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IV.

Echte Wendische Götzen.

Von

W. Freiherrn von Hammerstein,
großherzogl. Meklenb. Strelitzischem Staatsminister.


Mit zwei Steindrucktafeln.


N achdem die sogenannten Prilwitzer Idole durch die von der Strelitzischen Regierung seiner Zeit veranlaßte gründliche Untersuchung, von welche der darauf gebaute vortreffliche Aufsatz Boll's (Meklenb. Jahrbücher, Jahrgang XIX, S. 168 und folgd.) nähere Kunde gab, als Machwerke der Täuschung glücklich enthüllt sind, - vorbehältlich der noch bevorstehenden nähern Ermittelung über die Echtheit einzelner den Charakter des Alterthums tragender Figuren dieser Sammlung, - schien sich die Ansicht festzustellen, daß überhaupt bisher noch keine Wendische Götzen aufgefunden seien. Eine von mir vorgenommene Untersuchung und Vergleichung verschiedener sogen. Götzen, welche in Wendischer Gegend gefunden sind, hat mir jedoch die Ueberzeugung gegeben, daß es an einigen echten Wendischen Götzen nicht fehlt. Zwar müssen wir sicher auf die Findung der großen hölzernen Götzenbilder verzichten, welche, wie Saxos Beschreibungen von Arkona und Carenz ergeben, vorzugsweise in den Haupt=Tempeln der Wenden aufgestellt waren; ihre Bestandtheile waren ja so vergänglich, daß es fast ein Wunder wäre, wenn sich eines oder das andere derselben erhalten hätte. (Ein anscheinend hölzernes Götzenbild, welches, vor Kurzem in einer Höhlenwohnung auf der Insel Fehmarn mit zahl=

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reichen andern Alterthümern gefunden, in der Universitätssammlung zu Kiel sich befindet, wird gleich dem übrigen Inhalt dieses interessanten Fundes sich wohl sicher als Reliquie vorwendischer Zeit herausstellen.) Dagegen sollte man denken, daß von den vielfachen kleinen Götzenbildern, welche die Wenden nach übereinstimmenden sicheren Zeugnissen theils als Aufsatz ihrer Kriegs=Vexillen, theils als Hausgötter gebrauchten, doch das eine oder andere sich erhalten habe, da diese bei den Wenden ebensowohl als bei andern Völkern sicher zum großen Theil aus Metall bestanden haben werden.

Dem ist nun auch wirklich so, denn eine von mir vorgenommene Zusammenstellung verschiedener sicher in Wendischer Gegend aufgefundener und dabei in Form und Haltung fast genau übereinstimmender metallischer Figuren läßt, da ähnliche Figuren in nicht Wendischer Gegend bisher nicht aufgefunden zu sein scheinen, mit Sicherheit annehmen, daß dieselben wirklich den Wenden als Götzen dienten.

In den anliegenden Zeichnungen 1 ) gebe ich eine Darstellung der von mir verglichenen Figuren. Eine auffallende Aehnlichkeit dieser Figuren unter einander wird Niemand bestreiten, und doch sind die Fundorte, wenn auch immer Wendischer Gegend angehörig, sehr verschieden.

Fig. 1 ist eine der Kieler Universitäts=Sammlung angehörige, zu Bliesdorf, Amts Cismar, Kreises Oldenburg, in Wagrien, unter dem Fundament eines abgebrannten Hauses gefundene Bronzefigur, für welche Professor Dr. Handelmann zu Kiel uns nebst der Zeichnung folgende nähere Angabe gemacht hat.

