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b. Kirchliche Bauwerke.

Die Kirche zu Warnemünde.

Von

Dr. G. C. F. Lisch.


D a die alte Kirche zu Warnemünde für die in jüngern Zeiten bedeutend vergrößerte Einwohnerzahl zu klein und der ganze Bau zu unbedeutend und sehr baufällig und restaurationsbedürftig war, so ward der Abbruch derselben und der Bau einer neuen angemessenen Kirche beschlossen.

Die Kirche war nicht sehr alt. Warnemünde hat auch in alten Zeiten wohl nie eine steinerne Kirche gehabt. Noch am 15. Decbr. 1312 mußte in einem Friedensschluß der Rath der Stadt Rostock versprechen, in Warnemünde eine "schöne hölzerne Kirche" neu zu bauen ("in opido Werneminden reedificare debemus pulcram ecclesiam ligneam". Schröter Beiträge, Specimen Nr. XVI, p. XVIII. Meklenb. Urk.=Buch, V, Nr. 3577), nachdem die Rostocker die frühere Kirche abgebrochen hatten (vgl. Schröter Rostockische Chronik, S. 23). Die alte Kirche war ein einschiffiges, sehr niedriges Ziegelgebäude im Spitzbogenstyle; die zwischen den stark hervortretenden Strebepfeilern liegenden Fenster waren sehr kurz und sehr weit. Das ist der ganze Styl der Kirche. Der Altarraum am Ostende scheint ein wenig früher gebauet zu sein, als das Schiff. Der Altarraum war mit einem Gewölbe, das Schiff mit einer sehr morschen Bretterdecke bedeckt. Die Kirche stammte jedenfalls aus dem 15. Jahrhundert, wahrscheinlich aus der Mitte des Jahrhunderts, vielleicht aus dem Jahre 1433, in welchem die große Glocke gegossen ist.

Die Wände haben in alten Zeiten bunte Rankenmalereien gehabt, welche später mit Kalktünche bedeckt sind.

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Wahrscheinlich ist auch das Gewölbe bemalt gewesen. Der Schlußstein des Gewölbes war mit einem runden hölzernen Schilde verziert, auf welchem das geschnitzte und bemalte Bild des Heil. Nicolaus, des Patrons der Schiffer, steht (jetzt im Antiquarium zu Schwerin).

Am 1. Octbr. 1871 ward die durch den Landbaumeister Wachenhusen zu Rostock seit 1866 neu erbauete Kirche eingeweihet und am 12. April 1872 in einer Conferenz zu Warnemünde der Beginn des Abbruches der alten Kirche und die Conservirung des werthvollern alten Mobiliars zum Andenken beschlossen.

Rechts neben dem Altar steht ein mit einem Baldachin bedeckter Chorstuhl mit 7 Sitzen, aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts. Die sehr schadhafte, durchbrochene Schnitzerei an dem Baldachin ist zwar etwas jung, aber doch gut.

An jeder Seite des Schiffes steht eine Reihe von Kirchenstühlen, welche sehr beachtenswerth, tüchtig und selten sind. Die Wangen dieser Stühle sind aus Eichenholz und in einfachem, gutem Renaissancestyl geschnitzt. Sie stammen zum größten Theil aus der Zeit von 1585 bis 1590, vorherrschend von 1588 bis 1590. Unter den halbrunden Köpfen der Seitenwangen stehen in sehr guter Reliefschnitzerei die Namen und Hausmarken der ehemaligen Besitzer, die Jahreszahlen und sonstige Nachrichten, welche für die Geschichte der alten Warnemünder Familien von Werth sind. Eine Auswahl dieser Hausmarken ist in "Homeyer's Haus= und Hofmarken", Taf. XIX, vgl. S. 63 und S. 394, nach Mittheilungen des Landbaumeisters Wachenhusen, des Baumeisters der neuen Kirche, dargestellt. Diese älteren Stuhlwangen find für die ganze Kirche beim Bau neuer Stühle immer zum Muster genommen; die Arbeit wird aber immer schlechter, je jünger sie wird.

Diese Kirchenstühle mit den Namen und Hausmarken der Besitzer haben für die Geschichte des Ortes und dessen Einwohner eine gewisse Wichtigkeit.

Das großherzogliche Geheime und Haupt=Archiv zu Schwerin bewahrt die beiden hier angeführten Proceß=Vollmachten der Warnemünder "Schiffer" 1 ) (d. h. Schiffs=


1) "Schiffer" werden noch jetzt oft die Schiffsführer genannt, welcher seit langern Zeiten gewöhnlich "Schiffs=Capitaine" genannt werden. Es ist zuverlässig, daß noch im 16. Jahrhundert die Warnemünder "Schiffer" auch über See fuhren.
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Capitaine) aus den Jahren 1586 und 1593, welche die vollen Namensunterschriften und daneben die Hausmarken tragen. Diese Hausmarken sind neben die Namen theils mit kleinen Ringsiegeln (Petschaften) gedruckt, theils mit Dinte gezeichnet. Es sind dieselben Hausmarken, welche von Homeyer a. a. O. mit den Anfangsbuchstaben der Namen abgebildet sind.

