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Moorfunde und Pfahlbauten(?)
von Redentin.
Von
Dr. G. C. F. Lisch.
Südwestlich bei dem Hofe Redentin bei Wismar, nahe an dem Wege von Wismar nach Redentin, dehnt sich, von geringen Höhen umgeben, eine ziemlich große Wiesenniederung aus, in welcher seit mehreren Jahren Torf gestochen wird.
Hier wurden im Sommer des Jahres 1868
5 geschliffene Keile aus Feuerstein gefunden, nämlich 3 große Arbeitskeile mit der eigenthümlichen rauchbraunen Farbe auf der Oberfläche, auch auf den Bruchflächen (im Innern hellgrau), von denen einer nur in der Beilhälfte vorhanden; ferner
1 halber kleiner Meißelkeil von derselben Farbe und
1 gleicher zerbrochener Keil von dunkelgrauer Farbe.
Herr Rentier Mann zu Wismar, dem diese Keile gebracht wurden, hat dieselben erworben und dem Vereine geschenkt.
Später ist hier noch
1 abgeschlagene Schneide von einem Keil aus dunkelgrauem Feuerstein gefunden und auch von Herrn Mann geschenkt.
Alle Keile, welche ziemlich groß sind, sind sorgfältig gearbeitet und geschliffen.
Noch später ist hier noch gefunden:
1 Keil aus Feuerstein, fertig vorbereitet, aber noch nirgends geschliffen, braun von Farbe, wie die übrigen
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früher dort gefundenen Keile, nur zur oberen Hälfte 5" lang vorhanden, in der Mitte quer und schon in alter Zeit durchbrochen, da auch die Bruchfläche eben so braun gefärbt ist, ebenfalls geschenkt von dem Herrn Rentier Mann zu Wismar.
Ferner berichteten die Torfgräber, daß sie dabei noch 5 faustgroße Steinkugeln, also Reibsteine, gefunden und noch im Besitze zu Hause hätten. Leider sind die Arbeiter nach Beendigung des Torfstiches bei Aerntearbeiten an verschiedenen entfernten Orten beschäftigt gewesen, so daß diese "Kugeln" wohl verloren gegangen sind.
Außerdem berichteten die Arbeiter, daß jetzt und früher in dem Moor viel Pfahlholz ausgegraben und schon früher oft steinerne Geräthe beim Torfgraben gefunden, jedoch verworfen seien. Hoffentlich wird das Moor in den nächsten Jahren bei genauerer Aufmerksamkeit mehr liefern.
In Veranlassung dieser Entdeckungen fuhr ich am 27. Julii 1868 mit dem Herrn Mann nach Redentin, um die Lage des Moores in Augenschein zu nehmen. Wir gelangten gleichmäßig zu der Ansicht, daß die Lage und Größe des Moores, eines frühern Gewässers, zur Anlegung von Pfahlbauten besonders geeignet sei und sich daher in der Zukunft noch wissenschaftlicher Gewinn aus demselben erwarten lasse.
Diese Hoffnung hat sich im Sommer 1869 beim Torfstechen nicht erfüllt. Der Torfstich ward in diesem Jahre sehr früh beendet und das Moor war schon in der Mitte Julii von den Arbeitern verlassen. Alle eingezogenen Nachrichten schweigen aber gänzlich von Auffindung neuer Alterthümer.
Herr Mann besuchte im Julii 1869 auch das 3/4 Stunden vom Hofe entfernte, ungefähr 20,000 Quadratruthen große Torfmoor des Dorfes Redentin, wo noch 4 Arbeiter mit Torfgraben beschäftigt waren. Auch diese, welche mit den Arbeitern des Moores von Hof Redentin in Verkehr stehen, hatten nicht gehört, daß in diesem Jahre Alterthümer ausgegraben seien. Ueber das Dorf=Redentiner Moor berichteten aber die Arbeiter, daß auch dieses Moor in früheren Jahren eine gute Fundgrube für Alterthümer gewesen, später aber aller brauchbarer Torf daraus entnommen und dasselbe in den letzten Jahren ohne Alterthümer geblieben sei, um so mehr, da der dort jetzt noch verarbeitete Torf nur auf Stellen gewonnen werde, welche früher schon durchgearbeitet worden seien.