"Es ist dieselbe Figur, welche im XIII. Bericht der Schlesw.=Holst.=Lauenb. Alterthumsgesellschaft S. 73 erwähnt ist. Meine Vorgänger in der Direction übersahen, daß die Figur inzwischen doch in unser Museum gelangt war. Die Schicksale derselben sind kurz folgende. Zunächst erwarb sie der Assessor Oppermann in Eutin, und dessen Handschriftliche Bemerkungen geben das Jahr 1829 als das Jahr des Fundes an, während es a. a. O. 1824 heißt. Oppermann's Sammlung kam zunächst an Dr. Boye in Heiligenhafen und dann mit dessen Sammlung an den Advocaten Winding in Schleswig. Winding's Wittwe aber schenkte nach ihres Mannes Tode seine Samm=


1) Hiebei die Steindrucktafeln I und II. Die Kosten der einen der beiden Tafeln hat der Herr Verfasser dem vereine geschenkt.     Die Red.
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lung an das hiesige Museum. Die Figur ist katalogisirt unter No. 548 der Windingschen Sammlung, welche noch immer besonders aufgestellt ist."

Fig. 2 ist ebenfalls eine der Universitäts=Sammlung zu Kiel angehörige Bronzefigur, über welche ich der Güte des Professors Dr. Handelmann folgende Mittheilung verdanke:

Die zum XIII. Bericht der Königlich Schleswig=Holstein=Lauenburgschen Gesellschaft für vaterländische Alterthümer (vom J. 1848) auf Taf. II, Fig. 2 abgebildete Figur (No. 2173 des Hauptcatalogs) hat der damalige Gelbgießer Laucke zu Kiel 1847 dem Museum geschenkt, und soll dieselbe bei Oldenburg (Wagrien) gefunden sein. Nach dem neuen Maaß beträgt die ganze Höhe 15 Centimeter; die Höhe der Figur allein 11 Centimeter und deren ganze Breite (vom Ende des einen Armstumpfs bis zum andern desgleichen) 5 1/2 Centimeter; der runde und hohle (glockenförmige) Untersatz ist 4 Centimeter hoch und 8 Centimeter im Durchmesser.

Die hier gegebene Zeichnung ist aus der Tafel II des gedachten XIII. Berichts übertragen, welcher nur noch näher angiebt, daß die Figur auf einer Koppel bei Oldenburg gefunden sein soll und den Zweifel des Vorstandes ausspricht, ob die Figur der ältesten Zeit angehören möge, ein Zweifel, der sich durch die jetzt mögliche Vergleichung mit anderen Figuren erledigen wird.

Fig. 3 ist eine Bronzefigur, welche gegenwärtig in der der Stadt Stralsund gehörigen Sammlung sich befindet und für dieselbe aus dem Nachlaß des Dr. von Hagenow zu Greifswald erworben ist. Dieselbe ist nach Hagenow's eigenhändiger Aufzeichnung auf dem Prediger=Acker zu Rakow bei Grimmen in Neu=Vorpommern gefunden und an den dortigen Prediger Hase abgeliefert; sie ist 2 1/2 Zoll rheinländisch hoch.

Fig. 4 ist der nach Dobrowsky's Slavin (Prag, 1808, S. 416) im Königgrätzer Kreise in Böhmen gefundene, in der Sammlung zu Dux verwahrte Götze, ebenfalls von Bronze, nach der Abbildung im Slavin wiedergegeben. Dobrowsky bemerkt: "daß die Tracht der Götzen ächt Slowakisch sei, wie sich die ärmeren Slowaken noch im Gebirge tragen."

Fig. 5 ist ein bei Ullersdorf in der Oberlausitz gefundener Götze, welchen Klemm in seinem Handbuch der Germanischen Alterthumskunde S. 353 erwähnt und auf Tafel XIX, Fig. 5 a. und 5 b. abgebildet hat.

