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VIII.

Über die letzten Nachkommen

des

Fürsten Prisbislav von Parchim=Richenberg.

Von

Dr. G. C. F. Lisch.


I n den Jahrbüchern XXV, S. 81-88, sind nach urkundlichen Nachrichten als die letzten Nachkommen Pribislavs I. von Parchim=Richenberg dessen Enkel Mestwin und Lutgard, Kinder Pribislavs III. von Belgard und Daber, nachgewiesen, und in den Jahrb. XXVI. 1861, S. 95, ist nach den Forschungen des verstorbenen F. W. Kretschmer wahrscheinlich gemacht, daß Lutgard noch spät die zweite Gemahlin des schlesischen Herzogs Wladislav von Beuthen ward. Diese Forschung hat gegen meine Erwartung bis jetzt keine urkundliche Fortsetzung gefunden. Ich sehe mich deshalb veranlaßt, die fernern Bemühungen Kretschmer's für die Zukunft hier niederzulegen, damit sie nicht verloren gehen. F. W. Kretschmer, Gehülfe im königlichen Münz=Cabinet zu Berlin, ein außerordentlich sicherer und sauberer Zeichner alter Münzen, einer der treuesten und ergebensten Freunde unsers Vereins, war als Schlesier in den Hülfswissenschaften zur schlesischen Geschichte ungewöhnlich bewandert und hatte sich alle meklenburgischen Forschungen neuerer Zeit mit großer Beherrschung angeeignet. Daher kam es, daß er die oben erwähnte Entdeckung über die Vermählung der Lutgard machen konnte, welche in Jahrb. XXVI. 1861, S. 95, vorläufig kurz mitgetheilt ist. Ich blieb über diesen Gegenstand mit ihm in Briefwechsel, da wir noch auf feste Bestätigung aus

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urkundlichen Originalschriften hofften. Kretschmer schrieb auch noch am 7. Januar 1863 Folgendes:

"Ich will auch noch die früher mitgetheilte Behauptung wegen der Lutgart oder Lukardis von Beuthen jetzt mehr zur Gewißheit erheben, nachdem ich gefunden, daß der Herzog Otto von Pommern seine Nichte Lukardis 1342 mit dem Herzoge Wladislav von Beuthen vermählte. Wahrscheinlich war die Hochzeit am Hoflager zu Stettin, entweder im genannten Jahre oder kurz vorher. Der edle Herzog Otto nahm sich dabei seiner Verwandten, der armen, verwaisten Fürstentochter aus Ostpommern, mit Erfolg väterlich an, so daß sie, wenn auch nicht mehr jung an Jahren, doch einen ihr ebenbürtigen und an Tugenden gleich ausgezeichneten Gatten erhielt. Denn Wladislav war berühmt bei seinen Zeitgenossen wegen seiner Kenntnisse, ja wegen der ihm eigenen Gelehrsamkeit. Er war ein Fürst von veredelter Geistesrichtung. Sein Leben beschloß er zu Anfang des Jahres 1352, wenn nicht schon Ende 1351, wie es scheint hochbetagt, da ihn sein Vater bereits 1303 mit der zu Kosel eingerichteten Regierung versah. Er wird daher auch in den Geschichtswerken kurzweg der Herzog von Kosel genannt, so wie auch sein größeres Siegel an einer Urkunde vom Jahre 1326 die Umschrift führt: s. wlodizlai. dei. gra. ducis. coslens. et. bithumens. Seine Kinder gehören seiner ersten Ehe an. Vermählt war er nämlich zuerst mit Beatrix, einer Tochter des Markgrafen Otto des Langen von Brandenburg, welche er als Wittwe Bolko's I. von Schlesien=Fürstenberg 1308 heirathete. Sie starb 1316 und mochte wohl auch, gleich der Lutgard, ihre 40 Jahre zählen, als Wladislav mit ihr zur Ehe schritt. - Lutgard selbst starb bald nach dem Jahre 1360."

Kretschmer gedachte noch im Jahre 1863 diesen Gegenstand weiter zu berühren, als ihn am 29. März 1863 der Tod hinwegnahm. - Und so ist diese Forschung in Stocken gerathen, welche vielleicht später einmal mit günstigem Erfolge fortgeführt werden wird.