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XXXVIII. 4

Quartal= und Schlussbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.


Schwerin, im Juli 1873.

Vignette

D ie Wissenschaft der nationalen Alterthumskunde in Deutschland ist bekanntlich kaum ein halbes Jahrhundert alt, und fand bei ihrer ersten Verpflanzung aus dem stammverwandten germanischen Norden auf deutschen Boden und zwar zunächst in die Küstenländer der Ostsee nach dem Wiedererwachen des patriotisch=nationalen Geistes in Folge der sieg= und ruhmreichen Freiheitskriege gegen Napoleon den ersten bei unsern Philologen und Archäologen des klassischen Alterthums lange Zeit hindurch wenig Vertrauen und keinerlei Unterstützung. Gleichwohl sind ihre Fortschritte nach Ueberwindung aller Vorurtheile schon jetzt anerkannt sehr bedeutend. Durch den Fleiß und die Liebe der historischen Vereine sind die in allen Ländern deutscher Zunge angelegten Sammlungen von Alterthümern bereits an mehren Orten, vor allem in unsrer lieben Heimath, zu bedeutenden Nationalmuseen herangewachsen, die im Begriffe sind, sich die staatliche Anerkennung zu erwerben, und zur Förderung der Wissenschaft und Volksbildung neben den Museen der antiken Kunst in öffentlichen Gebäuden dem ganzen Volke geöffnet zu werden. Ja, es dürfte nachgerade die Geschichte unserer jungen Wissenschaft

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selbst zum Zwecke der Nachweisung der bisher gewonnenen Resultate eine lohnende Arbeit sein.

Es sei mir erlaubt, hier nur die Hauptmomente in dem Gange der betreffenden Forschungen, die bis jetzt fast ausschließlich durch die zahlreichen freien Vereine gefördert sind, kurz hervorzuheben, wobei die Verdienste gerade unsers Vereines nicht verschwiegen werden dürfen. Gleich beim Beginne der Arbeit führte die Ordnung der theilweise schon früher gesammelten Alterthümer zu der wichtigen Entdeckung einer historischen Tatsache, welche für den weitern Gang der Untersuchung gradezu entscheidend ward. Ich meine die vielbesprochene Dreitheilung unsrer Grab=Alterthümer nach dem Material und der Beschaffenheit der Alterthümer selbst und der damit zusammentreffenden Verschiedenheit in der Bauart der sie umschließenden Gräber, woraus in Verbindung mit andern Momenten mit Sicherheit deren Abstammung aus drei auf einander folgenden großen Perioden der Geschichte unsrer Gegenden gefolgert werden durfte. Die Tatsache selbst drängt sich jedem vorurtheilsfreien Beobachter von selbst auf, und ist daher namentlich in Dänemark sehr früh beachtet, und beiläufig auch ausgesprochen worden, wogegen es das unbestrittene Verdienst unseres Lisch ist, dieselbe zuerst der wissenschaftlichen Ordnung der Alterthümer und der weitern Forschung consequent zum Grunde gelegt zu haben, worauf der umsichtige Vorstand des großen Kopenhagener Museums sofort seinem Beispiel folgte. Von dort aus verbreiteten sich diese Ansichten demnächst über ganz Deutschland, und haben sich gegenwärtig trotz aller Vorurtheile und oft leidenschaftlichen Widerspruchs fast überall, neuerdings auch in England und theilweise selbst in Frankreich, unter den dortigen ganz ähnlichen historischen Erscheinungen, unbedingte Anerkennung erworben.

Auf Grundlage dieser wissenschaftlichen Ordnung der nationalen Alterthümer nach 3 großen Kulturepochen wendete sich die Forschung nunmehr zur Bestimmung des Ursprungs dieser im ganzen Norden Europas gleichmäßigen Entwickelung der Kulturverhältnisse. Stand dieselbe mit einem Wechsel der Bevölkerung dieser Gegenden in Verbindung? War sie die Wirkung eines ruhigen und allmählichen inneren Fortschritts der Bildung des Volkes, oder beruhete dieser Fortschritt auf dem Einfluß fremder, schon früher auf einer höhern Stufe der Kultur stehenden Völker? Diese Fragen sind Gegenstand langer Streitigkeiten geworden und haben zu gründlichen Untersuchungen geführt, die noch heute fort=

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dauern, aber schon jetzt nicht resultatlos geblieben sind. Allgemein anerkannt ist zuvörderst, daß die sogenannte Steinzeit die gemeinschaftliche Grundlage der Kultur aller europäischen Völker, nicht bloß diesseits, sondern auch jenseits der Alpen und des Balkan sei. In Betreff der folgenden Perioden stellte sich Dänemark fest und hartnäckig auf den einseitig nationalen Standpunkt, indem es auch hier eine ursprüngliche und selbstständige Kultur des Nordens behauptet, und den Einfluß fremder Völker mindestens auf ein möglichst geringes Maaß zu beschränken sucht, und nur eine mehr oder weniger nahe Verwandtschaft mit der Kultur des Auslandes auch in diesen Perioden zugiebt. Dagegen fand in Schweden eine zeitlang die besonders von Nilsen mit großer Energie und Gelehrsamkeit verfochtene Ansicht fast allgemeine Anerkennung, daß die ganze zunächst auf die Steinzeit folgende Bronze=Kultur nicht bloß phönizischen Ursprungs sei, sondern daß auch alle bedeutenden Kunstproducte dieser Zeit entweder direct durch den Handel in den Norden eingeführt, oder durch phönizische Kolonien dort fabricirt seien. In neuerer Zeit hat indeß diese in Deutschland von Anfang an bestrittene Ansicht selbst in Schweden entschiedenen Widerspruch gefunden, namentlich bei Wiberg 1 ), welcher sich der in Deutschland vorherrschenden Ansicht anschließt, daß in dieser Periode vorzugsweise die etruskische Kultur Oberitaliens, theils direct über die Alpen, theils über Gallien und Britannien, auf den germanischen Norden Einfluß gewonnen habe.

Mitten in diesen Streit fiel die neue wichtige Entdeckung der Pfahlbauten in der Schweiz, welche Alterthümer aller 3 Perioden in sich vereinigten und der Annahme einer constant fortschreitenden Bildung in diesem Gebiete das Wort zu reden schienen, während anderer Seits die Verwandtschaft, ja häufig die Identität der dort gefundenen Alterthümer mit den nordischen, namentlich durch Morlots leider nur unvollständig bekannt gewordene Vergleichung der reichen Schätze unsrer Schweriner Sammlungen mit denen der Pfahlbauten, bis zur Evidenz nachgewiesen ward, wogegen der Inhalt der letztern den im Allgemeinen allerdings ähnlichen Funden in den benachbarten Ländern jenseits der Alpen ferner zu stehen scheinen. Auch in dieser immer noch ungelösten Frage war es unserm Vereine gegönnt, noch in andrer Weise durch die Entdeckung der einheimischen Pfahlbauten, der ersten in Deutschland, direct einzugreifen. Doch gehören unsre Bauten


1) Wiberg, der Einfluß der klassischen Völker auf den Norden.
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dieser Art, so weit sie bis jetzt aufgedeckt worden sind, fast ausschließlich der jüngsten Periode derselben an und haben daher auf das Urtheil über die hier bisher besprochene Bronzeperiode keinen Einfluß haben können.

Kaum hatte sich die durch die Entdeckung der Pfahlbauten angeregte lebhafte Bewegung auf dem Gebiete der nationalen Alterthumskunde in Deutschland ein wenig beruhigt, als die neueste Aufdeckung römischer, oder genauer römisch=keltischer Gräber in Meklenburg der Forschung eine neue Richtung gab, die schon jetzt, zunächst für die richtige Beurtheilung der Kultur der dritten oder der Eisenperiode, entscheidend geworden ist, und deren Leitung noch immer vorzugsweise in der Hand unsers Vereins oder vielmehr seines Vorstehers liegt, von welchem die erste Anregung ausging. Als völlig gesichertes Resultat dieser mit Eifer fortgesetzten Forschung steht namentlich die historische Thatsache fest, daß der römische Handel schon seit der ersten Kaiserzeit einen viel bedeutendern Einfluß auf die Kultur des Innern Deutschlands ausübte, als bisher angenommen ward, und bereits seit dem 3ten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung seine festen Stationen bis in die damals noch germanischen Ostseeländer, sowie über das Meer hinaus zu den Inseln Nordens vorgeschoben hatte, so daß die ganze Eigenthümlichkeit dieser Periode, namentlich der in Dänemark noch unterschiedenen sogenannten älteren Eisenzeit, wesentlich diesem römischen und mittelbar, ja in der ältern Zeit theilweise unmittelbar, griechischem Einflusse zugeschrieben werden muß.

Die nächste Aufgabe der Forschung ist nun vor allen Dingen die möglichst genaue Feststellung der Handelswege, auf welchen dies neue Bildungselement in unsre Heimath eindrang. Zu dem Zwecke erlaubte ich mir schon vor 4 Jahren im Anschluß an die umfassenderen Arbeiten meines Collegen Lisch eine vollständige Uebersicht der bis jetzt in Meklenburg gefundenen römischen Fabrikate, namentlich auch der für die Chronologie vorzugsweise entscheidenden Münzen, mit möglichst genauer Angabe des Fundortes mitzutheilen 1 ), woran


1) Quartalbericht XXXIV. 4. S. 8-15. Am Schlüsse des dort mitgetheilten Münzverzeichnisses S. 12 haben sich leider einige Fehler eingeschlichen. Der dort erwähnte Kaiser Valentinian ist der erste dieses Namens, 364 - 75, und Anastasius lebte 491-528. Auch ist S. 13 statt Macrinus zu lesen Marcianus. Nachträglich kommen noch hinzu: 1 Kupf.=M. von Hadrian, gef. zu Kl.=Vielen bei Penzlin (Jahrb. XXXVI. 204), sowie 1 K.=M. von Antonin Pius, gef. zu Farpen bei Wismar, und 1 G.=M. von Theodos. II., gef. bei Demern im Fürstenthum Ratzeburg (das. 205).
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ich die schon früher von Wiberg (S. 845 ff.) ausgesprochene Vermuthung knüpfte und kurz zu begründen suchte, daß diese Fabrikate in der ältern Zeit vorzugsweise auf den großen Handelsstraßen von der Mitteldonau, namentlich von Dacien aus, die Flußthäler der Waag und March hinauf durch das nordwestliche Ungarn und Mähren zu den Quellen der Weichsel, Oder und Elbe und weiter an diesen großen Strömen hinab an die südwestliche Küste des baltischen Oceans eingeführt seien, was aber die Concurrenz des Handelsverkehrs von Gallien aus über den Rhein und die Elbe, sowie auf dem Seewege in die Mündung der Elbe und durch den Sund in die Ostsee, namentlich in der spätern Zeit, natürlich nicht ausschließe.

