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XIV.

Zur Geschichte des Buchweizens.

Von

Dr. G. C. F. Lisch.


Es gilt die Ansicht, daß der Buchweizen (Polygonum fagopyrum) vor Anfang des 16. Jahrh. in Europa gar nicht bekannt gewesen sei 1 ). E. Boll fand ihn aber als eine schon im Anfange jenes Jahrhunderts in Meklenburg häufig angebauete Pflanze erwähnt und glaubte hieraus schließen zu müssen, daß diese Pflanze schon viel früher eingefügt sei. Boll meint, daß der Buchweizen durch die Slaven nach Europa gekommen sei, und schließt dies scharfsinnig aus dem Namen. Bei den Slaven (wenigstens in der Lausitz) hieß die Buchmast: bukwiza, eine Benennung und Wortform, welche leicht auf die ähnlich gestalteten Früchte des Buchweizens übertragen werden konnte und aus welchem die Deutschen, welche in dem slavischen Worte wiza das deutsche Wort Weizen zu erkennen glaubten, den Namen Buchweizen bildeten.

Auch ich hatte lange nach dem Alter des Buchweizens in Meklenburg geforscht und theilte E. Boll auf dessen Wunsch einen urkundlichen Beweis mit, aus welchem hervorgeht, daß der Buchweizen schon im Jahre 1436 in Meklenburg bekannt war, und Boll machte die Ergebnisse der beiderseitigen Forschungen öffentlich bekannt 2 ).


1) Vgl. Meyen Pflanzengeographie, 1830, S. 362.
2) Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg, Heft VII, 1854, S. 136.
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Es heißt nämlich in einem Geldregister des Amtes Gadebusch vom Jahre 1436:

De anno tricesimo sexto
Pactus cum precario.
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Anno domini M °. etc. . XXX sexto des dunredages na Invocauit beuolen myn gnedige vrouwe vnde heren my de molne vnde schune to Godebusse, also hebbe ik van der bede, pacht, kornepacht vnde schunen vtegeuen, alse nascreuen steit:

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Dominica qua cantatur Misericordia domini:
Vor stenkruse VI s.
Item uor bukweten grutte to makende.

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Ebenso forschte Dr. Schiller nach diesem Worte in gedruckten Schriften und fand den Buchweizen in Berckmann's Stralsunder Chronik zu den Jahren 1456 und 1457, sowie in der Cölner Bibel 1480 und in der Lübeker Bibel 1494. Vgl. Schiller Zum Thier= und Kräuterbuche des Meklenburgischen Volkes, Heft 3, Schwerin, 1864, S. 27.

Ich habe mich seitdem fleißig nach mehr alten Zeugnissen umgesehen, jedoch in vielen Jahren keines finden können, bis es mir im Jahre 1866 gelang, im Archive des Klosters Malchow die im Nachstehenden im Auszuge mitgetheilte Urkunde zu entdecken, aus welcher hervorgeht, daß schon im Jahre 1450 von einem Felde eine Getraidepacht von einem Drömt Buchweizen verkauft oder verpfändet werden konnte, damals also der Bau dieses Getraides schon im Großen betrieben ward.

Henning Lübow verkauft dem Kloster Malchow eine

Hebung von 5 1/2 Drömt Korns aus dem Dorfe Lübow.

D. d. 1450. Januar 7.

Vor allen guden cristenen luden, dar disse bref vorkumpt, de ene szen edder horen lesen, bekenne ik Henningh Lubouwe mit mynen rechten eruen, dat ik mit gudem

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vrigen willen vnde wollbedachtem mode, na rade myner eruen vnde frunde witliken hebbe vorkofft vnde vorlathen in crafft desses breues deme erwerdighen manne her Nicolao Reepst, vorstender, Margharethe Kolres, prioren, vnde den meynen iuncfrouwen der vorsamelinghe des closters to Malchouw vnde alle eren nakomelinghen sostehalf dramet korns, benomelken II dramet roggen, II I dramet haueren vnde en dramet bockweyten vor sauentich Lubische mark Stralen geldes tho Lubouw. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -. Screuen na der bort Christi verteyen hundert iar dar na in deme vefteghesten iare, des anderen daghes na der hillighen dryer koninghe daghe.

Nach einer beglaubigten Abschrift aus dem Anfange des 16. Jahrh. im Archive des Klosters Malchow.

 

 

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