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Aus diesem Moor stammt aus frühern Zeiten sicher ein schönes, vollkommen neu erhaltenes Bronzeschwert (Jahrb. XX, S. 286), und wahrscheinlich ein zweites Schwert und mehrere Armschienen und Armringe von Bronze (Jahrb. XVI. S. 273 flgd.), vielleicht auch zwei Frameen von Bronze (Jahrb. XVIII, S. 253 flgd.).
Endlich ist noch ein mittelalterlicher Schwertknopf aus Eisen mit Bronzeniet, 25 Loth schwer, in diesem Moor gefunden und dem Vereine von Herrn Mann geschenkt.
In dem Moor bei dem Hofe Redentin in der Nähe von Wismar ist im Sommer 1869 nichts gefunden.
Dagegen sind im Sommer 1869 in dem (von dem Müller zum Torfstechen benutzten) sogenannten "Müller=Moor" auf dem Felde von Redentin einige Sachen gefunden, welche für die Zukunft vielleicht von Wichtigkeit werden können, und im Herbste 1869 nachträglich an Herrn Mann zu Wismar zum Geschenke überliefert. Diese Sachen sind folgende:
1) ein roh zubehauener, jedoch schon in den Linien zur beabsichtigten Gestalt regelmäßig zugerichteter, noch nirgends geschliffener, starker Keil aus grauem Feuerstein, 7 1/2 Zoll lang;
2) die abgeschlagene Beilschneide eines ähnlichen und wohl gleich großen Keils von Feuerstein, 2 1/2 Zoll lang, sauber geschliffen, von rauchbrauner Farbe, auch auf den Bruchflächen, im Innern hellgrau. Dieser Keil ist an Größe, Bearbeitungsweise und Farbe genau den übrigen, oben aufgeführten rauchbraunen Keilen gleich, welche in den andern Redentiner Mooren gefunden sind.
Nach den Berichten der Torfarbeiter sind außerdem in diesem Moor sehr viele zerschlagene Thierknochen gefunden, welche aber alle von ihnen verworfen oder als alte Knochen verkauft sind.
Nur zwei Knochen, braun gefärbt, sind von den Arbeitern aufbewahrt und dem Herrn Mann übergeben, weil sie dieselben als Menschenknochen erkannt haben. Diese beiden Knochen sind sehr merkwürdig.
Der erste ist ein Unterkiefer, klein und schmächtig, wahrscheinlich von einer alten Person; zwei noch vorhandene
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Zähne sind fast ganz abgeschliffen; die Backenzähne der rechten Seite fehlen alle und die Zahnhöhlen sind zugewachsen.
Der zweite Knochen ist die obere Hälfte eines Schenkelknochens (femur), welcher in der Mitte schräge durchgebrochen ist. Der Knochen ist von gewöhnlicher Länge und Stärke und mag zu dem Gerippe gehört haben, von welchem der Unterkiefer stammt. Der Schenkelkopf ist zwar morsch, aber noch ziemlich vollständig. Der große Höcker (trochanter major) fehlt aber; derselbe kann ursprünglich, aber auch erst beim Aufgraben abgebrochen sein.
Merkwürdig ist der 4 1/2 Zoll lange, schräge Bruch des Knochens in der Mitte des Schenkels. Die Bruchfläche des Knochens hat nämlich dieselbe braune Farbe, wie die Oberfläche des ganzen Knochens. Der Knochen muß also ursprünglich, vor uralter Zeit, zerbrochen ins Wasser gefallen und der Torf darüber gewachsen sein. Es in nun die große, nicht unwichtige Frage, auf welche Weise der Knochen zerbrochen sein kann.
Es ist nämlich bei Untersuchung dieses Schenkelknochens wohl hin und wieder die Ansicht ausgesprochen, daß dieser Schenkelknochen nicht ein Bruch am lebenden Menschen, sondern daß der Knochen vom todten Menschen "zerschlagen", und also diese Zerschlagung ein Zeugniß für "Menschenfresserei" zur Steinzeit sei. Um diese allerdings wichtige Streitfrage zu entscheiden, sandte ich die beiden Knochen zur Untersuchung an den gewiß stimmfähigen Herrn Professor Dr. Virchow zu Berlin, welcher die große Güte gehabt hat, das folgende eingehende und ausführliche Erachten darüber abzustatten.
