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Pfahlbauten von Wismar

Von

Dr. G. C. F. Lisch.


I n den Jahrbüchern XXXII. 1867, S. 177 und 211 flgd. ist zuletzt über die Pfahlbauten in den Torfmooren von Wismar (vgl. Jahrb. XXX) berichtet. Es sind seit dem Jahre 1867 die Grabungen und Forschungen fortgesetzt und auch noch manche Alterthümer gefunden, jedoch hat sich der Vorrath von Jahr zu Jahr vermindert und endlich im Jahre 1872 fast ganz aufgehört. Da nun die Alterthümer in diesen Mooren erschöpft zu sein scheinen, so mögen hier schließlich die Berichte über die Funde folgen, welche seit 1867 gemacht sind.

I. Moor im Müggeburger Reservat.

In dem alten Pfahlbaumoor von Wismar haben sich auch im Jahre 1868 wieder einige Alterthümer gefunden, wenn auch nicht so viele wie früher. Die Grabungen haben bei Theilnahme des Herrn Rentiers Mann unter der scharfen Aufsicht des Torfmeisters Wegener stattgefunden, und ich habe in Begleitung beider nach Beendigung des diesjährigen Torfstichs am 27.Julii 1868 das Moor besucht und untersucht und die gefundenen Sachen und die Nachrichten darüber abgeholt.

Die erste, ergiebige Fundstelle im Müggenburger Reservat (vgl. die Karte in Jahrb. XXX, Taf. I zu S. 14) ist seit dem Jahre 1867 ganz verlassen, weil hier theils der Torf zum größten Theile ausgestochen ist, theils die Gruben

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ganz voll Wasser stehen, das nicht gut fortzuschaffen ist. (Vgl. Jahrb. a. a. O. S. 177.) - Im Jahre 1869 fing man zwar wieder an, hier Torf zu graben, verließ aber bald die Stelle wieder. Bei dieser Gelegenheit wurden nur einige Knochen gefunden.

Auch östlich davon, im Moor am Hornstorfer Ende, wo seit zwei Jahren noch gegraben ist und sich während dieser Zeit, und früher ebenfalls, Alterthümer gefunden haben (vgl. Jahrb. a. a. O. S. 211 flgd.), ist in diesem Jahre nur wenig gefunden, weil ebenfalls der Torfvorrath nicht mehr groß genug ist und nicht dick genug liegt.

Jedoch ist Folgendes gefunden:

4 verkohlte Pfahlköpfe, welche in die Schweriner Sammlungen gekommen sind, und folgende steinerne Alterthümer, welche sich im Besitze des Herrn Mann befinden:

1 kleiner Meißelkeil aus schwarzem Kieselschiefer,

1 halbmondförmige Säge (oder Sichel) aus Feuerstein, und

1 spanförmiges Messer aus Feuerstein, ferner

1 großer Arbeitskeil aus Diorit, welcher auf der ganz geschliffen gewesenen Oberfläche stark verwittert ist und ziemlich hoch im Moor gelegen hat, also in jüngern Zeiten verloren gegangen sein kann.

Ferner ist nachträglich gefunden:

1 Arbeitskeil aus Feuerstein, welchen ein Einwohner aus Wismar in seinem Hause in einer Torfsode vom "Reservat" entdeckte, und

1 abgeschlagenes Bahnende von einem Meißelkeil aus gelbem Feuerstein, beide von Herrn Mann geschenkt.

Außerdem sind noch sehr viele zerschlagene und ganze Thierknochen gefunden, welche in die Schweriner Sammlungen gekommen sind. Die Farbe aller dieser Knochen ist gleichmäßig dunkelbraun; die Farbe hat sich dies Mal erhalten, weil die Knochen auf meinen Wunsch in diesem Jahre gleich unter Dach gebracht wurden und nicht Monate lang in Regen, Wind und Sonnenschein liegen geblieben waren.

Die Knochen sind zum Theil nach den Bestimmungen theils des Herrn Professors Rütimeyer zu Basel, theils des Herrn Professors F. E. Schulze zu Rostock folgende:

Rind (Bos taurus).