Diese Vollmachten stammen also aus der Zeit der Erbauung der Kirchenstühle in der alten Kirche mit den geschnitzten Namen, Hausmarken und Jahreszahlen aus den Wangen.

Vollmacht vom Jahre 1586.

"Wir vntergeschriebene Schiffer zu Wernemunde wanhafttigk"

bestellen in ihrem Rechtsstreite mit den Schiffern zu Rostock wegen der "Segelatien mit den vorbauten Boten" zur Eidesleistung malitiae vor dem Hofgerichte wegen Appellation an das kaiserliche Cammergericht ihre

"Nachbaren Hans Karstens und Michel Kaffmeister"

zu Bevollmächtigten.

"Actum Wernemunde denn 30. Decembris Anno dni. 1586".

Folgen die Namensunterschriften von der Hand des Schreibers der Vollmacht aus 2 Seiten mit beigefügten Hausmarken, theils in Petschaften, theils mit Dinte gezeichnet, auf 2 daneben befestigten Papierstreifen.

Jacob Rikentroch. Jacob Michelß.
Hans Symens. Hinrick Kaffmeister.
Wilken Schonewolt. Jochim Meyer.
Clawes Kaffmeister. Hans Mechelß.
Peter Randow. Jochim Eggebrecht.
Hinrick Kale. Joems Schmidt.
Michel Hase. Clawes Holste.
Jacob Muß. Peter Eggebrecht.
Hans Grothe. Berendt Stegemann.
Symon Hagemeister. Titke Kale.
Jacob Schmidt. Thomas Hase.
Hinrick Stolte. Hans Joemßen.
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Clawes Maeß. Hinrick Tewes.
Hans Karstens. Jochim Brinckman.
Michel Kaffmeister. Hinrick Meyer.
Hans Langehinrikes.
Hans Randow.
Hans Hagemeister.

Die beiden großen bei Homeyer abgebildeten Hausmarken gehören den hier genannten Schiffern Hans Joemßen und Peter Randow. Vollmacht vom Jahre 1593.

Vollmacht vom Jahre 1593.
Wir
Jacob Rekentroch,
Hans Simens,
Michel Hase,
Jacob Müß,
Hanß Grote,
Simen Hagemeister,
Jacob Schmidt,
Heinrich Stolte,
Clawes Maeß,
Hanß Kerstens,
Michaell Kaffmeister,
Jacob Michelsen,
Jochim Meyer,
Jochim Eggebrecht,
Clawes Holste,
Tidke Kale,
Hanß Hagemeister,
Heinrich Eggebrecht,
Hanß Degener,
Frentz Schroder,
Frentz Hase,
Jochim Hase,
Jacob Reimschneider,
[D]ethman Reutze,
Hanß Schmidt,
Jochim Rampe, und
Peter Hagemeister,

"einwohner vnd Schiffer zu Warnemunde

bestellen in ihrem Rechtsstreite gegen die Schiffer zu Rostock zur Eidesleistung malitiae für sich und

etliche vnsere abwesende Consorten", --- zween vnseres mittelß alß die Ersamen Peter Randowen vnd Heinrich

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Vlenbruchen, da vnserer gescheffte vnnd ehehafft sachen halbenn wir alle itzt nicht erschienen konnen,

zu Bevollmächtigten.

"Actum Warnemunde den 6. octobris Ao. p. 1593.

Folgen die Hausmarken auf einem darunter befestigten Viertelbogen Papier in 6 Zeilen, theils in Petschaften, theils mit Dinte gezeichnet.

Die ersten 17 Schiffer kommen auch 30. Dec. 1586 vor; die darauf folgenden 10 kommen hier neu hinzu. - Von den am 30. Dec. 1586 aufgeführten fehlen hier 16, welche entweder gestorben oder auf Seereisen waren.


Nach den Erkundigungen und Mittheilungen des Herrn Dr. med. C. Uterhart zu Warnemünde sind von Familien der vorstehenden Namen gegenwärtig in Warnemünde noch vorhanden: 9 Familien Hagemeister, 8 Familien Schmidt, 7 Familien Holtz, 7 Familien Michelsen. Alle übrigen Namen sind erloschen. Die Hausmarken sind in Warnemünde im Gebrauch auch gänzlich verschwunden.