Moor=Knochen von Redentin.
A. Der zerbrochene menschliche Oberschenkel.
"I. Das Oberschenkelstück entspricht dem obern Drittheil des linken Os femoris eines Menschen. Nach der Dicke und Festigkeit der Rindenschicht und der Größe des Halses (Collum femoris) zu urtheilen, muß es ein kräftiges und gut genährtes Individuum gewesen sein, und es liegt kein Grund vor, irgend eine besondere Brüchigkeit (Fragilitas, Osteopsathyrosis) oder sonstige Prädisposition zu Knochenbruch daran anzunehmen. Auch findet sich nichts von jener Osteomalacia senilis, welche sonst gerade an diesem Knochen so häufig das höhere Lebensalter charakterisirt."
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Der Bruch selbst ist alt und allem Anschein nach von nicht minderem Alter, als die Versenkung des Knochens in den Torf. Seine Oberflächen zeigen dieselbe eisenschüssige Färbung, wie der übrige Knochen, und einzelne Theile derselben waren noch zu der Zeit, als der Knochen in meine Hände kam, mit demselben Filz von Pflanzenwurzeln überzogen, wie sie die Markhöhle ausfüllte. (Ein solcher von mir losgelöster Cylinder aus der Markhöhle steckt noch in derselben.) Nach Abtrennung dieses Wurzel=Ueberzuges sind die Kanten überall so scharf, daß sie einer Verwitterung an der Luft vor der Einsenkung in das Moor nicht unterlegen haben können.
Der Sitz des Bruches in der Diaphyse des Knochens, und zwar über der Mitte desselben, entspricht keineswegs dem gewöhnlichen Orte des Schenkelbruches bei alten Leuten. Dies ist vielmehr der Schenkelhals. Dagegen findet sich diese Art des Schiefbruches in dem oberen Drittheil des Knochens auch bei gewöhnlichen Brüchen jüngerer Personen am häufigsten. Es würde von diesem Gesichtspunkte aus nichts dagegen zu sagen sein, daß der Bruch am lebenden Menschen eingetreten sei.
Dagegen findet sich ein Umstand, der diesen Bruch von allen gewöhnlichen Brüchen unterscheidet. Im oberen Theil der Bruchfläche, welche gegen den innern Rand des Knochens in einer Länge von 3 Centim. sehr flach durch die compacte Rindensubstanz verläuft, war das Wurzelwerk sehr fest angelegt. Als ich dasselbe mit großer Vorsicht ablöste, ergab sich darunter eine längliche, klaffende Spalte von 2 Centim. Ausdehnung, welche, fast parallel mit der Längsaxe des Knochens gelegen, bis in die Markhöhle eindrang. Von der durch den Bruch selbst eröffneten Markhöhle ist sie durch ein Knochenstück von compacter Substanz von 4 Millim. Länge getrennt. Ihre Ränder sind ganz scharf. Insbesondere der obere und untere Winkel sind wie geschnitten. Die vollständige Perforation der Markhöhle ist nur in einer Längsausdehnung von 5 Millim. erfolgt, und zwar an einer Stelle, welche dem untern Winkel näher liegt. In der Mitte der Spalte klafft derselbe nach außen so stark, daß der hintere Rand von dem vorderen 6-7 Millim. entfernt ist. Es kann daher kein Zweifel sein, daß dieser Spalt durch das gewaltsame Eindringen eines spitzigen, keilförmigen Körpers erfolgt ist. Als einen solchen kann man sich nur eine Pfeil= oder Lanzenspitze oder ein ähnliches Werkzeug denken. Denn das obere oder
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untere spitzige Ende einer Axt= oder Beilfläche (Schneide) würde offenbar eine längere Verwundung, die bis in die Oberfläche des Knochens fortgesetzt sein müßte, hervorgebracht haben.