Ein Rinderschädel (Brachykeros=Race), zerbrochen, jedoch noch mit einem Hornzapfen.

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Zwei Unterkiefer, zusammengehörend.

Zwei Unterkiefer, zusammengehörend (Brachykeros=Race, nach Rütimeyer's Bestimmung).

Ein rechter Unterkiefer (nach Schulze).

Viele Rinderknochen, ganz und zerschlagen (nach Rütimeyer und Schulze). Zwei Beinknochen (nach Rütimeyer) vom jungen Thier, an einem Ende zermalmt und angenagt.

Schwein (Sus scrofa).

Viele Knochen vom Schwein, z. B. 6 verschiedene Beinknochen (nach Rütimeyer's Bestimmung).

Hirsch (Cervus elaphus).

Ein Hirschhorn, schwach, Achtender, vollständig.

Ein abgeschlagenes Hirschhornende von einem starken Geweih, stark verwittert.

Mehrere Beinknochen, ganz und zerschlagen, (nach Schulze).

Reh (Cervus capreolus).

Zwei Rehhörner, nicht zusammengehörend.

Unterschenkelknochen (nach Rütimeyer).

Ein Ellenbogenknochen (ulna) (nach Rütimeyer), klein.

Pferd (Equus caballus).

Ein Pferdeschädel mit allen Zähnen, groß, wohl erhalten, dunkelbraun.

Zwei Beinknochen von einem jungen Thier (nach Rütimeyer).

Vier Beinknochen und ein Beckenbruchstück, Professor Schulze bemerkt hierzu daß "die Pferde auffallend klein gewesen sein müssen."


Nachtrag.

Von den im Sommer 1867 ausgegrabenen Knochen sind die bezeichnendsten nach Herausgabe des letzten Berichts (Jahrb. XXXII, S. 211) von dem Herrn Professor Rütimeyer zu Basel noch nachträglich bestimmt, wie folgt:

Rind.

1 Schädelstück vom Bos primigenius.

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Zahmes Rind.

1 Unterkiefer, zerschlagen.
1 Nasenbein.
1 Halswirbel.
1 Gelenkwirbel, abgehauen.
1 Fersenbein.

Ziege.

1 Beinknochen, mit abgeschlagenem Gelenkkopf.

Schwein.
Wildschwein.

1 Ellenbogenknochen (Ulna).

Torfschwein (Sus palustris).

2 Unterkiefer (zusammengehörend) vom alten Thier.
1 Beinknochen.

Zahmes Schwein.

1 Beinknochen, zerschlagen.

Hirsch.

1 Nackenwirbel.
1 Ellenbogenknochen (Ulna).
1 Rippe, zerbrochen.

Reh.

1 Beinknochen, zum Stechwerkzeug zerschlagen.
1 Beinknochen, gespalten.

Pferd.

1 Unterkiefer von einem ausgewachsenen Thier, fast vollständig.
1 Unterkiefer von einem Füllen.
1 Stück von einem zerschlagenen Schenkelknochen.

Hund.

1 Beinknochen von der ziemlich großen Race, von welcher früher schon mehrere Schädel gefunden sind.
1 Bruchstück vom Oberkiefer.

Mensch.