Eine alte bei der Kirche aufbewahrte Nachricht von dem Pastor Joachimus Mancelius (Mantzel) (1588 † 1628) sagt über diese Stühle Folgendes: "Dieser Kirchen Pastor vnd "Prediger ist zu diesem mal gewesen Herr Joachimus Mancelius Rigensis, der nicht allein die reine Euangelische lehre - - in dieser Kirchen nach den gaben, die ihm Gott gegeben, rein vnd lauter gelehrt - - hat, sondern auch mit fleisse befoddert, das diese Kirche mochte ordentlich gezieret vnd reinlich gehalten worden, wie denn auch zu seinen Zeiten der Predigstul sampt allen Mans= vnd Frawenstuelen, desgleichen alle Fenstern in der Kirchen, daneben auch die Wedem oder das Pfarrhaus nebenst der Schulen ist gebawet und verfertiget worden. Der Schnitzcher, der die Tauffe, wie denn auch den Predigstuel, sampt allen Mans= vnd Frawenstulen für die gebuer gemachet, hat in diesem Flecken gewohnet vnd hat geheissen Hans Wegener. Dis ist zur gedechtnis geschrieben Ao. 1598 den 29. Martij."


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Vor der südlichen Stuhlreihe vor der Kanzel stand der Rostocker Rathsstuhl aus dem 15. Jahrhundert im gothischen Styl, vielleicht aus der Zeit der Erbauung der Kirche, mit zwei geschnitzten und bemalten Wangen, die eine mit dem Rostocker Greifen (Rathswappen), die andere mit dem dreifarbigen Rostocker Stadtwappen.


Besonders beachtenswerth als seltenes Werk ist der Altar der alten Kirche. Der Altarschrein, ein einfache=Flügelaltar, ist ein ziemlich großes Werk, auf der Vorderseite mit vergoldeten, aus Eichenholz geschnitzten Figuren, auf der Rückseite der Flügel mit gemalten Figuren geschmückt. Die Figuren sind ungewöhnlich groß und schlank und gut gebildet. Die Arbeit an Schnitzwerk und Malerei ist ausgezeichnet gut und das Ganze recht gut erhalten. Die Arbeit hat einen eigenthümlichen Styl, welcher von dem noch häufig in Meklenburg vorkommenden merklich abweicht. Dazu stimmt eine alte Nachricht (in Schröder's Papistischem Meklenburg, Bd. II, S. 2278), daß dieser "Altar im Jahre "1475 und zwar zu Danzig gemacht" sei. Die Jahreszahl 1475 steht noch jetzt in der Krönung gemalt, jedoch ist dabei zu bemerken, daß die Ziffern nicht alt, wenigstens nicht gleichzeitig sind.

Die Anordnung ist eigenthümlich und von der sonst in Meklenburg vorkommenden Weise abweichend. Die Mitteltafel, also die Haupttafel, hat kein hervorragendes Mittelbild, sondern alle Figuren stehen ohne Trennungspfeiler dicht gedrängt neben und hinter einander. Nur in der Mitte trennt ein schmaler Pfeiler die männlichen Figuren zur Rechten und die weiblichen Figuren zur Linken. Die Figuren der Mitteltafel stehen in zwei Reihen hinter einander, so daß an jeder Seite des Mittelpfeilers 4 Figuren im Vordergrunde stehen und 3 Figuren im Hintergrunde zwischen denen der Vorderreihe hervorragen.

Die Figuren sind folgende:

Mitteltafel:

zur Rechten:

      Vorderreihe:

   1) Christus, stehend, einfach, etwas größer als die übrigen Figuren, segnend.

   2) S. Georg, Nothhelfer.

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   3) (S. Nicolaus), ein segnender Bischof mit Bischofsmütze, Patron des Wassers, der Schiffer und der Fischer, in Meklenburg gewöhnlich ohne besonderes Attribut dargestellt.

   4) Johannes der Täufer.

      Hinterreihe:

   5) S. Mauritius, mit einem Mohrengesicht.

   6) S. Gregor, mit der päpstlichen Krone.

   7) (S. Erasmus, Nothhelfer, ein Bischof mit Bischofsmütze; der h. Erasmus kommt in Meklenburg sehr viel vor. Die Attribute haben in der Hinterreihe nicht zur Darstellung kommen können.

zur Linken:

      Vorderreihe:

   1) Maria, die Mutter Jesu, eine gekrönte Jungfrau mit einem Buche unter dem Arme, sonst ohne alle andern Kennzeichen; jedoch ist diese Figur größer, als die übrigen weiblichen Heiligenfiguren. Diese Figur kann keine andere Person darstellen, als die Jungfrau Maria, da sie neben Christus steht, erhabener als die übrigen Figuren ist und wohl nicht fehlen kann und darf.