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Fig. 6 ist eine Figur, welche sich in der Großherzoglichen Sammlung zu Neustrelitz befindet; sie gehört weder zu der Maschschen noch zu der Potockyschen Sammlung der sogen. Prilwitzer Idole, war aber schon im Jahre 1834, wo sie von Professor Levetzow gezeichnet wurde (diese Zeichnung ist der hier gegebenen zum Grunde gelegt), in der Großherzoglichen Sammlung. Professor Levetzow schildert sie in einer im Manuscript zu Schwerin (Archiv des Vereins für Meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde) vorhandenen Beschreibung der in Neustrelitz vorhandenen Alterthümer so:

"Vier Zoll hohes Bild einer männlichen Figur von roher Zeichnung und Arbeit. Der Kopf, an welchem Augen, Nase und Mund sehr grob ausgearbeitet und die Haare gar nicht angedeutet sind, wird von einer oben spitz zulaufenden Mütze bedeckt, die in der Mitte durch einen vorne 2 mal und hinten 3 mal eingekerbten hervorspringenden Besatz (Bräme) ausgezeichnet ist, an beiden Seiten aber 2 breite, doch spitz zulaufende, aufgeschlagene, vielleicht ebenfalls verbrämte Laschen zu erkennen giebt. Der Körper scheint mit einem kurzen Wams bedeckt zu sein, das über der Hüfte mit einem hervorspringenden Besatz im Zickzack begrenzt ist. Die Beine endigen ohne eine Andeutung von einer besondern Bekleidung in zwei fast geraden Säulen mit kurzen stumpfen Plattfüßen. Die Spalte zwischen den Beinen ist zum Theil noch mit ausgefülltem Metall ausgefüllt. Die Arme standen ursprünglich horizontal vom Leibe abgestemmt. Der rechte bis an die Ellenbogengelenke allein nur noch vorhandene zeigt an, daß bis dahin der weite Aermel des Wamses ging. Ob daran der Vorderarm befindlich war, ist ungewiß; ein Bruch ist nicht zu bemerken. Der Stumpf ist platt und mit alter Patina, wie das Ganze, überzogen. Der linke Arm fehlt ganz bis auf ein schraubenartig gebildetes Stück, was an dessen Stelle angegossen ist; ungewiß ist, ob ehedem dadurch ein ganzer Arm daran befestigt worden sei, was aber der Anlage nach fast wahrscheinlich ist. Auch unten an den Füßen befindet sich der kleine Rest einer eingeschmolzenen Schraube, der aber dem größten Theil nach abgebrochen ist. Das Ganze trägt in Rost und Arbeit die unverkennbaren Spuren eines hohen, aber rohen Alterthums an sich. Aehnliche Gestalten

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haben sich schon anderwärts hin und wieder gefunden. Es ist gewiß wendischen Ursprungs."

Lisch hat zu dieser Beschreibung seiner Zeit notirt:

"Das menschliche Bild (No. 2) ist wahrscheinlich das bei Waren neben Urnen und Runensteinen gefundene. Sie ist voll gegossen, von gelblicher Bronze und daher mit bräunlichem Rost bedeckt, allerdings eine große Seltenheit für die Norddeutsche Alterthumskunde. Was aber ihren Wendischen Ursprung documentiren möchte, ist, daß durch das Ende des rechten Arms ein mit Rost bedeckter eiserner Niet geht, der die Figur daher mit Sicherheit in die Eisenzeit verweiset. Daß sie in der Erde gefunden ist, geht aus mehreren Spuren augenscheinlich hervor."

Die Vermuthung, daß diese Figur bei Waren gefunden sei, beruht darauf, daß bei der von der Großherzoglichen Regierung zu Neustrelitz in den Jahren 1827 und 1828 angeordneten Untersuchung über die Prilwitzschen Idole der Bürger Boje aus Waren protocollarisch aussagte: er habe in einem mit Steinen ausgesetzten Grabe bei Waren zwei Urnen gefunden und zwischen denselben eine Metallfigur von etwa 4 bis 5 Zoll mit einer Erhöhung auf dem Kopfe, stark mit grünem Rost überzogen, so daß kein Buchstabe daran bemerklich gewesen, und es sei dieser Fund von dem ihm besuchenden Gideon Sponholz mit nach Neubrandenburg genommen und seinen Sammlungen einverleibt. Diese Sammlungen sind später ins Großherzogliche Antiquarium zu Neustrelitz gekommen, wo namentlich eine der Urnen, die in Waren gefunden waren, noch im Jahre 1828 von dem Bürger Boje wiedererkannt wurde, während man damals diese Figur nicht zur Hand hatte, die sich jedoch später ebenfalls dort fand. Es mag daher an dem Herkommen der fraglichen Figur aus einem bei Waren in einem Grabe gemachten Funde nicht zu zweifeln sein.

