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III. Zur Münzkunde.


Münzfund von Blowatz.

Zu Blowatz in der Pfarre Dreveskirchen bei Wismar, nicht weit von der Ostsee, ward, nahe bei Dreveskirchen und Friedrichsdorf, von Arbeitern ein Topf mit alten Münzen gefunden. Der Topf ward leider zerschlagen und ein Theil der Münzen zerstreute sich unter die Finder. Der größere Theil der Münzen ward aber von denselben an einen Goldschmied in Wismar verkauft, welcher dem Herrn Dr. Crull zu Wismar und mir diesen Rest noch freundlichst zur Ansicht gestellt hat.

Dieser Rest besteht aus 275 Stück kleinen Silbermünzen, welche bis auf wenige Stücke alle gleich, stark gerostet, schlecht gezeichnet und noch schlechter geprägt sind. Die 271 gleichen Münzen sind Nachahmungen der Münzen von Köln für die Wendenländer aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Sie haben auf der Vorderseite das entstellte Monogramm von Köln: S . COLONI A , auf der Rückseite das vielfach in jener Zeit und früher vorkommende sogenannte "Tempelgebäude." Diese Nachahmungen kommen oft vor. Sie sind besprochen in Grote's Blättern für Münzkunde Bd. III, 1837, S. 267 flgd. und abgebildet dazu Taf. X, Nr. 189. Da der Fund kein Gepräge enthält, welches einen erkennbaren geschichtlichen Anhalt bieten könnte, so hat er nur geringen oder gar keinen andern wissenschaftlichen Werth, als durch die gegenwärtige Nachricht. Der Fund wird also wohl an Privat=Liebhaber, Münzhändler oder in den Schmelztiegel wandern.

Außer diesen 271 gleichen, schlechten Nachahmungen enthielt der Fund noch folgende Münzen:

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1 kleinen sogenannten Wendenpfennig, Nachahmung von Magdeburg, ein Gepräge, welches sehr bekannt ist und häufig vorkommt;

1 Münze, an Größe und Gepräge ungefähr den Nachahmungen von Magdeburg gleich, auf der Vorderseite mit einem Bischofskopf, wie es scheint, auf der Rückseite mit den Buchstaben

BRVN

zwischen zwei Linien, sonst unkenntlich;

1 ganz unkenntliche Münze;

1 Nachahmung einer bekannten Münze: Otto und Adelheid.

Diese 4 Münzen und 4 Stück von den 271 Nachahmungen von den Münzen von Cöln hat der Herr Dr. Crull zu Wismar dem Vereine geschenkt. Die übrigen Kölnischen Nachahmungen sind in den Münzhandel gegangen.

Merkwürdig für diesen Fund ist es, daß schon früher ein Mal in derselben Gegend ein ähnlicher Fund gemacht ist. In den oben angeführten Grote'schen Blättern für Münzkunde a. a. O. S. 268 wird Folgendes mitgeteilt. "In dem geöffneten Ritterplatze" "Hamburg 1706", "einer Art Encyklopädie von allerlei Wissenschaften, in dem Abschnitte Historia numismatum novorum wird S. 51 erzählt, im Jahre 1678 sei bei Oederkirchen" (oder vielmehr Oedeskirchen), "einem Dorfe in Meckelnburg in einer Urne eine ziemliche Quantität alter Münzen gefunden. Den beigedruckten Holzschnitten nach waren sie von unserer Art" (mit Monogramm und Tempel).

Oedeskirchen ist bekanntlich der alte Name für Dreveskirchen, welches aus der Form "to der Oedeskirchen" zusammengezogen und verdorben ist (vgl. Jahrb. XVII, S. 370).

G. C. F. Lisch.