Die Existenz jener Handelsstraßen schon in der frühesten Zeit ist durch die ausdrücklichen Zeugnisse der klassischen Schriftsteller, namentlich des Plinius und Ptolomaeus, außer Zweifel gestellt, und diese Zeugnisse werden in Bezug auf den obern Theil dieser Straßen nicht nur im südwestlichen Ungarn und in Mähren, sondern auch, was uns vorzugsweise interessirt, an der obern Oder in Schlesien durch die entdeckten Spuren römischer Niederlassungen und die unbezweifelten, überaus zahlreichen Funde römischer Alterthümer vollkommen bestätigt 1 ). Weiter hinab wird die Forschung zur Zeit hauptsächlich dadurch erschwert, daß uns aus den zunächst angränzenden Gegenden, namentlich den polnischen Landschaften zwischen Oder und Weichsel, selbst aus der preußischen Provinz Posen alle antiquarischen Nachrichten so gut wie ganz fehlen. Sogar aus dem brandenburgischen Odergebiet sind nur vereinzelte Funde nachzuweisen, vermuthlich weil alles Hierhergehörige in die königliche Sammlung in Berlin geflossen ist, wo es, nicht nach Provinzen geordnet, sich der Forschung entzieht. - Wir sind daher genöthigt, bei der Verfolgung unsrer Straßen diese Lücke vorläufig zu überspringen und uns sofort zu dem pommerschen Küstengebiete zu beiden Seiten der Oder, also zu dem unmittelbaren Nachbarlande Meklenburgs zu wenden, wo sich vorzugsweise durch die Bemühungen der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde zu Stettin und Greifswald, und durch den Eifer mehrer Privatpersonen,


1) Wiberg a. a. O. 99 - 101, woran sich die unter Sachsen aufgeführten Funde in der Lausitz unmittelbar anschließen. Seine Quelle ist vorzugsweise Kruse, Budorgis. Hin und wieder sind einige topographische Irrthümer zu verbessern und die neueren Funde hinzuzufügen.
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welche große wertvolle Sammlungen besitzen, ein bedeutendes Material aufgehäuft hat, das jedoch einer strengen Sichtung und Ordnung, sowie der wissenschaftlichen Bearbeitung zur Zeit fast ganz entbehrt. Die letztere muß freilich auch jetzt noch einem tüchtigen einheimischen Bearbeiter überlassen bleiben, wogegen ich versuchen will, im unmittelbaren Anschluß an meine frühere Arbeit über Meklenburg, in dem Folgenden eine geographisch geordnete Zusammenstellung der bis jetzt entdeckten und bei der meistens leider sehr mangelhaften Beschreibung erkennbaren römischen Alterthümer in diesem Gebiete zu geben.

A. Linkes Odergebiet: Ukermark, Vorpommern und Rügen.

1) Römische Geräthe und Schmucksachen.

1 Kelle und 1 genau in dieselbe passendes Sieb aus Bronze, auf der Drehbank bearbeitet, ganz sowie die in Meklenburg gefundenen Geräthe dieser Gattung. Gef. bei Quoltitz auf Jasmund, jetzt in der Sammlung zu Stralsund. Briefliche Mittheilung des Herrn Bibliothekars Baier in Stralsund.

1 Schildbuckel aus Bronze mit einer viel besprochenen bildlichen Darstellung, die man auf den Opfertod des Marc. Curtius bezieht, gef. zu Nardewitz auf Jasmund (mit Quoltitz gränzend). In der Rosenberg'schen Sammlung. Balt. Studien XVI. 1. 49 u. 89 ff.

Schmuck aus einem S=förmig gebogenem Golddraht, dessen Enden mit je 4 Paaren kleiner Knöpfe in Form einer Krone verziert sind; 2 größere Bruchstücke von Fürspangen aus Silber; 1 kleiner medaillenförmiger Schmuck aus 2 convexen, mit kleinen Knötchen verzierten Bronzeplatten; 1 bronzene Schnalle; 1 bronzene Haarnadel; 1 kleine auf der Drehscheibe geformte Urne aus rothem Thon; 1 vollständiger Schädel und Bruchstücke eines zweiten Schädels nebst andern unverbrannten Knochenresten, gef. in einem nicht näher beschriebenen Grabe bei Unruh auf Rügen (1 5/8 M. W. von Bergen). In der Sammlung des Dr. Hagenow zu Greifswald. Balt. Stud. XV. 2. 55. Nr. 599, 56 Nr. 600, 61. Nr. 641; 62. Nr. 651 und 65. Nr. 659-61.

Schmucksachen aus Gold, Silber und Bronze, erstere zum Theil von feiner Filigran=Arbeit, und 1 Spindelstein aus Sandstein, gef. neben verwitterten Knochenresten bei Garz

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auf dem sogenannten Langen Berge, dem berühmten slavischen Tempelwalle gegenüber, auf dessen südwestlichem Abhange sich mehre Gräber der Eisenzeit befinden. In der Rosenberg'schen Sammlung. Balt. Stud. XVI 1. 56.

1 Bronze=Urne mit einem sichelförmigen und einem nur schwach gebogenen Messer aus gleichem Metalle, gef. zwischen Asche in einer kleinen Kiste von flachen Steinen unter einem runden, 10 F. hohen Hügel, in dessen Oberfläche 30 irdene Urnen aus der Eisenzeit mit verschiedenen Schmucksachen aus Eisen zwischen Asche und Knochenresten standen, bei Sellin an der Landenge vor Mönchguth. In der Rosenberg'schen Sammlung. Balt. Stud. XVI. 1. 51. Vergl. S. 18. Nr. VI. d. und e.

1 ähnliche Urne unbekannten Fundortes. Das.

Kleine Masken aus Terracotta, gef. auf Rügen ohne nähere Ortsangabe. In der Berliner Sammlung. Wiberg a. a. O. 114.

1 Fibel aus Bronze mit silberner verzierter Platte neben mehren menschlichen Gerippen unter einem länglichen Hügel ohne Steinsetzungen, gef. auf Rügen, ohne nähere Ortsangabe. In der Rosenberg'schen Sammlung. Balt. Stud. XVI. 1. 59.

1 Bronze=Gefäß mit den Köpfen eines bärtigen Silen,. eines jugendlichen Bachus und zweier Bachantinnen von Reben und Weinlaub umgeben, in edlem griechischen Stil, gef. zu Vorland bei Grimmen. In der v. Hagenow'schen Sammlung. Balt. Stud. VII. 1. 273, XVI. 1. 147 ff.

1 Perle aus buntem Glasfluß von der Größe einer Haselnuß, gef. im Torfmoor zu Nielitz bei Grimmen. In der v. Hagenow'schen Sammlung. Balt. Stud. XV. 2. 58.

3 Perlen aus Glasfluß und 1 aus Bernstein nebst einer Pfeilspitze aus Feuerstein, zwischen kleinen Steinen, Urnenscherben, Kohlen und Asche, gef. in den Sanddünen bei KI.=Ladebow, 1/2 M. von Greifswald. (In der Nähe wurden auch Messer und Pfeilspitzen aus Feuerstein gleichfalls unter Urnenscherben gefunden.) Balt. Stud. VII. 1. 277, vergl. mit S. 271. Nr. 407, 280 Nr. 486-88, 282 Nr. 520-22 und Nr. 524-52.

Bruchstück einer Perle aus gelbem Glasfluß, gef. bei Wolgast. Balt. Stud. XV. 2. 59.

1 Kessel aus dünnem Bronzeblech mit engem Halse, dessen Niete zu beiden Seiten durch "Engelsköpfchen" mit Schwingen, die in Schlangenköpfe ausgehen, verdeckt sind.

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In diesem Gefäße lagen 2 einfache Goldreife zwischen Erde und Asche und darüber war ein zweiter bauchiger Kessel mit verengtem Halse gestülpt, gef. zu Klatzow bei Treptow am linken Ufer der Tollense (also im Gebiete der Liutizischen Tolenzer). Balt. Stud. XI. 1. 112-13.

1 Knauf aus Bronze mit 4 Gesichtern. F.=O. unbek. In der Hagenow'schen Sammlung. Balt. Stud. XII. 1. 178.

2) Münzen. (Chronologisch.)

Griechische K.=M. (unklar), gef. bei Stettin. Balt. Stud. V. 1. 153.

Röm. S.=M. aus der Zeit der Republik: A. Weiblicher Kopf mit Flügelhelm: LlBO-X., R. die beiden Dioskuren zu Pferde mit eingelegten Lanzen, darüber Q MARC., darunter ROMA, gef. auf Rügen. Im Museum zu Stralsund. Schriftl. Mittheilung des Bibliothekars Baier.

Caes. Div.-Imp. Aug., mit 6 andern aus der Zeit bis Commodus. K.=M. von Hanshagen bei Greifswald. Balt. Stud. XVI. 2. 36/37.

Caes. Aug. German. K.=M. aus Vorpommern, F.=O. unbek. Balt. Stud. VII. l. 234.

Augustus, K.=M. von Grabow bei Stettin, Pomm. Jahresber. III. 12. - K.=M. nebst einem Nero und einem Caligula von Rüstow bei Loitz. Pyl, Greifswalder Sammlung. p. 39.

Caligula, (37-41 n. Chr.) s. Augustus.

Tiberius? (41-54), A: Imp. Caes ...., R.: Judaea capta. K.=M. von Hanshagen. Balt. Stud. R. II. 1. 194.

Nero, (54-68), S.=M. s. Augustus. - K.=M. von Pasewalk. Pomm. Jahresbericht I. 33.

Galba-Constantin (68-337), 21 K.=M. von Hohendorf bei Anclam. Jahresbericht III. 12, lV. 7, Pyl, Greifswalder Sammlung 39.

Vespasian (69-70), S.=M. von Westenhagen bei Greifswald. Pyl, Greifsw. S. 39.

Domitian (81-96), K.=M. von Hanshagen. s. August.

Trajan (98-117) 2 K.=M. v. Hanshagen. s. oben August.

Hadrian (117-38) K.=M. unbek. F.=O., Pyl, Greifswalder Sammlung 39.

Antonin. Pius (158-61), S.=M. v. Stralsund. Im dortigen Museum. Mittheilung von Baier. - S.=M.