1 Oberarmknochen.
1 Schenkelknochen, etwas heller, jedoch sehr alt gefärbt.

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Ein Schädel. Herr Rentier Mann zu Wismar schenkte einen Menschenschädel, welcher früher in dem Pfahlbau von Wismar "in dem Müggenburger Reservat" gefunden ist, ein für die Erkenntniß der Pfahlbauten sehr wichtiges Geschenk. Der Schädel, welcher die charakteristische dunkelbraune Farbe hat, wie alle andern Knochen aus dieser Pfahlbaustelle, ist leider nicht ganz vollständig; es fehlt der Schädelgrund und das Gesicht, jedoch ist noch ein Augenbrauenbogen vorhanden, welcher ziemlich flach und glatt ist. Der Schädel ist ein Kurzschädel (Brachycephale) von großer Breite; die Hinterhauptschuppe (Squama occipitis) fällt grade und senkrecht ab, die Stirn ist niedrig. Das ganze Schädelgebein ist sehr dünne. Die Backenzähne in der auch noch vorhandenen Kinnlade sind stark abgeschliffen, die Schneidezähne sehr fein und schmal. Offenbar gehörte der Schädel einer alten Person und muthmaßlich einem Weibe. Wahrscheinlich gehört er zu den in den Jahrb. XXXII, S. 198 beschriebenen Knochen eines älteren Menschen, von denen Professor Virchow beim Anblick in Schwerin aussprach, daß sie einem alten Weibe angehörten, welches die Gicht gehabt habe. Es scheint sich hier wieder die Erfahrung zu bestätigen, daß in Pfahlbauten von menschlichen Knochen vorherrschend Knochen von alten Weibern und Kindern gefunden werden, welche beim Abbrennen der Pfahlbauwohnungen ertrunken sein mögen.


II. Moor auf der "Wolfsburg".

Nach Erschöpfung des Vorraths in den alten Mooren am Müggenburger Reservat ist im Frühling 1868 westlich von den bisher bearbeiteten Stellen und von dem auf der Karte zu Jahrb. XXX mit dem Namen "Swanzenbusch" bezeichneten Felde, links an dem auch auf der Karte bezeichneten Wege von Wismar nach Poel in dem Moor auf der "Wolfsburg" ein neuer Torfstich angelegt, welcher außerordentlich viele Knochen und auch einige von Menschenhand gefertigte Geräthe geliefert hat und mit der Zeit vielleicht die Entdeckung eines Pfahlbaues in Aussicht stellt. Pfähle sind in den ersten beiden Jahren nicht gefunden. Aber man hatte noch nicht tief und noch lange nicht bis auf den Grund gegraben. Auch ist der Torfstich wohl noch zu weit vom festen Ufer entfernt, rückt demselben aber immer näher. Möglich ist es, daß man beim Fortschreiten Pfahlbauwohnungen ent=

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deckt und man sich bis jetzt nur noch in den Umgebungen derselben befindet.

Auf diesem Moor ist an zwei Stellen gegraben, in den Jahren 1868 und 1869 ungefähr in der Mitte, von wo bei ausreichender Ausdehnung in den nächsten Jahren nach dem Lande hin weiter gegraben werden wird (A.), und in einiger Entfernung davon am nördlichen Ende gegen Hornstorf hin, wo der Torf nur eine schmale und nicht sehr tiefe Ausdehnung hat (B.). Diese beiden Stellen sollen hier mit Grube A. und B. bezeichnet werden.

Wolfsburg=Moor, Grube A.
Aufgrabungen von 1868.

In dieser Grube wurden im Jahre 1868 sehr viele Thierknochen gefunden, welche in einer Tiefe von ungefähr 4 Fuß lagen. Die Knochen sind fast alle ganz und wohl erhalten, selten zerbrochen, nicht zerschlagen, ein wenig heller an Farbe, als die früher im Pfahlbau im Müggenburger Reservat gefundenen Knochen, jedoch noch dunkelbraun. Die Knochen gehören vorherrschend größeren Thieren: Rind, Hirsch, Reh, Pferd. Manche Knochen gehören paarweise zusammen, z. B. Unterschenkelknochen vom Reh und Hirsch. Von einem starken Hirschgeweih wurden nur Bruchstücke gefunden. Merkwürdig ist ein seltener, brauner Knochen (Os penis), welcher nach der Bestimmung des Herrn Professors Steenstrup zu Kopenhagen und nach eigener Vergleichung mit demselben im zoologischen Museum daselbst dem grauen Seehund (Halicherus Gryphus oder griseus) angehört, welche an allen Küsten der Nord= und Ostsee bekannt ist. Ein sehr beschädigter Schenkelknochen von einem Menschen ist wohl älter, als die übrigen Knochen, da er eine altersgraue Farbe hat.

Ein Pfahlbau ist hier noch nicht sicher angezeigt, jedoch sind 1868 schon mehrere Alterthümer gefunden, welche reichere Funde vermuthen lassen.

