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Altes Siegel der Stadt Bützow.

Die Stadt Bützow führt, als bischöfliche Stadt, im Siegel zwei gekreuzte Bischofsstäbe, über welchen im obem Winkel eine Bischofsmütze steht. Dieses Siegelbild ist alt und kommt schon seit dem Jahre 1376 im Stadtsiegel und im Rathssiegel vor, wie diese in Milde Siegeln des Mittelalters, Heft 4, Taf. 20, Nr. 57 und 58, abgebildet sind (vgl. das. S. 42).

Es gab aber ein Stadtsiegel, welches ohne Zweifel viel älter ist. Im Jahre 1874 ward im Lübeker Archive an einem Leumundszeugniß des Raths zu Bützow für Hermann Trechow vom 11. Febr. 1468 ein klar ausgedrücktes Siegel entdeckt und von dem Herrn Geschichtsmaler Milde im Gypsabguß mitgetheilt, welches von den beschriebenen Siegeln ganz abweichend ist.

Dieses runde Siegel, von fast 5 Centimeter Durchmesser, enthält eine dreibogige Nische mit drei dreieckigen Giebeln, unter denen drei Heiligenbilder stehen, in der Mitte die Jungfrau Maria mit dem Christuskinde auf dem Arme und in jeder der beiden andern Nischen ein männlicher Heiliger, etwas unklar, wahr=

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scheinlich Apostel, vielleicht Petrus und Matthäus; an jeder Seite der Nischenreihe steht auf einer Console ein kleines Figürchen, vielleicht ein Engel. Die Umschrift lautet:

Umschrift

Von demselben Siegelstempel befindet sich auch im Schweriner Archive ein Abdruck an einer Urkunde vom 22. Octbr. (am Tage Severi) 1441, wie schon zu Milde a. a. O. 1860, S. 42, Note, mitgetheilt ist. Dieser Abdruck zeigt, obgleich derselbe vielfach zerdrückt ist, sicher auch die oben mitgetheilte Umschrift und nicht die Umschrift: Sigillum consulatus opidi Butzow, wie an Milde irrthümlich mitgeteilt ist.

Das Siegel mit den drei Heiligenbildern ist aber offenbar viel älter. Die beiden gekreuzten Bischofsstäbe als bischöflich Schwerinsches Wappen kommen auf bischöflichen Siegeln erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in Gebrauch (vgl. Jahrb. VIII, S. 15 flgd.), also wird das Bützowsche Stadtsiegel mit den zwei gekreuzten Bischofsstäben auch nicht älter sein.

Das Stadtsiegel mit den drei Heiligenfiguren, welches neben dem jungem Siegel noch lange fortgeführt ward, ist ohne Zweifel sehr alt und sicher das älteste Stadtsiegel. Nach dem Styl der Darstellungen und der Buchstaben der Umschrift möchte ich es mit Bestimmtheit in den Anfang des 14. oder das Ende des 13. Jahrhunderts setzen. Am meisten Aehnlichkeit im Styl hat es mit dem am 30. Jan. 1337 zuerst vorkommenden und im Meklenb. Urk.=Buch IX, zu Nr. 5742, S. 11, abgebildeten Siegel des Klosters Dargun, welches ein Marienbild in einer Nische in einem ebenfalls rein dreieckigen Giebel zeigt.

Die drei Heiligen im alten Siegel lassen nur schwer auf den Ursprung des Siegels schließen. Ich glaube nicht fehl zu greifen, wenn ich annehme, daß diese Heiligen, namentlich die Jungfrau Maria, auf die Schutzheiligen der Stadt oder eine alte Stadtkirche hindeuten. Die noch heute stehende Hauptkirche in der Stadt war die Kirche des im Jahre 1248 zu Bützow gegründeten Collegiatstiftes (vgl. M. Urk.=B. I, Nr. 610) und der heiligen Elisabeth geweihet, welche 1235 canonisirt ward (vgl. Jahrb. VIII, S. 5). Diese Kirche wird schon im Jahre 1246 die Elisabeth=Kirche genannt (vgl. M. Urk.=Buch I, Nr. 583).

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Es wird aber in Bützow noch eine ältere Kloster= oder Stadtkirche gestanden haben, welche wahrscheinlich der Jungfrau Maria gewidmet war. Im Jahre 1269 wird in einem Testamente neben der Elisabeth=Kirche auch noch eine Marien=Kirche zu Bützow genannt ("sancta Elisabeth in "Butzow et beata Maria ibidem" Meklenb. Urk.=Buch II, Nr. 1153).

Es ist also nicht unwahrscheinlich, daß das alte Stadtsiegel seine Darstellungen dieser Kirche entnommen hat.

G. C. F. Lisch.