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Bronzegeräthe von Waren.

Auf der Feldmark der Stadt Waren liegt neben der Müritz ein kleiner See mit Moorgrund, die Feisneck genannt, welcher der Stadt gehört. In der Mitte dieses Sees liegt eine Insel, welche Burgwall genannt wird, da auf demselben ein regelmäßiger Burgwall steht, auf welchem vor Zeiten ein "fürstliches Schloß gestanden haben soll." Ohne Zweifel ist dieser Burgwall eine Anlage aus wendischer Zeit 1 ).


1) Vgl. L. Fromn's Beschreibung im Meklenb. Archiv für Landeskunde, Jahrg. XIV, 1864, S. 32 flgd.
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Nicht weit vom Ufer des Burgwalles sind vor einigen Jahren im Wasser von den Fischern zwei wichtige Bronzegeräthe gefunden und an den verstorbenen Burgemeister Pries abgeliefert, welcher sie im Jahre 1865 dem Verein übergeben hat.

Das vorzüglichste ist ein bronzenes Henkelgefäß, 3 3/4 Zoll hoch und 4 1/2 Zoll weit im Bauche, mit ausgerundetem Bauche und eingezogenem Halse und einem Henkel; das Ganze ist von sehr schöner Form. Das Gefäß, welches mit dem im Friderico-Francisceum Taf. XII, Fig. 2, abgebildeten von gleichem Styl und gleicher Arbeit, jedoch nur halb so groß ist, besteht aus sehr dünne gehämmerter Bronze. Der ganze Bauchrand, so weit er sich dem Auge in der Seitenansicht zeigt, ist mit Verzierungen bedeckt, welche von innen heraus getrieben sind. Es ist hiebet zu bemerken, daß das ganze Gefäß aus drei Stücken besteht und zusammen getrieben ist, ohne Vernietung und Löthung. Das eigentliche Gefäß besteht aus zwei halbkugelähnlichen Stücken, welche im Bauchende zusammengesetzt sind; die nach außen übergebogene Halsmündung bildet auch ein eigenes Stück. Durch die Verfertigung aus einzelnen Stücken haben diese sich leichter hämmern lassen. Der Henkel ist angenietet. Die Verzierungen sind folgendermaßen zusammengesetzt. Auf dem Bauchrande sind drei erhabene Streifen. An jeder Seite derselben liegt ein Band, welches abwechselnd mit einem halbkugelförmigen Knötchen und vier senkrechten Linien belegt ist. An jeder Seite dieses Bandes liegt ein erhabener Reif und an jeder Seite zum Schlusse eine Reihe halbkugelförmiger Knötchen oder Buckeln. Der Henkel ist an den Rändern mit eingegrabenen Queerlinien verziert.

Dieses Henkelgefäß gleicht also in Arbeitsweise und Verzierungen ganz den Bronzeschalen von Dahmen, Klein=Luckow und Basedow, welche in Jahrb. XIII, S. 376, und in der hier voraufgehenden Nachricht beschrieben und abgebildet sind. Außer den angegebenen Eigenthümlichkeiten ist auch der Fuß auf dieselbe Weise gestaltet. Ferner gleichen Arbeit und Verzierung der Bronzevase des Kesselwagens von Peccatel, welcher in Jahrb. IX, S. 369 flgd. beschrieben und auf der Lithographie dazu und in Jahrb. XXV, S. 219, abgebildet ist. Man darf also kein Bedenken tragen, dieses Henkelgefäß in die Zeit des Kesselwagens von Peccatel (und also der salomonischen Kesselwagen) zu setzen. Die von

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innen heraus getriebenen Buckeln sind auf allen diesen Gefäßen gleich und grade so groß und ebenso gestaltet, wie die Bronzebuckeln, die auf dem Ledergürtel aufgenietet sind, welcher in dem Grabe von Peccatel neben dem Kesselwagen gefunden und auf der Lithographie zu Jahrb. IX, Fig. 8, abgebildet sind. - Das Gefäß hat im Wasser auf der Seite gelegen und ist daher auf der einen Seite ohne Rost, auf der andern Seite mit festem, kalkigem Schlamm bedeckt, wie die Pfahlbaualterthümer von manchen Stellen des Bodensees z. B. von der Mainau.

Hiezu stimmt auch die neben dem Henkelgefäße im See gefundene hohl gegossene, kurze, bronzene Framea (Celt) mit Schaftloch und Oehr, deren Schneide sich sehr stark halbmondförmig schwingt.

Ob diese beiden Alterthümer einzeln im See verloren gegangen sind oder einem Pfahlbau angehören, hat sich noch nicht ermitteln lassen. Jedenfalls werden sie viel älter sein, als der Burgwall, mit dem sie wohl in keiner Verbindung stehen.

G. C. F. Lisch.