In dem Besitz des Herrn Mann zu Wismar, welcher diese Fundstelle entdeckt hat, sind folgende Sachen gekommen:

1 gewöhnlicher Keil aus Feuerstein;

1 Säge (Sichel) aus Feuerstein, sehr krumm geschweift;

1 kleiner Bärenzahn und

1 kleine bronzene Heftel mit zwei Spiralplatten, ältester Art, außerordentlich gut erhalten.

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Für die Schweriner Sammlungen habe ich von dem Torfmeister Wegener folgende Sachen, welche in den letzten Zeiten gefunden sind, erhalten, und mit den Knochen abgeholt:

1 Reibstein aus altem Sandstein, sehr ausgeprägt;

1 Keil aus dunkelbraunem Kieselschiefer, mit spitzem Bahnende, ganz geschliffen, in jeder Hinsicht ganz einem in Griechenland in Böotien gefundenen Keile gleich (vgl. oben S. 107 flgd.) und von den meklenburgischen Feuersteinkeilen abweichend;

1 Meißel aus ähnlichem Gestein;

4 kleine spanförmige Messer aus Feuerstein, alle mit Schlagansatz, also absichtlich durch Menschen gespalten.

Aufgrabung von 1869.

Im Frühling und Sommer 1869 ward der Torfstich in dieser Grube A. auf der Wolfsburg fortgesetzt. Pfähle wurden wieder nicht gefunden und nur sehr wenig Alterthümer von Menschenhand, jedoch außerordentlich viele Thierknochen, welche dieselbe braune Farbe haben, wie die im Jahre 1868 ausgegrabenen. Am 31. Julii 1869 besuchte ich mit dem Herrn Mann das Moor und holte die Fundstücke ab.

Die Knochen waren bei weitem der Mehrzahl nach dunkelbraun. Nur einige wenige größere Knochen waren hellfarbig und offenbar jüngeren Ursprunges und sind daher ausgeschossen. Die dunkelfarbigen Knochen sind meistentheils vom Rind, Pferd, Hirsch, Reh, Schwein. Einige derselben sind offenbar in alter Zeit zerschlagen und zerkeilt, da auch die Bruchflächen ganz dunkel sind, nur wenige gespalten; die meisten sind unverletzt.

Die merkwürdigsten Knochen sind:

3 Pferdeschädel von ausgewachsenen Thieren mittleren Alters, kleiner Race, alle ungefähr gleich;

1 Pferdeschädel von einem ganz jungen Thiere (die Schädelnäthe sind noch nicht ganz verwachsen);

1 Griffelbein von einem Pferde kleiner Race;

1 abgeschlagenes Rinderhorn, vom Bos brachyceros;

2 Ellenbogenknochen (ulna) vom Rind, sehr geschickt zu Stechwerkzeugen;

mehrere Beinknochen vom Rind, offenbar zerschlagen;

2 Unterkiefer vom Rind kleiner Race;

2 zusammengehörende Unterkiefer von einem ganz jungen Rinde;

1 Stück von einem Hirschhorn mit der Rose;

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1 Ellenbogenknochen (ulna) vom Hirsch;

1 Rehhorn;

1 starker Eberhauer, sehr abgeschliffen und zerbrochen;

2 zusammengehörende Unterkiefer vom Hunde (canis familiaris) kleiner Race, ganz wie die früher im Pfahlbau am Reservat gefundenen;

1 Flügelknochen vom Schwan.

Merkwürdig ist

1 Bruchstück von einem Menschenschädel, einem jungen Kinde angehörend.

An Holz wurden dies Mal Bruchstücke von einer 1 3/4 Zoll dicken Stange gefunden, welche offenbar auf der Oberfläche bearbeitet und an den Enden abgekeilt ist, schwarz von Farbe.

An Alterthümern von Menschenhand wurden gefunden:

1 überall abgeriebene Reibkugel aus feinkörnigem Granit, aus der Steinperiode;

1 Scherbe von einem dickwandigen, stark mit Granitgrus durchkneteten Topfe, wie es scheint aus der Steinperiode, der einzigen alten Thonscherbe, welche hier bisher bemerkt ist.

