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XIII.

Meklenburgisches Wappen

in Haßfurt.

Von

Dr. G. C. F. Lisch.


U nter dem Titel:

"Deutsches Fürsten= und Ritter=Album der Marianischen Ritterkapelle in Haßfurt, von Karl Alexander von Heideloff, mit genealogischen Notizen und Vorrede, von Dr. A. v. Eye. Stuttgart, 1868" (6 Thaler),

ist, prachtvoll, vielleicht auch etwas anspruchsvoll ausgestattet, ein Werk erschienen, welches die 248 Wappenschilde abbildet und erläutert, welche an dem Chor der Marien= oder Ritterkapelle zu Haßfurt im Würzburgischen am Main bei Bamberg zur Verzierung angebracht sind. Die Wappen sind von dem bekannten verstorbenen Baumeister v. Heideloff zu Nürnberg gezeichnet und vom Dr. v. Eye erläutert. Die Wappen sollen mit der Kapelle aus der Mitte des 14. Jahrh. stammen und zum Andenken der Versöhnung der deutschen Gegenkönige Friedrich von Oesterreich und Ludwig von Baiern erbauet sein.

Zur Beurtheilung der Zeit und des Werthes der Wappen und der Annahme Heideloffs über die Zeit der Erbauung fehlt es aber in dem Werke an jeder kritischen und eingehenden, ja überall an einer Beschreibung; wenn auch Heideloff über seine Annahme in "mehreren, genugsam bekannten Schriften weitläufig" gehandelt hat, so vermißt

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man doch die Namhaftmachung dieser Schriften und die Wiedergabe des Inhalts derselben.

Dann haben wir zu rügen, daß der Titel wohl nicht ganz richtig ist. Das Buch ist "Deutsches Fürsten= und "Ritter=Album" genannt. Es hätte aber richtiger ,,Süddeutsches" Ritter=Album genannt werden müssen, denn die Wappen gehören vorherrschend nur zu dem Adel von Franken, Schwaben, Baiern und Rheinland. Man wird fast vergebens suchen, wenn man nach norddeutschem Adel forscht. Von Fürsten und Rittern des nordöstlichen Deutschlands sind nur die Schilde von Pommern und Meklenburg vorhanden; der ganze Adel dieser Länder 1 ) fehlt.

Endlich scheint es auch, namentlich beim Mangel einer kritischen Beschreibung und Untersuchung der Wappen, noch sehr zweifelhaft zu sein, ob die Wappen richtig und so alt sind, wie sie ausgegeben werden. Ein verbürgtes Meklenburgisches Wappen aus der Mitte des 14. Jahrh. würde äußerst willkommen sein. Im Allgemeinen scheinen die Formen der Schildzeichen nicht strenge Copien nach den Originalien, sondern bedeutend modernisirt zu sein, wie Heideloff überhaupt das Modernisiren liebte. Nun erschrickt man, wenn man Nr. 187 "Herzog von Mecklenburg" aufschlägt. Abgesehen davon, daß die Fürsten von Meklenburg erst 1348 "Herzoge" wurden, muß man staunen, hier ein modernes veraltetes Meklenburgisches Wappen zu finden, grade so, wie der selige Gatterer es in seiner "Practischen Heraldik" 1791 und früher darstellt. Der Stierkopf ist möglichst unheraldisch und von moderner Form, die Krone um die winzigen Hörner ist roth, das Maul ist geschlossen und darin hängt ein gewaltig großer silberner Ring. Diese Darstellung ist nun rein eine Erfindung des bekannten Rixner aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und jetzt längst abgeschafft. Dagegen kennen wir das Meklenburgische Wappen aus dem 14. Jahrhundert bis in das 16. Jahrhundert auch in den Farben sicher und genau: es ist im goldenen Schilde ein schwarzer, kräftiger, kurzer Stierkopf mit starken, weitgeschwungenen silbernen Hörnern, mit goldener Krone, mit aufgerissenem Maule, so daß die weißen Zähne zu sehen sind, ohne Nasenring, mit herabhangendem abgerissenem Halsfell.

Das von Heideloff dargestellte Meklenburgische Wappen in Haßfurt ist also ent=


1) Das Wappen der v. Schlieben Nr. 1, welches dem Pommerschen Geschlechte zugeschrieben ist, gehört nicht diesem an; vgl. Bagmihl Pommersches Wappenbuch Bd. III, S. 189, Taf. LXV, Nr. 7.
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weder willkührlich modernisirt, oder die Haßfurter Wappen sind jung.

Andere Annahmen bleiben nicht übrig. - Darf man aber das Meklenburgische Wappen als Maaßstab annehmen, so sieht es mit der Richtigkeit der übrigen Haßfurter Wappen sehr mißlich aus.

 

 

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