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mit einer Faustina, von Kluptow auf Rügen bei Bergen. Balt. Stud. V. 1. 183.

Faustina, Gemahlin Marc. Aurel. (161-88). S.=M. v. Kluptow. s. Antonin. Pius.

Lucilla (Tochter des Marc. Aur. 161 - 88), S.=M. v. Loewitz bei Stettin. Balt. Stud. I. 1. 193. - K.=M. v. Hanshagen. s. oben August.

Commodus (180- 92) K.=M. von Hanshagen. s. oben August.

Albinus, Gegenkaiser von Septimius Severus in Gallien (193-211). K.-M. von Grabow bei Stettin. Balt. Stud. X. 1. 186.

Caracalla (211-217) S.=M. von Rügen. A. Bärtiger Kopf mit Lorbeerkranz ANT. P. FEL. AVG. R. Sitzende weibliche Figur. .NAE. Gef. auf Rügen. Stralsunder Museum. Mittheil. von Baier. - S.=M. von Kniepow bei Garz auf Rügen: A. Bärt. Kopf mit Lorbeerkranz mit CAES (ungewiß). R. Sitzende weibliche Figur. (Vielleicht dieselbe?) Daselbst. Mittheil. von Baier.

Maximin. Thrax (325-38), K.=M. von Schillersdorf bei Stettin, mit 6 andern von Diocletian, Constantin und Maximinian. Balt. Stud. XVIII. 1. 59.

Gordianus (238-44), K.=M. von Stralsund. Im dortigen Museum. Mittheil. von Baier.

Diocletian (289-313) 2 K.=M. von Schillersdorf, s. Maximin.

Constantin (306-37), 21 K.=M. von Galba bis Constantin. s. Galba. - 3 K.=M., nebst 4 andern von Maximin bis Constantin. s. Maximin. - 2 K.=M. unbek. F.=O. Pyl, Greifsw. Samml. 39.

Außerdem werden noch mehre der unter B. 2 verzeichneten weströmischen Kaisermünzen hieher gehören, deren Zeit oder Fundort unbekannt sind. Endlich nach einer Lücke von mehr als 60 Jahren folgen Goldmünzen von Honorius (395-423), Theodos. II. (408-450), Leo (451-79) und Anastasius (491-518), gef. zu verschiedenen Zeiten, im Ganzen mindestens 18 Stück, bei Caseburg auf Usedom. Balt. Stud. XXI. 2. 239, XXII. 1. 4 u. 26-27.

B. Rechtes Odergebiet. Hinterpommern und Westpreußen.

1) Römische Geräthe und Schmucksachen.

1 kleine Bronzefigur mit Silberblech überzogen, worin man eine Nachbildung einer Statuette des Merkur

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vermuthet. (1 Arm u. 1 F. fehlen.) Gef. in einem Pfuhl bei der Libenower Mühle am Gerberstorfer Wege bei Bahn, Kr. Pyritz. Balt. Stud. XXII. 22. im Anhang.

1 kleine weibliche Figur mit Schleier und Füllhorn aus Bronze mit Spuren früherer Vergoldung. (Nach Kugler eine Abundantia oder Fortuna von römischer Arbeit aus dem 1. oder 2. Jahrhundert.) Gef. bei Belkow an der Medue. Balt. Stud. VII. 1. 230.

Verschiedenes Metallgeräthe, größtentheils aus Silber, theilweise aus Gold oder Bronze, nebst Bruchstücken von dickem, weißem Glase, Bernsteinkorallen u. s. w., als Beigabe eines 7 Fuß tief unter der Erde, ohne Spuren eines regelmäßigen Grabes, mit dem Kopfe nach Osten und den Füßen nach Westen ruhenden männlichen Skelets. Gef. zu Stuchow bei Cammin. Balt. Stud. VII. 1. 274 ff.

1 bronzenes Hifthorn nebst einem Schwerte und menschlichen Gebeinen, gef. bei Köslin in dem sogenannten Hünenberge, nach andern auf dem Gollenberge, und lange Zeit hindurch zu Köslin als Nachwächterhorn gebraucht. Balt. Stud. IV. 1. 154-55.

1 Bronzefigur, angeblich versilbert, gef. in einem Torfmoore bei Schievelbein, in welchem auch Steinwaffen gefunden wurden. Balt. Stud. I. (Jahr.=Ber. V. 18-19.) Bruchstücke einer Schale aus Bronze, 3 Stückchen Eisen und 1 steinerner Messergriff (!), ferner eine Urne oder ein Kochgeschirr mit 3 Füßen aus Bronze, gef. neben irdenen Graburnen auf einem heidnischen Begräbnißplatze bei Blumenwerder, Kr. Dramburg. Unmittelbar daneben befinden sich auch "Hünengräber" mit unverbrannten Leichen. Pommerscher Jahrber. IV. 19 ff. und 13 (Balt. Stud. I.)

1 Goldring mit 10 dreiseitigen Flächen, auf deren einer 4 nordische Runenzeichen, auf einer andern ein Hakenkreuz und auf den übrigen die bekannte schlangenförmige Thierbildung nordischer Alterthümer leicht eingeritzt stehen. Ferner ein schlichter Goldring, ein scharf abgeschlagenes Stück eines großen Hals= oder Armringes aus Gold, eine parabolische Perle aus spiralförmig gewundenem Golddraht, 6 Gold=Bracteaten mit einem Henkelchen und filigranartiger Einfassung mit der auf diesen Bracteaten oft vorkommenden Darstellung, die man auf die nordische Sigurdsage bezieht, alles offenbar byzantinische Arbeit für den nordischen Handel, endlich 2 ächte Goldmünzen von Theodos. II. Zeno und Anastasius, gef. bei Malchow, Kreis Schlave, unter einem von dem Volke für einen Opferstein gehaltenen großen

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Granitblocke, in dessen Nähe sich eine große Menge 5 Fuß hoher Grabhügel befindet. Pommersch. Jahresber. I. 29-33.

2) Münzen.

4 griechische und 65 röm. K.=M. nebst 29 römischen S.=M., meistens aus der Kaiserzeit, die jüngste von Valentinian I. (364-75), gef. bei Bresin, Kr. Schlochau, durch einen Bauern beim Pflügen. Balt. Stud. V. 1. 153.

2 griech. K =M. und 2 röm. S.=M., unbek. F.=O. Balt. Stud. IV. 1. 58.

1 griech, 2 röm. Münzen von Jul. Caes. und Vitellius. Barbarische Nachbildungen in Blei. F.=O. unbek. Balt. Stud. VII. 1. 274.

Augustus (30 v. Chr. - 14 n. Chr.) s. oben.

Caesar German., K.=M. mit mehren andern, worunter eine G.=M., von Rubenhagen bei Regenwalde. Balt. Stud. XX. 2. 51.

Tiberius (41-54) S.=M., F.=O. unbek. Balt. Stud. II. 1. 194.

Nero (54-68) G.=M. von Schimmerfitz, Kr. Lauenburg. Balt. Stud. II. 1. 194.

Vespasian (69-70), S.=M., nebst 11 andern von Hadrian, Anton., Faustina, Lucilla, Commodus und Julia, von Strussow, Kr. Bütow. Balt. Stud. VI. 1. 222.

Domitian (81-96), S.=M. nebst einer von Faustina, von Tiezow bei Belgard. Pomm. Jahresber. I. 33, - S.=M. von Wittstock bei Greifenhagen. Balt. Stud. XIV. 1. 113.

Trajan (98 - 117), S.=M. von Gr.=Mölln bei Cöslin. Pomm. Jahrb. III. 112. - S.=M. mit einer andern von Hadrian von Emmenthal bei Cöslin. Balt. Stud. VI. 1. 217. - S.=M. mit 11 andern von Vespasian. - Commodus. s. Vespasian.

Hadrian (117-38). S.=M. mit 11 andern von Vespasian. - Commodus. s. Vespasian. - S.=M. mit 1 andern von Trajan. s. Trajan.

Antonin. Pius (138-61), 4 S.=M. mit 8 andern von Vespas.-Commod. s. Vespasian. - Viele S.=M. von Anton. P. bis Philipp. Arabs von Krien a. d. Stolpe. Balt. Stud. VI. 1. 217. - S.=M. von Putzerlin bei Stargard. Balt. Stud. II. 1. 193.

Faustina, Gem. des Marc. Aurel. (161 - 80) S.=M. mit einer andern von Domitian. s. Domit. - S.=M. mit 11 andern von Vespas. bis Septim. Severus.

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s. Vespasian. - K.=M. von Persanzig bei Neu=Stettin. Balt. Stud. II. 1. 193, - S.=M. unb. F.=O. Balt. Stud. II. 1. 194. - S.=M. von Gr.=Zarnow bei Greifenhagen in einem Topfe zwischen Pommerschen Münzen des 19. Jahrh. Balt. Stud. XVI. 2. 15.

Lucilla, Tochter des Marc. Aurel, S.=M. mit 11 andern von Vespasian-Septim. Sever. s. Vespasian.

Commodus (180-92) 3 S.=M. mit 9 andern von Vespas. Septim. Sever. s. Vespasian.

Julia, Gem. des Septim. Sever. (193-211), S.=M. mit 11 andern von Vespas. bis hieher. s. Vespasian.

Maximin. Thrax (235-38), K.=M. mit 6 andern Kaisermünzen seit Diocletian. s. Diocletian.

Philipp. Arabs (244-49), S.=M. mit vielen andern Kaisermünzen seit Anton. P. s. Antonin. - S.=M., unbek. F.=O., Balt. Stud. VI. 1. 217.

Gallien (259-68), S.=M. mit nachgeahmten Münzen von Probus und Dioclet., unbek. F.=O. Balt. Stud. XI. l. 109.

Tetricus, Gegenkaiser des Aurelian. (274), K.=M. aus dem Gnagelander Torfmoor (!) Balt. Stud. VI. 1. 217.

Probus (276-82), versilberte K.=M. mit einer andern dergleichen von Dioclet. und einer ächten von Gallien. s. Gallien.

Diocletian (284-813), versilberte K.=M. mit einer andern dergleichen von Probus und einer ächten S.=M. von Gallien, s. Gallien.

Constantin (306 - 37), 21 K.=M. von Galba bis Constantin. s. Galba. - K.=M. von Regenwalde. Balt. Stud. IX. 1. 259.

Valentinian I. (364 - 75), 93 griech. und röm. S.=M. aus der Zeit der Republik bis zum Kaiser Valentinian. s. oben zu Anfang.