Ob ein kugeliges, etwa 2 Zoll im Durchmesser haltendes Stück Schwefelkies durch Menschen in das Moor gebracht ist, läßt sich wohl nicht bestimmen; es ist sehr hart und giebt unter einer groben, scharfen Feile oder Raspel häufige Funken, aber keine Späne.

6 eiserne Hufeisen, alle von verschiedener Form und Größe, von der größten bis zur kleinsten,

1 eiserner Steigbügel von schlichter Arbeit und

Scherben eines dünnen blaugrauen Topfes aus dem Mittelalter, etwa aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, werden in jüngeren Zeiten hier verloren gegangen sein, wie die hellfarbigen Knochen; leider läßt sich nicht mehr ermitteln, wie tief diese Sachen gelegen haben.

Aufgrabung von 1870.

Auch im Frühling und Sommer 1870 ward der Torfstich in dieser Grube A. auf der Wolfsburg fortgesetzt, jedoch nicht in sehr großem Maaßstabe. Pfahlwerk und angebranntes Holz ward wieder nicht bemerkt, auch wurden dies Mal keine Alterthümer an Geräthen gefunden. Jedoch wurden wieder viele Thierknochen ausgegraben.

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Die durch den Herrn Mann in Wismar eingesandten Knochen, welche eine dunkelbraune Farbe haben, wie die früher gefundenen, sind vorherrschend vom Rind, Pferd, Hirsch, Reh, Schwein. Die meisten der in diesem Jahre hier gefundenen Knochen sind zerschlagen, davon einige, wie es scheint, zu Stech= und Schneidewerkzeugen.

Unter den Knochen befinden sich z. B.:
1 Hirschhornstange, zerbrochen, alt und morsch, und
4 Hirschhornenden, abgebrochen;
2 Beinknochen vom Hirsch;
3 Beinknochen vom Reh;
viele Knochen vom Rind;
viele Knochen vom Schaf;
1 Unterkiefer vom Schwein, zerbrochen, mittlerer Größe;
1 Unterkiefer vom Schwein, zerbrochen, jung;
viele Knochen von sehr kleinen Pferden, darunter auch viele zerschlagen.

Merkwürdig ist ein Schenkelknochen von einem Menschen, welcher an beiden Enden geöffnet und heller an Farbe ist, als die Thierknochen, jedoch auch mehr verwittert.

Wolfsburg=Moor, Grube B.
Aufgrabungen von 1869.

Im Frühling 1869 ward in einiger Entfernung von der Grube A. am nördlichen schmalen Ende dieser Moorfläche gegen Hornstorf hin eine zweite Grube, außer der Grube A., angelegt.

Auch diese Grube gab sehr viele Thierknochen, an Farbe ganz denen aus der Grube A. gleich, aber gar keine Pfähle und gar keine von Menschenhand gearbeitete Alterthümer, auch wenig zerschlagene Knochen. Bei weitem die meisten Knochen sind vom Rind und Pferd.

Die bemerkenswerthesten Thierknochen sind folgende:

2 Pferdeschädel kleiner Race, von denen der eine nach den ganz abgeschliffenen Zähnen alt, aber nicht größer und stärker ist, als die Schädel in der Grube A.;

1 Rinderschädel, kleine Race, Bruchstück;

1 Hirschschädel, Hinterhaupt, von dem das Geweih ausgebrochen ist;

einige zerbrochene und morsche Hirschgeweihe;

1 Ellenbogen (ulna) vom Hirsch;

2 Rehhörner von 2 verschiedenen Thieren.

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Ausgrabung von 1870.

Im Frühling 1870 ward diese Grube B. bedeutend verlängert und erweitert. Pfähle und Holzkohlen wurden nicht gefunden. Jedoch wurden außerordentlich viele Thierknochen ausgegraben, welche fast alle vollständig und selten zerschlagen sind. Das Gewicht derselben beträgt gegen 100 Pfund. Die Nachrichten und Fundstücke verdankt der Verein dem Herrn Mann zu Wismar.

