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Arabische Münze von Niex.

Zu Niex bei Schwan (Rostock) ward im Herbste 1870 beim Ackern eine Silbermünze gefunden, welche nach Gestalt und Gepräge eine arabische Münze zu sein schien. Der Herr Literat Stuhlmann zu Schwan erwarb die Münze und schenkte sie dem Vereine. Der sicher kundige Herr Geheime Hofrath, Professor Dr. Stickel zu Jena hat nun die Güte gehabt, die Münze folgendermaßen zu bestimmen:

"Das Stück ist eine barbarische Nachbildung einer Samaniden=Münze, auf deren einer Seite die erste Hälfte des muhamedanischen Glaubenssymbolum: "Kein Gott außer Allah allein, er hat keinen Genossen", und auf deren anderer der zweite Theil desselben: "Muhamed ist der Gesandte Allahs", gestanden hat. Die innere Umschrift der ersten Seite enthielt den Namen des Präge=Orts und Jahres, die zweite, äußere Umschrift einen Koranvers, ebenso die Umschrift der Rückseite. Unten stand noch der Name des samanidischen Fürsten, oder, hier vielmehr des

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Khalifen. So war das Original beschaffen, dessen Inschriften der Graveur dieses Stückes so wenig verstanden hat, daß er gar nicht die ordentlichen arabischen Buchstaben wiedergab, sondern nach Belieben ähnliche Züge machte und noch dazu in umgekehrter Richtung der Legenden. Es läßt sich darum auch das Jahr und der Präge=Ort des Originals nicht mehr angeben.

Uebrigens sind dergleichen barbarische Nachbildungen ziemlich häufig; das hiesige Großherzogl. Cabinet bewahrt davon gegen 20 Stück. Sie stammen, wie Frähn uns gelehrt hat, von den Wolga=Bulgharen, die mit den Ländern der Samaniden in regem Handelsverkehr gestanden haben müssen, deren Geld durch sie als erstes vermittelndes Glied nach dem Westen gelangte. Unter dem alten arabischen Gelde, das in Rußland und den Baltischen Küstenländern ausgegraben wird, trifft man nicht selten auch Münzen der Bulgharen.

Funde, denen Stücke dieser Art, wie das vorliegende beigegeben sind, können nicht vor dem Ende des 10. oder dem 11. christl. Jahrhundert dem Schooße der Erde anvertraut worden sein."

Der Fundort Niex wird auf Schwan zurückdeuten, wo im Jahre 1859 ein großer Silberfund vom Jahre 1030 gemacht ward, welcher auch viel arabisches Silber enthielt; vgl. Jahrb. XXVI, S. 245 und 279. Es ist immer möglich, daß die Münze von Niex von dem ehemaligen Besitzer des Schwaner Fundes ausging.

G. C. F. Lisch.