Die obige Beschreibung der Figur ist aber wesentlich deshalb so vollständig hier wiedergegeben, weil sie die Vergleichung mit den übrigen oben erwähnten Figuren sehr erleichtert und insbesondere die Vergleichung mit der Figur oben No. 2, welche bei Oldenburg in Wagrien gefunden ist. Betrachtet man die letztere Figur, so fällt sofort in die Augen, daß sie fast gleiche Höhe mit der bei Waren gefundenen hat, 4 1/2 und 4 Zoll, die spitzzulaufende Mütze ist genau dieselbe bei beiden Figuren, nur hat sie bei No. 2 nach hinten

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einen auf den Nacken herabhangenden zopfartigen Auslauf, der bei No. 6 nicht stattfindet. Das Wams beider ist ganz dasselbe, der Besatz desselben ebenfalls genau derselbe, bei beiden Figuren laufen die Beine in geraden Säulen aus; die Arme stehen bei beiden horizontal vom Leibe ab. Bei beiden bricht der rechte Arm am Ellenbogen ab und statt des linken Armes ist nur ein Stumpf vorhanden.

Sehr ähnlich ist, wenn auch die Kopfbedeckung eine Varietät zeigt, die Fig. No. 1, welche gleichfalls in Wagrien (bei Bliesdorf) gefunden ist. Aber auch die übrigen oben erwähnten Figuren ergeben eine nicht unerhebliche Aehnlichkeit mit den zuletzt gedachten drei Figuren.

So zeigt denn die Vergleichung dieser sechs an den verschiedensten Fundorten des einstigen Wendenlandes gefundenen Figuren zur Genüge, wie sie sämmtlich rücksichtlich der Bekleidung sich einander auffallend ähneln. Bei allen das kurze Kleid mit dem Wulst um die Hüften, dem sarmatischen Pelzrande; bei allen das steife Anliegen am Halse, bei allen der weite Aermel, in den der Arm ausläuft. Einzelne ähneln sich auch in der helmartigen Kopfbedeckung. Offenbar ist der Charakter der ganzen Figuren bei allen derselbe; man kann sich des festen Gedankens nicht erwehren, daß sie einem und demselben Volksstamm angehören, und da so bei Polabischen Wenden in Holstein (Wagrien), bei den Lutiziern (Murizen) in Meklenburg, den Ranen in Altvorpommern, den Czechen in Böhmen dieselben Figuren erscheinen, während, so viel wenigstens bis jetzt ermittelt werden konnte, in nicht von Wenden bewohnten Gauen Figuren dieses eigenthümlichen Charakters nicht gefunden sind, so darf man mit Bestimmtheit annehmen, daß diese Figuren den Wendischen Völkern eigen sind.

Wozu sie gedient haben, mag auch kaum noch in Zweifel gezogen werden. Es ist kaum ein anderer Gebrauch als der zum Götzenbilde denkbar. Hauptgötter werden sie, wie oben schon angedeutet ist, schwerlich dargestellt haben, da diese wenigstens nach den über solche vorhandenen Zeugnissen regelmäßig nur von Holz gewesen zu sein scheinen. Sie waren daher entweder Haus= oder Ortschaftsgötter, die es ja nach Helmolds und Saxos Zeugnissen sicher gab. (Praeter lucos atque penates, quibus agri et oppida redundabant. Helmold I, 52. Praeter penates enim et idola, quibus singula oppida redundabant, locus ille sanctimonium fuit universae terrae. Helm. I, 83. Iis tantum paene venerationis privatorum deorum dignitas concilia-