   2) S. Maria Magdalena, in einer Haube, mit der Salbenbüchse.

   3) S. Katharina, gekrönte Jungfrau, die Braut Christi, mit Rad und Schwert.

   4) (S. Dorothea), Jungfrau mit einem Rosenkranz auf dem Haupte und einem Becher oder Kelche in der Hand. Es scheint hier eine Verwechselung stattgefunden zu haben, da die h. Dorothea sonst nicht mit einem Becher erscheint; der Kelch erscheint sonst in der Hand der h. Barbara.

   Hinterreihe:

   5) (S. Barbara), Nothhelferin, gekrönte Jungfrau.

   6) S. Agnes, gekrönte Jungfrau, mit einem Lamm im Arme.

   7) S. Margaretha, Nothhelferin, gekrönte Jungfrau.

Die Flügel sind quer getheilt und enthalten in zwei Reihen zusammen 16 Figuren, nämlich die 12 Apostel und 4 Heilige. Von den Aposteln sind viele nicht sogleich zu erkennen, da die meisten die Attribute verloren haben.

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Die Figuren sind folgende:

   zur Rechten:

      oben:

 1) S. Petrus, Apostel.

 2) S. Andreas, Apostel, mit Kreuz.

 3) S. Johannes, Apostel, mit Kelch.

 4) S. Bartholomäus, Apostel, mit Messer.

      unten:

 5) Apostel.

 6) Apostel.

 7) Apostel.

 8) S. Stephan, als Diakon, mit drei Steinen im Arme.

   zur Linken:

      oben:

 9) S. Paulus.

10) S. Jacobus d. ä., Apostel, mit Pilgerhut.

11) (S. Christina), weibliche Heilige, mit einem offenen Buche.

12) S. Elisabeth, weibliche Heilige, mit Heringteller und Krug.

      unten:

13) Judas Thaddäus, Apostel, mit Keule.

14) Apostel.

15) Apostel.

16) (S. Cyriakus), Nothhelfer, als Diakon.

Die Gemälde der Rückseite der Flügel und der Predelle enthalten Heilige der Hauptseite, so daß beide Theile sich gegenseitig erklären.

Jeder Flügel ist auf der Rückfeite mit 3 großen Figuren neben einander, ohne Theilungslinien, bemalt, welche ohne Zweifel die Localheiligen darstellen.

Auf dem Flügel zur Rechten steht:

      in der Mitte:

 1) S. Katharina, mit dem Schwerte;

      ihr zur Rechten:

 2) S. Paulus, mit dem Schwerte;

      ihr zur Linken:

 3) S. Nikolaus, segnender Bischof.

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Auf dem Flügel zur Linken steht:

      in der Mitte:

 4) S. Dorothea, mit Korb und Rosenzweig;

      ihr zur Rechten:

 5) S. Georg;

      ihr zur Linken:

 6) S. Eduard der Bekenner, König von England, gekrönter König, einen Deckelbecher und eine Hellebarde in den Händen haltend.

Die Predelle ist mit halben Figuren bemalt. Auf derselben sind dargestellt:

      in der Mitte:

 1) Christus in der Dornenkrone (Ecce homo);

      zur Rechten:

 2) S. Maria Magdalena, in einer Haube, mit der Salbenbüchse;

 3) S. Elisabeth, mit Krug und Heringteller.

      zur Linken:

 4) S. Agnes, Jungfrau mit Lamm;

 5) S. Barbara, Jungfrau mit Kelch.


Der alte aus Ziegeln aufgemauerte Altartisch ward bei der Ausräumung der alten Kirche am 21. März 1874 unter einsichtiger Aufsicht aufgenommen. In demselben ward aber durchaus nichts gefunden 1 ). Dem Anschein nach war der steinerne Tisch in protestantischer Zeit reparirt oder erneuert.

An der nördlichen Chorwand, am Triumphbogen, stand, gegen den westlichen Eingang in die Kirche gewendet, die riesenmäßige Bildsäule des Heil. Christoph mit dem Christkinde auf der Schulter, ein fast als Wahrzeichen nah und fern bekanntes Bildwerk. Die gute Bildsäule aus Eichenholz war vergoldet und bemalt gewesen und ist während des Baues der neuen Kirche wieder restaurirt und vergoldet und in der neuen Kirche, am Eingange in das nördliche Kreuzschiff, aufgestellt.


