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Münzfund von Schwechow.

Vom

Archivrath, Pastor G. M. C. Masch.
zu Demern.

Zu Schwechow bei Hagenow sind im Frühling 1864 ungefähr 4 Fuß tief unter einer alten Buche in einem Beutel ungefähr 400 oder mehr silberne Bracteaten gefunden, von denen 207 ganze und 4 zerschnittene in die Hände des Gutsbesitzers Herrn Kammerherrn v. Laffert auf Schwechow gekommen sind, welcher sie dem Vereine zur Untersuchung und Auswahl (von 52 Stückend freigestellt hat.

Diese Bracteaten sind in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu stellen, wo bereits der strahlenförmige Rand auf den norddeutschen Hohlmünzen gebräuchlich geworden, während noch die etwas älteren mit glattem Rande in Umlauf waren. Die Mehrzahl von ihnen gehört nach Hamburg, nur 4, mit einem Löwen bezeichnet, sind braunschweigische, eine andere größere Zahl ist mit einem gekrönten Kopfe bezeichnet.

Die letztere Form fehlt in keinem Funde in Meklenburg, welcher Hohlmünzen aus dem Ende des 13. und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ans Licht gebracht hat. Sie haben entschieden die Fabrik der norddeutschen Hohlmünzen, starkes Blech, erhabenen Mittelrand, der das Bild einschließt, und ist der äußere Rand glatt oder gestrahlt, das Gepräge ist grob, das Gewicht stimmt zu den übrigen Hohlmünzen = 1/32 Loth. Es ist bereits oftmals von ihnen die Rede gewesen; während ich sie früher, wie es oft geschehen, nach Dänemark verwies (auch Schweden hat man sie zuschreiben wollen), habe ich später aus dem in Jahrbüchern XVII angegebenen Gründe Greifswald als Prägeort angenommen.

Das Vorkommen einer verhältnißmäßig großen Zahl dieser Form - 51 Stück - unter lauter Hamburger Pfennigen kann allerdings Bedenken gegen die Annahme Greifswalds erregen, aber eine Entscheidung kann dieser Umstand wohl nicht bringen: der Umlauf des Geldes hängt von gar vielen Zufälligkeiten ab, und der Gedanke liegt nahe genug, daß ein Greifswalder Kaufmann einem Hamburger eine Schuld in seiner Stadtmünze ausgezahlt, und daß letzterer

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seine Baarschaft bei einer herrannahenden Gefahr eiligst verborgen habe; außer der Straße von Greifswald nach Hamburg liegt der Fundort nicht.

Die Betrachtung des vorliegenden Vorraths hat aber zu folgenden Wahrnehmungen geführt:

1) daß sie entschieden derselben Fabrik angehören,

2) daß entschieden kein gekrönter Stierkopf in dem Bilde angenommen werden kann, denn die charakteristischen Hörner fehlen sicher,

3) daß der gekrönte Kopf auf der Mehrzahl ein Menschenkopf zu sein scheint, unförmlich freilich, aber doch bestimmbar als solcher,

4) daß aber auf 8 Exemplaren der Kopf ein, dem Stierkopf und den Meklenburgischen Hohlmünzen ähnlich, weit geöffnetes Maul hat, so daß dadurch der Kopf einem Leopardenkopfe gleicht.

Das Zahlverhältniß dieses Fundes, so weit er zur Untersuchung gekommen, ist folgendes:

     I. Hamburg
a. glatter Rand in 7 verschiedenen Typen 103
b. gestrahlter Rand in 5 verschiedenen Typen                     43
     II. Lüneburg
a. im glatten Rande in verschiedenen Typen 6
b. im gestrahlten Rand 1
     III. Kopf=Bracteaten
a. mit Menschenkopf 43
b. mit offenem Maule 9
unkenntlich 2
--- ----
207
zertheilte 4

Beschreibung der Münzen.

I. Hamburg.

a. Pfennige mit glattem Rande.

1) Nesselblatt in einem Portale aus 2 oben abgerundeten Säulen und einer sich dazwischen erhebenden Spitze mit Knopf gebildet. (40 Exempl.)
Gädechens, Hamb. Münzen, S. 330, Nr. 1265.

2) Zwischen den beiden Säulen ein gerader Abschluß und Spitze, besetzt mit einem Knopfe. (19 Exempl.)
Daselbst Nr. 1285.

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3) Hufeisenartiges Thor, aus dem sich oben eine Spitze mit einem Knopf erhebt, zu beiden Seiten der Spitze schwebt eine Kugel. (9 Exempl.)
Daselbst Nr. 1279.

4) Brückenbogen, in dem ein Nesselblatt, und darüber ein Nesselblatt. (1 Exempl.)

5) Im glatten Rande ein H, dem oben und unten zwei Nesselblätter eingeschoben sind. (9 Exempl.)
So hat Gädechens a. a. O. Nr. 1420 das Bild beschrieben, ich glaube aber, daß hier kein Buchstabe, sondern einfache bis an den Rand gehende Säulen dargestellt sind.

6) Nesselblatt in einem Thurm, dessen Seitenpfeiler bis an den Rand gehen, mit einem dazwischen stehenden Thürmchen mit 3 Zinnen. (21 Exempl.)
Gädechens Nr. 1344 nennt und bildet einen Dreizack, es ist aber sicher ein Thurm.

7) Desgleichen, die Zinnen stehen an einem Stiele auf dem Querbalken. (4 Exempl.)
Gädechens Nr. 1346.

b. Pfennige mit gestrahltem Rande.

1) Das Nesselblatt in einem Thor mit geraden bis an den Rand reichenden Seitenpfählen, zwischen denen sich oben ein Giebel mit einer Kugel erhebt, (16 Exempl.)
Gädechens S. 333, Nr. 1307.

2) Thor mit Giebel, dessen 3 Ecken durch Kugeln gebildet werden. (6 Exempl.)
Das. Nr. 1293.

3) Die Säulen gehen durch, statt der Kugel ein Stab. (1 Exempl.)

4) Die Säulen gehen durch, sind mit einem Balken verbunden, auf dem ein Thürmchen mit 3 Zinnen. (19 Exempl.)

5) Gerades Thor, über dem ein Thurm. (1 Exempl.)
Das. Nr. 1358.

II. Lüneburg.

a. Im glatten Rande.

1) Ein Löwe. Mehrere Stempel. (5 Exempl.)

2) Ein Löwe über einem Halbkreise zwischen den Pranken. (1 Exempl.)

b. Im gestrahlten Rande.

1) Ein Löwe.

III. Kopf=Bracteaten.

Sämmtlich mit gestrahltem Rande. (S. Einleitung.)

1) Ein gekrönter Menschenkopf, vorwärts gekehrt. (43 Ex.)

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2) Ein gekrönter Kopf mit offenem Maule. (9 Exempl.)

Unkenntlich waren 2 Münzen, zerschnitten 4 Stück, eine Hälfte und 3 Viertel.