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Wendischer Burgwall von Pinnow.

Der Herr Candidat Rönnberg zu Beckentin hat im Jahre 1871 auf dem an Beckentin grenzenden preußischen Gute Pinnow, südlich von Grabow, einen wohl erhaltenen wendischen Burgwall entdeckt. Wenn dieser Burgwall jetzt auch auf preußischem Gebiete steht, so hat die Kenntniß doch für Meklenburg Werth, da derselbe hart an der Meklenburgischen Grenze liegt und die Meklenburgische Herrschaft in alten Zeiten bekanntlich bis über Pinnow hinaus in die Prignitz hineinreichte, auch die Besitzer des Gutes, die Herren "von Pinnow", früher Meklenburgische Vasallen waren.

Der Herr Candidat Rönnberg berichtet wörtlich Folgendes.

"Im Folgenden erlaube ich mir, Mittheilung über die Entdeckung eines wendischen Burgwalles zu machen, der, wenn er auch gerade nicht auf meklenburgischem Boden gelegen, doch, wie ich glaube, für die Geschichte Meklenburgs von großer Wichtigkeit ist. Der genannte Burgwall liegt nahe dem preußischen Gute Pinnow, in westlicher Richtung von demselben, in dem weit ausgedehnten sumpfigen Wiesenthale, durch welches sich das kleine Flüßchen Moin als Grenze zwischen Meklenburg und der Prignitz hindurchwindet. Der Burgwall ist also in den Pinnower Wiesen auf der linken Seite des Moin angelegt; auf der rechten Seite des Moin erstrecken sich die Beckentiner Wiesen, welche sehr beachtenswerthe Namen tragen. Die dem Burgwall gegenüber liegende Wiese z. B. heißt die Kriegwiese, die daran stoßende die Taterwiese; daran schließt sich die

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Wiese "In Bahren Kolk" u. s. w. Der Burgwall selbst ist ausgezeichnet schön erhalten. Er bildet eine Ellipse. Der innere, ebene Burgraum ist von S.W. gegen N.O. 75 Schritte lang und von N.W. nach S.O. 48 Schritte breit. Der mächtige, breite Ringwall oder Schutzwall erhebt sich wohl an 8 Fuß über den inneren Burgraum und gegen 14 Fuß über den Wiesengrund. Im O., nach Pinnow zu, ist in dem Schutzwall ein Einschnitt, wie es scheint für den Eingang; doch ist auch möglich, daß hier eine Nachgrabung nach dem angeblich im Burgwall vergrabenen Schatz stattgefunden hat. Eine eigentliche Nachgrabung ist von mir noch nicht angestellt worden.

Pinnow war im Mittelalter Sitz der ritterlichen Familie Pinnow. Nach einer Urkunde vom 11. Juli 1399 (gedruckt bei Goß Geschichte von Ludwigslust) wurden die Knappen Heino, Hermann und Arend Pinnow vom Herzoge Albrecht mit Beckentin und Klenow belehnt. Man darf den beschriebenen Burgwall nicht etwa für einen mittelalterlichen christlichen halten; nach seiner ganzen Anlage kann er nur ein heidnischer sein."

Beckentin, den 4. September 1871.

H. Rönnberg, Candidat.


In den ersten Monaten des Jahres 1872 hat Herr Rönnberg die Oberfläche des Burgwalles nach Alterthümern abgesucht und auch Topfscherben gefunden, welche nach heidnischer Weise bereitet und zwar nach wendischer Weise mit Wellenlinien und andern charakteristischen Strichen verziert sind, welche ganz den Topfscherben der bekannten Meklenburgischen und Rügenschen Burgwälle aus der letzten Wendenzeit gleichen. Es ist also keinem Zweifel unterworfen, daß der Burgwall von Pinnow ein wendischer Burgwall ist.

"Nach zuverlässigen Nachrichten soll bei dem preußischen Dorfe Mankmus, südlich von Pinnow, bei Stavenow und Lenzen, auch ein wendischer Burgwall stehen, welcher aber nicht so groß ist, als der Pinnower."

Zu bemerken ist, daß im Jahre 1849 der Herr Candidat Kossel, als Pastor zu Tarnow verstorben, zu Muchow, westlich bei Grabow, auch eine große Burgwallanlage, den "Rumsegen", entdeckte (vgl. Jahrb. XX, S. 304 flgd.).

G. C. F. Lisch.

 

 

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