1) Nach den Berichten des Herrn Pastors Gundlach zu Warnemünde und des Herrn Amtsverwalters Burchard zu Rostock.
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Mehrere alte Leichensteine, welche wahrscheinlich bei dem Bau der Stühle in die Gänge gelegt waren, sind so sehr abgetreten, daß die Inschriften nicht mehr mit Sicherheit zu lesen waren. Auf einigen war gothische Minuskelschrift zu erkennen. Nur ein einziger Leichenstein hatte wegen seines Alters einige Bedeutung: grade dicht vor dem Altar lag ein sehr abgetretener Leichenstein aus hellem Gestein; mit großer Wahrscheinlichkeit, aber mit Schwierigkeit läßt sich noch der Anfang der Inschrift entziffern:

Inschrift

Der hier Begrabene ist also wahrscheinlich ein Pfarrer Heinrich, welcher im Jahre 1350 starb; es ist nämlich sicher 1350 zu lesen, da über dem Ī deutlich der Abbreviaturstrich - steht, also der Buchstabe durch: in, und nicht 1 aufzulösen ist. Dieser Stein war der einzige, der Majuskelschrift hatte, welche hiernach noch im Jahre 1350 gebraucht ward. Da die Kirche nach dem Bau sicher jünger ist, so läßt sich wohl schließen, daß dieselbe genau auf den Fundamenten einer altern Kirche erbauet ist, deren Ausführung vielleicht unter dem Pfarrer Heinrich geschah, da derselbe dicht vor dem Altare begraben ward.


Prediger=Bilder aus jüngerer Zeit, welche in die neue Kirche versetzt sind, waren (nach Clemann) noch vorhanden: von Joachim Albinus († 1670), von Nicolaus Bims († 1724), von Johann Friedrich Tolle († 1751). Vgl. unten.


Die große Glocke zu Warnemünde hat die Inschrift:

Inschrift
(= O rex gloriae Christe veni cum pace.
     Amen. 1433.)

In der Jahreszahl steht ein Medaillon mit einem Greifen; die Glocke ist also in Rostock gegossen. Darüber steht das Gießerzeichen in der Gestalt zweier in einander gestellten Winkelhaken.


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Nachdem der Bau einer neuen Kirche und der Abbruch der alten Kirche beschlossen war, ward nach Vollendung der neuen Kirche der Abbruch der alten Kirche vorgenommen. Im Winter 1873-1874 ward die alte Kirche ausgeräumt. Dabei sind zum Andenken die geschnitzten Wangen der Warnemünder Kirchenstühle in das Thurmgebäude und der alte Altar in die neue Kirche, dem Beichtstuhl gegenüber, versetzt, die beiden geschnitzten Wangen der Rostocker Rathsstühle und das Gewölbeschild in das großherzogliche Antiquarium zu Schwerin gekommen.

Der Abbruch des alten Kirchengebäudes, dessen Material von dem Flecken Warnemünde erworben ist, wird im Jahre 1874 zu gelegener Zeit beginnen.


Pfarrer zu Warnemünde.

Auf der Rückwand der Mitteltafel des Altars stand früher das Verzeichniß der evangelischen Pfarrer zu Warnemünde gemalt. In der Zeit von 1861-1870 ist aber aus Unachtsamkeit dieses Verzeichniß abgewaschen und dabei ganz zerstört. Glücklicher Weise konnte mir der Herr Pastor Fritzsche im Jahre 1870 ein bei den Kirchen=Acten aufbewahrtes, zum größten Theile jedesmal gleichzeitiges Verzeichniß mittheilen, welches hier bearbeitet mitgetheilt ist (als Warnemünder Verzeichniß bezeichnet).

Verzeichniß
der Pfarrer und Prädicanten zu Warnemünde

seit der Reformation.

     Pfarrherren.      Lutherische Prädicanten.
(1519) - 1542 Dr. Johann Katte 1 ). 1529 -- Heinrich Schmidt 2 ).
1542 - (1550) Mag. Sim. Leupold 3 ). 1548 -- Michael Speier 4 ).

Evangelische Pfarrer.

1) (1522) † 1562 Paschen Gruwel von Lenzen 5 ).
2) 1563 † 1565 Mag. Bernhard Caloander von Braunschweig 6 ).
3) 1566 † 1587 Jacob Böhmer von Magdeburg 7 ).
4) 1588 † 1628 Joachim Mancelius von Riga 8 ).
5) 1629 † 1670 Mag. Joachim Albinus von Parchim 9 ).
6) 1671 † 1724 Mag. Nicolaus Bims von Rostock 10 ).

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7) 1724 - 1729 Johann Hermann Wolmar Gercke aus der Gegend von Grevesmühlen 11 ).
8) 1729 †1751 Johann Friedrich Tolle aus dem Meklenburgischen 12 ).
9) 1751 †1770 Jacob Lorenz Mussehl aus dem Meklenburgischen 13 ).
10) 1771 †1819 Johann Heinrich Schmiedekampf aus Crivitz 14 ).
11) 1819 †1856 Georg August Friedrich Quittenbaum aus Goslar 15 ).
12) 1857 bis 1869 Georg Friedrich Ludwig Avé=Lallemant 16 ).
13) 1869 bis 1873 Hugo Conrad Fritzsche aus Rostock 17 ).
14) 1873 - Carl Gustav August Gundlach aus Wismar 18 ).

