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Gräber von Barendorf.

Nach der Vererbpachtung der Bauerhufen zu Barendorf bei Grevesmühlen haben die Erbpächter mit dem Jahre 1874 angefangen, ihre früheren Buschkoppeln auszuroden, um sie zu Acker zu machen. Die Buschkoppel des Erbpächters Ruge, der sogenannte Boizbusch, bildete zum größten Theile einen lang gestreckten Steinhügel. Beim Ausbrechen der Steine wurden mehrere Aschenurnen gefunden, welche jedoch zerbrachen und verloren gingen. Bis jetzt ist ungefähr die Hälfte des Hügels aufgebrochen. Bei genauer Untersuchung ergab sich, daß der ganze Kamm des Hügelrückens ein großer Begräbnißplatz war. Der in der Nähe wohnende Herr Förster Regenstein zu Jamel hat die Freundlichkeit und Theilnahme gehabt, die Abtragung zu überwachen und darüber Folgendes zu berichten. Die Gräber liegen auf dem Kamm des Hügelrückens nahe neben einander. Im Anfange der Ausrodung sind schon 15 bis 20 Gräber zerstört, welche nach Aussage der Arbeiter in Reihen neben einander standen, jedoch in unregelmäßigen Entfernungen. Auf der Oberfläche sind die Gräber durch Erhöhungen nicht zu erkennen. Im Februar 1874 zeigten sich wieder mehrere Gräber. Die Gräber hatten eine rundliche, mit Steinen umsetzte Gestalt, von ungefähr 1 Meter Durchmesser. Innerhalb des Grabes stand eine kleine Steinkiste aus flachen rothen Granitplatten, in welcher die Aschenurnen auf einem flachen Steine standen; zugedeckt war die Kiste mit einem flachen Deckstein, welcher nur wenige Centimeter tief unter der Oberfläche lag. Ausgesetzt im Innern schienen die Kisten mit Lehm zu sein, welcher sich außerhalb der Begräbnisse nicht befand.

Das erste, im Februar 1874, aufgebrochene Grab enthielt nach dem Berichte des Herrn Regenstein nur eine Urne, welche jedoch zerbrach. Nach den zusammen eingesandten Ueberresten enthielt das Grab aber zwei Urnen: eine große, rauhe, dunkelbraune mit sehr dicken Wänden, und eine ganz kleine, glatte hellbraune mit dünnen Wänden. Diese kleine Urne, von welcher fast eine senkrechte Hälfte vorhanden ist, hat eine eigenthümliche, noch nicht beobachtete Verzierung, indem um den obern Bauchrand zwei Reihen von Zickzacklinien mit nach unten gekehrten Spitzen laufen. Diese Verzierung scheint auf die Bronzezeit zu deuten. Wahrscheinlich ist diese kleine Urne eine Kinderurne gewesen,

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welche in der größern gestanden hat; hiefür scheinen auch einige von den zerbrannten Knochen zu sprechen, welche sehr fein und dünne sind.

In einem zweiten Grabe standen 4 Urnen, von denen Herr Förster Regenstein 2 ganz retten konnte, welche er noch zum Trocknen aufbewahrt.

Nach den Urnenscherben scheinen diese Gräber der Bronzezeit anzugehören. Hierzu stimmen auch die Aussagen der Arbeiter. Bei frühern Ausrodungen haben die Leute in einem besonders großen Grabe in einer Urne auch ein Stück Metall, das sie für eine "Helmspitze" gehalten, gefunden, welches hübsch "gravirt" und mit grünem Rost überzogen war; auch ein Stück "Kupferdrath" ward dabei gefunden; beide Stücke sind durch Achtlosigkeit leider verloren gegangen.

Die größere, noch unberührte Hälfte des Hügelrückens wird wahrscheinlich noch eine ziemliche Anzahl von Gräbern enthalten. Auch befinden sich auf demselben noch mehrere Hügel in Gestalt von Kegelgräbern, welche noch nicht berührt sind.

Der Fundort ist also ohne Zweifel eine größere Begräbnißstelle der Bronzezeit, wie sich solche in frühern Zeiten im Lande öfter fanden.

Schwerin, im Mai 1874.

G. C. F. Lisch.