöhlen und der vordern Hälfte des Oberschädels zeigt, also die volle Hälfte des Oberkopfes. Die Bildung mit hoher, senkrechter Stirn ist sehr schön. Die Maaße sind ungewöhnlich klein und die Knochen sehr dünn und fein. Fast könnte man glauben und man hat es wohl geglaubt, der Schädel habe einem kleinen Kinde angehört; aber der Schädel ist schon vollkommen und schön ausgebildet und die Schädelnäthe sind schon vollständig verwachsen, so daß keine Spur von einer Schädelnath zu sehen ist. Der Schädel 1 ) wird also einem schon ziemlich erwachsenen jungen Menschen oder einer zarten weib lichen Person angehört haben.

Der Schädel zeigt eine besondere Eigenthümlichkeit. Quer über der Stirn ist ein langer, schmaler, tiefer Spalt, wie von einem durchdringenden Schwerthieb. Manche Beurtheiler haben darin einen Spatenstich von der Aufgrabung erkennen wollen. Andere, denen auch ich mich anschließe, sehen darin eine Verwundung bei Lebezeiten der begrabenen Person. Der Schädelknochen ist nämlich nach innen nicht zu einem Loche durchbrochen oder zertrümmert, sondern die Wände sind nur regelmäßig und scharf durchgedrängt und stehen im Innern noch fest und angewachsen in pyramidalen Richtungen neben dem feinen durchgehenden Spalt. - Würde der Hieb von einer Verwundung einer lebenden Person herrühren, so würde auf grade nicht erfreuliche Zustände in der Zeit des Begräbnisses zu schließen sein.

In der Nähe dieses Schädels fanden sich folgende Alterthümer:

1) Ein kleines thönernes Gefäß, nach heimischer heidnischer Weise mit Sand durchknetet, hellbraun an Farbe, von einfacher cylindrischer Form, ohne alle Ausbauchungen und ohne alle Verzierung. Das Innere ist bis auf den Rand


1) Die Beurteilung der menschlichen Gebeine verdanke ich dem Herrn Dr. med. Döhn zu Schwerin.
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schwärzlich gefärbt und auch der äußere Rand hat an mehrern Stellen unregelmäßig kurze schwarze Flecke, als wenn etwas, z. B. Fett, übergeflossen und daran getrocknet wäre.

2) Eine kleine thönerne Urne, schwarz von Farbe und glänzend, fein gearbeitet. Um die obere Hälfte des Bauches laufen zur Verzierung 3 mal 3 fein eingeritzte horizontale Parallellinien in nahen Abständen. Die Urne hat an Gestalt und Verzierung etwas Fremdländisches. Ueber thönerne Urnen in Römergräbern vgl. Jahrb. XXXV, S. 122.

3) Zwei Eimer von Holz, mit Bronze=Beschlag. Die Bänder, die Randeinfassung und die Henkel sind von Bronze. Das Holz ist etwas dickfaserig und zerbrochen und größten Theils verloren gegangen; jedoch sind zur Erkenntniß und Beurtheilung noch Reste genug vorhanden. Die Eimer sind den früher zu Häven gefundenen hölzernen Eimern gleich; vgl. Jahrb. XXXV, S. 118 und 130 und Abbildung Taf. II, Figur 16. Die Henkel sind schmal, dünne und glatt, wie die früher gefundenen Eimerhenkel. Der eine Henkel hat gar keine Verzierungen, der andere gravirte leichte Randverzierungen von Halbkreisen. Die kleinen Nägel zur Befestigung der Bänder auf dem Holze sind sehr geschickt gearbeitet und wie modern.

4) Drei schmale und enge runde Beschläge von Bronzeblech, deren Gebrauch nicht zu errathen ist.

Grab Nr. 9.

Am 1. Juni 1875 fand Herr Bastian ein zweites Grab mit einem vollständigen großen Skelet. Der Schädel, von guter Stirnbildung, mit Unterkiefer, ist groß und sehr stark, wie es scheint ein Kurzschädel (Brachycephale). Die Zähne sind fein und schmal, vollzählig und gesund, aber schon ziemlich stark abgeschliffen. Nach dieser Beschaffenheit scheint der Schädel einem Menschen von wenigstens 50 Jahren angehört zu haben. Die Bein= und Armknochen sind grade nicht sehr stark, aber lang; das Oberschenkelbein (femur) ist 20 Zoll oder 48 Centimeter lang. Das Skelet deutet also auf einen altern, groß gewachsenen Menschen.

Neben dem Skelet fanden sich folgende Alterthümer:

5) Ein thönernes Gefäß, welches aber trotz der sorgfältigsten Vorsicht bei der Ausgrabung sogleich zerfiel.