Anmerkungen und Erläuterungen.

1) In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war lange Zeit Pfarrer oder "Kerkhere" von Warnemünde der Dr. Johann Katte, ein bekannter, heftiger Papist. Er war Domherr und Scholaster des Domstiftes zu Rostock und Besitzer der damit verbundenen Pfarre zu St. Nicolai und der dieser incorporirten Pfarre zu Warnemünde (vgl. Jahrbücher des Vereins für Meklenb. Geschichte, V, S. 146 flgd.). Der Dr. Katte war im Jahre 1542 gestorben. Natürlich besaß er die Pfarre zu Warnemünde nur als Geldpfründe und hielt hier höchstens einen Vicar.

2) In dem Warnemünder Verzeichniß der evangelischen Prediger wird als der erste "Herr Hinrich Schmidt Anno 1529" aufgeführt. Dieser kann aber nur ein dürftig besoldeter "Prädicant" zu Katte's Zeiten gewesen sein, wie es deren zu Anfang der Reformation im Lande sehr viele gab.

3) Nach des Dr. Katte Tode erhielt 1542 dessen geistliche Lehne der bekannte herzogliche Secretair, auch Kirchenvisitations= und Landes=Secretair Mag. Simon Leupold (vgl. Jahrb. V, S. 117 und nach den Acten), dessen Leben in den Jahrbüchern V, S. 135-168, geschildert ist. Im Jahre 1543 ward er in die Pfarre Warnemünde eingewiesen. Wie lange dieses sonderbare, nicht protestantische Verhältniß gedauert hat, hat sich noch nicht erforschen lassen, vielleicht ungefähr bis zum Jahre 1550 oder 1552 unter des Herzogs Johann Albrecht I. Regierung, da Leupold selbst entschieden protestantisch war.

4) Als der zweite evangelische Prediger wird in dem Warnemünder Verzeichnisse "Herr Michael Speier" auf=

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geführt. Dieser kann aber auch nur ein "Prädicant" zu Leupold's Zeiten gewesen sein.

5) Als der erste wirkliche evangelische Prediger ist Paschen Gruwel zu betrachten. Das Warnemünder Verzeichniß berichtet: "Anno 1562 nach den hilligen Ostern ist der Ehrwerdige H. Pasken Gruwel van Lentzen bördig, nach dem he gantzer veertich iar an desseme orde gades wort geleret, in dem Herrn salichlick entslapen." Man kann nicht zweifeln, daß dies richtig sei, da dies schon im Jahre 1566 von der Hand des Pfarrers Jacob Böhmer niedergeschrieben ist, welcher mit Sicherheit noch zuverlässige Nachrichten haben konnte. Dies wird denn auch durch die Archiv=Acten bestätigt. In einem undatirten eigenhändigen Briefe an den Herzog Johann Albrecht I., welcher von " Paschen Gruwel kerkhere to Warnemunde" unterzeichnet ist, schreibt derselbe über sich: "De wile denne her Johan Katte, der kyrchen leste besitter, in godt den hern verstoruen und ick von J. f. g. heren vader neuen hern hertzog Hinrich, hochlofflicher gedechtnis, mit gemelter parrekercken tho Warnemunde guetlich wedder bedent." Der Brief muß also nach dem Tode des Herzogs Heinrich 1552 und vor dem Tode des Pfarrers Paschen Gruwel 1562 geschrieben sein. Nach dem Warnemünder Verzeichniß muß also Paschen Gruwel seit 1522 in Warnemünde gepredigt haben, zuerst lange Zeit wohl nur als "Prädicant". Im Jahre 1555 wird der Pfarrer zu Warnemünde aber nur mit Vornamen "Pasca" genannt (vgl. Jahrbücher, V, S. 152). - Diesen klaren Nachrichten gegenüber tritt eine Nachricht, welche auf keine Weise mit Sicherheit zu lösen ist. Im Jahre 1551 nennt in den Archiv=Acten Simon Leupold eigenhändig und ein anderer Secretair 3 Male "den kerckhern zu Warnemünde Ern Pasken Schulten." In diesen Schriften wird gesagt, daß "Pasken Schulte, itziger kercher zu Warnemünde sei, eyn alter selsorger, der gots wort lange iar darselbst gepredigt" habe und umb seiner langen getrewen dienste willen" Berücksichtigung verdiene. Unter Paschen Schulte kann doch nach allen Umständen nur Paschen Gruwel, zumal der Vorname Paschen derselbe ist, verstanden werden. Und doch kann man kaum annehmen, daß grade Simon Leupold sich in dem Namen sollte geirrt haben können, wie auch kaum zu glauben ist, daß der "Kirchherr Paschen" zwei Zunamen sollte gehabt haben.

