zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 205 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Leichenstein des Pfarrers Nicolaus Breide zu Malchin.

Bei der Restauration der Kirche zu Malchin ward im Jahre 1871 vor dem Altare unter dem jungem Pflaster ein großer Leichenstein von Kalkstein gefunden und an der Nordwand des Chores neben dem Altare aufgerichtet. Derselbe enthält unter einem Baldachin das fast lebensgroße Bild eines Priesters, welcher dickes, langes, lockiges Haar hat (wie eine große "Allonge =Perruque") und über die Schultern mit einem Mäntelchen bekleidet ist, welches nach heraldischer Weise mit "Pelz" besetzt ist. Mit der linken Hand hält er einen Kelch mit Hostie, welche er mit der rechten Hand segnet. Zu seinen Füßen steht ein Wappenschild mit einem aufsteigenden, rechts gekehrten Löwen. Die etwas schwer leserliche Umschrift am Rande, in welchem an den 4 Ecken die 4 Evangelisten=Symbole stehen, lautet:

Umschrift

d. i. Anno domini MCCCCLXXI' (Lücke) obiit dominus Nicolaus Breyde, canonicus Gustrowensis, h[ujus ecc]lesiae plebanus.

Ueber dem Haupte der Figur unter dem Baldachin steht:

Inschrift

d. i. orate deum pro eo.

Es steht wirklich da: Inschrift statt Inschrift und Inschrift statt Inschrift . Am Ende sind Stücke ausgesprungen; im Anfange und am Ende sind Stücke ausgesprungen, jedoch noch zu erkennen Inschrift Diese Lücke läßt sich mit Sicherheit ergänzen durch Inschrift

In der zweiten Zeile ist eine große Lücke, welche nicht bearbeitet ist und in der ursprünglichen glatten Oberfläche des Steins liegt. Diese Stelle ist zur Aufnahme des Sterbetages bestimmt gewesen. Auch das Sterbejahr ist noch nicht vollendet. Der ursprüngliche Besitzer hat also ohne Zweifel den Stein zur Zeit seines Lebens machen lassen; die Vervollständigung der Inschrift ist aber nach seinem Tode vernachlässigt und vergessen, wie Fälle dieser Art öfter vorkommen.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 206 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Statt dessen hat ein jüngeres Geschlecht, welches den Stein wohl von der Kirche angekauft gehabt hat, denselben zum Grabstein für sich benutzt und in diese Lücke einhauen lassen:

HR . APOTHEKER . KRÜGER . 1758.
FR . KRÜGERN . NAT . LÜDERS . 1763.

Die Bedeutung des Steines ist also:

Im Jahre des Herrn MCCCCLXX -----
starb Herr Nicolaus Breyde, Domherr zu Güstrow,
dieser Kirche Pfarrer.

Seit dem Jahre 1301 war die Pfarre zu Malchin einer Domherrenstelle des Collegiatstiftes zu Güstrow einverleibt, so daß der Pfarrer zu Malchin immer zugleich Güstrowscher Domherr war. Im Jahre 1489 ward dazu noch die Pfarre zu Teterow dieser Stelle einverleibt; vgl. Jahrb. XXXI, S. 84 flgd.

Der Pfarrer und Domherr, welchem der Leichenstein angehörte, war also Nicolaus Breyde, aus dem ausgestorbenen altadeligen Geschlechte der Breyde auf Kittendorf, wie sein Name und sein Wappen zeigen, da die Familie Breyde einen Löwen im Schilde führte.

Es giebt aber auch noch urkundliche Nachrichten über den Pfarrer Breyde, aus denen zu entnehmen ist, daß er wohl ein reicher, kunstsinniger und um die Kirchen verdienter Mann war.

Zuerst kommt er um das Jahr 1464 vor, als der Ausbau der Klosterkirche zu Dargun begann. Ueber die milden Beiträge zu den Kosten legte der Ritter Lüdeke Hahn auf Basedow im Jahre 1479 Rechnung ab. In dem Verzeichniß der Beiträge, welches in der Kirche noch heute auf einer Gedächtnißtafel aufbewahrt wird (vgl. Jahrb. XXVI, S. 217 flgd.) sind auch aufgeführt:

Her Nicolaus Breide, kerckhere to Malchin, XXX marck.
Henninck Breide XV marck sundesche.