Ob der verwundende Körper von Metall oder Stein war, dafür sehe ich kein bestimmtes Anzeichen. Dagegen ergiebt die Richtung der Spalte, welche von innen, also von der rechten Seite her nach außen, und ein wenig schief von oben und hinten nach unten und vorne geht, daß für die Verletzung am Lebenden ein Pfeilschuß oder ein Lanzenstoß eine natürlichere Erklärung giebt, als ein Hieb mit einer Axt.
Es fragt sich jedoch, ob die Gewalt am Lebenden eingewirkt habe, oder ob der Knochen erst nach dem Tode aufgeschlagen ist. Meiner Meinung nach kann kein Zweifel darüber sein, daß die Gewalt während des Lebens eingewirkt hat. Wäre nach dem Tode der Knochen durch ein meißelartiges Werkzeug aufgeschlagen worden, so müßte die Richtung des Bruches mit der Richtung der einwirkenden Gewalt übereinstimmen, mit andern Worten, es müßte der Knochen in der Richtung von innen nach außen zerklüftet sein. Statt dessen liegt die Richtung der Bruchfläche fast unter einem rechten Winkel gegen die Richtung der Spalte. Dieser ist möglich, wenn durch eine große Gewalt, wie sie am besten ein Lanzenstoß versinnlicht, außer der schneidenden Wirkung der Spitze zugleich ein kräftiger Stoß gegen die Diaphyse des Knochens eingewirkt hat.
Ich bemerke ausdrücklich, daß sowohl die von heutigen Lappen bearbeiteten Thierknochen, als auch die Knochen aus den Kjökkenmöddings im zoologischen Museum zu Kopenhagen die Zerklüftung der Knochen stets in derselben Richtung mit der Längsausdehnung des spaltenden Körpers zeigen. Ueberdies ist kein Knochen, der zum Herausnehmen des Markes zerschlagen wurde, gebrochen, sondern er ist gespalten.
Meine Meinung geht also dahin:
1) Der fragliche Oberschenkel ist nicht zum Zwecke anthropophagischer Genüsse gespalten;
2) er ist wahrscheinlich durch einen und denselben Act verwundet und gebrochen;
3) die gewaltsame Einwirkung ist sehr wahrscheinlich durch einen Lanzenstoß erfolgt.
Unzweifelhaft muß der Tod des Individuums alsbald nach der Verletzung eingetreten sein, denn es fehlt jede
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Spur weiterer (reactiver) Veränderungen im Umfange der Verletzung.
Außer den angeführten Abweichungen giebt es noch eine andere Reihe von Verletzungen: fast der ganze Trochanter major und minor mit der zwischenliegenden Strecke, ein großer Theil des Randes des Schenkelkopfes und derjenige Theil des Halses, welcher zwischen dem Trochanter major und dem Kopfe liegt, ist bis auf verschiedene Tiefen defect, indem die Rindenschicht und ein Theil des schwammigen Gewebes ausgebrochen ist. Obwohl hier auf den ersten Blick die Möglichkeit einer Abnagung (im strengen Sinne des Wortes) vorzuliegen scheint, so muß dieselbe doch zurückgewiesen werden. Nirgends zeigen sich die Spuren von wirklichem Nagen; Eindrücke von Zähnen, wie sie sowohl beim Benagen durch Thiere, wie bei dem durch Menschen im Umfange der abgefressenen Theile stets zu sehen sind, fehlen vollständig. Es geht vielmehr durch den Hals des Schenkels und den Trochanter ein unregelmäßiger Spalt von großer Ausdehnung, der jedoch fast gar nicht klafft und daher schwer sichtbar ist. Dieser Spalt beweist, daß auch hier eine äußere Gewalt eingewirkt hat. Ob diese jedoch schon während des Lebens einwirkte, ist höchst zweifelhaft. Es ist sehr wohl möglich, daß sie erst bei dem Ausgraben des Knochens aus dem Moor eintrat; der Umstand, daß die verletzte Fläche nirgends frische Bruchflächen erkennen läßt und eine braunschwärzliche Farbe zeigt, beweiset nicht dagegen, da in diesem schwammigen Theile wahrscheinlich der Knochen in seiner ganzen Dicke von der moorigen Flüssigkeit durchtränkt worden ist. Auch darf wohl erwähnt werden, daß am Trochanter minor, wo die spongiöse Substanz fester ist, die zu Tage liegenden Theile der Knochenbalken eine mehr weißgraue Farbe zeigen, die sehr verschieden ist von der Substanz, welche direct mit dem Torfe in Berührung waren.