6) Der zweite evangelische Pfarrer war Bernhard Caloander (deutsch = Schönemann). Das Warnemünder

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Verzeichniß berichtet von Böhmer's Hand: "An dessensuluigen (Gruwel's) stede is wedderumb gefördert vnd angenamen worden M. Berhardus Caloander Brunsuicensis, welcker balde hernach Anno 1565 an dem gemeinen pestilenzischen steruen ock salichlich entslapen is." Am Rande steht von jüngerer Hand: Ist erwehlet Anno 1563. Ist gestorben "1565." (Vgl. auch Clemann Lexicon S. 127). Die Archiv=Acten enthalten nichts über diesen Mann. - Im Jahre 1565 lebte noch eine Prediger=Wittwe in Warnemünde.

7) Ueber Jacob Böhmer enthält das Warnemünder Verzeichniß folgende Nachricht, welche derselbe nach dem ganzen Tone sicher selbst geschrieben hat. "Darup balde dat folgende nie Jar 1566 H. Jacob Böhmer Magdeburgensis gefordert vnde dat Göttlike wort to predigen angenamen is worden, dem Gott de here langes leuendt, gude gefundheit vnde sines hilligen geistes gauen to sinem ampt gnediglichen vorlenen wölle. Amen." Nach den Archiv=Acten ward er 17. Novbr. 1566 introducirt. Von derselben Hand sind auch die beiden vorhergehenden Nachrichten über Gruwel und Caloander geschrieben, welche dadurch als glaubwürdig erscheinen, daß sie nur kurze Zeiträume umfassen. Ueber Böhmer's Tod schreibt sein Nachfolger in dem Warnemünder Verzeichniß: "Anno 1587 den 20. Augusti, war der zehende Sontag nach Trinitatis, ist der Erwirdiger Herr Jacob Böhmer, nach dem ehr des morgens in der kirchen gepredigt vnd das Sacramente vorreicht, des Abends vmb 9 Vhr selich im Herrn entschlafen, des Sele Gott gnedich sey. Amen." Auch nach den Archiv=Acten erscheint er 1587 als gestorben.

8) Das Warnemünder Verzeichniß berichtet von derselben Hand: "An desselben Stelle ist das folgende Jar Ao. 1588 Herr Joachimus Mancelius (Mantzel) Rigensis beruffen vnd nach dem Seligen Herrn Jacobs nachgelassene witwe das gnaden Jaer gehabt, ist ehr vom Herrn Doctore Simone Pauli, damals Superintendenten des Rostkerschen Kreißes in vnser lieben Frauwen Kirche zu Rostogk ordinieret vnd den 9. Sontagk nach Trinitatis in dieser Kirchen introduciret vnd eingewiesen worden. Gott gebe Ihm gnade vnd seinen werden heiligen Geist, sein Ambt trewlich zu uorrichten. Amen." Am Rande steht von jüngerer Hand beigeschrieben: "Anno 1588 ist H. Joachimus Mancelius erwehtet, ist gestorben Anno 1628." Auch die Archiv=Acten sagen am 14. Aug. 1629, daß er "kurtz verrückter Zeit in der Pestzeit gestorben" sei.

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9) Das Warnemünder Verzeichniß sagt: "Anno 1629 ist an des Seel. H. Joachimi Manzelii stelle gekommen H. M. Joachimus Albinus Parchimensis vnd ist in die 40 Jahr treufleißiger Pastor dieser Gemeine gewesen, welchem Gott gnädig sey." Nach den Archiv=Acten ward er 2. Aug. 1629 von Wallenstein vocirt und starb 8. März 1670.