Alle die Wohlthäter der Kirche hatten ihre Wappen in Glasmalerei in der Kirche; diese Wappen, unter denen auch ein Wappen der Breide, sind bei der neuesten Restauration der Kirche restaurirt und erneuert worden. - Nicolaus Breide war also sicher zwischen 1464 und 1479 Pfarrer zu Malchin.

Genauere Nachricht giebt eine Urkunde vom Jahre 1474, welche im Original im gräflich Hahn'schen Archive zu Basedow aufbewahrt wird und in Lisch Geschichte und Ur=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 207 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

kunden des Geschlechts Hahn, Bd. 2, B, S. 154, gedruckt ist. Nach dieser Urkunde war der Pfarrer Nicolaus Breide ein Sohn des verstorbenen Claus Breide und hatte sich mit seines Bruders Tochter auseinander "getheilt"; diese war wahrscheinlich die Tochter des Henning Breide, welcher auch zu den Kosten des Darguner Kirchenbaues beigetragen hatte. Da die Familien Breide im 15. Jahrhundert ausgestorben sein sollen und werden, so ist es sehr wahrscheinlich, daß der Pfarrer Nicolaus Breide der letzte seines Geschlechts in Meklenburg war, da in der Urkunde, mit Ausnahme der Brudertochter, kein anderer Breide als Theilhaber mehr genannt wird. Der Inhalt der Urkunde ist folgender:

1474, am 16. Junii, zu Basedow, verpfändet Nicolaus Breyde, Domherr zu Güstrow und Kirchherr zu Malchin, dem Ritter Lüdeke Hahn zu Basedow einen Hof und 5 Hufen zu Hungerstorf, welche den Breyden von der Familie v. Gotebende verpfändet waren.

Diese Hufen sind nicht wieder eingelöset, sondern bei der Familie Hahn geblieben; sie bildeten eine Hauptgrundlage zu dem Hahn'schen Besitze von Hungerstorf.

Nicolaus Breyde muß mit dem kunstsinnigen Ritter Lüdeke Hahn auf Basedow sehr befreundet gewesen sein. Die gleichzeitigen Hahn'schen Leichensteine in der Kirche zu Dargun zeigen gleiche Arbeit, wie der Breyde'sche Leichenstein.

Fernere Urkunden über Nicolaus Breyde sind folgende:

1485 überließ Jungher Drewes Flotow zum Stuhr wiederlöslich an Nicolaus Breyden, Canonicus zu Güstrow und Kirchherrn zu Malchin, seinen dritten Theil am Felde zu Krase.

Nach einer "v. Pentz Notiz" in G. v. Flotow Beiträge zur Gesch. der Familie von Flotow, 1844, S. 29.

1488 am 13. August. Ein Brieff des Capittels zu Gustrow, darin sie vormelden, das Nicolaus Breide, auch Canonicus daselbst und plebanus zu Malchin, der Thumbkirchen gegeben hat seinen hoff oder den wehrdt desselben an gelde. Datum Güstrow 1488 ipso die Hypoliti et sociorum ejus.

Nach Dan. Clandrian's Registratur der Brieffe der Thumkirchen zu Güstrow, 1580. Vgl. darnach Thiele Cäcilien=Kirche zu Güstrow, S. 48, und Schröder Pap. Mekl. II, S. 2423.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 208 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Nicolaus Breyde, Domherr zu Güstrow und Pfarrherr zu Malchin, war also 1464-1488 am Leben. Die Jahreszahl Jahreszahl - auf seinem Leichensteine kann also auch nicht maaßgebend sein. Er wird den Stein über 10 Jahre vor seinem Tode haben machen lassen und die Ausführung nach seinem Tode erwartet haben. Er wird aber zur Zeit der Verfertigung des Leichensteins schon alt oder schwächlich gewesen sein, da er seinen Tod noch vor Ablauf des 15. Jahrhunderts erwartete.

Vor Nicolaus Breyde war 1433, 1438 und 1443 "Hennyng Schomaker kerkhere tho Malchin und domhere tho Gustrowe."

Nach ihm war z. B. 1494 Dr. Liborius Meyer († vor Febr. 1503), "canonicus, Pfarrer zu Malchin und Teterow."

G. C. F. Lisch.