In diesem Jahre wurden hier zurerst einige von Menschenhand gefertigte Alterthümer gefunden, welche also auf menschliche Wohnsitze hinzeigen. Diese Alterthümer sind:

1 großer Reibstein aus feinkörnigem Granit, ungefähr 4 Zoll im Durchmesser;

1 kleiner Reibstein aus feinkörnigem Granit, ungefähr 3 Zoll im Durchmesser;

1 mittlerer Reibstein aus altem, quarzigem, grauen Sandstein, ungefähr 3 11/2 Zoll im Durchmesser;

1 Reibstein im Besitze des Herrn Mann zu Wismar;

1 dicke Topfscherbe, nach heidnischer Weise bereitet.

An Knochen wurden unter andern gefunden:

1 Hundeschädel, "von unverhältnißmäßiger Größe und starkem Gebiß", welchen Herr Mann für einen Wolfsschädel halten möchte, im Besitze desselben;

1 Pferdeschädel, groß und stark, mit starken Zähnen, wahrscheinlich jüngeren Alters, und

1 Pferdeschädel, eben so groß und stark, von gelblich=weißer Farbe, sicher jung;

2 Pferdehufe, groß. Diese Pferdeknochen werden um so mehr aus jüngerer Zeit stammen, als sich in dem Moor auch 6 eiserne Hufeisen fanden, nämlich 2 große zusammengehörend, 1 großes, 2 mittlere zusammengehörend, 1 ganz kleines;

1 Unterkiefer vom Schwein, zerbrochen;

1 Schweineschädel, hell an Farbe, wahrscheinlich jüngeren Ursprungs;

1 Schweineunterkiefer, ganz hell an Farbe, wohl sicher jüngeren Ursprungs;

2 Unterkiefer von einem jungen Rinde, zusammengehörend.

Aufgrabung von 1871.

Im Jahre 1871 ward in dieser Grube B. weiter gegraben. Pfähle wurden wieder nicht gefunden, jedoch einige steinerne Alterthümer und sehr viele Thierknochen.

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An Alterthümern wurden gefunden:

1 großer Reibstein und

1 kleinerer Reibstein, aus feinem alten Sandstein, beide sehr bezeichnend bearbeitet.

Die Knochen waren meist vom Rind, Pferd, Hirsch, Schaf, Schwein. Die größeren Knochen, an Gewicht wohl 150 Pfund schwer, waren zum größten Theil unverletzt. Jedoch fanden sich viele in alter Zeit quer durchschlagene und längs gespaltene Knochen, auch an den Enden geöffnete Röhrenknochen.

Als beachtenswerth sind aufbewahrt:

1 Rinderschädel von Brachykeros=Race;

2 Pferdeschädel von kleiner Race;

viele zerschlagene und gespaltene Thierknochen;

2 kurze Stücke vom Hirschgeweih, an der Rose bearbeitet und geglättet.

Merkwürdig sind einige Bruchstücke von Schenkelknochen eines Menschen, welche heller an Farbe und kalkiger, verwittert an Masse sind, gerade wie der auf Wolfsburg A. 1870 gefundene Knochen. Wahrscheinlich sind hier Menschen von wilden Thieren getödtet und die Knochen an der Oberfläche des Moors gebleicht und nach und nach in die Tiefe gesunken oder überwachsen.

Aufgrabung von 1872.

Im Sommer 1872 sind in der Grube B. auf dem Moor wieder einige Alterthümer gefunden und unter der Fürsorge des Herrn Rentiers Mann durch den Torfmeister Wegener gesammelt und eingeliefert:

1 kugeliger Reibstein aus weißem Quarz;

1 halber Schmalmeißel (die Schneide) aus dunkelgrauem Feuerstein;

1 Bruchstück von einem Keil (Schneide) aus hellbraunem Feuerstein;

mehrere zerbrochene Hirschhörner, nämlich:

3 Rosen mit den nächsten Enden;

5 abgebrochene Enden.

Die noch zusammenhangenden Unterkiefer und einige Beinknochen von einem Rinde.