10) Ueber Nicolaus "Bims", wie er sich selbst unterzeichnet, berichtet übereinstimmend mit den Archivnachrichten das Warnemünder Verzeichniß: "Anno 1670 d. 23. Novemb. ist M. Nicolaus Bimsius Rostochiensis wieder an des Seel. H. M. Joachimi Albini stelle erwehlet; den 4. Martii aber des Ao. 1671 Jahrs vom H. Doct. Hermanno Schuckmann eingesetzt, J. F. D. zu Güstrow wolverorneten Superint. Güstrowschen Kreyses, weil der H. Super. Samuel Vossius J. F. D. zu Gustrau Rostockischen Kreyses Superint. eben damals mit leibes Schwachheit von Gott veterlich ist heimgesucht gewesen, deme es sonst nach J. F. D. gnedigsts befehl wehre zugekommen. In wehrendem gnaden Jahr haben auffgewartet der H. Pastor zu Bystau Nicolaus Nemtzow vnd der H. Pastor von Hansdorf H. Joachimus Müller. Dieser ist gestorben Anno 1724 d. 1. Septbr., ist also 53 Jahr Pastor zu Warnemünde gewesen. Nachdem er aber Alters halber dieses mühsame Amt nicht mehr hat verwalten können, hat er einen Substitutum genommen, der aber wegen entstandener Zwistigkeiten Anno 1729 nach Lambrechtshagen translociret worden. Nach den Archiv=Acten bat "Bims" im Jahre 1722 um einen Substituten, da er bald 80 Jahre alt und über 52jähriger Prediger in Warnemünde gewesen sei", auch um die Tochter bei der Pfarre zu "conserviren." Im Jahre 1723 ward ihm denn auch der von ihm erbetene "Studiosus" Johann Hermann Weimar Gercke, eines "alten Predigers Sohn bei Grevesmühlen, von herrlichen Gaben, ein sittsamer Mensch", substituirt, mit dem Versprechen, ihn gleich nach dem Hintritt des alten Pastors zum Pastor der Gemeinde zu vociren.

11) Dieser Johann Hermann Wolmar Gercke folgte unmittelbar seinem Vorgänger als Pfarrer im Jahre 1724. Aber schon im Jahre 1726 war er wegen anstößigen, unzüchtigen Lebenswandels in Consistorial=Untersuchung und ward 1727 vom Amte suspendirt. In den Untersuchungs=Acten kommt oft eine Pastorin vor. Er wird immer "Pastor" genannt und ist daher als Pfarrinhaber auch als Pfarrer aufzuführen. Am 21. Septbr. 1729 ward er als Pastor nach Lambrechtshagen versetzt, wo er aber sogleich wieder

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wegen kirchenordnungswidrigen Copulirens eines Fremden in Untersuchung kam und zur Strafe ein Jahr vom Amte suspendirt ward. Der Pastor Tollius von Lambrechtshagen kam wieder nach Warnemünde. Gercke starb im Jan. 1748 als Pastor zu Lambrechtshagen und hinterließ aus erster Ehe zwei Kinder und aus zweiter Ehe eine junge Wittwe von 24 Jahren; seine zweite Frau, welche nur 11 1/2 Jahre mit ihm verheirathet gewesen war, hatte "wegen seiner unordentlichen Lebensart sich aus dem Pfarrhause wegbegeben."

12) Nach dem Warnemünder Verzeichniß "Selbiges Jahr nemlich Anno 1729 ist von Lambrechtshagen hieher berufen worden Johann Friedrich Tollius von Großen=Hell im Amte Stavenhagen bürtig, welcher den 23. Octbr., Dom. XIX p. Trinit. von dem Hochehrwürdigen Herrn Superintendente zu Güstrow H. Doct. Schaper, nachdem die vocation von Sr. Hochfürstl. Durchl. Herzog Carolo Leopoldo aus Dantzig anhero gesandt, introduciret worden." Nach des Herrn Pastors Fritzsche Mittheilung starb Tolle im Jahre 1751.

13) Herr Pastor Fritzsche zu Warnemünde theilt mit: "Jacob Lorenz Mussehl Megapol. ist von Sr. Herzogl. Durchlaucht solitarie präsentiret und sogleich auch ordiniret und introduciret worden Anno 1751. Ist gestorben 1770 d. 23. März. Ist Pastor gewesen 19 Jahr."

Von hier an hören das Warnemünder Verzeichniß und die Archiv=Acten auf. Das hier gegebene Verzeichniß ist nach den Mittheilungen des Herrn Pastors Fritzsche im Jahre 1870 vervollständigt worden.

14) Dem Pastor Schmiedekampf, welcher im Jahre 1816 der älteste Prediger der Doberaner Präpositur war, war vom Mai 1816 bis April 1819 der Collaborator J. C. D. Schertling adjungirt, später vicarirten die Pastoren der Umgegend. Schmiedekampf starb 6. Jan. 1819.

15) Georg August Friedrich Quittenbaum, geb. zu Goslar 9. Mai 1777, ward 14. Novbr. 1819 solitair präsentirt und starb am 1. Mai 1856.

16) Avé=Lallemand ward (April?) 1857 vocirt und ging am 31. März 1869 ab.

17) Hugo Conrad Fritzsche aus Rostock ward am 11. April 1869 vocirt und im Septbr. 1873 nach Ludwigslust versetzt.

18) Carl Gustav August Gundlach, geb. zu Wismar 13. Octbr. 1843, ward Neujahr 1872 Pfarrvicar zu Groß=Giewitz und am 19. Octbr. 1873 in Warnemünde zum Pastor erwäht und eingeführt.

 

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