Außerdem werden in der Stettiner Sammlung noch folgende römische Münzen unbestimmter Zeit, meistens Kaisermünzen, und andre unbekannten Fundorts aufbewahrt, welche theilweise außerhalb Pommerns gefunden sein werden:

2 röm. Münzen neben einem Schmuck von Wolfszähnen, gef. bei Pyritz. Balt. Stud. XVII. 1. 9. VergI. mit 6. und 54.

2 röm. Münzen aus Hinterpommern. Bal. Stud. IV. 1. 157.

1 röm. S.=M. Balt. Stud. XVII. 2. 111.

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4 röm. Kaisermünzen. Balt. Stud. IV. 1. 145.

Eine Sammlung von 64 röm. Kaisermünzen. Jahresber. IV. 40.

Hieran schließen sich endlich folgende byzantinische Kaisermünzen:

Theodos. II. (408-50) 1 G.=M., unbek. F.=O. (vielleicht von Malchow). Jahresber. I. - 3 G.=M. von Theodos. II., Zeno und Anastas. nebst einem Ring von Golddraht, gef. bei Malchow, Kr. Schlawe. V. oben unter Schmucksachen. - 2 G.=M. von Theodos. II. und Leo I. nebst Schmucksachen von byzantinischer Arbeit und 6 Goldbracteaten. Gef. bei Köslin. Balt. Stud. VII. 2. 134 V. oben Schmucksachen. - 150 G.=M. von Theod.-Anastasius, gef. bei Bresen, A. Putzig, bei Danzig. Kruse, Necroliv. l).-

Leo I. (451 - 74) G.=M. von Köslin. V. Theod.

Zeno (474-91.) G.=M. von Malchow, Köslin und Bresen.

Anastasius (491-518), mehre G.=M. von Malchow und Bresen.

Desgleichen eine große Menge Kaisermünzen von Gold ohne nähere Bezeichnung, bei Großendorf auf der Halbinsel Hela bei Danzig. Necrolivon. D.

Aus der vorstehenden Zusammenstellung ergiebt sich nun zuvörderst ganz unverkennbar ein sehr bedeutender Unterschied in dem Charakter der römischen Alterthümer diesseits und jenseits der Oder, und zwar in der Weise, daß sich die hierher gehörigen Funde in Hinterpommern denen in Schlesien näher anschließen, während diejenigen in Vorpommern und auf Rügen im Wesentlichen mit denen in Meklenburg übereinstimmen. Daneben aber tragen die Alterthümer jenseits der Oder, wenn ich richtig urteile, den Charakter höhern Alters, als die Mehrzahl derjenigen von diesseits des Stromes. Nicht nur, daß sich dort, wie in Schlesien, eine ziemlich bedeutende Anzahl griechischer und römischer Münzen aus der Zeit der Republik findet, die hier zu den größten Seltenheiten gehören, auch die Grabalterthümer beider zuletzt genannten Provinzen stehen einander näher, wenngleich sie an Zahl und Bedeutung abnehmen, je weiter man sich von den Quellen des Stromes entfernt. Während z. B. in Schlesien zu Massel bei Trebnitz sogar vollständige, gemauerte, acht römische Columbarien mit den darin aufgestellten Todtenurnen gefunden sind, weiset das Verzeichniß der Hinter=

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pommerschen Alterthümer mit Sicherheit nur ein einziges römisches Grab zu Stuchow bei Cammin auf, und zwar ohne Leichenbrand, wogegen der römische Ursprung der Urnen und Geräthe von Kl.=Blumenwerder bei Dramburg wenigstens zweifelhaft erscheint. Andererseits ist der römische Charakter der Gräber ohne Leichenbrand von Unruh bei Bergen, von Garz und von Quoltiz auf Jasmund ganz unzweifelhaft, und auch die Bronzefibel von Rügen, deren genauerer Fundort unbekannt ist, gehört wahrscheinlich hieher, während die auf Leichenbrand hinweisenden Gräber von Sellin auf Rügen, Ladebow bei Greifswald und Klatzow bei Treptow nicht ganz so sicher hieher zu zählen sind.

Diese Erscheinungen lassen nach meiner Auffassung eine ältere, der ganzen Ostseeküste gemeinsame, auf römischem Einflusse ruhende Kulturepoche vermuthen, deren höchste Blüthe nach Ausweisung der Münzen in die Zeit nach der Gründung der römischen Provinz Dacien durch den Kaiser Trajan (106 n. Chr.) bis nach den Markomannischen Kriegen, also in das Zeitalter der Antonine fällt, eine Kultur, welche sich ganz unbezweifelt von der Donau aus, so weit es unsre Gegend betrifft, durch das Oderthal bis an die Ostseeküste ausbreitete. Bald nach dieser Zeit scheint aber der Verkehr auf dieser Straße eine Störung erlitten zu haben, welche höchst wahrscheinlich mit den nach ihrem Ursprunge und ihrem Verlaufe unbekannten Völkerbewegungen in dem Gebiete der Weichsel und Oder zusammenhängt, auf deren Existenz wir nur aus ihrer Wirkung, der Ausbreitung der Macht der Gothen von der Ostsee bis zum Schwarzen Meere schließen dürfen. In diese kriegerischen Zeiten gehört denn wahrscheinlich auch die Vergrabung nicht ganz unbedeutender Schätze römischer Münzen zur Zeit des Septimius Severus und Constantins des Gr., während die immer noch ziemlich bedeutende Anzahl von Münzen der folgenden Kaiser beweist, daß der Verkehr auf dieser alten Handelsstraße bis zur Mündung der Oder hinab auch jetzt nicht ganz aufgehoben war. Aber die Sicherheit, welche die Gründung fester Handels=Stationen als nothwendige Bedingung voraussetzt, fehlte in diesen unruhigen Zeiten, in welcher die untere Oder zugleich eine scharfe Gränze zwischen den Völkern gothischen und swevischen Stammes gebildet zu haben scheint. Erst mit dem Einbruche der Hunnen in das östliche Europa um das Jahr 375, zu welcher Zeit unverkennbar der große Schatz von 98 Silber= und Kupfermünzen aus dem ganzen Zeitraum vom Ende der Republik bis zu dem Kaiser Valentinian (364-75) der

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Erde anvertraut ward, hörte alle Verbindung der Römer mit den Küstenländern der Ostsee vollständig auf 1 ).

Aus dem ganzen folgenden Jahrhundert findet sich in unsrer Gegend auch nicht eine einzige römische Münze und in dieser Zwischenzeit hatte der Verkehr dauernd andre Bahnen genommen. Während vor jener Katastrophe, wie schon Tacitus berichtet, vorzugsweise Kupfer= und Silbergeld in Deutschland circulirte, finden wir seit Theodosius II. (408-50) bis Anastasius (491-518) ausschließlich byzantinische Goldmünzen in Umlauf, und neben diesen Münzen liegt oft reicher goldener Schmuck desselben Ursprungs. Diese Goldschätze, welche auch in Scandinavien häufig mit sogenannten nordischen Goldbracteaten zusammen gefunden werden, fanden ihren Weg in unsre Gegenden nachweislich durch das Innere Rußlands, und kommen in dem damals noch germanischen Küstengebiete diesseits der Oder nur selten vor. In ganz Vorpommern und Rügen ist bis jetzt außer der Insel Usedom in der Odermündung keine einzige gefunden und in Meklenburg nur 4-5 Münzen dieser Art von Theodosius (Jahrb. XXXVl. 205), Anastasius (XXXIV. Q.=B. 12) und Justinian (XVIII. 298 und XXXIV. 248). Doch gehört vielleicht auch der Goldschmuck von Wotenitz hieher (XXV. 252, XXVI. 161 und XXXVI. 142). Mit dem Anfange des 6. Jahrhunderts verschwinden auch diese byzantinischen Münzen und Schmucksachen fast ebenso plötzlich, als sie ein Jahrhundert früher auftauchten und wurden durch die sogenannten kufischen oder arabischen Silbermünzen mit kunstreichen Arbeiten aus demselben Metall vollständig verdrängt Auch diese gelangten durch Vermittelung der Bulgaren auf demselben Wege, wie die byzantinischen Goldfunde, durch das Innere Rußlands über die Weichsel und Oder, und finden sich in Hinterpommern häufig und in großer Menge beieinander, während auch sie diesseits des Stromes zu den Seltenheiten gehören.

Diese Thatsachen beweisen, wie mir scheint, vollständig, daß der früher offenbar lebhafte Handelsverkehr von der Donau durch das Oderthal in die westlichen Ostseeländer, der schon im 3ten Jahrhunderte Störungen erlitt und nach und nach auf das rechte Stromufer beschränkt ward, mit dem Einbruche der Hunnen völlig aufhörte, und erst im 5ten und 6ten Jahrhunderte durch den Handel mit dem byzanti=


1) In Vorpommern sind die jüngsten weströmischen Kaisermünzen von Constantin. In Meklenburg sind dagegen wie in Hinterpommern und in Schlesien noch Münzen von Valentinian und Valens (364 -78) gefunden worden.
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nischen Kaiserreiche, sowie demnächst mit den mohamedanischen Staaten Kleinasiens durch das Innere Rußlands ersetzt ward. Dieser orientalische Handel hat aber die Mündung der Oder niemals überschritten, wogegen die diesseits des Stromes gelegenen Küstenländer unverkennbar ihren Verkehr mit dem weströmischen Reiche fortsetzten, ja durch die neuesten Untersuchungen unsers Lisch ist vollkommen klar nachgewiesen, daß dieser Handel hier grade in der Zeit nach der Stockung des Oderverkehrs einen größeren Aufschwung nahm, und durch eingewanderte fremde Handelsleute, die hier anscheinend feste Stationen gegründet hatten, vermittelt ward. Größere Schwierigkeiten bietet dagegen die Ermittelung der Straßen, welche dieser Handel in jener Zeit einschlug. Die sorgfältige Vergleichung der damals in diese Gegenden, namentlich nach Meklenburg, eingeführten römischen Fabrikate mit den in den Ruinen der im 2ten Jahrhundert, vielleicht schon unter Hadrian, gegründeten und bis gegen Ende des 5ten Jahrhunderts blühenden römisch=gallischen Colonie Heddernheim am Rhein zahlreich gefundenen Alterthümern, hat mit Sicherheit eine überaus große Uebereinstimmung beider nachgewiesen und dadurch die Zeit ihres Ursprungs wenigstens annähernd festgestellt. Auch liegt die Vermuthung unter diesen Umständen allerdings nahe, daß das römisch gebildete Gallien zu dieser Zeit als das Mutterland der gesammten römischen Kultur in dem bezeichneten Gebiete zu betrachten sei, zumal es aus andern Gründen nicht zu bezweifeln ist, daß eben damals und von uralten Zeiten her auf dem Seewege von den Küsten Galliens und Britanniens nach den Inseln der Ostsee ein anscheinend lebhafter Handelsverkehr stattfand. Es ist daher immerhin möglich, daß auch die Anlage eines Theiles der mittelalterlichen Handelsstraßen vom Rhein in das Innere Deutschlands als Fortsetzung der alten römischen Etappenstraßen schon in diese Zeit falle, obwohl dieser Weg quer über mächtige Ströme und mit dichten Urwaldungen bedeckte Gebirge dem Handel unendlich viel größere Schwierigkeiten darbieten mußte, als jener längs der Ufer der von Süden nach Norden fließenden schiffbaren Flüsse, die überall die ältesten Führer des Völkerverkehrs sind. Wenn aber auch hiernach die Existenz eines gallischen Handelsverkehrs mit den Ostseevölkern für die fragliche Zeit nicht zu bezweifeln ist, so folgt doch daraus nicht, daß der ältere Donauhandel damit sofort völlig aufgehört habe, und die Aehnlichkeit der römischen Fabrikate des Nordens mit denen von Heddernheim ist doch nicht entscheidend für den gallischen Ursprung der

