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Kegelgräber von Kläden.

Nr. 1.

Fortsetzung von Jahrbüchern XVI, S. 258.

Zum Bau der Chaussee von Sternberg=Dabel nach Dobbertin wurden im Herbste des Jahres 1870 auf den Feldmarken Dabel, Borkow, Woserin und Kläden Steine ausgebrochen. Die Arbeiter "visitirten" auf Erhöhungen den Erdboden mit Stangen und fanden denn auch gewöhnlich bald, was sie suchten. Fast alle diese kleinen Erhöhungen in dieser noch wenig erforschten Gegend sind Kegelgräber der Bronzezeit. Unter den Steinen wurden denn auch oft gerostete Bronzegeräthe gefunden, welche die Arbeiter aber gewöhnlich verheimlichten und vorenthielten, unter der Angabe, daß sie erst Sicherheit gewinnen müßten, ob die gefundenen Sachen aus edlem Metall seien oder nicht. Dies

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ist der gewöhnliche Hergang solcher Aufgrabungen, bei denen die gefundenen Gegenstände sehr häufig verloren gehen.

Besonders reich an Kegelgräbern ist die bei dem Dorfe Kläden ("Klähn"), Kloster=Amts Dobbertin, gelegene Forst, welche die "Klädener Forst" genannt wird. Schon im Jahre 1850 wurden hier mehrere Steinhügel ausgebrochen, in denen sich schöne Urnen fanden, welche durch die Bemühungen des verstorbenen Klosterhauptmanns Barons Le Fort, mit welchem ich später auch zur Besichtigung die Forst durchfuhr, gerettet und den Sammlungen des Vereins überwiesen wurden (vgl. Jahrb. XVI. S. 258). Auch im Herbste 1870 erwiesen sich die in der Forst noch liegenden Hügel als Kegelgräber, welche "Knochenurnen" und Bronze=Alterthümer enthielten. Durch die Sorgfalt des Herrn Ingenieurs Wehner und die Vermittelung des Herrn Senators Beyer zu Parchim sind denn einige Fundstücke aus der Klädener Forst in die Sammlungen des Vereins gekommen:

Eine kleine Deckel=Urne von seltener, fast ganz cylindrischer Form. Die Urne bildet einen beinahe regelmäßigen Cylinder mit fast senkrechten Wänden, 7 Zoll hoch und ungefähr 6 Zoll weit. Auf die Mündung ist als Deckel eine Schale mit fast senkrechten Wänden, 2 Zoll hoch und 6 Zoll weit, gestülpt, welche genau auf die Mündung paßt;

die Schale wird von vorne herein zum Deckel bestimmt gewesen sein, da die Mündung der Urne, so weit als die Deckschale hinabreicht, etwas eingezogen ist, so daß die Wände der Urne und der aufgestülpten Schale zusammen eine fast senkrechte Linie bilden. Die Urne war ganz mit zerbrannten Knochen und Asche gefüllt. Darin lag

ein kleiner, gerosteter Ring von Bronze, 3/4 Zoll im Durchmesser, roh gearbeitet.

Es wurden in andern Gräbern noch mehr mit zerbrannten Knochen gefüllte Urnen gefunden, welche, wie die im Jahre 1850 ausgegrabenen, alle größer waren und hin und wieder auch bronzene Alterthümer enthielten. Von diesen übergab der Herr Ingenieur Wehner:

eine grade Nadel von Bronze, mit kleinem Knopf, stark gerostet, zerbrochen, jetzt noch 7 Zoll lang, und

eine unter dem hohlen Knopf knieförmig gebogene Nadel, 4 3/4 Zoll lang, ohne allen Rost und sehr gut erhalten, ungefähr wie Frid. Franc., Taf. XXXII, Fig. 25.

Größere Bronze=Geräthe, auch Waffen, konnte man von den Arbeitern nicht habhaft werden.

G. C. F. Lisch.     

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Später sind in der "Klädener" Forst in Steinhügeln beim Steinbrechen noch Alterthümer gefunden, welche ebenfalls durch den Herrn Senator Beyer zu Parchim gewonnen und im Frühling 1871 dem Verein überliefert sind.

Wahrscheinlich stammen diese Alterthümer aus zwei verschiedenen Gräbern oder einem Doppelgrabe, da dieselben theils in Waffen, theils in Schmuck bestehen.

Kegelgrab Nr. 2.

Ein Schwert von Bronze, ungefähr 16 Zoll lang in der Klinge, welches vor der Beilegung in 4 Stücke zerbrochen ist, da die Bruchenden auch gerostet sind; die Spitze fehlt. Die kurze, 3 Zoll lange Griffzunge ist zur Aufnahme einer Holz= oder Lederbekleidung eingerichtet, da sie Nietlöcher und Nietstifte hat. Ohne Spur eines Leichenbrandes.

Ein Paar Handbergen von Bronze, in viele kleine Bruchstücke durch den Lecenter>Kegelgrab Nr. 3.

Eine kleine Urne von Thon von schöner Form, 4 Zoll hoch, mit einem Henkel zum Durchstecken eines Fingers.

Ein gewundener Kopfring von Bronze, sehr weit, in 4 zum Theil verbogene Stücke zerbrochen, deren Bruchenden gerostet sind: die Endstücke fehlen.

Zwei Armringe von Bronze, massiv, mit Quer= und Schrägestrichen verziert.

Ein Armring, dünner und glatt, auch massiv, 2 Bruchstücke.

Eine kleine Heftel von Bronze, von der Construction der Hefteln der reinen Bronzezeit, mit massiven, dünne gegossenen oder gehämmerten runden Endplatten, mit Schrägestrichen am Rande verziert, zerbrochen.

Alle diese Bronzen des Grabes Nr. 3 sind mit Rost, zum Theil mit edlem Rost bedeckt und nicht vom Leichenbrande berührt.

Ring aus Golddraht

Ein Fingerring von Gold , für einen weiblichen Finger passend. Dieser Fingerring ist, wie die hieneben stehende Abbildung eines gleichen, aber etwas weitern Goldringes zeigt, in spiralförmiger Gestalt aus doppeltem Golddrath gebildet, welcher an beiden Enden verbunden, also aus einem großen Ringe ohne Enden gebogen ist. Leider ist der Ring zerrissen

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und hinter einander in zwei Lieferungen in den Besitz des Vereins gekommen. Die beiden noch vorhandenen Bruchstücke sind 1 Ducat schwer. Das größere Bruchstück hat 5 Windungen und besteht an einem Ende noch aus doppeltem, verbundenem Golddrath. Das andere Ende scheint, wie öfter vorkommt, vor der Beilegung aufgeschnitten zu sein. Nach meinen schon früher geäußerten Ansichten sind diese goldenen Spiral=Fingerringe Trau= oder Eheringe der Bronzezeit.

Dieser Goldring ist dadurch in hohem Grade merkwürdig, daß der Golddrath hohl ist, indem der Drath durch Biegung aus einem schmalen, dünnen Goldblechstreifen gebildet ist. Man sieht dies klar nicht nur an den abgebrochenen Enden, sondern an der Fuge, welche an der innern Wand des Drathes der ganzen Länge nach umherläuft. Mir ist ein zweites Beispiel noch nicht vorgekommen; in den Schweriner Sammlungen sind die zahlreichen Ringe dieser Art alle massiv. Dieses Kunststück ist ein Zeichen von geschickter Arbeit, ob aus Absicht des Betruges oder der Stellung eines wohlfeileren Preises mag dahin gestellt bleiben.

G. C. F. Lisch.