Seite 188 |
|
:
Münzfund von Schwechow.
Vom
Archivrath, Pastor G. M. C. Masch.
zu Demern.
Zu Schwechow bei Hagenow sind im Frühling 1864 ungefähr 4 Fuß tief unter einer alten Buche in einem Beutel ungefähr 400 oder mehr silberne Bracteaten gefunden, von denen 207 ganze und 4 zerschnittene in die Hände des Gutsbesitzers Herrn Kammerherrn v. Laffert auf Schwechow gekommen sind, welcher sie dem Vereine zur Untersuchung und Auswahl (von 52 Stückend freigestellt hat.
Diese Bracteaten sind in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu stellen, wo bereits der strahlenförmige Rand auf den norddeutschen Hohlmünzen gebräuchlich geworden, während noch die etwas älteren mit glattem Rande in Umlauf waren. Die Mehrzahl von ihnen gehört nach Hamburg, nur 4, mit einem Löwen bezeichnet, sind braunschweigische, eine andere größere Zahl ist mit einem gekrönten Kopfe bezeichnet.
Die letztere Form fehlt in keinem Funde in Meklenburg, welcher Hohlmünzen aus dem Ende des 13. und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ans Licht gebracht hat. Sie haben entschieden die Fabrik der norddeutschen Hohlmünzen, starkes Blech, erhabenen Mittelrand, der das Bild einschließt, und ist der äußere Rand glatt oder gestrahlt, das Gepräge ist grob, das Gewicht stimmt zu den übrigen Hohlmünzen = 1/32 Loth. Es ist bereits oftmals von ihnen die Rede gewesen; während ich sie früher, wie es oft geschehen, nach Dänemark verwies (auch Schweden hat man sie zuschreiben wollen), habe ich später aus dem in Jahrbüchern XVII angegebenen Gründe Greifswald als Prägeort angenommen.
Das Vorkommen einer verhältnißmäßig großen Zahl dieser Form - 51 Stück - unter lauter Hamburger Pfennigen kann allerdings Bedenken gegen die Annahme Greifswalds erregen, aber eine Entscheidung kann dieser Umstand wohl nicht bringen: der Umlauf des Geldes hängt von gar vielen Zufälligkeiten ab, und der Gedanke liegt nahe genug, daß ein Greifswalder Kaufmann einem Hamburger eine Schuld in seiner Stadtmünze ausgezahlt, und daß letzterer
Seite 189 |
seine Baarschaft bei einer herrannahenden Gefahr eiligst verborgen habe; außer der Straße von Greifswald nach Hamburg liegt der Fundort nicht.
Die Betrachtung des vorliegenden Vorraths hat aber zu folgenden Wahrnehmungen geführt:
1) daß sie entschieden derselben Fabrik angehören,
2) daß entschieden kein gekrönter Stierkopf in dem Bilde angenommen werden kann, denn die charakteristischen Hörner fehlen sicher,
3) daß der gekrönte Kopf auf der Mehrzahl ein Menschenkopf zu sein scheint, unförmlich freilich, aber doch bestimmbar als solcher,
4) daß aber auf 8 Exemplaren der Kopf ein, dem Stierkopf und den Meklenburgischen Hohlmünzen ähnlich, weit geöffnetes Maul hat, so daß dadurch der Kopf einem Leopardenkopfe gleicht.
Das Zahlverhältniß dieses Fundes, so weit er zur Untersuchung gekommen, ist folgendes:
I. Hamburg | |
a. glatter Rand in 7 verschiedenen Typen | 103 |
b. gestrahlter Rand in 5 verschiedenen Typen | 43 |
II. Lüneburg | |
a. im glatten Rande in verschiedenen Typen | 6 |
b. im gestrahlten Rand | 1 |
III. Kopf=Bracteaten | |
a. mit Menschenkopf | 43 |
b. mit offenem Maule | 9 |
unkenntlich | 2 |
--- | ---- |
207 | |
zertheilte | 4 |
Beschreibung der Münzen.
I. Hamburg.
a. Pfennige mit glattem Rande.
1) Nesselblatt in einem Portale aus 2 oben
abgerundeten Säulen und einer sich dazwischen
erhebenden Spitze mit Knopf gebildet. (40
Exempl.)
Gädechens, Hamb. Münzen, S. 330,
Nr. 1265.
2) Zwischen den beiden Säulen ein gerader
Abschluß und Spitze, besetzt mit einem Knopfe.
(19 Exempl.)
Daselbst Nr. 1285.
Seite 190 |
3) Hufeisenartiges Thor, aus dem sich oben eine
Spitze mit einem Knopf erhebt, zu beiden Seiten
der Spitze schwebt eine Kugel. (9 Exempl.)
Daselbst Nr. 1279.
4) Brückenbogen, in dem ein Nesselblatt, und darüber ein Nesselblatt. (1 Exempl.)
5) Im glatten Rande ein H, dem oben und unten
zwei Nesselblätter eingeschoben sind. (9
Exempl.)
So hat Gädechens a. a. O. Nr. 1420
das Bild beschrieben, ich glaube aber, daß hier
kein Buchstabe, sondern einfache bis an den Rand
gehende Säulen dargestellt sind.
6) Nesselblatt in einem Thurm, dessen
Seitenpfeiler bis an den Rand gehen, mit einem
dazwischen stehenden Thürmchen mit 3 Zinnen. (21
Exempl.)
Gädechens Nr. 1344 nennt und
bildet einen Dreizack, es ist aber sicher ein Thurm.
7) Desgleichen, die Zinnen stehen an einem Stiele
auf dem Querbalken. (4 Exempl.)
Gädechens
Nr. 1346.
b. Pfennige mit gestrahltem Rande.
1) Das Nesselblatt in einem Thor mit geraden bis
an den Rand reichenden Seitenpfählen, zwischen
denen sich oben ein Giebel mit einer Kugel
erhebt, (16 Exempl.)
Gädechens S. 333, Nr. 1307.
2) Thor mit Giebel, dessen 3 Ecken durch Kugeln
gebildet werden. (6 Exempl.)
Das. Nr. 1293.
3) Die Säulen gehen durch, statt der Kugel ein Stab. (1 Exempl.)
4) Die Säulen gehen durch, sind mit einem Balken verbunden, auf dem ein Thürmchen mit 3 Zinnen. (19 Exempl.)
5) Gerades Thor, über dem ein Thurm. (1
Exempl.)
Das. Nr. 1358.
a. Im glatten Rande.
1) Ein Löwe. Mehrere Stempel. (5 Exempl.)
2) Ein Löwe über einem Halbkreise zwischen den Pranken. (1 Exempl.)
b. Im gestrahlten Rande.
1) Ein Löwe.
Sämmtlich mit gestrahltem Rande. (S. Einleitung.)
1) Ein gekrönter Menschenkopf, vorwärts gekehrt. (43 Ex.)
Seite 191 |
2) Ein gekrönter Kopf mit offenem Maule. (9 Exempl.)
Unkenntlich waren 2 Münzen, zerschnitten 4 Stück, eine Hälfte und 3 Viertel.