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erstern, da der Stil der bezüglichen Geräthe nach dem Muster der acht italischen ohne Zweifel in allen Provinzen des römischen Reiches wesentlich derselbe war. Nun ist aber schon oben nachgewiesen, daß in der That der Verkehr der Donauländer selbst auf den Weichsel= und Oderstraßen, wenn auch gestört und in seiner Ausdehnung allmählich beschränkt, bis zum Anfange der Völkerwanderung niemals ganz aufgehört habe. Wie viel weniger ist dies daher von der weiter westlich gelegenen, durch die Karpaten und das Riesengebirge geschützten Straße die March hinauf, durch Mähren und Böhmen zur Moldau und Elbe anzunehmen!

Die Vermuthung, daß die Bedürfnisse der zwischen der untern Oder und Elbe bis an die Ostsee und darüber hinaus sitzenden germanischen Völker nunmehr hauptsächlich auf diesem zuletzt erwähnten Wege befriedigt worden seien, ohne die Existenz der gallischen Concurrenz abzuleugnen, scheint besonders durch zwei in unsern Jahrbüchern bereits wiederholt besprochne Thatsachen eine directe Bestätigung zu finden: ich meine die Entdeckung eines römischen Fabrikstempels auf einer zu Hagenow in Meklenburg ausgegrabenen Bronzekelle und zwei in einem Römergrabe bei Häven gefundene Knöpfe. Jener Stempel befindet sich nämlich auch auf einer bei Teplitz in Böhmen entdeckten Kelle, welche zu einem dem Hagenower überhaupt sehr ähnlichen Funde gehört, was darauf hinweis't, daß auch das Hagenower Gefäß auf dem Wege durch Böhmen an die untere Elbe gelangt sei, wenigstens scheint mir diese Voraussetzung bedeutend näher zu liegen, als daß beide Gefäße auf 2 völlig verschiedenen Wegen mitten durch Deutschland dort nach Meklenburg, hier nach Böhmen gelangt sei, zumal hinlänglich bekannt ist, daß grade Böhmen seiner Lage entsprechend seit Marbods Zeiten stets in näherem Verkehr mit den römischen Donauprovinzen gestanden habe, wogegen sonst, so viel ich weiß, nicht die geringste Spur einer römischen Handelsstraße vom Rhein über das noch im Mittelalter so verrufne Böhmische Waldgebirge bekannt ist. Noch wichtiger scheinen mir die erwähnten silbernen und vergoldeten Knöpfe von Häven zu sein, auf deren einem ein Vogel abgebildet ist, der auf den Kopf eines Fisches hackt, eine Darstellung, welche auf Altertümern der griechischen Colonien am Ufer des Schwarzen Meeres, in der Nähe der Donaumündungen, nicht, selten vorkommt, namentlich als Münzzeichen der berühmten Handelsstädte Sinope, Olbia und Jstros, wie schon Wiberg und ausführlicher Lisch nachgewiesen haben. Weniger

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entscheidend ist das auf dem 2ten Knopfe befindliche Bild eines Ebers, das zwar gleichfalls, z. B. als Feldzeichen, in Mösien, aber auch auf gallischen Münzen vorkommt. In Verbindung mit jenem Vogel ist aber auch diese Darstellung immerhin beachtenswerth. Nun ist zwar darauf hingewiesen, daß die VIII römische Legion, welche vom Jahre 70 bis um 230 im Taunus stand, vorher, also etwa um die Mitte des ersten Jahrhunderts, in Mösien gestanden habe. Aber die Annahme, daß jene Knöpfe durch einen Legionair aus Mösien nach Gallien gebracht, und von dort vielleicht 200 Jahre später auf dem Handelswege über Rhein, Weser und Elbe nach Meklenburg gekommen seien, wäre doch allzu gewagt, während die Einfuhr von Schmucksachen von der untern Donau auf dem angegebenen Wege durch Böhmen an die Ostseeküste nichts Auffallendes hat, zumal Alterthümer mit ähnlichen Darstellungen, z. B. ein Helm mit dem Vogel auf dem Fische, erweislich auch auf der Straße vom Pontus in das Innere Rußlands gelangten.

Schließlich kann ich nicht unterlassen, noch auf eine andere hieher gehörige Erscheinung aufmerksam zu machen, die mir für die Geschichte unsrer Gegend überhaupt, und namentlich in mythologischer Beziehung ein hervorragendes Interesse zu bieten scheint. Aus meinen obigen Nachweisungen ergiebt sich nämlich, daß keine Provinz verhältnißmäßig so reich an römischen Münzen und andern Alterthümern ist, als die Insel Rügen. Ich sehe darin den deutlichen Beweis, daß dies merkwürdige Eiland schon zu der Zeit der ältern germanischen Bevölkerung eine ähnliche hervorragende Rolle gespielt habe, als unter den später eingewanderten Slaven. Ist aber das, so darf man nicht weiter zweifeln, daß das berühmte, den 7 swevischen Völkerschaften unserer Küste gemeinsame Heiligthum der Erdmutter des Tacitus nirgends anderswo, als auf Rügen zu suchen sei, wenngleich ich an anderer Stelle nachgewiesen zu haben glaube, daß man irrte, wenn man dasselbe in der sogenannten Herthaburg auf Jasmund zu erkennen glaubte. Weiter aber glaube ich in dieser hervorragenden Stellung Rügens zur Zeit der Germanen eine neue Unterstützung meiner gleichfalls schon wiederholt ausgesprochenen Vermuthung gefunden zu haben, daß die slavischen Tempelburgen Rügens und der Nachbarländer keine neue Gründungen der Wenden sind, sondern schon viele Jahrhunderte vor ihnen als die heiligen Stätten germanischer Götter bestanden, deren Dienst demnächst nach

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der Eroberung des Landes durch die während der sogenannten Völkerwanderung aus ihren alten Sitzen im Osten Europas gegen den Westen vordringenden Slaven auf die entsprechenden slavischen Götter übertragen ward.


Wenden wir uns nunmehr zu dem Berichte über die innern Angelegenheiten unsers Vereins während des Schlußquartals des 38sten Jahres seines Bestandes mit gelegentlichen Rückblicken auf die nächst vorhergehenden Quartale.

Der 38ste Band der Jahrbücher des Vereins, des offiziellen Organs seiner wissenschaftlichen Thätigkeit, lag, wie alljährlich, so auch in der letzten, unter dem Präsidio des Herrn Minister=Präsidenten, Grafen v. Bassewitz, am 11ten d. M. abgehaltenen Generalversammlung gedruckt auf dem grünen Tische. Der erste historische Theil bringt wieder 6 Abhandlungen von unserm immer noch gleich fruchtbaren ersten Secretair, Herrn Geh. Archivrath Dr. Lisch, namentlich 1) einen Beitrag zur Reformations=Geschichte Meklenburgs, die ihm schon so viel verdankt: "Die letzten Prälaten in Meklenburg", mit welchen das ehemals so mächtige Mönchthum allmählich und unbeachtet erlosch (S. 1-24, mit einem Nachtrage S. 94 und 240); ferner mehre Beiträge zur Topographie des Landes, nämlich 2) über die Lage des Landes Drenow in dem Winkel zwischen dem linken Ufer der Warnow=Mündung und der Ostseeküste, wozu in heidnischer Zeit wahrscheinlich auch der Ort Doberan gehörte, und das südlich durch das Land Schwaan, westlich durch Kubande (Kröpelin) begränzt ward (S. 25-47 und Nachtrag S. 236); 3) das Hillige Moor bei Vietow im Kirchspiel Sanitz, wo in der ersten christlichen Zeit eine Kapelle stand, vielleicht auf einem ehemaligen heidnischen Heiligthum, obgleich der Herr Verfasser dieser Vermuthung widerspricht, wogegen der Unterzeichnete den Ort Vietow schon früher zu den Swantewits=Dörfern rechnete. (S. 48-52); 4) die Stadt Woldeck, nach einem Plan des Ortes von 1780, ein nicht unwichtiger Beitrag zur Städtegeschichte Meklenburgs (S. 70-83); endlich 2 Beiträge zur Genealogie unsers Fürstenhauses, nämlich 5)Magdalena von Meklenburg=Stargard, Gemalin des Grafen Burchard von Barby (S. 65 - 69) und 6) die Nachkommen des Fürsten Pribislav von Parchim=Richenberg (S. 92-93). Außerdem bringt diese Abtheilung unter dem Titel: "Kleine Funde in Meklenburg aus wendischer und vorwendischer Zeit eine

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Fortsetzung der in dem vorhergehenden Jahrgange mitgetheilten mythologischen Forschungen des inzwischen verstorbenen Freiherrn v. Hammerstein zu Neustrelitz (S. 53-64) und 3, von dem Archivrath Mülverstedt mitgetheilte Urkunden aus dem königlichen Staatsarchiv zu Magdeburg über die Kriege der Erzbischöfe von Magdeburg in Beziehung auf Meklenburg aus dem Ende des 14ten Jahrhunderts (S. 84-91). - Die fast ausschließlich von dem Herausgeber Lisch herrührende antiquarische Abtheilung, welche dies Mal die stärkere ist, und 9 Bogen umfaßt, enthält neben zahlreichen Nachrichten über einzelne Alterthümer unter anderm einen ausführlichen Bericht über die Wismarschen Pfahlbauten seit 1867, und eine Fortsetzung der hochwichtigen Forschungen über römische Alterthümer im Norden, namentlich auf Seeland, Bornholm, Schonen und in Norwegen. Ferner giebt der Herr Verfasser Nachrichten verschiedener heidnischer Burgwälle und mittelalterliche Kirchenbauten Meklenburgs u. s. w. Endlich liefert Herr Archivar Dr. Wigger eine interessante kleine Abhandlung über Spuren der Thiersage auf Siegeln des Mittelalters.

