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Pferdeschädel als Brücken und Stege.
In früheren Zeiten wurden Pferdeschädel zu Stegen über schmale Wasserläufe benutzt. Dies wird durch folgende Aussage vom J. 1570 bewiesen.
Zeugenverhör über die Fischerei im Dassower See und in der Pötenitzer Wiek, sowie über den Priwal,
angestellt durch Tilemann Stella zu Dassow im April 1570.
"Claws Pfluger zu Volckersdorff ist alt vber 70 jhar, gedenckt die Meckelburgische vhede (1506) gar wol, mag etwan 8 jhar alt gewesen sein, hatt noch nit wol reiten können."
Er antwortet auf die Frage (36): "wie weit
das wasser bey menschen gedencken das Landt
ingewaschen habe" -
Folgendes:
"36. er habe wol ehe von den alten gehöret, das das Wasser daselbst so schmal und flach gewesen, das man von dem Volckersdorffer graßort auff den Teskawer Steinort vber Drey pferts köppe hatt gehen können."
Ein anderer Zeuge spricht ähnlich über die Pferdeköpfe. Die Benutzung der Schädel scheint für ärmliche Verhältnisse ganz praktisch zu sein, nämlich wenn der Untergrund der Wasserläufe moorig ist, so daß größere Steine versinken. Die Pferdeschädel sind leicht, fest, dauerhaft, groß, lang, oben eben und möglichst horizontal im Liegen. Eine "tiefere" Bedeutung werden in solchen Fällen die Pferdeschädel nicht
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haben. Ich erinnere mich noch, in meiner Jugend an Wasserläufen "Pferdeköpfe" liegen gesehen zu haben, ohne freilich die Bestimmung zu kennen oder über dieselbe nachzudenken.
Mit diesem Gebrauche mag auch die Sage zusammenhangen, daß der Sund zwischen der Insel Fehmarn und Holstein in alten Zeiten nur die Breite eines "Pferdekopfes" gehabt habe.
G. C. F. Lisch.