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2. Christliches Mittelalter.


Alterthümer von Schwaan.

I m Jahre 1870 wurden bei der Stadt Schwaan bei dem Bau der neuen Brücke über den Warnow=Fluß durch Ausbaggerung des Flußbettes mehrere aus dem christlichen Mittelalter stammende Alterthümer gefunden und von dem Magistrat der Stadt, vorzüglich auf Betrieb des Herrn Burgemeisters Burmeister, dem Vereine geschenkt. Unter diesen Alterthümern sind vorzüglich die Waffen, welche alle wahrscheinlich aus einer und derselben Zeit stammen, von alterthümlichem Werth, da sie außerordentlich gut geformt und gearbeitet und verhältnißmäßig gut erhalten sind, indem sie nicht vom Rost gelitten haben. Nach den Formen stammen sie wahrscheinlich aus dem Ende des 13. oder dem Anfange des 14. Jahrhunderts; in dieser Zeit ward auch die Burg und Stadt Schwaan von den kriegerischen Bewegungen in den Ländern Werle und Rostock, an deren Grenze die Stadt lag, oft berührt.

Die Alterthümer sind folgende:

   1) Ein Schwert aus Eisen, gut erhalten, jedoch in der Mitte der Klinge quer gerade durchbrochen, und die Spitze fehlt etwa 2 Zoll lang. Das Schwert hat noch manche Eigenthümlichkeit der Schwerter des 12. Jahrhunderts, jedoch auch schon Kennzeichen des 14. Jahrhunderts. Das ganze Schwert ist ungefähr 52 Zoll oder 4 Fuß 4 Zoll lang und reicht mit dem Knopfe bis an die Schulter. Die zweischneidige Klinge ist ungefähr etwas über 40 Zoll lang, oben 2 1/2 Zoll und unten vor der (abgebrochenen) Spitze 1 Zoll breit. Die Klinge ist noch sehr breit, dünne ausgearbeitet und hat in der Mitte eine breite, tiefe sogenannte Blutrinne. Der Griff ist 9 Zoll lang. Der schwere, runde, scheibenförmige Knopf hat 2 1/2 Zoll im Durchmesser. Die grade Parierstange ist 9 Zoll lang und an beiden Enden beilförmig

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verbreitert. Auf beiden Seiten ist in der Klinge oben unter der Parierstange ein kleines Kreuz, 1/2 Zoll hoch, etwas weiter abwärts sind 3 in einander hangende Doppelkreise, 1 Zoll im Durchmesser, ungefähr gegen die Mitte ist ein kleiner Kreis mit abwärts stehender Stange, etwa wie ein Pfriemen, im Ganzen ungefähr 1 1/4 Zoll lang, von Bronze eingelegt. Solche eingelegte Verzierungen, auch Sprüche kommen auf alten Schwertern öfter vor.

   2) Eine Lanzenspitze aus Eisen, sehr ausgezeichnet gearbeitet, 24 Zoll im Ganzen und 15 Zoll in der Klinge lang, mit achteckiger Schaftröhre.

   3) Eine Lanzen Spitze aus Eisen, ebenfalls sehr gut gearbeitet, 15 Zoll im Ganzen und ungefähr gegen 10 Zoll in der Klinge lang, mit sechseckiger Schaftröhre.

   4) Ein Dolchmesser ("Rüting") oder Faschinenmesser aus Eisen, eine große, schön gearbeitete, breite Messerklinge, 10 Zoll lang.

   5) Ein Dolchmesser aus Eisen, etwas schmaler, 9 Zoll in der Klinge lang, mit 8 dünnen oblongen Scheiben aus dem Hefte, zur Haltung und Bildung einer Griffbekleidung.

   6) Ein Sporn aus Eisen, mit einem kurzen Stachel statt des Rades.

   7) Ein Sporn aus Eisen, eben so, auf den Bügeln verziert.

   8) Ein Sporn aus Eisen, mit einem kleinen runden Knopf statt Stachel oder Rad.

   9) Ein kleiner Becher oder Topf aus blaugrauem Thon, 3 Zoll hoch.

   10) Ein Deckelkrug ("Seidel") aus Zinn, ohne Hausmarke und Fabrikzeichen. Jedoch sitzt im Innern auf dem Boden eine große, schöne, mittelalterliche, flache Rosette, welche für ein höheres Alter zu zeugen scheint.

Alle diese Sachen scheinen aus derselben alten Zeit zu stammen.

Jüngern Zeiten werden folgende Sachen angehören:

   11) und 12) Zwei kugelförmige Vorlegeschlösser aus Eisen und

   13) ein cylinderförmiges Vorlegeschloß aus Eisen, vielleicht vor Fischbehältern ("Hüdefässern").

   14) Drei Eberhauer, ohne Werth.

G. C. F. Lisch.