zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 239 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Eine alte Stola.

In der Justiz=Canzlei zu Schwerin lag seit langen Zeiten eine wohl aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammende Decke von dunkelrothem geblümten Sammet, die an jeder Langseite mit einem Streifen mit mittelalterlicher Stickerei besetzt ist, welche ohne Zweifel ein Ganzes und sicher einen Priesterschmuck (eine Stola) gebildet haben. Jeder Streifen hat 4 Heiligenfiguren enthalten, von denen auf einem Streifen eine verloren gegangen ist, wahrscheinlich die Jungfrau Maria. Die Figuren stehen auf rothem Grunde auf buntfarbigen Teppichen unter goldenen gothischen Baldachinen. Die ganzen Nischen mit Figur, Teppich und Baldachin sind 15 Zoll hoch und 6 Zoll breit, die Figuren sind 9 Zoll hoch.

Die Figuren sind folgende:

1. [S. Maria?]
Verloren gegangen.
1. S. Anna, "selbdritte" mit
Maria und dem Christkinde
auf dem Arme.
2. S. Petrus
mit Schlüssel,
2. S. Paulus
mit Schwert.
3. S. Catharina
mit Rad und Schwert.
4. S. Barbara
mit Thurm.
4. S. Bartholomäus
mit Messer und Wappen.
5. S. Johannes
der Evangelist
mit Kelch.

Zu den Füßen des Apostels Bartholomäus steht ein Wappen: ein rother Schild mit einem silbernen Halbmond (mit Silber=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 240 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

lahn auf gelber Seide gestickt). Dies ist das Wappen der jetzt ausgestorbenen meklenburgischen adeligen Familie von Halberstad.

Die alte Familie von Halberstad war in alter Zeit im Besitze der Güter "Brüsewitz", später und jetzt Großen=Brütz, mit einer Pfarre, und Kleinen=Brütz, jetzt Brüsewitz, und zum Theil auch des Gutes Langen=Brütz, in der Pfarre Zittow, alle bei Schwerin.

Es ist daher leicht möglich und wahrscheinlich, daß die Stola aus der Kirche zu Groß=Brütz stammt. Wie dieselbe nach Schwerin und mit der Decke in die Justiz=Canzlei gekommen sei, läßt sich nicht ermitteln.

Die Frage nach dem Alter der Stola läßt sich wohl dahin beantworten, daß sie nach der Architektur der Baldachine, nach der Schildform des Wappens, nach dem ganzen Kunststyl und der Arbeit in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts gehört.

Durch Vermittelung des Herrn Justizraths von Prollius ist die Decke in die großherzoglichen Alterthümersammlungen gekommen.

G. C. F. Lisch.