zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 166 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

2. Nachtrag zum "Burgwall von Neu=Nieköhr".

Aus der voraufgehenden Schilderung und Untersuchung des Herrn Pastors Dr. Krüger geht wohl unzweifelhaft hervor, daß der Burgwall von Neu=Nieköhr eine große Burganlage der Eisenzeit und besonders der Wendenzeit ist. Wie es mir aber scheint, so haben wiederholte Erhöhungen und verschiedene Benutzungen stattgefunden.

Das "Pfahlwerk", welches in der untern Erdschicht gefunden ward und aus Seitenpfählen und darübergelegten Querhölzern zur Deckwandung bestand, weiset auf eine ältere Zeit zurück. Es ist kein Beispiel bekannt, daß die letzten Wenden so tief sollten gegraben haben; von unterirdischen "Gängen" ist auch nie eine Spur gefunden. Wahrscheinlich sind diese Holzbauten Wohn= und Lagerungs=Räume, oder "Casematten" nach heutiger Bezeichnung gewesen, welche in die Brustwehren oder Ringwälle der ersten Burganlage hineingebauet waren. Dergleichen Casematten sind in den Ringwällen der Conowburg und in dem gewaltigen Schutzwall der berühmten Tempelfeste Arcona auf Rügen entdeckt. Auf dieser alten Unterlage wird in der letzten Wendischen Zeit der Burgwall bis zur jetzigen Höhe erhöhet worden sein, wie die vielen verzierten Gefäßscherben, Klehmstakenstücke, Thierknochen etc . nicht tief unter der Oberfläche beweisen. Wahrscheinlich wird die Burg im 12. Jahrhundert, zur Zeit der Züge der Dänen nach Wenden, zerstört sein. Ein geschichtlicher Anhaltspunkt läßt sich aber noch nicht finden.

Es läßt sich auch annehmen, daß diese große Wallanlage im christlichen Mittelalter zu einer mittelalterlichen Ritterburg benutzt worden ist, vielleicht durch die adeligen Familien v. Moltke oder Behr, wie die gefundenen großen Ziegel und der Wallgraben zu beweisen scheinen, da Wendische Burgwälle keine "Wallgräben" zu haben pflegen.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 167 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Bemerkenswerth ist, daß auf der im Schweriner Archive aufbewahrten Original=Zeichnung der großen Schmettau'schen Karte von Meklenburg ungefähr an der Stelle des Burgwalles von Neu=Nieköhr, gegen Klein=Nieköhr hin, Erhebungen mit den Namen: ,,Behren=Borck", Dehn=Horst" und "Dier=Horst" verzeichnet stehen. Auf dieser in Kupfer gestochenen Karte steht nur noch die "Behren=Borck" verzeichnet.

In den neuesten Zeiten ist für den Burgwall von Neu=Nieköhr der Name "Moltkenburg" oder ,,Moltkenberg" verbreitet worden. Um einen sichern Anhaltspunkt für die Zukunft zu geben, theile ich hier mit, was mir darüber brieflich bekannt geworden ist. Im Juni 1873 theilte mir der Herr Landrath v. Plüskow auf Kowalz zum Zweck weiterer Forschung mit, daß auf der Grenze von Walkendorf und Neu=Nieköhr in einer Niederung ein mit Gesträuch und Bäumen bewachsener Hügel liege, in Form eines Burgwalls, an 20-30 Fuß hoch, welcher der Moltkenberg genannt werde.

Ich wandte mich daher wegen dieses Namens in Verfolgung meines frühern Briefwechsels an den kundigen Herrn Pastor Dr. Krüger zu Boddin. Dieser gab mir am 11. August 1873 den Aufschluß, den ich hier wörtlich mittheile.

"Der "Burgwall von Neu=Nieköhr" ist allerdings identisch mit demjenigen, auf den der Herr Landrath v. Plüskow hingewiesen hat. Der Name "Moltkenburg" ist aber erst einige Jahre alt. Erst seitdem ich den Burgwall mehrfach untersucht habe und gelegentlich von mir die Muthmaßung geäußert worden ist, es habe hier im christlichen Mittelalter eine Burg der Moltke gestanden, hat sich der Name "Moltkenburg" in überraschend schneller Weise an den Burgwall geheftet. Bis dahin ist er im Volksmunde nicht vorhanden gewesen und die Leute kennen ihn auch jetzt noch nicht, wie ich in positiver Weise versichern kann. Es würde von hohem Interesse sein, wenn dies nicht täuschende Spuren wären, sondern der Moltkesche Besitz jenes Burgwalles als der eines Wohnsitzes sich historisch erwiese."

Schwerin.

Dr. G. C. F. Lisch.