Der zu Anfang des Jahrs 1872 begonnene Druck des VIII. Bandes unsers Meklenburgischen Urkundenbuches ist jetzt bis zum 71sten Bogen vorgeschritten, so daß dessen Vollendung noch vor Ablauf des Jahres sicher zu erwarten steht. Zu den für diesen Band bestimmten artistischen Beilagen sind in dem letzten Quartale die Holzschnitte von 3 alten Siegeln der Familie v. Kamptz aus dem 14ten Jahrhundert durch Geschenk des Herrn E. v. Kamptz in Schwerin hinzugekommen. Das Werk erfreuet sich fortwährend der regen Theilnahme und literarischen Unterstützung der Geschichtsforscher Norddeutschlands. Auch haben wir mit Dank anzuerkennen, daß sich 2 Lehrer unsrer höhern Schulen, die zugleich Vereinsmitglieder sind, zu freiwilligen Mitarbeitern angeboten haben und bereits in fruchtbringende Thätigkeit getreten sind. Hoffentlich werden das hohe Ministerium und die Stände des Landes dem vaterländischen Unternehmen auch die pecuniäre Hülfe nach Ablauf der 5 Jahre, für welche sie bewilligt worden ist, am Schlusse des Jahres nicht entziehen.

Auch das von unserm Mitgliede, Herrn Oberlehrer Dr. Schiller, unternommene mittelniederdeutsche Wörterbuch, dessen Herausgabe derselbe bekanntlich im Vereine mit dem Herrn Dr. Lübben zu Oldenburg im Herbst des Jahres

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1871 begonnen hat, schreitet gleichfalls rüstig fort, so daß so eben das dritte Heft des ersten Bandes (von besaten-bone) so eben versendet werden konnte. Das Urtheil der gelehrten Welt ist dem Unternehmen fortdauernd günstig, wenngleich demselben immer noch eine kräftigere Unterstützung durch das Publicum, also namentlich ein größerer Absatz zu wünschen wäre. Dagegen ist demselben neuerdings eine erfreuliche Beförderung von Staatswegen zu Theil geworden. Auf dringende Empfehlung des Werkes durch die letzte Germanistenversammlung ist nämlich nicht nur durch den Reichskanzler eine bestimmte Summe zur directen Unterstützung desselben bewilligt worden, sondern es haben auch Se. K. H. der Großherzog geruhet, Herrn Dr. Schiller theilweise schon in dem eben begonnenen Quartale von dem Unterrichte in dem Gymnasium bei Belassung seines vollen Gehaltes zu entbinden, so daß derselbe nunmehr in der glücklichen Lage ist, seine ganze Zeit ungestört seinen Lieblingsstudien und der Vollendung des mit großer Aufopferung begonnenen Werkes zu widmen.

Eine sehr erfreuliche Erscheinung ist das wachsende Interesse der philosophischen Facultät unsrer Landesuniversität für die Pflege der meklenburgischen Geschichte. Es ist an dieser Stelle schon wiederholt dankend darauf aufmerksam gemacht, daß dieselbe in neuerer Zeit die Themate zu den Preisschriften der Studirenden aus dem Gebiete der einheimischen Geschichte mit spezieller Hinweisung auf die in dem Urkundenbuche geöffneten neuen Quellen zu wählen pflegt. Auch das von dem Herrn Prof. Dr. Schirrmacher geleitete historische Seminar hat seiner Wirksamkeit vorzugsweise diese Richtung gegeben, und in dem abgelaufenen Jahre hat der genannte Herr Dirigent in seinen Beiträgen zur Geschichte Meklenburgs, vornehmlich im 13ten Jahrhundert, die Erstlingsfrüchte dieser Arbeiten durch den Druck veröffentlicht. Es sind 6 fleißig gearbeitete Abhandlungen, welche unsre studirende Jugend hier dem Vaterlande darbietet, und die wir mit um so größerm Rechte in den Kreis unsrer Besprechungen ziehen, als das Material dazu fast ausschließlich dem Meklenburgischen Urkundenbuche und den Jahrbüchern des Vereins entnommen ist und überdies mehre der Herren Verfasser unserm Vereine als Mitglieder angehören. Es sind namentlich folgende von der Kritik bereits günstig aufgenommene Arbeiten: 1) Geschichte der Stadt Rostock bis zum Jahre 1300 von Theodor Herrlich, 2) die 4 Parochial=Kirchen Rostocks. Ein Beitrag zur

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Geschichte des Backsteinbaues in der norddeutschen Tiefebne, nebst 16 Blättern Skizzen. Als Anhang: Ansicht der Stadt Rostock aus dem 16ten Jahrhundert mit einem Gedichte von Hans Sachs und Erläuterung. Von Dr. Gustav Floercke; 3) Geschichte der Stadt Wismar von der Gründung bis zum Ende des 13ten Jahrhunderts, nebst einer Karte von Stadt und Gebiet Wismar. Von Franz Schildt; 4) die meklenburgische Kirche unter Bischof Brunward (1192-1238). Von Adolf Grimm; 5) Geschichte des Klosters Doberan bis zum Jahre 1300. Von Friedrich Compart; 6) die Gewerbe Mecklenburgs im 13ten Jahrhundert. Von Wilhelm Beckmann.

Endlich ist an diesem Orte noch der stets wachsenden Correspondenz unsers ersten Secretairs, Herrn Archivraths Dr. Lisch, mit fremden Vereinen und Gelehrten zur Förderung der wissenschaftlichen Aufgaben des Vereins zu gedenken. Diese Correspondenz hat namentlich seit Entdeckung der Römergräber in Mecklenburg neuerdings wieder nach allen Richtungen hin an Umfang gewonnen. Selbst das sonst auch der deutschen Wissenschaft gegenüber so spröde Frankreich hat uns auf dem Gebiete der nationalen Alterthumskunde die Friedenshand geboten. Der Director des französischen National=Museums zu St. Germain bei Paris, Herr Alexander Bertrand, welcher vor einigen Jahren bei Gelegenheit seiner Reise zu dem archäologischen Congresse in Kopenhagen auch die Sammlungen in Schwerin besuchte, ist nämlich neuerdings in schriftlichen Verkehr mit uns getreten, wobei es sich zunächst freilich nur um gewisse Bronze=Alterthümer handelte, dann aber auch zum Austausch der Ansichten über die Bronzezeit in Frankreich im Vergleiche mit derjenigen im Norden von Mitteleuropa überhaupt führte. Fruchtbringender indeß sind die Verhandlungen mit einigen nordischen Gelehrten und verschiedener Provinzen Deutschlands gewesen.

Die Sammlungen des Vereines erfreuen sich fortwährend eines lebhaften Interesses und fleißigen Besuches des einheimischen und auswärtigen Publicums. Von namhaften Gelehrten wurden dieselben in dem abgelaufenen Geschäftsjahre namentlich besucht und theilweise studirt und benutzt von Herrn Prof. Engelhardt aus Kopenhagen, früherm Hauptgründer und Vorsteher der Alterthumssammlung zu Flensburg, 28.-36. Jul. 1872, Archivar Eckhoff aus Leeuwarden, 31. Jul.-1. Aug. 1872, Prof. Conze aus Wien, 26. Sptbr. 1872, Dr. Berini und Photograph Dammann aus Hamburg, 30. Sptbr. 1872.

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Endlich gab die im Anfang des Monats October zu Schwerin gehaltene Lehrerversammlung zahlreichen Volkslehrern Meklenburgs Gelegenheit zum Besuche des Antiquariums.

Die Verzeichnisse der neuen Erwerbungen der Alterthumssammlung, der Münzsammlung und der Bibliothek während des letzten Quartals von Ostern bis Johannis befinden sich in den

Beilagen Nr. 1-3.

Der Zuwachs der Sammlungen während des ganzen Geschäftsjahrs betrugen demnach 1) für die Alterthümer=Sammlung 62 Stücke, nämlich aus der Steinzeit 20 Keile, 1 Hammer, 4 Dolche, 2 Lanzenspitzen, 1 Pfeilspitze, 4 Sägen, 1 Spindelstein, 1 Reibstein, 1 Bastgeflecht und 1 menschlicher Schädel, sowie eine Menge Thierknochen dieser Zeit und spanförmige Feuersteinmesser = 36 Stücke; aus der Bronzezeit: 1 Schwert, 1 Framea, 1 Paar Handbergen, 1 Paar Armringe, 1 Hängeurne, 1 Arbeitsmeißel und 1 Spindelstein = 7 Stück; - aus der Eisenzeit: 1 römische Glasperle, 1 Sporn mit Spitze und 1 Spindelstein = 3 Stück, sowie mehre Urnenscherben und Knochen; - fremde Alterthümer aus dem Heidenthum 5 Stücke; - aus dem christlichen Mittelalter endlich 11 Stücke, darunter 1 Säbel, 1 Degen, 1 Sporn, 1 Siegelring, 1 Löffel, 1 Ofenplatte und 3 unvollständige Menschenschädel.

2) Für die Münzsammlung 52 Stücke, darunter 29 Meklenburgische, 3 altrömische, 1 türkische, 2 französische, 9 schwedische, 3 dänische, 1 Braunschweigische und 3 Bremische, zum Theil in Meklenburg gefunden, sowie 3 auswärtige Medaillen.

3) Für die Bildersammlung: 2 Portraits, 1 Stadtansicht, 1 Charte und 1 Wappen.

4) Für die Büchersammlung: 106 Bände, darunter 14 Meklenburgica. Endlich

5) für die Naturhistorische Sammlung: 1 Zahn vom Höhlenbären, 1 Backenknochen vom Mammuth, 1 Pferdeschädel, 1 Rennthierstange, 1 Hirschhorn und 2 große ringförmige Feuersteine (Spongia annulus).