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verit, quantum apud Arkonenses publici numinis auctoritas possidebat. Saxo p. 841.) Oder aber sie dienten als Aufsätze auf die Kriegs=Vexillen, und wurden so dem Heere voran in den Krieg getragen (Thietmar VI, 16. 17. VII, 47). Drei der gedachten Götzenbilder lassen den Gebrauch durch Befestigung im Hause oder etwa an den Vexillen besonders vermuthen; bei dem zu Bliesdorf in Wagrien gefundenen Bilde läuft nämlich der eine Arm in ein sogen. Oehr aus, in welches der Fahnenstock anscheinend gesteckt wurde, um es zu befestigen; bei dem Rakowschen Götzen befindet sich am Rücken eine Erhöhung, welche nur gedient haben kann, um das Bild zur Befestigung an einen anderen Gegenstand einzuzwängen und der bei Waren gefundene Götze hat eine Schraube an einem Arm und an den Füßen, daneben ein eisernes Niet am andern Arm.

Als Penaten werden diese Götzen vielleicht eine bestimmte Wendische Gottheit und namentlich einen der bekannten Götter nicht dargestellt haben. Perun oder Prove, der in Polabien, also in Wagrien, verehrt wurde, war mit einem bestimmten Götzenbilde bekanntlich nicht bedacht, und eine Siwa, die nach Helmold's Zeugniß eine Göttin der Polabischen Wenden war und die auch bei Waren nach den alten Nachrichten verehrt wurde, welche Westphalen im 4. Bande der Monum. ined. giebt, ist in keiner der betreffenden Figuren zu finden. Daß fast allen diesen Figuren der eine Arm fehlt, läßt vermuthen, daß wir in denselben den Wendischen Gott Tur zu erkennen haben, der bei den Wenden mit dem von ihm abgeleiteten Fest Turice häufig erscheint und mit dem Scandinavischen Gott Tyr (Mars) identisch ist (Hanusch, die Wissenschaft des Slavischen Mythus, S. 26), welchem bekanntlich eine Hand fehlt, die nach der nordischen Sage ihm der Fenris=Wolf abgebissen hat. Auch findet diese Vermuthung Bestärkung in der Entdeckung, daß auch andere in Wendischen Gegenden gefundene Sinnbilder - ich meine hier die kleinen in der Neu=Strelitzischen Sammlung befindlichen, im Lande der Redarier gefundenen Stierbilder - auf einen Cultus des Tur oder Tyr bei den Wenden Meklenburgs entschieden hinweisen; eine Entdeckung, welche ich demnächst durch einen andern Aufsatz näher erörtern werde. Uebrigens halte ich mit den oben beschriebenen, sich einander ähnelnden Götzenbildern und den eben gedachten Stierbildern die noch vorhandenen Wendischen Götzenbilder nicht erschöpft; es scheint namentlich, daß der Handel den Wenden auch Götzenbilder von andern Völkern zurückgeführt hat, welche sie in

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Ermangelung der eigenen Bilder ebenfalls als Götzen gebrauchten und den eigenen Gottheiten unterlegten. Was in der Strelitzischen Sammlung neben den vorgedachten Bildchen noch als Götzenbilder, ganz abgesehen von den größtentheils als falsch bei Seite gesetzten Prilwitzer Idolen, angesprochen werden kann, darf einer besondern Mittheilung vorbehalten bleiben.

Erwarten wir nun, ob die Ergebnisse der obigen Untersuchung durch vielleicht noch tiefere Forscher Widerlegung finden; es ist genug, wenn dieselben der bisher leider sehr verschleierten Wahrheit näher führen, einerlei in welcher Richtung.

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