6) Ein großer glockenförmiger Krater von Bronze, mit einem kleinen, starken Fuß und einem massiven, runden Henkel, wie die früher zu Häven gefundenen Krateren, welche

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in Jahrb. XXXV, S. 110 und S. 129 und XXXVII, S. 210, beschrieben und dazu Taf. I, Fig. 1 und Taf. II, Fig. 17 abgebildet sind. Der Krater, in der Oeffnung 9 1/2 Zoll weit, hat einen dicken, schweren Rand und Fuß, aber sehr dünne Wände, welche wie gewöhnlich durch den Erddruck fast alle in kleine Bruchstücke zerbrochen und beim Sandgraben verloren gegangen sind. Der obere Rand hat auf der Außenfläche 3 eingedrehete feine Linien zur Verzierung. Eben so sind auf der Unterseite des Fußes feine Kreise eingedrehet, wie auf den früher gefundenen Gefäßen dieser Art. Auf dem dicken Rande sitzen zwei Henkellappen mit einem Loche zum Einhängen eines Henkels. Der Henkel ist dick und rund und schön verziert, jedoch nicht in der Art, wie die früher gefundenen, auf Taf. II, Fig. 17 abgebildeten Henkel, sondern durch schräge gewundene erhabene Linien, wie ein Seil.

7) Eine größere Heftel oder "Gewandnadel" mit Spiralfeder, von Silber, ähnlich den früher zu Häven gefundenen, zu Jahrb. XXXV, Taf. II, Fig. 22-24 abgebildeten Hefteln (vgl. Jahrb. S. 103 und 116 . Das untere Ende des Bügels läuft in Trapezform aus, ungefähr wie Worsaae Nord. Olds. Taf. 88 Fig. 384, und ist hier mit einer dünnen goldenen oder vergoldeten punctirten Platte belegt, wie die runde Heftel Nr. 8 im Grabe Nr. 7 (Jahrb. XXXVII, S. 211). In der Mitte ist der Bügel mit einer runden Verzierungsplatte belegt gewesen, welche zwar abgebrochen, aber noch vollständig vorhanden ist. Die runde Platte hat ungefähr 2 Cent. im Durchmesser, ist von einem feinen silbernen Perlenringe eingefaßt und mit einer Halbkugel von dunkelblauem Glase belegt. Der Kitt ist noch vorhanden. Die Bestimmung der Verzierungsplatten wird also hiedurch klar.

8) Eine kleinere Heftel oder "Gewandnadel" mit Spiralfeder, von Silber, ähnlich der in Jahrb. XXXV, Taf. II, Fig. 22 abgebildeten Heftel, jedoch kleiner. Der Bügel läuft nach unten in eine runde Verzierungsplatte aus, welche ebenfalls mit grünem Glase in einem dünnen silbernen Perlenringe belegt gewesen ist, wovon noch Bruchstücke bei der Heftel gefunden und vorhanden sind.

9) Sieben birnenförmige oder beutelförmige Bommeln von Bernstein, von Gestalt und Arbeit ganz wie die früher gefundenen und in Jahrb. XXXV, S. 128, und XXXVII, S. 215 beschriebenen und zu Jahrb. XXXV, Taf. I, Fig. 14 abgebildeten Bommeln. Die jetzt gefundenen sind aber nur halb so groß, etwa 15 Millim. lang.

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10) Vier kleine Bernsteinknöpfe, Halbkugeln oder flach gewölbte Scheiben von 8 bis 10 Millim. Durchmesser, mit einem kleinen Loche in der Mitte, vielleicht Verzierungen zum Aufnähen oder Aufnieten.

11) Ein Kamm von Knochen, 12 Cent. lang und 6 Cent. hoch, ziemlich gut erhalten. Der Kamm besteht aus starkem Knochen und ist am Griff an jeder Seite mit dünnen Elfenbeinplatten belegt, welche mit Bronzestiften vernietet sind. Um die Niete laufen zur Verzierung wellenförmige Punctlinien. Dieser Kamm gleicht also an Größe und Arbeit ganz dem in der zweiten Aufgrabung gefundenen Bruchstück; vgl. Jahrb. XXXV, S. 126, und Abbildung Taf. II, Fig. 25. Größe und Gestalt sind ungefähr dem in Worsaae Nordiske Oldsager Taf. 84, Nr. 365 abgebildeten Kamm gleich.

12) Drei kleine Thierknochen, wahrscheinlich von einem Schaf. Die Knochen sind fester, glatter und heller, als die Menschenknochen, und wahrscheinlich gekochte Thierknochen von dem Leichenmahle und der Mitgift. Aehnliche Thierknochen wurden auch in dem ähnlichen Grabe Nr. 7 gefunden; vgl. Jahrb. XXXVII, S. 216.

Schlußbetrachtung.

Dieses Grab Nr. 9 gleicht also in Skelet und Beigaben ganz dem wahrscheinlich in der Nähe zuletzt im J. 1872 aufgegrabenen und in Jahrb. XXXVII, S. 209-216 beschriebenen Grabe Nr. 7, welches damals als ein Frauengrab erkannt ward. Die Leiche im Grabe Nr. 9 wird nach den Knochen und Zähnen, so wie manchen Beigaben auch eine weibliche gewesen sein.

Ornament

 

Verbesserungen.

Zu S. 157 muß es in der Ueberschrift heißen; außereuropäischer Völker, statt: anderer europäischer Völker.
Zu S. 163. Die Pfarre zu Lohmen ist nicht am 3., sondern am 4. November 1874 abgebrannt.