In Betreff der Matrikel des Vereines habe ich im Ganzen nur Erfreuliches zu berichten, wenngleich wir auch in diesem Jahre schmerzliche Verluste erlitten haben. Zuvörderst bemerke ich bezüglich der mit uns verbundenen Vereine und Institute, daß die Leitung der Angelegenheiten des Gesammtvereins dem auf der im September 1872 zu Darmstadt gehaltenen Generalversammlung gefaßten

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Beschlüsse gemäß von dem Vereine zu Altenburg, welcher sich dieser im Ganzen ziemlich undankbaren Arbeit eine Reihe von Jahren hindurch mit anerkennungswerther Aufopferung unterzogen hatte, auf den Vorstand des Historischen Vereins für das Großherzogthum Hessen=Darmstadt, als nunmehrigen Verwaltungsausschuß, übergangen ist, und daß der Herr Gerichtsaccessist L. Wörner daselbst die verantwortliche Redaction des Correspondenzblattes, des gemeinschaftlichen Organes der verbundenen Vereine, übernommen hat. Auf die officielle Anzeige dieser Veränderung hat unser Verein unterm 13. April 1873 sich zur Fortsetzung des bisherigen Verhältnisses und namentlich zur weitern Haltung des Correspondenzblattes bereit erklärt. Von dem letztern sind seitdem die ersten 8 Nummern von Januar- August 1873 in etwas veränderter Gestalt erschienen, deren erstere beide namentlich den Bericht über die Verhandlungen auf der Generalversammlung enthalten. Speciell für Meklenburg Interessantes ist nicht vorgekommen.

Von den einzelnen correspondirenden Vereinen hat sich die Schleswig=Holstein=Lauenburgische Gesellschaft für Sammlung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer in Kiel nach fast vierzigjährigem Bestande nach Beschluß der Generalversammlung vom 14. Jan. und der Bekanntmachung der zu dem Zwecke ernannten Commission vom 21. April 1873 aufgelöst. Die von dem Vereine gegründete Sammlung von Alterthümern, sowie die Vereinsschriften, werden demnächst mit dem, durch die Königl. Regierung der Universität Kiel überwiesenen, frühern Flensburger Museum Nordischer Alterthümer zu einem Schleswig=Holsteinischen Museum vaterländischer Alterthümer vereinigt, zu dessen Aufstellung in dem neuen Universitätsgebäude zu Kiel die nötigen Räumlichkeiten hergestellt werden sollen. Bekanntlich ist aber die Schleswig=Holstein=Lauenburgische Gesellschaft für vaterländische Geschichte zu Kiel völlig selbstständig und wird von dem erwähnten Beschlusse ihres Schwestervereines nicht mitbetroffen. - Neue Verbindungen zur Correspondenz und Schriftenaustausch sind dagegen in diesem Jahre mit dem deutschen Centralmuseum für Völkerkunde in Leipzig und dem South=Kensington Museum in London angeknüpft worden.

Der Verlust dreier hervorragender correspondirender Mitglieder des Vereins durch den Tod, des Freiherrn v. Hammerstein zu Neustrelitz, des Geh. Archivraths Dr. Ad. Riedel zu Berlin und des Prof. Ludwig Giesebrecht

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zu Stettin ist schon in den vorhergehenden Quartalberichten d. J. ausführlich besprochen, sowie die Ernennung des Herrn Prof. Engelhardt zu Kopenhagen in dem Octoberberichte angezeigt worden. Die Zahl der correspondirenden Mitglieder, welche nach dem letzten Abdruck der Matrikel vom 11. Juli 1872 61 betrug, hat sich daher gegenwärtig auf 59 vermindert.

Dagegen zählt der Verein nach der Ernennung des Herrn Feldmarschalls Grafen v. Moltke Excellenz wiederum 3 Ehrenmitglieder.

Von den ordentlichen Mitgliedern endlich verlor der Verein schon in den ersten 3 Quartalen die Herren Dr. med. Hüen zu Rostock, Geh. Justizrath Dr. Ditmar daselbst, Präpositus Dr. Schencke zu Pinnow und Portraitmaler Th. Fischer zu Schwerin durch den Tod, wozu in dem letzten Quartale noch der Herr Graf Carl August Ludwig v. Bassewitz auf Bristow, Grube und Glasow, ein Bruder unsers verehrten Herrn Präsidenten Excellenz, hinzugekommen ist. Derselbe trat dem Vereine bereits vor 28 Jahren, am 14. Novbr. 1845, bei und starb am 5. Mai 1873 im 46sten Lebensjahre.- Außerdem sind noch 2 Mitglieder, die Herren Pastor Zander zu Barkow und Lieutenant v. Flotow auf Woldzegarten, freiwillig ausgetreten, so daß der Verlust des Vereins im Ganzen 7 Mitglieder beträgt. Dagegen sind demselben folgende 13 Herren: Conrector a. D. Schultz in Schwerin, Pensionair Krefft zu Kirchstück, Hauptmann Ulr. v. d. Lühe in Schwerin, Advocat Dr. Mantius daselbst, Cand. phil. Reimers in Rostock, Kammeringenenieur Alban in Schwerin, Realschullehrer Starck daselbst, Advocat Kahle in Parchim, Realschullehrer Schildt in Schwerin, Musikdirector Maßmann in Wismar, Lehrer an der höhern Bürgerschule W. zurNedden zu Ludwigslust, Erblandmarschall Freiherr v. Maltzan auf Burg=Pentzlin, und neuerdings am 25. Januar d. J. Herr Gutsadministrator Grapengießer zu Boddin, als ordentliche Mitglieder beigetreten, so daß sich die Zahl derselben von 268 auf 274 vermehrt hat.

In dem Verwaltungs=Ausschusse des Vereins ist keine Veränderung eingetreten, da auch die 4 bisherigen Repräsentanten in der Generalversammlung für das nächste Jahr wiedergewählt worden sind. Derselbe besteht daher annoch aus folgenden Mitgliedern:

Präsident: Herr Ministerpräsident Graf v. Bassewitz, Excellenz.

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Vicepräsident: Herr Staatsrath Dr. Wetzell.
Erster Secretair: Herr Geh. Archivrath Dr. Lisch.
Zweiter Secretair: der unterzeichnete Archivrath Dr. Beyer.
Berechner: Herr Minist.=Secretair Dr. Wedemeier.
Bibliothekar: Herr Oberlehrer Dr. Schiller.
Repräsentanten: die Herren Prorector a. D. Reitz, Archivar Dr. Wigger, Justizrath v. Prollius und Revisionsrath Balck.

Ebenso hat auch der Herr Archivrath Pastor Masch zu Demern die Aufsicht über die Münzsammlung und der Herr Architect Stern desgleichen über die Bildersammlung noch ferner übernommen.

Ueber die pecuniairen Verhältnisse des Vereins berichtete der Herr Berechner in der Generalversammlung durch Verlesung des in der

Beilage Nr. 4

befindlichen Auszuges aus den der Versammlung vorgelegten Rechnung der Vereinscasse vom 1l. Juli 1872 bis zum 30. Juni 1873. Die Vergleichung derselben mit dem Vorjahr ergiebt zwar eine Vermehrung der belegten Capitalien um 207 Thlr., 21 ßl. aber eine Abminderung des Cassenvorraths um 234 Thlr. 36 ßl. 9 pf., so daß sich das Vermögen des Vereins beim Abschlusse der Rechnung um 27 Thlr. 15 ßl= 9 pf. verschlechtert hat und beim Abschluß der Rechnung 2247 Thlr. 46 ßl. 9 pf. betrug. Ebenso betrug die Einnahme des letzten Jahres, excl. der eingezogenen Capitalien, 29 Thlr. 30 ßl. 9 pf. weniger, als im Vorjahr, obgleich die Beiträge der ordentlichen Mitglieder, sowie die Zinsen um eine Kleinigkeit gestiegen sind, wogegen sich die Ausgabe, wiederum excl. der belegten Capitalien, um 112 Thlr. 8 ßl. 3 pf. höher belief. Letzteres liegt zwar größtentheils in den steigenden und fallenden Posten, namentlich den Druckkosten (382 Thlr. gegen 301 Thlr.) und Buchbinderarbeiten (68 Thlr. gegen 49 Thlr. im Vorjahr), aber auch die feststehende Ausgabe für Gehalte und Honorare ist von 54 Thlr. 32 ßl. auf 96 Thlr. 16 ßl. gestiegen, so daß die Finanzen des Vereins leider nicht sehr brillant sind, und wir künftig allerdings darauf bedacht sein müssen, die Ausgaben thunlichst zu beschränken.

W. G. Beyer, Dr. Archivrath,     
als zweiter Secretair des Vereins.   

 

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Beilage Nr. 1.
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Verzeichnis

der neuen Erwerbungen der Alterthumssammlung.
(Ostern bis Johannis 1873.)

1) Aus der Steinzeit.

2 Keile aus Feuerstein, gef. zu Ahrenshop auf dem Dars in dem Gehölze nahe an der Gränze des Fischlandes, geschenkt von dem Herrn Candidaten Reimers in Rostock.

1 noch nicht geschliffner Keil aus Feuerstein, gef. bei Schwerin, geschenkt von dem Herrn Studiosus Westphal aus Schwerin.

1 Keil aus Feuerstein, gef. zu Krusenhagen bei Wismar, gesch. von dem Herrn Dr. Crull in Wismar.

1 Keil aus Feuerstein, gef. zu Rohlsdorf bei Wismar, gesch. von demselben.

1 Dolch aus Feuerstein, gef. zu Redentin bei Wismar, gesch. von demselben.

1 Dolch aus Feuerstein, gef. zu Lüchow bei Gnoien, gesch. von dem Herrn Studiosus Westphal aus Schwerin.

1 spanförmiges Messer, 9 Cent. lang, 1 spanförmige Pfeilspitze, 4 Cent. lang, 1 breiter Span, 5 Cent. lang, und 1 kunstgerecht abgesplitterte, am Rande abgekröselte, kreisrunde Platte, 2 1/2 Cent. Durchmesser, alles aus Feuerstein, gef. zu Weitendorf bei Brüel an der Warnow, wo schon früher wiederholt ähnliche Sachen gefunden wurden, geschenkt von dem Gutsbesitzer Herrn Burgwedel auf Weitendorf.

2) Aus der Bronzezeit.

1 paar zerbrochene Handbergen und 1 Paar massive breite Armringe aus Bronze, gef. zu Neu=Zapel bei Crivitz, geschenkt von dem Herrn Erbzinspächter Ripke das.