II. Obwohl der Oberschenkel einer kräftigen und großen Person angehört haben muß, so findet sich doch daran eine Eigenthümlichkeit von großer Wichtigkeit. Während sonst der Knochen in seiner Diaphyse eine fast drehrunde Gestalt hat, so zeigt sich hier sofort unterhalb des Trochanter major eine Abplattung desselben in der Richtung von vorne nach hinten, in der Art, daß ein Querschnitt unter dem Trochanter minor fast die Gestalt einer Säbelscheide haben würde. Insbesondere zieht sich vom Collum femoris her genau an der innern Seite eine
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fast scharfe Kante bis zu der Bruchfläche herunter, gleichwie an der äußern Seite vom Trochanter major her eine andere, wenngleich mehr abgerundete Kante verläuft. Die vordere Fläche ist fast ganz eben.
Dieses sehr ungewöhnliche Verhältniß erinnert an ähnliche Beobachtungen, wie sie namentlich durch Herrn Broca an prähistorischen Funden aus Frankreich, zuletzt bei denen aus den Höhlen von Des Eyzies, freilich mehr an der Tibia, jedoch auch am Femur gemacht worden sind. Obwohl gegenwärtig die ethnographische Bedeutung dieser Erscheinung noch nicht hat festgestellt werden können, so ist sie doch in hohem Grade bemerkenswerth.
Ob der gefundene Unterkiefer derselben Person angehört hat, ist nicht sicher auszumachen. Seine ungleich zartere Beschaffenheit scheint eher dagegen zu sprechen. Auch sind die zwei Zähne so tief, fast bis auf die Wurzel abgenutzt, daß daraus ein höheres Alter des Individuums zu folgen scheint, als die Beschaffenheit des Schenkelknochens andeutet. Freilich sind beiderseits die Höhlen des Weisheitszahnes noch offen und nur die Alveolen des 2.-4.Backenzahnes rechts ganz obliterirt, so daß es scheint, als sei die Abnutzung verhältnißmäßig früh eingetreten. Höchst auffällig ist dabei die geringe Größe der Alveolen der Schneidezähne, welche zusammen genommen nur 1,5 Ctm. Längenausdehnung einnehmen. Die Folge davon ist eine sehr geringe Entwickelung des mittlern Theiles des Unterkiefers und ein starkes Vorspringen des zugespitzten Kinnes, sowie eine fast winkelige Stellung der beiden Kieferhälften zu einander. Der ganze Kiefer ist etwas zart, in der Mitte nur 2,2 Centim. hoch; der untere Umfang von einem Winkel zum andern beträgt 17,3 Centim., der Abstand der Winkel von einander 9,5 Centim. Die Gelenkfortsätze sind leider an ihrem oberen Ende verletzt, mögen aber vom Winkel an etwa 5 Centim. hoch gewesen sein. Die obere Incisur, zwischen Gelenk= und Kronenfortsatz, ist flach ausgerundet, und der ganze aufsteigende Ast, wenngleich dünne, doch verhältnißmäßig breit, er mißt in der Mitte 2,7 Centim. in der Breite. Der Kiefer ist demnach positiv orthognath. Er hat eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Unterkiefer der heutigen Lappen, von denen er sich jedoch durch die Bildung des Mittelstückes unterscheidet."
R. Virchow.
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Im Sommer 1872 sind in dem Hofmoor zu Redentin doch noch einige Alterthümer gefunden und von dem Herrn Mann erworben und von demselben dem Vereine geschenkt. Diese Alterthümer sind:
3 große geschliffene Arbeitskeile aus dunkelgrauem und gelblichgrauem Feuerstein;
2 Beilschneiden von 2 zerbrochenen, großen, geschliffenen Keilen aus rauchbraunem Feuerstein.