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Die Kirche zu Brütz.

Die Kirche zu Brütz, früher Brüsewitz, bei Goldberg, ist wegen ihrer urkundlichen Geschichte merkwürdig und von Werth. Wir besitzen nämlich die ausführliche Bestätigungsurkunde des Bischofs Gottfried I. von Schwerin und des Fürsten Nicolaus II. von Werle vom 10. August 1295, welche im Meklenburgischen Urkunden=Buch III, Nr. 2350, S. 597, gedruckt ist. Nach dieser Urkunde hatte der Ritter Nicolaus von Brüsewitz der Alte zu den Zeiten des Fürsten Borwin und des schweriner Bischofs Brunward die Kirche gegründet ("antiquus Nicolaus de Bruseuisz miles, primus fundator ecclesie"). Dieser Ritter kommt denn auch 1230 und 1231 bei dem Fürsten Johann von Meklenburg vor, später bei den Grafen von Schwerin bis 1236, im J. 1235 auch als Besitzer in Grantzin bei Benthen. Die von diesem alten Ritter Nicolaus von Brüsewitz gegründete Kirche wird aber die noch stehende Kirche zu Brüsewitz nicht sein können, da sie dann den nahen Kirchen zu Frauenmark und Benthen ähnlich sein müßte (vgl. oben).

Im J. 1295 wird die Kirche vollendet sein; denn nach der oben erwähnten Urkunde vom 10. August 1295 bestätigten der Bischof Gottfried I. von Schwerin und der Fürst Nicolaus II. von Werle die Kirche und Pfarre zu Brüsewitz, mit dem, was der Ritter Nicolaus II. von Brüsewitz, der Beförderer dieser Sache ("presentis negotii promotor"), nach der ersten Gründung versichert hatte ("ea quae ipse ecclesie Brusewitz contulit"). Dieser jüngere Ritter Nicolaus II. von Brüsewitz kommt 1273 bis 1300 vorherrschend bei den Fürsten von Werle in der Gegend von Parchim und Plau vor. Kirche und Pfarre wurden reich ausgesteuert; so z. B. erhielt die Pfarre unter Anderm 7 Hufen in Brüsewitz und 2 Hufen in Grambow. Dafür sollte aber der Pfarrer noch zwei andere Priester halten und alle sollten Seelenmessen lesen, der Pfarrer am Hauptaltare, die andern Priester an dem S. Marien=Altare und an dem S. Katharinen=Altare. Die Personen, für welche Seelenmessen gelesen werden sollten, waren: der Bischof Brunward von Schwerin († 1237), der Fürst Borwin I. († 1227), die von ihm zunächst abstammenden Fürsten und die Grafen von Schwerin seit Borwin's l. Zeit, ferner außer dem Ritter Nicolaus I. von Brüsewitz und seiner Gemahlin Adelheid und dem Ritter Nicolaus II. von Brüsewitz

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und seiner Gemahlin Gertrud viele andere Ritter und deren Frauen, welche ohne Zweifel verschwägerte Verwandte der Familie von Brüsewitz waren; so z. B. werden namhaft gemacht: die Ritter Hermann von Hagenow (1241 - 1266) mit seiner Frau Mechthild und Heinrich von Hagenow (1247) mit seiner Frau Gertrud, welche in jener Gegend ansässig und wahrscheinlich Zeitgenossen des Ritters Nicolaus von Brüsewitz des Alten waren; ferner die Ritter Danquard von Gustävel (1273 -1291) mit seiner Frau Gertrud und Johann von Gustävel mit seiner Frau Mechthild, der Ritter Werner von Lukow mit seiner Frau Adelheid, der Ritter Martin von Mallin (1277 - 1287) mit seiner Frau Bertha und seinen Söhnen, der Ritter Johann vom Kroge (1282 brandenburgischer Vasall) mit seiner Frau und seinen Söhnen. Alle diese Personen, meist Ritter des Landes Parchim, waren wahrscheinlich Schwäger und Schwiegersöhne des Ritters Nicolaus II. von Brüsewitz, da sie in derselben Zeit mit diesem vorkommen. Man sieht aus diesen Namen deutlich die große Zahl der alten Ritter und deren Bemühungen, zur Colonisirung des Landes gut für die Kirchen und Pfarren zu sorgen.

Die jetzt stehende Kirche zu Brütz ist nun ohne Zweifel die Kirche, welche 1295 bestätigt ward. Sie war sicher von dem Ritter Nicolaus II. von Brüsewitz erbauet, nachdem die Pfarre von dem alten Ritter Nicolaus I. von Brüsewitz gegründet und mit einer hölzernen Kirche ausgesteuert war.

Die Kirche ist ein guter Ziegelbau und besteht aus einem Chor und einem Schiffe.

Der Chor ist jetzt ganz verbauet und seiner Eigenthümlichkeiten beraubt.

Das Schiff ist aber noch ein nennenswerthes Gebäude im alten Uebergangsstyl. Die Ecken haben noch Lissenen. An jeder Seite hat das Schiff zwei Mal drei gekuppelte Fenster. Jede der 4 Fensternischen enthält 3 schmale Fenster im Uebergangsstyle, von denen das mittlere höher ist als die beiden andern, welche zusammen unter einem großen Bogen im Uebergangsstyle stehen. Die Pfeiler zwischen den 3 Fenstern sind innen und außen mit einer Halbsäule bekleidet, eine seltene Erscheinung.

Im Innern ist das Schiff auf Wölbung angelegt; es fehlen jedoch jetzt die Gewölbe.

Die Kirche wird also eine der letzten Kirchen im Uebergangsstyl sein, während zu ihrer Zeit sonst schon der alt=

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gothische Styl herrscht. Es scheinen aber die alten, von alten Rittern erbaueten Kirchen, wie z. B. auch die nahen Kirchen von Benthen und Frauenmark, den alten Baustyl länger bewahrt zu haben, als manche andere Kirchen.

Die Kirche besitzt auch noch eine alte Glocke mit der Inschrift:

Inschrift

G. C. F. Lisch.