1 kleiner Arbeitsmeißel aus Bronze, 5 Cent. lang und 1 Cent. breit, gef. zu Zidderich bei Goldberg, geschenkt von dem Herrn Pensionair Reichwald zu Zidderich.

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3) Aus der Eisenzeit.

1 kleiner eiserner Sporn mit Stachel, gef. zu Dämelow bei Kleinen, geschenkt von dem Herrn v. Storch auf Dämelow.

Mehre Urnenscherben, Knochen und sogenannte Klehmstakenstücke von dem Burgwall von Werle bei Wiek, geschenkt von dem Herrn Handlungsgehülfen Getzmann jun. in Lage.

4) Heidnische Alterthümer vom Ausland.

1 antikes ovales Marmorrelief mit einem römischen Kaiserkopfe (Augustus?), 16 Cent. hoch, 2 altrömische Silbermünzen, 1 thönerner Henkelkrug aus Palästrina (Präneste) in Italien und ein Stück altrömischer Wandmalerei auf Kalk aus der Villa des Asinus Pollio in Rom, geschenkt von dem Herrn Dr. Bärensprung in Schwerin.

5) Aus dem christlichen Mittelalter.

1 bronzener Siegelring mit einem von Pfeilen oder Nägeln durchbohrten Herzen, unter welchem, wie es scheint, 4 gothische Buchstaben inri eingravirt sind, gef. zu Redefin auf dem Acker, geschenkt von dem Herrn Conrector Schultz a. D. in Schwerin.

1 Löffel aus Messing und verzinnt, mit rundem Blatt und am Stielende mit der Figur des Apostels Petrus mit dem Schlüssel, gef. zu Sukow bei Güstrow beim Ausgraben eines Fundamentes, angekauft durch Vermittelung des Herrn Küsters Timm zu Sukow.

1 Sporn aus Eisen mit einem messingenen Stachel, gef. zu Benz bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Dr. Crull in Wismar.


Ein Spiel deutscher Karten aus Rudolstadt (1854), geschenkt von dem Herrn Drost v. Pressentin in Schwerin.

 

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Beilage Nr. 2.
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Verzeichniß

der neu erworbenen Münzen.
(Ostern bis Johannis 1873.)

Eine Sammlung von 23 Silber= und Kupfermünzen unbekannten Fundorts, nämlich: 3 alte römische Münzen von Vespasian, 1 türkische Münze, 8 schwedische Noththaler von 1718, 1 dänische, 1 braunschweigische, 1 Bremische, 1 meklenburgische, 1 Rostocksche und 1 Wismarsche Münze, geschenkt von dem Herrn Advocaten Weber zu Doberan.

1 kleine eiserne Medaille auf die Völkerschlacht bei Leipzig, geschenkt von dem Herrn Drosten v. Pressentin in Schwerin.

1 dänisches Achtschillingsstück von 1712, gef. auf dem Schelffelde bei Schwerin, geschenkt von dem Schiffer Herrn Hans Horn in Schwerin.

1 dänisches Vierschillingsstück von 1841, geschenkt von dem Herrn Advocaten Löwenthal in Schwerin.

3 neueste Meklenburg=Schwerinsche Kupfermünzen von 1872, geschenkt von der Custodin Fräulein Buchheim in Schwerin.

3 neueste Meklenburg=Strelitzische Kupfermünzen von dem Herrn Georg Kayser in Schwerin.

 

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Beilage Nr. 3.
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Verzeichniß

der neu erworbenen Bücher.

I. Die Niederlande.

1) Officiatorum Frederici de Baden. St. 2. Deventer. 1872. 80.

2) Verzameling van stukken die betrekking hebben tot Overysselsk regt en geschiedenis. St. 7. und 8. Deventer 1872 u. Zwolle 1873. 8°.

3) Overijselske Stad-, Dijk - en Markeregten II., 1. Zwolle 1873. 8:
(Nr. 1-3. Tauschexemplare vom Vereine für Erforschung Ober=Ysselschen Rechts und Geschichte zu Zwolle).

II. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.

4) Anzeiger für Kunde d. deutschen Vorzeit. Jahrg. XIX. 1872. (Tauschexemplar v. Germanischen Museum.)

III. Oesterreich.

5) Oesterreichische Geschichts=Quellen. II. Abth. XXXVI. Band. Wien 1871. 8°.

6) Archiv f. Oesterreichische Geschichte. Bd. XLVIII, 1. Wien 1872. 8°.

7) Sitzungsberichte der K. K. Akademie der Wissenschaften. Bd. LXX, 1-3; LXXI, 1. Wien 1872.
(Nr. 5-7 Tauschexemplare v. d. gen. Akademie)

8) Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft. Jahrg. X. 1866 und 67, redigirt v. Franz Foetterle. Wien 1868. 8°; Jahrg. XIII. XIV. XV., redigirt von M. A. Becker. Wien 1871-73. 8°. (Tauschexemplar v. d. gen. Gesellschaft.)

9) Topographie von Nieder=Oesterreich. Heft 4. Wien 1872. 4°.

10) Blätter des Vereines f. Landeskunde von Nieder=Oesterreich. Jahrg. VI. Wien 1872. 8°.
(Nr. 9-10 Tauschexemplare v. d. gen. Vereine.)

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11) Zeitschrift des Ferdinandeum f. Tirol u. Vorarlberg. Dritte Folge. Heft XVII. Innsbruck 1872. 8°. (Tauschexemplar v. d. gen. Gesellschaft.)

12) Beiträge zur Kunde Steiermärkischer Geschichtsquellen. Jahrg. IX. Graz 1873. 8°.

13) Mittheilungen des historischen Vereines f. Steiermark. Heft XX. Graz 1873. 8°.
(Nr. 12-13 Tauschexemplare v. d. gen. Vereine.)

14) Archiv des Vereines f. siebenbürgische Landeskunde. Neue Folge. Band X, 2. Hermannstadt 1872. 8°.

15) Programm des Gymnasiums zu Hermannstadt, enth.: Schuster, Beitrag z. Gesch. des evangel. Gymnasiums zu Hermannstadt. 1872. 4°.

16) Programm des evangel. Gymnasiums zu Schäßburg, enth.: Hoch, Gesch. des Schäßb. Gymn. Fortsetzung. 1872. 4°.
(Nr. 14-16 Tauschexemplare v. d. gen. Vereine.)

17) Magyar Tudomànyos Akadémia Ertesiöje 10-17. 8. Pest 1871-72. 8°.

18) Archaegeoiogial Közleméyek. VIII. Pest 1871. Fol.

19) Monumenta Hungariae historica Pest 1872. 8°.

20) Tudom. Akadémiae Almanach. Pest 1872. 8°.
(Nr. 17 - 20 Tauschexemplare v. d. Akademie der Wissensch. in Pest.)

IV. Bayern.

21) Archiv des histor. Vereines von Unterfranken u. Aschaffenburg. Bd. XXII, 1. Würzburg 1873. 8°. (Tauschexemplar v. d. gen. Vereine.)

V. Württemberg.

22) Zeitschrift des histor. Vereines f. d. wirtemberg. Franken. Bd. VIII, 2. 1. (1868 u. 70), Bd. IX, 1. (1871). Weinsberg. 8°. (Tauschexemplar v. d. gen. Vereine.)

VI. Großherzogthum Hessen.

23) Archiv f. Hessische Geschichte u. Alterthumskunde. Bd. XIII, 1. Darmstadt 1872. 8°. (Tauschexemplar v. d. histor. Vereine f. das Großh. Hessen.)

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VII. Hohenzollern.

24) Zum Urkundlichen Beweise über die Abstammung des Preuß. Königshauses von den Grafen v. Hohenzollern. Separat=Abdr. aus Bd. II. der Hohenzollern'schen Forschungen von Dr. R. G. Stillfried. Berlin 1873. (Geschenk vom Königl. Ober=Ceremonienmeister Grafen von Stillfried, Excellenz.)

VIII. Brandenburg, Preußen, Lausitz.

25) Berlinsche Chronik nebst Urkundenbuch. Lieferung IX. 1872. Fol. (Tauschexemplar v. d. Vereine für d. Gesch. Berlins.)

26) Altpreuß. Monatsschrift. Bd. X, 2. 3. Königsberg 1873. 8°. (Tauschexemplar v. d. Alterthumsgesellschaft Prussia.)

27) Neues Lausitzisches Magazin. Bd. XLIX, 2. 8°. (Tauschexemplar v. d. Oberlausitz. Gesellschaft der Wissensch. zu Görlitz.)

IX. Schleswig=Holstein und Lauenburg.

28) Vorgeschichtliche Steindenkmäler in Schleswig=Holstein. Heft. II. 1873. 4°. (Tauschexemplar v. d. SchI.=Holst.=Lauenb. Gesellsch. f. die Sammlung u. Erhaltung vaterl. Alterthümer.)

X. Meklenburg.

29) Programm des Gymn. Fridericianum. Ostern 1873. 4°, enth. L. v. Passavant gegen Agricolas Sprichwörter, herausg. und erläutert v. Oberlehrer Dr. Fr. Latendorf. (Geschenk des Herrn Directors Dr. Büchner.)

30) Jahresbericht über die Realschule zu Schwerin. Ostern 1873. 4°. (Geschenk des Herrn Directors Giseke.)

31) Programm des Friedrich=Franz=Gymnasium. Ostern 1873. 4°, enth.: Dr. Pfitzner, Das Geburtsjahr Jesu Christi. (Geschenk des Herrn Direktors Dr. Hense.)

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32) Programm der Domschule zu Güstrow. Ostern 1873. 4°., enth.: Th. Fritzsche, De interpolationibus Horatianis. P. I. (Geschenk des Herrn Direktors Dr. Raspe.)

33) Programm der Gr. Stadtschule zu Rostock. Ostern 1873. 4°., enth.: 1) Krause, Ueber den 1. u. 2. Theil der Rostocker Chronik. 2) Eine Kinderlehre des 13. Jahrh. (Geschenk des Herrn Directors Dr. Krause.)

K. Schiller, Dr., Oberlehrer,     
als Bibliothekar des Vereins.     

 

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Beilage Nr. 4.
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Auszug

aus der Berechnung der Vereins=Casse vom 1. Juli 1872
bis zum 30. Juni 1873.

Auszug aus der Berechnung der Vereins-Kasse
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Auszug aus der Berechnung der Vereins-Kasse

Schwerin, den 30. Juni 1873.

F. Wedemeier, Dr., Ministerial=Secretair,     
z. Z. Cassen=Berechner.                  

 

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